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Journal of Oriental and African Studies, Volume 5 1993, Athens Greece. 192 S., ausgeliefert 1994.

Den alteingeführten orientalistischen Zeitschriften hat sich seit geraumer Zeit ein neues Organ hinzugesellt, das Journal of Oriental and Afriean Studies, von dem nunmehr bereits der fünfte Band vorliegt, so daß eine kontinuierliche Weiter¬

führung gesichert scheint. Das JOAS hat einige Spezifika, die ihm eine eigene Physiognomie verleihen, welche seine Stellung im Ensemble der bereits bestehen¬

den Zeitschriften rechtfertigt. Da ist zunächst der Erscheinungsort Athen. Die Orientalistik ist in Griechenland verhältnismäßig jung, obgleich doch die griechi¬

sche Geschichte und Kultur weder im Altertum noch im byzantinischen Mittelal¬

ter ohne das orientalische Komplement voll verständlich gemacht werden können, und dieser Satz gilt noch mehr für das Hellas der Neuzeit, das in vieler Hinsicht

eine Brückenstellung zum Near East und nach Afrika einnahm und einnimmt.

Das Editorial des Gründers und Herausgebers der Zeitschrift, Athanasios Th.

Photopoulos (Papadiamandi 228, Agia Barbara 123 51, Athen), weist sehr nach¬

drücklich auf diese Gegebenheiten hin; es gehört zu ihrer Aufgabe, daß die Zeit¬

schrift, die ohne institutionelle Bindung erscheint, sich nicht nur an den Mitfor¬

scher, sondern gleichzeitig an eine weitere Öffentlichkeit wendet. Die den einzel¬

nen Arbeiten beigegebenen Resümees erleichtern es, diese Aufgabe zu erfüllen.

Das anzuzeigende Heft bringt ausführliche Forschungsbeiträge, beginnend mit der Antike (Sarikakis, Inschriften aus Phrygien) über das Mittelalter (Rashad Khouri

Odetallah, die Eroberung von Syrakus durch die Araber 827 und 878) und die

Kreuzzugsgeschichte (Nicolle, Medizinisches zu den Kreuzfahrern nach den Me¬

moiren des Usämah Ibn Munqidh) bis hin zur Neuzeit (J.Th. Mazis, eine geopoli¬

tische Analyse der Armenischen Frage - Bandeya Yamba, die politische Ausfor¬

mung von Shaba [Katanga], Zaire). Es folgen Miszellen aus dem gleichen geogra¬

phisch-historischen Umfeld, gründliche Rezensionen und Chroniken wissen¬

schaftlicher Ereignisse. Die Mitarbeiter werden in ihrem Bildungsgang vorgestellt.

Johannes Irmscher, Berlin

Hoch, James E. : Semitic Words in Egyptian Texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period Prineeton, New Jersey: Prineeton University Press 1994.

XXII, 572 S. ISBN 0-691-03761-1. $ 65.00.

Es ist schon lange bekannt, daß in der ägypdschen Sprache vor allem ab dem

Neuen Reich größere Mengen meist semidscher Fremdworte erscheinen. Sie wa-

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ren bereits früh Gegenstand wissenschafthcher Forschung und wurden zuletzt von W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien (Wiesbaden^ 1971), S. 507- 535 zusammengestellt. Da die dortige Behandlung notwendigerweise knapp aus¬

fallen mußte und das Material sich seitdem vermehrt hat, ist es uneingeschränkt zu begrüßen, wenn mit der vorliegenden Publikation eine umfassende Monogra¬

phie zum Thema erscheint.

Das Buch gliedert sich in eine kurze, vor allem methodenorientierte Einfüh¬

rung, den Katalog aller semitischen Fremdwörter mit Diskussion der Etymologie und eine Auswertung, die vor allem phonetische und morphologische Fragen un¬

tersucht. Bibliographie und ausführliche Indizes schließen das Werk ab.

Semitische Fremdwörter sind in Ägypten erst seit der 18. Dynastie in größerem Umfang feststellbar, bzw. wie man genauer sagen muß, sicher nachweisbar, denn bei den älteren Belegen ist teilweise schwer zu entscheiden, ob es sich um frühe Lehnwörter oder altes hamitosemitisches Gemeingut handelt. Erst mit der 18. Dy¬

nastie tritt voll ausgebildet das System der sogenannten „Gruppen-" oder „syllabi¬

schen Schreibung" in Erscheinung, das zwar gelegenthch auch für echtägyptische

Wörter gebraucht wird, aber dennoch das Erkennen von Fremdwörtern sehr er-

leichert. Über das Wesen dieser Orthographie und vor allem die Frage nach ihrer genauen Wiedergabe auch der Vokale (normale ägyptische Schrift ist rein konso¬

nantisch) ist viel gestritten worden. Der Autor versäumt es leider, zu dieser Dis¬

kussion anhand seines Materials Klärendes beizutragen, sondern begnügt sich mit der Bemerkung, es zeichne sich ein Konsens ab, daß auch vokalische Laute wie¬

dergegeben werden sollten (S.5). Nun ist aber nach den neuesten Untersuchungen von Th. Schneider, Asiatische Personennamen in ägyptischen Quellen des Neuen Reiches (Freiburg/Götdngen 1992), S. 360-402 und J. Zeidler, in: Sesto congresso intemazionale di egittologia, atti volume 11 (Turin 1993), S. 579-590 die Festlegung vieler Gruppen auf einen einzigen Vokalwert nicht unproblematisch. Auch in der vorliegenden Sammlung steht die Vokalangabe nach der angewandten „syllabi¬

schen" Theorie gelegentlich im Gegensatz zu den rekonstruierten semitischen For¬

men und, soweit vorhanden, koptischen Nachfolgern von Lehnworten.

Das Herzstück der Arbeit, der Katalog semidscher Fremdwörter, umfaßt - al¬

lerdings einschließlich orthographischer Varianten desselben Wortes - fast 600 Stichworte. Der beträchtliche Zuwachs gegenüber Helcks Liste beruht einerseits auf neu identifiziertem Material, andererseits darauf, daß der Autor viele Orts¬

und Personennamen aufgenommen hat, sofern sie etymologisierbare Worte ent¬

halten. Verbreitert dieses Verfahren auch die Materialbasis, so steigert es teilweise auch die Unsicherheit. Zu den Personennamen wäre die oben ziderte Arbeit von Schneider zu vergleichen, die der Autor zwar im Literaturverzeichnis noch nennt, auf deren öfters abweichende Deutungen er jedoch nicht mehr eingeht. Auf der anderen Seite zeigen sich gegenüber Helcks Liste auch Lücken, da der Autor ver¬

schiedene von ihm für nicht semitisch gehaltene Vokabeln ausgeschieden hat.

Dieses Verfahren beseitigt eine Menge Ballast an fremd aussehendem, aber einst¬

weilen nicht etymologisierbarem Material. Wo jedoch von Helck oder sonst in

der Forschung bereits konkrete Etymologien vorgeschlagen wurden, wäre gele¬

gentlich eine Begründung der Ablehnung wünschenswert gewesen, vielleicht in

Form eines Anhangs.

Die Diskussion der einzelnen Lemmata ist von dankenswerter AusführlichkeiL Dabei werden die erzielten Resultate von 5 (sehr sicher) bis 1 (ganz unsicher) mit

einer Bewertung versehen, die Orienderung und Verwertung durch andere For-

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scher auf eine solide Grundlage stellt. Semitische Wörter werden in alle Einzel¬

sprachen verfolgt. Der Kotext wird für die Wortbedeutung im Ägyptischen aus¬

führlich herangezogen. Die verwertete Sekundärliteratur ist recht umfangreich, gelegentlich zeigen sich allerdings Lücken. Die folgende Zusammenstellung soll einige Ergänzungen liefern und zudem auf die gelegentlich auch bei als sicher ein¬

gestuften Etymologien nödgen Korrekturen hinweisen. Der Rezensent wendet im

folgenden für die Transkription des Ägyptischen das von W. Schenkel, Einfiih¬

rung in die altägyptische Sprachwissenschaft (Darmstadt 1990) vertretene System an, das in manchen Punkten vom gewohnten Bild abweicht; besonders zu merken sind / statt d ; c statt t und c statt d.

Nr. 36: Die semidsche Etymologie wird mit guten Gründen von J. Osing, Die No¬

minalbildung des Ägyptischen (Mainz 1976), S.734 zugunsten ägyptischer Herlei¬

tung abgelehnt. S. auch R. L. Vos, Die Apis Embalming Ritual (Leuven 1993), S. 188.

Nr. 37: Eine ältere Form ist wohl lirwn, 2. Kamose-Stele, Z. 14.

Nr. 72: Zum Wort s. noch J. Osing, in: Fs Käkosy (Budapest 1992), S.475. Die vorgeschlagene Etymologie erscheint problematisch.

Nr 75: Zum Wort s. S. Schreiber, in: Gs Behrens (Köln 1991), S.331-333; da die Orthographie keine Gruppenschreibung zeigt und semitische Ableitungen se¬

mantisch und phonetisch unbefriedigend bleiben, dürfte eher eine echtägyptische Wurzel vorliegen.

Nr.85: Zum Wort s. R.K. Ritner, Enchoria 14 (1985), S.104f mit einem de¬

motischen Beleg. Der Versuch des Autors, die Hautkrankheit vom Wort für Lin¬

sen zu trennen, dürfte nicht richtig sein.

Nr 102: Das Wort ist auch Merikare E 107 belegL Sofern es überhaupt ein

Lehnwort isL muß es also bereits im Mittleren Reich übernommen worden sein.

Nr 104: Phonetisch überzeugender ist die Ableitung von hebr. 'äßn „Eßolive", s. E. A. Knauf, GM 59 (1982), S. 34.

Nr 106: Wohl kein Fremdwort. Die Theorie von G. Posener, RdE 21 (1969), S. 147, daß es sich einfach um äg. 7(1) „Knabe" handeU, verdient den Vorzug.

Nr. 114: Da pAnastasi III 2,8 zu einer Beschreibung der Deltaresidenz gehört, die im Inland liegt, kann die phonedsch schwierige Etymologie des Autors und die darauf beruhende Übersetzung „Meer" nicht richtig sein. Auch die Verbin¬

dung b'r „des Baumes" (Urk. IV 1344,18) spricht gegen sie. Zudem sind entgegen der Ansicht des Autors die '';c-MugiIiden nicht an Salzwasser gebunden, sondern wandern im Nil bis Elephantine, s. I. Gamer-Wallert, Fische und Fischkulte im Alten Ägypten (Wiesbaden 1970), S.52f

Nr 144: Zum angeblich verschriebenen Beleg im O. Deir el-Bahri vgl. H.-W.

Fischer-Elfert, GM 117/118 (1990), S.13.

