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Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung (1994). Interpretationshilfe zum Lawinenbulletin des Eidgenössischen Institutes für Schnee- und Lawinenforschung Weissfluhjoch/Davos. Mitteilungen des Eidg. Institutes für Schnee- und Lawinenforsch

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Aktie "Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung (1994). Interpretationshilfe zum Lawinenbulletin des Eidgenössischen Institutes für Schnee- und Lawinenforschung Weissfluhjoch/Davos. Mitteilungen des Eidg. Institutes für Schnee- und Lawinenforsch"

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Mitteilungen des Eidgenössischen Institutes für Schnee- und Lawinenforschung

November 1994

Interpretationshilfe zum Lawinenbulletin des Eidgenössischen Institutes für

Schnee- und Lawinenforschung Weissfluhjoch/Davos

Nr. 50

(2)

Verantwortlich für die Herausgabe

Dr. Walter Ammann, Institutsleiter Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung, Weissfluhjoch/Davos Fachliche Bearbeitung

Roland Meister

Graphische Gestaltung Urs Liebing

Andreas Stoffel

Zitierung

Eidgenössisches Institut für Schnee- und

Lawinenforschung (Hrsg.) 1994: Interpretationshilfe zum Lawinenbulletin des Eidgenössischen Institutes für Schnee- und Lawinenforschung, Weissfluhjoch/Davos.

Mitteilungen des Eidgenössischen Institutes für Schnee- und Lawinenforschung Nr. 50: 27 S.

Auflage

6000 d, 2000 f, 1000 i

Bezugsadresse Eidg. Institut

für Schnee- und Lawinenforschung 7260 Weissfluhjoch/Davos (Tel. 081 / 4170 222) (Fax 081 / 44. 70 220)

Ersetzt die Nr. 49 (1993) des Eidg. Institutes für Schnee- und Lawinenforschung der Mitteilungen.

Interpretationshilfe zum Lawinenbulletin des Eidgenössischen Institutes für Schnee- und Lawinenforschung, Weissfluhjoch/Davos.

Umschlag

Nassschneelawine am

Dorfberg bei Davos, 10. März 1994

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Interpretationshilfe zum Lawinenbulletin des Eidgenössischen Institutes für

Schnee- und Lawinenforschung Weissfluhjoch/Davos

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist ein Lawinenbulletin?

3 Zielpublikum

4 Ausgabestelle und Geltungsbereich

5 Grundlagen für die Ausarbeitung des Lawinenbulletins 6 Form und Aufbau des Lawinenbulletins

7 Lawinengefahrenbegriffe 7.1 Definition der Lawinengefahr 7.2 Schema der Lawinengefahrenstufen 7.3 Die Europäische Lawinengefahrenskala 7.4 Schweizer Besonderheiten

8 Erklärungen zu den einzelnen Gefahrenstufen 9 Geografische Begriffe

10 Ausgabehäufigkeit, Gültigkeitsdauer 11 Verbreitung des Lawinenbulletins

12 Möglichkeiten und Grenzen des Lawinenbulletins 13 Verifikation der Lawinengefahr

Anhang mit Abbildungen und Tabellen

2 2 2 3 4 5 8

14

16

16

17

18

18

(4)

1 Einleitung

Das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung, Weissfluhjoch/

Davos (SLF) veröffentlicht seit rund 50 Jahren Lawinenbulletins. Die vor- liegende Interpretationshilfe soll dem Benutzer helfen, den Inhalt dieser Warn- meldungen besser in die Praxis umsetzen zu können. Die gebiets- und aufgaben- spezifischen Besonderheiten der Lawinenwarnung in der Schweiz werden darin beschrieben.

Im April 1993 haben sich die Vertreter der Alpenländer bekanntlich darauf geeinigt, fortan eine europaweit vereinheitlichte Lawinengefahrenskala zu benutzen. Zum besseren Verständnis veröffentlichte das SLF eine Interpreta- tionshilfe in Form der Mitteilung Nr. 49. Kleinere Korrekturen an dieser im Jahre 1993 eingeführten Europäischen Lawinengefahrenskala veranlassten uns, eine Neuauflage zusammenzustellen.

