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Kleine Mitteilungen.
Nachtrag zu ZDMG. 70, 321—353. — S. 338. .Sprach¬
liches". Ich habe leider vergessen , darauf hinzuweisen , daß auch
A. Cohen (Manchester) den Gegenstand behandelt hat (Arabisms in
Rabbinic Literature, Jewish Quarterly Review, N. S., 1912 —13, III,
6 221—233), obzwar ich den Artikel seinerzeit gelesen hatte. Die
Belegstellen sind bei A. Cohen durchaus dieselben wie bei mir:
von seinen Ergebnissen hältte ich nur weniges herübernehmen können.
So betreffs des Wortes nbobow (bei ihm Nr. 3, bei mir Nr. 11),
das er gar nicht erklärt, während ich, wie ich glaube, den Sinn des
10 Wortes überzeugend klar gemacht habe. Hingegen verzeichne ich
gern, daß er für D3 (bei ihm Nr. 13, bei mir Nr. 14) auf arab.
kassa ,to grind", maksüsiun) .bruised, pounded' verweist, was mir sehr beachtenswert scheint.
S. 351. Die dort berührte .merkwürdige Religionsübung der
15 Araber" hat, wie mir Prof. 1. Goldziher mitteilt, schon mehrere
Erwähnungen gefunden; auch nach Ibn Sa'd VI, 150, 17 brechen
die Tiere bei einem Begräbnis in Klagen aus, was P r a z e r , Golden
Bough" 1,287 vom allgemeinen Gesichtspunkt behandelt. Gold¬
ziher selbst behandelt den Gegenstand in seinen Muhammedanischen
so Studien I, 242 und in der Nöldeke-Pestschrift S. 310.
Eine arabische Sitte, die ich nicht erwähnt habe, birgt sich,
worauf mich ebenfalls Goldziher aufmerksam machte, in dem
Satze bei M. Lonzano, Ma'arikh, p. 64, s. v. liDiM, ein Satz, den
er aus Jelamdenu (Midra§) zu Genesis Anfang zitiert, der sich aber
23 bei uns (s. Tanhuma ed. Buber I , p. 2, vgl. meine Lehnwörter
II, 337) anders und zwar wie folgt findet: Eine Matrone fragt einen
berühmten Rabbi : In wie viel Tagen hat Gott seine Welt erschaffen ?
Er: [Eigentlich] alles vom ersten Tage an, (nur ist alles erst suk¬
zessive seiner Bestimmung übergeben worden). Denn, so wird aus-
80 geführt, genau so wie du, wenn du ein Mahl {aqiaiov) veranstaltest,
obzwar du die Speisen alle auf einmal gekocht hast, sie nicht pro¬
miscue auftragen, sondern nach Gängen (^iaog = missus) vorsetzen
wirst, so tut es auch Gott. — Bei Lonzano nun lautet dieser
Midras-Satz: .Ich (die Matrone spricht) trage sie ihnen nur nach
35 Gängen auf, und nicht nach Art der Araber, die alle ihre Speisen
auf einmal auftragen". Dem Tenor des Satzes nach gehört auch
letztere Bemerkung zum Midia^, und ist nicht etwa eine Glosse
Kleine Mitteily.ngen. 269
Lonzano's, der allerdings (im 17. Jahrhundert) diese arabische
Sitte auch anderswoher kennen konnte.
Schon gleichzeitig mit meinem Artikel habe ich einen Nach¬
trag geliefert, in welchem ich auf Steinschneider, Polem. u.
apolog. Lit. verwiesen habe, als auf ein Buch, in welchem ein Teil 5
meines Themas bereits verarbeitet wurde (oben S. 353). In gleicher
Weise verwies Steinschneider selbst auf sein Buch, als er (in
Hebr. Bibliogr. 18, 124) das Buch von Gastfreund besprach
(Mohammed nach Talmud und Midrasch, II. Abt., Wien 1877). Mir
genügt es, wenn ich nun nachträglich Gastfreund genannt habe; lo
in merito habe ich aus seinem Buche nichts nachzutragen.
