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Archiv "Klinikpfade: Noch oft missverstanden" (16.01.2009)

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B R I E F E

Mangelnder Ausbildungswille

. . . Da ich selbst nach dem Studium 1990 in die USA ausgewandert bin und erst 2003 nach Österreich zu- rückgekehrt und von dort 2008 wie- der den Weg nach Deutschland ge- funden habe, kann ich diese jungen Mediziner sehr gut verstehen. An fehlenden Stellenangeboten kann es bei dem derzeitigen Medizinerman- gel in Deutschland sicherlich nicht liegen. Mir wurden gleich mehrere attraktive Stellen bei meiner Rück- kehr nach Deutschland angeboten.

Ein Grund, warum viele junge Assis- tenten den Weg ins Ausland suchen, ist meiner Meinung die Ausbildung.

Jungen Ärzten wird es hier in Deutschland teilweise sehr schwer gemacht, sich weiter- und fortzubil- den. Nur zwei Tage pro Jahr können für Fortbildungszwecke freigenom- men werden. In den USA konnte ich

zehn Tage und in Österreich fünf Ta- ge pro Jahr auf Fortbildungen gehen.

Die Oberärzte, die fast alle Erfahrun- gen im Ausland machten, haben in Deutschland ein Monopol auf ihr Wissen, das an die Assistenten nur sehr zögerlich weitergegeben wird.

Die Ausbildung der Studenten würde ich in Deutschland als sehr gut und strukturiert einstufen, die der Assis- tenten allerdings als maximal ausrei- chend bis mangelhaft. Es gibt kein offizielles Curriculum oder eine Zwischenprüfung für Assistenten, zum Beispiel im Rahmen einer Pro- be-Facharztprüfung. Es gibt auch keine organisierten Seminare, an de- nen die Assistenten teilnehmen kön- nen oder müssen. Hier in NRW wäre dies sicherlich leicht zu organisieren.

Ausbildende Einrichtungen werden nicht überprüft, ob sie wirklich aus- bilden oder die Assistenten zu Routi- neaufgaben anlernen und es damit bewenden lassen. Ich glaube, dass

dieser mangelnde Ausbildungswille bei den Institutionen und lehrenden Ärzten zu einem Abwandern von jungen Medizinern beiträgt . . .

Dr. med. Katja Severing,Olympiastraße 14, 41464 Neuss

KLINIKPFADE

Klinikpfade können in den chirurgischen Subdisziplinen einen deutlichen Nutzen bringen (DÄ 47/

2008: „Klinikpfade in der Chirurgie: Ein In- strument für den Routinebetrieb?“ von Matthias Schwarzbach et al.).

Noch oft missverstanden

. . . Ohne die Bedeutung des Artikels auch nur im Geringsten schmälern zu wollen, bedarf er gewisser Korrektu- ren: „Clinical Pathways oder Critical

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A90 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 3⏐⏐16. Januar 2009

B R I E F E

Pathways sind“ (keineswegs nur, wie hier behauptet) „strukturierte Ablauf- pläne, in denen Kernprozesse der Be- handlung zeitlich geordnet dargestellt werden“, sondern weit mehr: Bei kli- nischen Behandlungspfaden geht es in der Logik der Netzplantechnik ums ergebnisorientierte Optimieren des arbeitsteiligen Behandlungsab- laufs und dessen Standardisierung. In der Netzplantechnik ist der Critical Path der – hinsichtlich der Zeit (des Personaleinsatzes und der Kosten) – optimierte Weg zum Ergebnis. In der Krankenbehandlung ist dies der Weg von der (durch Anamnese und Unter- suchung ermittelten) Ausgangssitua- tion = Diagnose des Patienten über die Festlegung des Vorgehens (Indi- kation) bis zum Ergebnis des Be- handlungsprozesses. Einschließlich eines patientenfreundlichen Vorge- hens, das sich z. B. in einer vorzügli- chen Information und allerlei zusätz- lichen Serviceleistungen manifestiert.

Ein solcher „Pfad“ sollte schon aus forensischen Gründen den besten ge- sicherten Stand der Erkenntnis auf dem Weg zum bestmöglichen Ergeb- nis widerspiegeln, dem der Patient dann auch nicht nur „ . . . idealerwei- se folgt“. Der richtige Pfad ist ver- bindlich – es sei denn, der Patient hat eine andere Krankheit! . . . Eine der- artige Standardisierung der Behand- lung wird von vielen deutschen Me- dizinern immer noch missverstanden als ein geradezu schändlicher Angriff auf die Therapiefreiheit. Dabei han- delt es sich doch nur um eine – frei- willig verabredete und nicht oktroy- ierte – Festlegung aller Beteiligten auf das beste, weil derzeit aussichts- reichste Vorgehen angesichts der in- dividuell ermittelten Ausprägung ei- ner bestimmten Erkrankung und der sich daraus ergebenden Prognose.

