Antigen verwendeten Urease weitere Virulenzfaktoren einbeziehen, um zu einem optimalen Impfstoff für prä- ventive und therapeutische Ziele zu gelangen, so Lee.
Das Risiko einer letalen respira- torischen Insuffizienz bei Patienten mit zystischer Fibrose ist verbunden mit einer Infektion durch Pseudomo- nas aeruginosa – vor allem bei länger- fristiger Besiedelung und bei Infekti- on mit einem mukoiden Pseudomo- nas-Stamm; letztere entwickeln in den Bronchien einen Biofilm, der die antimikrobielle Therapie wirkungs- los macht. Die chronische Pseudomo- nas-Infektion bei Mukoviszidose-Pa- tienten ist mit einer ausgeprägten Antikörperantwort verbunden, die offensichtlich keine protektive Wir- kung hat und – wie Impfversuche mit Lipopolysacchariden des Erregers zeigten – durch Immunkomplexbil- dung sogar eine Verschlechterung des Zustandes hervorrufen kann.
Der Einsatz einer Vakzine kommt derzeit nur bei Patienten in Betracht, die noch nicht mit Pseudo- monas infiziert sind. Mit einer Poly- saccharid-Exotoxin-A-Konjugatvak- zine konnte bei Kindern mit zysti- scher Fibrose die Infektion durch Pseudomonas aeruginosa verhütet werden. Wie Gerd Döring (Tübingen) berichtete, wird zur Zeit eine bivalen- te Vakzine, die Flagella-Antigene ent- hält, in einer doppelblind geführten, randomisierten, multizentrischen Stu- die geprüft. Der Impfstoff wurde in Zusammenarbeit mit Baxter/Immuno AG entwickelt. An der Untersuchung sind 25 Zentren in Europa beteiligt.
Protektive Immunantwort
Proteine der äußeren Membran von Pseudomonas aeruginosa (OprF, OprI) enthält der Impfstoff, der von Bernd-Ulrich von Specht und Mitar- beitern (Freiburg) in Zusammenar- beit mit Chiron-Behring und dem Genzentrum der Ludwig-Maximili- ans-Universität München entwickelt worden ist . Diese Proteine haben sich als hochgradig immunogen erwiesen und rufen eine protektive Immunant- wort hervor. Das in Escherichia coli exprimierte, rekombinante Hybridan- tigen OprF-I erwies sich bei intramus-
kulärer Injektion bei freiwilligen Pro- banden und Patienten als gut verträg- lich, immunogen und protektiv, so von Specht. Eine Nasengel-Präparation des Impfstoffes hat bereits bei Mäu- sen den Test hinsichtlich Verträglich- keit und Immunogenität bestanden und wird nun bei gesunden freiwilli- gen Probanden geprüft.
Harry E. Gilleland (Shreveport, USA) stellte das Konzept eines chime- ren Impfstoffs vor, in dem das Ge- nom für das Protein F der äuße- ren Membran von Pseudomonas aeru- ginosa über pflanzliche Viren (Cow- pea Mosaic Virus; Tabakmosaikvirus) exprimiert wird. Die geprüften Impf- stoffe erwiesen sich im Mäusemodell als protektiv gegen die chronische Lungeninfektion mit dem Erreger.
Die Impfstoffentwicklung gegen die Infektion mit Mycobacterium tu- berculosis ist eine komplexe Aufgabe, an der verschiedene internationale Gruppen seit langem arbeiten. Der jetzt verfügbare BCG-Impfstoff ist hinsichtlich protektiver Wirksamkeit und Verträglichkeit unbefriedigend und wird daher nur noch in Ländern mit hoher Tuberkuloseprävalenz ein- gesetzt. Nach Angaben von Stefan H.
E. Kaufmann (Berlin) beschränkt sich die Schutzwirkung von BCG auf die schweren, disseminierten Formen der Kindertuberkulose wie Miliartuber- kulose und Meningitis tuberculosa.
Bei Erwachsenen kann mit der BCG- Impfung kein befriedigender Immun- schutz erreicht werden.
An dem Aufbau eines Immun- schutzes gegen Mycobacterium tuber- culosis sind verschiedene T-Zell-Po- pulationen beteiligt. Neben den kon- ventionellen CD4+ T-Zellen mit Spe- zifität gegen mykobakterielle Peptide, die über MHC-Klasse-II-Antigene präsentiert werden und CD8+ T-Zel- len, die über MHC-Klasse-I-Antigene präsentierte Mykobakterienantigene stimuliert werden, beteiligen sich bei der durch natürliche Infektion erwor- benen Immunität gamma/delta- und alpha/beta-T-Zellen an der zellulären Immunantwort gegen M. tuberculosis.
Gamma/delta-Zellen sind spezifisch für Phospholiganden, deren Präsenta- tion auf einem alternativen Weg er- folgt. Alpha/beta-Zellen richten sich spezifisch gegen Glykolipide wie My- colsäuren und Liparabinomannan, die
wesentliche Bestandteile der Myko- bakterien-Zellwand darstellen.
Die BCG-Impfung führt zu einer effizienten Stimulation der CD4+ T- Zellen, während die CD8+ T-Zell-Ant- wort unbefriedigend bleibt. Ziel eines neuen Tuberkuloseimpfstoffes muß es daher sein, die richtige T-Zell-Kombi- nation spezifisch zu stimulieren. Der- zeit werden, wie Kaufmann erläuterte, folgende Impfstrategien geprüft:
c Sezernierte Antigene in ent- sprechendem Adjuvans, die eine gu- te CD4+ T-Zell-Stimulation herbei- führen, hingegen CD8+ T-Zellen we- niger gut stimulieren.
c Konstrukte nackter DNA, die die genetische Information für protek- tive Antigene enthalten und eine aus- geprägte CD8+ T-Zell-Antwort indu- zieren.
c Rekombinante Lebendimpf- stoffe, die protektive Antigene expri- mieren und eine langanhaltende zel- luläre Immunität mit Beteiligung von CD4+ und CD8+ Zellen hervorrufen.
c Mutanten von M. tuberculosis, bei denen eine Deletion der Ge- ne für Virulenzfaktoren herbeigeführt wurde.
c Ein rekombinanter BCG- Stamm, der ein Zytolysin exprimiert, das den Übertritt von Impfantigen in das Zytosol und damit eine Präsen- tation an CD8+ T-Zellen ermöglicht.
Dr. med.
Elisabeth Gabler-Sandberger
A-2278
P O L I T I K
(34) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 37, 17. September 1999 MEDIZINREPORT
Rückruf: Anaphylaxie-Besteck
Die Firma Bencard Allergie GmbH (München) ruft einige Chargen des Arzneimittels „Anaphylaxie-Besteck“
zurück. Es handelt sich um alle Pak- kungen mit einer aufgedruckten Ver- wendbarkeit zwischen 9/1999 und 7/2000. Das Präparat, das von stark gefährdeten Allergikern mitgeführt wird, kann in Notsituationen vom Pa- tienten oder einer Begleitperson ohne ärztliche Hilfe subkutan injiziert wer- den. Nach Untersuchungen des Her- stellers Wyeth-Ayerst waren bei ei- nigen Chargen bräunliche Verfärbun- gen aufgetreten. In wenigen Fällen er- gaben die Analysen eine reduzierte Aktivität des Wirkstoffes Epinephrin
(Adrenalin). EB