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Archiv "Evidence based: Es bleibt dabei . . ." (30.04.1999)

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A-1090 (6) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 17, 30. April 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

– mit der Folgerung, daß sie behandelt werden müsse.

Dr. med. Ludwig Henning, Bahnhofstraße 68, 27324 Eystrup

Armut vermeiden

Ein medizinischer Grund- satz lehrt, daß Erkrankungen, wann immer möglich, kausal therapiert werden sollen.

Macht Armut krank, ist der richtige Ansatz zur Therapie ein sozialpolitischer: Armut vermeiden.

Die in dem Artikel aufge- führten Vorschläge zu Ver- besserungen der medizini- schen Versorgungsstrategien entsprechen einem sympto- matischen therapeutischen Ansatz mit möglicherweise nur palliativem Charakter.

Das Gesundheitswesen soll die Defizite aller politischen Lager kompensieren: unge- bildete, schlecht sozialisierte, arbeitslose, uninformierte, frustrierte, kommunikations- gestörte, lebensmüde, ausge- brannte, sozial benachteiligte Menschen sollen durch unse- re Medizin mit immer weni- ger Etat geheilt werden?

Wie wär’s, wenn jeder politische Bereich nach dem Verursacherprinzip der

„Krankheit“ für den Etat des Gesundheitswesens zur Ver- antwortung gezogen würde?

Dr. med. Irene Knöchel- Schiffer, Weygerweg 18, 12249 Berlin

Praxisaufgabe

Zum Thema Zwangspensionierung:

Prüfungen einführen

Wenn man – wie andern- orts üblich – eine Prüfung der Vertragsärzte in Fünf-Jahres- Abständen einführen würde, wären Zwangspensionierun- gen zur Schaffung von 2 200 Vertragsarztsitzen und manch aufwendigere Maßnahme zur Qualitätssicherung im ambu- lanten Bereich nicht erforder- lich.

Mit „Prüfung“ meine ich

«Abfragen aktueller medizi-

nischer Standards (Beispiel:

adäquate Diagnostik, Be- handlung und Überwachung bei Diabetes mellitus) und

¬ Überprüfung der Einhal- tung von Bestimmungen des Vertragsarztrechts (Beispiele von „Abrechnungszifferle- genden“ bis „Zwangsver- pflichtung von un[ter]bezahl- ten Weiterbildungsassisten- ten zur Übernahme des Not- dienstes“). . .

Dr. med. Regina Ströbele, Westtangente 1, 77886 Lauf

Evidence based

Zu dem Leserbrief „Wir brauchen Da- ten, Daten, Daten“ von Prof. Dr. Franz Porzsolt in Heft 11/1999:

Es bleibt dabei . . .

. . . Historisch gesehen ha- ben sich die Chemotherapie und die operative Technik zeitlich parallel verbessert und entwickelt. Deshalb exi- stiert lediglich eine einzige randomisierte Studie in der Literatur, in der der kombi- nierte Effekt von tumorre- duktiver Operation und Che- motherapie der alleinigen Chemotherapie gegenüber- gestellt wird. Die multivariate Analyse zeigt aber eindeutig und statistisch signifikant, daß durch die operative Tu- morreduktion ein Gewinn an Überlebenszeit unabhängig von der Chemotherapie er- reicht wird (van der Burg et al., New England Journal of Medicine, 1995). Hier ist also

„evidence“ zitiert worden – von Herrn Porzsolt überse- hen? Davon unabhängig läßt der Vergleich der Überle- benszeiten und Krankheits- verläufe eindeutig erkennen, daß die Kombination aus bei- den Therapiemodalitäten die Überlebenszeiten im Ver- gleich zu historischen Kon- trollen erheblich verlängert hat.

Zudem kennt jeder opera- tiv tätige Gynäkologe von früher die qualvollen Krank- heitsverläufe bei inadäquat operierten Patientinnen mit Ileus, Miserere, Stomata und Ascitesbildung. Diese Ver-

Kostendämpfung

Zu dem Medizin-Beitrag „Embolus- detektion mit der transkraniellen Dopplersonographie“ von Dr. med.

