Digitale Sammlungen der Universitätsbibliothek Stuttgart
Persistenter Identifier: 1499766280559_1907
Titel: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen
Ort: Stuttgart
Datierung: 1907
Signatur: XIX/1085.4-4,1907
Strukturtyp: volume
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
PURL: https://digibus.ub.uni-stuttgart.de/viewer/
image/1499766280559_1907/1/
Abschnitt: Das Merkelsche Schwimmbad in Esslingen am Neckar
Strukturtyp: article
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
PURL: https://digibus.ub.uni-stuttgart.de/viewer/
image/1499766280559_1907/316/LOG_0132/
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FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN EL
SAS S - LOTHRINGEN
Stuttgart, 21. September 1907
Inhalt: Das Merkelsohe Schwimmbad in Eßlingen a. N. — Neue Bauordnung Württembergs. — Vom
Holzmarkt. — Yereinsmitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher. — Briefkasten. — Anfragen.
~ • HAUSTEIN 1
Alle Rechte Vorbehalten
Das Merkelsche Schwimmbad in Eßlingen a. N.
Architekt Hans Meyer- Gießen Die Bewegung zur Errichtung öffentlicher Bade
anstalten, die in den letzten Jahrzehnten immer weitere Kreise zog, hat in unserm Lande einen fruchtbaren Boden gefunden — eine ganze Reihe von Schwimmbädern ist erstanden, die zum Teil als mustergültig in ihrer Art gelten können. Zu diesen gehört das neue Eßlinger Schwimmbad, das auch noch in andrer Beziehung be merkenswert ist. Während sonst die Stadtverwaltung es ist, welche die Errichtung und den Betrieb der betreffen den Badeanstalt in die Hand nimmt, hat es die Stadt Eßlingen der Hochherzigkeit eines Mitbürgers, des Geh. Kommerzienrats Oskar Merkel, zu danken, daß ihre Einwohner die W ohltat eines mit den neuesten Errungen schaften der Technik und Hygiene ausgestatteten Bades
genießen. Zur Beschreibung desselben übergehend, folgen
wir der zur Eröffnung der Anstalt in Paul Reffs Verlag
(Max Schreiber), Eßlingen, erschienenen Festschrift, der
auch die Abbildungen entnommen sind, die wir zur Ver
anschaulichung der textlichen Darstellung beifügen.
Für die Außengestaltung des Bades sollte Einfachheit und Vornehmheit maßgebend sein unter gleichzeitiger Betonung des Charakters als Badehaus. Innerlich war
Bedingung: praktische und geschmackvolle Anlage, welche
durchweg Sauberkeit im Auge hat. Die Baustelle ist für den allgemeinen Verkehr günstig gelegen, wenn auch an keiner der Hauptverkehrsstraßen. Nahe dem Zentrum der Stadt, ist das Bad von allen Seiten leicht erreichbar.Die Anlage gruppiert sich aus: a) dem Vorderbau;
b) dem Schwimmhallenbau; c) dem Kesselhaus und seinen Nebenanlagen. Diese einzelnen*Gruppen, deren Zweck
Merkelsches Schwimmbad in Eßlingen Hauptansicht
Oi^lU^lC Ji 11 u
FÜR WÜRTTEMBERG BADEN HESSEN EL¬
SAS S - LOTHRINGEN
Stuttgart, 21. September 1907
Inhalt: Das Merkelsohe Schwimmbad in Eßlingen a. N. — Neue Bauordnung Württembergs. — Vom Holzmarkt. — Yereinsmitteilungen.—Wettbewerbe.— Kleine Mitteilungen.— Personalien.— Bücher.—
Briefkasten. — Anfragen.
..~ .
....
•HAUSTEIN---
1AlleRechteVorbehalten
Das Merkelsche Schwimmbad in Eßlingen
a. N.Architekt Hans Meyer-Gießen
Die Bewegung zur Errichtung öffentlicher Bade¬
anstalten, die in den letzten Jahrzehnten immer weitere Kreise zog, hat in unserm Lande einen fruchtbaren Boden gefunden — eine ganze Reihe von Schwimmbädern ist erstanden, die zum Teil als mustergültig in ihrer
Art
gelten können. Zu diesen gehört das neue Eßlinger Schwimmbad, das auch noch in andrer Beziehung be¬
merkenswert ist. Während sonst die Stadtverwaltung es
ist, welche die Errichtung und den Betrieb der betreffen¬
den Badeanstalt in die Hand nimmt, hat es die Stadt Eßlingen der Hochherzigkeit eines Mitbürgers, des Geh.Kommerzienrats OskarMerkel, zu danken, daß ihre Einwohner die Wohltat einesmit den neuestenErrungen¬
schaften der Technik und Hygiene ausgestatteten Bades genießen. Zur Beschreibungdesselben übergehend, folgen
wir der zur Eröffnung derAnstalt in Paul Reffs Verlag (Max Schreiber), Eßlingen, erschienenen Festschrift, der auch die Abbildungen entnommen sind, die wir zurVer¬
anschaulichung der textlichen Darstellung beifügen.
Für die Außengestaltung des Bades sollteEinfachheit und Vornehmheit maßgebend sein unter gleichzeitiger Betonung des Charakters als Badehaus. Innerlich war Bedingung: praktische undgeschmackvolleAnlage, welche durchweg Sauberkeit im Auge hat. Die Baustelle ist für den allgemeinen Verkehr günstig gelegen, wenn auch an keiner der Hauptverkehrsstraßen. Nahedem Zentrum derStadt, ist das Bad von allen Seiten leicht erreichbar.
Die Anlage gruppiert sich aus: a) dem Vorderbau;
b) demSchwimmhallenbau; c) demKesselhaus undseinen Nebenanlagen. Diese einzelnen*Gruppen, deren Zweck
Merkelsches Schwimmbad in Eßlingen Hauptansicht
298 BAUZEITUNG Nr. 88
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charakteristisch zum Ausdruck gebracht wurde, schließen sich eng aneinander an und bilden ein harmonisches Ganzes.
Der Haupteingang — etwa in der Mitte der lang gestreckten Gebäudefront gelegen — wird von einem
eingebauten Windfang abgeschlossen. Durchschreiten
wir diesen, so gelangen wir in den stattlichen Vor- raum, die Empfangs- oder Wartehalle. Abweichend
von der bisher üblichen Form, die Badegäste nach Empfangnahme ihrer Karten in gesonderte Warte räume zu verweisen, zeigt die vorliegende Anordnung eine zentral gelegene Haupthalle, welche nicht nur in übersichtlicher Weise die Zugänge zu den einzel nen Baderäumen klar überschauen läßt, sondern auch eine gewisse Behaglichkeit verrät und zum Verweilen einlädt. Betritt der Badegast diesen Raum,
so wird er sofort ersehen können, wo er sich hin zuwenden hat. Links im Vordergrund befindet sich die Kasse mit Wäscheausgabe, ein erkerartiger Ein bau, der dem Kassenbeamten leichte Uebersicht über
alle Hauptzugänge gewährt. Gegenüber führt die
große marmorbekleidete Freitreppe zum oberen Stock werk. An die massive Wangenmauer schmiegt sich eine Steinbank und unterhalb des Podestes eine Brunnenschale, in welche ein lustiges Trio von in Kupfer getriebenen Fröschen frisches Trink wasser spendet. Rechts davon befindet sich ein niedliches Erkerplätzchen, mit Korbmöbeln behaglich
ausgestattet. An der linken Ecke, am Eingang zu den Dampf- und Heifiluftbädern, neben dem wärmenden Heizkörper, bildet eine eichene Bank im Stile des Kassenhäuschens eine weitere Sitzgelegenheit.
Von dieser zentral gelegenen, durch zwei Stock werke durchgeführten Wartehalle aus sind alle Bäder zu erreichen. Rechts führt der Eingang zu den Wannenbädern I. Klasse für Männer. Dar über liegen die Wannenbäder I. Klasse für Frauen, dar unter im Untergeschoß dieses Flügelbaues die Wannen bäder II. Klasse und die Brausebäder. Letztere sind getrennt angelegt, aber so, daß sie jederzeit von beiden Geschlechtern benutzt werden können. Linksseits in der Halle erreicht man durch den Ruheraum die Dampf- und Heißluftbäder, das elektrische Lichtbad sowie den Massage- und Brauseraum mit dem Vollbad.
Gehen wir zurück zur Haupthalle, so er
reichen wir, über einige Stufen der Freitreppe, die Schwimmhalle. Doch ehe wir diese betreten, übersehen wir weiter noch die Zugänge nach dem Obergeschoß. Die Haupttreppe wird an drei Seiten von einer teils frei überragenden, teils eingebauten Galerie umrahmt. Diese bietet in der lauschigen Nische vor dem großen farbigen Fenster den Damen während der Wartezeit ein
behagliches Sitzplätzchen. Auch der Zugang
zu dem oberen Teil der Schwimmhalle wird von der Galerie aus ermöglicht, jedoch soll er nur in Ausnahmefällen benutzt werden. Während der
linksseitige Flügelbau im Obergeschoß die Woh
nung des Badeverwalters enthält, birgt das Souter rain an dieser Stelle die umfangreiche Wäscherei anlage. Auch hier ist wie bei allen andern Räumen auf Zweckdienlichkeit in erster Linie Rücksicht genommen.Der ganze Verkehr spielt sich, wie in allen
derartigen Räumen, mit einer gewissen logischen
Natürlichkeit ab. Der äußere Umgang umreiht die Aus- bezw. Ankleidezellen, wogegen der innereUmgang das Bassin begrenzt. Die Hauptein
gangstüre wird vor Zugluft durch einige Zellen einbauten abgeschlossen und verhindert so auch den direkten Einblick in die Schwimmhalle. Tritt man neben diesen sich selbstbildenden Windfang,so überblickt man — sei es von der rechten oder linken Zugangsseite — die ganze Schwimmhalle.
Großzügig und weit angelegt wird der Beschauer den blau in blau durchfluteten Hallenbau vor
sich finden. Zwischen kräftigen Mauerpfeilern
sind die schmucken Zellen eingebaut. An der Rückseite der Halle liegen rechts und links nebenf37rst5»M;iEnN
Merkelsches Schwimmbad Eßlingen.
Architekt Hans Meyer, Gießen
Grundrisse
298 BAUZEITUNG Nr.88
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charakteristisch zum Ausdruck gebracht wurde, schließen sich eng aneinander an und bilden ein harmonisches Ganzes.
Der Haupteingang — etwa in der Mitte der lang¬
gestreckten Gebäudefront gelegen — wird von einem eingebauten Windfang abgeschlossen. Durchschreiten wir diesen, so gelangen wir in den stattlichen Vor- raum, die Empfangs- oder Wartehalle. Abweichend
von der bisher üblichen Form, die Badegäste nach Empfangnahme ihrer Karten in gesonderte Warte¬
räume zuverweisen, zeigt die vorliegendeAnordnung eine zentral gelegene Haupthalle, welche nicht nur in übersichtlicherWeise die Zugänge zu den einzel¬
nen Baderäumen klar überschauen läßt, sondern auch eine gewisse Behaglichkeit verrät und zum Verweileneinlädt. Betrittder BadegastdiesenRaum, so wird er sofort ersehen können, wo er sich hin¬
zuwenden hat. Links im Vordergrund befindet sich die Kasse mit Wäscheausgabe, ein erkerartigerEin¬
bau, der dem KassenbeamtenleichteUebersicht über alle Hauptzugänge gewährt. Gegenüber führt die großemarmorbekleideteFreitreppezum oberen Stock¬
werk. An die massive Wangenmauer schmiegt sich eine Steinbank und unterhalb des Podestes eine Brunnenschale, in welche ein lustiges Trio von in Kupfer getriebenen Fröschen frisches Trink¬
wasser spendet. Rechts davon befindet sicheinnied¬
liches Erkerplätzchen, mit Korbmöbeln behaglich ausgestattet. An der linken Ecke, am Eingang zu den Dampf- und Heifiluftbädern, neben dem wärmenden Heizkörper, bildet eine eichene Bank im Stile des Kassenhäuschens eine weitere Sitz¬
gelegenheit.
Von dieser zentral gelegenen, durch zwei Stock¬
werke durchgeführten Wartehalle aus sind alle Bäder zu erreichen. Rechts führt der Eingang zu den Wannenbädern
I.
Klasse für Männer. Dar¬über liegen die Wannenbäder I. Klasse für Frauen, dar¬
unter im Untergeschoß dieses Flügelbaues die Wannen¬
bäder
II.
