Pflanzenbestände lassen sich nicht nur über die Artenzusammensetzung sondern auch mit Hilfe von anderen Merkmalen wie z.B. Lebensformen- oder Blühphasentypen charakterisieren. In diesem Artikel wird gezeigt, dass sich drei Buchenwaldgesellschaften aufgrund von 9 Blühphasentypen gleich gut voneinander unterscheiden lassen wie mit Hilfe von traditionellen Vegetationsaufnahmen mit insgesamt 106 Arten.
Bertil 0. Krilsi, Iris Gödickemeier, Martin Schütz Zur Beschreibung von Pflanzenbe- ständen können anstelle von taxo- nomischen auch physiognomische, morphologische oder anatomische Merkmale verwendet werden, z.B.
Blühphasen-, Lebensformen- oder Wuchsformen-Typen. Merkmalsbe- zogene Beschreibungen von Pflanzen- beständen müssen nicht grundsätzlich schlechter sein als traditionelle Be- schreibungen mit Hilfe von Artenlisten.
Man kann argumentieren, dass merk- malsbezogene Beschreibungen öko- logisch sinnvoll sind, weil
- die Bausteine eines Pflanzen- bestandes, die Arten, auch bestimm- te Lebensformen- bzw. Funktions- typen repräsentieren,
- jeder Lebensformen- und Funktions- typ eine bestimmte Aufgabe im Gesamtbestand erfüllt,
- es von zweitrangiger Bedeutung ist, durch welche Art eine bestimmte Aufgabe oder Funktion wahrgenom- men wird.
Grundsätzlich sind merkmalsbezogene Beschreibungen vor allem dann sinn-
Blüh- phasen
.
..
. . . • •••••.... . o ..••...•••...•.••.••...•••••....•.... + ••••
0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0
voll, wenn die Arten nicht oder unge- nügend bekannt sind oder wenn die untersuchten Bestände sehr artenreich sind. Solche Beschreibungen können aber auch in anderen Fällen von Nut- zen sein.
Im vorliegenden Artikel wird ver- sucht, Aronstab-, Waldmeister- und Bergseggen-Buchenwälder aufgrund von Blühphasen- und Lebensformen- Typen zu charakterisieren und vonein- ander zu unterscheiden. Dabei wird die Menge von Informationen aus dem Vorkommen und der Häufigkeit von 106 Arten, welche in den ursprüngli- chen Vegetationsaufnahmen aus den drei Buchenwald-Gesellschaften ent- halten sind, auf Angaben über 9 Blüh- phasen- bzw. 8 Lebensformen-Typen reduziert
Blühphasen- und Lebensformen- Aufnahmen
In drei typischen Waldgesellschaften in der Umgebung von Zürich, einem Aronstab-, einem Waldmeister- und einem Bergseggen-Buchenwald, wur-
• •••• , ••••••••• , ••••••••••• , , , ••••••••••••••••• 0 •• o •. o .....
N O o
·-
Arten
Distinction des groupements vegetaux f orestiers
a
l' aide de types phenologiques ou de formes biologiquesOn peut caracteriser /es groupe- ments vegetaux non seulement a l' aide de releves floristiques mais aussi en utilisant d' autres para- metres comme des types de crois- sance. des formes biolo giques ou des types phenologiques. Cet article demontre qu'il est possible de distinguer trois differents groupements de hetraies aussi bien sur la base de neuf types phenolo- giques ( saison de floraison) qu' a
l'
aide de la compositionfloristique.
den je 30 Vegetationsaufnahmen ge- macht (GöDICKEMEIER 1992, zum Vor- gehen vgl. Monitoringartikel im lnf.
bl. Nr. 18).
Die Arten wurden gemäss Angaben von DIERSCHKE (1982, 1983) einem Blühphasen- bzw. einem Lebens- formen-Typ zugeordnet Der 1. Blüh- phasentyp wird z.B. durch Arten cha- rakterisiert, die im Vorfrühling blühen, wie Seidelbast oder Hasel, während zum 9. Blühphasentyp Arten gehören, die erst im Spätsommer oder Herbst blühen wie Efeu oder Goldrute. Ver- schiedeneLebensform-Typen sind z.B.
