• Keine Ergebnisse gefunden

Astprobenuntersuchungen 2005/2006: Rekordzahlen bei Blatt- und Blutläusen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Astprobenuntersuchungen 2005/2006: Rekordzahlen bei Blatt- und Blutläusen"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

einzelnen Parzellen verwendet werden. Nur mit Astprobenkontrollen in der eigenen Anlage ist eine Aussage für einige Arten (Rote Spinne, Schildläuse) möglich. Oft geben die Ergebnisse auch Hinweise auf Arten, die zu einem späteren Zeitpunkt mit visu- ellen Kontrollen überprüft werden müssen.

Astprobenuntersuchungen werden am Standort Wädenswil der Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) seit über 50 Jahren nach grundsätzlich dersel- ben Methode durchgeführt. Allerdings wurden im Laufe der Jahre gewisse Kriterien und Auswertungen jeweils den neuen Begebenheiten angepasst, letzt- mals vor gut zehn Jahren (Höhn et al. 1993). Eine Ein- zelprobe besteht aus 2 m zwei- bis dreijährigem Fruchtholz (10 u20 cm). Pro Anlage werden in der Regel drei Einzelproben (3 Sorten) entnommen.

Entsprechend den angewendeten Pflanzenschutz- massnahmen unterscheiden wir drei verschiedene Pflegeprogramme:

S = Erwerbsanlagen mit Anbau und Pflanzen- schutzmassnahmen nach ÖLN/IP-Richtlinien.

B = Erwerbsanlagen mit Pflanzenschutz nach bio- logischen Anbaurichtlinien.

U = Bäume oder Anlagen ohne Einsatz von Pflan- zenschutzmitteln.

Gemäss der heute gängigen Obstproduktion stammt der weitaus grösste Anteil – nahezu drei Vier- tel der Proben – aus der ersten Kategorie (S-Proben).

Der Anteil der B- und U-Proben hat sich in den letzten Jahren bei rund 10 bis 15% eingependelt. U-Proben kommen zu einem grossen Teil von Hochstämmen.

Ganz vereinzelt gibt es noch Proben, die nicht den drei Gruppen zugeteilt werden können, da die Pflege nicht nach Richtlinien durchgeführt oder ein stark re- duzierter Pflanzenschutz eingesetzt wird (z.B. Most- obstproduktion). Die Zahlen dieser Proben (R = Re- duziert) sind heute wegen der geringen Zahl nur noch im Gesamtdurchschnitt berücksichtigt.

In den Tabellen 1 und 2 sind die Resultate (Durch- schnittswerte der Betriebe) wie in den Vorjahren nach Regionen und Pflegeprogrammen sortiert und zusammengefasst. Die Fünfjahrestrends einiger aus- gewählter Arten sind in Abbildung 1 aufgezeigt.

HEINRICHHÖHN, HANSULRICHHÖPLI, THEKLAACKERMANN UND

JÖRGSAMIETZ, AGROSCOPECHANGINS-WÄDENSWIL heinrich.hoehn@faw.admin.ch

M

it der Hilfe von Produzenten, Mitarbeitern der Fachstellen und von Agroscope Wädenswil konnten in diesem Winter wieder 359 Einzelproben von Apfelbäumen aus 116 Betrieben der Deutschen Schweiz untersucht und analysiert werden. Die Er- gebnisse helfen mit, langfristige und aktuelle Trends bei einigen Schädlingen und Nützlingen aufzuzeigen.

Aufgrund der Resultate können wir Veränderungen feststellen, darauf reagieren und geeignete Strategi- en entwickeln. Diese Erkenntnisse fliessen in die Pflanzenschutzempfehlungen und -mitteilungen ein.

Die hier zusammengefassten Resultate zeigen allge- meine Tendenzen auf, können jedoch nicht als gene- relle Begründung für allfällige Behandlungen in den

Astprobenuntersuchungen 2005/2006:

Rekordzahlen bei Blatt- und Blutläusen

In diesem Winter wurden knapp 360 Astproben aus 116 Apfelanlagen untersucht. Die Resultate zeigen nicht nur Erfreuliches. Positiv sind die Entwicklung bei den nützlichen Gallmücken und die Beständigkeit bei den Raubmilben. Weniger erfreulich ist der steigende Besatz durch Winter- eier der Roten Spinne und von Blutläusen in den ÖLN-Betrieben. Offene Fragen weckt auch die diesjährige Rekordzahl bei den Blattlauseiern.

