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Bernabé de Palma. Der Weg des Geistes. Via spiritus. übersetzt und eingeleitet von Heinrich P. Brubach. Quellen der Spiritualität Band 17

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Academic year: 2022

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(1)

Bernabé de Palma

Der Weg des Geistes

Via spiritus

übersetzt und eingeleitet von Heinrich P. Brubach

Quellen der Spiritualität Band 17

Vier-Türme-Verlag

(2)

1. Auflage 2020

© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2020 Alle Rechte vorbehalten

Gestaltung: Dr. Matthias E. Gahr

Druck und Bindung: KN Digital Printforce GmbH, Stuttgart ISBN 978-3-89680-717-5

www.vier-tuerme-verlag.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

(3)

Inhalt

H E I N R I c H P. B R u B A c H

Einführung . . . . 11

Unbekannte spanische Mystiker des 15. und 16. Jahrhunderts . . . 11

Zur Person des Bernabé de Palma . . . 14

Zum Aufbau des Buches . . . 18

Anmerkung zu den verschiedenen Auflagen des Buches . . . 19

B E R N A B é D E PA l M A Der Weg des Geistes — Via spiritus . . . . 23

Vorwort des Autors . . . 25

A. Vorbereitung . . . 28

K APITEl 1 Wie man sich bei der lektüre verhalten soll, wenn man einen Nutzen daraus ziehen will . . . 28

K APITEl 2 In ihm erklärt der Autor seine Absicht . . . 29

K APITEl 3 zeigt, wie wichtig es ist, sich an die innere Sammlung zu gewöhnen . . . 30

K APITEl 4 Man muss aus dem inneren Gebet eine Gewohnheit machen . . 31

(4)

K APITEl 5

handelt vom aktiven und kontemplativen leben . . . 32 K APITEl 6

Wie diese beiden lebensweisen zusammenpassen und

doch miteinander im Streit liegen . . . 36 K APITEl 7

In ihm werden die Früchte beider lebensweisen erklärt . . . 39 K APITEl 8

Hier geht es um einen Rat, den der kontemplative Mensch beherzigen soll, und wie notwendig der feste Vorsatz ist,

ausdauernd zu sein . . . 41 K APITEl 9

Dieses Kapitel zeigt uns, welche Absicht wir

bei dieser inneren Übung haben sollten . . . 43

B. Traktate

Das erste Traktat: Über das rein Leibliche K APITEl 1

Hier wird erklärt, was mit dem rein leiblichen Stadium

gemeint ist . . . 45 K APITEl 2

Wir müssen in der Wahrheit gegründet sein . . . 47 K APITEl 3

Von den unterschieden bei der Verwirklichung

der vier Stadien . . . 50

Das zweite Traktat: Leibliches und Geistliches K APITEl 1

Über den unterschied zwischen diesen vier Stadien und

worin das zweite Stadium besteht . . . 52 K APITEl 2

Vom vollkommenen Weg, die Wahrheit kennenzulernen . . . . 54 K APITEl 3

handelt von der Verdemütigung und was man dabei

denken soll . . . 56

(5)

K APITEl 4

handelt davon, wie wichtig es ist, die große Fülle

der Geschöpfe zu betrachten . . . 59 K APITEl 5

Die Ordensoberen müssen sich voller Eifer

der Betrachtung hingeben . . . 60 K APITEl 6

Vom Nutzen der Seele und der Kenntnis unserer

eigenen Erbärmlichkeit . . . 61 K APITEl 7

handelt davon, wie man seine Sünden betrachten soll, und spricht über einige Punkte, die das Mysterium der

Heiligsten Dreifaltigkeit betreffen . . . 65

Das dritte Traktat: Das rein Geistliche K APITEl 1

handelt davon, dass die kontemplativen Menschen die aktiven nicht verachten dürfen, und was die Oberen

zu tun haben . . . 67 K APITEl 2

beschäftigt sich mit der Materie des »rein Geistlichen«

und den Hindernissen, die dabei auftreten . . . 69 K APITEl 3

handelt von den Mitteln, die gegen diese

Hindernisse wirken . . . 72 K APITEl 4

Wie wir diesem dritten Stadium entsprechend denken

und unseren Verstand nach allen Seiten hin öffnen sollten . . . . 74 K APITEl 5

Man muss den Geist in allen Dingen suchen . . . 81 K APITEl 6

Wir müssen die sichtbaren Dinge hinter uns lassen

und unsere Betrachtung auf die unsichtbaren Dinge lenken . . . 85 K APITEl 7

Die geistliche Verdemütigung . . . 90 K APITEl 8

Wie wir geistlich fühlen und die Sinnlichkeit

zur Ruhe bringen müssen . . . 93

(6)