Nr. 151: Zu prh „ausbreiten" s. noch G. Posener, Le papyrus Vandier (Kairo 1985), S.44; es ist sicher der Vorläufer von kopt. pörs, das der Autor zu Unrecht von sem. prs ableiten will.

Nr. 155: Vgl. D. Meeks, Le grand texte des donations au temple d'Edfou (Kairo 1972), S.105 Nr 182.

Nr. 158: Vgl. W. Westendorf, BSEG 5 (1981), S. 57-60, der das Wort als

Schreibvariante zu ptr (Helck Nr 82) erkennt; das / der sonstigen Belege ist ange¬

sichts der Etymologie sicher korrekter.

Nr. 159: Ob zu hethitisch pattar „Korb"?

Nr. 166: Könnte mit der geographischen Bezeichnung mnws für Kreta zusam¬

menhängen; shl.w mnws wäre dann ein Schreiber, der Kretisch kann.

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Nr. 202: Die (auch vom Autor vertretene) traditionelle Etymologie wird von E.A. Knauf, GM 59 (1982), S.38 Anm. 26 abgelehnt und ist tatsächlich unhaltbar, weil sie mit äg. s für / und äg. l für / zwei irreguläre Entsprechungen voraussetzt.

Tatsächlich beruht die angebliche Bedeutung „Büro" nur auf dieser Etymologie;

der Kotext zeigt lediglich, daß es sich um einen Gebäudekomplex handelt, der Speicher umfaßt und Holz liefern kann. Die korrekte Etymologie bleibt zu suchen.

Sofern das Wort semitisch ist, wäre eine Verbindung mit der Wurzel str „zerrei¬

ßen" phonetisch am naheliegendsten; vielleicht „Sägewerk".

Nr. 212: Das Wort ist in der Form mstt.t bereits im Mittleren Reich belegt in der Inschrift Amenemhets 11 aus Memphis M 18.

Nr.218: Weitere Belege bei J. Quaegebeur, CdE 54 (1979), S. 46-49; s. jetzt J.F. Quack, Die Lehren des Ani (Freiburg/Göttingen 1994), S. 123 Anm. 142.

Nr. 227: Die meisten Belege gehören zum m'lc „Grillspieß", Verb „grillen", das bereits im Alten Reich belegt und sicher echtägyptisch ist, s. U. Verhoeven, Grillen, Kochen, Backen (Brüssel 1984), S. 50-63.

Nr. 239: Vgl. noch E. Lüddeckens, Ägyptische Eheverträge (Wiesbaden 1960), S.187 Anm. 89; der Vorschlag des Autors ist nicht überzeugend, da er Metathese und die dubiose Entsprechung äg. : sem. h voraussetzt, ohne eine semantisch zwingende Parallele zu dem äg. Wort zu gewinnen, das seinen Kotexten nach am ehesten „Überschuß, Zugewinn" bedeutet.

Nr. 249 L: Der Versuch, äg. nm' „schlafen" von sem. nwm abzuleiten, ist pho¬

netisch zweifelhaft. Von den angeblichen Belegen des Autors ohne ' ist im pBou- laq VI vielmehr (mit Cerny) schon wegen der Determinierung nem „angenehm"

zu lesen, während pAnastasi IV 5,3 und pDeM 1 vs. 2,4 eine Schreibung von

nkm „betäubt sein" vorliegt, s. J. Cerny, Payrus hieratiques de Deir el-Medine,

tome 1 (Kairo 1978), S.6L Äg. nm' wird sich von einer Grundbedeutung „sich

auf die Seite legen" zu den belegten Bedeutungen „parteiisch sein" und „schla¬

fen" entwickelt haben.

Nr. 251: Vermutlich zu {c)lh zu emendieren und zu Nr 553 zu stellen.

Nr 261: Abweichende Deutung bei M. Görg, SAK 11 (1984), S.219-226.

Nr. 275: Ein eigenständiges Verb anzunehmen scheint unnötig, da pBrooklyn 47.218.156 5,2 eher iw—f'pr (m) rbs „indem er mit einem Panzer ausgerüstet ist"

zu verstehen ist.

Nr. 303: Demotisch htm gehört nicht hierher, sondern mit dem im Demoti¬

schen unproblematischen Lautwandel h > h zu äg. htm.

Nr. 311: Das Wort existiert nicht. An der einzigen Belegstelle ist statt des von

Marciniak gelesenen ^ ein am Rücken etwas beschädigtes ^ zu lesen, so daß

sich die gut ägyptische, auch sonst belegte Formel nn et hl n=l „Ohne hätt-ich- doch zu sagen" ergibt.

Nr312: Vgl. H.-W. Fischer-Elfert, SAK 11 (1984), S.336-338.

Nr 321: M. E. dürfte das Wort eher „bequem sein" o. ä. bedeuten und mit kopL hlog' „süß" zusammenhängen, zum Determinativgebrauch vgl. Nr. 133.

Nr. 332: Wie ist das Verhältnis zum Hapax hp pTurin PR 20 I, Z.7?

Nr. 333: Vgl. noch Meeks, Le grand texte des donations, S. 60 Nr. 34 mit Belegen in verbaler Verwendung.

Nr 339: Von K. Baer, Or 34 (1965), S.433 als äg. hl „Räuberei" erkannt Nr.345: Vgl. Meeks, Le grand texte des donations, S. 115-117; Nr223.

Nr. 347: Die Deutung des Autors beruht auf einem Mißverständnis. Das Wort hrb wird von Sauneron als demotisch belegte Metathese von äg. hpr.w „Gestalt"

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angesehen; das vom Autor fälschhch auf hrb bezogene „Vernichter" will er viel¬

mehr in der nachfolgenden Lücke ergänzen.

Nr.355; Von J. Osing, in: Gs Behrens (Köln 1991), S.246 zu akk. hazannu/

azannu „bitterer Knoblauch" gestellL

Nr.376: Abweichende Deutung des Rezensenten in WdO 25 (1994), S. 17-20.

Gegen die (dort nicht diskutierte) Theorie des Autors spricht, daß *tallatu nur als KoUektivum gebraucht wird.

Nr. 377: Weitere Belege des Dämonen shkk bei l.E.S. Edwards, JEA 54

(1968), S. 158 u. PI. 24; der Name wird von Edwards mit der pChester Beatty V vs. 6, 5 u. 7 belegten Kopfkrankheit hk zusammengebracht. Die vom Autor vorge¬

schlagene Etymologie wird dadurch nicht eben wahrscheinlicher Das Wort

könnte mit dem äg. Verb hk „aufbrechen(?)" zusammenhängen, s. dazu H. von

Deines, W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte (Berlin 1962),

S.573L

Nr.379: Tatsächlich Schreibung des gut ägyptischen s:hri-''.w „gering achten", s. M. Görg, ZÄS 106 (1979), S. 175L

Nr382: RdE 44 (1993), S.148 Anm.32 als Fehler für äg. lgs gedeutet Nr. 383: Weitere Belege bei Vos, Apis Embalming Ritual, S.392 Nr. 500.

Nr. 387 f: Seidls Übersetzung „Einspruch, Protest" ist richtig, wie der Rezen¬

sent demnächst in größerem Zusammenhang zeigen wird; die Etymologie des Au¬

tors dürfte kaum zutreffen.

Nr. 389: Vgl. jetzt noch i. Janssen, SAK 20 (1993), S. 86 f

Nr. 390: Die traditionelle Etymologie kann nicht richtig sein, weil sie mit äg. s für t und äg. ' für g gleich zwei in dieser Zeit nicht belegte Lautwandel voraus¬

setzt. Zudem hängt die äg. Bedeutung „Gefängnis" nicht gerade evident mit sem.

„Tür" zusammen. Tatsächlich ist die phonetisch und semantisch korrekte Wieder¬

gabe \or\ tgr „Tür" vielmehr äg. sgr (Nr. 385), s. RdE 44 (1993), S. 148 Anm, 32.

Nr. 397: Zu sem. sbt „Stock" gehören nur die auch äg. sbt geschriebenen Bele¬

ge. Von den mit / geschriebenen sind wenigstens oTurin 57387; KRI Vll 238,6;

345,2 und oOlC 16987 (nicht pLeiden 352!) als äg. s(w)b.ti „Uschebti" aufzufas¬

sen; sie stehen teilweise direkt neben kr „Uschebtikasten", s. J. Janssen, Commo¬

dity Prices (Leiden 1975), S.242f Auch oBerlin 12398 ist wegen der Erwähnung eines „Hauses (pr) des sbC die vom Autor gegebene Deutung als „Stock" unbe¬

friedigend. Die ohne b als st geschriebenen Belege hat W.A. Ward, SAK 5

(1977), S.290-292 als „Axt- oder Messergriff gedeutet; hierher gehört auch de¬

motisch swt, das W. Spiegelberg, OLZ 14 (1911), Sp. 193-195 vielleicht zu Un¬

recht mit hebr. sot „Geißel" zusammengebracht hat.

Nr 418: Ob einfach Textfehler für äg. ///?

Nr 425: Vgl. Meeks, Le grand texte des donations, S.90 Nr. 128.

Nr. 452: Abweichende Deutung bei M. Görg, SEL 1 (1984), S.37-40.

Nr 503: Vgl. M. Görg, SEL 1 (1984), S. 35-37.

Nr 507: Zur hieroglyphischen Wiedergabe des Landes Que s. E. Edel, SAK 3

(1975), S. 64f mit der Form hwi.t; gwt verbindet Edel zu Recht mit Gud.

Nr 508: Von J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptisehen, S.223 u. 777 f

Anm. 964 innerägyptisch abgeleitet.

Nr. 522: Rösslers Deutung als Erbwort verdient den Vorzug, weil nur sie die unterschiedlichen Sibilanten erklärt.

Nr 532: Gehört zu kopt. Irür; s. J. Cerny, in: Fs Grapow (Berlin 1955), S.34;

H.-M. Schenke, ZÄS 116 (1989), S. 160-174.

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Nr. 535: Zum Verb ths vgl. zuletzt S. Sauneron, Un traite egyptien d'ophilogie (Kairo 1989), S. 174f. Es sollte möglich sein, die verschiedenen semantischen Ausprägungen doch von einer Wurzel her zu erklären.

Nr.537: Hurritische Herkunft von W.A. Ward, GM 109 (1989), S. 73-82 postu¬

liert.

Nr. 550: Das letzte Beispiel (HO 59 1,1) ist weder (mit Ward) akk. zeru noch (mit dem Autor) Verschreibung für cr.t, sondern besteht, wie der Vergleich mit

den nachfolgenden Zeilen zeigt, aus dem Personennamen cSry und gut ägypti¬

schem bt.t „Emmer".

Ferner sollen hier einige beim Autor nicht verbuchte weitere semitische Fremd¬

worte aufgeführt werden:

- irk.t „Baumstamm", zu verbinden mit der Wurzel 'rk „lang sein", s. Janssen, Commodity Prices, S.378f. Das Wort erscheint bereits bei Helck, Nr. 10a (wenn auch in falscher Orthographie), ist dem Autor aber entgangen, weil er Helck nur in der I.Auflage heranzieht.