Tab. 1: Astprobenresultate (Anzahl pro 2 m) der verschiedenen Pflegeprogramme (Mittelwerte der Betriebe 2006 und fünfähriges Mittel 2002-2006).

Insekt/Milbe Selektiv Biologisch Unbehandelt Durchschnitt aller Betriebe 2006 02-06 2006 02-06 2006 02-06 2006 02-06

Rote Spinne 660 309 1562 1193 379 434 739 429

Blattläuse 118.2 43.5 78.6 39.8 131.2 54.8 117.3 45.0

Blattsauger 1.6 2.5 0.9 2.5 75.6 37.6 10.0 6.5

Grosse Obstb.sch.l. 3.4 9.7 1.8 2.6 1.4 6.0 2.9 8.2

Kommaschildlaus 9.3 8.5 12.6 3.2 6.5 10.4 9.2 7.9

Austernschildlaus 12.6 8.1 0.2 0.9 16.1 11.7 11.4 7.5

Blutlaus 5.2 2.7 0.3 0.5 0.1 0.1 3.8 2.1

Frostspanner 0.2 0.2 0.5 0.6 0.8 0.3 0.4 0.3

Wickler 0.1 0.1 0.2 0.3 0.4 0.6 0.1 0.2

Futteralmotte 0.0 0.0 0.0 0.1 1.6 1.4 0.2 0.2

Blindwanzen 0.1 0.1 0.1 0.2 1.7 1.2 0.3 0.2

Indifferente Milben 26.6 19.0 33.1 21.9 118.5 89.1 44.1 32.1

Raubmilben 1) 41 43 44 32 59 46 43 42

Anteil Proben in % 73.5 74.9 13.4 12.5 10.9 10.6 359 2) 354 2)1)

1)Anteil Proben (%) mit Raubmilbenbesatz. 2)Anzahl Proben total

(2)

Zunahme der Roten Spinne

Der Besatz durch Wintereier der Roten Spinne (Pano- nychus ulmi, Abb. 2) ist gegenüber dem Vorjahr wie- der deutlich angestiegen und hat sogar den Wert von 2003/04 überschritten, der ja im Vergleich zu den übri- gen Jahren recht hoch lag und auf den aussergewöhn- lich warmen Sommer 2003 zurückgeführt wurde. Die Populationen haben gegenüber dem Vorjahr in allen Pflegeprogrammen und Regionen um das zwei- bis dreifache zugenommen. Dennoch liegen sie natürlich weit unter den Werten, die jeweils in den 70er- und 80er-Jahren beobachtet wurden. Erfreulich ist, dass der Anteil befallener Proben bei den B- und S-Proben

kaum zugenommen hat; bei den B-Proben waren 12%

befallsfrei, bei den S-Proben rund 40% (Abb. 3) und nur ein geringer Anteil lag deutlich über der Schaden- schwelle (1000-1500 Eier). Bedenklich ist aber, dass bei den S-Betrieben drei Proben eine Population von über 10 000 Eiern aufwiesen (Maximum 36 000 Ei- er/Probe). Hohe Befallsstärken von 3000 bis 10 000 Ei- ern wiesen 4.1% der S-Betriebe (elf Proben) und 20%

der B-Betriebe (zehn Proben) auf. Bei den U-Betrieben waren zwar alle Proben befallen, jedoch lagen 95% der Proben unter 1000 Eiern und lediglich zwei Proben zeigten einen Befall von über 1000 Eiern.

Natürlich sind auch wieder einige Sortenunter- schiede aufgefallen: Nicht unerwartet zeigten Topaz, Elstar, Braeburn, Pinova und Gala sehr hohe Durch- Tab. 2: Astprobenresultate 2006, Mittelwerte der

Betriebe pro Region (Anzahl pro 2 m).

Insekt/Miilbe Voralpen Mittel- Rheintal Nordwest-

land schweiz

Rote Spinne 730 839 721 514

Blattläuse 173 62.7 278.0 28.1

Blattsauger 17.5 0.9 38.6 0.4

Gr. Obstbaumschildlaus 1.9 3.1 9.1 0.2

Kommaschildlaus 6.2 14.7 9.2 1.2

Austernschildlaus 30.3 1.7 2.1 4.9

(inkl. SJS)

Blutlaus 5.2 2.0 0.1 8.3

Frostspanner 0.2 0.4 0.0 0.8

Knospen-/Schalenwickler 0.1 0.1 0.2 0.0

Raubmilben 1) 40 49 46 35

Anzahl Proben 109 152 37 61

1) Anteil Proben (%) mit Raubmilbenbesatz

Grosse Obstbaum- schildlaus (SS: 50)

Astproben 2005/06: Trends

01 02 03 04 05

Rote Spinne (SS: 1000-1500) Raubmilben (% der Proben) Blattläuse Blattsauger Blutlaus

Austernschildläuse (SS: 10-30) Kommaschildlaus (SS: 30-50) Nützliche Gallmücke Wickler total (SS: 1)

739

43%

117.3

3.8

2.9 11.4

9.2 0.15

0.11 Anzahl pro Probe 2006

10.0

Abb. 2: Starker Be- satz durch Wintereier der Roten Spinne.

