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ukalyptus globulus LABILL. (Myrtace- ae) hat von den circa 600 bekannten Arten der Gattung Eucalyptus die größte pharmazeutische Bedeu- tung erlangt. Allein seine ge- trockneten Laubblätter (Folge-blätter) von älteren Bäumen sind für die Drogengewinnung zugelassen. Geschätzt wird ihr hoher Gehalt an ätherischem Öl mit der Hauptkomponente 1,8-
Cineol (syn. Eucalyptol). Neben den Eukalyptusblättern (Euca- lypti folium) findet sich noch das Eukalyptusöl (Eucalypti aetheroleum) im Europäischen Arzneibuch. Es wird durch Was- serdampfdestillation aus den fri- schen Blättern oder Zweigspit-
zen gewonnen. Neben Eucalyp- tus globulus LABILL. sind für die Ätherischölherstellung noch weitere Eukalyptusarten zuge- lassen, die ein cineolreiches Öl
liefern (Eucalyptus fruticetorum und Eucalyptus smithii).
Ein riesiger Überlebens- künstler Der ursprünglich in Australien beheimatete immer- grüne Baum gehört mit einer Wuchshöhe von bis zu 60 Me-
tern zu den größten Bäumen überhaupt und wird inzwischen weltweit in den subtropischen und mediterranen Zonen ange- baut. Ursprünglich schätzte man
die anspruchslosen, schnell wachsenden Bäume als Holzlie- feranten. Da sie dabei viel Was- ser verbrauchen, pflanzte man sie darüber hinaus zur Trocken- legung von Sümpfen an. So soll- te der Lebensraum der Anophe- lesmücke vernichtet und damit auch das Auftreten von Malaria reduziert werden, woher auch der volkstümliche Name Fieber- baum herrührt. Allerdings hat der Anbau von Eukalyptusbäu- men im gleichen Zuge auch hei- mische Pflanzenarten und da- mit weitere ansässige Tierarten verdrängt.
Der Wohlverhüllte Die an- dere übliche Bezeichnung Blau- gummibaum nimmt auf die blaugrünen Blätter Bezug. Die Blätter zeigen eine Heterophyl- lie, das heißt sie sind je nach Alter unterschiedlich gestaltet:
Während die Jungblätter oval- herzförmig sind, haben die älte- ren Folgeblätter die typische sichelförmige Form. Der botani- sche Gattungsname leitet sich von griechisch eu = schön, gut und kalyptein = verhüllen ab und verweist auf die weißen Blütenknospen, die unter einer deckelartigen Haube von Kelch- blättern versteckt sind, bevor sie aufblühen. Globulus ist die Ver- kleinerungsform vom lateini- schen globus = Kugel und be- schreibt die kugelförmige Frucht- kapsel.
Reich an Cineol
PRAXIS HEILPFLANZEN
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32 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2012 | www.pta-aktuell.de
In Australien sind die Eukalyptusblätter die Leibspeise der
Koalas. Bei uns hat sich das daraus gewonnene Öl zur Behandlung
von Atemwegserkrankungen bewährt.
Eukalyptusöl im Fokus Au- ßer dem traditionellen Ge- brauch der Eukalyptusblätter zur Teezubereitung werden die- se heute kaum noch medizi- nisch verwendet. Sie dienen vielmehr der Gewinnung des ätherischen Öls. Dies findet sich ebenso wie das daraus isolierte 1,8-Cineol in zahlreichen Ferti- garzneimitteln, die vorwiegend zur Behandlung von Erkältungs- krankheiten eingesetzt werden.
Sie kommen äußerlich und in- nerlich in Form von Kapseln, Einreibungen, Inhalationen, Öl- bädern oder Lutschbonbons zur Anwendung.
Das Eukalyptusöl wird sowohl bei oraler Applikation als auch bei Inhalation gut resorbiert und teilweise über die Lunge ausgeschieden, wo es seine se- kretolytischen, sekretomotischen und schwach spasmolytischen Effekte entfaltet. Zudem weist 1,8-Cineol ein entzündungs- hemmendes Potenzial auf, was man sich bei der Therapie von akuten Erkrankungen der obe- ren Atemwege sowie auch bei asthmatischen Verlaufsformen und Bronchitiden zunutze macht. Auch können antivirale und antibakterielle Effekte be- obachtet werden. Das Gefühl ei- ner verbesserten Nasenatmung entsteht durch Stimulation von Kälterezeptoren an der Nasen- schleimhaut. Dieser Effekt tritt nicht nur beim Inhalieren auf, sondern macht sich auch bei oraler Einnahme bemerkbar.
Vorsicht: Reizungen mög- lich Während sich in Australien die Koalabären ausschließlich von Eukalyptusblättern ernäh- ren, kann das ätherische Öl in großen Mengen beim Menschen giftig sein. Bei Überdosierung können schwere Vergiftungen, die sich durch Schwindel, Be- nommenheit und Atemnot be- merkbar machen, auftreten.
Wer empfindlich ist, kann auf- grund der Reizwirkung des ätherischen Öls auf den Magen- Darm-Trakt mit Magenschmer- zen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen reagieren. Bei ent- zündlichen Erkrankungen im
Magen-Darm-Bereich und im Bereich der Gallenwege sowie bei schweren Lebererkrankun- gen sind Eukalyptuszubereitun- gen kontraindiziert. Ebenso soll- ten sie bei Säuglingen und Kleinkindern nicht im Bereich des Gesichtes und speziell der Nase aufgetragen werden, da die Gefahr eines reflektorischen Glottitiskrampfs, eines Bron- chospasmus sowie asthmaähnli- cher Zustände bis hin zum Atemstillstand (Kratschmer-Ef- fekt) besteht. Auch wird in der Regel wegen fehlender Untersu- chungen zur Unbedenklichkeit von einer Anwendung während der Schwangerschaft und Still- zeit abgeraten.
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Gode Meyer-Chlond, Apothekerin