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Schweizer Fintech-Branche mit ersten Schwächezeichen | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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FOKUS

Die Volkswirtschaft   1–2 / 2022 31 Das Ranking analysiert für jeden Stand- ort die Rahmenbedingungen für Fintech- Unternehmen. Es basiert auf 74 Indikatoren, die Aussagen ermöglichen zu den politischen, ökonomischen, sozialen und technologischen Rahmenbedingungen eines Finanzplatzes.1

Als Fintech-Unternehmen gelten Firmen, deren strategischer Schwerpunkt auf der Bereit- stellung technologiebasierter Lösungen für innovative Produkte, Dienstleistungen und Pro- zesse in der Finanzbranche liegt.

Die guten Rahmenbedingungen in der Schweiz zeigen sich auch in der Grösse und der Entwicklung des einheimischen Fintech- Sektors: Ende 2020 gab es in der Schweiz ins- gesamt 405 Fintech-Unternehmen. Fünf Jahre zuvor waren es noch 161 gewesen. Fast 150 Fintech-Firmen befanden sich Ende 2020 im Kanton Zürich; im Kanton Zug, dem Hotspot

D

as Umfeld für Fintech-Unternehmen ist in der Schweiz gut – zumindest vorder- gründig. Im Fintech-Hub-Ranking der Hoch- schule Luzern 2021 liegt Zürich auf dem zweiten Platz, einzig geschlagen von Singapur, welches mit beträchtlichem Vorsprung die Spitzen- position einnimmt (siehe Abbildung). Genf liegt auf Platz 4 hinter Stockholm. Insgesamt wurden 35 Finanzplätze untersucht.

Schweizer Fintech-Branche mit ersten Schwächezeichen

In der Schweiz gibt es über 400 Fintech-Firmen. Diese innovativen Unternehmen sind wichtige Zulieferer für etablierte Finanzinstitute. Doch die Rahmenbedingungen haben sich zuletzt tendenziell verschlechtert.  Thomas Ankenbrand, Denis Bieri

Abstract  Auf dem ersten Platz des Fintech-Hub-Ranking 2021 der Hoch- schule Luzern liegt Singapur. Dahinter folgen Zürich, Stockholm und Genf.

Ende 2020 zählte die Schweiz über 400 Fintech-Unternehmen, die meist wichtige Zulieferer für Banken sind. Das hierzulande in den Fintech-Sektor investierte Risikokapital belief sich für das Jahr 2020 auf 260 Millionen Franken. Tendenziell verschlechtern sich die Rahmenbedingungen für Fintech-Unternehmen in der Schweiz. Zu den Standortnachteilen gehören etwa die relativ hohen Lohnkosten, die hohen Lebenshaltungskosten, die restriktive Visumsvergabe sowie die geringe Bereitstellung von Online- diensten durch Behörden.

1 Ein detaillierter Beschrieb der Metho- dologie findet sich in der «IFZ FinTech Study 2021», die unter HSLU.ch abrufbar ist.

Fintech-Hub-Ranking 2021

  Politisch        Ökonomisch        Sozial        Technologisch Punkte (max = 140)

ANKENBRAND ET AL. (2021) / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

101 100 100 99 97 97 96 94 91

108 - 1. Singapur

- 2. Zürich

1 3. Stockholm

- 5. Amsterdam

2 7. London

1 9. Hongkong

1 4. Genf

1 6. New York

2 8. San Francisco

4 10. Toronto

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140

Die maximale Punktzahl eines Standortes liegt bei einem Wert von 140. Die Pfeile zeigen die Platzverschiebung gegenüber dem Vorjahresranking.

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DIGITALER FINANZPLATZ

32 Die Volkswirtschaft   1–2 / 2022

für Blockchain-Technologie, waren 117 Fintech- Firmen beheimatet; Genf zählte 39 Fintech- Firmen. In den meisten anderen Kantonen ist diese Zahl jeweils deutlich geringer.

Zugenommen hat auch das investierte Wag- niskapital: Im Jahr 2020 flossen Investitionen in der Höhe von 260 Millionen Franken in den Fintech-Sektor – das ist zehn Mal mehr als 2015.