- iksr/grs, Bezeichnung einer Schlange, vgl. ar ksr „Schuppe", akk. kur[- s(.)]imtu „Schuppe, Schuppenschlange", ug. 'ksr „schuppige Schlange", s. Sau¬

neron, Traite d'ophiologie, S.162.

- 'mc „zurücktreiben", belegt ab Dyn. 25., s. P. Vernus, RdE 41 (1990), S.203.

Gehört zur Wurzel 'ms, besonders nahe steht die im Phönizischen belegte Bedeu¬

tung „wegtragen".

- 'et, belegt pTurin PR 88, 3 in unsicherer Bedeutung, eventuell zu 'sd „ab¬

schneiden, mähen, ernten".

- mhr „Brautpreis" nach hebr. mohar wird von H.-W. Fischer-Elfert, Die sa¬

tirische Streitschrift des Papyrus Anastasi I (Wiesbaden 1986), S. 219-222 ange¬

setzt, ist aber im Kotext nicht zweifelsfrei.

- mkc.t (RAD 20, 8) eine Gewandbezeichnung. Gehört zur Wurzel ksw, ist we¬

gen des /n-Präfixes jedoch von Nr. 505 zu trennen.

- mg „junger Krieger" (WB II 164, 6f) zur Wurzel mgg „Krieg führen", s. I.

Kottsieper, UF 20 (1988), S. 125-133.

Die nachfolgende phonetische und morphologische Analyse berührt sich eng mit der kürzlich erschienenen Arbeit von D. Sivan, Z. Cochavi-Rainey, West Se¬

mitic Vocabulary in Egyptian Script of the 14'' to the ICf' Century BCE (Beer Sheva 1992), ist aber detaillierter und tiefgründiger. Die Ergebnisse sind für die ägypd¬

sche Lautlehre, vor allem aber für die Erforschung der frühen westsemitischen Sprachen von erheblicher Bedeutung. Einige Detailschlüsse des Autors müssen al¬

lerdings aufgrund der oben gebrachten Korrekturen revidiert werden. Als wohl wichtigstes Resultat ergibt sich, daß für die semitischen Gebersprachen mit einem

sehr umfangreichen Phoneminventar gerechnet werden muß, vermutlich 27-29

Konsonanten, wobei die ägypdsche Schrift manche möglichen Differenzierungen nicht wiedergeben kann.

Eindeutig auseinandergehalten werden bei den Laryngalen und g sowie h

und h. Die vom Autor postulierte gelegentliche Vertretung des h durch äg. ' wird sich nicht aufrechterhalten lassen. Von den Interdentalen ist mindestens / sicher

nachweisbar und von s verschieden. Zusammenfall der beiden Laute läßt sich

(gegen den Autor) erst im 10. Jahrhundert für den hebräischen Bereich sicher nachweisen. Möglich, aber nicht zweifelsfrei ist die Trennung von d und z. Die Ansicht des Autors, z werde nur durch äg. c, d jedoch durch c und c wiedergege¬

ben, läßt sich schwer aufrechterhalten, denn zum einen findet sich, wie er selbst

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zugibt (S.492 Anm. 35), die Transkription auch von z durch c im Mittleren Rei¬

che, zum anderen muß er für Nr. 103 eine sonst plausible Etymologie im Interesse seiner Theorie zurückweisen. Die Problematik zeigt sich beim Wort „Wagenlen¬

ker" (Nr. 506), das im Ägyptischen mit c und c erscheint, im Semitischen aber mit z angesetzt wird. Der Autor versucht, aus der Amarna-Orthographie eine al¬

ternative Aussprache mit j zu erschließen, übersieht dabei jedoch, daß man nach den Regeln des Keilschriftsyllabars in allen Amarna-Belegen zi statt si lesen kann und aufgrund der eindeutigen ugaritischen Schreibung kzy auch sollte. Die in die¬

sem Rahmen stehenden phonetischen Überlegungen des Autors zu den demoti¬

schen und koptischen Formen von Nr.355 und 553 sind in jedem Fall unberech¬

tigt. Angesichts der relativen Seltenheit sicherer Belege für diese Phoneme sollte

man besser sowohl für d als auch für z mit der Wiedergabe durch äg. c und c

rechnen.

Bei den Dentalen wird t ausschließlich durch äg. l wiedergegeben, von den an¬

geblichen Ausnahmen des Autors ist Nr. 563 ein vermutlich nichtsemitisches Kul¬

turwort, Nr. 564 stammt aus einer perserzeitlichen Handschrift, die auch sonst den spätägyptischen Zusammenfall von / und / zeigt. Die seltene Wiedergabe des

sem. d durch äg. r beruht auf den Regeln des Mittleren Reiches, s. GM 130

(1992), S.76f ; Th. Schneider, SEAP 12 (1993), S.80. Sem. / wird (gegen den Au¬

tor) in sicheren Etymologien stets durch äg. / wiedergegeben, sem. d dagegen durch äg. l und /. Sehr bedeutsam ist die Wiedergabe der sem. Sibilantenreihe s s z durch äg. c und c. Hieraus läßt sich eindeudg folgern, daß die betreffenden Laute damals affriziert ausgesprochen wurden. Die auf breiter Materialbasis erar¬

beiteten Schlußfolgerungen des Autors werden sicher dazu beitragen, manche Vorstellungen vom semitischen Konsonantensystem zu revidieren.

Problematischer sind aufgrund der Natur der ägyptischen Schrift die Vokale zu beurteilen, die auch für die morphologischen Fragen von besonderer Bedeu¬

tung sind; der Rezensent möchte es mit dem oben gegebenen Verweis auf die

Schwierigkeiten der „syllabischen Orthographie" bewenden lassen.

Die anschließenden Bemerkungen zum ägyptischen Konsonantensystem leiden darunter, daß die von Rössler ausgehende neuere Forschungstendenz, die früher als stimmhaft angesehenen Laute „d" und „d" als emphatisches / und c aufzufas¬

sen (s. etwa Schenkel, Einführung, S. 24-57; ders., LingAeg 3 [1993], S. 137-149), nicht rezipiert worden ist; nach den oben durchgeführten Detailkorrekturen dürfte sie zumindest für die phonetische Realisierung im Neuen Reich als gesi¬

chert gelten können. Der Rezensent möchte für die Korrespondenz zwischen se¬

mitischen und ägyptischen Lauten noch auf die von ihm RdE 44 (1993), S. 141- 151 für die Spätzeit gewonnenen Ergebnisse hinweisen.

Statistische Untersuchungen verdeutlichen die Sachbereiche, in denen Fremd¬

worte angewandt werden und ihren jeweiligen Prozentsatz am Gesamtkorpus so¬

wie die Häufigkeit von Fremdworten in verschiedenen Textgattungen. Ein Ver¬

such, die vorrangigen Gebersprachen anhand phonetischer, morphologischer oder lexikalischer Isoglossen zu identifizieren, bleibt problematisch. Der Autor ent¬

scheidet sich, sicher mit RechL dazu, aufgrund historischer Überlegungen vor al¬

lem Phönizisch und Hebräisch zu favorisieren. Infolgedessen müssen manche An¬

nahmen über den angeblich reduzierten Lautbestand dieser Sprachen wenigstens für die ältere Zeit revidiert werden. Ein letzter Abschnitt befaßt sich mit der Ent¬

wicklung der Gruppenschreibung, insbesondere ihren Vorläufern im Alten und

Mittleren Reich.

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Insgesamt ist das vorliegende Buch, und daran kann und soll die oben geübte Detailkritik nichts ändern, sicher ein ausgesprochen wichtiges und vielfach wei¬

terführendes Werk. Die neue Zusammenstellung der Belege wird voraussichtlich auf längere Zeit zu einem Standard-Referenzwerk werden. Die Diskussion über die Phonetik der semitischen Sprachen wird hoffentlich dazu beitragen, daß man¬

che in der traditionellen Semitistik noch nicht ausreichend rezipierten Konzepte eine angemessenere Berücksichtigung finden.

Joachim Friedrich Quack, Tübingen

Marguerite Yon, Maurice Sznycer, Pierre Bordreuil (Hgg.) : Le pays d'Ougarit autour de 1200 av.J.-C. Paris: Editions Recherches sur les Civilisations 1995 (Ras Shamra-Ougarit XI), 268 S., 38 Abb., 27 Photos, 9 Pläne. 4°. ISBN 2- 86538-253-2. 190,- FF.

64 Jahre nach der Entdeckung des antiken Ugarit durch C. Schaeffer sind

noch viele Probleme, die die Ruine dieser syrischen Hafenstadt stellen, ungelöst, u. a. die Frage nach dem raschen und endgültigen Untergang des Gemeinwesens kurz nach 1200 v.Chr. Die Stadt hat deshalb eine Schlüsselstellung bei der Dis¬

kussion um das sog. „Dunkle Zeitalter" im Mittelmeerraum, das mit dem Einfall der „Seevölker" beginnt. Die zentrale Frage nach dem Wann, Warum und Wie dieses Untergangs wurde allerdings bei dem Kolloquium, dessen 25 Beiträge hier publiziert sind, meist nur am Rande gestreift. Vielmehr wird in 5 Kapiteln von

ausgewiesenen Experten, die meisten von ihnen wohlbekannte Mitarbeiter des

Grabungsstabes, eine Art Bilanz gezogen. Dies ausdrücklich im I.Kapitel, wäh¬

rend sich das 2. mit der Stellung Ugarits im Umfeld des Alten Orients im ausge¬

henden 13. Jh. befaßt, das 3. die zentrale Frage nach der letzten Periode in der Geschichte der Stadt aufnimmt, Kap. 4 der Stadt Ugarit in ihrem geographischen Umfeld und ihrer architektonischen Gestaltung gewidmet ist und Kap. 5 kultu¬

relle Einzelaspekte wie Siegel, Elfenbeine und Sprache behandelL

Die Einzelbeiträge sind fast alle bedeutsam als Synthesen oder für Einzel¬

aspekte zur Archäologie und Kulturgeschichte Ugarits und seiner Nachbarn am Ende der Spätbronzezeit. Hervorgehoben seien die beiden Aufsätze von M. Liver-