Klasse und die Brausebäder. Letztere sind getrennt angelegt, aber so, daß sie jederzeit von beiden Geschlechtern benutzt werden können. Linksseits in der Halle erreicht man durch den Ruheraum die Dampf- und Heißluftbäder, das elektrische Lichtbad sowie den Massage- und Brauseraum mit dem Vollbad.Gehen wir zurück zur Haupthalle, so er¬
reichen wir, über einige Stufen der Freitreppe, die Schwimmhalle. Doch ehewir diese betreten, übersehen wir weiter noch die Zugänge nach dem Obergeschoß. Die Haupttreppe wird an drei Seiten von einer teils frei überragenden, teils eingebauten Galerie umrahmt. Diese bietet in der lauschigen Nische vor dem großen farbigen Fenster den Damen während der Wartezeit ein behagliches Sitzplätzchen. Auch der Zugang zu dem oberenTeil der Schwimmhallewird von der Galerie ausermöglicht, jedoch soll er nur in Ausnahmefällen benutzt werden. Während der linksseitige Flügelbau im Obergeschoß die Woh¬
nungdesBadeverwaltersenthält,birgtdas Souter¬
rain andieser Stelle die umfangreiche Wäscherei¬
anlage. Auch hier ist wie bei allen andern Räumen auf Zweckdienlichkeit in erster Linie Rücksicht genommen.
Der ganze Verkehr spielt sich, wie in allen derartigen Räumen, mit einer gewissen logischen Natürlichkeit ab. Der äußere Umgang umreiht dieAus-bezw.Ankleidezellen,wogegen der innere Umgang das Bassin begrenzt. Die Hauptein¬
gangstüre wird vor Zugluft durch einige Zellen¬
einbauten abgeschlossen und verhindert so auch den direktenEinblick in die Schwimmhalle.
Tritt
man neben diesen sichselbstbildenden Windfang,
so überblicktman — sei es von der rechten oder linken Zugangsseite — die ganze Schwimmhalle.
Großzügig undweit angelegt wird der Beschauer den blau in blau durchfluteten Hallenbau vor sich finden. Zwischen kräftigen Mauerpfeilern sind die schmucken Zellen eingebaut. An der Rückseite der Halle liegen rechts und linksneben
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Merkelsches Schwimmbad Eßlingen.
Architekt Hans Meyer, Gießen
Grundrisse
21. September 1907 BAUZBITDNG 299
der in der Mittelachse gelegenen Abgangstreppe die beiden Reinigungsräume, an welche sich die Toiletten anschließen.
Hechts- und linksseitig an den äußeren Umgängen der Schwimmhalle sind kleine halbgewundene Treppen ange baut, die die Yerbindung mit den über den Reinigungsbädern liegenden Massenauskleideräumen für Schüler herstellen.
Im Souterrain der Schwimmhalle sind ein Teppich trockenraum und verschiedene Heizkammern eingebaut, während der ganze hintere Raum unter den Reinigungs bädern für die Apparate und für eine Werkstätte aus gebaut bezw. eingerichtet ist. Anschließend an diese Räume sehen wir den Wasserreiniger für die Dampf kessel und das stattliche Kesselhaus, an welches sich der 30 m hohe Dampfschornstein und das Kohlenlager an
gliedern.
Das Bestreben des Bauherrn war von Anbeginn darauf gerichtet, nicht durch Aeußerlichkeiten zu glänzen, sondern in erster Linie durch Gediegenheit, Solidität und vor nehme Ruhe dem Haus zu einem bleibenden Wert zu verhelfen.
Die Fundierung bot keine besonderen Schwierigkeiten, immerhin war teilweise eine tiefere Gründung als normal erforderlich, die jedoch ohne Verzögerung des Bautermins in Zementbeton vorgenommen werden konnte. Auch der Aufbau des ganzen Untergeschosses bis auf Erdgeschoß höhe besteht aus Zementbeton, während von hier ab
Ziegelmauerwerk mit umfangreichen Isolierungen und Bei gabe von Zement für den ganzen Oberbau zur Anwendung kam. Alle Decken sind durchweg massiv ausgeführt und teils in Beton zwischen Eisenträgern, teils als sog. eisen armierte Betondecken konstruiert.
Besondere Sorgfalt wurde auf diejenigen Böden ver wandt, welche fast den ganzen Tag über von Wasser berieselt werden, wie z. B. im Brause- und Vollbade- raum, dem Dampfbad und den Reinigungsbädern; hier wurde außer wasserdichtem Zementputz eine Asphalt- Bleiisolierung angebracht, welche dann wieder dicht in Zement geschlossen und hierauf mit den Fußbodenplatten abgedeckt wurde. Was an Isolierungen der Wände und Decken zum Schutz gegen Wärme, Kälte und Feuchtig keit u. s. w. erforderlich war, ist außer dem bewährten, dichten, feingeplätteten Zementputz noch mit Kork er reicht worden, der, wie z. B. im Luftbad, gegen Wärme verlust, im Dampfbad gegen Durchdringen von Feuchtigkeit einerseits und die stark wechselnden
Witterungseinflüsse anderseits dienen mußte. So wurde auch auf die Aus führung der Gewölbetonne in der Schwimmhalle eine besondere Sorgfalt verwendet. Den starken Niederschlägen, welche sich in andern Schwimmhallen so oft als Mißstand zeigen und dem Bau Schaden bringen — insbesondere im
Winter, wenn wenig gelüftet werden kann, oder bei starkem Temperatur wechsel —, wurde dadurch begegnet, daß das ca. 7 cm dicke Rabitzgewölbe mit Bimsbeton ausgestampft und mit Milch kalkmörtel verputzt wurde. Ferner ist zum weiteren Ausgleich der Temperaturen unter den Dachsparren eine 4 cm starke Korkisolierung mit einem Rapputz an gebracht und auch der zwischen Gewölbe decke und Dachfläche verbleibende Hohl raum des Daches mit einer besonderen
Lufterwärmung versehen.