2 Was ist ein Lawinenbulletin ?

Das Schweizerische Lawinenbulletin gibt in einem kurzen Text Auskunft über die Schneeverhältnisse in den Schweizer Alpen und beschreibt mit einer Gefah- renstufe den Grad der momentanen und in allernächster Zukunft zu erwarten- den, regionalen Lawinengefahr. Der Text des Bulletins ist nach einem einheitli- chen Schema abgefasst. Die verwendeten, vereinheitlichten Begriffe sollen dem Benutzer seine Entscheidungsfindung in Situationen mit möglichen Lawinenge- fahren erleichtern.

3 Zielpublikum

Das Lawinenbulletin richtet sich an all jene, die im winterlichen Gebirge in ihrer Freizeit, oder beruflich, möglichen Lawinengefahren ausgesetzt sind.

Dazu gehören etwa folgende Gruppen:

- Ski- und Snowboardfahrer - Tourenskifahrer

- Bergführer, Skilehrer, Skitourenleiter

- Armeeangehörige (ergänzt durch militärische Lawinenwarnungen) - Mitglieder der Lawinensicherungsdienste für Skigebiete, Strassen und

Bahnen

- Verantwortliche von Gemeindelawinendiensten und Lawinenkommissionen - Angehörige der Polizei- und Rettungsdienste

- Bewohner von Gebirgsdörfern

(5)

Lawinenunfallanalysen über die letzten 50 Jahre haben gezeigt, dass sich rund 60 Prozent der Todesopfer unmittelbar vor dem Unfall im "freien Gelände"

aufhielten. 20 Prozent befanden sich auf Verkehrswegen, wobei hier auch die kontrollierten Skiabfahrten mitzuzählen sind. 20 Prozent ereilte der Tod in Gebäuden. Die Tendenz geht eindeutig dahin, dass die meisten Lawinenopfer im "freien Gelände", also beim Ausüben ihrer Freizeitbeschäftigungen mit Ski, Snowboard oder beim Bergsteigen Schaden nehmen. Der langjährige Durch- schnitt beträgt für das Gebiet der Schweizer Alpen 26 Todesopfer infolge Lawi- nenverschüttung.

Trotz beschränkter Länge müssen im Lawinenbulletin je nach Situation also verschiedene Benutzergruppen angesprochen werden. Dies führt oft dazu, dass beispielsweise bei relativ stabiler Schnee- und Witterungslage die Hinweise 'für Skitourengänger ausführlicher ausfallen als jene für die lokalen Lawinensiche- rungsdienste. Bei grosser Lawinengefahr, wenn angenommen werden kanrl, dass Skitouren ohnehin nicht unternommen werden, fallen andererseits die Empfehlungen für die Lawinensicherungsdienste umfangreicher aus.

4 Ausgabestelle und Geltungsbereich

Anders als im benachbarten Ausland, wo die Lawinenwarnungen in regionalen Zentren erarbeitet werden, erfolgt die Redaktion des Lawinenbulletins in der Schweiz für alle Regionen zentral am Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung, Weissfluhjoch/Davos. Ein Pikettdienst verfolgt täglich die Entwicklung des Wetters, der Schneedecke und der Lawinensituation und ist als Lawinenwarndienst für die Aktualisierung des Lawinenbulletins verantwortlich.

An Tagen ohne Änderungen wird kein neues Lawinenbulletin veröffentlicht. In aussergewöhnlichen Situationen, wenn sich die Lawinengefahr in kurzer Zeit markant ändert, kann es vorkommen, dass zwei Lawinenbulletins pro Tag herausgegeben werden.

Das ganze Gebiet der Schweizer Alpen muss im Lawinenbulletin jeweils abge-

deckt werden. Die landesweit unterschiedlichen Schnee- und Lawinenverhält-

nisse, soweit vorhanden und ausschlaggebend, müssen somit in einem einzigen

Lawinenbulletin zum Ausdruck gebracht werden. Der Benutzer findet daher

lediglich Hinweise auf die in einer Region vorhandene Lawinengefahr. Die

Formulierung ist notgedrungen nur generell. Einzelhänge können im Bulletin

nicht beurteilt werden. Hiefür müssen sich Skifahrer oder Sicherheitsverant-

wortliche deshalb auf zusätzliche Beurteilungsmethoden (z.B. lokale Wetter-

beobachtungen, Schneedeckenuntersuchungen, Kartenstudium, Hangbeurteilung

vor Ort, individuelle Risikoüberlegungen) abstützen. In der vorliegenden Inter-

pretationshilfe wird darauf nicht näher eingegangen.