«immergrüne Bäume» wie Fichte und Tanne, «sommergrüne Bäume» wie
0 0 0 0 • .
...... o ......•.•...•............••..•......
0 0 0
Lebens- formen
Abb. 1: Unterscheidbarkeit von Waldgesellschaften aufgrund von Blühphasen-Typen (links), von Pflanzenarten (mitte) und von Lebensform-Typen (rechts). Einschub: Dmchschnittliche Ähnlichkeitsverhältnisse innerhalb einer Gesellschaft (Kreis) und zwischen verschiedenen Gesellschaften. Jede Gesellschaft ist mit 30 Aufnahmen belegt; ein Symbol kann mehrere Aufnahmen repräsentieren:
+=Aronstab-Buchenwald,• = Waldmeister-Buchenwald, o = Bergseggen-Buchenwald.
Fig. 1: Caracterisation de groupements de hetraies
a
l'aide de types phenologiques (gauche), d'especes vegetales (centre) et de formes biologiques (droite). Insertions: similarite moyennea
l'interieur d'un groupement (cercle) et entre les divers groupements.Chaque groupement est represente par 30 releves: un symbole peut representer plusieurs releves: += hetraie
a
Gouet, 1 = hetraiea
Asperule, o = hetraie
a
Laiches avec Carex des montagnes.Inf.bl. Forsch.bereich Landsch. WSL Nr. 19, 1993 3
Bud,eoder Eiche oder «fruhimngsgnh.1e lK..räut~,> wie Bädauch oder Busch- wilndlröschen0 Jede msprungHche Auf- mihme wmd\e nellll durch den pr,nizen- tlllfilern .A1.ntei1 von eiinem1 ge- wilssen oogell'!tören, besclnieOOilll.
Dfüe Prozeniangaben wurden in eine,rn zelmteiligen Code mI1!1'f:w.;1:uM1elt. wo-
bei Codeziffer 10%-Be-
abded~t, d.h. Tl - W%
=
Code 1, 11 - "" Code 2, etc. Diie A1u:%ver- t1mg der neuen Leb,ensfornnr;rn- urn::i!Bl1rnhphas,en-Aufu911linen e1rfölgt.~dDrch Ordl.inauion mit 1Vfal11:a 4 (V1h1m UND Ol!:Ju15c1 1990) untJef Venivcnd1mg de:;:
vm1 der l'l·1ImR1e1' s Koefüz,\,,~n!i:.·m für cUe H'f:,re.chm1ng der )iJmlic:hh:ntsmaitlx.
K!ar,e :L1J1H.en·selln1:?ikilhriH·li~eiit :a.ufß!tilJlnnd wrn~ !Ptfü.ihNlllm:r.iew-TJ']PJe11
D:ie Beschireibung der drei. 'VV.ald~
durcR1 Bliihphasen-Ty- unrn eine Aufn21hr11e je.der- zeit richtigem Gesellsch:afä .,w.~
zuordnen (A.lbb, 1, In der Onlination sind deutliGh drei cJ'f•,1,.,,,,,'"·":,,p Punktewollken ,erken111bar,
einer 1Na!dg,~.:1elfadr1ft ,entspred1en, Die d1i.rchsch11iiotlld1\e .1.\Jmlichlkefa dielt im1erilwfü der identfache Aufrn,1!111,H::n haben eine Pihnlichk,eit 110n LO) ist iirmn.er vn,r•;J als die durchsc])-mitdich•e z,:1,·l.:::chc,n w;irsch,i1.:ä.enen
(Ahnli.cft1keit
Besonden; deuiJJch wixd dmch die;
Bfüimphasen der A1,onsii:.ab-B ud'lienwalld, charn.kt.eiisiert, mit einer ,c/urchsd1mi.U- lkhen ,'\lmlid1kel!t zmn Ee,g:seggen- Buchenwakl von m:ir 0.3G tirrnd :z:nm
·wsildmeister-Bud11enwalid von 051;
die 30 Bfüh:ph21sen-A,;1föahm.en fünner- ir1aib der GeseH.schan 3indl mi1. einer ßumlichkei! von 0.92 hingegen prn].:- tisch identi.sch.
