Die Information:
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
trotz aller Mängel — der vollpau- schalierte Pflegesatz befürwortet.
Alternative Berechnungsformen, etwa degressive Pflegesätze, Fall- und Kostenpauschalen sollen auf freiwilliger Basis nur dann gegen- über den tagesgleichen Pflegesät- zen zum Zuge kommen, soweit sich diese Verfahren bewähren und das Kostendeckungsprinzip gewahrt bleibt. Der Gewinn- und Verlustausgleich sollte abge- schafft und Überschüsse sollten den Häusern belassen werden (nicht vertretbare Verluste sind je- doch auszugleichen).
Kostenübernahme-Erklärungen, wie sie von der PKV angestrebt werden, könnten nur dann akzep- tiert werden, wenn gleichzeitig Vorschußzahlungen vereinbart würden. (Ähnliches gilt für den RVO-Kran kenkassensektor.) Im Gegensatz zu den Kassen lehnt es die Deutsche Krankenhausge- sellschaft ab, die Kosten der In- standhaltung und Instandsetzung künftig dem Investitionskostenbe- reich und damit den von der öf- fentlichen Hand zu übernehmen- den Vorhaltekosten zuzuschla- gen. HC
Behinderte Kinder:
Keine Fahrtkostenerstattung für beide Eltern
Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen so zu ändern, daß künftig auch Fahrtko- sten für beide Elternteile erstattet werden müssen, die bei der ärztli- chen Betreuung körperlich behin- derter Kinder anfallen. Dies erklär- te Staatssekretär Hermann Busch- fort in der Fragestunde des Bun- destages. Die §§ 194 und 182 b der
Reichsversicherungsordnung (RVO) ließen den Krankenkassen einen hinreichenden Ermessens- spielraum, um diese Fragen eigen- ständig lösen zu können, erklärte der Staatssekretär des Bundesmi- nisteriums für Arbeit und Sozial- ordnung. WZ
Pflegeberufe:
Jede zehnte Stelle unbesetzt
Der Behauptung, die Krankenhäu- ser hätten sich in den vergange- nen Jahren „mit Personal vollge- sogen", ist jetzt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), Düsseldorf, als Spitzenorganisa- tion der 3416 bundesdeutschen Krankenhäuser mit konkreten Ge- genbeweisen entgegengetreten:
Eine im Auftrag des Bundesmini- steridms für Jugend, Familie und Gesundheit durchgeführte Unter- suchung über den gegenwärtigen und künftigen Bedarf an Pflege- kräften in der Bundesrepublik Deutschland (sogenannte Kran- kenpflege-Enquete) ergab, daß heute bereits jede zehnte bedarfs- notwendige Stelle in den Kranken- häusern unbesetzt sei. Gegenwär- tig gebe es 262 000 Pflegeperso- nen, der Bedarf hingegen sei auf 290 000 Planstellen zu veranschla-
-ZITAT
Kein Dogma
„Die Kosten in Grenzen zu halten — trotz Krankenver-
sicherungs-Kostendämp- fungsgesetz—ist eine dauern- de Aufgabe. Dabei darf das Prinzip der einnahmenorien- tierten Ausgabenpolitik nicht als Dogma mißverstanden werden. Notwendige Ratio- nalisierungen im kosten- trächtigen Gesundheitswe- sen dürfen sich nicht zu La- sten der Humanität für die Betroffenen (Patienten und Beschäftigte) auswirken."
Werner Vitt, Mitglied des SPD-Parteivorstandes und stellvertretender Vorsitzen- der der IG Chemie, Keramik vor dem 16. Bundeskongreß der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Ge- sundheitswesen (ASG).
gen. Nach Berechnungen der DKG steige der Bedarf an Pflegekräften in den Krankenhäusern bis 1985 um weitere 30 000 auf 320 000 an.
Bezogen auf den heutigen Be- stand, seien danach in den näch- sten Jahren 60 000 zusätzliche Krankenschwestern und Kranken- pfleger erforderlich. Die Kranken- hausgesellschaft führt diesen Zu- satzbedarf im wesentlichen auf die in den Krankenhausbedarfsplänen erwartete und unterstellte weitere Verkürzung der Verweildauer zu- rück. Diese sei jedoch nur dann zu verwirklichen, wenn die pflegeri- sche Versorgung intensiviert und der Personalaufwand vermehrt werde.
Die Krankenpflege-Enquete zeigt für 1985, daß der Pflegebedarf bis auf 12 000 Pflegek-räfte reduziert werden könne, wenn der Zugang zu den pflegerischen Berufen in den nächsten Jahren in dem Maße weiter zunimmt, wie er in den letz- ten Jahren beobachtet wurde. Vor- dringlich sei aber, die bestehen- den Ausbildungsstätten an den Krankenhäusern der erwarteten Nachfrage anzupassen. Zuvor müsse aber eine kostendeckende Finanzierung der beruflichen Bil- dung im Rahmen des Kranken- hausfinanzierungs- und Pflege- satzrechtes sichergestellt werden.
Spätestens 1990 wird eine erneute Zuspitzung der Personalprobleme der Krankenhäuser erwartet. Vor- aussichtlich ab Mitte der achtziger Jahre nehmen die Schülerzahlen stark ab. Auch bei einem verlän- gerten Mutterschutz von acht Wo- chen auf sechs Monate (Gesetzes- vorlage der Bundesregierung) würden mehr als 4000 Kranken- pflegekräfte zusätzlich benötigt.
Hinzu kämen weitere 3200 zusätz- lich einzuplanende Pflegekräfte, wenn, ein gesetzlicher Bildungsur- laub auf breiter Front realisiert würde. Noch utopischer wäre der Personalaufwand, wenn die 35- Stunden-Woche generell einge- führt würde: Geschätzter Zusatz- bedarf bis 1985 dann: 45 000 Pfle- gekräfte! HC
2078 Heft 33 vom 16. August 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT