• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Vernetzte Gesundheitsforschung in Europa: Gute Startposition für Deutschland" (07.02.2003)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Vernetzte Gesundheitsforschung in Europa: Gute Startposition für Deutschland" (07.02.2003)"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A

m 11. November 2002 eröffnete EU-Forschungskommissar Phi- lippe Busquin die größte For- schungskonferenz, die jemals in Euro- pa stattgefunden hat.Anlass der Veran- staltung war der Start des 6. Rahmen- programms (RP6) der Europäischen Kommission, für das im Dezember 2002 die ersten Ausschreibungen be- kannt gegeben wurden. Mit einem Ge- samtbudget von 17,5 Milli-

arden Euro ist das RP6 ei- ne der weltweit größten konzertierten Forschungs- aktivitäten (1). Als Auftakt zum RP6 erging die Auf- forderung, Interessenbe- kundungen (Expression of Interest, EoI) einzurei- chen. Damit verfolgte die Kommission drei Ziele (2):

GMotivation der besten Wissenschaftler Europas zu einem internationalen Gedankenaustausch;

GGewährleistung eines fließenden Übergangs vom 5. Rahmenprogramm (RP5) zum RP6;

GEvaluierung der Akzeptanz der neuen Forschungsinstrumente „Exzel- lenz-Netzwerk“ (Network of Excel- lence, NoE) und „Integriertes Projekt“

(Integrated Project, IP).

Der Eingang von 11 855 Interessen- bekundungen zeigt, dass das erste Ziel bereits erreicht ist und die EU sich auf dem bestem Weg vom RP5 zum RP6 be- findet. Die meisten der EoI stammen aus den EU-Partnerstaaten Deutsch-

land und Großbritannien (jeweils 15 Prozent), gefolgt von Frankreich (9 Pro- zent) und Italien (10 Prozent) (2). Im Themenbereich „Lebenswissenschaf- ten, Genomik und Biotechnologie für die Gesundheit“, in dem die medi- zinisch-naturwissenschaftlichen For- schungsvorhaben umgesetzt werden, kommen 300 EoI federführend aus Deutschland – so viele wie aus keinem

anderen Land. Diese Zahlen dokumen- tieren auch die Bedeutung der vorbe- reitenden und unterstützenden Maß- nahmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Nationalen Kontaktstelle Lebens- wissenschaften im Projektträger DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Köln).

Die hohe nationale Beteiligung an den EoI und die damit verbundene Aus-

einandersetzung mit den neuen Struktu- ren und Instrumenten des RP6 schaffen innerhalb der deutschen Forschung eine gute Ausgangsposition für eine erfolg- reiche Beteiligung an den zu erwarten- den Ausschreibungen. Allerdings bietet die Einreichung eines EoI keinerlei Vor- teil im Hinblick darauf, wie der nachfol- gende EU-Antrag bewertet wird. Eine Konferenz über „Deutschlands Chan- cen im 6. Rahmenprogramm“, die am 3./4. Februar 2003 in Hannover (4) statt- fand, liegt damit noch innerhalb der er- sten Ausschreibungsperiode der EU, die im März 2003 endet.

Eines der übergeordneten Ziele des RP6 ist die Bündelung und Integration der Forschung im europäischen For- schungsraum (5). Zur Umsetzung die- ses Zieles dienen zusätzlich zu den

„speziellen Maßnahmen“ sieben „the- matische Prioritäten“. Allein für den Themenbereich „Lebenswissenschaf- ten, Genomik und Biotechnologie für die Gesundheit“ stellt die EU 2,2 Milli- arden Euro zur Verfügung (6). Vorran- gige Förderinstrumente sind Integrated Project und Network of Excellence, die unterschiedlichen Zielsetzungen die- nen. Das wichtigste Unterscheidungs- merkmal liegt darin, dass ein IP auf konkrete, verwertbare Forschungser- gebnisse in Form von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen ab- zielt, wohingegen ein NoE in erster Linie eine Strukturierungsmaßnah- me zum Zusammenschluss von For- schungskapazitäten um ein gemeinsa- mes Programm darstellt.Weitere Details zur Charakteristik der beiden Instru- mente finden sich in der Tabelle(7; 8).

Der Forschungs- und Entwicklungsin- formationsdienst der EU, CORDIS (Community research and development informations service), hat auf seinen In- ternet-Informationsseiten (www.cordis.

lu/fp6/eoi-analysis.html) den Analysebe- richt der EU zu den eingereichten EoIs veröffentlicht (2). Anhand der Auswer- tungen wurde eine vorläufige Version des Arbeitsprogramms erstellt, das detail- liert aufführt, welche Einzelthemen die Kommission im Rahmen der ersten Aus- schreibungsrunde zu fördern beabsich- tigt. Für eine erfolgreiche Bewerbung auf eine EU-Ausschreibung im RP6 ist die Relevanz des Forschungsthemas inner- halb dieser Prioritätenliste wesentlich. Es T H E M E N D E R Z E I T

A

A310 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 67. Februar 2003

Vernetzte Gesundheitsforschung in Europa

Gute Startposition für Deutschland

Das Europäische Forschungsrahmenprogramm soll – ergänzend zu den nationalen Förderprogrammen – dazu beitragen, einen europäischen Forschungsraum zu schaffen. Die medi- zinische Forschung ist einer der thematischen Schwerpunkte.

Andreas Brüderle, Martin C. Hirsch, Tim M. Jaeger

(2)

ist jedoch zu erwarten, dass die konse- quente Nutzung der neuen Förderinstru- mente ein weiteres Beurteilungs- und so- mit Erfolgskriterium sein wird (9).

Die von deutschen Arbeitsgruppen maßgeblich geprägten Vorarbeiten na- tionaler und internationaler Forschungs- verbünde und Kooperationen sind für die deutschen Gruppen vorteilhaft.Viele schon bestehende Kollaborationen ha- ben die Chance, sich in den europäischen Förderraum mittels der neuen Instru- mente IP und NoE zu integrieren.

Hier sind vor allem die BMBF-geför- derten medizinischen Kompetenznetz- werke (KN) zu nennen. Darüber hin- aus bestehen auch in den von der Deut- schen Forschungsgemeinschaft geförder- ten Sonderforschungsbereichen Trans- regio (SFB-TR) gute Voraussetzungen (10). Das erworbene Know-how inhaltli- cher und organisatorisch-struktureller Art lässt sich gut in internationale Ko- operationen einbringen. Ebenso von Be- deutung sind die Erfahrungen zum The- ma Datenschutz und Datensicherheit in medizinischen Kompetenznetzen (16).

Vorhandene Erfahrungen

Das illustrieren zwei Projekte, die eu- ropaweit gefördert werden und netz- werkbasierte Forschung ermöglichen:

Das BrainNet Europe (www.brainnet- europe.org), an dem sich zehn EU- Partnerstaaten beteiligen, überträgt den Vernetzungsgedanken des BMBF- Projekts BrainNet (www.brain-net.net) in den europäischen Forschungsraum.

Das übergeordnete Ziel beider Projek- te ist, eine gemeinsame Hirngewebe- bank zu Forschungszwecken aufzubau- en. Das Projekt EuroPa (www.europar kinson.net) ist aus dem deutschen Kompetenznetz Parkinson hervorge- gangen. Es bietet – auch in Kooperati- on mit der pharmazeutischen Industrie – eine Plattform für klinische Studien, die Arbeitsgruppen aus elf EU-Part- nerstaaten beziehungsweise EU-asso- ziierten Staaten zur Verfügung steht.

Viele der in den etablierten KN und SFB-TR engagierten Arbeitsgruppen waren auch an der Einreichung von EoI beteiligt.

Zusätzlich zu den indikationsbezoge- nen klinischen Forschungsnetzen sind in

T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 67. Februar 2003 AA311

KOMMENTAR

as 6. Europäische Forschungsrah- menprogramm bringt gegenüber seinen Vorgängern eine Reihe von Veränderungen mit sich. Die Stei- gerung der Fördergelder um 17 Pro- zent im Vergleich zum 5. Rahmenpro- gramm verdeutlicht den Stellenwert, den die Forschung als „Motor für wirt- schaftliche und gesellschaftliche Inno- vation in Europa“ (Bundesforschungs-

ministerin Edelgard Bulmahn) hat.

Wichtiger noch ist die konzeptionelle Trendwende. So sollen künftig wenige, vorrangige Forschungsbereiche geför- dert und die wahllose Verteilung von Fördergeldern nach dem „Gießkan- nenprinzip“ beendet werden. Darüber hinaus soll ein „europäischer For- schungsraum“ entstehen, indem die Zusammenarbeit der Wissenschaftler durch neue Förderinstrumente wie

„Integrierte Projekte“ und „Exzellenz- netzwerke“ verbessert wird. Gleichzei- tig sollen die Durchführungsbestim- mungen durch neue Förderformen und dezentralisierte Verwaltungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden (siehe auch http://europa.eu.int/comm/

research/news-centre/index_de.html).

Das Ziel ist mehr wissenschaftliche Ex- zellenz, Wettbewerbsfähigkeit und In- novation in Europa durch Förderung einer besseren Kooperation und Koor- dination.

Das sind die guten Nachrichten. Die schlechten: Europa liegt im Vergleich mit den USA und Japan immer noch zurück, wenn man den Aufwand für die Forschung am Anteil des Bruttoin- landsproduktes betrachtet. Die USA wenden 2,7 Prozent und Japan sogar 3,1 Prozent ihres BIP für Forschung auf, die europäischen Mitgliedsstaaten durchschnittlich nur 1,8 Prozent. Von den bis 2010 angestrebten jeweils drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes

für Forschung und Entwicklung ist man in der EU somit noch weit ent- fernt, und es sieht nicht so aus, als wür- de sich dies in absehbarer Zeit ändern.

In Deutschland werden die von Bund und Ländern beschlossenen Haus- haltssteigerungen von drei Prozent für das Jahr 2003 im Rahmen der Spar- maßnahmen der Bundesregierung für die großen Forschungsorganisationen,

darunter die Max-Planck-Gesellschaft und die Deutsche Forschungsgemein- schaft, voraussichtlich wieder zurück- genommen. Dazu der Kommentar von Hans-Olaf Henkel, dem Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft: „Wie dieses Ziel ohne jährliche Ausgabensteige- rungen im Forschungshaushalt erreicht werden soll, ist mir schleierhaft.Auf ein Wunder im letzten Jahr brauchen wir nicht zu hoffen.“

Hinzu kommen in Deutschland möglicherweise noch andere Hinder- nisse für eine international erfolgrei- che Forschung: So fehlten im Unter- schied zu den USA aufgrund der hier vorherrschenden „Stallkultur“ die starke Förderung des kollaborativen Arbeitens und die Erfahrung, wie man in vernetzten Gruppen zusammenar- beitet, meint Prof. Dr. med. Otto Rien- hoff, Universität Göttingen. Nach An- sicht des Experten müssen kommerzi- ell ausgerichtete „Servicecenter“ für die Nachhaltigkeit der Forschungsnet- ze sorgen. Ohnehin würden die mei- sten Netze – in Deutschland gibt es rund 50 Verbünde – in den nächsten zwei Jahren verschwinden, weil ihre Fi- nanzierung nicht gesichert ist. Auch wenn man diese pessimistische Ein- schätzung nicht teilt, sind die Signale für die deutsche Forschung nicht ge- rade ermutigend, im internationalen Vergleich droht Deutschland zurück- zufallen. Heike Krüger-Brand

„Auf ein Wunder brauchen wir nicht zu hoffen“

D

(3)

Deutschland in den letzten Jahren über- greifende Serviceeinrichtungen entstan- den,die die Vernetzungsinitiativen unter- stützen. Die Telematikplattform für me- dizinische Forschungsnetze (TMF) wird vom BMBF gefördert, um deutsche For- schungsverbünde zu beraten. Themen- schwerpunkte der TMF sind allen Ver- bünden zugängliche Projektberatungen in den Bereichen Datenschutz und Da- tensicherheit, IT-Qualitätsmanagement, Evaluierung von Systemkomponenten sowie Urheber- und Verwertungsrecht (11). Eine universitäre Einrichtung ist das Service-Center Forschungsnetze des Medizinischen Rechenzentrums der Universität Göttingen, das als Service- infrastruktur für medizinische Kompe- tenznetze mit der TMF zusammenarbei- tet. Ziel ist es, Synergieeffekte zwischen den wissenschaftlichen Netzwerkgrup- pen und IT-Dienstleistern zu nutzen (12).

Dieses Konzept soll dazu beitragen, die Kosten für den einzelnen Verbund zu verringern und damit die Wirtschaftlich-

keit und Nachhaltigkeit zu erhöhen, denn die Netzwerke müssen sich nach Auslaufen der öffentlichen Förderung selbst finanzieren.

Netzwerk-Management

Deutschland verfügt über weit reichen- de Erfahrungen im Management von netzbasierten Forschungsverbünden. So war es nur konsequent, diese auch ande- ren Gruppen im EU-Förderumfeld zur Verfügung zu stellen. Unter dem Titel

„European Health Sciences Network for Accelerated Transfer to Practice“ haben sich knapp 50 Vertreter von Forschungs- verbünden, akademischen Einrichtun- gen, IT-Unternehmen und verschiede- nen internationalen Organisationen zu- sammengeschlossen, um den zunehmend komplexeren Transfer von europäischer Forschung in die Versorgung zu be- schleunigen, und dieses Vorhaben auch als Interessenbekundung eingebracht.

Die von der EU durchgeführte Ana- lyse der EoIs nach den federführenden Institutionen ergab, dass 65 Prozent der EoI zum Thema „Lebenswissenschaf- ten, Genomik und Biotechnologie für die Gesundheit“ aus universitären Ein- richtungen und weitere 25 Prozent aus Forschungsinstituten stammen (3). Die- se Gruppen von Antragstellern zeichnen sich durch eine exzellente Forschungs- und Fachkompetenz aus, bedürfen in der Regel jedoch eines Partners zur Konzep- tion und Realisierung der erforderlichen IT-Infrastruktur – ein internationales Forschungsnetzwerk benötigt komplexe Kommunikations- und Kollaborations- werkzeuge. Auch hier können Vorarbei- ten aus nationalen Verbünden genutzt werden. Es hat sich bei Konzeption und Aufbau der IT-Plattformen gezeigt, dass oftmals übereinstimmende Grundan- sprüche bestehen, deren Umsetzung die Zusammenarbeit eines Forschungsnetz- werks optimal unterstützen kann (12).

Die gesuchten Werkzeuge für die Zu- T H E M E N D E R Z E I T

A

A312 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 67. Februar 2003

´ TabelleCC´

Vergleichende Charakteristik der neuen EU-Forschungsinstrumente

Integrated Project (IP) Network of Excellence (NoE)

Hauptziel Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Europas Stärkung der europäischen Forschungslandschaft innerhalb ei- oder Beitrag zur Lösung wichtiger sozialer Probleme nes umrissenen Forschungsgebiets durch Vernetzungsvorhaben Umsetzung Wissensgenerierung innerhalb eines konkreten • Vernetzungsinitiative zur Erreichung der

Forschungsthemas zur Erstellung verwertbarer benötigten kritischen Ressourcenmasse innerhalb neuer Produkte, Prozesse oder von Dienstleistungen eines Forschungsbereiches und/oder

• Vernetzung zur Erlangung der Führungskompetenz innerhalb eines relevanten Forschungsgebiets in und für Europa (Dem NoE obliegt die eigenverantwortliche Entscheidungs- gewalt, neue Partnerschaften einzugehen.)

Essenzielle Forschungskomponente über die gesamte Breite – Projektkomponenten von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung

Weitere • Der Fokus sollte auf Technologie-Entwicklung liegen. Ausbildungs-/Weiterbildungskomponente Projektkomponenten • Eine Veranschaulichung der Projektziele und

Ergebnisse ist erwünscht.

• Ausbildungs-/Weiterbildungskomponente

Konsortium • Mindestens drei Partner aus drei verschiedenen • Mindestens drei Partner aus drei verschiedenen Ländern Ländern sind erforderlich. (es ist jedoch zu erwarten, dass eine Mindestanzahl von

• Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Partnern in den Ausschreibungen neu spezifiziert wird) müssen einbezogen werden. • Kleine und mittlere Unternehmen sollten einbezogen werden.