Dirk Wolfgang Droste et al. in Heft 8/1999:

Provokante Frage:

Hat Forschung Sinn?

Wieder einmal wird eine neue, erfolgversprechende und für den Patienten offen- sichtlich hilfreiche Methodik vorgestellt. Leider wird mit keinem Wort auf die drän- gende Frage eingegangen, was die neue Methodik ko- stet – sei es im Krankenhaus

oder beim niedergelassenen Radiologen – und ob sie im Rahmen der GKV über- haupt finanziert werden kann oder soll. Kostendämp- fung im Gesundheitswesen kann nur durch Verzicht auf ständig neue Diagnostikme- thoden erreicht werden. Im- mer bessere Diagnostik, im- mer genauere Methodik ist unter heutigen Kostenge- sichtspunkten nicht bezahl- bar.

Daher die provokative Frage: Hat es Sinn, für neue Methoden überhaupt For- schungsgelder auszugeben?

Dr. med. Andreas Hofmann- Lerner, Hohenlohestraße 19, 80637 München

Armut

Zu dem Beitrag „Armut und Gesund- heit: Soziale Dimension von Krankheit vernachlässigt“ von Dr. med. Dipl.

Soz. päd. Gerhard Trabert in Heft 12/1999:

Frühe Diagnose und effiziente Therapie

Im Artikel wird von einer dreifach höheren Tuberkulo- seinzidenz unter Migranten gesprochen. Die ausländische Bevölkerung macht etwas mehr als 30 Prozent aller Tuberkulosepatienten aus (1997: 3 427 von 11 163 Neu- erkrankungen an Tuberkulo- se). Die Inzidenz bei der aus- ländischen (46,5/100 000) lag dabei 4,5fach höher als in der einheimischen Bevölkerung (10,4/100 000).

Der Artikel bestätigt die Verhältnisse und Entwick- lungen, wie wir sie auch für die Tuberkulose in Deutsch- land sehen. Dank einer vom Bundesministerium für Ge- sundheit geförderten epide- miologischen Studie werden unter Leitung von Dr. M.

Forßbohm (Gesundheitsamt Wiesbaden) in Zusammenar- beit mit mehr als zwei Drit- teln aller Gesundheitsämter Daten erhoben, die unter an- derem einen Einblick in die soziale Situation der Tuber- kulosepatienten erlauben (die

Ergebnisse sind im 24. In- formationsbericht des DZK veröffentlicht).

Die Bemühungen, insbe- sondere auch den ärmsten Bevölkerungsschichten in Deutschland Zugang zu me- dizinischer Versorgung zu er- möglichen und notwendige Aufklärungsarbeit zu leisten, sind unbedingt zu unterstüt- zen. Vor allem auch vor dem Hintergrund der globalen Entwicklung der Tuberkulose und der beängstigenden Si- tuation in Osteuropa mit an- steigenden Tuberkuloseinzi- denzen und erschreckenden Medikamentenresistenzraten muß es eine vordringliche Aufgabe sein, allen Patienten eine frühe Diagnose und effi- ziente Therapie zu ermögli- chen.

Prof. Dr. med. Robert Lod- denkemper, Deutsches Zen- tralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose, Lungen- klinik Heckeshorn, Zum Heckeshorn 33, 14109 Berlin

Keine neue Entdeckung

Ich möchte darauf hin- weisen, daß „Armut macht krank“ keine Entdeckung un- seres Jahrhunderts ist, sondern daß schon vor 2 500 Jahren So- phokles schrieb: „ . . . doch mir scheint keiner gesund, der arm ist“ (Kreusa, 4.). Er meinte sogar, daß die Armut selbst schon eine Art Krankheit sei

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S P E K T R U M LESERBRIEFE

läufe sehen wir nach radika- ler Operation deutlich selte- ner als früher. Möglicherwei- se hat der Kritiker diese Zu- stände als nicht operativ Täti- ger nie selbst miterlebt und die Lebensqualität dieser Pa- tientinnen nur bis zur Verle- gung in die Chirurgie zur An- lage eines Anus praeter er- faßt.

