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Archiv "Deutsche Wissenschaftler in den Vereinigten Staaten: Die Rückkehr ist mit Hindernissen verbunden" (28.11.1997)

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Für viele junge, ambitionierte Wissenschaftler gelten die Vereinig- ten Staaten von Amerika als „Mek- ka“ der Forschung. Ein mehrjähriger Auslandsaufenthalt wird nicht zuletzt auch unter dem Aspekt angestrebt, daß man sich nach der Rückkehr ver- besserte Karrierechancen in Deutsch- land verspricht. Allein an den 20 Kilo- meter nordwestlich der Hauptstadt

Washington DC gelegenen Nationa- len Gesundheitsinstituten (NIH) – es ist die weltgrößte biomedizinische Forschungseinrichtung mit ungefähr 6 000 Wissenschaftlern aus aller Welt und einem Jahresetat von über zwölf Milliarden Dollar – arbeiten mehr als 130 deutsche Forscher.

Der größte Teil von ihnen wird in der Regel für zwei Jahre im Rahmen von Exzellenzprogrammen von der öffentlichen Hand aus Deutschland gefördert, um in den USA ihre Aus- bildung zu erweitern, Techniken zu erlernen und auch allgemein zum in- ternationalen Austausch zwischen Forschungseinrichtungen und Klini- ken beizutragen. Im Anschluß an ihren Forschungsaufenthalt sollen die Wissenschaftler idealerweise nach Deutschland zurückkehren, um dort fruchtbar zur Innovation des For-

schungsprozesses und der klinischen Versorgung beizutragen.

Doch die Rückkehr gestaltet sich in vielen Fällen schwieriger als erwar- tet. Wurden Wissenschaftler mit nachgewiesenem Aufenthalt an re- nommierten US-Instituten bisher be- vorzugt „zu Hause“ wieder einge- gliedert, erfahren die Betroffenen im- mer häufiger Widerstände. Aus die- sem Grund folgten zirka 160 Stipen- diaten, die im Großraum Washingtons arbeiten, ei- ner Einladung der Deutschen Botschaft zu einem Treffen mit Vertre- tern deut- scher Förder- einrichtungen.

Ziel dieses er- sten Treffens war beson- ders eine di- rekte persönliche Kontaktaufnah- me zwischen den Stipendiaten, den Fördereinrichtungen in Deutschland, wie Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Tech- nologie (BMBF), Deutsche For- schungsgemeinschaft (DFG), Alex- ander-von-Humboldt-Stiftung und Deutscher Akademischer Austausch- dienst (DAAD), und Vertretern der Regierung und Ministerien in Washington.

Zu den größten Sorgen der For- scher gehören berufliche Anschluß- Schwierigkeiten nach den Stipendien- aufenthalten, wobei im Vordergrund die Suche nach einem Arbeitsplatz steht, der die ohnehin nicht immer problemfreie Fortsetzung der in den USA begonnenen Projekte ermög- licht. Selbst Anfragen für Vortrags- und Gesprächstermine an deutschen

Hochschulen, während der – von den Stipendiaten in der Regel selbst finan- zierten – Deutschlandaufenthalte, werden zum Teil mit Verweis auf die angespannte Stellensituation abge- wiesen.

Weitere Probleme betreffen lük- kenhafte attraktive Rückführungs- programme, Inflexibilität der Ge- setzgebung und die allgemeine deut- sche Hochschulstruktur. Außerdem wurde auf unterschiedliche kulturelle Aspekte wie die „merkantile“ US- amerikanische Gesellschaft aufmerk- sam gemacht. Neu aufgetretene finan- zielle Probleme, die sich aus der Art der Stipendienauszahlung ergeben, wurden ebenfalls genannt. Da die Sti- pendien unabhängig vom Dollarkurs in DM gezahlt werden und es im letz- ten Jahr zu einem starken Kursverlust der DM gegenüber dem Dollar ge- kommen ist, haben die Stipendiaten zusammen mit einer überdurch- schnittlichen Preissteigerung in den Ballungszentren der USA erhebli- che Einkommensverluste hinnehmen müssen.