(6)

5 Grundlagen für die Ausarbeitung des Lawinenbulletins

Die Beurteilung der Lawinensituation erfolgt am SLF im wesentlichen auf Grund der täglichen Messungen der rund 75 Vergleichsstationen. Diese sind im schweizerischen Alpengebiet verteilt und liegen im Höhenbereich von 1000 bis 2500 m (Abb. 4). Der lokale Beobachter ermittelt dort die wichtigsten Wetter- verhältnisse (u.a. Lufttemperatur, Wind) und Schneecharakteristiken (u.a.

Neuschnee, totale Schneehöhe) und leitet diese jeden Morgen zusammen mit seinen lokalen Beobachtungen über Lawinenabgänge und Beurteilungen der Lawinengefahr an das SLF weiter . Dem SLF-Lawinenwarndienst stehen ver- schiedene weitere Hilfsmittel zur Verfügung. Von grossem Nutzen erweisen sich vor allem die stündlich aufdatierten Messungen der Stationen der Schwei- zerischen Meteorologischen Anstalt (SMA) in Zürich. Die Messungen des automatischen Messnetzes (ANETZ) und des Ergänzungsnetzes (ENET, mit 11 vom SLF mitfinanzierten Gebirgsstationen, Abb. 5) können direkt am SLF abgefragt und als EDV-Auszüge grafisch dargestellt werden.

Auch die periodisch alle 14 Tage über den gesamten schweizerischen Alpen- raum verteilt durchgeführten rund 100 Schneedeckenuntersuchungen, die von den Beobachtern in den flachen Versuchsfeldern und an repräsentativen Test- hängen als Höhenprofile mit Rutschblock erhoben werden, bilden eine wichtige Grundlage.

Zur Analyse der Lawinengefahr braucht es einerseits Kenntnisse der grundle- genden Beziehungen zwischen Witterung und Schneedecke, andererseits zwi- schen Schneedeckenaufbau und Lawinenaktivität. Der Lawinen-Experte fällt seine Entscheidungen primär anhand einer Abschätzung der Schneedecken- stabilität. Dass dabei auch das Lawinengeschehen miteinbezogen wird, scheint logisch und notwendig. Die Wechselbeziehung zwischen Spannungen und Festigkeiten im sich dauernd ändernden Material Schnee ist äusserst vielfältig.

Zur Geltung kommt also der Einfluss des Niederschlags, des Windes, der Temperatur und des Schneedeckenaufbaus, um nur die wichtigsten Grössen bei der Beurteilung der Lawinengefahr zu erwähnen. Neuerdings stehen zur Bewäl- tigung der grossen Daten- und Informationsmengen auch Computermodelle zur Verfügung.

Da es aber kein allgemeingültiges Verfahren zum Abschätzen der Lawinenge-

fahr gibt und eine echte Prognose verlangt wird, die vielfach unter Zeitdruck

durchzuführen ist, braucht es letztlich bei der Ausarbeitung des Bulletins

pragmatische Entscheide. Auf die langjährige Erfahrung der Personen des

Lawinenwarndienstes kann deshalb trotz zunehmender elektronischer Entschei-

dungshilfen nicht verzichtet werden.

(7)

6 Form und Aufbau des Lawinenbulletins

Übersichtlichkeit des Lawinenbulletins und Informationsdichte sind gegenläufig.

Der systematische Aufbau des Lawinenbulletins mit einer Kopfzeile, einem Kurztext (Flash) und vier nachfolgenden Abschnitten dient der Übersichtlich- keit.

- Kopfzeile: Ausgabestelle, fortlaufende Nummer, Ausgabedatum

- Kurztext (Flash):- In wenigen Stichworten wird das Wesentliche der aktuellen Lawinensituation dem Bulletin vorangestellt.

- Allgemeines: Hier wird in wenigen Sätzen auf die typische Wettersituation mit Hinweisen auf Niederschlag, Wind, Temperatur, falls nötig regional aufgeteilt, eingegangen. Auch finden bei Bedarf festgestellte Lawinen- abgänge Erwähnung.