(Foto: H.U. Höpli, ACW)

Abb. 3: Auftreten von Wintereiern der Roten Spinne in den drei Pflegeprogrammen:

prozentualer Anteil der Einzelproben in den verschiedenen Befallsklassen.

Abb. 1: Fünfjahrestrend ausgewählter Arten (Durchschnitt aller Betriebe). Die Werte in Klammern bezeichnen die kritischen Be- fallszahlen bzw. die Schadenschwelle (SS).

100 80 60 40 20 0 100 80 60 40 20 0 100 80 60 40 20 0

U-Proben (Unbehandelt)

B-Proben (Bio)

S-Proben (IP/ÖLN)

AnteilderProbenin%

000 1-500

501-1000 1001-1500

1501-2000 2001-2500

2501-3000 2501-3000

3001-10000

>10000

(3)

schnittswerte, wobei der Topaz-Wert insbesondere durch den Spitzenwert von 36 000 Eiern stark beein- flusst wurde. Erstaunlicherweise wies aber auch die weniger anfällige Sorte Golden Delicious einen recht hohen Durchschnittswert von rund 1000 Eiern pro Probe auf, was natürlich auch hier auf einige hohe Einzelwerte zurückzuführen ist. Der allgemeine An- stieg könnte sicher auch mit dem warmen, trockenen Herbst im Zusammenhang stehen, die vielen hohen Ausreisser dürften jedoch eher auf andere Ursachen zurückzuführen sein. Die diesjährigen Beobachtun- gen weisen darauf hin, dass einige Betriebe grosse Probleme mit der Roten Spinne haben, während an- dere diesen Schädling nach wie vor auch nachhaltig im Griff haben. Regelmässige Blatt-Kontrollen ab der Blüte bis im Spätsommer sind aber eine Vorausset- zung, um rechtzeitig die geeigneten Massnahmen ein- zuleiten. In den Problemfällen ist es sicher ange- bracht, sich über die eingesetzten Pflanzenschutz- mittel und die gewählten Strategien Gedanken zu ma- chen und eine Raubmilbenansiedlung ins Auge zu fas- sen.

Raubmilben(Typhlodromus pyriu.a.) konnten sich insgesamt auf dem Vorjahresniveau halten (Abb. 1).

Während bei den S-Proben ein leichter Rückgang fest- gestellt werden musste und nur noch 65% der S-Be- triebe Raubmilben aufwiesen (Vorjahr 75%), zeigten die B-Proben erneut einen Anstieg. Erstmals waren in den B-Betrieben mehr Proben mit Raubmilben besetzt (44%) als in den S-Proben (Tab. 2) und in drei Viertel der B-Betriebe konnte dieser wichtige Nützling gefun- den werden. Betrachtet man in den S-Betrieben die Zu- nahme der Roten Spinne und die Abnahme der Raub- milben, so kommt man zum Schluss, dass hier ein ge- wisser Zusammenhang besteht.

Bei den indifferenten Milben(verschiedene Arten) konnte erfreulicherweise eine Zunahme verzeichnet werden. Die Zunahme wurde in allen Pflegepro- grammen beobachtet, wobei nach wie vor die U-Pro- ben die weitaus höchsten Werte aufweisen (Tab. 2).

Regional können keine klaren Muster aufgezeigt wer- den – sie sind überall ähnlich vertreten, auch wenn sie dieses Jahr im Voralpenraum etwas zugelegt ha- ben. Indifferente Milben erfüllen bei der Etablierung und Vermehrung der Raubmilben als Ausweichbeute (Futterersatz) eine wichtige Rolle. So darf gehofft werden, dass diese positive Entwicklung der unge- fährlichen Milben auch die Entwicklung der nütz- lichen Milben vorteilhaft beeinflusst.