Dauer Typischerweise drei bis fünf Jahre; Typischerweise bis zu fünf Jahren; jedoch maximal sieben Jahre es gibt jedoch kein oberes Zeitlimit.

Management (Professionelles) Management zur Verwaltung und Geschäftsführung und Verwaltung zur eigenverantwortlichen Koordination des Konsortiums/Geschäftsbetriebes Führung müssen etabliert werden.

Fördermittel > mehrere zehn Millionen Euro, aber kein unterer > mehrere Millionen Euro, aber kein unterer Schwellenwert Schwellenwert

Voraussetzung Förderung erfolgt nur als Prozentanteil, • Fördergegenstand sind Integrationsmaßnahmen.

basierend auf dem Nachweis von Eigenmitteln. • Die Förderung erfolgt in Form von jährlichen Ratenzahlungen.

(4)

sammenarbeit bestehen in der Regel aus einem geschützten und online erreichba- ren Datenerfassungsbereich, über den Module, wie zum Beispiel Patientenregi- ster mit Pseudonymisierungsfunktion, Softwarelösungen für klinische Multi- centerstudien, Biomaterialbanken und Bilddatenverarbeitung, erreicht werden.

Darüber hinaus wird häufig eine öffent- lich zugängliche Internet-Plattform mit Informationen für Patienten, Angehöri- ge und Öffentlichkeit gewünscht. Sämtli- che Lösungen müssen höchsten An- sprüchen im Bereich Datenschutz und IT-Sicherheit genügen. Auch hier liegen in den Verbünden Erfahrungen vor. Ent- scheidend ist, dass die Plattform maßge- schneidert in den Arbeitsprozess des Verbundes integriert wird, da nur auf diese Weise eine breite Akzeptanz der oftmals kostenintensiven Technologie erreicht werden kann.

Informationsverarbeitung

Die meisten so umgesetzten Lösungen bieten Funktionalitäten zur Erfassung, Analyse und Dissemination von alpha- numerischen Informationen. Im RP6 werden unter dem Titel „Information So- ciety Technologies“ neue Technologien der Informationsverarbeitung gefördert, die implizit vorhandenes Wissen aus vor- handenen Informationen herausfiltern und es den Anwendern bedarfsgerecht

zur Verfügung stellen sollen. Ansätze da- zu sind zum Beispiel die Wissensreprä- sentation in semantikbasierten Wissens- systemen, das Übertragen von Erkennt- nissen aus den kognitiven Neurowissen- schaften auf die Informationsverarbei- tung (zum Beispiel Brainlike Informa- tion Management) oder die Bereit- stellung von handlungsrelevanten Infor- mationen in Wissensräumen, in denen mithilfe visueller Navigatoren das Wis- sen bearbeitet werden kann (15). Auch die Forschung in den naturwissenschaft- lich ausgerichteten Verbünden im RP6 kann von diesen Ansätzen profitieren.

Die neuen Förderinstrumente führen in der Partnerstruktur und den Verant- wortungsbereichen zu Veränderungen, die beachtet werden müssen. Besteht auf nationaler Ebene in Forschungsnetzen schon ein erheblicher Koordinationsbe- darf, so ist ein professionelles Konzept für ein internationales Netzwerk- bezie- hungsweise Projektmanagement unab- dingbar (5). Ziel sollte der Aufbau eines schlanken, aber effektiven Verwaltungs- apparates sein. Dies könnte beispiels- weise erreicht werden, indem neben ei- ner übergeordneten Geschäftsstelle ei- genverantwortlich arbeitende, speziali- sierte Koordinationsstellen für folgende Aufgabengebiete eingerichtet würden:

> Administration (Finanzen, Be- richtswesen, Patente, Ausschreibungen/

Verträge, Kontakt zur Europäischen Kommission);

> Forschung (Projekte, Produkte, Meilensteine, Qualitätssicherung);

> Public Relations (PR-Strategie, Kommunikation, Internet-Auftritt, Pu- blikationen);

> Ausbildung/Weiterbildung (Aus- tausch von Wissenschaftlern/Studenten, Kurse, Symposien);

> IT-Infrastruktur (Analyse, Konzep- tion, Realisierung, Hosting/Support);

> Validation Consulting (Sicherstel- len der Compliance der Infrastruktur, zum Beispiel nach FDA, EMEA, GCP).