- Schneedecke: Je nach Situation folgen die wichtigsten Hinweise auf die Schneedecke in qualitativer Hinsicht (Aufbau, Schichtung, Festigkeit) und/oder in quantitativer Hinsicht (Neuschneesummen, totale Schneehöhe auf einheitlicher Meereshöhe, Bezüge zu den langjährigen durchschnitt- lichen Verhältnissen).

- Gefahrenstufen: Dies ist der zentrale Abschnitt des Lawinenbulletins. Zu- sammengefasst nach Regionen bildet eines der fünf Adjektive der Europäi- schen Lawinengefahrenskala verbunden mit den Ausdrücken "Lawinenge- fahr", "Schneebrettgefahr" oder "Gefahr von Nassschneelawinen" die eigentliche Gefahrenstufe. Die Regionen mit der höchsten Gefahrenstufe werden zuerst aufgeführt. Innerhalb der zusammengefassten Regionen mit gleicher Gefahrenstufe folgen Hinweise auf die besonders kritischen Höhenlagen, Geländeteile und Hangexpositionen sowie allenfalls besonders zu beachtende Punkte für die verschiedenen Benutzergruppen.

Jeder Region oder Teilregion wird nur eine Gefahrenstufe, bei Bedarf gegliedert nach Höhenlage, zugeordnet. Ausdrücke wie "übrige Gebiete"

oder "restliche Regionen" werden nach Möglichkeit vermieden. Falls sich eine Abstufung betreffend Lawinenart aufdrängt, wenn z.B. neben trocke- nen Schneebrettlawinen auch Nassschneelawinen zu erwarten sind, findet man am Ende dieses Abschnittes einen entsprechenden Hinweis.

- Tendenz: In Kurzform wird die zu erwartende Entwicklung der Lawinen- gefahr beschrieben.

Anhand der zwei Beispiele von Lawinenbulletins auf den folgenden Seiten wird dieser Aufbau ersichtlich. Er soll dazu beitragen, dass der Benutzer die für ihn wichtigen Punkte möglichst schnell findet.

Auch den Presseleuten soll dieser Aufbau als Erleichterung dienen. Die Texte

sollten in den Medien möglichst ungekürzt verbreitet werden. Weiter ist darauf

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aufmerksam zu machen, dass die vom SLF veröffentlichten Schweizer Karten mit Schneehöhenverteilungen und Gefahrenstufen Bestandteile des Lawinenbul- letins darstellen.

Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung Lawinenbulletin Nr. 07

Geringe Lawinengefahr

Allgemeines

Weissfluhjoch/Davos Freitag, 3. Dezember 1993

Bei allgemein steigenden Temperaturen fielen seit letzten Mittwoch in den Schweizer Alpen gebietsweise nur wenige Zentimeter Neuschnee. Die Winde aus meist westlicher bis nördlicher Richtung waren schwach bis mässig.

Schneedecke

Die für diese Jahreszeit weit unterdurchschnittliche Schneedecke weist in den oberflächennahen Schichten eine stark aufgelockerte Struktur auf.

Auf 2000 m liegen auf horizontalen Flächen:

-

westlicher Alpennordhang, Wallis, Tessin, Engadin, Südbünden: 10 - 20 cm Dies entspricht etwa 20 - 40

% der langjährigen Mittelwerte.

-

zentraler und östlicher Alpennordhang, Nord- und Mittelbünden: 20 - 40 cm Dies entspricht etwa 30 - 60

% der langjährigen Mittelwerte,

Gefahrenstufen

Ganzes schweizerisches Alpengebiet: Geringe Lawinengefahr.

Mögliche Gefahrenstellen befinden sich an kammnahen Steilhängen aller Expositionen oberhalb rund 2300 m. Eine Lawinenauslösung ist dort bei grosser Zusatzbelastung (z.B. durch Skifahrer- gruppen) nicht auszuschliessen.

Tendenz

Sollte die auf Sonntag angekündigte Wetterverschlechterung auf der Alpennordseite grössere

Schneefälle verursachen, ist mit einem raschen Ansteigen der Lawinengefahr zu rechnen.