Unterschiedliche Entwicklung bei Schildläusen

Gegenteilige Entwicklungen zeigten die Grosse Obst- baumschildlaus (Abnahme) und die Austernschild- laus (Zunahme), während bei der Kommaschildlaus der Trend weniger eindeutig war (Abb. 1 und Tab. 1).

Die Grosse Obstbaumschildlaus(Parthenolecanium corni) zeigte gegenüber den beiden Vorjahren eine starke Abnahme und erreichte mit 2.9 Larven pro Probe ein durchschnittliches Befallsniveau, das mit Blick auf die letzten 20 Jahre als normal oder sogar eher tief bezeichnet werden darf (Abb. 4). Lediglich

in den 60er- und 70er-Jahren war der Befall nor- malerweise deutlich tiefer. Dass die Grosse Obst- baumschildlaus starken zyklischen Schwankungen unterworfen ist, zeigte sich bereits in früheren Jah- ren. Letztes Jahr noch als «Voralpen-Schädling» be- zeichnet, war hier die durchschnittliche Population dieses Jahr 20-mal tiefer als im Vorjahr – man darf in dieser Region also durchaus von einem Populations- zusammenbruch sprechen. Eine gewisse Zunahme wurde nur im Rheintal beobachtet. Die Abnahme ge- genüber dem Vorjahr zog sich durch alle Pflegepro- gramme, wobei sie bei den S-Betrieben am deutlich- sten ausfiel. Ungefähr ein Drittel aller Proben wies Befall auf, während dieser Anteil vor zwei Jahren noch fast bei 50% lag. Die Schadenschwelle von 50 Schildläusen pro Probe war lediglich auf drei Proben (< 1%) überschritten, nämlich auf zwei S-Proben und einer U-Probe. Eine spezielle Bekämpfung dieser Napfschildlaus dürfte also nur in ganz wenigen Aus- nahmefällen gerechtfertigt sein. Gezielte Massnah- men sind, wie in den Pflanzenschutzempfehlungen (Höhn et al. 2006) erwähnt, im Frühjahr (Austrieb bis Blühbeginn) möglich. Oft wird diese Schildlausart aber auch mit Behandlungen, die vor der Blüte oder im Sommer gegen andere Schädlinge eingesetzt wer- den, genügend reduziert.

Die Kommaschildlaus(Lepidosaphes ulmi) hat sich diesen Winter auf dem relativ hohen Vorjahreswert gehalten, lag jedoch deutlich unter dem Spitzenwert von 2003/04 (Abb. 1). Eine starke Zunahme und der höchste Mittelwert wurde bei den B-Betrieben ver- zeichnet, was doch eher aussergewöhnlich ist. Dieser relativ hohe Durchschnittswert wurde jedoch ledig- lich durch eine einzige Probe verursacht, und ist des- halb von geringer Bedeutung. Erfreulicherweise konnte bei den U- und S-Proben noch einmal ein Rückgang des durchschnittlichen Besatzes festge- stellt werden, wobei die Werte bei den S-Proben im Gegensatz zu früheren Jahren immer noch über den U-Proben lagen. Regionale Unterschiede sind zwar vorhanden, schwanken aber von Jahr zu Jahr sehr stark, sodass zwischen Mittelland, Voralpen und Rheintal kein klarer Trend zu erkennen ist. Hingegen sind in der Nordwestschweiz seit bald zehn Jahren re- gelmässig die tiefsten Werte zu verzeichnen. Obwohl nahezu ein Viertel aller Proben Befall durch Komma- schildläuse aufweist, ist die Schadenschwelle von über 50 eibesetzten Schilden pro Probe nur bei 2.5%

aller Proben überschritten worden und rund 1% der Proben wiesen die kritischen Werte von 30 bis 50 Schilden auf. Also ist nur in knapp 4% aller unter- suchten Proben zu überlegen, ob eine allfällige Ge- genmassnahme angebracht ist. Eine gezielte Bekämp- fung der Kommaschildlaus ist Mitte/Ende Mai mög- lich (Höhn et al. 2006). Einzelne Mittel, die in dieser Zeit gegen Blattläuse oder Wickler eingesetzt wer- den, können eine Nebenwirkung zeigen. Um zu ent- scheiden, ob auch andernorts eine Bekämpfung not- wendig ist, können jetzt noch Kontrollen in der eige- nen Anlage gemacht werden.

