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Neuer Schwung erst im Jahr 2000

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D

ie Skepsis wächst. Kurz vor dem Start ins neue Währungs- zeitalter scheint auch Europa die Folgen des monatelangen Chaos auf den globalen Finanzmärkten zu- nehmend zu spüren.

Startet das Euro-Projekt im denk- bar ungünstigsten Moment? Droht den elf Teilnehmern zum Start gleich eine anhaltende konjunkturelle Talfahrt?

Über diese Frage diskutierte zum Jah- reswechsel erstmals eine exklusive Runde europäischer Chefvolkswirte auf Einladung von manager magazin.

Fazit: Die Topökonomen sehen gute Chancen, daß es im Euro-Raum zur Jahrtausendwende erneut bergauf gehen könnte.

Bis dahin allerdings muß die Wirtschaft mit herben Einbußen rech- nen, so die sechs Bankenvolkswirte aus Paris, Madrid, Mailand, Amster- dam und Frankfurt.

Zwar habe sich die Lage auf den Finanzmärkten Ende 1998 stabilisiert, erklärt Klaus Friedrich, Chefökonom der Dresdner Bank. Die realwirtschaft- lichen Folgen der Turbulenzen im ab- gelaufenen Jahr werden aber erst 1999 durchschlagen, so das Urteil der Euro- Prognostiker.

Erste Anzeichen dafür, daß das Wachstum nachläßt, sind bereits er- kennbar. „Die weltweiten Finanzkri- sen haben einen Rückschlag im Kon- junkturzyklus ausgelöst“, sagt Robert van den Bosch von der niederländi- schen ABN Amro. Umfragen zufolge läßt die Zuversicht der Unternehmen seit dem Sommer nach. Und der Ein- bruch trifft fast alle Länder ähnlich.

Betroffen sind vor allem die Ex- porteure. In Asien, Lateinamerika oder Rußland haben die Währungsturbu- lenzen dazu geführt, daß die Wirt- schaft 1999 bestenfalls stagniert. Auch in den USA und Großbritannien läßt das Wachstum deutlich nach.

Im Schnitt erwarten die Euro- Ökonomen, daß der Welthandel 1999 nur noch um etwa 3 bis 4 Prozent steigen wird – ein herber Rückschlag:

1997 wuchsen die globalen Ex- und Importe noch mit zweistelligen Raten.

Deutschlands Exporte dürften 1999 bestenfalls um real 2 bis 3 Pro- zent zulegen.

Ähnlich mager fällt die Prognose für die Niederlande aus. Dort hänge die Wirtschaft zu weit mehr als 50 Pro- zent vom Auslandsgeschäft ab, erklärt PERSPEKTIVEN

Neuer Schwung

erst im Jahr 2000

Droht der Wirtschaft eine Rezession? Europäische Topökonomen suchten im ersten mm-Euro-Survey eine Antwort auf diese Frage.

-1 0 1 2 3 4

-1 0 1 2 3 4

2000 1999

1998 1997

1996 1995

1994 1993

Prognose

Konjunkturrückschlag zum Euro-Start

Welches Wachstum die Volkswirte für die Wirtschaft in Euro-Land erwarten

Quelle: Durchschnittsprognose der Chefvolkswirte im mm-Euro-Survey 1/99

Reale Veränderung des Bruttoinlandsprodukts zum Vorjahr (in Prozent)

2,9

2,4 2,5

Aussichten für Euro-Land

1)Reale Veränderung zum Vorjahr.

2)Beitrag des Außensaldos zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts.

3)Nach Definition Eurostat (harmonisiert).

4)Gemessen am BIP (Maastricht-Definition).