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angegebenen Exposition und Höhenlage ist jetzt schon bei geringer Zusatz- belastung, also etwa durch einen einzelnen Skifahrer, eine Auslösung möglich. Die Gefahr von spontanen Lawinenabgängen kann sehr unter- schiedlich sein: bei schwachem Schneedeckenaufbau und geringen Schnee- höhen muss nur fallweise mit Lawinen mittleren Ausmasses gerechnet werden. Wird die Stufe bei Neuschneesituationen oder in Verbindung mit der tageszeitlich bedingten Erwärmung ausgegeben, so muss je nach Witte- rungseinfluss vereinzelt aber auch mit grossen Abgängen gerechnet wer- den. Dies bedingt dann Sprengaktionen (v.a. bei Neuschnee) oder zeitlich befristetes Sperren (v .a. bei Erwärmung) für exponierte Teile von Ver- kehrswegen und vor allem im Bereich der zu sichernden Skiabfahrten.

Skitouren und Abfahrten ausserhalb gesicherter Zonen erfordern Erfahrung und lawinenkundliches Beurteilungsvermögen. Steilhänge der angegebenen Exposition und Höhenlage sollten nach Möglichkeit gemieden werden.

Diese Stufe wird in der Schweiz im langjährigen Durchschnitt an rund 24 Prozent aller Tage verwendet. Rund 50 Prozent aller tödlichen Unfälle ereignen sich bei dieser Stufe.

- Stufe 4, Grosse Gefahr: Die Schneedecke ist an den meisten Steilhän- gen schwach verfestigt. Auslösung ist dort bereits bei geringer Zusatz- belastung wahrscheinlich. Je nach Schneedeckenaufbau und Neuschnee- mengen muss mit vielen spontanen Lawinen mittlerer Grösse, vermehrt aber auch mit grossen Lawinen gerechnet werden. Teile von Verkehrs- wegen und Siedlungen im Einflussbereich solcher Lawinen sind mehr- heitlich gefährdet. Als Sicherheitsmassnahmen drängen sich vermehrtes Sprengen und Sperrungen auf. Die Verhältnisse für den Aufenthalt ausser- halb gesicherter Zonen sind ungünstig.

Diese Stufe wird in der Schweiz im langjährigen Durchschnitt an rund 5 Prozent aller Tage verwendet. Rund 15 Prozent aller tödlichen Unfälle ereignen sich bei dieser Stufe.

- Stufe 5, Sehr grosse Gefahr: Die Schneedecke ist allgemein schwach verfestigt und dadurch weitgehend instabil. Zahlreiche grosse spontane Lawinen sind zu erwarten, was umfangreiche Sicherheitsmassnahmen (Sperrungen, unter Umständen auch Evakuationen usw.) bedingt. Skitou- ren sind nicht zu empfehlen und meist auch gar nicht möglich.

Diese Stufe wird in der Schweiz im langjährigen Durchschnitt an rund 2

Prozent aller Tage verwendet. Rund 5 Prozent aller tödlichen Unfälle

ereignen sich bei dieser Stufe.

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9 Geographische Begriffe

Sowohl die allgemeine Witterungslage, als auch die Darstellung der Gefahren- stufen kann im stark gegliederten Raum der Schweiz nur durch regionale Unterteilung befriedigend wiedergegeben werden. Es kommt eher selten vor, dass im ganzen Gebiet der Schweizer Alpen dieselben Bedingungen herrschen.

Andererseits macht es keinen Sinn, in jedem Lawinenbulletin alle möglichen rund 50 Unterregionen aufzuzählen. Deshalb werden, der aktuellen Lage entsprechend, Regionen zusammengefasst und möglichst gebräuchliche Begriffe verwendet, zum Teil in Anlehnung an die bekannten Regionsausdrücke vom Wetterbericht.

