• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Standpunkt: Finanzamt" (27.02.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Standpunkt: Finanzamt" (27.02.2004)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D

ie Bedürfnisse eines neu- en Assistenzarztes – oder kurz: „das Assi“ – zu er- kennen und richtig zu deuten ist für die anleitenden Ärzte nicht immer einfach. Was soll man unter einer normalen Entwicklung verstehen? Wie viel Zuwendung braucht mein Assi? Wie kann mein Assi am besten gefördert werden?

Die Ankunft:Wenn Sie mit der freudigen Botschaft „Sie bekommen ein neues Assi“

schwanger gehen, sollten Sie sogleich beginnen, dem Neu- ankömmling ein Nest in Ihren Arbeitsabläufen einzurichten.

In jedem Fall empfehle ich, ei- nen großen Vorrat an weißen Kitteln anzulegen, weil die Neuen anfangs häufig nass sind (Angstschweiß!).

Der erste Monat:Alle Assis verfügen über einen natürli- chen Saugreflex, der sie sofort zur begierigen Aufnahme aller wichtigen Informationen ver- anlasst. Übereifrige schlucken dabei auch Luft mit herunter, welche durch regelmäßiges

„Bauern-Lassen“ wieder ent- weichen kann. Auch gelegent- liches Spucken nach jedem Pa- tientenkontakt ist im ersten Monat völlig normal. Es gilt die alte Weisheit: „Spei-Assis sind Gedeih-Assis“.

Der zweite Monat: Mit sechs bis acht Wochen er- scheint die erste soziale Form des Lächelns: der Anblick ei-

nes menschlichen Gesichts ruft beim Assi ein Lächeln hervor. Wir erleben sein Er- scheinen als eine Belohnung für unsere Fürsorge. Die erste motorische Errungenschaft des Assis ist die Kontrolle über die Kopfhaltung: Das Assi ver- mag den Kopf gegen die Schwerkraft der Kollegenar- roganz und eigenen Minder- wertigkeitsgefühle anzuheben und ihn aufrecht zu halten.

Der dritte Monat:Das im deutschen Schrifttum auch als

„3-Monats-Koliken“ bezeich- nete unspezifische Schreien nimmt in den ersten Wochen oft zu. Bisher gibt es keine si- chere Evidenz dafür, dass auf- geblähte, großspurige Assis hiervon häufiger betroffen sind. Dass Assis vorwiegend abends schreien, wird damit erklärt, dass dann nicht nur

das Assi, sondern alle Kolle- gen zu dieser Zeit müde und gereizt sind. Interkulturelle Studien haben gezeigt, dass wiederholter Körperkontakt (Schulterklopfen!) und häufi- ge Stimulierung des Bewe- gungsorganes („Hol mir mal eben...“) zu einer Reduzie- rung der Schreiperioden führt.

Assis, die vermehrt herumge- führt werden, schreien weni- ger, sind aufmerksamer und interessierter an der Umwelt.

Der sechste Monat:Durch- schlafstörungen sind ein häufi- ges und belastendes Problem im ersten Assistenzarztjahr.

Am Anfang werden Sie häufig von Ihrem Assi geweckt, weil es Hunger nach Ihren Rat- schlägen verspürt. Doch mit zunehmender Reifung sind immer längere Nüchternperi- oden tolerabel. Nächtliches Durchschlafen wird am besten gefördert, wenn sich das Assi tagsüber geborgen fühlt, in sei- ner Selbstständigkeit gefördert wird und ein festes Einschlaf- zeremoniell eingehalten wird.

Der achte Monat:Zumeist sechs bis acht Monate nach der Ankunft zeigt das Assi Zeichen der Trennungsangst, wenn Sie weggehen, und schreit, wenn es ein fremdes Gesicht erblickt. Mit der Angst vor fremden Menschen sorgt die Natur dafür, dass sich das Assi in den ersten Ausbil- dungsjahren an jene Personen hält, die zuverlässig für sein körperliches und psychisches Wohl sorgen. Um die eigenen Schuldgefühle nicht zu ver- stärken, können Sie weniger Toiletten- und Kaffeepausen machen.

Der zehnte Monat:Die lo- komotorische Entwicklung ist sehr vielfältig. Es gibt Assis, die weder robben noch krie- chen, sich dafür aufsetzen und auf dem Hosenboden herum- rutschen. Weitere, eher unge- wöhnliche Fortbewegungsar- ten sind das Rollen und Schlängeln. Das freie Gehen kann das Assi während einiger Wochen derart in Beschlag nehmen, dass es in seiner übri- gen Entwicklung, insbeson- dere der Sprachentwicklung, kaum Fortschritte macht. As- sis, die sich motorisch nicht ausreichend betätigen kön- nen, werden missmutig.