Die Ori:linaticoTI1l der mspril.nglichen Aufnahmen rmfgnmd der Arten- zusarnmensetmng ergibi:kei.ne bessere
d':lr drei. Waklge&elllschafk~n TypeiIB (Ablc, · I, Miitte)o Die, Un1e;r&d1ie- de zwischen den HSilmCA~•'''-'''"''"""
hrub der Gesellischaften und zwischen delTil Gesellschaften sind :in beiden. Fäl- len etwa gJekh gross, d.h. eiine einzelne Aufnahme fässt sich mit gleicher Zu- vedässigkei.tdlerrichtigen Gesellschaft zuordnen, Die absoluten ,_,,_,,,,'"'"'!IA''"''- werte aHerilings bei den ur- Aufmllhmen viel tiefer, weil Aufnahmen dw·ch
106 Parnmei:er (=Arten) beschrieben
· Gegem,atz zu bloss 9 Alll!füahmen.
4
W eill.!~ger kll~Fe VerltlältllliM>se llJ,cii L,r:lbf!lffiSf!lmm1;;llli~ TJJll!elll
Die aufgnmd der L"3bem;:förmen defi- n-11/.erten Aufnahmen JbHden in dr~,r Orrunation eine oder weniger rege1mäss.xg verteilte. Ptmkitewol.ke r(Abh. 1, rechts), dlJIL die drei Wai.ld- gese,Bsc!l.:B!ften fasseITTl §ich nichli:
kliar tre1rne111, Die ÄhilllnchkeHs- veriMlltnfase zeigem1 jedoch, i.iast1 die Lebensföm11en-Aufm111me,n des Berg- seggenn=}] uch1en1,:ivtald.es eine EJln~ie.Rtt bildeni, dJrr1. dii.e durchschm\tfüd1e n"''·"·"""''''''""''V"'• '•"",'" .Aufoalhlmcn inneirhruh cllier G,s,seHschaift ist de:u1füch ,grrLiisser (0.'l)6) 81Zr d:ie durehzdlrnittlich,e ifl.i\r,1,,!lid1k,~it mfi den b:::idl'lli.l ~mdeiren GeseHl.lchaf11,en {0.35 zum 1Jl{ak1- mefafter~ Bu1che:wN.0Jdl, OJ'i,3 Z'JlJm
stab-Buchenwaid).
'\:iVeniger Jd:;u lassen Gk:h Aufi-;ah- men .aus dem Vv'al,dlmeiste,r<O Uliidl A10il'fi•c
st21b-Bucihenw:~kl1 vomi,ima,nder unter- gcheide1] (Abb, 1, rrechts), Dafm ver- m11:v11rn'tli.ch isu: vor aUem die zeitliche und räi1Jmli.che
im fliJüm1stab,-Buchie111w:Bllld: Die d1.uch- sdmittlfü;h(~. , "'"""'"'"'•"hl'"""'" dleir L,~be:m,- förm-Aufnalhlmen inll1eFlwJb rtileslti-on- stab-Ruchenwaldes ist sog@r trtvvas k.leinc~r
.ms
dik.: rl1:1irchsch12itfü-Follig,r.n.m.g
Für d!i.e Umen;cheidharrdk:eiit von '\IV ald!- ge::J,ell1sch.afte1!1 (z.R fü,· I<~1rtiemngen) ist es nidn :im1 jedern1 Fan ane rutbezog,en:eirl Inforff!:B,IJ.OJ'leITT! zu ken- nen, Bei d,~u db1·ei !],]er vorgesteH1ten
71N a.!.dgeseil.sch.aft,en rieid1t,enn ß„ng.abem1 üb;;,rr die Bfühph;:J,Sf'n zur eiurwa:,r.:di'Pei- ren Clrnar,BLl\ctieri.sienmg ,1,ms. 1[1IJ1 Aronstab- B ucheDwatd, in dlem d2i:c 1~n:,.,h"""'"'·~···
im Somrrner (dcllu ges,;::hlossen, die Wasser-U!1ld Nähurnfcoffversorgrnrug :m.··
mindes:t in1 aber serur ist,
VOJi
df:m Bilattarn;;tirleb dLer Bfü1m:t'i ihre Ent- · wicklung ,r.hm::lt!faiuf,el'],. dJ1L früh-
bfühelDlde Puren. Illn Gegemiatz dazu fässt das eher füd.ige BUUi:eroach im, l3erg:segge!ii-Budm,ernva!d auclll im Hochsommer Licht lbris ~11Jf e:len Booen d.rmgen, wesha~lb hier auch viele lblilhel111de Arten vorkommen; im Firüh- j:&hr fehlen hkgegen dem ilrod,,eiaen Stimdoitt illre Frifühfüillher wre.rrtgehefildl.