Quelle: mm-Euro-Survey 1/99

Durchschnittsprognose für die elf Länder der Währungsunion (in Prozent)

Konsum1) 2,4 2,5 2,5

Investitionen1) 4,2 4,5 3,8 Netto-Export1) 2) 0,1 -0,1 -0,2

Inflation3) 1,2 1,3 1,6

Arbeitslosenquote3) 11,2 10,8 10,4 Staatsdefizit4) 2,4 2,2 2,2 Leistungsbilanz4) 1,7 1,6 1,3 1998 1999 2000

EURO SURVEY

(2)

ABN-Chefökonom van den Bosch. Et- was besser stehen die Exportchancen lediglich für Spanien und Italien.

Beide Länder haben ihre Wettbe- werbsposition zuletzt deutlich verbes- sert. Die Dynamik läßt allerdings auch hier nach. Das spanische Exportplus werde von knapp 15 Prozent 1997 auf

9 Prozent sinken, prognostiziert Jorge Hay vom Banco Central Hispanoame- ricano (BCH) in Madrid.

Für die meisten Euro-Länder fällt der Export als Wachstumsträger 1999 erstmals seit Jahren aus. Und doch müsse dies nicht in eine Rezession führen, erklären die Teilnehmer am

ben, sagt Philippe d’Arvisenet von der Banque Nationale de Paris (BNP). Auf den Märkten gelten die Euro-Länder bereits seit Monaten als feste Einheit.

Dies habe der Wirtschaft eine Art Euro-Dividende beschert, bestätigt Dresdner-Kollege Friedrich: „Wäre es zu ähnlichen Turbulenzen wie Anfang der 90er Jahre im Europäischen Wäh- rungssystem gekommen, hätte dies in Deutschland zuletzt bis zu 100 000 Arbeitsplätze kosten können.“

Die Stimmung in den Unterneh- men sei schlechter als die Lage, ver- sucht auch Commerzbanker Ulrich Ramm die Krisenängste zu entkräften.

Die Manager ließen sich offenbar allzu

ANDREAS POHLMANN (7)

sten mm-Euro-Survey in Frankfurt.

Die Banken-Chefvolkswirte aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden debattierten über Konjunktur- aussichten und Wirtschaftspolitik im neuen Währungsraum. Die Europäi- sche Zentralbank und ihren Euro-

(ABN Amro, Amsterdam), Philippe d’Arvisenet (Banque Nationale de Paris), Ulrich Ramm (Commerz- bank, Frankfurt), Jorge Hay (Banco Central Hispano, Madrid), Klaus Friedrich (Dresdner Bank, Frank- furt), Gregorio de Felice (Banca Commerciale Italiana, Mailand).

(3)

stark von den schlechten Exportnach- richten beeindrucken.

Der neue Euro-Raum hänge ins- gesamt nur noch zu 12 Prozent von Ex- porten in Drittstaaten ab, sagt Grego- rio de Felice von der Banca Commer- ciale Italiana (Comit). Entscheidend sei mithin das interne Umfeld. Und das sehe keineswegs so schlecht aus.

Die Inflation liegt auf Rekordtief, neue Preisschübe sind nicht in Sicht.

Für 1999 erwarten die Banker eine Teuerung von lediglich 1,3 Prozent.

Einen Beitrag zur Preisstabili- tät leisten moderate Lohnzuwächse.

Selbst im boomenden Spanien stiegen die Entgelte nur maßvoll, erklärt der Madrider Hay: Die Lohnstückkosten bleiben relativ stabil, obwohl die spa- nische Wirtschaft seit Jahren kräftig expandiert (1998 um fast 4 Prozent).

In Frankreich habe sich der Lohn- anstieg sogar erneut verlangsamt, be- richtet BNP-Ökonom d’Arvisenet.

Unter dem Druck des anstehenden Übergangs zur 35-Stunden-Woche nutzten die Betriebe offenbar neue Spielräume in Sachen Flexibilität.

Dies mildert den Kostendruck.