Hinzu kommt, daß sich Stipen- diaten im Inland und Ausland in der Regel selbst renten- und krankenver- sichern müssen. Ebenso wurden Be- denken zu der Finanzierung und ge- nerellen Struktur biomedizinischer Forschung und Entwicklung in Deutschland geäußert. So fällt einer Reihe von Wissenschaftlern allein im Angesicht der momentan sehr „rosi- gen“ staatlichen Forschungsfinanzie- rung und der prosperierenden biome- dizinischen und pharmazeutischen In- dustrie in den USA die Rückkehr in die Bundesrepublik schwer.

Für Ärzte ist darüber hinaus auch eine klinisch-wissenschaftliche Tätig- keit in den Staaten, sofern sie die Ein- gangsvoraussetzungen wie das ameri- kanische Staatsexamen erfüllen, eine überlegenswerte Alternative zur Hochschullaufbahn in deutschen Uni- versitäten, die nicht nur unter der bekannten Unterfinanzierung und dem gebeutelten und staatlich regle- mentierten Gesundheitssystem in Deutschland leiden.

Bemerkenswert ist in diesem Zu- sammenhang auch, daß, verglichen mit der großen Zahl deutscher Stipen- diaten, die zeitweise in die USA ge- hen, nur eine kaum nennenswerte A-3248 (36) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 48, 28. November 1997

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Deutsche Wissenschaftler in den Vereinigten Staaten

Die Rückkehr ist mit

Hindernissen verbunden

Ein „Mekka“ der Forschung: Die National Institutes of Health in Bethesda Foto: NIH

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Anzahl amerikanischer Wissenschaft- ler nach Deutschland kommt. Sind die Gründe nur sprachlicher Natur, oder betrachten amerikanische Wis- senschaftler den Schritt an eine deut- sche Forschungseinrichtung etwa als einen „Karriereknick“? Ein ausgegli- cheneres bilaterales Verhältnis wäre auf jeden Fall wünschenswert für die deutsche Forschung und den kulturel- len Austauch. Wünschenswert wäre auch, einerseits interessantere Rah- menbedingungen für die deutsche Pharma- und biomedizinische Indu- strie zu schaffen, Firmengründungen durch junge Forscher anzuregen und zu fördern und andererseits die Ko- operation von industrieller und staat- licher Forschung auszubauen.

In Zukunft soll der nun begonne- ne engere Austausch fortgesetzt wer- den. Vielversprechende Ansätze dazu

hat es schon in Form einer Sprech- stunde gegeben, die die DFG im An- schluß erstmalig für die Stipendiaten vor Ort angeboten hat. Gemeinsam mit den Fördereinrichtungen und Vertretungen der Bundesregierung und der Bundesministerien vor Ort soll in erster Linie zu der Entwicklung einer moderneren und leistungsfähi- geren Forschung in Deutschland bei- getragen werden. Das Ziel ist dabei nicht die einfache und unrelativierte Kopie des amerikanischen Systems, sondern eine Forschungsstruktur, die deutsch-europäischen Rahmenbedin- gungen Rechnung trägt.

Anschrift des Verfassers Dr. med. Axel Wellmann National Cancer Institute, NIH Building 10 2N 109

Bethesda, MD 20892

A-3250

P O L I T I K MEDIZINREPORT

(38) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 48, 28. November 1997 Natürliche und synthetische

Cannabinoide haben nicht nur einen direkten Effekt auf die Schmerzlei- tung im zentralen und peripheren Nervensystem, sie können auch Hy- peralgesien verhindern. Dies belegen mehrere neue Studien, die auf dem Jahrestreffen der amerikanischen So- ciety for Neuroscience in New Or- leans vorgestellt wurden. Daß die schmerzlindernde Wirkung von Cannabinoiden und Opiaten auf un- terschiedlichen Mechanismen beruht, konnte Jeffrey Vivian von der Univer- sity of Michigan Medical School durch Versuche an Rhesusaffen nachweisen.

Die Tiere zogen ihre Schwänze (im Vergleich zu Pla- zebo) weniger schnell aus einem 50 Grad Celsius heißen Wasser- bad zurück, wenn sie zuvor den natürlichen Inhaltsstoff der Cannabispflanze, Delta-9-Te- trahydrocannabinol (THC), das synthetische Cannabinoid WIN 55212-2, Heroin oder das syn- thetische Opioid U69593 erhal- ten hatten. „Die Schmerzlinde- rung war dosisabhängig und für die Opioide generell besser“,

beobachtete Vivian. Dem meist ho- hen Suchtpotential der Opioide stün- de die teilweise sehr schnelle Tole- ranzentwicklung mit den meisten Cannabinoiden gegenüber.

Spezifischer Rezeptorblocker

Die Unabhängigkeit beider schmerzlindernder Systeme demon- strierte Vivian durch den Einsatz mehrerer spezifischer Rezeptor- blocker. So konnte der Cannabinoid- Rezeptor-Antagonist SR141716A die

Wirkung von THC und WIN 55212-2 unterdrücken, hatte aber keinen Ein- fluß auf die Opioide Heroin und U69593. Umgekehrt zeigte der Opio- id-Rezeptor-Antagonist Quadazocin keine Wirkung auf die Cannabinoide.

„Dies beweist die Unabhängigkeit der Cannabinoid- und Opioid-Systeme hinsichtlich der Schmerzlinderung“, faßte Vivian die Resultate seiner Ar- beitsgruppe zusammen.

In einer weiteren Untersuchung gelang es Donald Simone und seinen Kollegen von der University of Min- nesota, eine experimentell induzierte Hyperalgesie bei Ratten vollständig zu verhindern. Bei diesem Versuch wurde den Tieren Capsaicin in den Hinterlauf injiziert – eine Verbindung, die Chilischoten ihre Schärfe verleiht.

Die so erzeugte Hyperalgesie, die an- hand der Druck- und Wärmeempfind- lichkeit der Ratten quantifiziert wur- de, konnten die Forscher dosisabhän- gig durch WIN 55212-2 mindern.

Eine vor der Injektion von Cap- saicin verabreichte Dosis von 100 Mi- krogramm pro Kilogramm Körperge- wicht war ausreichend, um die Hyper- algesie vollständig zu unterdrücken, ohne die Reflexe der Versuchstiere – beispielsweise gegenüber Hitze – zu beeinflussen. „Wir wissen jetzt, daß Cannabinoide sowohl die Schmerzlei- tung als auch die Hyperaktivität spi- naler Neuronen blockieren können“, sagte Simone.

Die Möglichkeit, Cannabinoide zur lokalen Schmerzlinderung einzu- setzen, hat Kenneth Hargreaves von der University of Texas an einem wei- teren Tiermodell erfolgreich unter- sucht. Dabei fand der Pharmakologe heraus, daß Anandamid – ein weiteres natürliches Cannabinoid – sowohl prophylaktisch als auch nach einer Verletzung eingesetzt werden kann.

An isolierten Hautstücken ver- ringert diese Verbindung anschei- nend die Durchlässigkeit von Blutge- fäßen und verhindert so die Freiset- zung schmerzverstärkender Verbin- dungen. Aus dieser und einer Reihe ähnlicher Untersuchungen zieht Hargreaves den Schluß, daß „die pe- riphere Anwendung von Cannabi- noiden eine neue Schmerztherapie darstellen könnte, die Nebenwirkun- gen auf das zentrale Nervensystem vermeidet“. Michael Simm

Cannabis beschäftigt die Schmerzforscher

Anbau von Hanf (Cannabis) für industrielle Zwecke Foto: dpa

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