Die strikte Ergebnisorientierung (zu- mindest des richtig verstandenen Pfadansatzes und nicht nur neuer Formulare) verhinderte weit zuver- lässiger als heute, dass nur eine vor- gegebene Schrittfolge blind abgefah- ren wird . . . Das Ziel der „Erfin- dung“ klinischer Behandlungspfade war keineswegs in erster Linie ein ökonomisches: Es ging den Pionieren zunächst einmal darum, die Wahr- scheinlichkeit eines Behandlungser- gebnisses durch die Minimierung von

Abweichungen auf dem Wege dort- hin zu gewährleisten und dies auf einfache Weise auch noch zuverlässig zu belegen. (Hier macht das Wort

„Qualitätssicherung“ auf einmal wirklich Sinn) . . . Wer die arbeitstei- lige (nicht nur chirurgische) Behand- lung einer wachsenden Zahl von Er- krankungen auf diese Weise immer

„stromlinienförmiger“ macht, ver- meidet so Um- und Irrwege, Warte- zeiten und alle sonstigen Arten von Verschwendung, die in der Kranken- hausbehandlung heute typisch sind.

Auch die Dokumentation schnurrt so auf einen Bruchteil des bislang Un- ausweichlichen zusammen. Das senkt die Fallkosten und verschafft eine Menge Freiraum für eine indivi- duellere Behandlung sowie deutlich bessere Arbeitsbedingungen für Ärz- te, Pflegekräfte und viele andere Be- schäftigte mit unmittelbarem und mittelbarem Patientenkontakt. Ganz nebenher wird eine solchermaßen besser gemachte Behandlung auch noch kostengünstiger und damit wertvoller . . .

Prof. Dr. Rolf Hildebrand,

Dr. Hildebrand & Partner GmbH, Nestorstraße 11, 10709 Berlin

BETRUG

Eine junge Frau mit gefälschten Zeug- nissen arbeitete vier Jahre erfolgreich als Ärztin (DÄ 48/2008:

„Geplatzter Traum“

von Heike Korzilius).

Ärgerlich

Selbstverständlich ist ein bestande- nes Staatsexamen in Medizin keine Garantie für eine gute Ausbildung und eine erfolgreiche ärztliche Lauf- bahn. Die Hürden im Medizinstudi- um sind nicht sonderlich hoch. Mit

dem nötigen Engagement, Interesse und Fleiß sollte das Studium zu meistern sein, vor allem, wenn es sich um den „erklärten Traumberuf“

handelt. Die Qualität der Ausbildung muss erhalten und weiter verbessert werden, Prüfungen sind dabei unab- dingbar, die Mitarbeit aller ärztlichen Kollegen ist wünschenswert. Eine Bagatellisierung von Betrug und Ur- kundenfälschung ist dazu nicht dien- lich.

Dr. med. Robert Margerie,

Zentrum für Sportmedizin, Clayallee 225 c, 14195 Berlin

PSYCHOTHERAPIE

Die ambulante Be- handlung depressi- ver Menschen ist unzureichend (DÄ 46/2008: „Depressi- ve Erkrankungen:

Mehr Psychothera- pie gefordert“).

Zustimmung

Mehr Psychotherapie für Depressi- onskranke – da kann ich nur zustim- men. Aber: Wie will die Kassenpsy- chotherapie das leisten? Die Warte- zeiten für ein Vorgespräch beim PP liegen zwischen drei und sechs Mo- naten, die Therapie beginnt manch- mal erst nach einem Jahr! . . . Bis ei- ne ambulante Psychotherapie begon- nen werden kann, ist doch eine „nor- male“ depressive Episode schon längst wieder abgeklungen! Tausen- de von Ärzten haben in einer teuren Zusatzweiterbildung die Qualifikati- on „Psychotherapie“ berufsbeglei- tend erworben, dürfen dies als „fach- gebundene Psychotherapeuten“ je- doch nur neben ihrer haus- oder fachärztlichen Praxistätigkeit aus- üben, können also niemals das für den PP-Punktwert von 5,1 Cent not-

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namens- nennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer

geschrieben hat.

ANONYM

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