Auch beim Thema Staatsfinanzen geben sich die Experten im Euro Sur-

vey zuversichtlich. Zwar trage die ak- tuelle Konjunkturflaute dazu bei, daß das Ziel ausgeglichener Haushalte in weitere Ferne rücke, räumt de Felice ein. Die Linksregierungen in Rom, Bonn oder Paris dürften überdies ver- suchen, europaweite Infrastrukturpro- gramme aufzulegen, vermutet Dresd- ner-Volkswirt Friedrich.

Der Konsum stützt

erstmals das Wachstum

Beides werde aber nicht dazu führen, daß der Stabilitätspakt verletzt werde.

Die Finanzpolitik in Euro-Land bleibe alles in allem „leicht restriktiv“, resü- miert Friedrich die Euro-Prognosen:

„Keiner der Ökonomen erwartet von der europäischen Linken eine Welle staatlicher Ausgaben.“

Vieles deutet vielmehr darauf hin, daß das Wachstum 1999 erneut von den Investitionen der Wirtschaft getragen wird. Anders als Amerika lebe Europa nicht mit der Gefahr einer Kreditklemme, erklärt de Felice. Die Zinsen liegen auf Rekordtief.

Vor allem Länder wie Italien oder Spanien profitieren davon, daß die Zinssätze pünktlich zum Euro-Start

auf das niedrige deutsche Niveau ge- fallen sind. Italiens Langfristsätze lie- gen auf dem tiefsten Stand seit 25 Jah- ren. Zum besseren Investitionsklima bei den Südländern könnten überdies staatliche Großprojekte wie der Bau ei- ner Brücke nach Sizilien beitragen.

Anders als zuletzt dürften 1999 neben den Investitionen auch die pri- vaten Konsumausgaben deutlich zum Wachstum in Euro-Land beitragen, so die Prognose der Euro-Ökonomen.

„Die Verbraucher haben sich bis- lang von den Finanzturbulenzen kaum beeindrucken lassen“, erklärt BNP- Chefökonom d’Arvisenet (siehe Gra- phik Seite 12). In Italien liegt der Kon- sumklima-Index sogar weiterhin auf historischem Hoch.

„In Deutschland werden die Mas- seneinkommen 1999 erstmals seit Jah- ren wieder merklich steigen“, bestätigt Dresdner-Ökonom Friedrich. Noch 1997 war die Summe aus Nettolöhnen und -gehältern deutlich gesunken.

Jetzt sorgen steigende Beschäftigten- zahlen, höhere Einkommen und leichte Steuerentlastungen für mehr Geld in den Portemonnaies.

Der Konsum könnte 1999 den schwächelnden Export sogar als wich- PERSPEKTIVEN

Die Angst vor einer Rezession ist übertrieben.

Anders als 92/93 gab es in Europa selbst diesmal keine Währungs- krise.

Philippe d’Arvisenet, Banque Nationale de Paris

Die Chancen darauf, daß der Aufschwung anhält, sind durch die weltweiten Krisen kleiner geworden.

Gregorio de Felice, Banca Commerciale Italiana

Frankreich:

Die Wirtschaft wird laut BNP- Prognose 1999 um einen halben Prozentpunkt langsamer wach- sen als 1998. Hauptgrund: Die Exporte von Waren und Dienst- leistungen legen nur noch um real 3,5 Prozent zu (1997: 12,5).

Kaum langsamer als bisher ex- pandieren die Investitionen in Bauten und Ausrüstungen (3,9 Prozent). Die Arbeitslosenquo- te könnte um 1,3 Punkte niedri- ger liegen als 1997.

Italien:

Das Land bleibt in Sachen Wachstum auch 1999 Schluß- licht im Euro-Raum. Allerdings werde sich die Lage dank sin- kender Zinsen und niedriger Inflation bessern, so die Comit- Prognose. Die Unternehmen dürften 1999 kräftig investieren (plus 5,2 Prozent). Der Konsum könnte um 2,3 Prozent zulegen.

Auch unter der neuen Linksre- gierung dürften Italiens Staats- defizite weiter sinken.