Die Anwendung von Fliesen zur Wand- und Fußbodenbekleidung ist in allen Baderäumen und selbst auf den Vorplätzen durchgeführt, wird doch damit die größte und leichteste Sicherheit für Reinhaltung erzielt. Kalkfarben-, Kasein-
und Oelanstriche wechseln je nach Zweckdienlichkeit und Wert des Aussehens miteinander ab, wobei teure Malereien oder dergl. streng vermieden wurden. Die Eingangshalle sollte in nichts beengend, sondern durch die Größe des Raumes wirken. Den Plattenboden bilden einfarbige Fliesen. Das Holzwerk, hell eichen
gebeizt, gibt mit den graugelb getönten Steinwangen
und den chamoisgelben Wänden eine angenehme Far benstimmung, welche sich mit der kassettierten Stuck decke harmonisch vereinigt. Rings um die Hallen wand bis empor zur Galerie schließt ein Marmorsockel den Anstrich ab. Das dunkelblaue schmiedeiserne Geländer hat Einsätze aus Duranabronze. Der ovale Lüster ist in Altmessing ausgeführt. Die Kunstverglasung der Fenster verleiht dem Ganzen eine feierliche Stimmung.Von den Baderäumen verdient die Schwimmhalle, die in ihren größten Ausdehnungen 11X 24 m mißt, be sondere Erwähnung. Weiträumig und in guten Verhält nissen gehalten, wölbt sich die mit kräftig ornamentierten Bändern (Gurtbogen) unterbrochene Hallendecke bis zur Höhe von 12 m empor. Der Boden des Bassins ist mit blauen Fliesen belegt, während die Wände ganz in Weiß gehalten sind. Die Hauptpfeiler der Schwimmhalle sind mit blauen Majolikaplatten bekleidet, die bis an die aus Stein gegliederten Kapitale heranreichen und so dem Ganzen eine sehr belebte Form geben. Die Umgänge im Parterre und Obergeschoß sind ca. 1,60 m hocb mit hellblauen, fein abgetönten Fliesen bekleidet, und rufen
mit den vom satten Blau bis ins zarte Weißblau ab
getönten großen Bogenfenstern eine feierliche harmonische Wirkung hervor. Besonders belebend bei der ganzen Ausstattung der Halle wix-kt die ringsum führende Galerie, die ein schmiedeisernes Geländer umgibt. Die Haupt farbenstimmung wird durch die Kunstverglasung der Fenster hervorgerufen, die von der einfachen schablonen haften Anordnung bis zu reicher Ornamentierung über geht. Reizvoll gestaltet sich das große von 0. Graf in München komponierte und von H. Drinneberg in Karls ruhe ausgeführte Glasgemälde, das in feiner Stimmung
das azurblaue Meer an italienischer Steilküste erschauen läßt. Nicht unerwähnt sei der monumentale Brunnen aus fränkischem Kalkstein im Hintergrund des Schwimmbassins.
Das aus grotesken Fratzen sprudelnde Wasser dient sowohl der Erneuerung als auch der Umwälzung des Bassininhaltes.
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der inderMittelachse gelegenenAbgangstreppe die beiden Reinigungsräume, an welche sichdieToilettenanschließen.
Hechts- und linksseitig an den äußeren Umgängen der Schwimmhalle sind kleine halbgewundene Treppen ange¬
baut, die dieYerbindungmitdenüberdenReinigungsbädern liegenden Massenauskleideräumen für Schüler herstellen.
Im Souterrain der Schwimmhalle sind ein Teppich¬
trockenraum und verschiedene Heizkammern eingebaut, während der ganze hintere Raum unter den Reinigungs¬
bädern für die Apparate und für eine Werkstätte aus¬
gebaut bezw. eingerichtet ist. Anschließend an diese Räume sehen wir den Wasserreiniger für die Dampf¬
kessel und das stattliche Kesselhaus, an welches sich der 30 m hohe Dampfschornstein und das Kohlenlager an¬
gliedern.
Das Bestreben des Bauherrn warvonAnbeginn darauf gerichtet, nichtdurchAeußerlichkeitenzuglänzen, sondern in erster Linie durch Gediegenheit, Solidität und vor¬
nehme Ruhe dem Haus zu einem bleibenden Wert zu verhelfen.
Die Fundierungbot keine besonderen Schwierigkeiten, immerhin war teilweise eine tiefere Gründung als normal erforderlich, die jedoch ohne Verzögerung des Bautermins in Zementbeton vorgenommen werden konnte. Auch der Aufbau des ganzen Untergeschosses bis auf Erdgescho߬
höhe besteht aus Zementbeton, während von hier ab ZiegelmauerwerkmitumfangreichenIsolierungenundBei¬
gabevon Zement für den ganzen Oberbau zur Anwendung kam. Alle Decken sind durchweg massiv ausgeführt und teils in Beton zwischen Eisenträgern, teils als sog. eisen¬
armierte Betondecken konstruiert.
Besondere Sorgfalt wurde auf diejenigen Böden ver¬
wandt, welche fast den ganzen Tag über von Wasser berieselt werden, wie z. B. im Brause- und Vollbade- raum, dem Dampfbad und den Reinigungsbädern; hier wurde außer wasserdichtem Zementputz eine Asphalt- Bleiisolierung angebracht, welche dann wieder dicht in Zement geschlossen und hierauf mit den Fußbodenplatten abgedeckt wurde. Was an Isolierungen der Wände und Decken zum Schutz gegen Wärme, Kälte und Feuchtig¬
keit u. s. w. erforderlich war, ist außer dem bewährten, dichten, feingeplätteten Zementputz noch mit Kork er¬
reicht worden, der, wie z. B. im Luftbad, gegen Wärme¬
verlust,imDampfbadgegenDurchdringen vonFeuchtigkeit einerseits und die stark wechselnden
Witterungseinflüsse anderseits dienen mußte. So wurde auch auf die Aus¬
führung der Gewölbetonne in der Schwimmhalle eine besondere Sorgfalt verwendet. Den starken Niederschlägen, welche sich in andern Schwimmhallen
so oft als Mißstand zeigen und dem Bau Schaden bringen — insbesondere im Winter, wenn wenig gelüftet werden kann, oder bei starkem Temperatur¬
wechsel —, wurde dadurchbegegnet, daß das ca. 7 cm dicke Rabitzgewölbe mit Bimsbeton ausgestampft und mit Milch¬
kalkmörtel verputzt wurde. Ferner ist zum weiteren Ausgleichder Temperaturen unter den Dachsparren eine 4 cm starke Korkisolierung mit einem Rapputz an¬
gebracht und auch der zwischenGewölbe¬
decke und Dachfläche verbleibende Hohl¬
raum des Daches mit einer besonderen Lufterwärmung versehen.
Die Anwendung von Fliesen zur Wand- und Fußbodenbekleidung ist in allen Baderäumen und selbst auf den Vorplätzen durchgeführt, wirddochdamit die größte und leichteste Sicherheit für Reinhaltung erzielt. Kalkfarben-, Kasein-
und Oelanstriche wechseln je nach Zweckdienlichkeit und Wert des Aussehens miteinander ab, wobei teure Malereien oder dergl. streng vermieden wurden. Die Eingangshalle sollte in nichts beengend, sondern durch die Größe des Raumes wirken. Den Plattenboden bilden einfarbige Fliesen. Das Holzwerk, hell eichen gebeizt, gibt mit den graugelb getönten Steinwangen und den chamoisgelben Wänden eine angenehme Far¬
benstimmung, welche sich mit der kassettierten Stuck¬
decke harmonisch vereinigt. Rings um die Hallenwand bis empor zur Galerie schließt ein Marmorsockel den Anstrich ab. Das dunkelblaue schmiedeiserne Geländer hat Einsätze aus Duranabronze. Der ovale Lüster ist in Altmessing ausgeführt. Die Kunstverglasung der Fenster verleiht dem Ganzen eine feierliche Stimmung.
