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Der Schweizer Bankensektor - eine Erfolgsstory mit Risiko | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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Tragende Säule der Schweizer Wirtschaft Der Bankensektor umfasst Banken, Lea- singinstitutionen, Anbieter von Konsum- krediten sowie Holdinggesellschaften und gehört zu den wichtigsten Branchen der Schweizer Wirtschaft. Im Jahr 2005 stammte fast 10% des BIP aus dem Bankensektor. Da- mit ist diese Branche der zweitgrösste Sektor der Privatwirtschaft hinter dem Handel (Gross- und Detailhandel zusammen erwirt- schaften rund 12% des BIP). Ausserdem stel- len die Banken eine zentrale Exportbranche dar. Als Arbeitgeber spielt der Bankensektor mit einem Anteil von rund 3% an der gesam- ten Zahl der Erwerbstätigen eine bescheidene- re Rolle. Gemessen am durchschnittlichen Stundenlohn sind die Banken allerdings die attraktivsten Arbeitgeber der Schweiz. Die rund 130 000 Personen, die in der Schweiz im Bankensektor tätig sind, haben daher eine beträchtliche volkswirtschaftliche Bedeutung, sowohl durch ihre Steuer- und Zahlungskraft als auch durch ihr hohes Qualifikationsni- veau. Ausserdem sind die Banken wichtige indirekte Arbeitgeber, beispielsweise für die Anbieter von Informations- und Kommuni- kationstechnologie-Dienstleistungen.

Der Bankensektor hat in den letzten 25 Jahren seine Bedeutung für die Schweizer Volkswirtschaft mehr als verdoppelt (siehe Grafik 1): Dessen Wertschöpfungsanteil am

BIP stieg von lediglich 4% im Jahr 1980 auf fast 10% im Jahr 2005 an. Anderseits hat der Anteil der im Bankensektor Beschäftigten nur marginal von 2,6% im Jahr 1980 auf 3,1% im Jahr 2005 zugenommen. Diese Eckdaten deu- ten klar darauf hin, dass in dieser Periode grosse strukturelle Veränderungen stattge- funden haben, die zu einer erheblichen Pro- duktivitätssteigerung führten. Vor allem im Verlauf der Neunzigerjahre hat sich die Ban- kenlandschaft dramatisch verändert: Einer- seits wurden die Abläufe im Bankengeschäft durch die Einführung von neuen Informati- ons- und Kommunikationstechnologien schneller und effizienter; gleichzeitig lösten die Fusionen und Übernahmen bei den Grossbanken umfangreiche Umstrukturie- rungen aus (in dieser Bankengruppe verrin- gerte sich die Zahl der Beschäftigten seit 1995 um einen Viertel).

Hohe Bedeutung der Grossbanken und des Kommissionsgeschäfts

Der Bankensektor besteht in der Schweiz gemäss Beschäftigtenzahlen der Betriebszäh- lung zu 94% aus Banken und nur zu 6% aus Leasinginstitutionen, Anbietern von Kon- sumkrediten und Holdinggesellschaften. Die gewichtige Branche der Banken1 setzt sich in der Schweiz aus verschiedenen Bankengrup- pen zusammen:

Der Schweizer Bankensektor – eine Erfolgsstory mit Risiko

Der Bankensektor ist mit einem Anteil von fast 10% am Bruttoin- landprodukt (BIP) eine zentrale Branche für die Schweizer Wirt- schaft. Dank kräftigen Produkti- vitätssteigerungen hat seine Be- deutung seit den Achtzigerjahren stark zugenommen. Entscheidend dafür waren die Entwicklungen der Neunzigerjahre: Die neuen Technologien, die tief greifenden Umstrukturierungen in der Bran- che und die als Folge des Booms der Börsen hohen Erträge in der Vermögensverwaltung haben ein massives Wertschöpfungswachs- tum verursacht. Der harte Start ins 21. Jahrhundert mit massiven Kursverlusten an den Börsen und mehrjährigem Rückgang der Wertschöpfung im Bankensektor zeigt die Notwendigkeit, mit innovativen Instrumenten und Prozessen die Dienstleistungs- qualität ständig weiter auszu- bauen.

Martina Schriber Senior Economist, BAK Basel Economics

Der Bankensektor hat in den letzten 25 Jahren seine Bedeutung für die Schweizer Volkswirtschaft mehr als verdoppelt.