Die Angaben zu den Austernschildläusen(Quadra- spidiotus sp.) umfassen folgende vier Arten: Sehr häufig sind die Gemeine (Q. ostreaeformis) und die

(4)

Nördliche Gelbe Austernschildlaus (Q. pyri), verein- zelt die San-José-Schildlaus = SJS (Q. perniciosus) und selten die Rote Austernschildlaus (Epidiaspis le- perii). Die seltene, aber eher ungefährliche Rote Austernschildlaus hatten wir bisher nur an zwei Standorten in der Umgebung von Basel beobachtet.

Dieses Jahr fanden wir erstmals auch einen Herd auf unbehandelten Hochstämmen in einer Weinbaulage am linken Zürichseeufer. Bei der SJS wurden keine neuen Herde entdeckt. Wie so oft in den letzten Jah- ren wurde der höchste durchschnittliche Besatz pro Probe in den Voralpen gefunden (Tab. 2). Hier wur- de auch die stärkste Zunahme gegenüber dem Vor- jahr verzeichnet, während man in der Nordwest- schweiz gar eine Abnahme beobachtete. Insgesamt ist der Durchschnittswert aller Proben deutlich an- gestiegen (Abb. 1), was auf eine Zunahme in den U- und S-Betrieben zurückzuführen ist. Die höchsten Durchschnittswerte zeigten wie meistens die U-Pro- ben (Tab. 1), während die B-Proben weiterhin sehr tiefe Werte und sogar abnehmende Durchschnitts- werte aufwiesen.

Während die durchschnittlichen Befallswerte also anstiegen, konnten wir eine Abnahme der Frequenz (Anteil befallener Proben bzw. Betriebe) feststellen.

Die Austernschildläuse haben sich also nicht weiter ausgebreitet (rund 30% aller Proben wiesen Befall auf gegenüber 34% in den beiden Vorjahren), dafür wa- ren einige Proben sehr stark befallen: So konnte bei- spielsweise auf einer S-Probe der absolute Spitzen- wert von 1850 Schildläusen pro 2 m Fruchtholz ge- funden werden. Insgesamt lagen aber lediglich 4.5%

aller Proben über der Schadenschwelle von 30 Schild- läusen pro Probe und ebenso viele Proben wiesen ei- nen Befall von 10 bis 30 Schildläusen auf. Eine allfäl- lige Bekämpfung der Austernschildläuse ist nicht ganz einfach und muss sehr früh in der Saison und mit optimaler Applikationstechnik durchgeführt wer- den (Höhn et al. 2006). Nur mit regelmässiger Über- wachung in der eigenen Obstanlage ist eine frühzeiti- ge Erkennung möglich und kann richtig reagiert wer- den.

Rekordzahlen bei Blattläusen

Blattlauseier (Rhopalosiphum insertum, Dysaphis sp.) nahmen zwar bereits letztes Jahr zu, lagen aber damals mit 26.7 Eiern pro Probe noch auf tiefem Ni- veau. Diesen Winter lag der Durchschnittsbesatz mit 117 Eiern gut viermal höher und erreichte damit ei- nen Spitzenwert, wie er das letzte Mal vor 25 Jahren festgestellt wurde. In allen Regionen wurde ein Popu- lationsanstieg registriert, jedoch liegen die Durch- schnittswerte in der Nordwestschweiz mit 28.1 Eiern trotz allem noch auf tiefem und im Mittelland (62.7) auf mittlerem Niveau (Tab. 2). Hohen Besatz mit 173 Eiern zeigten die Voralpen und absolute Spitzenwerte das Rheintal (278). Obwohl die B-Proben etwas tiefe- re Durchschnittswerte aufwiesen als S- und U-Proben (Tab. 1), dürfte kaum ein gesicherter Unterschied zwischen den Pflegeprogrammen vorliegen. Alle Be- triebe und fast alle Proben (98%) wiesen Blattlauseier auf. Obwohl dieser Anteil nicht völlig ungewöhnlich, aber doch recht hoch ist, gab es Jahre, in denen ledig- lich etwa 75% aller Proben Besatz aufwiesen.

Über die Gründe der hohen Population kann nur spekuliert werden. Immerhin darf auf einen schönen, warmen und trockenen Herbst (September/Oktober) zurückgeschaut werden, was offensichtlich auf die Rückwanderung und Eiablage der Blattläuse eine po- sitive Auswirkung hatte. Aufgrund früherer Untersu- chungen (Höhn et al. 2003) darf man davon ausge- hen, dass sich auch das aussergewöhnlich späte Ab- stossen des Laubs vorteilhaft auf die Blattlauspopula- tionen ausgewirkt hat. Ob dieser hohe Besatz sich aber auch auf die Befallsstärke im kommenden Früh- jahr auswirkt, ist im Moment sehr ungewiss. Da die einzelnen Arten ja anhand der Eier nicht unterschie- den werden können, ist keine Aussage darüber mög- lich, ob es sich vorwiegend um die gefährliche Meh- lige Apfelblattlaus oder die ungefährliche Apfelgras- laus handelt. Oftmals war der Befallsdruck durch die Mehlige Apfelblattlaus im Frühjahr trotz eines tiefen Wintereierbesatzes hoch. Es könnte also durchaus eintreffen, dass dieses Jahr der Druck durch die Meh- lige Apfelblattlaus eher gering ausfällt, da sich bereits