ANi über Le royaume d'Ougarit und La ßn d'Ougarit: Quand? Pourquoi? Com¬

ment?, in denen er die durch die neuen Forschungen zur hethitischen Geschichte

besonders in Hattusa und Emar gewonnenen Ergebnisse auf Ugarit anwendet

und gerade für diese Stadt in ihrem internationalen Umfeld eine besondere Situa¬

tion herausarbeitet. Denn anders als z. B. die hethitische Secundogenitur Karke¬

mis am Euphrat leidet Ugarit offenbar nicht nur unter dem Einfall der Seevölker,

sondern besonders unter dem Zusammenbruch der Handelsverbindungen nach

Osten und Norden. - In seiner Studie über TTie last tables of Ugarit unterstreicht A. Millard das Faktum, daß die rd. 150 Texte, die im Hof V des Palastes an ei¬

ner Stelle konzentriert gefunden wurden, keinesfalls in einem „Brennofen" lagen, wie bisher behauptet. Unklar bleibt die Zusammensetzung dieses „Archivs", die alles andere als einheitlich ist. Doch es sind die letzten Zeugnisse einer Schreiber¬

kultur und einer Konsonantenschrift, die fast ausschließlich an diesem Ort ge¬

braucht wurde und mit ihm verschwand. Als Ursache wird auch hier der Zusam-

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menbruch der staadichen Ordnung zwischen Mittelmeer und Euphrat kurz nach 1200 v.Chr. ausgemacht. - In seinem kurzen Beitrag Etudes de grammaire ougari- tique. Le dermere phase de la langue belegt F. Israel einige semitistisch interes¬

sante Besonderheiten des Ugaritischen, so das Demonstrativum h n d < h n +d

„dieser"; einen graphischen Reflex der Nominalflexion in UT 1015 = KTU 2.16;

die Wiedergabe des Pronominalsuffixes der 3. Ps. Sg. m. als - w in RS 1957.701;

das Fehlen des Relativpronomens 'sr im Ugaritischen und einige lexikalische Be¬

sonderheiten. Da allerdings die uns bekannte ugaritische Sprachgeschichte kurz ist, die Texte in ihrer Mehrzahl auch schwer exakt datierbar sind, bleibt die Rele¬

vanz solcher Einzelbeobachtungen für die chronologische Zuordnung einzelner Dokumente fraglich.

Wolfgang Röllig, Tübingen

Sem Cam lafet: Atti della 7" Giornata di Studi Camito-Semitici e Indeuropei (Mi¬

lano 1993), a cura di Vermondo Brugnatelli. Mailand: Centro Studi Camito- Semitici, 1994. ix, 269 S. (Studi Camito-Semitici. 1).

Seit der Begründung der im Titel genannten Tagung im Jahre 1978 sind mit

vorliegendem Band nur vier Kongreßakten unter dem Titel Atti della Giornata di Studi Camito-Semitici e Indeuropei erschienen. Der Schwerpunkt dieser Tagungs¬

reihe, an der vorwiegend italienische Semitisten und Indogermanisten teilneh¬

men, liegt im Bereich der Semitohamitistik und der Areallinguistik. Von den 20 Beiträgen des programmatisch Sem Cam lafet genannten Bandes sind 8 semitisti¬

schen, 7 ,hamitistischen' und 5 areallinguistischen oder idg. Inhalts. Sie geben ei¬

nen lehrreichen Überblick über die italienische Semitohamitistik.

Die semitistischen Beiträge behandeln Kreativität und Konvention in der ara¬

bischen Kultur (P. Branca), die lexikalische Interferenz des Arabischen auf das Nabatäische (V. Colombo), die perfektischen Suffixe mit Velaren im jemeniti¬

schen Arabisch (R. Contini), neuere Literatur zum Phönizischen (F. Israel), die zahlreichen neuarabischen und neuaramäisehen Präverben der Vergangenheit, welche nach ihrer syntaktischen Genese behandelt werden (F. Pennacchietti), den phönizisch-punischen Einfluß auf Sardinien (M. Pittau), die Etymologie des mischnischen Terminus 'apiqoman, welcher auf 'appiqu ma/in(ayku) ,fate uscire i vostri strumenti/tipi (di frutta)', seinerseits eine Lehnübersetzung aus lat. mensas removere/auferre, zurückgeführt wird (A.M. Somekh), und die Personalpronomi¬

na im Neusüdarabischen (A. Zaborski).

In dem zuletzt genannten Beitrag setzt sich der Verf für den ursemitischen Charakter der Sibilantenvertretung bei den Personalpronomina der 3. Pers. im Neusüdarabischen ein. Einer ehrwürdigen Theorie von C. Brockelmann u.a. fol¬

gend soll nämlich mehri sg.m. ha(h), f se(h) ursem. *hü?a, *si?a repräsentieren.

Der Verf wendet sich gegen die Konzeption eines ursprünglich einheitlichen An¬

lautkonsonanten (s. Rez. in WO 17 (1978) [1988] 49-63), d.i. sg.m. *s'ü?a, f

*s'l?a, nicht *sü, *si (wie der Verf S.252 schreibt) und zieht es vor, von einer

„alternanza s/h giä nel periodo proto-semitico ed anche proto-camitico-semitico"

(S. 253) zu sprechen. Damit wird ein einzelsprachlicher Lautwandel, der in vielen Sprachen der Welt belegt ist, als ursprachliche Variadon (m. E. im lautlichen Be-

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reich ein in sich widersprüchliches Konzept, das auf jeden Fall einer näheren me¬

thodischen Erläuterung bedürfte) erklärt. Der Verf. unterschlägt sowohl die Kon- dizionierung dieses Lautwandels, welcher in den meisten semitischen Sprachen bei Wurzeln nicht belegt ist (s. Rez.: „Der Lautwandel j' < A in wurzellosen Mor¬

phemen des Alt- und Neusüdarabischen", Semitic and Cushitic Studies, Wiesba¬

den 1994, S. 19-28), als auch das Wirken dieses Lautwandels bei verbalen Wur¬

zeln im Neusüdarabischen (vgl. mehri hima < *s'amifa 'hören'). 1st dies auch ein Beleg für einen ursprachlichen i//i-Wechel? Erstaunlich ist dann nur, daß ein sol¬

cher Wechsel gerade in spezifischen Kontexten auftritt, was normalerweise als kondizionierter Lautwandel aufgefaßt wird. Das Argument, dieser Lautwandel

komme nur in einzelnen semitischen Sprachen vor und müsse deshalb als ur¬

sprachliche Alternanz gewertet werden, bleibt unverständlich. Eher müßte, wenn auch dies aus methodischen Gründen problematisch isL das häufige Vorkommen eines Lautwandels für dessen ursprachliche Provenienz sprechen. Daß der VerL eine echte Rekonstruktion ablehrt, ergibt sich aus der rekonstruierten Form des Personalpronomens *hü?a/huwa (S.252), wo vermutlich auch Varianten vorliegen sollen. In Wirklichkeit ist nur die Form mit Hamz ursprachlich.

Folgende ,hamitistische' Themen kommen zur Sprache: das Verbum im Tscha¬

dischen (S. Baldi), eine inedierte Grammatik des Bedauye aus dem 19. Jh. (G. Ci- FOLETTi), die Klassifizierung des Omotischen, das wegen seiner zahlreichen Über¬

einstimmungen mit dem Kuschitischen näher an dieses herangerückt werden

sollte (M. Lamberti), die Etymologie äg. ky 'anderer' = sem. *kl? (A. Roccati),

die arabischen Lehnwörter im Somali (G. Soravia), die Kasusmarkierung im

äthiopischen Sprachbund, insbes. die Subjektmarkierung im Ostkuschitischen (M.

Tosco) und die Partizipialbildungen im Semitohamitischen (W. Vycichl).

In dem zuletzt genannten Beitrag werden auch die Bildungen mit geminiertem , ersten' Radikal des Berberischen behandeU, welche auf Wurzeln primae w zu¬

rückgehen. Die Formen edder 'leben' und ewqed 'brennen' gehen demnach auf

*ewder und *ewqed zurück. Wenn demgegenüber die Oase Augila (= Awgila) bei

Herodot als AuyiXa erscheint, so könnte dies darauf hindeuten, daß zu jener Zeit die Assimilationsregel noch nicht wirkte. Möglicherweise liegt einfach eine mor¬

phonologische Lautregel vor - vergleichbar der Bildungsweise von arabischen Wurzeln primae u im VIII. Stamm. So geht zwar das Imperfekt iattasilu (von der Wurzel i/usl 'verbinden') auf *iaulasilu zurück. Die an eine bestimmte Verbalklasse gebundene Regel *ut> tt steht dabei aber nicht in direktem Widerspruch zu einem No¬

men saut"" 'Stimme', in dem keine Assimilation erfolgt.

In der italienischen Sprachwissenschaft erfährt die Arreallinguistik seit M.

Bartoli eine besondere Förderung. Es scheint mir ein fruchtbarer Ansatz zu sein,

Übereinsdmmungen zwischen dem Sem. -Ham. und dem Idg. vorerst als Konver¬

genzen zu begreifen, deren historische Erklärung zunächst zurückstehen sollte. Es ist fraglich, ob U. Rapollo mit der Darlegung von „semitohamitisch-indogermani-

schen lexikalischen Konvergenzen" die Absicht verfolgL auffallende Ähnlichkei¬

ten zwischen den Großsprachgruppen auch denjenigen zu vermitteln, die die Fra¬

ge einer genetischen Sprachverwandtschaft nicht im nostratischen Sinne entschei¬

den. Dies wird kaum mU Wurzelansetzungen wie sem. d/l/l-m/n 'Blut' oder mit der Herleitung von hebr. horep 'Winter' aus einer sem. 'Wurzel' G/G/K/H-R ge¬

lingen. Mit Hilfe von Konsonantenreihen und Wurzelerweiterungen lassen sich bekanntlich Wurzeln verschiedener Sprachen in fast beliebiger Weise miteinander verknüpfen. Da Konzeptionen und Ideen sich schneller ausbreiten als Lautgeset-

(11)

Bücherbesprechungen 517

ze, sind die semantischen Überlegungen zu einer „eosmogonia ,nostratica' del sangue" u. U. auch für einen Nicht-Nostradker von Belang.

Die /-//i-Wechsel bei den heteroklitischen Bildungen des Idg. (wie bes. bei Kör¬

perteilnamen, z.B. \at. femur/feminis 'Oberschenkel') werden von V. Brugnatelli

mit dem r/n-Wechsel des Aramäischen und NSA bei den Wörtern für ,Sohn/

Tochter' und dem Zahlwort ,zwei' (z.B. hebr. snaiim, syr. tren, mehri &roh) ver¬

glichen. Zu Recht beschränkt sich der Verf. darauf, diese schöne lautliche Paral¬

lele festzustellen, ohne darüber hinausgehend einen genetischen Zusammenhang zu vermuten.

Auf eine semandsche Parallele zwischen Idg. und Sem. verweist F. Aspesi, der die Zugehörigkeit von hebr. dib:er 'reden' und dborä'' 'Biene' zur selben Wurzel durch ähnliche Parallelen im Idg. erklärt. Die Ähnlichkeit zwischen gr (.leXi 'Ho¬

nig' und b.-aram. milla 'Wort' könnte auf diesem Hintergrund möglicherweise

auf mediterrane areale Zusammenhänge verweisen - übrigens auch dies ein be¬

sonderes Forschungsthema in der italienischen Sprachwissenschaft.