Wirtschaftswachstum Inflation

Arbeitslosenquote Staatsdefizit

Getrübte Zuversicht

1998* 1999*

*Schätzung und Prognose BNP, in Prozent.

2,4 2,9

0,7 0,7

11,2 11,8

2,5 2,5 2,5 2,9

Wirtschaftswachstum Inflation

Arbeitslosenquote Staatsdefizit

Schlußlicht beim Wachstum 1998* 1999*

*Schätzung und Prognose Comit, in Prozent.

2,1 1,8

1,5 1,9

11,9 12,1

2,5 2,5 2,2 2,6

EURO SURVEY

(4)

tigste Wachstumsstütze in Euro-Land ablösen, sagt Commerzbanker Ramm.

Und: Sollte sich die Hoffnung auf höhere Verbrauchsausgaben bestäti- gen, könnte dem neuen Währungs- raum in der Tat eine anhaltende kon- junkturelle Talfahrt erspart bleiben.

Das Wirtschaftswachstum in den elf Ländern der Geldunion würde 1999 lediglich von knapp 3 auf 2,5 Prozent sinken, so die Mehrheitsprognose im Euro Survey. Und: Schon in der zwei- ten Jahreshälfte könn-

ten auch die Exporte wieder anziehen. Man- ches spreche dafür, daß sich viele Krisenländer weltweit bis dahin er- holten, erklärt Ramm.

Gänzlich unum- stritten ist ein solches Szenario indes nicht.

Vor allem ABN- Ökonom van den Bosch warnt: Noch sei nicht auszuschließen, daß sich die internatio- nalen Krisen der ver- gangenen Monate tief- greifender auf die Stimmung in den Un-

ternehmen auswirkten (siehe Graphik unten). Und: Einer Eintrübung des Konjunkturklimas, wie sie schon jetzt in manchen Ländern spürbar werde, sei in der Vergangenheit stets ein deut- licher Wachstumseinbruch gefolgt.

Der Niederländer rechnet 1999 mit einem Wachstum von lediglich 1,7 Prozent in der Euro-Zone. Selbst im Jahr darauf werde sich die Lage nicht wesentlich bessern. Dann könnte die Konjunktur zusätzlich dadurch bela-

stet werden, daß viele Betriebe mit der Computerumstellung auf das Jahr 2000 überfordert seien.

Die Prognosen seien unsicherer geworden, räumt auch der Mailänder de Felice gewisse Risiken ein. Vor ei- nem Jahr habe die Wahrscheinlichkeit für das optimistischere Szenario noch bei 80 Prozent gelegen. Jetzt seien es womöglich nur noch 60 Prozent.

Gefahren für den Aufschwung drohen vor allem von der weltwirt- schaftlichen Entwick- lung. Und Sorge berei- tet, daß der Dollar ab- stürzen könnte.

Alle Faktoren deu- teten auf einen Run in die neue europäische Währung, erklärt der Spanier Hay: Amerikas Wachstumsvorsprungll sinke, viele Anleger dürften ihr Geld in Euro umschichten.

Und während Euro- Land 1999 den welt- weit größten Über- schuß in der Lei- stungsbilanz registrie- ren könnte, dürfte das

Die Zahl der Arbeitslosen im Euro-Raum wird 1999 kaum sinken. Hier liegt das größte Problem für die Regierungen.

Klaus Friedrich, Dresdner Bank

Deutschland:

Der Konsum wird 1999 erst- mals seit Jahren wieder kräftig zum Wachstum beitragen. Das Plus dürfte deutlich über 2 Prozent liegen. Vom Export wird es dagegen vorerst keine Impulse mehr geben. Darin sind sich die beiden deutschen Vertreter im Euro Survey ei- nig. Umstritten ist, wie deut- lich sich die internationalen Krisen in der Wachstumsbi- lanz bemerkbar machen.