Es bleibt also dabei: Die radikale Tumorreduktion, ge- folgt von der taxolhaltigen Kombinations-Chemothera- pie, ist Standardvorgehen beim fortgeschrittenen Ova- rialkarzinom. Dies spiegelt sich auch in den Empfehlun- gen des National Cancer In- stitute wider. Daß nur wenig randomisierte Daten zur ope- rativen Radikalität vorliegen, begründet sich durch die ethi- sche Problematik, bei Patien- tinnen mit Ovarialkarzinom Tumorgewebe im Abdomen zu belassen und so nicht oder inadäquat zu operieren. Die Vorenthaltung einer adäqua- ten, radikalen Operation stellt jedoch eine grobe Un- terlassung dar und nimmt der Patientin Überlebenszeit und auch -qualität . . .

Prof. Dr. med. F. Jänicke, Frauenklinik, Universitäts- krankenhaus Eppendorf, Mar- tinistraße 52, 20246 Hamburg

Suchttherapie

Zu dem Beitrag „Betty Ford Center:

Qualifizierte Suchttherapie nicht nur für Reiche“ von Dr. med. Bernhard Mäulen in Heft 7/1999:

Keineswegs einmalig

Dieser „Blick ins Aus- land“ in Themen der Zeit des Deutschen Ärzteblattes er- weckt den Eindruck, daß es eine vergleichbare Behand- lung hierzulande nicht gibt.

Dieser Eindruck wird ver- stärkt durch den Text des Spots: „ . . . stationäre Thera- pie, die sich erheblich von deutschen Methoden unter- scheidet . . . “.

Das aber ist nicht richtig.

Alles, was der Autor be- schreibt, ist keineswegs ein- malig: die Einrichtung des

Hauses, der Gruppeneffekt, die verhaltenstherapeutische Ausrichtung, das Vorgehen in Schritten, Miteinbeziehen der Angehörigen, die zeitlich begrenzte stationäre Be- handlung und die Nachbe- treuung. Das alles findet man auch in Suchtabteilungen und Suchtkliniken hierzulan- de. Allenfalls sind in Rancho Mirage in Kalifornien die Bungalows für die Patienten schöner gebaut und der Park üppiger.

Auch das Behandlungser- gebnis in Kalifornien, soweit es mitgeteilt wird, unterschei- det sich nicht wesentlich von dem deutscher Fachabteilun- gen für Suchtkranke mit ver- gleichbarem Behandlungs- konzept. Zu berücksichtigen ist allerdings, daß ein hohes Maß von Motivation und In- itiative von den amerikani- schen Patienten verlangt wird, ehe sie in das Betty Ford Center aufgenommen wer- den. Das ist therapeutisch ge- wiß nützlich, kann aber bei der Bewertung der Ergebnis- se nicht außer acht bleiben.

Bedauerlicherweise gibt der Autor nur die Ergebnisse der Ein-Jahr-Katamnese wieder, nämlich 62 Prozent Absti- nenz. Das ist keineswegs ein- malig. Interessanter noch wä- re das Drei- beziehungsweise Vier-Jahre-Ergebnis.

In dem Bericht wird be- tont, daß nicht nur Kranke aus den oberen Gesellschafts- schichten dort behandelt wür- den, sondern auch aus der Mittel- und Unterschicht.

Nicht mitgeteilt wird, welche Leistungen von Krankenkas- sen und Sozialhilfeträgern dort üblich sind. Diesbezüg- lich dürfte der Vergleich zu- gunsten der deutschen Ver- hältnisse ausfallen.

Dieser Kommentar ist notwendig, um bei Suchtpati- enten und Ärzten den Ein- druck zu korrigieren, eine richtig gute Suchtbehandlung gebe es nur in Kalifornien.

Dieser Eindruck könnte sich nachteilig auf die ohnehin so oft instabile Motivation der Suchtkranken zur Behand- lung auswirken und vielleicht auch die Bemühungen des

Arztes hemmen, den Patien- ten zu motivieren.