Abb. 4: Befallsent- wicklung der ver- schiedenen Schild- lausarten während der letzten 20 Jahre.

Grosse Obstbaum- schildlaus,

Kommaschildlaus und Austernschild- laus.

1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006

0 4 8 12 12 12 16

Jahre

AnzahlproProbe

(5)

jetzt eine höhere Nützlingspopulation etablieren konnte (siehe unten). Wie immer bei Blattläusen kön- nen erst die visuellen Kontrollen während der Saison über den effektiven Befall Auskunft geben.

Bei der Blutlaus (Eriosoma lanigerum) ist der Durchschnittswert aller Proben nach einem leichten Rückgang in den letzten zwei Jahren in diesem Jahr deutlich angestiegen (Abb. 1) und erreicht mit 3.81 Läusen pro Probe den höchsten Wert seit Beginn der Erfassung dieses Schädlings im Jahr 1987. Der Befalls- wert ist in allen Pflegeprogrammen sowohl bezüglich Anzahl pro Probe wie auch Anteil besetzter Proben an- gestiegen. Die deutlich höchsten Werte wurden in den S-Betrieben erreicht: Mehr als ein Viertel aller Proben wies Besatz auf und der Durchschnittswert lag bei 5.21 Läusen pro Probe (Abb. 5). Ähnlich hohe Werte wur- den Ende der 90er-Jahre auch in den B-Betrieben er- reicht. Die Populationen haben sich dort aber in den letzten sieben Jahre auf einem vernünftigen Mass ein- gependelt. Die U-Betriebe zeigten in allen Jahren den tiefsten Besatz, auch die Verbreitung (% befallene Pro- ben) war hier am tiefsten. Regional wurde der höchste Befall und ein starker Anstieg gegenüber dem Vorjahr in der Nordwestschweiz und in den Voralpen festge- stellt, während das Bündner-/St. Galler Rheintal wie üblich einen recht tiefen Befallswert aufwies.

Die Ausbreitung und die Zunahme der Blutlaus in den S-Proben müssen wir in nächster Zeit besonders im Auge behalten und versuchen, die Ursachen für die- sen Trend kennen zu lernen. Ein besonderes Augen- merk müssen wir dabei sicher auf das Auftreten bezie- hungsweise die Entwicklung der potenziellen Gegen- spieler werfen – insbesondere sind hier die Blutlaus- zehrwespe (Aphelinus mali) und der Ohrwurm (For- ficula auricularia) zu beachten. In allen Anlagen ist eine Überwachung der Blattläuse sinnvoll und verein- zelt kann sicher auch eine gezielte Bekämpfung not- wendig werden. Zur Bekämpfung stehen nur noch we- nige Produkte zur Verfügung, wobei Primicarb-Be- handlungen bei warmem Wetter (> 25 °C) nach wie vor gute Resultate bringen (Höhn et al. 2006).

Bei den Blattsaugereiern(Cacopsylla mali) konnten wir gegenüber dem Vorjahr noch einmal einen leich- ten Populationsanstieg verzeichnen. Mit einem Durch- schnittswert von zehn Eiern pro Probe (Abb. 1) ist das

Niveau aber immer noch sehr tief und liegt weiterhin bei den fünf tiefsten Werten der vergangenen 50 Jahre.

Wie üblich wurden Blattsauger vorwiegend in U-Pro- ben (knapp 90% der Proben) beobachtet und nur ver- einzelt auf S- und B-Proben (knapp 20%). Sofern wir den Blattsauger als eine Art Indikator für einen selekti- ven und schonenden Pflanzenschutz bezeichnen, schneiden sowohl S- wie insbesondere auch B-Betriebe eher schlecht ab. Der durchschnittliche Besatz hat auf den U-Proben mit 75.6 Eiern ein gutes Niveau erreicht (Tab. 1), während die S-Proben (1.6) und B-Proben (0.9) kaum Besatz aufwiesen und sich seit rund drei Jahren auf einem Tiefststand bewegen.