Die rasante Entwicklung in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre war auch mit einer Konzentration der Banken in den

Zentren verbunden. Im Bild: Paradeplatz in Zürich. Bild: Keystone

1 Hier sind die «Banken» wie in der Statistik der National- bank «Die Banken in der Schweiz» definiert, d.h. ohne Leasinginstitutionen, Anbieter von Konsumkrediten und Holdinggesellschaften.

(2)

– Die grösste Gruppe sind die zwei Gross- banken, die im Jahr 2005 zusammen rund 50% der Erträge erwirtschafteten und 40%

der Arbeitsplätze anboten.

– An zweiter Stelle finden wir die Auslands- und die Kantonalbanken mit 16% bzw.

13% der Erträge und je rund 16% der Be- schäftigten.

– Die übrigen 20% der Erträge und 30% der Beschäftigten verteilen sich auf Privat-, Raiffeisen- und Regionalbanken.

Insgesamt sind die Schweizer Banken stär- ker als in anderen Ländern in der Vermögens- verwaltung spezialisiert. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, der hauptsächlich auf die Vermögensverwal- tung zurückzuführen ist, macht insgesamt gut 40%, bei den Auslandsbanken und den Privat- banken sogar zwei Drittel des Erfolgs aus. Das klassische Bankengeschäft ist eindeutig weni- ger profitabel. Es ist aber weiterhin die zweit- bedeutendste Ertragsquelle für die Schweizer Banken (ca. ein Drittel der Erträge) und stellt für die Kantonal-, Regional- und Raiffeisen- banken bei weitem die wichtigste Geschäfts- sparte dar. Der Erfolg aus der dritten Ertrags- sparte, dem Handelsgeschäft, ist stark von der Entwicklung der Finanzmärkte abhängig;

dessen Anteil am Gesamterfolg der Banken schwankt über die Zeit markant zwischen 8%

und 18%. Die Hauptakteure in diesem Ge- schäft in der Schweiz sind die Grossbanken.

Erfolgsstory in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre …

Trotz unterschiedlicher Entwicklung ha- ben alle Geschäftssparten positiv zum Wachs- tum des Bankensektors in den letzten Jahr- zehnten beigetragen. Wenn die Bewegung der realen Wertschöpfung der Banken mit derje- nigen der übrigen Gesamtwirtschaft vergli- chen wird (siehe Grafik 2), sticht das starke Wachstum dieser Schweizer Branche ins Auge.

Die reale Wertschöpfung nahm von 1980 bis 2005 durchschnittlich um 3,5% pro Jahr zu, während der Rest durchschnittlich lediglich um 1,3% pro Jahr wuchs. Interessant ist vor allem die Entwicklung der Wertschöpfung im Bankensektor seit Mitte der Neunzigerjahre.

Nach Schwierigkeiten im Kreditgeschäft 1994 und an den Finanzmärkten 1995 legten die Geschäfte der Banken so stark zu, dass von 1995 bis 2000 die reale Wertschöpfung im Durchschnitt um fast 11% pro Jahr kletterte.

Diese Erfolgsstory wurde vor allem von der Vermögensverwaltung und vom Handelsge- schäft getragen, die stark vom Boom der New Economy und von der weltweiten rasanten Steigerung der Aktienwerte profitieren konn- ten. Das Interesse für Aktientitel und Aktien- fonds hat sich damals sowohl bei privaten als auch bei institutionellen Anlegern schnell verbreitet, was eine markante Nachfragestei- gerung in der Vermögensverwaltung und im Asset Management bedeutete. Die Welle von Börsengängen sowie von Fusionen und Über- nahmen brachte auch für das Investment Banking satte Erfolge.

1980 In %

2005

Nominale Bruttowertschöpfung Erwerbstätige

0 1 2 3 4 5 6 9 8 7 10

Quelle: BFS, BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 1

Anteil der Bruttowertschöpfung und der Zahl der Erwerbstätigen im Bankensektor an der Gesamtwirtschaft, 1980–2005

Bankensektor Index 1980 = 100

Gesamtwirtschaft ohne Bankensektor

1980 1981

1982 1983

1984 1985

1986 1987

1988 1989

1990 1991

1992 1993 1994

1995 1996 1997

1998 1999 2004 2005

2003 2002 2001 2000 80

100 120 140 160 180 200 220 240 260 280

Quelle: BFS, BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 2

Entwicklung der realen Bruttowertschöpfung im Bankensektor im Vergleich zur Gesamtwirtschaft (ohne Bankensektor), 1980–2005

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… mit einzigartigem Produktivitätszuwachs

Trotz der blühenden Geschäfte ging die Beschäftigung bei den Banken in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre kontinuierlich zurück. Innerhalb von 5 Jahren waren über 9000 Personen weniger im Bankensektor er- werbstätig (durchschnittlich –1,4% pro Jahr).