K APITEl 9

sagt uns: Wenn wir im Geiste leben, dürfen wir keine leiblichen Bilder von Gott in uns festhalten; und von

der Sorgfalt, die wir dabei walten lassen müssen . . . 95 K APITEl 10

um Gott kennenzulernen, müssen wir Beispiele benutzen,

die seine unbegreiflichkeit bezeichnen . . . 98 K APITEl 11

lehrt uns, die Güte Gottes zu betrachten, die es ermöglicht,

dass er in uns ist und wir in ihm sind . . . 100 K APITEl 12

Es ist wichtig, unser Denken und unseren Verstand

aufmerksam zu überwachen . . . 103 K APITEl 13

erklärt, wie man das Herz bewachen soll . . . 104 K APITEl 14

In diesem Kapitel wird das dritte Stadium,

das rein Geistliche, abgeschlossen . . . 108

Das vierte Traktat: Das vierte Stadium, das Übernatürliche K APITEl 1

sagt uns, weshalb dieses vierte Stadium

übernatürlich genannt wird . . . 110 K APITEl 2

erklärt uns, wie wichtig die Übung der Nächstenliebe ist,

um sie zu erreichen . . . 115 K APITEl 3

handelt davon, wie notwendig es ist, das leben des Herrn ständig zu betrachten und nachzuahmen, sowie von einigen

Punkten, die seine heilige Menschwerdung betreffen . . . 118

C. Fragen und Antworten FR AGE 1:

Wie können wir ständig in Gott verweilen? . . . 123 FR AGE 2:

Wie kann man es verstehen, dass wir den Geist zum

Himmel erheben sollen, wie die Kirchenväter sagen? . . . 124

(7)

FR AGE 3:

Wie soll man es verstehen, wenn man den Verstand

nach allen Seiten hin öffnen soll? . . . 125 FR AGE 4:

Was soll ein Beter tun, wenn er darunter leidet,

dass er nicht genug Frömmigkeit in sich verspürt? . . . 126 FR AGE 5:

Was können wir unsererseits tun oder nicht tun? . . . 127 FR AGE 6:

Wie können wir uns in der Verdemütigung üben? . . . 128 FR AGE 7:

Warum empfinden die Kontemplativen

manchmal so wenig von der wahren Größe Gottes,

oder nur ganz selten? . . . 131 FR AGE 8:

Warum empfinden manche Menschen geistlich umso weniger, je mehr Eifer sie für die Kontemplation aufwenden?

und: Warum sind sie bei allem Bemühen umso weniger

innerlich dazu bereit? . . . 132 FR AGE 9:

Worin besteht diese geistliche Übung? . . . 133 FR AGE 10:

Einige Regeln für die geistliche Übung

(der inneren Sammlung) . . . . 135 FR AGE 11:

Von der allgemeinen Gebetsform . . . 145 FR AGE 12:

Von der täglichen Gebetsform, mit der Gott

angebetet wird . . . 147 FR AGE 13:

Wie muss Gott geliebt werden? . . . 149 FR AGE 14:

Wie unterscheiden sich der geistliche und der leibliche Trost? . 150 FR AGE 15:

Wie ist die Vaterunser-Bitte: »Dein Wille geschehe«

zu verstehen? . . . 152 FR AGE 16:

Was bedeutet die übernatürliche Vereinigung? . . . 152

(8)

FR AGE 17:

Wie soll sich der Ordensmann in seinem Kloster verhalten? . . 154 FR AGE 18:

Wie sollen wir uns in der liebe üben? . . . 159 FR AGE 19:

Wie soll man das nutzen, was in diesem Buch steht? . . . 161 FR AGE 20:

Wie findet man die innere Sammlung der Seele? . . . 164 FR AGE 21:

Wie kann sich die Seele über sich selbst erheben? . . . 168 FR AGE 22:

Auf welchem Weg kann man zu Gott gelangen? . . . 169 FR AGE 23:

Worin besteht die Wahrheit? . . . 170 FR AGE 24:

Warum wollte Gott, dass das Rote Meer vor der Wüste und der Jordan vor dem Gelobten land (zu bezwingen)

seien? . . . 172 FR AGE 25:

Wie muss der Gehorsam des Ordensmannes

beschaffen sein? . . . 175 FR AGE 26:

Wie soll man mit Gott verbunden sein? . . . 178 FR AGE 27:

Wie viel Zeit muss man aufwenden, um einen geistlichen

Nutzen von der Kontemplation zu haben? . . . 186

Anmerkungen . . . . 191

H E I N R I c H P. B R u B A c H

Nachwort . . . 197

(9)

H E I N R I c H P. B R u B A c H

Einführung

Unbekannte spanische Mystiker des 15 . und 16 . Jahrhunderts1

Das 15. Jahrhundert brachte in dem Bemühen um die Reform der darniederliegenden Kirche eine Bewegung hervor, die – im Gegen- satz zur verweltlichten und politisierten Hierarchie – eine ganz be- sondere spirituelle und mystische Ausprägung hatte. Seit dem Kon- zil von Konstanz (1414–1418), auf dem das unheilvolle Drei-Päps- te-Schisma der Kirche beendet wurde, rief das christliche Volk, ge- rade durch seine besten Glieder, immer lauter nach einer Reform »an Haupt und Gliedern« und der Rückkehr zu den Wurzeln des Glau- bens, zum Evangelium.

In Spanien war es vor allem der Gründer des spanischen Ordens- zweigs der Franziskanerobservanten, Pedro de Villacreces († 1422)2, der nach dem Konzil eine spirituelle Reform auf den Weg brachte. In dem persönlichen Bemühen um Heiligung und einem leben gemäß dem Evangelium verließ er seinen angesehenen lehrstuhl der Moral- theologie an der berühmten universität von Salamanca und zog als

1 Die Informationen zu diesem Text stammen überwiegend aus der Einführung zu dem Buch »VIA SPIRITUS, de Bernabé de Palma / SUBIDA DEL MONTE SIÓN de Bernardino de Laredo, Edición preparada por Teodoro H. Martín, Introducción«

BAC, Madrid 1998.

2 Siehe: www.wikipedia.org/wiki/Pedro_de_Villacreces

(10)

Wanderprediger durch Kastilien. Schließlich ließ er sich in der Nä- he des Ortes Tendilla (Provinz Guadalajara) in einer Einsiedelei nie- der. Hier gründete er das kleine Kloster la Salceda, das zu einem der berühmten Rekollektionshäuser3 der Franziskanerobservanten wur- de, in dem auch so prägende und berühmte Franziskaner wie Kardi- nal Cisneros (1436–1517) und Francisco de Osuna einige Jahre lebten und wirkten.

Einhundert Jahre vor der lutherischen Reformation und dem Kon- zil von Trient waren die Klöster der Franziskaner der strengen Obser- vanz wahre Schatztruhen der Spiritualität und der Reform der Kir- che von innen her. Durch die Betonung der Spiritualität und Rück- führung der Orden zu den Quellen des christlichen Glaubens leiste- ten sie einen frühen und entscheidenden Beitrag zur Reform der Kir- che, ohne dabei ihre Einheit zu gefährden. Allen voran war es die jun- ge Provinz der Franziskanerobservanten in Andalusien, mit dem be- zeichnenden Namen »Provincia de los Ángeles« (Provinz von den En- geln), die neben anderen so heiligmäßige und beeindruckende Gestal- ten wie Bernabé de Palma (1469–1532), Bernardino de Laredo (1482–

1540) und Francisco de Osuna (1492–1541) hervorbrachte. Betrachtet man ihre lebenszeit, dann fällt auf, dass alle drei Zeitgenossen waren und sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch kannten oder zumindest voneinander wussten.

Der spanische Historiker und literaturwissenschaftler M. Menén- dez y Pelayo († 1912) sagt von ihnen: »Die klassischen und schönen

3 Siehe: Saturnino López Santidrián, Einführung in Leben und Werk des Francisco de Osuna; 4. Der junge Priester im Kloster Salceda ...: »Die Rekollektionshäuser erheben sich wie Leuchttürme der inneren Reform ... Ihre Bewohner, 17 in jedem Zentrum, widmeten sich dem Schweigen und dem Gebet, dem Studium und Buß- werken.« Vgl. auch: L. Carrión, Casas de Recollección de la Provincia de la Inma- culada Concepción y estatutos por que se regían. »AIA« (1918) 270; Die von Fran- cisco de Quiñones am 27.7.1523 erlassenen Statuten besagen: »Die Brüder die- ser Häuser sollen hervorleuchten durch Armut, Buße, Strenge und Gebet, in aller Zurückgezogenheit und Abtötung.« Tercer Abecedario Espiritual de Francisco de Osuna, S. 14, BAC 592, Madrid 2015 (Übersetzung H. P. Brubach)

(11)

Bücher über die liebe zu Gott, die im 16. Jahrhundert geschrieben wurden, gründen letztlich in den Schriften der Minderbrüder.«4

und der französische Romanist M. Bataillon († 1977) schreibt:

»um die Geschichte des 16. Jahrhunderts besser zu verstehen, brau- chen wir eine bessere Kenntnis des 15. Jahrhunderts.«5 Damit ge- steht er den Büchern der drei Franziskaner-Mystiker des 15./16. Jahr- hunderts den oft nicht beachteten großen Einfluss auf die eigentli- chen Klassiker der spanischen Mystik eines Ignatius von loyola, ei- ner Teresa de Ávila und eines Juan de la cruz zu. Es ist durchaus keine Übertreibung, von einem spirituellen »Franziskanismus« zu sprechen, der vor allem bei der Abwehr der Reformation als geistige und geistli- che Kraftquelle zur Verfügung stand.

Während Ignatius von loyola, Teresa de Ávila und Juan de la cruz der großen Mehrheit der deutschsprachigen leser ein Begriff sind, und auch Francisco de Osuna mittlerweile einen gewissen Be- kanntheitsgrad erlangte, sind andere Minderbrüder, die mit ihrer Spi- ritualität und ihren – aufgrund eigener spiritueller Erfahrung entstan- denen – Büchern erst die späteren möglich machten, weitestgehend unbekannt geblieben, da sie nie in andere Sprachen übersetzt wurden.

In ihrer Zeit, dem 15./16. Jahrhundert, war das natürlich ganz anders.

Ihre Bücher waren vor allem bei den reformwilligen spanischen Or- densleuten und Geistlichen bekannt. unheilvolle Verstrickungen in der Kirche, vor allem die »schwarze liste« des »Index der verbotenen Bücher« der Inquisition sind daran schuld, dass sie später sogar selbst in Spanien in Vergessenheit gerieten.

4 Damit meinte er die Schriften von Teresa de Ávila, Ignatius von Loyola, Juan de la Cruz, Juan de Ávila u.a.

5 Bataillon, Erasmo y España, (México, Fondo de Cultura Económica, 1950, prólo- go); Zit. nach Th. H. Martín, Introducción XII, Anm. 1.

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Zur Person des Bernabé de Palma

Bernabé wurde in Palma del Río (Provinz córdoba) im Jahre 1469 geboren. Seine Familie stammte aus Sizilien.6 Er war von Beruf Gärt- ner. Im Alter von 22 Jahren trat er als laienbruder in den Franzis- kanerorden ein. Einige Jahre soll er als Eremit in der Sierra Morena (córdoba) gelebt haben.7 Ihm wurden Wunder, die Gabe der Eksta- se und der Verzückung zugeschrieben. Seine Oberen mussten ihm be- fehlen, das Erscheinen dieser Gaben während der Feier der hl. Mes- se tunlichst zu vermeiden, um kein ungebührliches Aufsehen zu erre- gen.

Ein chronist berichtet: Während Bernabé als Pförtner im Kon- vent von Palma del Río diente, hätten sich unter seinen Händen die Almosen auf wundersame Weise vermehrt. Er blieb zeit seines le- bens laienbruder und starb am 14.10.1532 im Ruf der Heiligkeit. Der chronist8 schreibt, sein Antlitz habe noch im Tode so sanft und froh ausgesehen, »als genieße er einen schönen Traum«.

Bernabé de Palma9 werden verschiedene geistliche Werke zuge- schrieben, von denen aber die posthum erschienene Schrift mit dem lateinischen Titel Via Spiritus (Der Weg des Geistes) den meisten Er- folg hatte. Die Schrift selbst ist im Spanisch des 15./16. Jahrhunderts,

6 Wobei wir beachten sollten, dass diese Verbindung im Europa des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit nichts Besonderes darstellte. Das Königreich Sizi- lien gehörte seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bis 1816 mit Unterbrechungen zur spanischen Krone, oder genauer zu Aragón.

7 Eremitagen in der Sierra Morena hatten eine lange Tradition und sind schon seit der Zeit der mozarabischen Kirche, also auch unter der muslimischen Besatzung Andalusiens durch die Mauren, bekannt.

8 Siehe: Historia de la provincia de los Ángeles, Madrid 1642, zit. nach Th. H. Mar- tín, Introducción XVIII, Anm. 3.

9 Sein Ordensname deutet – wie bei Francisco de Osuna – auf seinen Herkunftsort, nicht auf eine adelige Abstammung hin.

(13)

im »Romance« geschrieben. Nach den insgesamt sieben Auflagen, die sein Buch posthum erlebte, geriet er ins Visier der Inquisition und wurde auf den Index gesetzt. Die Schriften verschwanden daraufhin in Spanien und fast in ganz Europa. Dass seine Werke überhaupt er- halten blieben, ist dem portugiesischen Infant-Regenten Kardinal En- rique (1512–1580)10 zu verdanken. Angeregt durch seinen geistli- chen Berater, den Spanier luis de Granada, rettete er die Werke von Bernabé de Palma vor dem Zugriff der Inquisition.11 Erst im 20. Jahr- hundert wurden sie praktisch wiederentdeckt, dank der Bemühungen der schon erwähnten literaturwissenschaftler und einiger spanischer Theologen. unter ihnen sind besonders Teodoro H. Martín und Sa- turnino lópez Santidrián hervorzuheben.

Auch wenn Bernabé de Palma in unseren Breiten noch ein weit- hin unbekannter Mystiker ist, so war er doch wesentlich daran betei- ligt, den Weg der »inneren Sammlung« (recogimiento) als geistliches und mystisches Mittel der Gottbegegnung in seinem Orden und dar- über hinaus einzuführen oder wiederzubeleben. Immer wieder taucht bei ihm das Wort »recogimiento« (zu Deutsch: innere Sammlung oder Gebet der Ruhe) auf; die innere Sammlung, die nur zu errei- chen ist durch eine entsprechende Vorbereitung. Teodoro H. Martín nennt sie treffend einen »Krieg gegen die Veräußerlichung«. Man darf vermuten, dass die tiefe Kenntnis des Gebetes der »inneren Samm- lung« aus dem großen Gebets- und Meditationsschatz des Franziska- nerordens selbst stammt. Wir wissen, dass das Ruhegebet, oder die in- nere Sammlung, noch ältere Wurzeln hat, die möglicherweise noch über cassian hinaus bis zu den Wüstenvätern reichen und in allen al- ten Orden bekannt geblieben sind. Ihre Belebung verdanken wir im

10 Enrique de Avis, letzter Spross der Königsfamilie (1512–1580), Erzbischof von Lis- sabon, Verwalter der Krone nach dem Tod seines Neffen Sebastián, 1578–1580;

da er keine Nachfolge regelte, fiel Portugal an Philipp II. von Spanien.