Raupenschädlinge auf tiefem Niveau

Beim Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) wurde wieder eine Zunahme verzeichnet; der durch- schnittliche Besatz liegt aber weiterhin auf tiefem Ni- veau. Die Unterschiede zwischen Regionen (Tab. 2) und Pflegeprogrammen (Tab. 1) sind relativ unbe- deutend. Tendenziell kann aber schon in U-Proben und insbesondere in reduziert behandelten Anlagen ein höherer Befallsdruck festgestellt werden. Zu er- wähnen ist, dass es sich hier nur um den Durch- schnittswert von Apfelproben handelt (keine Kir- schen) und dass viele der Betriebe 2005 oder/und 2004 eine Vorblütebehandlung gegen Raupenschäd- linge durchführten. Das Aufkommen von Frostspan- nern ist aber anhand der Astproben nicht optimal prognostizierbar, sodass – insbesondere bei starkem Vorjahresbefall – unbedingt eine visuelle Kontrolle kurz vor dem Aufblühen und im Steinobst auch während der Blüte angebracht ist. Diese Methode ist einfach und erlaubt eine sichere Beurteilung der Be- fallssituation, sofern sie nicht zu früh oder zu spät durchgeführt wird.

Bei Schalen- und Knospenwicklernwurde nach dem letztjährigen kleinen Populationsanstieg wieder eine Befallsabnahme festgestellt (Abb. 1), was insbesonde- re auf den Roten Knospenwickler zurückzuführen ist. Die regionalen Unterschiede sind gering – aller- dings fällt die Nordwestschweiz mit einem absoluten Tiefstand auf. S-Betriebe weisen wie immer die tiefs- ten Durchschnittswerte auf, bei den B- und U-Proben liegt U wie meistens in Führung. Auch bei den Wick- lern werden die Populationen durch Pflanzenschutz- und allgemeine Pflegemassnahmen sehr stark beein- flusst, sodass anhand der Astproben kein klares Bild für die allgemeine Populationsentwicklung aufge- zeigt werden kann. Es ist durchaus möglich, dass in einer Anlage ein sehr hoher Befallsdruck vorliegt, während in einer benachbarten Parzelle überhaupt keine Gefährdung besteht. Es ist deshalb unumgäng- lich, sich mit visuellen Kontrollen im Frühjahr, Som- mer und Herbst und mit Pheromonfallen ein Bild über die Befallsituation in der eigenen Anlage zu ma- chen und somit auch Angaben zum vorhandenen Ar- tenspektrum zu bekommen. Für die Regulierung des Schalenwicklers stehen verschiedene Methoden und Mittel zur Verfügung. Sie sind in den neuen Pflanzen- schutzempfehlungen (Höhn et al. 2006, in SZOW 02/2006) übersichtlich aufgeführt.

0 2 4 6

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Anzahl pro Probe

0 10 20 30

% besetzte Proben B (Anzahl)

S (Anzahl) U (Anzahl)

B (Frequenz) S (Frequenz) U (Frequenz)

Abb. 5: Blutlausent- wicklung während der letzten acht Jah- re in den drei Pflege- programmen. Die Balken geben den durchschnittlichen Besatz (Anzahl Läu- se) pro Probe an; die Kurven zeigen den prozentualen Anteil befallener Proben.

(6)

Beim kaum schädlichen Grauen Obstbaumwick- ler (Rhopobota naevana) und der noch weniger ge- fährlichen Futteralmotte (Coleophora sp.) wurden keine grossen Veränderungen festgestellt. Während Rhopobotain allen Pflegeprogrammen auftritt und insbesondere in B-Betrieben durchaus in vergleich- baren Populationen wie in U-Betrieben gefunden wird, ist die Futteralmotte vorwiegend in U-Proben zu finden. Diese Gattung reagiert recht empfindlich auf sehr viele Pflanzenschutzmittel und kann des- halb als guter Indikator für die Artenvielfalt zugezo- gen werden.