Schließlich handelt M. Negri u. a. über die mykenischen Bezeichnungen für die Feige, wobei in einem Exkurs dazu V. Brugnatelli den Spuren des kretischen vixuXeov 'Feige(nart)' im Berberischen nachgeht Kabyl. ta-neq"'l-ej 'Feigen¬

baum' wäre danach mit arab. naql"", nuql"" 'getrocknete u.a. Früchte' verwandt, aber nicht aus ihm entlehnt

Rainer Voigt, Berlin

Asko Parpola: Deciphering the Indus Script Cambridge: University Press 1994.

xxii, 374 S. ISBN 0-521-43079-8, ca. DM 150,-.

Seit Jahrzehnten widmet P. einen Großteil seiner Arbeit der Dokumentation und Interpretation der Schriftträger der Industalkultur. Seine vielfältigen Untersu¬

chungen liegen nun ergänzt, überarbeitet und sinnvoll neu geordnet in einem prächtig herausgegebenen Buch vor. Kein grundlegender Aspekt bleibt unberück¬

sicbtigt. Parallelen aller Art zu Mesopotamien wie zur Margiana und Baktrien sind vollständig belegt, die Völkerwanderungen des 3. und 2. Jahrhunderts sind umfassend dargestellt, Möglichkeiten und Fallstricke von Entzifferungen werden in vielen Beispielen vorgeführt.

Das Ergebnis ist bekannt. P. interpretiert die Schrift als logosyllabisch, wobei ihm Zuspruch sicher ist. Als die zugrundeliegende Sprache macht er ein protodra- vidisches Idiom aus. Hier wird die Gefolgschaft sicher schon dünner, denn einen unmittelbaren Beweis für diese Wahl gibt es nicht. Dafür aber mehrere mittelbare,

und hier steht an vorderster Stelle die Homophonie der Bezeichnungen für

„Fisch" und „Stern" im Dravidischen. Mit Hilfe des Rebus-Systems kann man die Umrisse eines Fisches zeichnen und dieses Graphem auch für andere, gleich¬

lautende Objekte verwenden. Ähnliches ist aus dem Vorderen Orient früh belegt, jedoch, wie P. selbst feststellt vor allem, um abstrakte Begriffe bezeichnen zu können, die sich sonst einer graphischen Darstellung entzögen. Ein Stern läßt sich

aber zeichnen. Wieso bedurfte es dann des Umwegs über den (homophonen)

Fisch? P.s Antwort ist: weil Sterne Gottheiten sind und man mit dem Fischzei¬

chen auch nicht-astrale Gottheiten kennzeichnen konnte.

1^

(12)

Ähnliches haben vor P. zuerst Pater Heras und später I. Mahadevan u.a. vor¬

getragen. Die Ausrichtung auf einen Stern bestimmte die Grundrisse vieler Ge¬

bäude der Industalkultur (201). Wenn aber Sterne derart wichtig waren, dann er¬

scheint P.s Deutung als systemkonform und könnte bis hierher richtig sein. Es könnte aber auch ein böser Zufall walten, der uns alle Stern-Deutungen nur vor¬

gaukelt. Doch erscheint dies wenig wahrscheinlich angesichts der vielen Kompo¬

sita, die sich mit eindeutigen Zahlzeichen ergeben und die sich offenbar ohne Zwang im modernen Tamil wiederfinden lassen. Zusätzliche Argumente gewinnt P. durch die Deutung des Zeichens der sich überschneidenden Doppelkreise (225 ff.), die er als Armreifen interpredert und mit dem Gott Murukan assoziiert.

Das Zeichen der Krabbe (232f.) wird analog zum Fisch erklärt: Tamil köl be¬

zeichnet als „das Ergreifen" sowohl die Krabbe wie auch die Planeten, Skt. graha.

Ein Kompositum „Fisch-Krabbe" wird so als „Planeten-Stern" deutbar.

P.s Material stammt aus vielen Literaturen und aus allen Jahrhunderten. Dazu

kommen Argumente aus Archäologie, Kunst und Volkskunde. Kaum jemand wird

in der Lage sein, alle Verknüpfungen naehzuvollziehen, geschweige denn sie zu bewerten. Skeptiker wird es deshalb immer geben, und P. verweist am Ende auf

„radically different souree material" (278), das uns zur letzten Sicherheit noch fehlt.

Nimmt man aber P.s Überlegungen ernst, so wird auch eine andere, bislang unklare Beziehung zur Glyptik Turkmenistans deutlicher. Mehrfach finden sich im Industal Siegel, bei denen drei Paarhufer zu einem Leib mit drei Köpfen kom¬

biniert sind. Einmal ist dies ein Rind, das den Kopf zum Boden gesenkt häU, auch dann, wenn es alleine auftritt Über dessen Hals folgt der des berühmten Einhorns, das normalerweise seinen Kopf waagerecht vorstreckt mit den Nüstern über jenem Objekt, das gelegentlich als incence burner gedeutet wird. Als oberstes folgen Hals und Kopf eines gazellenähnlichen Wesens, mit zwei Hörnern, die ent¬

gegen der Natur nach vorn gebogen sind (M-1169, 1171; Ai-6; K-43, defektC-25;

untypisch M-1170; erweitert M-417).

Diese drei Tiere scheinen etwas Dreiteiliges und dennoch Einheitliches zu symbolisieren. Aus dem vedischen Denken drängt sich der Vergleich mit jenen drei Schichten der Welt auf, die anderen alten Kulten ebenfalls geläufig sind: das untere Tier müßte dann die Erde repräsenderen, das Einhorn den Luftraum und das obere Tier den Himmel. Diese Deutung ließe sich gut mit P.s Thesen verbin¬

den, denn es gibt eine abweichende Darstellung aus Mohenjo-Daro, wo das

dritte, oberste Tier durch einen Fisch ersetzt ist (M-298; S. 181). Wenn ein Fisch¬

zeichen tatsächlich die Vorstellung eines Sternes implizierte, dann wäre es nach¬

vollziehbar, warum das gehörnte Symbolder für den Himmel durch ein anderes, den Fisch, ersetzbar war. Das Mißliche an dieser Deutung ist nur, daß der Fisch

in Kombination mit Paarhufern noch mehrmals zu finden ist doch immer an Or¬

ten, wo wir eigentlich keine dravidische Sprache erwarteten. P. selbst weist auf zwei Rollsiegel aus Mesopotamien hin (181), bei denen einmal Einhorn (plus Vo¬

gel), Rind und Fisch und das andere Mal Fisch, Einhorn und nochmals ein Fisch vereint sind. Wichtiger erscheint mir aber ein Fachsiegel aus Altyn Tepe, bei dem ein tigerähnliches Wesen drei Köpfe hat, wovon der mittlere einem Vogel gehört.

Das dritte verarbeitete Tier ist an seinem Kopf nicht zu identifizieren, endet aber in einem Fischschwanz, der die Stelle der Vorderbeine des Tigers einnimmt (Va¬

dim Mihailovic Masson: Das Land der tausend Städte. München 1982, 199). Soll¬

ten auch hier drei Welten gemeint sein, so müßte der Tiger die Erde, der Vogel

(13)

den Luftraum und das fischschwänzige Wesen wieder den Himmel bezeichnen.

Ohne Homophonie will das aber nicht einleuchten, und eine dravidische Sprache in Turkmenistan wurde bislang nie vermuteL Will man P.s Modell vor einem Wi¬

derspruch bewahren, dann bleibt nur die Annahme, Menschen aus Indien hätten sich ebenso wie in Mesopotamien auch in Altyn Tepe Siegel in einer landesübli¬

chen Form mit importierter Glyptik herstellen lassen, wobei sie es in beiden Län¬

dern vorzogen, anstatt der teils erfundenen Symboltiere der heimatlichen Kultur dem Künstler einen unmißverständlichen Fisch und einen unmißverständlichen Vogel in Auftrag zu geben. Daß alte Verbindungen in das Verbreitungsgebiet der Fachsiegel bestanden, wird durch zwei Indussiegel in Altyn Tepe (Masson 195) ebenso wie durch ein Fachsiegel in Nausharo (Ns-1) bewiesen. Die Vermutung, das Fachsiegel aus Altyn-Tepe sei für einen Inder (bzw. Inderin, denn es wurde im Grab einer Frau gefunden) hergestellt worden, scheint durch ein verblüffend ähnliches Fachsiegel bestätigt zu sein, das in Mohenjo-Daro mindestens zweimal benutzt wurde, um Abdrucke landestypischer Siegel zu verschönern (M-1390, M- 451).

Das heißL bei den Tierkombinationen, die am Indus entworfen wurden, ist ein Fisch nur ein einziges Mal auf einem Siegel (M-298) zu fmden, dagegen im selben Kontext mehrfach auf Siegeln, die Menschen aus der Industalkultur sich im Aus¬

land herstellen ließen. Wenn aber Fische den Himmel in der Tierkombinadon re¬

präsentieren können, dann können sie dies natürlich auch außerhalb der Kombi¬

nation, genauso, wie es P. in seiner Grundhypothese annimmt.

Damit wären wir wieder bei der dravidischen Hypothese, die natüriieh auch mit dieser Hilfestellung nicht als bewiesen gelten kann. Die Ansichten von J.H.

Elfenbein zur Verbreitung des Brahui passen gar nicht dazu, und P. hat deshalb ganz andere Wanderwege des Dravidischen vor Augen (161). Zweifellos aber ist P.s Deutung einiger Zeichen die beste, die mit dem vorhandenen Material heute vorgeschlagen werden kann. Für jeden Vergleich mit der Glyptik der Kulturen im Westen ist das Werk unabdingbare Grundlage.

Harry Falk, Berlin

Georgij A. Klimov: Einßihrung in die kaukasische Sprachwissenschafi. Aus dem Russischen übersetzt und bearbeitet von Jost Gippert. Hamburg: Buske 1994.

405 S. Brosch. ISBN 3-87548-060-0. DM 86,-.

Dieses ursprünglich 1986 als Vvedenie v kavkazskoejazykoznanie in Moskau er¬

schienene Werk liegt hier in einer um viele nützliche Details wie Indizes, Karten, eine aktualisierte Bibliographie u.a.m. ergänzten deutschen Fassung vor. Man kann es in vieler Hinsicht als wesendich erweiterte Fassung von K.s Kavkazskie jazyki (Moskau 1965; dt. Übs. v. W. Boeder: Die kaukasischen Sprachen, Ham¬

burg 1971) betrachten.