Von denBaderäumenverdient die Schwimmhalle, die in ihren größten Ausdehnungen 11
X
24m mißt, be¬sondere Erwähnung. Weiträumig und in guten Verhält¬
nissen gehalten, wölbt sich diemit kräftig ornamentierten Bändern (Gurtbogen) unterbrochene Hallendecke bis zur Höhe von 12 m empor. Der Boden des Bassins ist mit blauen Fliesen belegt, während dieWände ganz in Weiß gehalten sind. Die Hauptpfeiler der Schwimmhalle sind mit blauenMajolikaplatten bekleidet, die bis an die aus Stein gegliederten Kapitale heranreichen und so dem Ganzen eine sehr belebte Form geben. Die Umgänge im Parterre und Obergeschoß sind ca. 1,60m hocb mit hellblauen, fein abgetönten Fliesen bekleidet, und rufen mit den vom satten Blau bis ins zarte Weißblau ab¬
getönten großen Bogenfensterneine feierliche harmonische Wirkung hervor. Besonders belebend bei der ganzen Ausstattung derHallewix-kt dieringsum führende Galerie, die ein schmiedeisernes Geländer umgibt. Die Haupt¬
farbenstimmung wird durch die Kunstverglasung der Fenster hervorgerufen, dievon der einfachen schablonen¬
haften Anordnung bis zu reicher Ornamentierung über¬
geht. Reizvoll gestaltet sich das große von 0.Graf in München komponierte und von H. Drinneberg in Karls¬
ruhe ausgeführte Glasgemälde, das in feiner Stimmung das azurblaue Meer an italienischer Steilküste erschauen läßt. Nicht unerwähnt sei der monumentale Brunnenaus fränkischemKalksteinimHintergrunddesSchwimmbassins.
Dasausgrotesken Fratzen sprudelnde Wasser dientsowohl derErneuerungals auchder UmwälzungdesBassininhaltes.
300 BAUZEITUNG Nr. 38 Abschluß finden. Während die ein fach angeordneten Fenster die Teilung der Baderäume zum Ausdruck bringen, läßt eine gruppenweise Anordnung von Fenstern in leicht modernen romani- sierenden Formen den Ruheraum für das römisch-irische Bad erkennen. Die
reichgegliederte Umrahmung des Haupt
einganges und die einfache Teilung der Fenster im Hauptgiebel weisen in rich tiger Betonung auf den Zweck ihrer Anordnung hin. An den beiden Balkons fanden zwei fast lebensgroße StatuenAufstellung. Als besonders origineller
Schmuck der Hauptfassade tritt im Giebelfeld ein von Oskar Graf in München entworfenes und von Th. Rauecker in Solln bei München künst lerisch ausgeführtes Glasmosaikbild her vor, dessen Grundidee dem Märchen
„von den sieben Schwanen“ entlehnt ist.
Durch dieses Mosaikbild wird die Fassade des Badehauses farbenfreudig betont, wozu das Weiß der Fenster, der grau getönte Putz und das rote Ziegeldach nicht unwesentlich beitragen. Das ganze Gebäude wird von einem 3—4 m breiten
Vorgarten eingefriedigt. Derselbe ver hindert zugleich den Einblick in die Fenster der Baderäume. Nicht uner wähnt möge sein, daß die ganze Grundrißdisposition derart getroffen ist, daß der Flügelbau für Wannen- und Brause bäder im Bedarfsfälle jederzeit ohne Betriebsstörung durch einen Anbau erweitert werden kann. Ebenso gestattet die Anordnung leicht den Ein- resp. Anbau einer zweiten
Schwimmhalle (Damenschwimmbad), wofür genügend
Raum im Hof vorhanden ist.
Bei der Durchführung der technischen Einrichtung war der oberste Grundsatz: die Erzielung eines ökono mischen Betriebs in der Dampferzeugung, im Dampf verbrauch und in der Bedienung der ganzen Anlage.
Alle Wärmequellen sind vollständig ausgenutzt, auch der Abdampf der Dampfpumpen wird zur Erzeugung warmen Wassers verwendet. Die Wärmeentwicklung der Anlage
wird durch zwei Tenbrinkkessel von je 80 qm wasser berührter Heizfläche und von 6 Atm.
Betriebsdruck bewirkt. Die Wasser versorgung geschieht durch eine Sicker galerie, welche auf dem Anstaltsterraiu angelegt ist. Aus dem Brunnen wird das Wasser durch zwei Dampfpumpen nachdem Kaltwasserreservoir oder direkt nach dem Schwimmbassin gehoben. Zur Reserve ist auch die städtische Wasser leitung angeschlossen. Die Seele der ganzen Anlage ist die Wassererwärmung.
