Die Information:
Bericht und Meinung AUS ALLER WELT
e Einen merklichen Einfluß auf die Fruchtbarkeit der Überleben- den konnte niemand feststellen. Da die Japaner eine disziplinierte Fa- milienpolitik betreiben und sich auf ein bis maximal zwei Kinder be- schränken, sind derartige Untersu- chungen allerdings nur von gerin- gem Aussagewert. (Durch Tierex- perimente weiß man, daß man mit Bestrahlungen die Fortpflanzungs- fähigkeit so weit herabsetzen kann, daß Sterilität eintritt.)
O 2'/2 Prozent aller Überlebenden in einem Umkreis von einem Kilo- meter rund um das Explosionszen- trum erlitten Strahlenschäden an den Augenlinsen. Viele mußten sich einer Operation ,en Lin- sentrübung unterziehen.
O Die durchschnittliche Lebenser- wartung der Überlebenden ist ge- genüber der japanischen Normal- bevölkerung infolge des Auftre- tens zahlreicher unheilbarer Krebs- erkrankungen merklich verkürzt.
Dabei spielen zusätzlich natürlich die „klassischen" chirurgischen Verletzungen durch Gewalteinwir- kung und Verbrennung eine weite- re maßgebliche Rolle.
Zum 30. Jahrestag des ersten und bisher einzigen Atomwaffeneinsat- zes zur Vernichtung von Men- schenleben ergibt sich also eine grauenerregende Bilanz. In unserer schnellebigen und vergeßlichen Zeit ist es nützlich, sich an die Schrecken des Krieges und die mögliche Vernichtung der Men- schen durch Atomwaffen zu erin- nern. Im Blick über die Grenzen unsere Landes zu manchen weltpo- litischen Brennpunkten muß der Eindruck entstehen, daß viel zu viele Hitz- und Wirrköpfe verges- sen oder verdrängt haben, was auch ihnen ins Haus steht, wenn sie das Spiel mit dem Feuer weiter so leichtfertig betreiben wie bisher.
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Jürgen Bausch Kinderarzt
8 München 81,
Knappertsbuschstraße 18
VEREINIGTE STAATEN
Die AMA
bekommt mehr Geld
Die Delegiertenversammlung der American Medical Association hat Ende Juni in Atlantic City eine ganz erhebliche Erhöhung der Bei- träge beschlossen: von 110 auf 250 Dollar jährlich! Diesmal lag — an- ders als bei der Versammlung Ende 1974 in Portland — ein wohl- begründeter und durchgerechneter Finanzplan des Vorstandes vor — und nicht zuletzt wegen der seit- dem sehr schwierig gewordenen Situation auf dem Gebiet der Kunstfehlerklagen und der Arzt- haftpflicht war wohl die Überzeu- gung gewachsen, daß die amerika- nische Ärzteschaft eine schlagkräf- tige und vor allem finanziell gesun- de Zentralorganisation braucht. Mit dem neuen Beitrag hofft die AMA- Führung die auf 10 Millionen Dol- lar angewachsenen Schulden ab- bauen und in wenigen Jahren auch wieder Reserven ansammeln zu können. Im Dezember 1974 war dem Vorstand noch eine beschei- denere Beitragserhöhung verwei- gert und lediglich eine einmalige Zusatzzahlung von 60 Dollar pro Mitglied bewilligt worden. Der AMA gehören zur Zeit 170 000 zahlende Mitglieder an — der Austritt von rund sechs Prozent wegen der Bei- tragserhöhung ist schon einkalku- liert.
Kein Anzeigenverzicht — Im Gegenteil!
Auch ein anderer Beschluß von Portland wurde revidiert: Damals hatten die Delegierten einen Vor- schlag des Vorstandes, in den Zeit- schriften keine Anzeigen mehr an- zunehmen, zunächst angehalten und eine neue Prüfung verlangt. In Atlantic City forderten sie hinge- gen, daß die Zeitschriften „aggres- siv" um Anzeigen werben sollen:
Das Anzeigengeschäft soll also noch forciert werden. Zwar ist der Streit mit dem Finanzamt um die Versteuerung der Anzeigeneinnah-
men noch immer nicht ausgestan- den; man glaubt jedoch nach der Beitragserhöhung selbst einem ne- gativen Ausgang dieses Streites gewachsen zu sein. Die zehn Fach- zeitschriften der AMA sollen in Zu- kunft gemeinsam von ihr und den jeweiligen Fachgesellschaften her- ausgegeben werden. Ein anderer Vorstandsvorschlag wurde von den Delegierten ins Gegenteil verkehrt:
Nicht die Wartezimmerzeitschrift
„Today's Health" wird eingestellt, wie es der Vorstand eigentlich wünschte, sondern die sozioökono- mische Zeitschrift „Prism".
Auf dem Gebiet der sogenannten Kunstfehlerprozesse gingen die Delegierten ebenfalls über das vom Vorstand Vorgeschlagene hinaus:
Sie forderten die AMA auf, eine Rückversicherungsfirma zu grün- den. Dies wird dadurch erforder- lich, daß in einigen Bundesstaaten inzwischen ärzteeigene Haftpflicht- versicherungen ins Leben gerufen werden müssen, weil mit den kom- merziellen Versicherungen keine vernünftigen Abschlüsse mehr möglich sind. Diese arzteigenen Versicherungen benötigen jedbch den Rückhalt einer Rückversiche- rung. Verbunden ist die Einführung des arzteigenen Systems in einigen der bisher betroffenen Staaten mit der gesetzlich gedeckten oder auf Privatvereinbarung beruhenden Einführung eines Schiedsgerichts- verfahrens.
Ein Historiker
wird Gesundheitsminister
Währenddessen spielt sich auch auf der politischen Bühne eine Ver- änderung ab: Der Chef des Ge- sundheits- und Erziehungsministe- riums HEW, Caspar Weinberger, will seinen Posten, den er noch unter Nixon übernommen hat, ver- lassen. Sein Nachfolger wird der 39jährige Präsident der Universität von Alabama, der Historiker David Mathews. Damit beginnt Präsident Fords Wahlkampf im Süden: Die Ernennung dient dazu, Ford dort unten politische Unterstützung zu verschaffen. bt DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 32 vom 7. August 1975 2247