• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "AN EINEN INTENDANTEN: Tendenziöse Sendung" (30.01.1975)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "AN EINEN INTENDANTEN: Tendenziöse Sendung" (30.01.1975)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen BRIEF AN DIE REDAKTION

Mark Anzeigenerlös und beweist damit, daß er gar nicht unabhängig sein will." Das ist kein Zitat aus dem SPIEGEL, sondern der einzig mögliche Kommentar, der aus der Indoktrination der Mitteilung „Wer- beverzicht in Ärzteblättern" her- auszulesen ist.

Wie steht es nun mit der Glaubwür- digkeit der Zeitschriften, die sich zum Teil mit Anzeigen der Indu- strie selbst finanzieren? Dazu neh- me man den SPIEGEL Nr. 50 mit der Titelgeschichte „Jugend-Alko- holismus" in die Hand. Da heißt es im Vorspann: „Dem Alkohol verfal- len sind mindestens 100 000 west- deutsche Jugendliche — Kinder, oft zehn- oder zwölfjährig. Weder Ärzte noch Politiker wissen ein Mit- tel gegen die Sucht der Halbwüch- sigen ..." Dieselbe SPIEGEL-Num- mer bringt aber 13 ganzseitige, vier

2/3seitige und ebenso viele 1 /3seitige Anzeigen der Alkohol-Industrie. Die Titelgeschichte selbst umfaßt nur acht Seiten. Kann man an der Glaubwürdigkeit des SPIEGEL's zweifeln, weil er doppelt soviel Platz für Anzeigen mit den schönen Sprüchen „Bleib recht! Trinke echt! Trink ..." oder „Wo Männer sind ..." (da ist auch Whisky) wie für den Artikel über den Jugendal- koholismus zur Verfügung gestellt hat?

Nein, dadurch wird die Glaubwür- digkeit des SPIEGEL's nicht in Fra- ge gestellt, denn ob SPIEGEL oder Deutsches Ärzteblatt — Redaktion und Anzeigenabteilung haben nichts miteinander zu tun. Würde eine deutsche Whisky-Firma jetzt den SPIEGEL unter Druck setzen („Und stornieren wir ab sofort un- sere Anzeigen, weil Sie einen Arti- kel gegen den Alkoholismus ge- bracht haben ..."), so würde das dem SPIEGEL nichts ausmachen, denn er weiß, daß die alkoholi- sche Getränke vertreibenden Fir- men angesichts der hohen Zahl der Leserschaft des SPIEGEL's für ihre Produkte werben müssen.

Aber es ist nur eine „Erinnerungs- werbung" oder Konkurrenzwer- bung. Das heißt, die Whisky-Firmen

fordern nicht generell zum Trinken heraus, sondern sie bringen ihre spezielle Marke bei dem SPIEGEL- Leser in Erinnerung. Das weiß der SPIEGEL natürlich auch, und er weiß, daß die Anzeigen der Pharma-Industrie in den Blättern des Deutschen Ärzte-Verlags auch nur eine Erinnerungswerbung dar- stellt.

Was den SPIEGEL so unglaubwür- dig macht, ist, daß er in Heft 48 ei- nen moralischen Zeigefinger er- hebt: Der AMA-Verlag verzichtet auf neun Millionen Dollar Jahres- Anzeigen-Erlös. Der Deutsche Ärz- te-Verlag nimmt nach wie vor 40 Millionen Mark aus Pharma-Anzei- gen an. Jetzt, bitte lieber Deut- scher Ärzte-Verlag, verzichtet mal schön auf den Zaster, seid fromm und „frei" wie eure amerikani- schen Brüder.

Diesen moralischen Anspruch stellt selbstverständlich der SPIEGEL nicht an seinen eigenen Verlag.

Der SPIEGEL berichtet tapfer über die gesundheitlichen Schäden des Rauchens und Trinkens und kas- siert, ohne mit der Wimper zu zuk- ken, einen hohen Betrag für Anzei- gen, die für Tabakwaren und Alko- holika werben. Geschätzter Jahres- Anzeigenerlös aus dieser spezi- ell „gesundheitsschädlichen Wer- bung" für Tabak und Alkohol: 45 Millionen Mark.

Wo bleibt da die Moral? Nun, dem SPIEGEL ist es nicht um Moral zu tun. Die Nachricht „Werbeverzicht in Ärzteblättern" ist ein journalisti- scher Trick. Der SPIEGEL irrt sich allerdings, wenn er annimmt, es würden alle SPIEGEL-Leser auf diese billigen Tricks hereinfallen.

Spectator, in „Medical Tribune", Nr. 1 vom 3. Januar 1975

AN EINEN INTENDANTEN

Leserbriefe werden immer beachtet.

Was für alle Zeitungs- und Zeitschrif- tenredaktionen gilt, trifft auch für Funk und Fernsehen zu. Im folgenden ein Beispiel. der Brief, gerichtet an den WDR-Intendanten, bezieht sich auf die Sendung „Schichtwechsel"; er wurde uns in Kopie zugesandt:

Tendenziöse Sendung

Was immer Ihren Berichterstatter veranlaßt haben mag, einen derar- tigen eindeutig tendenziösen und fehlinformierenden Beitrag zu ver- fassen, den Sie als Verantwortli- cher senden ließen, wäre uns, die wir keine freipraktizierenden Ärzte sind, ausnehmend interessant zu erfahren. Man kann natürlich ver- suchen, Angestellte und Beamte gegen die Ärzte aufzubringen, in- dem man Beamten- und Angestell- tengehälter mit dem Einkommen selbständiger Ärzte vergleicht, da- bei jedoch Zeitaufwand, Risiken, Altersversorgung, Investitionen usw. — um nur Beispiele zu nen- nen — wie selbstverständlich au- ßer acht läßt. Desgleichen nimmt es sich gut aus, wenn man Ärzten 24 Prozent Einkommenssteigerung zuspricht zu einer Zeit, wenn die IG Metall nur 14 Prozent Lohnerhö- hung verlangt. Daß die Laufzeit und der Zeitpunkt der vertraglich vereinbarten Einkommenserhö- hung, von der die Rede war, nicht erwähnenswert scheint, ist schon sehr auffällig. Dann die Einkom- menssteigerung, die einige Jahre zurückliegt, von 24 Prozent zu zitie- ren — auch wenn die durch Mehr- arbeit bedingte 10prozentige Ein- kommenserhöhung nebenbei mit erwähnt wird — ist zumindest irre- führend. Es sei auch nebenbei er- wähnt, daß vertragliche Vereinba- rungen zwischen Ärzten und Kran- kenkassen in Form von Rahmen- verträgen nicht zwangsläufig eine Anhebung der Krankenkassenbei- träge der Arbeitnehmer bedeuten, wie es in der Sendung unterstellt schien...

Dr. Bahke, Dr. Hartmann, Dr. Hornung, Dr. Pauly, Dr. Wulf 2057 Wentorf

Hauptstraße 17b

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 5 vom 30. Januar 1975 283

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Nachsorge und Rehabilitation Grundsätzlich kann man formulie- ren: kein Alkoholiker sollte aus der ärztlichen Behandlung entlassen werden, der nicht einen festen Ar- beitsplatz,

PLEOMIX-B forte Dragees: Poly- neuritiden, Neuralgien, Fazialspasmen, Herpes zoster.. Gegenanzeigen: PLEOMIX-B forte Inj.-

In einer metaanalytischen Studie, die alle englischen experimentellen Studien über biologische Marker für Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen und Alkoholkon- sum zwischen 1965 und

Vorstellbar ist beispielsweise eine Hochdosisniko- tinersatztherapie, die Kombination von Nikotin und Bupropion, Langzeitniko- tinsubstitution oder die Integrationen

Dies und die Vorankündigung sowie Erläuterung auf der Vorpressekonferenz haben sicherlich mit dazu beigetragen, daß die Vertreterversamm- lung in diesem Jahr eine starke

Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen auf 7,5 bis 7,75 Prozent zu- rückbilden.. Wir empfehlen deshalb, die momentanen Renditen von

Diese Zahl wird je- doch nicht mit den in der Ro- ten Liste stehenden oder den insgesamt verfügbaren chemi- schen, synthetischen oder auf Monosubstanzen reduzierten

Die Forderungen der SPD, alles beim alten zu lassen, den Lei- stungskatalog der Krankenkassen üppig weiter ins Kraut schießen zu lassen, das Sachleistungsprinzip unbeeinträchtigt