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Archiv "Deutschsprachige Ärzteorganisationen: „Wir brauchen eine Wertediskussion“" (07.08.2006)

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um 52. Mal trafen sich in diesem Jahr Vertreter der Ärzteorganisatio- nen aus Deutschland, Luxemburg, Österreich, der Schweiz und aus Südtirol zum Erfahrungsaustausch und entdeck- ten erneut viele, nicht immer angenehme Gemeinsamkeiten. Drohende Rationie- rung und zunehmende Reglementierung machen den Ärzten in den deutschspra- chigen Ländern zu schaffen. „Verpflich- tet gegenüber dem Einzelnen oder Erfül- lungsgehilfe des sozialen Systems – das ist der eigentliche ärztliche Grundkon- flikt bei vielem, das wir derzeit erleben“, sagte der diesjährige Gastgeber, der Prä- sident der Österreichischen Ärztekam- mer, Dr. med. Reiner Brettenthaler. Er setzte mit seinem Eröffnungsvortrag über „Megatrends in der Gesellschaft und der Medizin“ zugleich einen der Dis- kussionsschwerpunkte der Tagung, die vom 6. bis 8. Juli in Wien stattfand. „Wir müssen uns fragen, welches unsere Werte sind und ob diese es wert sind, verteidigt zu werden“, betonte Brettenthaler. Ein- fache Antworten gebe es nicht angesichts eines „alternden Europas“, drohenden Ärztemangels und der europaweiten De- batten über die Finanzierung der sozia- len Sicherungssysteme.

„Es zeichnet sich ein paradigmatischer Trendwechsel ab“, gab der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Prof. Dr.

med. Jörg-Dietrich Hoppe, zu beden- ken. Die ärztliche Freiberuflichkeit ste- he einer sich entwickelnden Angestell- tenmentalität gegenüber. „Der nieder- gelassene Arzt, der sich Tag und Nacht für seine Patienten einsetzt, stirbt aus.“

Die nachrückende Ärztegeneration werde in einem regulierten und ökono- misierten System groß, in dem sie sich zunehmend in die Rolle des Erfüllungs- gehilfen einfinde. Entwicklungen wie die Disease-Management-Programme (DMP), die in Deutschland bereits Rea- lität sind und in Österreich derzeit ein-

geführt werden, beschleunigten diesen Trend. Als „Krankheitshandhabungs- vorschriften“ bezeichnete BÄK-Präsi- dent Hoppe die Chronikerprogramme, die seiner Ansicht nach in Deutschland eine besondere Bedeutung erlangt ha- ben. Zum einen verlagerten sie den Fokus vom Patienten auf die Erkran- kung. Zum anderen trügen sie mehr Kontrolle vonseiten Dritter in das Arzt- Patient-Verhältnis hinein. „Die DMP tragen dazu bei, das Arztbild zu verän- dern“, lautete Hoppes Fazit – eine Be- fürchtung, die man in Österreich teilt.

„DMP sind ein weiterer Schritt in die Reglementierungs- und Rechtferti- gungsmedizin“, kritisierte Dr. med.

Wolfgang Routil, Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark.

Um den Stellenwert von Freiberuf- lichkeit und Eigenverantwortung auch in der ärztlichen Fortbildung herauszu- stellen, hat die 52. Konsultativtagung ein Papier zur „Kontinuierlichen berufli- chen Entwicklung (Continuous Profes- sional Development, CPD) verabschie-

det. Ziel der ärztlichen Fortbildung seien Erhalt und Weiterentwicklung ärztlicher Kompetenz. Fortbildung sei Bestandteil der ärztlichen Berufsausübung, und je- der Arzt sei zur Fortbildung verpflichtet, heißt es in dem Papier. Besonders her- vorgehoben wurde die ärztliche Eigen- verantwortung. Dazu stellten die Ta- gungsteilnehmer fest: „Jeder Arzt hat seinen individuellen Fortbildungsbe- darf.“ Aufgrund seines individuellen Fortbildungsbedarfs soll jeder Arzt The- mata und Methoden der Fortbildungs- maßnahmen auswählen können und die- se später dokumentieren. Man wolle weg vom reinen Punktezählen, begründete Wolfgang Routil die Initiative der Kon- sultativtagung, einen eigenen Stand- punkt zu veröffentlichen. „Wir wollen hin zu einem mehr outcome-orientierten System, damit die Erkenntnisse der Fort- bildung in die Praxis umgesetzt werden können“, betonte der Ärztekammer-Vi- ze aus der Steiermark. „Wichtig ist, dass der Arzt selbst seinen Fortbildungsbe- darf bestimmt.“ Heike Korzilius P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 31–32⏐⏐7. August 2006 AA2085

Deutschsprachige Ärzteorganisationen

„Wir brauchen eine Wertediskussion“

Der Arzt als Freiberufler oder als Erfüllungsgehilfe – die 52. Konsultativtagung widmete sich dem ärztlichen Selbstverständnis in einer sich wandelnden Gesellschaft.

Der Präsident der gastgebenden Österreichischen Ärztekammer, Dr. med. Reiner Brettentha- ler; links neben ihm Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe

Foto:ÖÄK

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