Ein1~nr111i.tk:re Siefümg mmmtder 'Wall!Dl- meisrer-lBu,cherrrw:alldl
m
dem we-der frü!l,o IlüCh •>i~•mu.•MAiU•;.,·,w,•"v do- minieren.
Angaben über acll111t Lebens- förm-en-Typeili reicfrven I'ltfog,egen :z:vur Chainm.ktedslernng ,Ie,r drei 1\~lald~
.1"''-'"'''""·.w"',",,",,t'wt·"',,•.·•,1•.,a~•,u'u rotich,J: au:?, Vi!eiJ in aJlbn etwa gleich vkle imm1~r:,?,.Jfillne ul!liä somrn1fclJ:"-
Räurnne :l]Owie
vrwkommen, bl:ei'ben nmr noch fi.i.!l1ifl'i:rm:mtpfimu:en•Typerrr ü/lJ1dg, die zu d1nier lD:iffere!DlZi:ernmg je,rlodn nk::ht :rßehr au.'lreichen,
,~Teu,(!; :S!.rrc&1fmir hr,t F.:tJ))"'B1thMrngn,'P.PttP1Ei,~li1
K.,am.ds,r: ,lii-ti[fl1
D,er Zwa;>Jlg zur K,or1:i:eViü·ati,cn rler a1,1d, an d,er VVSL 11fcht vc~"bei. .Seit ile.fft 1 .. Ju.Ji gibt· f::s ini lft'otßch1{l.P'&g,i~
Lands,r:lwft die Sektion VEg,eta•
tlO'ilS,!;l,i,:'~l'.1:1~, dw VOP1 Dr.
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KeUeP'sdrii1erpr;;,~ikt1nfissig auf d,iesem Gebiet GruppeJi. lir'ie bereits in der Sekiiüm l,c~•J,og,1e !Jbli.ch, wird ;icie ,
,.-.,.,,,"'"'"·'" imm.,er IP'2-'Z:hr iibr::r& .. chJJ1u.iideu,, l1.'l(ÜS sich au,cßn il'tt
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1'V1eftu. awif. der WlSL d,,c,n,;yizii.i,1:;rt LtTt O'.~ch iflijrf!, Professur Nat1iI"·· 1Jt1ia L.,m:,:W,cf'&,:em,sc,itHi1Z der El'il/ 141r,,te.r tl.1<,r .l'..il::/.:: ... w,:e.• Dr.
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Enwmologie
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PD Dr. Otto WH:r:ll.
Dr. W211ter KeHer Dr. JB:ertil 0.
Dr o tJino !Cu.Im Thomm; WoMgemuth PD I)r. Peter Ollem Dr. Beat W e:rmelm.ger Dr, Thmnrui Daliang Dr. Felh Kienru;t
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01/ /739'24'75Redaktion: Peter Longatti /739'24'74
19, 1993