Sie erfolgt durch einen Zentralgegen stromapparat, Patent Schaffstaedt. Der selbe bildet mit den verschiedenen Yer-
teilungskörpern die Wassererwärmungs
zentrale, welche ihre Aufstellung im Apparateraum gefunden hat. Sie be steht aus dem schon genannten Gegen stromapparat, der in der Mitte eingebaut ist. An denselben schließen sich rechts die Dampfverteiler für Hoch- und Nieder- druck und links diejenigen für kaltesund warmes Wasser an. Sämtliche Garnituren sind aus Weißmetall in ge
diegener Ausführung. Um den Wasser spiegel des Bassins ist über den Spuck
löchern eine Geländerstange angebracht,
Große Schwimmhalle
Die Stilrichtung im Innern des Gebäudes bewegt sich durchweg in der modernen Linie. Frei von übertriebenen Stilentartungen, einfach in seinen Formen, lebhaft in der Farbstimmung, dürfte das Ganze harmonisch Zusammen wirken und sowohl auf den Beschauer als den Badegast wohltuend und vornehm wirken. Das Aeußere des Hauses ist in den Formen des modernisierten süddeutschen Barocks gehalten. Die Seitenfassaden sind durchweg rauh geputzt, wovon das schlichte Weiß der Fenster und seiner Ge wandungen sich charakteristisch abhebt. Die Architektur teile der Hauptfassade sind von weißem Keupersandstein aus den Brüchen im Schönbuch ausgeführt und in ihren Gliederungen so einfach als möglich gehalten. Der kräftige Mittelbau wird durch zwei kleinere Risalite flankiert, die
im Dachgeschoß mit kunstvoll getriebenen Kupfergauben
Empfangshalle und Treppenhaus
300 BAUZEITUNG Nr.38
Abschluß finden. Während die ein¬
fach angeordneten Fenster die Teilung der Baderäume zum Ausdruck bringen, läßt eine gruppenweise Anordnung von Fenstern in leicht modernen romani- sierenden Formen den Ruheraum für
das römisch-irische Bad erkennen. Die reichgegliederteUmrahmungdesHaupt¬
einganges und die einfache Teilung der Fenster im Hauptgiebel weisen inrich¬
tiger Betonung auf den Zweck ihrer Anordnunghin. Andenbeiden Balkons fanden zwei fast lebensgroße Statuen Aufstellung. Als besonders origineller Schmuck der Hauptfassade
tritt
im Giebelfeld ein von Oskar Graf in München entworfenes und von Th.Rau¬ecker in Solln bei München künst¬
lerischausgeführtes Glasmosaikbildher¬
vor, dessen Grundidee dem Märchen
„von den siebenSchwanen“ entlehnt ist.
DurchdiesesMosaikbild wirddie Fassade des Badehauses farbenfreudig betont, wozu das Weiß der Fenster, der grau¬
getönte Putz und das rote Ziegeldach nichtunwesentlich beitragen. Dasganze Gebäudewirdvon einem 3—4mbreiten Vorgarten eingefriedigt. Derselbe ver¬
hindert zugleich den Einblick in die Fenster der Baderäume. Nicht uner¬
wähnt möge sein, daß dieganzeGrundrißdisposition derart getroffen ist, daß derFlügelbau für Wannen- undBrause¬
bäder im Bedarfsfälle jederzeitohne Betriebsstörungdurch einenAnbau erweitert werden kann. Ebenso gestattet die Anordnung leicht den Ein- resp. Anbau einer zweiten Schwimmhalle (Damenschwimmbad), wofür genügend Raum im Hof vorhanden ist.
Bei der Durchführung der technischen Einrichtung war der oberste Grundsatz: die Erzielung eines ökono¬
mischen Betriebs in der Dampferzeugung, im Dampf¬
verbrauch und in der Bedienung der ganzen Anlage.
Alle Wärmequellen sind vollständig ausgenutzt, auch der Abdampf der Dampfpumpen wird zur Erzeugung warmen Wassers verwendet. Die Wärmeentwicklung der Anlage wird durch zwei Tenbrinkkessel von je 80 qm wasser¬
berührter Heizfläche und von 6 Atm.
Betriebsdruck bewirkt. Die Wasser¬
versorgung geschieht durch eineSicker¬
galerie, welche auf dem Anstaltsterraiu angelegt ist. Aus dem Brunnen wird
das Wasser durch zwei Dampfpumpen nachdemKaltwasserreservoiroderdirekt nachdemSchwimmbassingehoben. Zur
Reserve istauch die städtische Wasser¬
leitung angeschlossen. Die Seele der ganzenAnlageistdie Wassererwärmung.
Sie erfolgt durch einen Zentralgegen¬
stromapparat,Patent Schaffstaedt. Der¬
selbe bildet mitden verschiedenenYer- teilungskörperndie Wassererwärmungs¬
zentrale, welche ihre Aufstellung im Apparateraum gefunden hat. Sie be¬
steht aus dem schon genannten Gegen¬
stromapparat, derinderMitteeingebaut ist. An denselben schließen sichrechts dieDampfverteilerfürHoch- undNieder- druck und links diejenigen für kaltes und warmes Wasser an. Sämtliche Garnituren sind aus Weißmetall in ge¬
diegener Ausführung. Um den Wasser¬
spiegel des Bassins ist über den Spuck¬
löcherneineGeländerstange angebracht,
Große Schwimmhalle
Die Stilrichtungim Innern des Gebäudes bewegt sich durchwegin der modernenLinie. Freivon übertriebenen Stilentartungen, einfach in seinenFormen, lebhaft in der Farbstimmung, dürfte das Ganze harmonisch Zusammen¬
wirken und sowohl auf den Beschauer als den Badegast wohltuend und vornehm wirken. Das Aeußere desHauses istindenFormendesmodernisiertensüddeutschenBarocks gehalten. Die Seitenfassaden sind durchweg rauh geputzt, wovon das schlichte Weiß der Fenster und seiner Ge¬
wandungen sich charakteristisch abhebt. Die Architektur¬
teile der Hauptfassade sind von weißem Keupersandstein aus den Brüchen im Schönbuch ausgeführt und in ihren Gliederungensoeinfachalsmöglich gehalten. Derkräftige Mittelbauwird durch zwei kleinere Risalite flankiert, die im Dachgeschoß mit kunstvoll getriebenen Kupfergauben
Empfangshalle und Treppenhaus
21. September 1907 B AUZBITÜNGr 301
damit sich der Schwimmer zum Ausruhen leicht festhalten kann. Für den Schwimmunterricht ist ein Schwimm kranen vorhanden, ebenso sind Sprungbretter und Sprung- barrieren angebracht. An beiden Seiten des Bassins sind Ein- und Aussteigleitern befestigt. Die Reinigungsräume des Schwimmbassins haben zwölf Fußbecken für kaltes und warmes Wasser sowie temperierbare Reinigungs- brausen erhalten. Die Dampfentnahme für die Heizung erfolgt vom Hochdruckdampfverteiler aus. Durch ein Reduzierventil wird der Dampf auf 0,16 Atm. entspannt.
Vom Niederdruckdampfverteiler gehen die einzelnen Haupt stränge nach den Räumlichkeiten und können hier gruppen weise abgestellt werden. Die Luftzuführung der ganzen Anlage geschieht durch einen elektrisch betriebenen Venti lator, welcher die frische Luft durch die Luftzuführungs kanäle nach den einzelnen Heizkammern drückt. Hier erwärmt sich die Luft auf eine bestimmte Temperatur und mündet in die einzelnen Räume aus. Alle Abfluß leitungen bestehen im Innern des Gebäudes aus Gußeisen.
Die Entleerung des Schwimmbassins erfolgt durch eine 2S0 mm weite Rohrleitung aus Gußeisen. Im Schwimm bassin selbst sind sechs Ueberläufe eingesetzt. Der Haupt- abfiuß des Schwimmbassins wird für sich geführt, während sämtliche übrigen Abläufe gesammelt abgeleitet werden.
