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Archiv "Aufbau eines Darmzentrums: Großer Aufwand, große Wirkung" (06.04.2007)

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A944 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 14⏐⏐6. April 2007

T H E M E N D E R Z E I T

D

ie Krankenhauslandschaft ver- ändert sich. Der Trend geht in Richtung Fokussierung von me- dizinischen Dienstleistungen, zum Beispiel in Form von Organzen- tren. Ausgewählte Erkrankungen sollen/dürfen zukünftig nicht mehr von jedem Krankenhaus erbracht werden, sondern sind bestimmten Kompetenz(Organ)-Zentren vorbe- halten. Gleichzeitig soll medizini- sche Behandlung in ihrer Qualität nachvollziehbar und transparenter dargestellt werden.

Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) hat es sich zum Ziel ge- macht, „. . . die Entstehung von onkologischen Zentren mit einem

festgelegten qualitativen Anspruch auf freiwilliger Basis zu fördern und somit die Versorgung von Patientin- nen zu verbessern“. Hierzu wurden von den medizinischen Fachgesell- schaften spezifische Anforderungen – unter Berücksichtigung geltender medizinischer Leitlinien – an On- kologische Zentren für Brust- und Darmkrebs festgelegt. Angestrebt wird, die Patienten ganzheitlich, in allen Phasen der Erkrankung, in ei- nem interdisziplinären Netzwerk zu behandeln und so die Versorgungs- qualität maximal zu steigern.

In der Zeit von März 2006 bis zum 12. Oktober 2006 beteiligte sich das Knappschaftskrankenhaus Dort-

mund als Pilotklinik am Qualitäts- zertifizierungsverfahren für Darm- zentren nach den Vorgaben der DKG.

Die Maßnahmen zur Etablierung ei- nes Darmzentrums wurden seit dem Oktober 2005 intensiv vorangetrie- ben. An dem Projekt beteiligten sich im Krankenhaus die Kliniken für Chirurgie mit dem Schwerpunkt Viszeralchirurgie, die Innere Medi- zin mit dem Schwerpunkt Gastro- enterologie, die Klinik für Radio- onkologie und Strahlentherapie, die Klinik für Radiologie und die inter- disziplinäre onkologische Station.

Die konsequente Durchführung der zweimal wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenz bildete die Basis für die Festlegung der Therapie nach der S3-Leitlinie zum kolorektalen Karzinom.

Festlegung von spezifischen klinischen Behandlungspfaden

Die Anforderungen des Erhebungs- bogens für Darmzentren der DKG wurden in einzelnen Arbeitsgrup- pen fachspezifisch erarbeitet und durch Anwendung der prozessualen Darstellung abgebildet. Das medi- zinische als auch das systemische Leistungsspektrum des Darmzen- trums wird in elektronischer Form als Handbuch mithilfe der Viflow- Software (ViCon GmbH) erstellt.

Die Prozessabläufe wurden in einer Visio-Oberfläche dargestellt, die hinterlegten Informationen in ei- ner accessbasierten Datenbank ge- speichert.

Es gibt keine papierbasierten Handbücher mehr. Die jeweils ak- tuelle und gültige Version des Managementhandbuches wurde im Intranet als sogenanntes Webmodel an jedem Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt. Einzige benötigte Software hierzu ist ein Internet-Explorer von Windows (alternativ kann ein soge- nannter WebModel Viewer kosten-

AUFBAU EINES DARMZENTRUMS

Großer Aufwand, große Wirkung

Ein Projektbericht aus dem Knappschaftskrankenhaus Dortmund Jörg-Peter Klötzer, Peter Hutmacher, Thomas Griga

GSG Consulting GmbH, Dortmund (Dr. med. Klötzer) Knappschaftskranken- haus Dortmund (Dipl. oec. troph.

Hutmacher, PD Dr. med. Griga)

Foto:Mauritius Images

Die Patienten werden in einem interdisziplinären Netzwerk behandelt.

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 14⏐⏐6. April 2007 A945

T H E M E N D E R Z E I T

frei aus dem Internet geladen wer- den). Arbeitsplätze mit angeschlos- senem Drucker haben zusätzlich die Möglichkeit, alle benötigten Doku- mente vor Ort auszudrucken.

Die Aktualisierung sämtlicher ab- gebildeten Prozesse, der verwende- ten Dokumente in Form von etwa Formularen, Arbeitsanweisungen, Verfahrensanweisungen kann zentral an einer Stelle gepflegt und durch- geführt werden. Das lästige Erset- zen einzelner Qualitätsmanagement- Handbuchseiten in Ordnern auf den einzelnen Stationen entfällt somit.

Nach der Durchführung einer Ist-Analyse anhand des Erhe- bungsbogens der DKG wurde der weitere Projektplan festgelegt. Die Anforderungen wurden in drei the- matische Gebiete unterteilt:

1. Bereich der medizinischen Kernkompetenz,

2. Bereich der Management- und Führungsprozesse und

3. Bereich der Supportprozesse.

In einzelnen Arbeitsgruppen wur- den die medizinischen und systemi- schen Abläufe erarbeitet, interdiszi- plinär abgestimmt und in Prozessen abgebildet.