Prof. Dr. med. Tölle, Klinik für Psychiatrie der Uni- versität, Albert-Schweitzer- Straße 11, 48129 Münster

Lehrreich

Mein Dankeschön für die lehrreiche Beschreibung der Betty Ford Klinik und deren suchttherapeutischen Kon- zeptes. Daß es dort wirklich so streng zugeht, wird in Eli- zabeth Taylors Biographie bestätigt; auch sie soll dort erstmals die alltäglichen Din- ge des Lebens kennengelernt haben.

Sehr eindrucksvoll fand ich, daß in der Klinik und auch in der Nachsorgephase das soziale Netzwerk, vor al- lem Mitpatienten und An- gehörige, miteinbezogen wird.

Denn in meiner Dissertation an der Uni Kiel über die so- ziale Unterstützung bei Alko- holabhängigen zeigten sich ebenfalls die positiven Aus-

wirkungen von hoher Quan- tität und Qualität sozialer Unterstützung, zum Beispiel durch Partner, Kernfamilie, Freunde, Mitpatienten etc.

auf Reduktion von Kranken- hausaufenthalten und psy- chopathologischen Sympto- men (Angst und Depressio- nen) beziehungsweise auf si- gnifikante Verbesserung der Lebensqualität in der Nach- sorgephase. Leider gab es in meiner Arbeit eine Abhängi- gengruppe, die besonders an Depressivität und Unzufrie- denheit mit ihrer Arbeitssi- tuation litt; das waren interes- santerweise diejenigen, die besonders häufig Hilfe durch Ärzte in Anspruch nahmen.

Abschließend möchte ich feststellen, daß Ihr Artikel über die praktische, erfolgrei- che Einbeziehung sozialer Unterstützungsleistungen in die Suchttherapie (am Betty Ford Center) für mich eine wertvolle Ergänzung ist.

Dr. med. Rainer Lohbeck, Ehrenberger Straße 16, 58332 Schwelm

Budgetierung

Zum Thema Budgetierung und den Le- serbriefen dazu in Heft 12/1999:

Bankrotte Sozialdiktatur

Prof. Weinhold hat voll- kommen recht. Aber ich kann auch die rote Wut des Kolle- gen Bayer verstehen, darüber nämlich, daß diese wahren Worte nicht wenigstens schon 1988 geschrieben und im DÄ gedruckt wurden. Auch da- mals hätten sie nicht den Falschen getroffen.

Ob ein Argument richtig ist, scheint inzwischen Ne- bensache zu sein. Veröffent- licht wird es nur noch, wenn es im vorgetäuschten Par- teienstreit der Marktregulie- rer des (Gesundheits-)Sy- stems brauchbar ist.

Wer einmal mit der Marktregulierung anfängt, kann nie wieder aufhören. Er wird nämlich reicher und mächtiger dabei, auch wenn

das nicht seine ursprüngliche Absicht war. Alle Parteien ernten einvernehmlich die Früchte dieses Lernprozes- ses. Auch die CDU/FDP ar- beitete fleißig an der Sozial- diktatur, die bereits heute als bankrott gelten muß – was aber nicht veröffentlicht wer- den darf, obwohl die Berech- nungen von der Bundesbank stammen.

Weil so „betreute“ Syste- me durch den zunehmenden Wust bürokratischer Vor- schriften immer teurer und leistungsunfähiger werden, muß sich die Marktregulie- rung auch auf dem Markt der veröffentlichungsfähigen Meinungen betätigen. Es er- geben sich Staatswahrheiten und Denkverbote, die die Macht der Marktregulierer weiter steigern. Die 50-Pro- zent-Staatsquote, bei denen die Diktatur beginnt (Helmut Kohl), sind längst überschrit- ten.