Abb. 6 zeigt die flächige Darstellung der klimatisch-geographischen Unter- teilung der Schweizer Alpen in Alpennordhang und Alpensüdhang. Es ver- bleiben allerdings noch Teilgebiete der Kantone Wallis und Graubünden. Je nach Situation muss auf die in Abb. 7 dargestellten politisch-geographischen Hauptregionen zurückgegriffen werden, welche detailliertere Unterteilungen zulassen. Ausdrücke wie "Unterwallis" oder "Glarner Alpen" sind allgemein bekannt. Eher selten werden die in Abb. 8 dargestellten politisch-geographi- schen Unterregionen erwähnt. Kleinräumige Begriffe setzen allerdings gute geographische Kenntnisse voraus, was vor allem bei ausländischen Gästen kaum vorausgesetzt werden kann. In Abb. 9 ist die gebietsüberlappende Region des Alpenhauptkammes dargestellt. Diese reicht etwa vom Grossen Sankt Bernhard über Monte Rosa, Simplon, Gotthard, Lukmanier, San Bernardino, Maloja, Bernina bis über den Ofenpass hinaus. Als Beispiel mit besonderer Bedeutung steht das Gotthardgebiet (Abb. 7): es umfasst das Obergoms, Grimsel, Furka, Urserental, Göscheneralptal, Oberalp, Tavetsch, Lukmanier, nördlichste Leven- tina, Bedrettotal und Nufenenpassgebiet. Zu Südbünden (Bündner Südtäler) gehört neben Misox, Calanca, Bergell und Puschlav auch das Münstertal.

Vorsicht bei der Zuordnung verlangen Skitouren in Gebieten an den Regions- grenzen: Zum Beispiel erfolgt die Anfahrt ins Jungfraugebiet meistens von Norden her (Alpennordhang, Berner Oberland oder östliches Berner Oberland), während das Tourengebiet grösstenteils auf Walliser Boden (Wallis, Oberwallis, nördliches Wallis oder Goms) liegt. Die Gebietsgrenzen sind nicht scharf. Mit Vorteil muss in solchen Fällen das Lawinenbulletin gesamthaft konsultiert werden.

10 Ausgabehäufigkeit, Gültigkeitsdauer

Die Analyse der Lawinengefahr erfolgt in den Wintermonaten laufend anhand

der im Kapitel 5 aufgelisteten Grundlagen und nach dem Schema der Europä-

(11)

ischen Lawinengefahrenskala. Ein neues Lawinenbulletin wird aber nur erstellt, wenn wesentliche Änderungen eingetreten sind, 'notfalls zweimal pro Tag.

Freitags wird zuhanden des Wochenendtourismus immer ein Lawinenbulletin herausgegeben. Die Anzahl der Lawinenbulletins hängt demnach von den Verhältnissen ab. Im langjährigen Durchschnitt waren es bis anhin rund 100 Lawinenbulletins pro Saison, oder zwei bis drei pro Woche. Prinzipiell erlangt ein Lawinenbulletin seine Gültigkeit vom Zeitpunkt der Veröffentlichung bis zum Moment der Überarbeitung. Im Abschnitt "Tendenz" wird zudem auf wichtige kurzfristige Änderungen hingewiesen.

11 Verbreitung des Lawinenbulletins

Die in deutscher Sprache verfassten Lawinenbulletins werden unverzüglich auf französisch und italienisch übersetzt und erscheinen ca. eine Stunde später. Die Verbreitung erfolgt über folgende Medien:

- Telefon-Informationsdienst Nr. 187.

Zum Abhören der Version in einer anderen Sprache als in der Netzgruppe verbreitet, muss die Fernkennzahl einer betreffenden Region vorgewählt werden, z.B. : 031187 für Deutsch, 021 187 für Französisch, 091 187 für Italienisch. Vom Ausland her kann gleich vorgegangen werden, unter Ver- wendung des Landeskenners Schweiz (0041) und unter Weglassen der ersten Null: 0041 31 187 für Deutsch, 0041 21 187 für Französisch, 0041 91 187 für Italienisch.

- Radio DRS, am Ausgabetag kurz vor den Mittagsnachrichten z.T. inte- griert in die Sendung Meteorama; je nach Situation gekürzt und notfalls auch abends

- Lokalradios: sporadisch, vor allem bei grosser Lawinengefahr

- Fernsehen DRS, TSR, TSI: in den jeweiligen Meteosendungen kurz vor oder kurz nach 20 Uhr. Vielfach am Freitag, sporadisch auch an den übri- gen Tagen

- Teletext, unter Nr. 199

- Telefax (regelmässiges Verteilen der neusten Version durch das SLF):

Abonnementsbestellung schriftlich an das SLF unter Kostenfolge möglich.

- Telex (regelmässiges Verteilen der neusten Version durch das SLF):

Abonnementsbestellung schriftlich an das SLF unter l(ostenfolge möglich.