Ein wesentlicher Schritt zur Opti- mierung der Behandlungsabläufe war die Festlegung von spezifischen klinischen Behandlungspfaden, in denen alle Leistungen eingebettet wurden. Als Beispiel ist an dieser Stelle der Behandlungspfad „OP bei kolorektalem Karzinom“ zu nennen. Über diesen Pfad erfolgte die leitlinienorientierte Steuerung des Behandlungsprozesses. Hier sind neben den medizinischen und pflegerischen Leistungen auch Leis- tungen hinterlegt, die den weiteren Betreuungsprozess unterstützen, wie zum Beispiel die Festlegung, wann, an welchem Tag die Psychoonkolo- gie eingebunden, die Patienten hin- sichtlich der Selbsthilfegruppe in- formiert werden oder die Stomathe- rapeuten einzubinden sind.

Die Festlegung der einzelnen Prozessschritte pro Tag gewährleis- tet, dass alle Leistungen standardi- siert erfolgen oder fakultativ Leis- tungen hinzugenommen werden.

Um in der praktischen Anwendung die Akzeptanz der Anwender zu erhöhen, wurde bewusst auf das

Erstellen „überdimensionierter Pro- zesse“ verzichtet. Der wesentliche Ablauf wird in der grafischen Ober- fläche abgebildet, jedoch sollte eine Prozessdarstellung in der Anwen- dung auf einer Bildschirmfläche eines Computermonitors gut anseh- bar sein. Die detaillierteren Ablauf- beschreibungen sind in Form von Einzeldokumenten an den einzel- nen Prozessschritten hinterlegt.

Hier ergibt sich der Vorteil einer zentralen Pflege- und Aktualisie- rungsmöglichkeit.

Ein deutliches Plus bei den Fallzahlen

Im Verlauf des Projektes wurden alle Anforderungen des Erhebungs- bogens systematisch bearbeitet. Es wurde eine eigene Organisations- struktur „Darmzentrum“ inklusive eines Vorstandes geschaffen. Nie- dergelassene Ärzte und Dienstleis- ter wurden mittels Kooperations- verträgen an das Darmzentrum an- geschlossen und in die Behand- lungsabläufe integriert. In einer hoch motivierten und konzentrier- ten Atmosphäre ist es in sehr kurzer Zeit gelungen, das Darmzentrum zum Leben zu erwecken. Ohne den erklärten Willen aller Beteiligten, insbesondere der Chefärzte, wäre dies so nicht möglich gewesen.

Neben der zweifelsfrei angefalle- nen Mehrarbeit und den entstande- nen Kosten ist jedoch bereits zum jetzigen Zeitpunkt der Erfolg des Projektes „Darmzentrum“ an meh- reren Parametern objektivierbar:

>Alle beteiligten Kliniken im Darmzentrum konnten hinsichtlich der Fallzahlen ein deutliches Plus verbuchen (Grafik).

>Die interdisziplinäre Zusammen- arbeit und die Qualität des Gesamt- prozesses hat deutlich zugenommen.

>Die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern wurde um ein Vielfaches intensiver, mit po- sitivem Einfluss auf die Einwei- sungszahlen.

>Die Standortsicherung des Kran- kenhauses wurde durch positive Entwicklungen aus dem Aufbau des Darmzentrums gefestigt.

Der Aufwand, innerhalb einer kurzen Zeitspanne ein zertifiziertes Darmzentrum aufzubauen, war ge-

waltig und das Ziel nur dadurch zu erreichen, dass alle Beteiligten diesen Weg gemeinsam gehen woll- ten. Nur durch die intensive und interprofessionelle Zusammenarbeit konnte die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität in einem über- schaubaren Zeitrahmen weiter opti- miert werden.

Für das Knappschaftskranken- haus hat der Erfolg den Aufwand schon jetzt gerechtfertigt, da sowohl die Behandlungszahlen deutlich steigen als auch die Zusammenar- beit mit den Kooperationspartnern Synergieeffekte in angrenzenden Bereichen aufzeigen. Im Hinblick auf eine weitere Spezialisierung bietet dieser Weg eine sehr gute Grundlage zur Weiterentwicklung von Organzentren, weil nun sowohl die Softwareprodukte als auch das notwendige Fachwissen vorliegen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2007; 104(14): A 944–5

Anschrift für die Verfasser Dr. med. Jörg-Peter Klötzer Ärztlicher Leiter Qualitätsmanagement Facharzt für Chirurgie

Ärztliches Qualitätsmanagement GSG Consulting GmbH Fallgatter 3, 44369 Dortmund

GRAFIK

Prozentualer Anstieg der DRG-Fälle von 2005 auf 2006

90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 %

0 % G 18 Eingriffe am

Dünn- und Dickdarm

G 16 Komplexe

Rektum- resektion

G 17 Andere Rektum- resektion

G 60 Bösartige Neubildung der Verdau- ungsorgane

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