11 Die erhaltenen Originale sind dementsprechend auch in der National-Bibliothek von Lissabon aufbewahrt.

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15./16. Jahrhundert jedenfalls den Franziskanerobservanten um Ped- ro de Villacreces, Bernabé de Palma, Bernardino de laredo und Fran- cisco de Osuna.

Bernabé de Palma gehörte zu den drei großen andalusischen Fran- ziskanernobservanten, die im 15. und 16. Jahrhundert die berühmte mystische Theologie Spaniens als Mittel der kirchlichen Erneuerung nachhaltig beeinflussten. Es sind in historischer Reihenfolge: Bernabé de Palma, Bernardino de laredo und Francisco de Osuna. Sie alle ge- hörten der Franziskanerprovinz »Von den heiligen Engeln« von Sevil- la an.12 Auf europäischer Ebene kam noch ein weiterer Franziskaner- observant hinzu: Heinrich Herp aus der Ordensprovinz Flandern.

Die hl. Teresa de Ávila bestätigt in ihren Schriften (Buch des le- bens, Kap. 22,1.3.4 / Seelenburg 7.6), dass sie das Buch Via Spiritus kannte und aus ihm lernte, auch wenn sie einige Passagen daraus kri- tisch betrachtete. Doch es war ihr von großem Nutzen, was Bernabé zu »falschen Verzückungen, unreifem apostolischem Eifer und unklu- gen Kasteiungen« sagt. Mehr Einfluss aber hatte Bernabé de Palma auf den geistlichen Zirkel des »cenáculo recoleto de Gandía«, in Gan- día bei Valencia, in dem sich einige dem kontemplativen leben zu- getane Jesuiten versammelten.13 Sie hatten sich der geistlichen Füh- rung des franziskanischen laienbruders Luis de Texeda anvertraut,

12 Wobei einige der Meinung sind, dass Francisco de Osuna zur kastilischen Or- densprovinz gehörte: www.franciscanos.org/enciclopedia/franciscoosuna; M. de Castro, Diccionario de Historia Eclesiástica de España, III, Madrid 1973.

13 Der Einfluss der Mystiker der Franziskanerobservanten auf die Spiritualität des Je- suitenordens ist m.E. bisher zu wenig untersucht worden. So ist der Begriff der

»geistlichen Exerzitien« (ejercicios espirituales), der unweigerlich mit Ignatius von Loyola verbunden wird, auch ein ständig auftauchender Begriff bei den franziska- nischen Zeitgenossen. Der Begriff steht hier für die Übung der »inneren Samm- lung« oder recogimiento u.a. und wird beileibe nicht speziell für die »ignatiani- schen Exerzitien« angewandt. Auch bei dem gleichaltrigen F. de Osuna wird der Begriff »ejercicios espirituales« wie selbstverständlich für die Kontemplation ver- wendet.

(15)

den schon der hl. Francisco de Borja14, der spätere zweite Nachfol- ger des hl. Ignatius, in seiner (weltlichen) Zeit als Vizekönig von Ka- talonien und Herzog von Gandía (Valencia) sehr schätzte. Dieser lai- enbruder hielt vor dem »cenáculo« der Jesuiten Vorträge, deren Basis das Buch Via Spiritus von Bernabé de Palma war. Außerdem benutz- te er das Directorium aureum contemplativorum des Heinrich Herp, das im deutschsprachigen Raum unter dem Titel Spiegel der Vollkom- menheit bekannt war.15 In der Folge traten mehrere Jesuiten in die Kartause von Valencia ein. Im Jesuitenorden entstand daraufhin eine nicht ganz ungefährliche Diskussion über Sinn und Wert der »vita ac- tiva« im Gegensatz zur »vita contemplativa«. um die Einheit des Or- dens und seine pastorale und missionarische Ausrichtung zu wahren, griff Ignatius von loyola selbst ein, indem er klar den apostolischen Auftrag, also die vita activa, seines Ordens unterstrich.

Der »ungebildete« (wie er sich selbst nannte) laienbruder Bernabé de Palma, der niemals ein theologisches Studium absolvierte, hätte sich nie vorstellen können, dass er nach seinem Tode einmal von so vielen heiligmäßigen, berühmten und gelehrten leuten gelesen wür- de. Zu ihnen zählen nicht nur Teresa de Ávila und Franz von Borja, sondern auch Antonio corderes, Rektor der universität von Gandía und Provinzial des Jesuitenordens in der Provinz Toledo, sowie der hl.

Juan de Ávila16. Gerade der letztere war ein eifriger leser des Via Spi- ritus.

14 Besser bekannt unter dem italienischen Borgia; zur Person siehe: LThK3, 1993–

2001, IV, Sp. 47, Franz v. Borja (Borgia).

15 Zur Person des Heinrich Herp siehe: LThK3, 1993–2001, IV, Sp. 1388.

16 Juan de Ávila (1499–1569), Sohn jüd. Konvertiten (conversos), Priester, Prediger, geistl. Schriftsteller. Volksmissionar in Andalusien. Hervorragende Leistung für den Aufbau akademischer Bildungsanstalten nach der Reconquista: Gründung von 15 Gymnasien, Gründung der Universität von Baeza, Mitbegründer der Uni- versität von Granada. Reger Gedankenaustausch mit Teresa de Ávila (die ja auch von »conversos« abstammte), Johannes von Gott, Franz von Borja, Ignatius von Loyola. Insgesamt sind 250 Briefe erhalten. Heiligsprechung: 31. Mai 1970 (!)