Die Gründe dafür wurden bereits erwähnt.

Eine Folge dieser Entwicklung ist ein markan- ter Zuwachs der Arbeitsproduktivität: Pro Stunde kletterte diese von 107 Franken im Jahr 1995 auf 193 Franken im Jahr 2000, was einer

durchschnittlichen Steigerung von 12,5% pro Jahr entspricht. Keine andere Branche erlebte in der Zeit einen derartigen Aufschwung. Das vergangene Jahrhundert hätte für die Banken kaum besser zu Ende gehen können.

Harter Start ins neue Jahrhundert Die hohe Nachfrage und die hervorragen- den Marktbedingungen motivierten die Ban- ken, ab 2001 wieder Personal einzustellen. Das neue Jahrhundert begann allerdings in uner- wartet harter Art, mit gravierenden Folgen für die Anleger und auch für den Bankensektor.

Das Platzen der Blase der New Economy und die markanten Kursverluste an den Aktien- märkten haben viele überrascht und eine mehrjährige Krise für den ganzen Sektor ver- ursacht. Die Nachfrage nach Aktien und Fonds brach ein, und die Anzahl der Unter- nehmen, die sich noch einen Börsengang trauten, halbierte sich von Jahr zu Jahr (Tief- punkt 2003 mit nur 2 IPO in der ganzen Schweiz).

2001 und 2002 gingen die Erträge in allen Geschäftssparten des Bankensektors zurück.

Am stärksten sanken der Erfolg aus dem Kom- missions- und Dienstleistungsgeschäft und der Erfolg aus dem Handelsgeschäft. Im Jahr 2003 erholte sich dank tiefen Zinsen und ho- her Hypothekennachfrage das Zinsdifferenz- geschäft, was aber nicht genügte, um die ge- samten Erträge der Banken ins Plus zu holen.

Dank der Erholung der Finanzmärkte seit Mitte 2003 verbesserte sich allmählich auch die Lage in der Vermögensverwaltung und im Handelsgeschäft, jedoch verringerten sich die Margen im Zinsdifferenzgeschäft, und die Konkurrenz verschärfte sich deutlich. Insge- samt war 2004 eine positive Trendwende für die gesamten Erträge der Banken zu erkennen.

Gleichzeitig ging die Zahl der Erwerbstätigen im Bankensektor – nach starken Zuwächsen 2001 und 2002 – von 2003 bis 2005 jedes Jahr zurück.

Die reale Wertschöpfung des Bankensek- tors ging von 2000 bis 2005 um durchschnitt- lich 2,2% pro Jahr zurück, wobei im Schock- jahr 2001 ein Rückgang um 14,5%

hingenommen werden musste. 2005 kam die verbesserte Ertragslage endlich mit einem realen Wertschöpfungswachstum von gut 10% zum Ausdruck. Da die Zahl der Erwerbs- tätigen insgesamt von 2000 bis 2005 zunahm (+0,8% pro Jahr), ging die reale Arbeitspro- duktivität wieder zurück: Pro Stunde lag sie 2005 bei 169 Franken. Allerdings lassen die anhaltend hervorragenden Marktbedingun- gen darauf hoffen, dass der Aufschwung 2005 eine Trendwende bedeutete und sich die Ban- kenjahre 2006 und 2007 weiter positiv entwi- ckeln.

< = 2.5 < = 3.5 < = 5.0 < = 10.0 < = 30.0

Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 3a

Anteil der Bruttowertschöpfung vom Bankensektor an der jeweiligen Gesamtwirtschaft in den Schweizer MS-Regionen, 2005

Nominale Bruttowertschöpfung, in %

Nom. Bruttowertschöpfung in Mio. CHF 15 423,00 5000,00 750,00

Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 3b

Verteilung der nominalen Bruttowertschöpfung des Bankensektors in den Schweizer MS-Regionen, 2005 MS = Mobilité spatiale

MS = Mobilité spatiale

(4)

Regionale Konzentration in den Bankenplätzen

Wenn bisher der Schweizer Bankensektor geografisch auf eine Einheit reduziert wurde, darf nicht vergessen werden, dass sich diese Branche sehr ungleich über das Land verteilt.