Während Friedrich lediglich mit einem Rückgang des Wachstums auf 2,5 Prozent rechnet, erwartet Commerz- bank-Kollege Ramm nur noch ein Plus von 2 Prozent: Erst im Jahr 2000 könnte das Wachs- tum wieder auf 2,5 Prozent an- ziehen. Für den Arbeitsmarkt sind dies schlechte Signale.

Zwar dürfte die Arbeitslosen- quote 1999 um gut einen hal- ben Prozentpunkt sinken; damit aber wäre nicht einmal der An-

Gespaltenes Klima in Euro-Land

Die Industrie wird skeptischer, die Verbraucher bleiben zuversichtlich (Antworten in Prozent*)

Quelle: Datastream, EU-Kommission

*Umfrage in den 11 Euro-Staaten: Saldo positiver und negativer Einschätzungen zur Entwicklung der Konjunktur.

1996 1997 1998

Industrie

Verbraucher

-24 -21 -18 -15 -12 -9 -6 -3 0 3

-24 -21 -18 -15 -12 -9 -6 -3 0 3

Jan. Nov.

Wirtschaftswachstum Inflation

Arbeitslosenquote Staatsdefizit

Die Dresdner-Bank-Prognose 1998* 1999*

*Schätzung und Prognose in Prozent.

2,5 3,0

0,9 0,7

10,6 11,2

2,5 2,5 2,0 2,6 Wirtschaftswachstum

Inflation

Arbeitslosenquote Staatsdefizit

Die Commerzbank-Prognose 1998* 1999*

*Schätzung und Prognose in Prozent.

2,0 2,8

1,2 0,7

10,5 11,2

2,5 2,5 2,0 2,0

I m Laufe des Jahres 1999 dürfte sich die wirtschaftliche Lage in vielen Krisenländern der Welt wieder erholen.

Ulrich Ramm, Commerzbank

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US-Defizit gegenüber dem Ausland auf fast 300 Milliarden Dollar steigen.

Der Euro droht „durch die Dek- ke zu schießen“, befürchtet Klaus Friedrich. Hay sieht die neue Währung im Jahr 2000 bereits auf 1,30 Dollar je Euro steigen; das entspräche nach heu- tiger Rechnung einem Dollar-Kurs von etwa 1,50 Mark. Für die Exporteure in Euro-Land würde dies herbe Wettbe- werbsverluste bedeuten.

Unsicherheit herrscht auch dar- über, ob nicht doch weitere Finanzkri- sen in Asien, Lateinamerika oder Ost- europa drohen.

Dresdner-Chefökonom Friedrich setzt zwar auf Zuversicht: „Nach der erfolgreichen Rettungsaktion zugun- sten Brasiliens“ sei das Risiko kleiner, daß sich Turbulenzen erneut „über einen weltweiten Ansteckungseffekt ausbreiten“. Der Spanier Hay dagegen warnt: Der jüngste Optimismus stehe auf unsolidem Grund. Weder in Brasi- lien noch in Japan sei der Reformkurs bislang klar gesteckt.

Hinzu kommt: Europa sei zwar rein geographisch weniger direkt als die USA von Krisen etwa in Latein- amerika betroffen, erklärt BNP-Volks- wirt d’Arvisenet. Allerdings seien die

Spielräume der Wirtschaftspolitik en- ger. Anders als die USA erwirtschaf- te Euro-Land keine Haushaltsüber- schüsse, um damit Ausgaben zur Stüt- zung der Konjunktur zu finanzieren.

Und: Anders als ihre US-Kolle- gen haben Europas Währungshüter nach den Zinssenkungen von Anfang Dezember kaum mehr Raum, um ihre Leitsätze viel weiter nach unten zu drücken. Die Euro-Zentralbank will den niedrigen Repo-Satz von 3 Prozent vorerst beibehalten.