Nach einem Überblick über die Forschungsgeschichte (14-46) werden die drei Gruppen zunächst einzeln in ihren grammatischen Teilsystemen dargestellt: 47- 87 die westkaukasischen, 88-133 die südkaukasischen oder kartvelischen, 134- 174 die ostkaukasischen Sprachen. Es folgen drei übergreifende Kapitel, in denen Fragestellungen der genedschen (175-219), typologisehen (220-262) und arealen

(14)

(263-308) Beziehungen der Kaukasussprachen untereinander ausführlich disku¬

tiert werden, und „Schlußbetrachtungen" (309-315), in denen der Verf. noch ein¬

mal seine wichtigsten Anliegen zusammenfaßt. Dazu gehört der Wert, den die

Kaukasussprachen für die Sprachtypologie und deren Theoriebildung darstellen, und die sehr vorsichtige, vorläufig ablehnende Haltung gegenüber einer von man¬

chen postulierten genetischen Identität der drei kaukasischen Sprachgruppen.

Die Ergänzungen des Übs. wirken manchmal etwas zufällig: S. 298 Anm.55

wird eine detaillierte Erklärung von armen, vec' '& mit neuerer Literatur gegeben,

während S.303 mit Anm. 67 im Zusammenhang mit Ähnlichkeiten der georg. und

armen. Perfektkonstruktion ein Hinweis auf das einschlägige Kapitel bei Rez.:

Die infiniten Verbalformen des Armenischen (Frankfurt a.M. u.a. 1983) 62-87, oder K. H. Schmidt: Perfekt, Haben und Übergang von Ergativ- zu Nominativ-Kon¬

struktion im Armenischen und Südkaukasischen (BK 40, 1982, 282-289) fehlt.

Nicht unproblematisch scheint mir die v.a. das Kapitel zu den arealen Bezie¬

hungen betreffende, S.8 begründete „Freiheit [...], die betreffenden Passagen durchweg vorsichtiger zu formulieren, als dies im Original geschehen ist". So sehr dies sachlich gerechtfertigt erscheinen mag - Rez. schließt sich hier ganz dem Übs. an -, stellt es doch einen mitunter erheblichen Eingriff in die Vorlage dar

und schränkt den Wert der deutschen Fassung als Referenzwerk ein, denn man

wird die exakte Meinung Klimovs nach wie vor am russischen Original überprü¬

fen müssen.

Von diesen Schönheitsfehlern abgesehen, gebührt dem Übs. unser Dank dafür, daß er ein wichtiges Werk leicht zugänglich und durch seine Ergänzungen hervor¬

ragend benutzbar gemacht hat. Dem Autor gilt unser Respekt für die umfassende Darstellung einer sehr schwierigen Materie, die heute von kaum einem zweiten so souverän beherrscht wird.

Reinhard Stempel, Bonn

Heinz Fähnrich: Grammatik der altgeorgischen Sprache. Hamburg: Buske 1994.

XI, 269 S. Geb. ISBN 3-87548-065-1. DM 98,-.

Angesichts der wenigen altgeorg. Grammatiken in deutscher Sprache (F. Zo- RELL, Grammatik zur altgeorgischen Bibelübersetzung, Rom 1930; R. Zwolanek (in

Verb. m. J. Assfalg), Altgeorgische Kurzgrammatik, Götdngen 1976; A. Scha-

NiDSE, Grammatik der altgeorgischen Sprache. Aus dem Georg, v. H. Fähnrich, Tbilisi 1982) schließt das vorliegende Werk zweifellos eine Lücke. Die grammati¬

schen Teilsysteme sind im allgemeinen zuverlässig und übersichtlich dargestelk, wobei nur die teilweise idiosynkradsche Terminologie etwas stört, z. B. „abruptiv"

(37 f und passim) für übliches „glottoklusiv" oder „ejektiv", „Aditiv" (55 ff.) für übliches „Direktiv" u.v.m. Irreführend ist die Behauptung (55), es gebe zwei Plu¬

rale, mit den Formantien -eb- bzw. -n-, und daß der auf -n- aus einem früheren Dual hervorgegangen sei. Vielmehr ist -eb- eine Kollektivbildung, die erst im Neugeorg, zum regelrechten Pluralmorphem geworden ist; das alte Pluralzeichen -n- tritt auch im transitiven Verbum bei pluralischem Objekt noch in Erscheinung (ein knapper Hinweis darauf S. 199 f). Sehr nützlich sind die zahlreichen, wo nö-

(15)

tig mit Kommentaren versehenen Verbtabellen (85-169), die nicht nur ein Lernen¬

der sehr zu schätzen wissen wird.

Nicht völlig zu überzeugen vermag die Auflistung angeblicher Synonyme

(216L), denn z.T. liegen hier stilistische oder registerbedingte Varianten vor, etwa brjola vs. iku 'sprich' : ersteres heißt wörtlich 'befiehl' und ist z. B. im Vepxistqao¬

sani (Ritter im Pantherfell) regelmäßig die Form, die der Untergebene gegenüber dem Höhergestellten benutzL Bei dieser Aufzählung hätte es sich außerdem viel¬

leicht gelohnt einheimische von Lehnwörtern zu differenzieren.

Die sehr persönliche Meinung des Autors kommt in Kap. 7.6.12 „Parallelen zum Sumerischen" (252-260) zum Ausdruck, nach der es möglich isL lexikalische

Gleichungen zwischen dem Südkaukasischen und dem Sumerischen (hier nicht

weniger als 94) zu etablieren. Leider gibt VL keine Hinweise auf entsprechende sumerologische Werke, in denen man die von ihm angeführten Belege überprüfen könnte. Abgesehen davon sind auch die hier postulierten Gleichungen oft nicht nachvollziehbar Wie soll man etwa eine Zusammenstellung von sum. kur- 'Ort¬

schaft' mit geo. kor- 'Obergeschoß', svan. kor 'Haus' neben sum. kur- 'Bewa¬

chung' zu geo., mingr. kvir- 'beobachten, aufpassen' beurteilen? Sieht man von den genannten Schwächen in der linguistischen Terminologie und der sprachhi¬

storischen Interpretation ab, handelt es sich um ein brauchbares Arbeitsinstru¬

ment, das einen festen Platz im akademischen Unterricht erwerben wird.

Reinhard Stempel, Bonn

Mayer, Günter (Hg.) : Das Judentum. Mit Beiträgen von Hermann Greive, Gün¬

ter Mayer, Jakob J. Petuchowski, Phillip Sigal, Leo Trepp. Stuttgart - Berlin - Köln: Verlag W. Kohlhammer 1994. 526 S. Ln. (Die Religionen der Mensch¬

heit, Bd. 27). ISBN 3-17-010269-9. DM/SFr 148,- ÖS 1155,-.

Im Rahmen einer Reihe Religionen der Menschheit verständlich, beschränkt sich der vorliegende Band trotz seines allumfassenden Titels Das Judentum auf die religiösen Aspekte und Entwicklungen desselben. In sechs von verschiedenen Autoren verfaßten sehr unterschiedlichen Kapiteln umspannt er die Zeit vom Hel¬

lenismus bis zur Gegenwart.

Leo Trepp und Günter Mayer geben auf knappstem Raum eine in Antike, Mit¬

telalter, Neuzeit und Neueste Zeit sowie nach einzelnen Ländern gegliederte Ge¬

schichte des nachbiblischen Judentums in Grundzügen (\1-61) mit einem Demogra¬

phischen Anhang (68-72) von Michael Tilly. Im Kapitel Halaka und Leben (73- 123) umreißt Philllip Sigal Das Wesen der Halaka als den von einem „Netz von Normen" getragenen, in steter Entwicklung begriffenen spezifisch jüdischen Le¬

bens wa/j^/e/, Günter Mayer stellt die (Entscheidungs-) Zrä^e/- des halakischen Prozesses und Die Quellen der Halaka vor. Philipp Sigal wiederum zeigt Die Ent¬

wicklung der Halaka von der Antike bis heute auf, wobei der Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert und den gegenwärtigen Strömungen in den unterschiedlichen

„Denominadonen" liegt. Als aktiv am Entwicklungsprozeß beteiligter Vertreter des Conservative Judaism läßt er freilich keinen Zweifel, daß dieser Richtung seine besondere Wertschätzung gilt. Aus seiner Sicht ist auch ein Satz wie „Ohne

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die Halaka Tällt die jüdische Idendtät in sich zusammen" zwar verständlich, zeigt aber die Problemadk des ausschließlich religiösen Ansatzes, denn religiös indiffe¬

rente oder „gar" areligiöse Juden dürften sich gegen eine solche Auffassung vehe¬

ment zur Wehr setzen.

Im dritten Kapitel beschreibt Günter Mayer Die Bibel und ihre (Überliefe¬

rungs- und Auslegungs-)CfMcA/c/ire (124-158), im vierten gibt Hermann Greive mit bewundernswerter Klarheit und Dichte einen Abriß der verschiedenen Rich¬

tungen in Philosophie und Mystik (159-222) von der Antike bis zur Aufklärung, dabei immer wieder auch den christlichen und/oder islamischen oder auch sozial¬

geschichtlichen Kontext berücksichtigend. Im Anschluß daran stellt Leo Trepp Jü¬

disches Denken im 20. Jahrhundert (223-406) anhand von z.T. höchst unterschied¬

liche Ausrichtungen repräsentierenden Einzelpersönlichkeiten dar: Hermann Co¬

hen, Franz Rosenzweig, Martin Buber, Leo Baeck, Mordecai Menahem Kaplan,

Richard L. Rubenstein, Abraham Isaak Hakohen Kook, Joseph Dov Soloveitchik, Emil L. Fackenheim, Abraham Joshua Heschel, Eliezer Berkovits, Eugene B. Bo- rowitz, Arthur A. Cohen, Elie E. Wiesel, Gerschom Scholem. Im letzten Kapitel beschreibt Jakob J. Petuchowski Die Geschichte des synagogalen Gottesdienstes (407-462) und behandelt u.a. Normen und Varietät jüdischer Gebetsriten sowie einige der zentralen Gebete (Achtzehngebet, Schema', Kaddisch, Keduschscha) .

Umfangreiche Quellen- und Literaturangaben zu allen Kapiteln (463-500) und

verschiedene Register (501-526) runden den Band ab.

In diesem ausschließlich von Männern geschriebenen Buch ist Judentum im

wesentlichen eine männliche Angelegenheit, allenfalls - und das ist schon ein

Fortschritt gegenüber anderen Darstellungen - kommen Frauen als Objekt von

neueren halakhischen Bemühungen, sie (auch) in religiösen Angelegenheiten Männern gleichzustellen, vor. Gerade in einem Band, der erfreulicherweise einen Schwerpunkt im 20. Jh. haL hätte aber ein Kapitel über die zahlreichen Ansätze

(meist) von jüdischen Frauen, ihre Rolle in Vergangenheit und Gegenwart zu

sichten und neu zu bewerten, nicht fehlen dürfen.