Schon immer waren in den Städten mehr Ban- ken zu finden als auf dem Land. Die rasante Entwicklung in der zweiten Hälfte der Neun- zigerjahre war aber auch mit einer strategi- schen Zunahme der Konzentration der Ban-

ken in den Zentren verbunden. Heute wird 45% der nationalen Bankenwertschöpfung im Kanton Zürich erwirtschaftet, 15% in Genf und 7% im Tessin. Damit sind zwei Drittel der Wirtschaftskraft des Bankensektors an diesen drei Bankenplätzen konzentriert (siehe Grafi- ken 3a und b).

Entsprechend gross ist die Bedeutung des Bankensektors für die Gesamtwirtschaft die- ser Kantone. Fast 20% des BIP der Kantone Genf und Zürich sowie 15% des Tessiner BIP werden von den Banken erwirtschaftet. Noch höher ist der Anteil des Bankensektor am BIP in diesen Finanzzentren in einer kleinräumi- geren Betrachtung auf Ebene der MS-Regio- nen: in Zürich rund 30%, in Genf 22% und in Lugano 20%. Die Konzentration in den drei grössten Bankenplätzen bewirkt positive Syn- ergien und ist vor allem für die Attraktivität des Schweizer Finanzplatzes im Ausland sehr wichtig. Grosse Plätze werden international besser wahrgenommen; sie sind ein Zeichen der Spezialisierung in der Branche und kön- nen der Konkurrenz aus dem Ausland besser trotzen. Das ist insbesondere wichtig, wenn es sich um das Anwerben ausländischer Kund- schaft handelt, welche rund die Hälfte der in der Schweiz verwalteten Vermögen besitzt.

Überdurchschnittliche Bedeutung im internationalen Vergleich

Angesichts der zentralen Rolle der Aus- landsnachfrage ist die Positionierung des Schweizer Bankensektors im internationalen Vergleich äusserst wichtig. Verglichen mit an- deren europäischen Ländern und den USA (siehe Grafik 5) ist die relative Bedeutung des Bankensektors in der Schweiz am grössten:

Zwischen 1990 und 2005 betrug sein Anteil am BIP durchschnittlich fast 10%, während dieser Anteil in den anderen Ländern zwi- schen 2% in Schweden und 6% im Vereinigten Königreich lag. Der Unterschied erklärt sich mit der überdurchschnittlichen Spezialisie- rung der Schweizer Banken im hochprodukti- ven Private Banking und der hohen Auslands- nachfrage in diesem Bereich. Hinter diesem Erfolg stehen vermutlich auch die liberale Regulierung und das Bankkundengeheimnis, das sowohl bei den inländischen als auch bei den ausländischen Kunden geschätzt wird.

Weniger erfreulich aus Schweizer Sicht ist der Vergleich der durchschnittlichen Wachs- tumsraten der realen Wertschöpfung von 1990 bis 2005. Hier schneidet die Schweiz mit einem Wachstum von 2,6% pro Jahr mittel- mässig ab. Erfolgreicher waren in diesem Zeitraum Schweden, das Vereinigte König- reich und die Niederlande. In den wichtigen Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Italien fiel das Wachstum dagegen gerin-

Erfolg Handelsgeschäft in Mio. Franken

Übriger ordentlicher Erfolg Erfolg Zinsgeschäft

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Erfolg Kommissionsgeschäft

0 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000

Quelle: SNB / Die Volkswirtschaft Grafik 4

Nettoerträge der Banken nach Geschäftsbereichen, 1994–2005

0.1%

0.5%

0.25%

Wachstumsbeitrag p.a. 1990–2005

0%

2%

1%

3%

4%

5%

6%

0% 2% 4% 6% 8% 10%

Wachstum Bruttowertschöpfung Bankensektor real, 1990–2005 p.a.