S. Krauss.
Zu ZDMG. 70, 521 f. — Zum letzten Abschnitt der Seite 524
erwähne ich: Auch das verstümmelte Zwölfminen-Gewicht des Dungi,
s. diese Zeitschr. Bd. 61, S. 394, Nr. 1, hat Entenform, und eine 15
Wägung ist noch nicht veröflentlicbt. Man könnte daher an eine
Identität mit dem von mir oben erwähnten Gewichtstück denken.
Doch wurde es wie eine Neuerwerbung behandelt (s. 0.), während Nr. 1
seit Jahrzehnten bekannt ist. Die anscheinend gute Erhaltung und
die Größe sprechen ebenfalls dagegen. — Ein Schreib- und ein so
Druckfehler, die in Klio XIV, 502, der Vorlage von S. 522 f. des
Bandes 70 dieser Zeitschrift, stehen geblieben waren, sind hier noch
zu berichtigen: S. 522, Z. 33 lies ,10 : 9« (wie auch in der Rech¬
nung), Z. 34 statt .Gewichtsnorm" lies .Gewichtsmine".
0. F. Lehmann-Haupt. js
Mohammed — Mehmed. — Wie Herr Prof. Nöldeke mir
freundlichst mitteilt, hat G. Jacob in einem mir nicht näher be¬
kannt gewordenen Vortrage .die Porm Mehmed für die Mitte des
15. Jahrh. festgestellt". Da so der Schein entstehen könnte, als
habe ich in : Der Islam VII, 345 den Namen tX*.^ fUlschlich Moham- so
med umschrieben, obwohl mir natürlich die Pormen der Byzantiner
{Mcxefiir bei Ducas, MexBfihrig bei Critobulos, Msxnixr}g bei Chal-
condylas, s. 0. Müller, FHG. V, 52) bekannt waren, so dürfte es,
um einen Irrtum nicht erst einwurzeln zu lassen, nützlich sein, auf
die Präge noch einmal zurückzukommen. Darauf, daß in vokalisierten 36
m ^ y türkischen Handschriften wie z. B. Wien, Tengn. 80 1X4.^ geschrieben
wird und zwar nicht etwa im Namen des Propheten (s. Müller
a. a. 0.), sondern in dem der Sultane, soll nicht zu viel Gewicht
gelegt werden ; die Schreibung könnte ja konventionell und von
der Aussprache unabhängig sein. Daß man aber, mindestens in 40
Literatenkreisen diesen Namen Mohammed gesprochen hat, dürfte
sich daraus ergeben, daß er in den bei den Historikern so zahlreich
eingestreuten .Gedichten" sowie in Chronogrammen - — gemessen
wird, üm nicht für selbstverständliche Dinge in dieser knappen
270 Kleine Mitteilunr/en.
Zeit unnütz Papier zu verschwenden, setze ich nur eiji paar Zitate
hierher, ohne sie auszuschreiben ; s. für Mohammed II : 'ASyqpäSäzäde,
124, 14; 139, 5; Sa'düddin : I, 384, 11, 22; 386, 19; (abgesehen
von dem persischen Verse 409,19); 428,28; 431,2; 434,6; II, 271,16;
für Mohammed IV: Evlija I, 274 u., den Sohn Sulaimän's I. ebd.
349, 12, 14. Damit dürfte die Berechtigung den nur in Original¬
schrift überlieferten Namen eines sonst unbekannten Bestellers einer
Urkunde Mohammed zu umschreiben, hinlUnglich erwiesen sein.
C. Brockelmann.
Zu meinem Aufsatz ZDMG. 70, 449 ff. — Herr Prof
Dr. 1. Goldziher sendet mir in liebenswürdiger Weise folgende
Bemerkungen und Verbesserungen: S. 450, 14 (und anderswo) lum'a
lies luma'. — 452, 7: älyi! lies tl^f. — 453, 2: statt 5, 2 lies
2, 6. — ib. 7 : ftj lies ^Jixj (vgl. zur Phrase Koran 74, 27). —
' O '■■ , t
455, 1 und Anm. 1: statt JoJJ! lies JoJ! J^aJ (Begrififspraepon-
deranz durch Etymon afWu). — 457, Anm. 3, Z. 3 v. u. : xäJLJI
lies xcblJI. — 458, Anm. 2, Z. 4: »j^l lies 8jLiL.im. — 459, 10:
jx^'j lies ^A^u. — 461, Anm. 1, Z. 3: ist das Pragezeichen zu
streichen: „es war ihm alle [Arbeitsjleistung erlassen". — 467,6:
der Vers ist aus Imru'ul-Kais' Mu'allaka. — Ib. 24: vgl. auch Kämil
532, 3, nachgeahmt von Kuhaif bei GumahT ed. Hell 153, 14. —
Ib. letzte Zeile: L^äaj lies L^äaj und zu ÄJUxi» vgl. Goldziher, Abh.