Erfreuliche Entwicklung bei den nützlichen Gallmückenlarven

In den Astproben wird eine ganze Reihe anderer In- sekten beobachtet und registriert, die oft gar nicht oder nur am Rande erwähnt werden. So registrieren wir seit über 20 Jahren die räuberischen Blindwan- zen, bei denen wir letztes Jahr über eine unerfreuli- che Abnahme berichten mussten. Sie haben sich zwar jetzt wieder etwas erholt, sind jedoch immer noch auf tiefem Niveau. Eine ganz erfreuliche Ent- wicklung durften wir diesen Winter hingegen bei den nützlichen Gallmücken (Abb. 6) beobachten: Seit den knapp 20 Jahren, in denen wir diesen Nützling erheben, konnten wir noch nie einen so hohen Durchschnittswert (0.15 Larven pro Probe) verzeich- nen (Abb. 1) und ihn auf 7% aller Proben finden. Ein Drittel aller U-Betriebe und immerhin gut 10% aller B- und S-Betriebe wiesen diesen Nützling auf. Es ist nicht auszuschliessen, dass diese Entwicklung mit dem starken Auftreten von Blattlauseiern (siehe oben) zusammenhängt und dass wir deshalb nächs- tes Jahr mit einem starken Nützlingsauftreten rech- nen dürfen.

Dank

Für die grosse Arbeit, die wieder im Rahmen der Ast- probenuntersuchungen geleistet wurde, möchten wir allen Beteiligten bestens danken.

Literatur

Höhn H., Höpli H.U. und Graf B.: Astprobenuntersuchungen im Obstbau. Schweiz. Z. Obst-Weinbau 129, 62–71, 1993.

Höhn H., Graf B. und Höpli H.U.: Control of rosy apple aphid (Dys- aphis plantaginea) in fall – preliminary results. IOBC/WPRS Bulletin Vol. 26 (11), 59–64, 2003.

Höhn H., Siegfried W., Rüegg J., Holliger E., Widmer A., Gut D., Neuweiler R., Linder C., Viret O., Charmillot P.-J. und Delabays N.:

Pflanzenschutzempfehlungen für den Erwerbsobstbau 2006/2007 (Flugschrift Nr. 122). Schweiz. Z. Obst-Weinbau 142 (2/06), 52 S., 2006.

Analyse d’échantillons de branches 2005/2006: des quantités records de pucerons et de pucerons lanigères

Au site Wädenswil de l’Agroscope de Changins-Wädenswil (ACW), des contrôles d’échantillons de branches sont effectués depuis plus de 50 ans avec la même méthode comparable. Cette année, ces analyses ont porté sur environ 360 échantillons de bois fruitier de 2 m chacun prélevés dans 116 pom- meraies de Suisse alémanique. Les résultats sont classés par régions et en fonction des programmes de traitement (NT = non traités, B = biologique et S = PI/PER). A noter comme aspect positif l’aug- mentation marquée des cécidomyies et la constance du nombre de typhlodromes, le développement étant particulièrement réjouissant dans les exploitations B. Côté négatif, on est frappé par l’infesta- tion grandissante, surtout dans les exploitations S, par l’araignée rouge et le puceron lanigère. Un nombre record d’œufs d’hiver comme on n’en avait plus vu depuis 25 ans a été enregistré pour les pucerons. Pour l’heure, on ne peut que spéculer sur les répercussions que cette forte charge de puce- rons aura au printemps et sur les liens éventuels avec la forte présence de cécidomyies.

R

ÉSUMÉ

Abb. 6: Überwintern- de, nützliche Gall- mückenlarve. (Foto:

Alfred Staub, ACW)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn in der Probe eine endotherme Reaktion abläuft, bleibt die Temperatur der Probe hinter der der Referenz zurück und es wird eine der Temperaturdifferenz

Lassen Sie sich gegen Ende nicht hetzen – falls Sie nicht fertig werden wird der/die n¨ achst(e) Vortragende ihren Schluss ¨ ubernehmen... Seien Sie also gefasst, dass Sie den

[r]

Die Ergebnisse der Schwerpunktuntersuchung zeigen, dass sich die hygienische Beschaffenheit der selbst auf Vorrat abgepackten und der lose abgegebenen verzehrfertigen,

Magnetstreifenleser für EDV-Anwender: Die Karte wird durch einen „Leseschlitz&#34; geführt der Arzt oder seine Helferin mit der Hand auf alle Vordrucke übertragen soll,

100-150 g feldfeuchter Boden wird in Blechschalen (B) eingewogen (A) und im Trockenschrank (C) bei 105°C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Die Schütthöhe in den Schalen (B)

Probenmenge und spezielle Transportmedien beachten Probe und Auftrag korrekt und vollständig beschriften Probe korrekt verschliessend und für Versand einpacken. Blutkultur Flaschen

Sie sind entweder als Schwerelot oder als Kolbenlot gebaut. Ein weiterer Bautyp umfaßt die Unterwegslote. Mit den Lotröhren kann man je nach Länge der Rohre und