Die Klosettabwässer werden, bevor sie in die städtische Kanalisation gelangen, durch eine biologische Kläranlage gereinigt. Die Beleuchtung des Hauses erfolgt durch weg mit elektrischem Licht.
Die badetechnische Einrichtung ist von der Firma H. Schaffstaedt in Gießen entworfen und ausgeführt. Die Kessel und die Wasserreinigungsapparate lieferte die
Maschinenfabrik Eßlingen. Die biologische Kläranlage
wurde durch das Gas- und Wasserleitungsgeschäft inStuttgart ausgeführt.
Die ersten Skizzen zu dem Bau wurden im Oktober 1904 gefertigt. Nachdem sie dann verschiedentlich durch gearbeitet waren, wurden die Entwurfs- und Eingabe pläne so weit fertiggestellt, daß am 6. August 1905 der erste Spatenstich geschehen konnte. Bereits am 15. De zember gleichen Jahres wurde mit dem Aufschlagen des Daches begonnen. Der Rohbau war bis April 1906 so weit gediehen, daß mit den umfangreichen Installations arbeiten und dem inneren Ausbau begonnen werden konnte. Nachdem die Heizungsanlage fertiggestellt war, wurde während des Winters 1906/07 der Bau geheizt und darauf die Arbeiten so gefördert, daß die Eröffnung der Anstalt im Mai 1907 stattfinden konnte. Mit der örtlichen Bauleitung war Architekt Werner betraut.
Bei der Ausführung des Baus waren folgende Firmen tätig: Grab-, Beton-, Maurer- und Steinhauerarbeiten:
Haug & Co., Eßlingen; Zimmerarbeiten; Zimmerwerk meister Karl Blessing, Eßlingen; Dachdeckerarbeiten;
Dampfziegelei A.-G. Waiblingen, K. Kaiser, Schiefer
decker, Eßlingen; Eisenbeton (Schwimmbassin): Knobeloch
& Scheib, Frankfurt a. M.; Gipserarbeiten: Jos. Ant. Ernst, Eßlingen; Eisenlieferungen, Schlosserarbeiten und Kunst
schlosserarbeiten, Dachbinder; Haag & Cie., Eßlingen,
Pr. Haug, Eßlingen, J. Horlacher und G. Rottacker, Stuttgart, Maschinenfabrik Eßlingen; Spengler- und Kupfer
arbeiten und Oberlichter: Hermann Laichinger, Inh. Jul.
Lorenz, Stuttgart; Schreinerarbeiten: Gg.Frasch,Eßlingen;
Liefern und Verlegen der Plattenarbeiten: Felix Müller, Stuttgart; Malerarbeiten: Roller & Häuser, Eßlingen;
Bildhauer- und Stückarbeiten: Erfort & Wüst, Stuttgart;
Marmorarbeiten: J. Müller, Stuttgart; Kunstschmiede- und Beschlagarbeiten: Fr. Haug, Eßlingen; Kupfer getriebene Arbeiten: K. Wörner, Stuttgart; Kunstver glasungen: Hans Drinneberg, Karlsruhe; Elektrische
Lichtanlage: Siemens - Schuckert-Werke Stuttgart; Be
leuchtungskörper; Wilhelm & Cie., München; Elektrisches Lichtbad: Sanitas, Berlin; Korkisolierarbeiten: Herrn.
Stettiner & Cie., Vaihingen a. F.; Tapezierarbeiten:
Ad. Schneck, Eßlingen; Spiegel und Glasschleifereien:
Chr. Mayer, Eßlingen; Korbmöbel: G. Mayer, Stuttgart;
Mobiliarlieferung: Gg.Frasch, Eßlingen, für Kasse: Epple
&Ege, Stuttgart; Badewäsche; W. Hinnenthal & Cie., Bielefeld.
Die Baukosten betragen einschließlich Mobiliar und Wäsche 330 000 M., wobei der Wert des Bauplatzes nicht einbegriffen ist.
Nene Bauordnung Württembergs
II. Baupolizei und Kunst.
Es klingt wie Feuer und Wasser! Man könnte hierüber philosophische Betrachtungen niederschreiben, die in krassester Weise ein Urteil zeitigen müßten, nach welchem Polizei und Kunst unverträgliche Gegensätze wären und nie harmonisch ineinander greifen können. Von solchen Theorien will ich nun absehen und aus der Erfahrung heraus mein Urteil konstruieren;
Gehen wir hinaus in die entlegensten Dörfer unsers schönen Schwabenlandes, hinein in die Städte, durch laufen wir Schwaben vom Bodensee bis zur Tauber, so finden wir, wie im letzten Viertel des vorigen Jahr hunderts in der Art und in der Erscheinung der Bauten eine gewaltige Aenderung eingetreten ist. Während früher die Straßen, hübsch dem Gelände sich anschließend, den Bedürfnissen entsprechend teils schmal, teils breiter ge baut wurden und so ganz natürliche und abwechslungsreiche Anbaumöglichkeiten sich ergaben, finden wir plötzlich Ilm, in der Regel aber 15 m breite Straßen, die hübsch parallel laufen und gleichviel, ob über Berge oder Täler, geradlinig, in der Regel im Quadrat, angelegt sind. Die persönlichen Unterschiede, die die Häuser früherer Zeit so reizvoll gestalten, verschwinden immer mehr, um einer Monotonie Platz zu machen. An der Türklinke ebenso wie an der ganzen Städteanlage finden wir ein allum fassendes Schema. Das Gespenst der Symmetrie be-
Empfangshalle mit Kasse und Wäsoheausgabe
21.September 1907 BAUZBITÜNGr 301
damit sich der Schwimmerzum Ausruhen leicht festhalten kann. Für den Schwimmunterricht ist ein Schwimm¬
kranen vorhanden, ebenso sind Sprungbretter und Sprung- barrieren angebracht. An beiden Seiten desBassins sind Ein-und Aussteigleitern befestigt. Die Reinigungsräume des Schwimmbassins haben zwölf Fußbecken für kaltes und warmes Wasser sowie temperierbare Reinigungs- brausen erhalten. Die Dampfentnahme für die Heizung erfolgt vom Hochdruckdampfverteiler aus. Durch ein Reduzierventil wird derDampf auf 0,16 Atm. entspannt.
