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Engesser, R. (2001). Erwarteter Massenbefall der Rosskastanien-Miniermotte blieb aus. Informationsblatt Wald, 8, 1-2.

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Academic year: 2022

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Inf.bl. Forsch.bereich Wald 8, 2001 1

8

ISSN 1424-5701

Wald

2001

Swiss Federal Research Institute WSL

Informationsblatt Forschungsbereich

Eidg. Forschungsanstalt WSL CH-8903 Birmensdorf

Institut fédéral de recherches WSL Istituto federale di ricerca WSL

Abb. 1: Frühzeitig verfärbte Rosskastanien- blätter deuten auf einen Befall der Rosska- stanien-Miniermotte hin (Bild: PBMD).

Erwarteter Massenbefall der Ross- kastanien-Miniermotte blieb aus

Im Sommer 2000 verfärbten sich in Zürich, Bern und Basel die Blätter vieler Rosskastanien schlagartig braun. Zahlreiche Medien berichteten über das unerwartete Blattsterben. Die Ursache war schnell gefunden: die Räupchen der Rosskastanien-Miniermotte Cameraria ohridella, eines eingewanderten Kleinschmetterlings, hatten die Blätter der Rosskastanien befallen. Für das Jahr 2001 wurde mit einem noch stärkeren Blattfrass durch die Schmetter- lingsraupen gerechnet. Der erwartete starke und deutlich sichtbare Befall der Rosskastanien durch die Motte blieb jedoch weitgehend aus.

Roland Engesser

Die Rosskastanie (Aesculus hippo- castanum) ist eine beliebte und häufig verwendete Baumart im Stadtgebiet.

Sie ist als Schattenspender in Parks und Gärten sowie als Alleebaum kaum wegzudenken. Mit dem Eintreffen der Rosskastanien-Miniermotte ist diese Baumart einer neuen Gefahrenquelle ausgesetzt. Die Herkunft des Klein- schmetterlings ist bis heute unbekannt.

In Europa wurde er erstmals 1984 am Ohridsee in Mazedonien beobachtet.

Danach breitete er sich in Österreich (1989) Ungarn (1993) und Deutsch-

land (1996) aus. Heute kommt die Motte bereits in Italien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden vor.

In der Schweiz wurde Cameraria ohridella 1998 erstmals vereinzelt in Bern und durch den Phytosanitären Beobachtungs- und Meldedienstes (PBMD) der WSL im St. Galler Rhein- tal nachgewiesen. Bereits 2 Jahre spä- ter hatten die Tiere viele Rosskastanien in Schweizer Städten massiv befallen.

Der Grund für das diesjährige Aus- bleiben des massenhaften Auftretens der Motte ist unbekannt. In sporadischen Untersuchungen von Rosskastanienblät- tern aus verschiedenen Regionen der Schweiz wurden die Frassgänge (Blatt- minen) der Motte nur in geringem Aus- mass festgestellt. Möglicherweise ver- hinderte der plötzliche Kälteeinbruch zur Zeit der Kirschenblüte im Juni und die anschliessende feucht kalte Witte- rung eine stärkere Verbreitung. Ob- wohl die Motte im vergangenen Som- mer offensichtlich wenig Schaden an- richtete, wurden trotzdem noch ge- nügend auffällig verfärbte Rosskasta- nien beobachtet. Aus Zurzach meldete der zuständige Förster, dass die Ross- kastanien entlang einer Hauptstrasse bereits im Juni braun verfärbte Blätter aufwiesen. Mittels der auf dem Internet plaziertem Diagnosehilfe des PBMD ermittelte der Förster den Pilz Gui- gnardia aesculi als Verursacher der Blattbräune, was sich anhand einer weiteren Abklärung vor Ort bestätigte.

