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Mein Bauch tut weh!

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98 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2021 | www.diepta.de

PRAXIS

K

leine Kinder kön- nen Schmerzen weder exakt lokali- sieren noch genau beschreiben. Diffuse Empfin- dungen um die Nabelgegend herum oder stechende Schmer- zen an klar definierten Stellen im Bauch sind für die Kleinen nicht voneinander zu unterscheiden.

Sie bezeichnen verschiedenste Beschwerden im Bauch undiffe-

renziert als Bauchweh, seien es Krämpfe, Übelkeit, Durchfall oder Völlegefühl im Oberbauch.

Kleinkinder klagen sogar über Bauchschmerzen bei Schmerzen an ganz anderen Körperstellen.

Erst ab dem Grundschulalter sind sie in der Lage, genauere Auskunft zum Schmerzgesche- hen zu geben und erst bei einem Zwölfjährigen kann man sich schließlich auf die Angaben zum

Ort, zur Qualität, Intensität, oder Dauer der Schmerzen ver- lassen.

Schwierige Diagnose Die Ursachen für die Bauchschmer- zen sind vielfältig und bleiben bei Säuglingen und Kleinkin- dern häufig unklar. Blähungen, eine Verstopfung oder übermä- ßiges Essen können genauso möglich sein wie Darminfektio-

nen, Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten oder Erkrankungen unterschiedlichs- ter Schwere. Bei Kindern sollte auch immer an seelische Fakto- ren gedacht werden, wobei sowohl positive wie negative Ge- fühle Bauchweh auslösen können (z. B. Aufregung, Angst). Wenn kleine Kinder wimmern oder schreien, Erbrechen oder Durch- fall haben, die Nahrung verwei- gern, Gewicht verlieren, die Beine anziehen oder sehr emp- findlich bei Berührung ihres Bauches reagieren, ist also Spür- sinn gefragt und im Zweifel sollte lieber der Arzt aufgesucht werden. Je jünger das Kind ist, um so eher ist eine ärztliche Ab- klärung erforderlich - bei Säug- lingen grundsätzlich, notfalls auch in einer kinderärztlichen Notfallambulanz.

Akute und chronische Bauchschmerzen Grundsätz- lich muss zwischen akuten und chronischen Bauchschmerzen unterschieden werden. Plötzlich auftretende Beschwerden haben meist andere Auslöser als immer wiederkehrende Schmerzen im Magen-Darm-Trakt. Akute Bauchschmerzen setzen häufig infolge von Magen-Darm- Infektionen ein, die meist vorrü- bergehend und harmlos sind.

Hinter akuten Schmerzepisoden können sich aber auch andere Infektionen (z. B. akute Mittel- ohrentzündung, Scharlach, Blasenentzündung), ein Wurm- befall oder gefährliche Erkrankun- gen (z. B. Blinddarm ent zündung, Darmverschluss, ein geklemmter Leistenbruch, Nieren- oder Gal- lensteine) verbergen.

Als chronisch werden Bauch- schmerzen definiert, die seit mehr als zwei Monaten bestehen und mindestens viermal im Monat auftreten. Bereits bei Kin- dern können sich immer wieder- kehrende Bauchschmerzen auf chronische Darmerkrankungen

SÄUGLINGE UND KLEINKINDER

Mein Bauch tut weh!

© Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus

Jedes Kind hat irgendwann einmal Bauchschmerzen. Meist sind sie harm-

los, oft dauern sie nur kurz. Es können aber auch ernsthafte Ursachen da-

hinterstecken, die eine ärztliche Behandlung erforderlich machen.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2021 | www.diepta.de

zurückführen lassen. So leiden Schulkinder gelegentlich an Darmentzündungen, Magen- schleimhautentzündungen oder Magengeschwüren. In diesem Zusammenhang treten auch In- fektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori auf. Eine Zöliakie (Glutenunverträglich- keit) oder eine Nahrungsmittel- allergie gegen Fremdproteine

(Hühner- oder Kuhmilcheiweiß) zeigen sich schon in den ersten Lebensmonaten, wenn beim Übergang von Säuglings- auf Normalkost Nahrungsmittel neu in den Speiseplan aufgenommen werden. Nahrungsmittelunver- träglichkeiten wie eine Lactose- oder Fructose-Intoleranz ma- chen sich dagegen meist erst im Grundschulalter bemerkbar.

Funktionelle Bauchschmer- zen Die große Mehrzahl der Kinder mit chronischem Bauch- weh ist jedoch organisch gesund.

Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass sich umso selte- ner organische Ursachen für die Schmerzen nachweisen lassen, je größer die Kinder sind. Man spricht dann von funktionell be- dingten Bauchschmerzen, die sich je nach Lokalisation als Reizmagen oder Reizdarm ma- nifestieren. Häufig sind die Symp tome unspezifisch und können selbst von älteren Kin- dern schlecht beschrieben wer- den. Auch wenn eine organische Erkrankung fehlt, bilden sich die kleinen Patienten ihre Beschwer-

den nicht ein. Man nimmt an, dass bei diesen Bauchwehkin- dern sehr empfindliche Nerven im Magen-Darm-Trakt existie- ren. Stress, soziale Probleme oder anderer Seelenkummer schlagen ihnen buchstäblich auf den Magen. Kehren die funktio- nellen Schmerzen sehr häufig wieder und schränken die nor- malen Aktivitäten des Kindes

ein, kann das Hinzuziehen eines Psychologen sowie das Erlernen von Entspannungsmethoden sinnvoll sein, damit das Grum- meln im Bauch nicht zum Dau- erbegleiter wird.

Regulationsstörungen Im Säuglingsalter kommt es bei vie- len Kindern zu heftigen Schrei- attacken gepaart mit Krümmen sowie einem harten, geblähten Bauch. Das stundenlange Wei- nen, vorzugsweise am frühen Abend, beginnt oft schon in den ersten Lebenswochen, hat seinen Höhepunkt um den dritten oder vierten Lebensmonat herum und endet meist nach einem hal- ben Jahr. Früher sprach man bei diesem Phänomen von Dreimo- natskoliken. Man nahm an, dass die Kleinen Bauchschmerzen haben, weil sie beim Trinken zu viel Luft verschlucken, die dann schmerzhafte Blähungen verur- sachen. Heute geht man davon aus, dass die Luft im Bauch eher die Folge des Weinens ist und Experten sehen die Schreiatta- cken nicht als Koliken, sondern als eine Regulationsstörung an.

Demnach können die Schreiba- bys mit den Reizen aus ihrer Umwelt oder dem eigenen Kör- per noch nicht umgehen. Sie haben noch nicht gelernt, sich selbst zu beruhigen. Typischer- weise reagieren sie auch schlecht auf elterliche Beruhigungsversu- che und haben Schwierigkeiten, sich an den Schlaf-Wachrhyth- mus anzupassen.

Als oberstes Prinzip für die El- tern gilt, möglichst selber Ruhe zu bewahren. Um das Kind zu beruhigen, können verschiedene Methoden ausprobiert werden.

Beliebt ist der Fliegergriff, bei dem der Säugling auf dem Un- terarm des Erwachsenen liegt und herumgetragen wird.

Ebenso wirken sanftes Schau- keln, eine Babymassage sowie Körperkontakt beruhigend.

Auch ein warmes Bad oder Kirschkernkissen können ent- spannen, genauso gleichmäßige Hintergrundgeräusche (z. B. Ge- spräche, Musik) oder Singen rhythmischer Kinderlieder. Eine ruhige Umgebung, ein struktu- rierter Tagesablauf sowie ausrei- chender und regelmäßiger Schlaf tagsüber beugen einer Überrei- zung des Säuglings am Abend vor und unterstützen die Eltern in ihren Beruhigungsversuchen.

Behandlungsoptionen In vielen Fällen verschaffen phyto- therapeutische Maßnahmen bei Bauchweh verschiedenster Ursa- che Linderung. In der Kinder- heilkunde sind Teeaufgüsse aus

spasmolytisch, antiphlogistisch oder carminativ wirkenden Dro- gen üblich, gerne auch miteinan- der kombiniert. Beliebte Kombi- nationen sind Kamillenblüten und Pfefferminzblätter. Ein Klas- siker ist zudem ein Tee aus den Früchten von Anis, Fenchel und Kümmel, der sich vor allem bei Blähungen bewährt hat. Auch können ein Öl oder eine Salbe

mit Kümmelöl um die Nabelge- gend herum einmassiert oder Kümmel-Zäpfchen appliziert werden. Alternativ lassen Si- meticon-Tropfen die Luft aus dem Darm entweichen. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass die Gabe von Probiotika (z. B. mit Lactobacillen) bei Blähungen und Reizdarm helfen kann. Äl- tere Kinder profitieren von Fer- tigpräparaten auf Basis ätheri- scher Öle.

Stillende Mütter sollten ihren Coffeinkonsum einschränken und vorbeugend auf blähende Speisen verzichten. Zudem wird eine aufrechte Position beim Stillen empfohlen und der Säug- ling sollte nach der Trinkmahl- zeit ein Bäuerchen machen.

Beim Füttern mit der Flasche kann ein Ventilsauger helfen, unerwünschtes Luftschlucken zu minimieren.  n

Gode Chlond, Apothekerin

Kindliche Bauchschmerzen können auch Ausdruck

einer abdominellen Migräne sein, also einer Migräne,

die sich durch regelmäßige Bauchschmerzattacken

rund um den Bauchnabel herum auszeichnet.

Referenzen

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