(16)

Zum Aufbau des Buches

Es geht um die Vereinigung der Seele mit Gott (unión del alma con Dios). Das ist nur, wie Bernabé sagt, über die Kontemplation mög- lich. Er betont ausdrücklich, dass er sein Werk für Beginnende oder Anfänger (principiantes) schreibt. Damit sind aber beileibe keine An- fänger im strengen Sinne gemeint, sondern solche, die schon begon- nen haben, die Bedeutung der geistlichen Ruhe (quietud) zu erken- nen, das heißt also schon in die Kontemplation eingeführt wurden. Er möchte sie davor bewahren, dass ihnen dasselbe widerfährt wie ihm, der zwanzig Jahre lang auf Irrwegen danach suchte, bis er endlich die Übung der »inneren Sammlung« (recogimiento) oder »die Wohnung Gottes in der Seele« (morada de Dios en el alma) entdeckte.

Fünf Dinge sind es, auf die der »Anfänger« zu achten hat:

1. Preparación – die Vorbereitung 2. Puro corpóreo – das rein leibliche

3. corporal y espiritual – leibliches und Geistliches 4. Puro espiritual – das rein Geistliche 5. Sobrenatural – das Übernatürliche

»Diese fünf Dinge sind wie Tagesreisen, die man gehen muss, um zur Vollkommenheit zu gelangen«, betont er in seinem Vorwort. Da- nach folgen kurze Kommentare zur Menschwerdung und Geburt des Herrn sowie zum leben und leiden christi. Es handelt sich um klei- nere Traktate, die wenig Mehrwert zum Werk beitragen.

Hier könnte das Werk zu Ende sein, aber der Autor fügt noch 27

»Fragen und Antworten« hinzu, die den zweiten Teil des Werkes aus- machen. In ihnen bietet er einige Ergänzungen und Erklärungen über das vorher Gesagte an. Es handelt sich um Randbemerkungen, die aber offensichtlich dazu dienen sollen, das Vorherige genauer und

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zweifelsfrei zu erklären. Gleichzeitig dürften sie aber im Blick auf das schon beginnende Misstrauen der Inquisition eine Art Selbstverteidi- gung sein.

Das Buch Via Spiritus wurde zwei Monate nach dem Tode Bernabés zum ersten Mal veröffentlicht und erreichte in den zwanzig Jahren danach insgesamt sieben Auflagen, bis der »Index der verbote- nen Bücher« es aufführt und damit seiner Verbreitung ein Ende setzt.

Drei der Auflagen wurden bearbeitet, das heißt verkürzt, um Teile her- auszunehmen, die das Verbot durch die Inquisition verhindern sollten.

Anmerkung zu den verschiedenen Auflagen des Buches

Vollständige Auflagen erschienen in Sevilla 1532; Flandern 1533–

1534; Salamanca 1541 und Barcelona 1549. Gekürzte Ausgaben er- schienen in: Valencia 1546; Toledo 1550 und 1553. letztere wurde von Juan de Borja, dem Sohn des hl. Francisco de Borja, besorgt. Die- ser Text liegt der vorliegenden Ausgabe zugrunde; er ist auch in einer neueren spanischen Ausgabe verfügbar (Biblioteca de autores cristia- nos, Madrid 1998).

Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass die unterschiede zwi- schen den vollständigen und gekürzten Ausgaben lediglich in Kür- zungen der einzelnen Traktate und in der Auslassung von einigen Ka- piteln bestehen. Der Herausgeber der neueren spanischen Ausgabe, Teodoro H. Martín, zitiert in der Würdigung des Werkes den ers- ten Wieder-Herausgeber Sainz Rodriguez (1961): »Wie jedes Werk der Mystik, so ist Via Spiritus ein Buch von ständiger Aktualität. Wir dürfen uns rühmen, es nach vierhundert Jahren Abwesenheit, wieder in die Hände aller, die Spanisch lesen, gelegt zu haben.«17

17 Vgl. Teodoro H. Martín, Introducción, S. XIX, Anm. 8.

(18)

Der Übersetzer hofft, dass es auch im deutschsprachigen Raum, in den es wegen der fehlenden Übersetzung nie vordringen konnte, nicht ohne Aufnahme bleiben wird. Die Suche nach Gott ist ja, fern aller zeitgebundenen Moden, für jeden denkenden und fragenden Men- schen ein lebenswichtiges Thema. Im Blick auf die Übersetzung sei dies noch angefügt: Der Text der Übersetzung wurde möglichst nahe am Wortsinn des Originals gehalten. Wegen der besseren lesbarkeit mussten aber Kompromisse eingegangen werden, die jedoch nicht sinnentstellend sind. Die Hinweise auf die Schriftstellen oder ande- re hilfreiche Informationen wurden vom Übersetzer eingefügt. Dies geschah einerseits mit der Absicht, aufzuzeigen, wie sehr die Mystik der Observanten von einer tiefen und umfassenden Kenntnis der Hei- ligen Schrift beider Testamente geprägt war. Andere Hinweise ma- chen historische Zusammenhänge deutlich oder dienen der allgemei- nen Information.