Generell zeigte sich im Laufe des Jah-

Editorial

Der Hauptbeitrag dieses Informations- blattes ist diesmal der Rosskastanie bzw. jener Miniermotte gewidmet, die seit kurzem den Rosskastanien arg zusetzt und die Medien veranlasste über das «Blattsterben» der Kastanien zu berichten. Immer wieder werden Förster und vor allem Forstschutzbe- auftragte mit diesem neuen Phänomen konfrontiert und nach den Ursachen gefragt. Der PBMD hat sich diesem Thema angenommen und für Sie die wichtigsten Kenntnisse zusammenge- stellt.

Mit kriminalistischen Methoden Baumwurzeln bestimmen? Diese Fra- ge stellt sich vielleicht weniger bei der praktischen Arbeit im Wald, doch wenn wir Zusammenhänge in Waldöko- systemen und den Einfluss von Um- weltveränderungen auf den Wald er- kennen wollen, eröffnen molekularge- netische Methode neue Perspektiven.

Wo sich Forschung und Praxis be- gegnen, da wird Wissen ausgetauscht, voneinander gelernt und konstruktiv kritisiert. In zwei Kurzbeiträgen be- richten wir über Kontakte zwischen Forschung und Praxis: von der Son- derschau «Zukunft – Wald» an der Forstmesse in Luzern und vom Tref- fen der Gebirgswaldpflegegruppe, die

«Von Vivian für Lothar lernen» woll- te. Besonders gefreut hat mich die kri- tische Stellungnahme des geschätzten Kollegen Roberto Buffi zum Beitrag über die Dynamik nach Waldbränden auf der Alpensüdseite im Informa- tionsblatt Nr.7. «Die Natur verstehen – nicht verbessern» ist der Leitgedanke seines Beitrages.

Ich würde mich freuen, wenn auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, uns in Zukunft vermehrt ihre Meinung offen mitteilen würden. Es ist mein Wunsch, dass Wissen und Erfahrungen in beide Richtungen reichlich fliessen. Das In- formationsblatt Wald mit seinen über zweitausend Abonnenten bietet allen am Wald und an der Waldforschung Interessierten eine Plattform dazu.

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen

Bernhard Oester

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2 Inf.bl. Forsch.bereich Wald 8, 2001

Wer sich weiterhin während der ge- samten Vegetationszeit an Rosskasta- nien mit mehrheitlich grünen Blättern erfreuen will, dem stehen verschiede- ne Massnahmen zur Verfügung. Wird das abgefallene Laub im Herbst einge- sammelt und kompostiert, so werden die darin überwinternden Puppen der Miniermotte wie auch die Überwinte- rungsform des Blattbräune-Pilzes ver- nichtet, was den Neubefall im folgen- den Frühling reduziert. Gute gärtneri- sche Pflege, insbesondere gute Nähr- stoff- und Wasserversorgung während Trockenperioden, fördert die Wider- standsfähigkeit der Bäume. In Situa- tionen, in denen keinerlei Beeinträch- tigung des Laubes durch Pilz- oder Mottenbefall geduldet werden, können die Rosskastanienblätter mit geeigne- Abb. 2: Die Rosskastanien-Miniermotte Cameraria ohridella ist ein zugewanderter, 3 mm langer Kleinschmetterling (Bild: Entomologie WSL).

res 2001, dass frühzeitige Blattverfär- bungen der Rosskastanie mehrheitlich durch die Guignardia-Blattbräune – entlang von Strassen auch durch hohe Streusalz-Konzentrationen im Boden – verursacht wurden und die Minier- motte nur gelegentlich daran mitbetei- ligt war. Die augenfälligen Auswir- kungen eines gleichzeitigen Befalls der Rosskastanienblätter durch den Blatt- bräunepilz und die Rosskastanien- Miniermotte wurde entlang des Rheins bei Eglisau beobachtet.

Trotz der teilweise massiven Blatt- verfärbungen erweisen sich die Ross- kastanien als äusserst widerstandsfähig.