Die Kommission hat in der Auswer- tung der Interessenbekundungen dar- auf hingewiesen, dass kleine und mittle- re Unternehmen mit 15 Prozent an den Fördermaßnahmen zu beteiligen sind (13). Solche Kooperationen mit defi- nierten Verantwortlichkeiten und Auf- gaben haben sich für einige nationale Verbünde im Bereich der IT-Infrastruk- tur oder Biotechnologie bewährt, kön- nen aber prinzipiell alle Arbeitspakete umfassen (14). Entsprechende Ver- tragsverhandlungen führen jeweils die Verbundkoordinatoren selbst durch.

Entwicklungsstrategen gehen davon aus, dass Verbünde immer mehr wert sind, als die bloße Addition ihrer einzel- nen Bestandteile vermuten lässt. Daher ist der Vernetzungsgedanke so attrak- tiv. Die Infrastruktur vorhandener Netzwerke in ein europäisches Konzept einzubinden ist für ein Integrated Pro- ject essenzielle Voraussetzung und für ein geplantes Network of Excellence ein zentraler Förderungsgegenstand.

Getreu dem Grundsatz, das Rad nicht zweimal zu erfinden, ist ein Neuaufbau nur die zweitbeste Methode, wenn es gelingen kann, neue Partner in vorhan- dene Strukturen einzubinden und eta- blierte deutsche Forschungsnetzwerke mit anderen europäischen Netzen zu verbinden.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2003; 100: A 310–313 [Heft 6]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das beim Verfasser erhältlich oder im Internet unter www.aerzteblatt.de/lit0603 abrufbar ist.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Tim M. Jaeger interActive Systems

Gesellschaft für interaktive Medien mbH Dieffenbachstraße 33c, 10967 Berlin E-Mail: tim.jaeger@interActive-Systems.de T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 67. Februar 2003 AA313

Beispiel einer Netz- werkarchitektur ei- nes internetbasier- ten Forschungsver- bundes. Die gelben Pfeile geben den Datenfluss durch das Netzwerk bei einer klinischen Studie wie- der: Erfassung der Daten durch die Prüfärzte in den teil- nehmenden Zentren.

Bei Eingabe werden die Patientendaten pseudonymisiert, und es wird eine unver- wechselbare Patien- ten-ID erzeugt. Ge- eignete Studienteil- nehmer können aus dem Register selek-

tiert und rekrutiert werden, nach Einschluss werden sie in das Studienmodul überführt. Nach Studienabschluss werden die Daten für die statistische Auswertung in Industriestandard- formaten, wie CDISC-XML (Clinical Data Interchange Standards Consortium), exportiert.

Grafik

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Trotzdem wiederholte sich schon die im Jahr 2005 gemachte Beobachtung, dass deutsche Patienten in ihrer subjektiven Einschätzung sowohl des deut- schen

1 Symmetrischer Schock mit asymmetrischer Wirkung: Auswirkungen auf die Wirtschaft.. 2 Europäische Antworten auf

Jürgen Schölmerich, einer der 14 Autoren des Weißbuchs „Künfti- ge Strategie für die Medizinfor- schung in Europa“ und Vizepräsi- dent der Deutschen Forschungs- gemeinschaft

* 5 , signifikanter Unterschied in allen paarweisen Tests gegen die anderen Länder bis auf UK (p < 0,05) D, Deutschland; AUS, Australien; CAN, Kanada; NL, Niederlande;

Auch wenn man diese pessimistische Ein- schätzung nicht teilt, sind die Signale für die deutsche Forschung nicht ge- rade ermutigend, im internationalen Vergleich droht

Vor jedem Schüler liegt eine Karte mit einer Ortsangabe auf dem Fußboden (Ländernamen, Städte, Inseln, Berge oder auch Orte in einer Stadt, wie Bahnhof, Bibliothek oder

Arbeitsschritt gibt der Lehrer einen Über- blick über den Ablauf der bevorstehenden Stunde..

• „Wir bekennen uns zu den national, europäisch und im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens vereinbarten Klimazielen 2020, 2030 und 2050 für alle Sektoren. Deutschland setzt