Dr. med. Hartmut Cardeneo, Lauterer Straße 6, 67697 Ot- terberg

(3)

A-1094 (10) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 17, 30. April 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

Bettel hinschmeißen

. . . Die Ausgleichsver- pflichtung bei Budgetüber- schreitung durch den Arzt dürfte rechtlich keinerlei Be- stand haben, das Gezeter dar- um ist sicher umsonst. Daß nun gerade die KBV zu die- sem Problem nicht länger schweigen will, verwundert den kritischen Leser. Wer zeichnet denn verantwortlich für Praxisbudgets, Zusatz- budgets? Sind die KVen nicht schon wegen rückwirkender Budgetierung abgestraft wor- den? In Sachen gerechter Verteilung des sicher zu ge- ringen Budgets hat die KBV bisher völlig versagt. Davon gilt es abzulenken. Doch wie lange können wir solche Poli- tiker und Standespolitiker er- tragen? Wann geht es mit dem standespolitischen Frühab- leben voran? KBV und KVen wären gut beraten, Eigennutz hintanzustellen und den Bet- tel hinzuschmeißen.

Dr. med. Wolf-Jürgen Schwerdtner, Ostpreußen- damm 139, 12207 Berlin

Computer

Zu dem Varia-Beitrag „Computer durch Gedanken steuern“ von Kay Müllges in Heft 9/1999:

Ein besseres System

Abgesehen von der grundsätzlich interessanten Fragestellung, daß und wie man mittels EEG bewußt ir- gend etwas steuern kann – so eben auch ein Schreibpro- gramm –, finde ich die An- wendung bei ALS eher eine Quälerei für die Betroffenen, weiß man doch, daß diese Personengruppe in ihrer In- telligenz nicht gemindert ist.

30 bis 45 sec für einen Buch- staben sind zuviel!

Wie wäre es mit einem Sy- stem, mit dem ein betroffener Journalist dafür 0,2 sec braucht und in seinem Beruf weiterarbeitet? Ich – als Nichtbetroffener – habe das Gerät in der TU Dresden ausprobiert, konnte von An- fang an schreiben und sogar

die Sprachausgabe aktivie- ren. Das Gerät nutzt die Tat- sache, daß die Augenmuskel- kerne regelmäßig nicht be- troffen sind, und registriert die Infrarotabstrahlung des Augenhintergrundes. Da es noch nicht auf dem deutschen Markt ist (das wird im Som- mer sein), gebe ich gern wei- tere Vorabinformationen.

Georg M. Wentzler, Elsasser Straße 35, 28211 Bremen

GKV

Zu dem Beitrag „Betriebskrankenkas- sen mit positiver Bilanz“ in Heft 10/1999:

Ungewolltes Sponsoring

Sie berichten, daß diese positive Bilanz auch von den Ärzten gestützt wird. Eine meiner Patientinnen war bei einer Ersatzkasse versichert, sie wechselte in eine BKK.

Ich hatte eine Psychotherapie beantragt, aufgrund unter- schiedlicher Punktwerte er- halte ich für 40 Sitzungen nach 872 EBM von der Er- satzkasse 4 087,20 DM, von der BKK aber nur 3 843,98 DM. Das heißt, ich sponsere ungewollt den Versicherungs- wechsel mit 244,12 DM.

Unter dem Titel „Bundes- ärztekammer für moderate Liquidation“ (Heft 10/1999) meint Frau Renate Hess, die Ärzte sollten bei arbeitslos gemeldeten Privatpatienten nur den einfachen Satz be- rechnen; das bedeutet in mei- nem Fach für eine Psychothe- rapiesitzung von einer Stunde 78,66 DM. Das ist nicht aus- reichend. Nicht nachvollzieh- bar ist mir, daß selbst in den Köpfen von Ärztekammer- funktionären das Vorurteil besteht, der Arzt sei so wohl- habend, daß er auf ein ange- messenes Honorar verzichten kann, aber wahrscheinlich wirkt auch hier das Fischer- Prinzip: „Selig sind die Un- wissenden, denn sie sind un- voreingenommen!“

Dr. med. K. H. Linder, Alte Hünxer Straße 8, 46562 Voerde

C

omputerspiele! Wer sich über diesen Schwer- punkt der seriösen Milia in diesem Jahr gewundert hat- te, erhielt durch die Eröff- nungsreden eine Erklärung:

Leistungsfähigere Prozesso- ren ermöglichen die Nutzung grafisch und funktional auf- wendiger Programme auf dem PC. Die Video Games er- obern daher zunehmend diese Plattform, für die jahrelang vor allem Büro-Anwendun- gen, Nachschlagewerke und beschränkt interaktive Pro- dukte angeboten wurden. Sie revolutionieren dabei die Be- zugsgrößen: Bis zu drei Millio- nen US-Dollar stecken die großen Spiele-Konzerne in ih- re Produkte; von solchen Bud- gets können Verlage mit kul- turellen Inhalten nur träumen.

