Die Information:
Bericht und Meinung AUS ALLER WELT
INDIEN
Skelettausfuhr wieder erlaubt
Die indische Regierung hat die Ausfuhr von menschlichen Skelet- ten wieder zugelassen. Im vergan- genen Jahr war der Export verbo- ten worden, nachdem bekanntge- worden war, daß Grabräuber auf diesem Gebiet ein einträgliches Betätigungsfeld gefunden hatten.
Bei der Ausfuhr eines. Skeletts muß jetzt eine polizeiliche Be- scheinigung über die Herkunft der Gebeine vorgelegt werden. gn
VEREINIGTE STAATEN
Freiwilliger Rückruf methapyrilenhaltiger Arzneimittel
Joseph A. Califano, Jr., Secretary (Minister) für Gesundheit, Erzie- hung und Wohlfahrt der Vereinig- ten Staaten, hat am 8. Juni 1979 vor der Presse folgende Erklärung abgegeben:
„Die Hersteller freiverkäuflicher Arzneimittel, die freiwillig dem Rückruf von Präparaten, die Me- thapyrilen enthalten, zustimmten, haben verantwortungsbewußt ge- handelt. Die amerikanische Nah- rungs- und Arzneimittel-Kontroll- behörde (FDA) war schon seit eini- ger Zeit über die Sicherheit dieses Wirkstoffes besorgt. Diese Be- sorgnis erlangte im vergangenen
Monat besondere Beachtung, als die Auswertung von Untersuchun- gen durch die Dokumentations- zentrale des Nationalen Krebsin- stitutes (der Vereinigten Staaten) ergab, daß dieser Wirkstoff bei La- boratoriumstieren eine potente krebsauslösende Substanz ist.
Dieser Wirkstoff stellt deshalb ein potentielles Risiko für den Men- schen dar. Alle diejenigen, die Schlafmittel oder Husten-/Erkäl- tungsmittel bzw. solche zur Be- handlung von Allergien einneh-
men, sollten den Gebrauch sol- cher Mittel, die Methapyrilen ent- halten, einstellen. Die Verbraucher sollten die Zusammensetzung al- ler vorrätigen Medikamente an- hand der Packungsbeilage darauf- hin überprüfen, ob sie Methapyri- len enthalten.
Die FDA wird den von den Herstel- lern durchgeführten Rückruf sorg- fältig überwachen, um sicherzu- stellen, daß er vollständig ist. Der Rückruf wird aus dem Sortiment des Einzelhandels nicht Nasen- spray oder auf die Haut aufgetra- gene Mittel, die Methapyrilen ent- halten, eliminieren, da das mit sol- chen Präparaten verbundene Risi- ko um vieles niedriger ist."
Zusatz des Übersetzers: In der Bundesrepublik ist Methapyrilen in folgenden Fertigarzneimitteln enthalten: Contac® Liquid (Dr.
Mann); Copyronilum® Kapseln, Suspension (Lilly); Sedakolat®
(Pharmasan); Sedanoct® (Woelm- Pharma); tiffaforte®-Kapseln, -Zäpfchen (Tiffapharm). Dem Arz- neibüro der Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertretungen Deutscher Apotheker sei für diese Informa- tion gedankt. Kml
Allgemeine
Krankenversicherung:
Ein neuer Anlauf
Dem amerikanischen Kongreß lie- gen zu Beginn seiner neuen Legis- laturperiode, genauso wie in der vergangenen, zwei Entwürfe zur Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung vor. Der eine Entwurf stammt wieder von Sena- tor Kennedy und sieht eine umfas- sende Versicherung vor, was auch schon sein Titel sagt: „Health Care for all Americans Act". Bezahlen sollen das vor allem die Arbeitge- ber, die verpflichtet werden sollen, umfassende Krankenversicherun- gen für ihre Beschäftigten abzu- schließen, wobei verschiedene Trägerschaften zugelassen blei- ben sollen. Dem Einwand, daß ei-
ne solche allgemeine Krankenver- sicherung unbezahlbar sein wür- de, versucht Senator Kennedy da- durch zu begegnen, daß er mit ri- gorosen Kontrollen die Kosten drücken will. Obwohl die Einfüh- rung der Krankenversicherung in Stufen vorgesehen ist, sollen be- reits unmittelbar bei Beginn die Arzthonorare und die Pflegesätze reguliert werden; Kennedy schlägt jährliche Abschlüsse für Gesamt- vergütungen auf regionaler oder Bundesstaatsebene vor. Dadurch sollen die Kosten der Krankenver- sicherung jährlich im voraus fest- gesetzt werden können. Unter- stützt wird Kennedys Gesetzent- wurf vom Gewerkschaftsbund AFL-C10 und einer Anzahl von Se- natoren beider großen Parteien.
In einer Pressekonferenz ließ Ted Kennedy erkennen, daß er die Hal- tung von Präsident Carter gegen- über diesem seinem Gesetzent- wurf unter Umständen benutzen will, um daran seine eigene Ent- scheidung darüber zu messen, ob er, Kennedy, sich um die nächste Präsidentschaft bemühen wird. Er griff den anderen Gesetzentwurf heftig an — er stammt nämlich vom Präsidenten und sieht vor, eine Pflichtversicherung lediglich für die „catastrophic illness", also das große Risiko, einzuführen. Damit, so meint Kennedy, würden ledig- lich die Mittelklassen begünstigt, den Armen jedoch würde nicht geholfen.
Carter hat darüber hinaus einen weiteren Gesetzentwurf einge- bracht, der für den Fall, daß frei- willige Maßnahmen nicht greifen, scharfe staatliche Kontrollen für die Krankenhauskosten vorsieht.
Auch dieser Gesetzentwurf hat die Unterstützung der Gewerkschaf- ten, was sich unter anderem darin bemerkbar macht, daß bei der Festsetzung von Preiserhöhungen durch den Staat die Entwicklung der Löhne der im Krankenhaus Beschäftigten berücksichtigt wer- den muß — mit Ausnahme der Arzt- gehälter und der Vergütung des leitenden Personals. bt
1856 Heft 28 vom 12. Juli 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT