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Archiv "Dr. jur. Jürgen W. Bösche wird 65" (22.01.1993)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Dr. jur. Jürgen W. Bösche wird 65

Dr. jur. Jürgen W. Bösche, Leiter der gemeinsamen Rechts- abteilung von Bundesärztekam- mer und Kassenärztlicher Bun- desvereinigung, Köln, vollendet am 28. Januar 1993 sein 65. Le- bensjahr.

Geboren 1928 in Berlin-Rei- nickendorf, begann er nach Schulzeit und Kriegsdienst im Endkampf um Berlin das Studi- um der Rechtswissenschaft in.

Berlin, wo er auch seine Referen- darzeit verbrachte. Nach zwei glänzend bestandenen juristi- schen Staatsexamina und einer Assistententätigkeit an der Uni- versität Münster war Jürgen Bö- sche zunächst als Rechtsanwalt tätig, bis er am 1. Februar 1956 als Justitiar in die Rechtsabtei- lung von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesver- einigung in Köln eintrat, deren Leiter er am 1. Juli 1973 wurde.

Die ersten Jahre seiner Tätig- keit dort waren geprägt von der Anwendung des im Juli 1955 durch den Deutschen Bundestag verabschiedeten Gesetzes über Kassenarztrecht (Neufassung der

§§ 368 ff. RVO). Es bildete bis zum Sozialgesetzbuch V von.

1988 und besonders dem „Ge- sundheits-Strukturgesetz 1993"

die wichtigste Grundlage für die medizinischen Versorgungsstruk- turen im Rahmen der gesetzli- chen Krankenversicherung und damit auch für das Kassenarzt- recht.

In diese Zeit fiel auch das Be- mühen der Ärzteschaft, das Alt- vermögen der nach dem Zusam- menbruch von 1945 aufgelösten Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands zu erhalten. Es ist dem unermüdlichen sachkundi- gen Einsatz von Jürgen Bösche zu verdanken, daß dies weitge- hend gelungen ist und damit die wirtschaftlichen Grundlagen für den Aufbau der ärztlichen Selbstverwaltungskörperschaften gesichert und gefestigt werden konnten.

Nicht zu vergessen ist in die- sem Zusammenhang der Aufbau.

des Seminargebäudes der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung in Berlin-Grunewald, das seit dem 1. April 1975 unter der Lei- tung von Jürgen Bösche von vie- len Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung für Beratung und Fortbildung benutzt wird.

Maßgeblich wirkte Jürgen Bösche auch am Abschluß vieler Verträge mit den verschiedenen Partnern der gesetzlichen Sozial-

versicherung mit, durch die das Kassenarztrecht und die Lei- stungsfähigkeit der sozialen Si- cherungssysteme erweitert und verbessert wurden. In einer gro- ßen Zahl von Musterprozessen vor dem Bundessozialgericht oder von Einzelverfahren für Ärzte aus Krankenhaus und Pra- xis hat er erfolgreich die Belange der Ärzteschaft vertreten. Ent- scheidend für den Erfolg war und ist dabei das enge Zusammenwir- ken der ärztlichen Spitzenorgani- sationen, das seinen sichtbaren Ausdruck in der von Jürgen Bö- sche seit nunmehr über drei Jahrzehnten wesentlich gepräg-

Jürgen W. Bösche

ten Arbeit der gemeinsamen Rechtsabteilung findet.

Jürgen Bösche, Berliner in dritter Generation, ist nicht nur Berliner geblieben, sondern hat dort auch stets seinen ersten Wohnsitz beibehalten. Eine be- sondere Freude ist für ihn daher der Zusammenbruch der soziali- stischen Diktaturen jenseits des Europa lange trennenden Eiser- nen Vorhangs und die Wieder- vereinigung seiner Heimatstadt und Deutschlands in Frieden und Freiheit, für die er sich in vielen Wort- und Schriftbeiträgen jahr- zehntelang mit Nachdruck einge- setzt hat. Nach Fall der Mauer und Öffnung der Grenzen hat er aufgrund seines hervorragenden Erinnerungsvermögens und ver- sehen mit einer von ihm persön- lich aufgebauten und über Jahr- zehnte verwahrten Dokumentati- on unverzüglich die Rückgabe der Vermögenswerte der Kassen- ärztlichen Vereinigungen mit ei- ner Vielzahl fundierter und do- kumentierter Schriftsätze einge- leitet.

Über seinen engeren Aufga- benbereich weit hinausgehend hat sich Jürgen Bösche immer für die Erhaltung und Festigung der

Grundlagen freiberuflicher ärzt- licher Tätigkeit und um die Ver- teidigung der Freiheit der Freien Berufe eingesetzt — so ist er Gründungs- und Ehrenmitglied des Bundesverbandes der Freien Berufe, der Ludwig-Sievers-Stif- tung zur Förderung der wissen- schaftlichen Forschung über We- sen und Bedeutung der Freien Berufe sowie Gründungs- und Vorstandsmitglied des Zentral- instituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepu- blik Deutschland (Köln).