Anteil Bankensektor am BIP, nominal, 2005 Schweiz Schweden UK

Deutschland

Spanien USA Niederlande

Österreich

Frankreich Italien

Westeuropa (17)

Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 5

Wachstumsbeitrag des Bankensektors an die Gesamtwirtschaft pro Jahr, 1990–2005

(5)

ger aus als in der Schweiz. Kombiniert mit ei- nem kleineren Anteil des Bankensektors am BIP in diesen Ländern ergibt dies einen deut- lich tieferen Wachstumsbeitrag als in der Schweiz. Nur der Bankensektor im Vereinig- ten Königreich, das von der Krise der Finanz- märkte 2001–2003 schwächer betroffen wur- de, erreichte einen ähnlichen Beitrag zum BIP-Wachstum wie der Schweizer Bankensek-

tor. Damit ist das Vereinigte Königreich ohne Zweifel ein starker Konkurrent. Es darf aber nicht vergessen werden, dass auch die Gesamt- wirtschaft im Vereinigten Königreich doppelt so schnell gewachsen ist wie in der Schweiz, was das starke Wachstum des Bankensektors ein bisschen relativiert.

Beim Vergleich der Stundenproduktivität im Jahr 2005 (siehe Grafik 6) hat der Schweizer Bankensektor eindeutig die Leadership, was aufgrund des erfolgreichen Private Banking nicht überrascht. Mit Abstand an zweiter Stel- le kommen das Vereinigte Königreich, die Niederlande und Schweden. Überraschend tief ist die Produktivität in den USA, wobei nicht zu vergessen ist, dass die USA sehr gross sind und vergleichsweise wenige Finanzplätze aufweisen. Wenn man die Schweiz mit dem Bundesstaat New York vergleichen würde, wäre der Produktivitätsunterschied kleiner.

Ähnlich weist der Bankenplatz London eine höhere Produktivität auf als das ganze Verei- nigte Königreich.

Abhängigkeit von Aktienmärkten und Auslandsnachfrage: Erfolgs- oder Risikofaktor?

Aus der bisherigen Analyse stellen sich die Aktienmärkte und die Auslandsnachfrage als wichtige Einflussfaktoren für die Entwicklung des Bankensektors dar. Wie Grafik 7 zeigt, entwickelt sich das Geschäft mit den ausländi- schen Kunden (Kommissionen aus dem Aus- land) sehr ähnlich wie der SPI-Index (als Bei- spiel für die internationalen Aktienmärkte) und Börsenumsätze. Offensichtlich reagieren auch die ausländischen Kunden negativ auf eine negative Bewegung der Aktienmärkte.

Letztere und die Aktivität der Anleger spielen für die Banken eine entscheidende Rolle, ins- besondere in der Vermögensverwaltung, aber natürlich auch im Investment Banking und im Handelsgeschäft. Daher überrascht nicht, dass die Entwicklung der Wertschriften in Kun- dendepots ebenfalls stark mit der Bewegung an den Aktienmärkten korreliert.

Ob die seit Mitte der Neunzigerjahre ge- stiegene Abhängigkeit der Banken in der Schweiz von der Entwicklung der Aktien- märkte eher ein Erfolgs- oder ein Risikofaktor ist, wird vermutlich je nach Börsenstimmung anders beantwortet. In der Tat kann diese Ab- hängigkeit sowohl Chance als auch Risiko sein. Unbestritten ist, dass der Schweizer Ban- kenplatz die Qualität seiner Dienstleistungen ständig pflegen und mit innovativen Instru- menten und Prozessen verbessern muss, um attraktiv zu bleiben und weiter zu wachsen.

Die Qualität der Dienstleistung ist insbeson- dere für die Nachfrage aus den Nachbarlän-

dern sehr wichtig.

Gesamtwirtschaft

Nominale Stundenproduktivität, in Fr.

Banken

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

Schw eiz

Deutschland Frankreic h

Italien Österreich

Vereinigtes Königreic h

Spanien

Niederlande Schw

eden USA

Westeurop a (17)

Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 6

Nominale Stundenproduktivität des Bankensektors und der Gesamtwirtschaft, 2005

Swiss Performance Index (SPI) Index 1. Quartal 1999 = 100

Wertschriften in Kundendepots Bankenkommissionen aus dem Ausland Börsenumsätze

30 50 70 90 110 130 150

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Grafik 7

Indikatoren zur Entwicklung des Geschäfts in der Vermögensverwaltung

Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft

Referenzen

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