Auch wenn dieses Buch ursprünglich für Ordensleute geschrieben wurde, so kann es doch einem jeden gläubigen christen auf dem Weg in das Gebet der Ruhe oder der inneren Sammlung eine große Hilfe sein. Dass dieses Anliegen des Ruhegebetes und der inneren Samm- lung (recogimiento) auch aktuell die Menschen bewegt, zeigen zahlrei- che Bücher zum Thema.

Der Kirche von heute, die wieder einmal dringend der »Reform an Haupt und Gliedern« bedarf, kann es zudem – wie im 15./16. Jahr- hundert, dem »Goldenen Zeitalter«, dem »Siglo de oro« des Spaniens der Renaissance – einen Weg aus der Verflachung und Verdunstung des Glaubens in die Tiefe zeigen.

Chilches (Málaga), im Herbst 2019 Heinrich P. Brubach

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Idealisierte Darstellung von Bernabé de Palma aus der

»Galerie berühmter Persönlichkeiten von Palma del Río«.

Mit freundlicher Genehmigung der Stadtverwaltung von Palma del Río (Provinz córdoba)

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B E R N A B é D E PA l M A

Der Weg des Geistes

Via Spiritus

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Vorwort des Autors

Alles, was ein Mensch besitzt, ist ihm gegeben, damit seine Seele sich mit umso größerer Freiheit Gott zuwenden kann. Gott aber können wir weder suchen noch finden oder besitzen, es sei denn auf dem Weg der Kontemplation. Darum versuche ich auch mithilfe dieses Bu- ches, die Seelen zu diesem vollkommenen Ziel zu ermuntern. Sie soll- ten aber wissen, wenn ich hier nicht die Betrachtung der Geheimnis- se des lebens und leidens christi behandele, dann nur deshalb, weil ich diese geistliche Übung stillschweigend voraussetze. Denn ihre Be- trachtung ist wie ein Schlüssel und Schatz der Vollkommenheit. Die Betrachtung der Mysterien des lebens, leidens und Sterbens unseres Herrn Jesus christus ist eine Vorbedingung und muss der Kontemp- lation genauso vorangehen wie die Grammatik der logik und die lo- gik der Theologie; ebenso muss man sich (vor Gott) verdemütigen, be- vor man die Geheimnisse christi betrachtet. Die Erhabenheit dieser geistlichen Übung muss der hohen Kontemplation vorangehen. Doch da das Ziel dieses Buches die mystische Theologie ist, richte ich natur- gemäß meine Aufmerksamkeit allein auf sie. Auch wenn ich nur in wenigen Punkten die eigentliche Kenntnis der Mysterien des lebens und der Nachfolge christi berühre, so glaube mir dennoch, geneigter leser, dass es ohne dieses Fundament unmöglich ist, ein so hohes Ge- bäude wie das der Kontemplation zu errichten. Es ist unmöglich, sich auf den Weg der Kontemplation zu begeben, ohne in die Fußstap- fen christi zu treten und ohne demütige Erforschung seiner selbst, um sich von Grund auf selbst kennenzulernen. Denn nur die Seele, die darin geübt ist, wird in Gott ruhen können. Die Seele aber, wel- che bewusst diese Übungen auslässt, hat weder Erfahrung in diesen

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Dingen, noch hat sie diesen Begriff (d.i. die innere Sammlung) und diese Übung verstanden; doch um Gott zu suchen, ist es nötig, zuerst sich selbst zu suchen. Denn je geringer man sich selbst schätzt, desto mehr ist man für die Erkenntnis Gottes geeignet. Was man von ihm erkennt, ist das Maß der liebe, die ja das Ziel der Kontemplation ist.

Das also sind die unverzichtbaren Mittel, und niemand möge glau- ben, dass ich mich von ihnen entfernen wolle.1

Wenn ich hier nicht so viele Regeln aufstelle, wie es eigentlich nö- tig wäre, dann nur deshalb, weil sich dieses Buch an jene wendet, die schon begonnen haben, sich auf den geistlichen Weg zu machen, und daran gewöhnt sind, sich immer und bedingungslos selbst zu suchen.

Darum, lieber Anfänger, wenn du diese unterweisung liest, dann meine ich damit nicht alle, die eben erst (den geistlichen Weg) begin- nen, sondern jene Anfänger, die schon die Ruhe (der inneren Samm- lung) gefunden haben und ihren Nutzen erkennen. Diese flehe ich um der liebe Gottes willen an, dass sie mit Geduld und Gelassenheit alle Widerwärtigkeiten ertragen, die sich auf diesem Wege ergeben könnten. Sie mögen auch die nicht verurteilen, die sie verurteilen, und zwar nicht deshalb, weil deren urteil eventuell gut und heilig ist, son- dern weil sie sich als rechte Kontemplative zu christus als ihrem An- walt flüchten, wenn man über sie urteilt und sie verfolgt. Sie sollten in großer Ruhe schweigen, mit liebe und aus liebe. Sie sollten auch be- denken, dass derjenige, der sie zurechtweist, ihnen einen Vorteil an Ruhe und Kontemplation bringt.