Wolken am Horizont

Obwohl die Schweiz ein gutes Umfeld für Fin- tech-Unternehmen bietet, sollte sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Denn die Rahmen- bedingungen haben sich im Vergleich mit ande- ren Standorten in den letzten Jahren relativ ver- schlechtert. So hat Genf im Fintech-Hub-Ranking 2021 den dritten Platz an Stockholm verloren.

Zu den Standortnachteilen der Schweiz gehören insbesondere die relativ hohen Lohn- kosten, die hohen Lebenshaltungskosten, die restriktive Visumsvergabe sowie die geringe Bereitstellung von Onlinediensten durch Be- hörden. So ist es in der Schweiz – im Gegen- satz zu Estland – beispielsweise nicht möglich,

eine Firmengründung rein elektronisch abzu- wickeln. Die meisten Herausforderungen sind für die Schweiz zwar nicht neu, haben sich im relativen Vergleich zu den anderen führenden Fintech-Standorten im Laufe der Zeit aber ten- denziell verschärft.

Kommt hinzu: Beim Geschäftsmodell der Schweizer Fintech-Firmen gibt es Anzeichen für eine Stagnation. Darauf deuten etwa die im letzten Jahr gesunkenen Medianwerte für die durchschnittliche Gesamtfinanzierung und der unveränderte Medianwert für die durchschnitt- liche Mitarbeiterzahl der Fintech-Firmen hin.

Aus Sicht der Unternehmen selbst gilt die Kundenfindung als grösste Herausforderung, gefolgt von der Verfügbarkeit von qualifi- ziertem Personal beziehungsweise erfahrenen Führungskräften.

Wenig hoffnungsvoll stimmt – unabhängig vom Fintech-Hub-Ranking – das schlechte Ab- schneiden von Genf und Zürich im jüngsten Global Financial Centers Index der britischen Z/Yen Group und des China Development Institute (CDI).2 In diesem Index, der die Wett- bewerbsfähigkeit von 116 Finanzzentren misst

2 Wardle und Mainelli (2021).

Steht im Fintech- Ranking der Hoch- schule Luzern an der Spitze: Finanzplatz Singapur.

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FOKUS

Die Volkswirtschaft   1–2 / 2022 33

Thomas Ankenbrand Professor für Fintech, Institut für Finanzdienst- leistungen Zug (IFZ), Hochschule Luzern

Denis Bieri Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ), Hochschule Luzern

Literatur

Ankenbrand, T., Bieri, D. Frigg, M., Grau, M. und Lötscher, D. (2021).

IFZ FinTech Study 2021. An Overview of Swiss Fintech, IFZ Zug.

Wardle, M., und Mainelli, M. (2021). The Global Financial Centres Index 30.

und als Indikator auch in das Fintech-Hub- Ranking einfliesst, ist Zürich im Jahr 2021 um 11 Plätze zurückgefallen. Die Limmatstadt liegt neu einen Rang hinter Genf auf Platz 21. Dies ist die tiefste Platzierung, die Zürich je erreicht hat. An der Spitze des Index finden sich unver- ändert New York, London und Hongkong. Das bessere Abschneiden von Zürich und Genf im Fintech-Hub-Ranking hat zum einen mit der unterschiedlichen Datenbasis zu tun und zum anderen mit Unterschieden in den angewandten Rankingmethoden.

Was vielleicht überraschen mag: Schwei- zer Fintech-Unternehmen sind mehrheitlich nicht als Konkurrenz zu traditionellen Finanz- instituten zu verstehen, sondern als innovative Speerspitze der Digitalisierung im Finanz- bereich. Diese oftmals vergleichsweise kleinen Unternehmen stellen nicht so sehr Finanz- produkte für Endkunden, sondern meist inno- vative Softwarelösungen für etablierte Finanz- unternehmen zur Verfügung. Dazu gehören etwa datengetriebene Analysedienstleistungen für das Investmentmanagement sowie Software für Kernbankensysteme.

Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Fintech-Branche käme daher langfristig der gesamten Schweizer Finanzbranche zugute.

Dies könnte nicht zuletzt auch dazu führen, dass die Schweiz im Global Financial Centres Index künftig wieder besser abschneidet.

SHUTTERSTOCK

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