- Videotex/MeteoTex, unter *2162# oder *SMA# Schnee und Lawinen - Informationssysteme der Hochschulen (News usw.)

- Tagespresse, diverse grosse Tageszeitungen und vor allem Regionalzeitun-

gen im alpinen Gebiet veröffentlichen teilweise regelmässig das Lawi-

nenbulletin.

(12)

Diese Liste der Verbreitung des Lawinenbulletins wird laufend angepasst. Auch über zusätzliche Informations-Kanäle soll der Benutzer in Zukunft die Möglich- keit haben, das neuste Lawinenbulletin abzufragen oder abzuhören. Zudem sind vermehrt auch grafische Unterstützungen geplant.

12 Möglichkeiten und Grenzen des Lawinenbulletins

Im Lawinenbulletin können diejenigen Hangbereiche angegeben werden, in denen mit kritischen Stellen zu rechnen ist. Mit Hilfe der Messungen auf den Vergleichsstationen und den übrigen Unterlagen kann allerdings nur die regio- nale Lawinengefahr erfasst werden. Kleinflächige Detailinformationen können im Lawinenbulletin nicht wiedergegeben werd~n. Zudem ist es in zeitlich rasch wechselnden Wettersituationen nicht möglich, der Entwicklung der Lawinenge- fahr vollauf gerecht zu werden.

Mit der umfassenden Verbreitung der wichtigsten Grundsätze dieser Interpreta- tionshilfe hofft das SLF auf eine verbesserte Umsetzung der veröffentlichten Lawinenbulletins. Die Verbindung zwischen regionaler Gefahrenstufe, mögli- cher Lawinenaktivität und entsprechenden Auswirkungen (Massnahmen) muss aber durch den Benutzer des Lawinenbulletins hergestellt werden.

Mit den gegenwärtigen Grundlagen ist es zudem nur möglich, in der Winter- saison ein Lawinenbulletin zu verbreiten. In den Sommermonaten erscheint deshalb kein Lawinenbulletin.

13 Verifikation der Lawinengefahr

Unter der Verifikation der Lawinengefahr versteht man das nachträgliche, unabhängige Überprüfen der Lawinensituation anhand von zusätzlichen Feld- tests, Lawinenunfallanalysen oder durch Befragungen von Skifahrern anhand von Fragebogen. Für die Überprüfung der ausgegebenen Gefahrenstufen und für die Verbesserung des Lawinenbulletins stellen sie ein wichtiges Dokument dar.

Zudem wird dem B~nutzer die Möglichkeit geboten, seine Bemerkungen und

Beobachtungen zur Lawinengefahr, wie er sie im Gelände angetroffen hat, unter

der Telefonnummer 081/4170188 auf einem Sprechband dem SLF bekannt-

zugeben. Es sollte darauf Wert gelegt werden, diese Meldungen möglichst

präzise, mit Angaben von Ort und Datum, abzusetzen. Diese Bemerkungen

werden vom SLF ausgewertet, ob sie nun unter Namensnennung erfolgen oder

nicht.

(13)

Verschiedene frühere Verifikationen aus den Jahren 1986 bis 1993 führten zum

Ergebnis, dass an rund 70 Prozent aller Tage die regionale Lawinengefahr, wie

sie im Lawinenbulletin Erwähnung fand, im Gelände auch tatsächlich vorhanden

war. In etwas mehr als einem Drittel der übrigen Situationen wich die vorhan-

dene Lawinengefahr nach oben ab (effektiv höhere Gefahrenstufe als angege-

ben), sonst nach unten (effektiv tiefere Gefahrenstufe als angegeben).

(14)

Anhang

Tab.

!:

Europäische Lawinengefahrenskala mit Empfehlungen

Gefahren- Schneedeckenstabilitat Lawinen-Auslosewahrscheinlichkeit Auswirkungen fllr Verkehrswege Auswirkungen für Personen ausserhalb

stufe und Siedlungen / Empfehlungen gesicherter Zonen / Empfehlungen

1 gering Die Schneedecke ist all- Auslosung ist .~llgemein nur bei grosser Zu- Keine Gefllhrdung. Allgemein sichere Verhl!ltnisse.

gemein gut verfestigt und satzbelastung an sehr wenigen, extremen stabil. Steilhängen moglich. Spontan sind nur klei- ne Lawinen (sogenannte Rutsche) mOglich.