Vom Niederdruckdampfverteilergehendie einzelnen Haupt¬
strängenach denRäumlichkeiten und könnenhiergruppen¬
weise abgestellt werden. Die Luftzuführung der ganzen Anlage geschieht durch einen elektrischbetriebenenVenti¬
lator, welcher die frische Luft durch die Luftzuführungs¬
kanäle nach den einzelnen Heizkammern drückt. Hier erwärmt sich die Luft auf eine bestimmte Temperatur und mündet in die einzelnen Räume aus. Alle Abflu߬
leitungen bestehenim Innern des Gebäudes aus Gußeisen.
Die Entleerung des Schwimmbassins erfolgt durch eine 2S0mm weite Rohrleitung aus Gußeisen. Im Schwimm¬
bassin selbst sindsechs Ueberläufe eingesetzt. Der Haupt- abfiuß desSchwimmbassinswird fürsich geführt, während sämtliche übrigen Abläufe gesammelt abgeleitet werden.
Die Klosettabwässer werden, bevor sie in die städtische Kanalisation gelangen, durch eine biologischeKläranlage gereinigt. Die Beleuchtung des Hauses erfolgt durch¬
weg mit elektrischem Licht.
Die badetechnische Einrichtung ist von der Firma H. Schaffstaedt in Gießen entworfen und ausgeführt. Die Kessel und die Wasserreinigungsapparate lieferte die Maschinenfabrik Eßlingen. Die biologische Kläranlage wurde durch das Gas- und Wasserleitungsgeschäft in Stuttgart ausgeführt.
Die ersten Skizzen zu dem Bau wurden im Oktober 1904 gefertigt. Nachdem sie dann verschiedentlich durch¬
gearbeitet waren, wurden die Entwurfs- und Eingabe¬
pläne so weit fertiggestellt, daß am 6.August 1905 der erste Spatenstich geschehen konnte. Bereits am 15. De¬
zember gleichen Jahres wurde mit dem Aufschlagen des Daches begonnen. Der Rohbau war bis April 1906 so
weit gediehen, daß mit den umfangreichen Installations¬
arbeiten und dem inneren Ausbau begonnen werden konnte. Nachdem die Heizungsanlage fertiggestellt war, wurde während des Winters 1906/07 der Bau geheizt und darauf die Arbeiten so gefördert, daß dieEröffnung der Anstalt im Mai 1907 stattfinden konnte. Mit der örtlichen Bauleitung war Architekt Werner betraut.
Bei derAusführung des Bauswaren folgendeFirmen tätig: Grab-, Beton-, Maurer- und Steinhauerarbeiten:
Haug & Co., Eßlingen; Zimmerarbeiten; Zimmerwerk¬
meister Karl Blessing, Eßlingen; Dachdeckerarbeiten;
Dampfziegelei A.-G. Waiblingen, K. Kaiser, Schiefer¬
decker,Eßlingen; Eisenbeton (Schwimmbassin): Knobeloch
& Scheib,Frankfurta.M.; Gipserarbeiten: Jos.Ant.Ernst, Eßlingen; Eisenlieferungen, Schlosserarbeiten und Kunst¬
schlosserarbeiten, Dachbinder; Haag & Cie., Eßlingen, Pr. Haug, Eßlingen, J.Horlacher und G.Rottacker, Stutt¬
gart, Maschinenfabrik Eßlingen; Spengler- und Kupfer¬
arbeiten und Oberlichter: Hermann Laichinger, Inh. Jul.
Lorenz,Stuttgart; Schreinerarbeiten:Gg.Frasch,Eßlingen;
Liefern und Verlegen der Plattenarbeiten: FelixMüller, Stuttgart; Malerarbeiten: Roller & Häuser, Eßlingen;
Bildhauer- und Stückarbeiten: Erfort &Wüst, Stuttgart;
Marmorarbeiten: J. Müller, Stuttgart; Kunstschmiede- und Beschlagarbeiten: Fr. Haug, Eßlingen; Kupfer¬
getriebene Arbeiten: K. Wörner, Stuttgart; Kunstver¬
glasungen: Hans Drinneberg, Karlsruhe; Elektrische Lichtanlage: Siemens-Schuckert-Werke Stuttgart; Be¬
leuchtungskörper; Wilhelm&Cie., München; Elektrisches Lichtbad: Sanitas, Berlin; Korkisolierarbeiten: Herrn.
Stettiner & Cie., Vaihingen a. F.; Tapezierarbeiten:
Ad. Schneck, Eßlingen; Spiegel und Glasschleifereien:
Chr. Mayer, Eßlingen; Korbmöbel: G. Mayer, Stuttgart;
Mobiliarlieferung: Gg.Frasch, Eßlingen, fürKasse: Epple
&Ege, Stuttgart; Badewäsche; W. Hinnenthal & Cie., Bielefeld.
Die Baukosten betragen einschließlich Mobiliar und Wäsche 330 000 M., wobei der WertdesBauplatzes nicht einbegriffen ist.
Nene Bauordnung Württembergs II. Baupolizei
undKunst.
Es klingtwie Feuer und Wasser! Man könnte hierüber philosophische Betrachtungen niederschreiben, die in krassester Weise ein Urteil zeitigenmüßten, nach welchem Polizei und Kunst unverträgliche Gegensätze wären und nie harmonisch ineinander greifen können. Von solchen Theorien will ich nun absehen und aus der Erfahrung heraus mein Urteil konstruieren;
Gehen wir hinaus in die entlegensten Dörfer unsers schönen Schwabenlandes, hinein in die Städte, durch¬
laufen wir Schwaben vom Bodensee bis zur Tauber, so
finden wir, wie im letzten Viertel des vorigen Jahr¬
hunderts in der
Art
und in derErscheinung der Bauten eine gewaltige Aenderung eingetreten ist. Während früher die Straßen, hübsch dem Gelände sich anschließend, den Bedürfnissen entsprechend teils schmal, teils breiter ge¬baut wurden undsoganznatürlicheund abwechslungsreiche Anbaumöglichkeiten sich ergaben, finden wir plötzlich
Ilm,
in der Regel aber 15m breite Straßen, die hübsch parallel laufen und gleichviel, ob überBerge oder Täler, geradlinig, in der Regel im Quadrat, angelegt sind. Die persönlichen Unterschiede, die die Häuser früherer Zeitso reizvoll gestalten, verschwinden immer mehr, um einer Monotonie Platz zu machen. An der Türklinke ebenso wie an der ganzen Städteanlage finden wir ein allum¬
fassendes Schema. Das Gespenst der Symmetrie be-
Empfangshalle mit Kasse und Wäsoheausgabe