Es ist davon auszugehen, dass weder Motten- noch Pilzbefall noch eine Kom- bination der beiden die Rosskastanien ernsthaft gefährden. In einigen Städten in Österreich sind Rosskastanien seit zehn Jahren alljährlich dem gleichzei- tigen Befall durch Motte und Pilz aus- gesetzt, ohne dass es unter den Rosska- stanien zu erwähnenswerten Ausfällen gekommen ist. Ob dies auch weiterhin so bleibt, wird sich zeigen.

Résumé

En été 2000, de nombreux marronniers avaient subitement bruni à Zurich, Berne et Bâle. Les chenilles de la teigne minière du marronnier Cameraria ohridella, un petit papillon immigré en Suisse, en étai- ent la cause. Ces phytophages auraient dû dévorer une grande quantité de feuilles au cours de cette année. Mais, pour des raisons inexplicables, leur action fut à peine remarquée. De forts brunissements furent également constatés sur les mar- ronniers de certaines régions. Or ces co- lorations sont principalement dues à une attaque du champignon Guignardia aes- culi et non à la teigne minière.

Identifizierung von Baumwurzeln – eine kriminalistische Kleinarbeit

Bis heute war es nicht möglich, Feinwurzeln von Bäumen, wenn sie mit Erdproben dem Waldboden entnommen werden, mit einer zuverlässigen Methode sicher zu bestimmen. In diesem Artikel stellen wir eine neue Methode vor, mit der eine Baumart oder Baumartengruppe, ähnlich wie in der modernen Kriminalistik, dank geringen Mengen der Erbsubstanz iden- tifiziert werden kann.

Ivano Brunner und Christoph Sperisen Für Waldökologen und Forstleute ist es ein alter Wunsch, Wurzeln, die in Erdproben von Waldböden enthalten sind, einer bestimmten Baumart zuzu- ordnen. Bisher mussten dazu die Wur- zeln unter dem Mikroskop morpholo- gisch und anatomisch untersucht wer-

den. Dies ist oftmals schwierig, da Entwicklungszustand und Standorts- faktoren das Erscheinungsbild der Wurzeln erheblich beeinflussen. Dazu kommt, dass junge und physiologisch aktive Feinwurzeln (Durchmesser

< 2 mm) kaum differenziert sind.

ten Präparaten geschützt werden. In Österreich zeigten Experimente, dass die Blätter der Rosskastanien mit einer einmaligen Behandlung mit Difluben- zuron wirksam gegen Miniermotten- befall geschützt werden können. Dazu muss jedoch der Anwendungszeitpunkt vor der ersten Eiablage exakt getroffen werden und bekannt sein, ob die Be- völkerung diese Massnahme akzeptiert.

Die Behandlung einer alten Rosskasta- nie mit einem Insektizid ist technisch schwierig und somit auch teuer, so dass ein derartiges Vorgehen nur in Aus- nahmefällen in Betracht kommt.

Die Einwanderung der Rosskasta- nien-Miniermotte hat aber auch einige positive Aspekte. Aus der speziellen Sicht des «Pflanzendoktors» oder auch des Naturfreundes können Interessier- te dank dem Vorkommen dieser Insek- tenart einen interessanten Organismus und sein gelegentlich auffälliges Wir- ken in der freien Natur beobachten und bestaunen. Die von blossem Auge un- scheinbar wirkende Motte zeigt sich unter einer Lupe als recht farbiger und filigran ausgestatteter Schmetterling.

Diese eher ästhetische Sichtweise wird allerdings einen betroffenen Baumbe- sitzer kaum trösten.

Wer sich vertieft über die Rosskasta- nien-Miniermotte informieren will, fin- det umfassende Angaben im Internet unter http://fbva.forvie.ac.at/400/1061.html und http://www.cameraria.de. Der eilige Leser mit Interesse an diagno- stischen Aspekten kann sich auch unter http://www.pbmd.ch (Übersicht) infor- mieren.

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