Action, Abenteuer, Stra- tegie, Rollenspiel, Simulati- on: Wenn Plattformen kon- vergieren, lassen sich Nut-

zungsrechte verkaufen – und der Lizenzmarkt ist der Mo- tor der Milia. Das Geschäft mit den Spielen wird gleich- zeitig schwieriger. Ladenprei- se sinken, die Margen verrin- gern sich, und Rendite wird über hohe Stückzahlen er- zielt. So brachte Tomb Raider III(Eidos Interactive) im ver- gangenen Jahr fast 70 Millio- nen Euro, einen ähnlichen Umsatz fuhr das Rennen Gran Turismo ein (Sony Computer Entertainment Europe). Nutzer sind inzwi- schen zu 70 Prozent 18 Jahre oder älter – Freaks, die ihr Hobby ins Erwachsenenle- ben hinübergerettet haben.

Multimedia als Weg zur Kunst Durch Geschick im Um- gang mit dem Joystick mög- lichst viele Gegner ausschal- ten? Zum Glück, wird sich

Die Multimedia-Messe Milia 99

Expertenwissen, Kunst . . .

und Computerspiele

Eine Woche lang verändert sich in jedem Jahr das verträumte win- terliche Straßenbild des südfranzösischen Küstenortes Cannes:

dann treffen sich dort an der Côte d'Azur Verleger, Entwickler und Vertriebsleute auf der Multimedia-Fachmesse Milia.

Abbildung 1: Von der Kunstenzyklopädie über das Lernspiel zur Online-Vermark- tung – Kunst als Content für Multimedia: Le plus beau musée du monde

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mancher Teilnehmer sagen, gab es in Cannes auch Pro- duktkategorien für die in- haltlich Interessierten. Zum Beispiel im Bereich Kunst:

Hier erhielt Le plus beau musée du monde auf CD- ROM einen Milia-Preis. Die- se Kunst-Enzyklopädie von Gallimard und France Télé- com wirkt angenehm zurück- haltend: Die Hintergrundfar- be Schwarz beeinträchtigt den Eindruck nicht, den Bil- der und Plastiken auf dem Bildschirm vermitteln. Gra- fisch freundlich-vornehm auf- gelockert wirken die Screens dadurch, daß einzelne ver- größerte Elemente der Kunst- werke untermalend in die Seitengestaltung eingeflos- sen sind. Le plus beau musée ist ein klassisches Nachschla- gewerk, indem es über her- ausragende Stücke großer Museen informiert und an

ihrem Beispiel Epochen und Kunstströmungen be- schreibt. Multimedial wird es dadurch, daß es die Objekte abbildet, mit Hilfe von Ani- mationen verdeutlicht und die Präsentation durch an- sprechende, mystische, epo- chenunabhängige Musik un-

terlegt. Interaktiv wird die CD dadurch, daß sie unter- schiedlichste Informationen beliebig zugreifbar macht, die Vorgehensweise der Künst- ler an Ausschnittvergröße- rungen der Objekte erläutert und mit kleinen lehrreichen Spielen aus der Enzyklopä-

die zugleich eine Einführung in die Kunst, einschließlich einer Wissensprüfung, wer- den läßt.

Die Zielgruppe solcher Produkte ist die Familie: El- tern zwischen 25 und 35 Jah- ren und deren Kinder. In- dex+ in Paris ist ein weiteres

S P E K T R U M BÜCHER

Abbildung 2: Krankheiten und Symptome, erläutert anhand ausdrucksstarker Gemälde aus verschiedenen Epochen:

Psychologie & Art

Abbildung 3: Medical Cybersessions – Fortbildung für Ärzte via Internet, zu finden unter www.cybersessions.com

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Beispiel für Verlage, die sich auf diese Kundschaft kon- zentrieren. Mit dem Mittelal- ter-Titel Crusader begann seine Reihe geschichts- bzw.

kunstorientierter CD-ROMs.