2 mässig Die Schneedecke ist an Auslosung ist insbesondere bei grosser Zu- Kaum Gefllhrdung durch sponta- Mehrheitlich günstige Verhaltnisse.

einigen Steilhängen nur satzbelastung vor allem an den angegebe- ne Lawinen. Vorsichtige Routenwahl, vor allem an mässig verfestigt, ansonsten nen Steilhängen möglich. GrOssere spontane Steilhängen der angegebenen Exposition

allgemein gut verfestigt. Lawinen sind nicht zu erwarten. und Höhenlage.

3 erheblich Die Schneedecke ist an Auslosung

j~t

bereits bei geringer Zusatz- Exponierte Teile vereinzelt ge- Teilweise ungOnstige Verhl!ltnisse.

vielen Steilhängen nur belastung vor allem an den angegebenen fllhrdet. Erfahrung in der Lawinenbeurteilung mässig bis schwach ver- Steilhängen mOglich. fallweise sind spontan Dort sind teilweise Sicherheits- erforderlich. Steilhänge der angegebe- festigt. einige mittlere, vereinzelt aber auch grosse massnahmen zu empfehlen. nen Exposition und Höhenlage mOg-

Lawinen möglich. liehst meiden.

4 gross Die Schneedecke ist an den Auslosung ist bereits bei geringer Zusatz- Exponierte Teile mehrheitlich. Ungünstige Verhältnisse.

meisten Steilhängen belastung " an zahlreichen Steilhängen gefllhrdet. Viel Erfahrung in der Lawinenbeurtei- schwach verfestigt. wahrscheinlich. fallweise sind spontan viele Dort sind Sicherheitsmassnah- lung erforderlich. Beschränkung auf

mittlere, mehrfach auch grosse Lawinen zu men zu empfehlen. mässig steiles Gelände / Lawinenaus-

erwarten. laulbereiche beachten.

s

sehr gross Die Schneedecke ist all- Spontan sind zahlreiche grosse Lawinen, Akute Gefllhrdung. Sehr ungünstige Verhältnisse.

gemein schwach verfestigt auch in mäs'sig steilem Gelände zu erwarten. Umfangreiche Sicherheitsmass- Verzicht empfohlen.

und weitgehend instabil. nahmen.

Erklärungen: - • im Lawinenbulletin im allgemeinen näher beschrieben (z.B. Höhenlage, Exposition, Geländeform) - spontan: ohne menschliches Dazutun - •• Zusatzbelastung: - gross (z.B. S]dfahrergruppe ohne Abstände, Pistenfahrzeug, Lawinensprengung) - Exposition: Himmelsrichtung, in die ein

- gering (z.B. einzelner Skifahrer, fussgänger) Hang abllillt

Steilhänge; Hänge steiler als rund 30 Grad - exponiert: besonders der Gefahr ausgesetzt

(15)

Tab. 2: Übersichtstabelle zur Europäischen Lawinengefahrenskala

deutsch fram;ais italiano english

---

Gefahrenstufe Degre de danger Scala del pericolo Risk Scale

1 gering faible debole Iow

2

mässig Iimite moderato moderate

3

erheblich marque marcato considerable

4

gross fort forte high

5 sehr gross tres fort molto forte very high

Auch die Farben der jeweiligen Lawinengefahrenstufen sind europaweit verein- heitlicht worden:

- gering:

- mässig:

- erheblich:

- gross:

- sehr gross:

+ Dep Nr.

Haute-Provence

grün gelb dunkelgelb orange rot

Deutschland (0049)

. 04 ___________ .,,·_~!!l!!!!!l~;;g~E;;~

Alpes Maritime

06

Oesterreich (0043)

Oberosterreich

(0732) 1588 ...

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Abb. 4: Die konventionellen Beobachterstationen des SLF mit Höhenangabe

(17)

Abb. 5: Die automatischen Gebirgsstationen des SLF unter ENEf

(18)

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Abb. 7: Geographische Begriffe II: Politisch~eographische Hauptregionen

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(21)

Abb. 9: Geographische Begriffe IV: Verlauf Alpenkamm

(22)

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