In Anhörungen, Stellungnah- men, Gesprächen mit Politikern, Ministerialbeamten und vielen anderen sowie in zahlreichen Pu- blikationen hat sich Jürgen Bö- sche für die Weiterentwicklung des Sozialrechts unter Wahrung unverbrüchlicher Rechtsprinzipi- en und liberaler Grundsätze ein- gesetzt. Als unabhängiger Geist hat er seine Tätigkeit stets als Anwalt der Freiheit verstanden, für den Recht und Gesetzgebung zwar unverzichtbare Strukturele- mente eines freiheitlich-sozialen Rechtsstaates sind, die aber mit Verständnis und Wissen um hi- storische Zusammenhänge und geschichtliche Entwicklungen den sich ändernden Anforderun- gen und Bedürfnissen angepaßt werden müssen. Für Bösche ist deshalb Normgebung durch Ge- setze und Rechtsprechung kein den jeweiligen Sachverhalt ab- schließend festschreibender sta- tischer Akt, der zur Erstarrung führen müßte, sondern ein dyna- mischer Prozeß.

Sein umfassendes Fachwissen

— verbunden mit einer breiten Allgemeinbildung —, seine hohe Intelligenz und geistige Unab- hängigkeit befähigen ihn zu kla- ren Analysen und alle Faktoren berücksichtigenden Schlußfolge- rungen nach den Gesetzen der Logik — den wichtigsten Voraus- setzungen für ebenso überzeu- gende wie abgewogene Stellung- nahmen unter kluger Berücksich- tigung der politischen Durchsetz- barkeit oder des Handlungsspiel- raums der jeweils Beteiligten.

Gepaart mit scharfem Verstand ist sein oft hintergründiger Hu- mor und die bewundernswerte Fähigkeit, noch so abstrakt er- scheinende Formulierungen und Vorschriften durch plastische, bildhafte Beispiele zu erläutern und den Gesprächspartnern ver- ständlich zu machen. Mit brillan- ten, prägnanten Formulierungen und glänzender Rhetorik hat Jür- gen Bösche manche Auseinan- dersetzung bestritten und die je- weiligen Partner, Beschlußgre- mien oder auch Gerichte von der

Richtigkeit und Unangreifbarkeit seiner Argumentation überzeugt.

Hohle Phrasen, Widersprüche und Gedankenbrüche entlarvt er dabei ebenso gnadenlos wie fa- denscheinige Forderungen zur unberechtigten Wahrung eigener Vorteile unter Verletzung der Rechte anderer oder des Gleich- behandlungsgrundsatzes.

Die Arbeit von Jürgen Bö- sche ist geprägt von einem hohen ethischen Verständnis der Be- rufsausübung des Rechtsanwal- tes wie des Arztes: Berufen also, denen es in zwar unterschiedli- cher Weise obliegt, Menschen in Not und Bedrängnis mit Rat und Tat zu helfen, die aber immer ei- ne der jeweiligen Situation ange- messene individuelle Entschei- dung, persönlichen Einsatz und ein besonders hohes Maß an Verantwortung erfordern. Aus diesem Selbstverständnis heraus ist er — ebenso wie aus seinem preußisch anmutenden Pflichtbe- wußtsein — Auszeichnungen und Ehrungen gegenüber abhold.

Dieser Einstellung entspricht es, daß er sich auch an seinem Ge- burtstag einer öffentlichen Eh- rung entzieht — zumal dieser Tag nicht mit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst verbun- den ist.

Die deutsche Ärzteschaft schuldet Jürgen Bösche tiefen Dank für ein jahrzehntelanges überzeugendes, persönliches, be- rufliches und politisches Engage- ment zur Wahrung der berufli- chen Unabhängigkeit und Frei- beruflichkeit der Ärzte als wich- tigster Voraussetzung für eine in- dividuelle Versorgung der Pa- tienten und zur Wahrung von Recht und sozialer Sicherheit in Demokratie und Freiheit. Mit diesem Dank verbindet die Ärz- teschaft gerade wegen der durch das „Gesundheits-Strukturgesetz 1993" tiefstgreifenden Verände- rung des seit über 100 Jahren ge- wachsenen Rechts der gesetzli- chen Krankenversicherung die Hoffnung auf gute, vertrauens- volle und erfolgreiche weitere Zusammenarbeit und wünscht Jürgen Bösche auch in Zukunft Ideenreichtum und Überzeu- gungskraft ebenso wie die erfor- derliche Gelassenheit und Zu- friedenheit, vor allem jedoch Ge- sundheit — ad multos annos.

Dr. med. Karsten Vilmar Präsident der

Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages Dr. med. Ulrich Oesingmann Erster Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

A1 -134 (66) Dt. Ärztebl. 90, Heft 3, 22. Januar 1993

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