Margarete Schlüter, Frankfurt am Main

Jacob Neusner (ed.) : Judaism in Late Antiquity. Part I : The Literary and Archaeo¬

logical Sourees. XIV, 276 S. Part II: Historical Syntheses. XIV, 318 S. HdO I.

16-17. Leiden: E.J. Brill 1995. ISBN 9004101292 u. 9004101306. Nig 200,-.

Das Gemeinschaftswerk soll v.a. Kollegen aus Nachbardisziplinen die Quellen der verschiedenen jüdischen Systeme (nicht: des Judentums) der Spätantike er¬

schließen (Band 1) und mögliche historische Rekonstruktionen vorführen. Gegen die verbreitete Auffassung eines i. w. einheidichen Judentums steht somit von An¬

fang an die These einer nicht ohne weiteres reduzierbaren VielfaU, damit auch die Forderung, die literarischen und archäologischen Quellen nicht gemeinsam, son¬

dern zumindest vorläufig als in sich geschlossene Gruppen von Zeugnissen zu ver¬

werten, wie W.S. Green programmatisch ausführt. G. Stemberger präsendert die nichtrabbinische Literatur, die v.a. aus Anfängen und Spätphase der Periode er¬

halten ist (Apokalypsen, Hekhalot-Texte u.ä.); P.V. Flesher skizziert knapp die

(17)

aramäischen Bibelübersetzungen und zeigt einige zentrale Probleme im Umgang damit auf; in den umstrittenen Datierungsfragen geht er einen Mittelweg, in der geographischen Zuordnung vereinfacht er wohl zu sehr. J. F. Strange bietet einen Überblick zu Kunst und Archäologie, leider mit manchen Flüchtigkeitsfehlern, so

S.70 die Datierung von Bar-Kokhba-Münzen 125 C.E. (zu den Münzen gäbe es

auch modernere Kataloge als Madden); S.105 „Hanukka menorah with seven (!)

branches" usw. Das zentrale Kapitel des Bandes stammt von J. Neusner, der die rabbinische Literatur definiert und in sehr griffigen, damit natürlich auch z.T. an¬

greifbaren Formulierungen die Thesen seiner zahlreichen Bücher zusammenfaßt und verdeutlicht, andererseits aber sehr abstrakt formuliert, primär an der inne¬

ren Logik der Texte interessiert, die Kenntnis der rabbinisehen Literatur und ih¬

rer Probleme schon voraussetzt. Eher wieder einführende Aufsätze bieten A.J.

Avery-Peck (Mischna, Tosefta, Talmudim) und G.G. Porton (Midrasch), die

beide verläßliche Informationen auf knappem Raum liefern (bei Porton gibt es allerdings nie volle bibliographische Angaben, während sie bei Avery-Peck dop¬

pelt stehen). L.A. Hoffmann beschließt den Quellen-Band mit einem Überblick zur jüdischen Liturgie und ihrer Erforschung, wobei er die Linien bis heute aus¬

zieht also weit über die Spätantike hinausgeht.

Band 2 eröffnet 1. Gruenwald mit einem blendenden Aufsatz zur jüdischen

Mystik und den Hauptproblemen ihrer Erforschung (Akzent auf Kabbala, also

ebenfalls nicht aufdie Spätantike begrenzt). Ihm geht es v.a. um legitime Verglei¬

che mit nichtjüdischen Parallelen, um das Verhältnis von Mystik, Magie und

Gnosis sowie um die hebräisch-aramäische Sprache als Offenbarung (und nicht einfach als deren übersetzbares Medium). Der Beitrag von L. L. Grabbe zum hel¬

lenistischen Judentum ist dagegen ein eher kursorischer Überblick (mit vielen Druckfehlern, u.a. S.68 „Herod the Greek"). Gewohnt solide und anregend schreibt dann J. Maier zu Qumran; wichtig ist v.a. der Abschnitt zum Umgang

mit der Tora. Aus dem Rahmen des Werks fällt J.A. Goldstein, der unter dem

Titel „The Judaism of the Synagogues" (hat es das je als eigene Ausprägung gege¬

ben?) eine sehr eigenwillige Deutung der Fresken von Dura Europos als Aus¬

druck von Endzeithoffnungen gibt und etwas kühn behauptet, die Beischriften zu den Bildern sollten ihre wahre Bedeutung verbergen. Den Hauptabschnitt auch dieses Bandes liefert J. Neusner mit seiner bewußt an Hegel angelehnten Schema¬

tisierung der Entwicklung des rabbinisehen Judentums, das in der Mischna als

Philosophie beginnt, als Antithese dazu im palästinischen Talmud zur Religion

umgeprägt wird, um schließlich in der Synthese des babylonischen Talmud als

Theologie seine Vollendung zu finden. Daß solche Schematisierungen notwendig vereinfachen und einer Vielzahl von Details nicht gerecht werden, weiß man; als

heurisdsches Prinzip sind sie jedoch anregend und vermögen Schwerpunkte von

Entwicklungen aufzuzeigen, was immer schon die große Stärke von J. Neusner war. Drei Aufsätze zu „SpeziaUhemen" beschließen den Band: J.D.G. Dunn be¬

faßt sich mit Formen des palästinischen Judentums im 1. Jh. für den Vergleich mit

dem Neuen Testament (viele Druckfehler im Griechischen); B. Chilton stelk,

teilweise sehr polemisch, einige neuere Bücher zu „Jesus im Judentum" vor; G.

BoccACCiNi schließlich stellt seine Periodisierung jüdischer Geschichte vor, in der er auf das andke Judentum von ca. 300 V.-200 n.Chr. die Periode der „Middle Judaisms" folgen läßt und alles nach 200 als modernes Judentum zusammenfaßt Zwar sind gewisse Vorteile einer Zusammenschau dieser „mittleren" Periode ge¬

genüber einer am Auftreten des Christentums orientierten Periodisierung sicher

(18)

gegeben, doch bezweifle ich sehr die Durchsetzung dieser Einteilung (nicht nur wegen der Macht der Gewohnheit).

Insgesamt sind die zwei Bände also ein nicht ganz homogenes Werk; doch

sollte es sein Ziel erreichen, Kollegen aus Nachbardisziplinen die wesentlichen

Grundinformationen zu den einzelnen Bereichen des spätantiken Judentums zu

vermitteln (die dabei vorgestellte Literatur veraltet naturgemäß rasch) und mit

pointierten Synthesen (v.a. Neusner und Gruenwald) Schwerpunkte heutiger

Forschung und Diskussion vorzustellen.

GÜNTER Stemberger, Wien

Cornelia Eva Römer: Manis frühe Missionsreisen nach der Kölner Manibiogra¬

phie. Textkritischer Kommentar und Erläuterungen zu p. 121-p. 192 des Kölner Mani-Kodex. Opladen: Westdeutscher Verlag 1994. xix, 178 S., 2 Karten. (Ab¬

handlungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, Son¬

derreihe: Papyrologica Coloniensia, Vol. XXIV) ISBN 3-531-09938-8. DM68,-.

Die hier zu erörternde Schrift muß auf dem Hintergrund zweier anderer Werke gesehen werden, an deren Abfassung Cornelia Römer maßgeblich beteiligt war:

(1) L. Koenen & C. Römer (Hgg.): Der Kölner Mani-Codex. Abbildungen und di¬

plomatischer Text Bonn 1985, und (2) dies. (Hg.): Der Kölner Mani-Codex. Kriti¬

sche Edition, Opladen 1988 (Papyrologica Coloniensia XIV).

Das erste dieser Werke bietet Photographien der einzelnen Seiten des Kölner Mani-Kodex nebst diplomatischem Text. Das zweite Werk bietet den gesamten griechischen Text mit den von den Herausgebern vorgenommenen Ergänzungen und kritischem Apparat sowie deutscher Übersetzung. Dies ist die erste vollstän¬

dige Edidon und Gesamtiibersetzung des Kölner Mani-Kodex. Dieser 1969 be¬

kanntgewordene griechische Kodex aus dem Ägypten des 4./5.Jh. enthält eine

Biographie des Religionssdfters Mani (217-276) von seinen frühen Jahren in der elchasaitischen Gemeinde, in der er aufwuchs, bis in die Zeit seiner ersten Mis- sionsreisen, die zu dem Zeitpunkt einsetzten, als Mani diese jüdisch-christliche Gemeinde in Mesopotamien verließ, um eine eigene „Kirche" zu gründen. Die besondere Bedeutung des Kodex liegt darin, daß dies die erste Primärquelle zum frühen Leben Manis isL dessen Glaube zu einer Weltreligion wurde, die sich im Römischen Reich bis ins 6. Jh., im chinesischen Reich dagegen bis ins 16. Jh. hielt.

Hatte man bisher aufgrund von Angaben in an-Nadim's Ihrist angenommen, daß

Mani dem Kreis der Mandäer entstammte, so wurde mit der Auffindung des Kodex mit einem Schlagklar, daß Mani in der Tradition der schon genanntenjüdisch-christ- lichen Eichasaiten im Zweistromland aufgewachsen isL Diese Erkenntnis war für die Forschung durchaus revolutionär. Zwei internationale Kongresse (Rende, Italien, 1984; Cosenza, Italien, 1988) haben sich mit dem Kodex beschäftigL und zahlreiche Beiträge zu seinem Inhalt und seiner Bedeutung liegen vor.

Die hier zu besprechende Schrift leistet nun die wesentliche Kommenderungs- arbeit zum bisher unbearbeitet gebliebenen Teil des Kodex. Nachdem bereits A.

Henrichs und L. Koenen einen ausführlichen „Vorbericht" über die Arbeit am Kodex vorgelegt (ZPE 5 [1970], 97-216) und seinen ersten Teil ediert, übersetzt

und mit ausführlichen Anmerkungen versehen hatten (ZPE 19 [1975], 1-85; 32

(19)

[1978], 87-200; 44 [1981], 201-318; 418 [1982], 1-59), war die Edition ins Stocken geraten. Die große Editionsarbeit ist nun durch die voHiegende Pubhkation zum Abschluß gekommen. Sie enthält die textkritische Kommentierung und Erläute¬

rung der Seiten 121-192, die Manis erste Missionsreisen behandeln. Die Kenntnis dieser frühen manichäischen Mission ist insofern von großer Bedeutung, als die ergänzenden zentralasiatischen „Turfantexte" erst Licht auf die anschließende Epoche werfen, nämlich auf Manis Missionstätigkeit ab 240/241, als er nach In¬

dien reiste, um anschließend im Sasanidenreich zur Zeit Shapurs I. zu wirken.

Was Cornelia Römer hier behandelt, wirft also Licht auf die Anfänge der ma¬

nichäischen Gemeindebildung, freilich im Lichte der Hagiographie, denn die er¬

zählenden Passagen sind stark von einem hagiographischen Interesse bestimmt.