zur arab. Philol. I, 123, also nicht Sänfte. — 473, 14: ^ lies
« ü , ,
— Ib. 15: tl^jti lies !yu;. — 474, 2: der Prediger ist Haggäg
(s. Ibn Kut. MuhtalTf al-hadit 100, 9). Ein fast identischer Aus¬
spruch Gazäli's UjLj JiLJ! xcLÜ! xSj_,lj Lä=> •Ji.^
xjLää>( Goldziher, Stellung der alten islam. Orthodoxie
zu den antiken Wissenschaften 33, Anm. 2 (der noch durch weitere
fünf Stellen belegt werden kann). — 475, 5: ..^.XjyLp»- lies L.p:Ai$L:s-.
Herr Dr. S. Eppenstein macht mich darauf aufmerksan, daß
die auf S. 470, 25 angeführte Analogie von Ps. 102, 1 mit i^La^v
sich aucb in Mose ibn Ezra's Kitäb al-muhädara (Spezimen ed.
Kiikowzow in \\ ostot.schnija Zamjetki, Petersburg 1895, S. 207, 15)
Hndet: Jxxi\ j>.>^L! m^'i -cc" -"■ ^rcbi n-r .v.Ju.«.
di.Ä.v.. Soino Quelle w:u' wohl ibn Bal'.äm.
S a m u e 1 P o z n a li s k i.
271
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die morgenländischen Studien im Jahre 1916.
Die abessinischen Dialekte und das Sabäo-Minäische
(1915 und 1916).
Von Franz Praetorlns.
Ich vermute , daß durch die kriegerischen Ereignisse manche
erwähnensvi'erte Arbeit über Abessinien nicht zu meiner Kenntnis
gelangt sein wird. Und zwar nicht nur von den im Ausland er¬
schienenen. Immerhin sind auf äthiopischem Gebiete zwei umfang¬
reichere Arbeiten zu nennen, zunächst Mercer's*) Buch über die
äthiopische Liturgie, welches seinen Gegenstand in großem geschicht¬
lichen Zusammenhange zu behandeln versucht. Sodann Varen-
b erg h's'-) Studien zur abessinischen Reichsordnung, die uns ein
späteres, bereits mit amharischen Bestandteilen durchsetztes Original¬
werk der äthiopischen Literatur zugänglich machen.
Kleinere literargeschichtliche Untersuchungen verdanken wir
Grohmann*)*). Sie zeigen uns die äthiopische Literatur wieder
in der bekannten wesentlichen Abhängigkeit vom übrigen christ¬
lichen Orient.
Auf dem Gebiete des Sabäo-Minäischen ist die vieljährige Ruhe¬
pause zum Abschluß gekommen , und eine größere Anzahl von
Arbeiten ist zu nennen , die unsere Kenntnis nach verschiedenen
Richtungen hin wirklich erweitern. Zunächst hat Grohmann**),
1) Samuel A. B. Mercer, The Ethiopic Liturgy, its Sources, Develop¬
ment, and present Form. Milwaukee — London 1915. XVI, 487 SS. — Vgl.
ZDMG., Bd. 70, S. 271. GGA. 1916, S. 625—656.
2) Joseph Vareubergh, Studien /.ur abessinischen lieichsordnung (Ser'ata Mangelt). (Z. Ass., 30. Bd., S. 1—45.)
3) Adolf Grohmann, Reste einer neuen Rezension der Kindheits¬
geschichte Josu in den Ta'ämra 'lyasüs. (WZKM., 28. Bd., S. 1—15.) 4) Adolf Grohmann, Alter und Blütezeit der äthiopischen Marienpoesie.
(WZKM., 29. Bd., S. 321—322.)
5) Adolf Grohmann, Göttersymbole und .Symboltiere auf südarabischen