In diesem Buch werden fünf Dinge behandelt:

• Vorbereitung,

• rein Leibliches,

• Leibliches und Geistliches,

• rein Geistliches,

• Übernatürliches.

(25)

Das erste bereitet das zweite vor, das zweite das dritte, das dritte das vierte. Wenn die Seele bei diesem vierten Stadium angelangt ist, dann fehlt ihr nichts, um mit Gott vereint zu werden, außer seiner göttli- chen Einwilligung. Diese fünf Dinge sind wie fünf Tagesstrecken, die man gehen muss, um zur Vollkommenheit des geistlichen Weges zu kommen. Von diesen fünf Dingen, muss man sagen, ist der Anfang das Bessere und Vorrangige, weil er so notwendig ist. Man muss sich also gebührend vorbereiten; denn ohne Vorbereitung kann man un- möglich zum Ziel gelangen. Niemand soll denken, man könne auch ohne Vorbereitung etwas von der Ruhe in Gott verschmecken. Viel- mehr bleiben solche leute in dem hässlichen Zustand, etwas zu wis- sen, ohne es in die Tat umzusetzen. Denjenigen, die so leben, hat Gott die ewige Verdammnis angedroht, denn sie verlieren sich selbst und sind für andere ein schlechtes Beispiel.

(26)

A . Vorbereitung

K APITEL 1

Wie man sich bei der Lektüre verhalten soll, wenn man einen Nutzen daraus ziehen will.

Man muss zwei Regeln beachten, wenn man aus einer lektüre Nut- zen ziehen will. Die erste besteht darin, dass man das ganze Buch le- sen soll, indem man in Ruhe über die Materie, die es behandelt, nach- denkt und gleichzeitig die Aussageabsicht und den Geist des Autors zu ergründen sucht. Andernfalls können die leser nicht zur Einsicht gelangen, und sie bleiben ohne die geistlichen Früchte; denn etwas, das falsch verstanden wird, kann nichts Gutes hervorbringen, und es wird denjenigen schaden, die sie (mithilfe dieses Buches) zu lehren vorgeben.

Die zweite Regel lautet: Man muss unbedingt die Prinzipien des Buches, welche für die Anfänger wichtig sind, lesen und verwirkli- chen. Wenn sie einen Nutzen daraus ziehen wollen, sollen sie es von Anfang an lesen und solange sie das, was sie lesen, nicht in die Tat umgesetzt haben, sollen sie nicht fortfahren, außer sie wollten sehen, was ihnen sonst noch für das geistliche leben fehlt. Das hat zwar sei- ne Gültigkeit für jedes Buch, das von der Kontemplation handelt, für dieses Buch aber gilt es ganz besonders, damit die schwierigen Din- ge, von denen es spricht, verstanden werden. Zuerst müssen die Din- ge, die ihnen vorausgehen, erkannt und in die Tat umgesetzt sein.

(27)

Ein weiterer Hinweis ist für die Anfänger in der geistlichen Übung der inneren Sammlung wichtig, damit sie nicht getäuscht werden. Sie sollten wissen, dass so manche Autoren nichts von den schwierigen geistlichen Erfahrungen schreiben, die am Beginn stehen können. Es sind: Gemütskälte, geistliche Trockenheit, Versuchungen und ähnli- che geistliche Schwierigkeiten. Sie schweigen darüber, weil sie mei- nen, ihre leser hätten diese Hindernisse schon überwunden. Darum beginnen sie sogleich mit den hohen Dingen, ohne sich bei den Prob- lemen des Anfangs aufzuhalten. (Doch das ist ein Irrtum.)

K APITEL 2

In ihm erklärt der Autor seine Absicht.

Mit diesem Buch beabsichtige ich, Regeln aufzustellen, die es dem leser ermöglichen, aus einem fleischlichen Menschen zu einem geist- lichen Menschen zu werden. So soll er in ein Stadium geführt wer- den, das in allen Dingen vom Geist gelenkt wird, damit der innere Mensch im geistlichen Sprechen auferbaut werde. In diesem Stadium erfreut er sich an nichts, es sei denn auf geistliche Weise. Die fleischli- chen leidenschaften können ihn weder zu irgendeiner Schuld nieder- ringen noch seine ständigen Übungen verhindern. Denn durch die- se Übungen, und nicht ohne sie, bereitet sich die Seele darauf vor, die Gaben Gottes zu empfangen, nachdem jede unreinheit verworfen ist.

Dieses Stadium lehrt, wie man auf dem Weg des lebens gehen und den anderen Weg, der zum Tode führt, fliehen kann. Es lehrt auch, die Zeichen zu entdecken, durch die ein jeder erkennen kann, auf wel- chem Wege er sich befindet. Es ist Sache des lesers, sich seinerseits ans Werk zu machen; denn ohne es in die Tat umzusetzen zieht er kei- nen Nutzen daraus, sondern erleidet viel ungemach.

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