Die neueste Produktion ist Mission Sunlight für Win- dows und Mac: In einer Ge- sellschaft, in der es keine Sonne mehr gibt, haben auch die Bilder im Museum ihre Farben verloren. Die Auf- gabe in dem Spiel mit der Kunst liegt darin, sich 3-D- Versionen von van Goghs (im Original perspektivenlosen!) Landschaften zu erwandern, dabei Sonnenblumen zu sam- meln und auf diese Weise wieder Licht ins Leben der Menschen zu bringen.

Kunst und Krankheit

Galt das Augenmerk der Milia 99 den Spielen, so ver- deutlichte sie gleichzeitig ei- nen Trend: Wer Inhalte be- sitzt, sucht unterschiedlichste digitale Wege zur deren Ver- marktung. So bieten Kunst- museen Nachschlagewerke an, die für Spiele interakti- viert werden und denen sich jetzt Web Sites zur Vermark- tung von Bildmaterialien und für den Verkauf von Objek- ten hinzugesellen.

Eine andere Art der Ver- knüpfung von Kunst und Ge- schäft hat sich Melody Mots

& Images ausgedacht. Die CD-ROM Psychiatrie & Art, eine Auftragsarbeit für den französischen Pharma- und Kosmetikhersteller Labora- toires Pierre Fabre, listet Krankheitsbilder und Sym- ptome aus dem Bereich der Psychiatrie auf und illustriert sie anhand von Kunstwerken verschiedener Epochen. So dient Hieronymus Boschs Bild zur Versuchung des Hei- ligen Antonius als Visualisie- rung der Dysmorphophobie:

In der Phantasie des Einsied- lers entstehen deformierte Gestalten.

Wie zu jedem Bild auf der CD gibt es auch hierzu eine fundierte kunstgeschichtliche Beschreibung, die den Selbst- porträt-Charakter des Ge-

mäldes unterstreicht. Die CD-ROM erleichtert Psych- iatern das Diagnostizieren mit Hilfe der Liste von Sym- ptomen und stellt Informatio- nen über die entsprechenden Arzneimittel von Pierre Fab- re zur Verfügung.

Weiterbildung im Internet

Nützlich erweisen sich in- teraktive Medien auch beim Thema „Continuing Medical Education“. In den USA und Kanada sind Ärzte zur Wei- terbildung verpflichtet. Tele- learning hilft Medizinern, den Gesamtaufwand hierfür gering zu halten. Inzwischen sind zahlreiche Web Sites mit Bildungsangeboten entstan- den, mit denen man die benötigten Nachweispunkte sammeln kann. Das kleine Software-Haus Conceptis in Montreal gehört zu diesen Anbietern. Es hat mit Me- dical Cyber Sessions unter http://www.cybersessions.com ein Forum eingerichtet, in dem sich Mediziner auf eng- lisch und französisch von ihrem Rechner aus über neue Entwicklungen infor- mieren können. Wer sich als Abonnent anmeldet, kann auf virtuellen Kongressen mitdiskutieren und Artikel abrufen; für die Teilnahme gibt es die erforderlichen Punkte. Die Milia verlieh Cyber Sessions einen Preis für die geschickte Einbin- dung von Video und für an- dere ablauftechnische Vor- teile.

Auf den messebegleiten- den Workshops und Vorträ- gen erhielten die Teilnehmer Antworten auf Fragen wie:

Was ist bei der Konzeption ei- nes Spiels auf Basis eines Ki- nofilms zu beachten? Wie un- terbindet man auf dem schnellsten Weg Download- Angebote von Produktpira- ten im Internet? Wohin geht die Entwicklung bei DVD, in- teraktivem Fernsehen und Breitband?

Nähere Informationen zur Milia 2000 sind zu finden un- ter http://www.milia.com.

Michael Reiter A-1096 (12) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 17, 30. April 1999

S P E K T R U M BÜCHER

Referenzen

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