Der zwölfte Monat: Ge- gen Ende des ersten Jahres be- ginnt das Assi seinen eigenen Willen zu entdecken. Es will zunehmend selber bestimmen und handeln. Gelingt ihm das nicht, äußert das Assi seinen Unwillen in Trotzreaktionen.

Auch wenn sich das Assi ag- gressiv gegenüber Patienten oder Kollegen verhält, ist es jetzt notwendig, dass Sie diszi- plinarische Maßnahmen er- greifen. Manche empfehlen die Wegnahme des Lieblings- spielzeugs: des Skalpells.

Ist es das wert? Nach schlaflosen Nächten, nieder- gedrückt durch die schwere Last der Verantwortung und eingeengt durch die ständige Fürsorgepflicht, werden auch Sie sich diese Frage stellen.

Doch all unsere Mühsal wird um ein Vielfaches aufgewogen durch das erhebende Gefühl, dass ein neues Assi durch uns zu einem verantwortungs- bewussten Individuum gereift ist. Dr. Thomas Wiesel S T A T U S

A

A604 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 927. Februar 2004

Ich möchte der Diskussion um die Arbeitsbedingungen der Krankenhausärzte eine weitere Pointe hinzufügen. Ein Aus- zug aus einem Antwortschreiben des Finanzamtes auf mei- nen Einspruch gegen die Nicht-Anrechnung meines häusli- chen Arbeitszimmers: „Die laufenden Kosten für das Arbeits- zimmer des EM wurden vom Finanzamt zu-

treffend nicht berücksichtigt.Vielmehr ist für die steuerliche Berücksichtigung nach § 4

Abs. 5 Nr. 6b EStG außerdem erforderlich, dass die berufliche Nutzung des Arbeitszimmers mehr als 50 vom Hundert der gesamten beruflichen Tätigkeit beträgt oder für die berufliche Tätigkeit kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Er- fahrungsgemäß steht den Ärzten in einem Krankenhaus ein

Ärztezimmer zur Durchführung von allgemeinen Büro- und Verwaltungsarbeiten zur Verfügung.Aufgrund des Verhaltens des Arbeitgebers ist von der Existenz eines solchen Ärztezim- mers auch im vorliegenden Fall auszugehen. Bedingt durch Bereitschaftsdienst liegt die durchschnittliche Verweilzeit der in Krankenhäusern angestellten Ärzte re- gelmäßig bei mehr als wöchentlich 40 Stunden. Daher macht die im Arbeitszim- mer verrichtete Tätigkeit mit Sicherheit weniger als 50 vom Hundert der gesamten beruflichen Tätigkeit aus. Danach sind die Voraussetzungen zur steuerlichen Berücksichtigung der Kosten des Arbeitszimmers nicht gegeben.“ Ein Kommentar erübrigt sich. Dr. med. Vincent Brandenburg

Finanzamt

S T A N D P U N K T

In freudiger Erwartung

Ich bekomme „ein Assi“

Foto:Eberhard Hahne [m]

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

ist die Erhaltung der Lebensstätten der Arten in ihrer der- zeitigen räumlichen Ausdehnung sowie in ihrem derzeitigen Erhaltungszustand oder die Wiederherstellung der Lebensstätten

..0001-B Beschriftung der

ist die Erhaltung der Lebensstätten der Arten in ihrer der- zeitigen räumlichen Ausdehnung sowie in ihrem derzeitigen Erhaltungszustand oder die Wiederherstellung der Lebensstätten

ist die Erhaltung der Lebensstätten der Arten in ihrer der- zeitigen räumlichen Ausdehnung sowie in ihrem derzeitigen Erhaltungszustand oder die Wiederherstellung der Lebensstätten

ist die Erhaltung der Lebensstätten der Arten in ihrer der- zeitigen räumlichen Ausdehnung sowie in ihrem derzeitigen Erhaltungszustand oder die Wiederherstellung der Lebensstätten

Das Weiterbildungsstipendium unterstützt junge berufliche Talente, die nach einer Berufsausbildung noch mehr erreichen wollen. Das Stipendium hilft bei der Finanzierung

des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF):!. www.bmbf.de/de/das-weiterbildungsstipendium-883.html Bildnachweis: Marcus Gloger, Jörg

Thüringer Energie- und GreenTech Agentur GmbH (ThEGA) Frank Roman Leipe Thomas Wahlbuhl Tel: 0361 5603-227 Tel: 0361 5603-216 frank.leipe@thega.de thomas.wahlbuhl@thega.de