In zehn Kapiteln werden hier die ersten Episoden des öffentlichen Wirkens Manis behandeU. Es kommt ein Kapitel über die bruchstückhaften letzten Seiten des Ko¬

dex hinzu. Beigefügt sind „Stellen, zu denen neue Lesungs- und Ergänzungsvor¬

schläge geboten werden", ein „Stichwörterindex", eine Literaturliste und drei Ex¬

kurse nebst zwei Landkarten.

Die besondere Leistung der Arbeit von Cornelia Römer liegt darin, daß sie eine Fülle von Informationen aus dem gesamten Bereich der manichäischen Lite¬

ratur und aus der Umwelt dieser Literatur einschließlich der lateinischen und griechischen Kirchenväter und der koptisch-manichäischen Originaltexte zu ei¬

nem einheitlichen, fortlaufenden wissenschaftlichen Text verarbeitet, der in die entsprechenden Abschnitte des Kodex einführt. So ist eine Monographie entstan¬

den, die genaue Textanalyse mit umfassender Textauswertung verbindet. Eine sol¬

che Studie konnte nur nach langjähriger, intensiver Beschäftigung mit dem Mani¬

chäismus wie mit der Geschichte und Geographie des persisch-mesopotamischen Raumes entstehen. Ausführlich wird dabei auch auf die Inschriften der Zeit und Gegend eingegangen. Vor allem die schwierigen, aber wichtigen Identifizierungen

von Orts- und Personennamen verdienen hervorgehoben zu werden. So ist das

Werk zugleich zu einem wichtigen Beitrag zur frühsasanidischen Zeit geworden.

Hans-Joachim Klimkeit, Bonn

Jacques Ryckmans, Walter W. Müller, Yusuf M. Abdallah : Textes du Yemen

antique inscrits sur bois (with an English Summary). Louvain: Peeters 1994. VIII + 105 + 55 S. (Pubhcations de ITnsdtut Orientaliste de Louvain. 43.) ISBN 2- 87723-104-6. BEF 2.000.

Die altsüdarabischen Sprachen waren bisher fast ausschließlich durch Steinin¬

schriften zumeist religiös-politischen Inhalts und durch Felsgraffiti dokumentiert.

Zu all jenen Textgattungen aber, die im aUen Mesopotamien auf Ton und in

Ägypten auf Papyrus geschrieben wurden, kannte man kein altsüdarabisches Pen¬

dant Seit 1970 tauchen nun immer mehr Stücke auf, die offensichtlich genau jene

Lücke füllen. Dabei handeU es sich um zigarrenförmige Holzstücke, und zwar

teils um die Stengel von Palmblättern, teils um entrindete Zweige von Bäumen verschiedener Arten. Ein solches Holzstück ist bis zu 30 cm lang, hat einen Durchmesser von bis zu 3 cm und hat Platz für vier bis acht, gelegendich auch noch mehr Zeilen Schrift. Diese Schrift ist eine Minuskelschrift, deren Buchsta-

(20)

ben, ebenso wie bei der Schrift der Inschriften (arab. musnad, im Gegensatz dazu wurde die Minuskelschrift und ein darin geschriebener Text zabür genannt), un¬

verbunden nebeneinandergesetzt werden (durchweg von rechts nach links). Die Buchstaben dieser Minuskelschrift unterscheiden sich aber in ihrer runden, abge¬

schliffenen Form beachtlich von den Buchstaben der Inschriften. Leider stammen sämtliche Texte aus Raubgrabungen, so daß ihre Entstehungszeit nur ungefähr auf die Zeit vom 1. bis zum 3. Jh. geschätzt werden kann.

Die Arbeit der drei Autoren ist die erste ernstzunehmende Publikation solcher Texte. Von den bisher bekannten za/>är-Texten (deren Zahl ein Mehrfaches der hier vorgestellten Texte beträgt) werden in diesem Buch sechzehn Stück veröffent¬

licht. Obwohl man sich bei dieser Pionierarbeit natürlich zunächst auf relativ leicht verständliche Texte hat beschränken müssen, sind verschiedene Textgattun¬

gen vertreten, nämlich Schreibübungen (Alphabet), Namenslisten, kurze persönli¬

che Nachrichten, kürzere Privatbriefe sowie Empfangsbestätigungen.

Das Buch besteht aus mehreren Teilen. Ein französischsprachiger Teil beginnt mit einem Vorwort von J. Breton, gefolgt von Beiträgen von J. Ryckmans (eng¬

lisch und französisch) und W.W. Müller; ein arabischer Teil (Nebentitel: Nuqüs hasabiyya qadima mm abYaman) enthält neben einer Übersetzung des Vorworts einen Beitrag von Y. M. 'Abdallah. Die eigentliche Publikation der Texte (mit

Photo, Zeichnung und Transkription sowohl in arabische als auch in Latein¬

schrift) nimmt die Mitte des Buches ein (S.71 -105). Beschreibung, Übersetzung und Kommentar, von allen drei Autoren gemeinsam erarbeiteL findet man zwei¬

mal (S. 43-67 des französischen, S. 19-52 des arabischen Teils, z.T. mit zusätzli¬

chen Informationen).

Diese Texte werfen nicht nur ein neues Licht auf Gesellschaft und Alltagsleben im alten Südarabien, sondern auch auf die sprachlichen Verhältnisse. Neben Be¬

legen bislang unbekannter Wörter und grammatischer Formen ist etwa interes- sanL daß in Minuskelschrift, anders als in den musnad-\n&cW\(ttx\, nicht zwi¬

schen z und d unterschieden wird, was auf einen frühen Zusammenfall dieser

Laute hindeutet und zeigt, daß man aus der Orthographie der Inschriften nur mit großer Vorsicht auf die sprachliche Wirklichkeit schließen kann.

Die enormen Schwierigkeiten, die die Entzifferung der Schrift und die Deu¬

tung der Texte bieten, haben die drei Autoren überzeugend gelöst. Auf weitere sa¬

bäische „Holzzigarren" darf man gespannt sein.

Thomas Bauer, Erlangen

D.T. Potts: The Pre-lslamic Coinage of Easiern Arabia Kopenhagen: Museum

Tusculanum Press 1991 (= The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Near Ea¬

stern Studies, Publications Band 14), 120 S., zahlreiche Illustrationen im TexL DKr. 270,00.

Ders.: Supplement to the Pre-Islamic Coinage of Eastern Arabia. Kopenhagen

1994 (= CNI Publications Band 16), 88 S., zahlreiche Illustrationen und

Karten im Text, DKr. 310,00.

Wie die allgemeinen Landkarten der Arabischen Halbinsel boten auch die nu- mismadschen lange Zeit nur weiße Flächen. Insbesondere über die vorislamische

(21)

Münzprägung und den Geldumlauf war wenig bekannt. Wenn sich neuerdings bislang ungeahnte Sachverhalte herausschälen, ist dies das Verdienst von Publika¬

tionen wie den beiden genannten.

Ihr Autor legt hier zwei grundlegende Materialsammlungen vor, die zusammen studiert werden müssen: Nicht nur wird die Zahl der im ersten Buch erfaßten Münzen im zweiten fast verdoppelt (529 -I- 425), manche Frage kann auch klarer gestellt, aufdie eine oder andere eine vorsichtige Antwort erwogen werden.

Das Metall der Münzen ist Silber, Billon (verschiedene Legierungen mit stets niedrigem Silbergehalt) oder Bronze, kein Gold. Die Gewichte der großen Nomi¬

nale orientieren sich mehr oder minder an griechischen Stufungen (Tetradrach¬

men, Didrachmen, Drachmen), wobei auch der Durchmesser des Stempels eine

Rolle spielL Wie es scheim, wurden mit zunehmendem geographischem und zeit¬

lichem Abstand die Stücke leichter und ihre Gewichtsmargen größer (e.g. Klasse 45). Dagegen ist bei den Kleinmünzen ein Gewichtssystem nicht auszumachen, ihre unterschiedslose Benennung als Obole, seien sie aus Silber oder aus Bronze, wirkt eher irreführend.

Die Typen folgen fast alle denjenigen der Silbermünzen Alexanders d.G. mit Vorderseite „Kopf des Herakles mit Löwenskalp", Rückseite „Thronender Zeus"

mit Zepter nach links (manchmal auch seitenverkehrt), auf der ausgestreckten rechten Hand den Adler haltend oder - als lokale Variante - ein Pferd oder eine

Pferdeprotome. Nur wenige Vorderseiten nehmen (wobei allerdings Seleukos I.

auszuschließen ist) seleukidische oder römische Herrscherbildnisse zum Vorbild.

Bei über der Hälfte aller Münzen bleibt die Vorderseite bildlos glatt, die Rücksei¬

te wird häufig bis zu strichmännchen-artigen Darstellungen vereinfacht. Die Le¬

genden oder einzelnen Lettern, soweit lesbar, sind in südarabischem („himyariti- schem") oder aramäischem Alphabet geschrieben: Hier wäre für den Nichtspezia¬

listen eine parallelisierende Tabelle der Alphabete nützlich gewesen. Nur frühe Prägungen, die ihren Vorbildern noch näher stehen, zeigen eine oft nicht fehler¬

lose, meist sogar rudimentäre Aufschrift AAEHANAPOY.

Der neue Ansatz, den die beiden Publikationen bieten, liegt in der gesicherten Provenienz jeder ihrer Münzen aus einem von 10 Fundorten, die eingangs vorge¬

stellt werden. Acht von ihnen liegen am Persischen Golf in Saudi-Arabien in der Umgebung der Öl- und Universitätsstadt Dhahran (ca. 400 km südöstlich Kuwait) und in Oasen wie Al-Hufuf, zwei in den Vereinigten Arabischen Emiraten südlich der Straße von Hormuz.

Die Münzen werden vom Autor nach typologisehen und stilistischen Kriterien, unter dem Aspekt ihres ungefähren Gewichtes, gelegentlich auch nach Fundorten (Klasse 7, 13, 36, 37, S2) resp. Funden (20) in 51 + 6 „Klassen" geordnet wobei die Zahl der Belegstücke naturgemäß stark schwankt Die Ordnung dürfte in vie¬

len Fällen Bestand haben, auch wenn der Verfasser vorsichtig genug ist und wie¬

derholt Fragezeichen setzL Bereits im Supplement hat er einige der Klassen des ersten Bandes geteilt. Überdies hat er im Supplement für jede Klasse die Fund¬

ort-Verteilung durch übersichtliche Kartenskizzen optisch sinnfällig gemacht was gestattet, seine vorsichtigen Vorschläge der Lokalisierung von Münzstätten leich¬

ter naehzuvollziehen.

Danach sind sowohl in Thaj wie in Jebal Kenzan, vielleicht auch in weiteren

Orten der Dhahran-Region Münzen hergestellt worden, ferner in ed-Dur und in

MIeiha in den Vereinigten Arabischen Emiraten, woher die stilistisch besten Prä¬

gungen von (König?) Abi'el stammen. Der Tonabdruck einer Münzrückseite aus

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