Selbst im besten Falle nur mäßiges Wachstum

Die jüngsten Zinsschritte im Euro- Raum dürften 1999 dazu beitragen, einen allzu herben konjunkturellen Rückschlag zu vermeiden. Ob das Wachstum durch die Kreditverbilli- gung deutlich gestärkt wird, ist indes zweifelhaft. Commerzbanker Ramm hält deswegen sogar eine weitere Zins- senkung in den nächsten Monaten für durchaus vertretbar.

Zumindest in einem sind sich die Survey-Ökonomen einig: Selbst im günstigsten Falle wird die Wirtschaft nur moderat expandieren. Von einem

großen Wachstumsschub in Euro- Land kann vorerst keine Rede sein.

Für die neue Europäische Zentral- bank hat dieser Befund durchaus et- was Vorteilhaftes: Das Risiko ist ge- schwunden, daß die Konjunktur in bisherigen Boom-Ländern wie den Niederlanden oder Spanien überhitzt.

Lediglich in Irland nehme der Preis- druck zu, so die Volkswirte. Aller- dings werde ein solcher Ausreißer für Euro-Land kaum ins Gewicht fallen.

Die Regierung in Dublin versuche überdies alles, um die Konjunktur per restriktiver Finanzpolitik zu bremsen.

Für manche Regierung könnte die anstehende Konjunkturflaute freilich zum Dilemma werden. In Deutsch- land, Frankreich oder Italien ist die Arbeitslosigkeit unverändert hoch. Ein spürbarer Abbau ist angesichts des ma- geren Wachstums kaum zu erwarten.

Alles in allem dürfte die Arbeits- losenquote nur um wenige Zehntel- prozentpunkte sinken, so die durch- schnittliche Euro-Prognose der sechs Volkswirte. Und dies würde bedeuten, daß bei 14 Millionen Arbeitslosen in den elf Ländern der Union höchstens 400 000 Menschen weniger auf Job- suche sein werden. Thomas Fricke PERSPEKTIVEN EURO SURVEY

Alles

deutet auf einen Run in den Euro. Die neue Währung wird gegenüber dem Dollar kräftig aufwerten.

Jorge Hay, Banco Central Hispano

Europas Regierungen bleiben alles

in allem auf

Sparkurs. Es wird keine Verletzung des Stabilitäts- pakts geben.

Robert van den Bosch, ABN Amro

Spanien:

Die wirtschaftliche Dynamik wird laut BCH kaum nachlas- sen. Vor allem dürften Exporte und Ausrüstungsinvestitionen 1999 mit jeweils fast 10 Prozent nach wie vor kräftig expandie- ren. Die jüngste Eintrübung des Klimas kommt denn auch eher gelegen: Die weltweiten Fi- nanzkrisen haben – ähnlich wie in den Niederlanden – das Risiko einer konjunkturellen Überhitzung schwinden lassen.

Niederlande:

Der ABN-Ökonom ist skep- tisch: Weit mehr als 50 Pro- zent der niederländischen Wirt- schaftsleistung hängt vom Export ab. Daher wirken sich die globalen Krisen hier beson- ders negativ auf das Wachstum aus. Wegen des Konjunktur- rückschlags dürfte die Arbeits- losigkeit 1999 kaum mehr sin- ken. Die Quote war zwischen 1996 und 1998 von 8 auf gut 5 Prozent zurückgegangen.

Wirtschaftswachstum Inflation

Arbeitslosenquote Staatsdefizit Robuster Süden

1998* 1999*

*Schätzung und Prognose BCH, in Prozent.

**Jahresende.

3,3 3,8

2,1**

1,6**

17,2 18,8

2,5 2,5 1,6 2,0

Wirtschaftswachstum Inflation

Arbeitslosenquote Staatsdefizit Starke Einbußen

1998* 1999*

*Schätzung und Prognose ABN, in Prozent.

2,3 3,8

0,9 1,7 5,3 5,0

2,5 2,5 1,6 1,3

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