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Iranica.
Von H. HUbschmann.
1) Np. juli>.
Skr. khädati „er kaut, zerbeisst, isst, frisst" müsste im Zend
Qcäöaiti und im Neupersischen, wo y für zd. 8 zwischen Vocalen
regehnässig eintritt, xäyad lauten. Dieses xüyad^) ist im Np.
vorhanden (z. B. Firdusi, ed. Vullers, I, 470, Z. 8 d. Textes
V. u.), hat dieselbe Bedeutung wie das Sanskritwort und ist also
= skr. khädati. Der alte Infinitiv müsste xästan lauten, scheint
aber nicht mehr vorhandeu und durch xäidan -), einer Neubildung
aus dem Praesens, ersetzt zu sein. Im Zend findet sich ein ^xäö
kauen" nicht. Das Vd. 2, 95 (ed. Sp.) vorkommende xaSa (2 p.
ipt.) wird von der Pehleviübersetzung durch ein mir unklares Wort,
von de Harlez durch „grabe", vonDarmesteter durch „knete", von Geldner durch „scheide ab" übersetzt, von letzterem zu skr. khad,
von Bartholomae (Handbuch p. 51, § 132) zu skr. khüd, von Justi
= khid stossen, drücken, (Diet. kurde-fran9ais p. 156) zu np. xastan verwunden gestellt.
2) Np. gU.
Skr. madgu „ein best. Wasservogel' sollte im Zend maöyu
und im Neupersischen muyy oder mahy lauten, wofür mäy ein¬
getreten ist. mäy bedeutet Wasservogel und findet sich z. B.
Firdusi, ed. Vullers, 1, p. 444, Z. 4 des Textes v. u.
3) Np. J.^.
Np. zahr „Gift' lautet im Armenischen, das es aus dem Mittel¬
persischen entlehnt hat , zahr *) und müsste nach iranischen Laut-
1) Vgl. kurd. käin wiederkäuen.
2) Wo findet sich Darmesteters (Ktudes iraniennes, I. p. 210) „xäyistan manger" ?
3) Vgl. auch kurd. zähr hei Uliea.
Bd. XXXVIII. 28
424 Hübschmann, Iranica,
gesetzen im Zend *ja&ra, im Sanskrit *hatra (von han tödten,
Suff, tra) lauten. Np. zahr bedeutet also etymologisch: Mittel
zum Tödten.
4) Np._^j und Jj.
Np. zalü, zälü Blutegel ') könnte man zu lat. hrrüdo oder irisch
gil Blutegel (Curtius , Grundzüge 5, p. 200) stellen , wenn es nicht
unwahrscheinheh wäre , dass die Indogermanen schon den Blutegel
mit einem eigenen Worte benannt hätten. Man wird aber mit
Bötticher, Arica p. 67 das persische Wort zu dem indischen
*}al{kä, *jalukä, jalükä Blutegel stellen, unter der Annahme jedoch,
dass in einer von beiden Sprachen das Wort Fremdwort ist. ünd
arm. tzruk?
Wie np. zalü neben skr. jalükä, so steht auch np. zalla, zilla
gryllus neben skr. jhillikä Grille, Heimchen.
5) Altp. vrnavatiy.
Von der Wurzel var glauben wird im Ossetischen das Verbum
umin glauben gebildet, Dies ist ein unpersönliches Verbum, das
mit dem Accusativ der Person construirt wird : vä umi ihr glaubt
(= es glaubt euch), vgl. Schiefner, Ossetische Texte p. 82, Z. 5
und 15. Ebenso scheint mir im Altpersischen var unpersönhch
gebraucht und mit dem Accus, der Person (wie lat. piget, pvidet etc.)
construirt zu sein, vgl. Spiegel, p. 34, 42: tya manä krtam
vmavatäm &uväm mätya durujiyähy (?) du sollst an das von mir
gethane glauben, damit du nicht lügest (?); 49—50: mätya —
manä krtann naisim vmavätiy duruactam maniyätiy damit er nicht
an das von mir gethane nicht glaube , es für erlogen halte ; 53:
ihi.väm vmavatäm tya manä krtam du sollst an das von niir
gethane glauben.
6) Np. ^jwXi, praes. fjSJ:^.
Zd. skehda wird von Geldner, K. Z. 25, 211 Anm. zu skr.
skanda gestellt. Aber Js. 9, 89 heisst es bestimmt : Schlag *) und
gehört also zu zd. sciT)clayeiii\fiefraakenibaznfra3cinbana,frascifl-
bayöit, sraska zu sraacintU. Danach ist scindayeiti aus *s6eiiday-,
scaTiday- hervorgegangen wie zd.yima aus *yema = skr. yama, K. Z. 24,
328, Anm. 2; 25, 82; Bartholomae, Handbuch p. 15, § 5.
Also urtheilt Bartholomae, Handbuch p. 239 über skehda
unrichtig, richtig Darmesteter, Etudes iraniennes I, 81. Aber
Darmesteter irrt, wenn er ebenda np. sikanam aus *sikandam
hervorgehen lässt und ein Gesetz aufstellt, nach dem iran. nd zu
1) Heber das Kurdische vgl. Justi-Jaba, Wörterbuch p. 223 und
noms d'nnimaux p. 29.
2) Phi. tabrakf Gemeint ist irgend eine Form von tabriintistan = np.
Hkaslan.
Hübschmann, Iranica. 425
n werden soll. Das auch von ihm angeführte zd. buna — skr.
budhna^) beweist nur, dass iran. dn zu n wird (K. Z. 27, 241),
während zd. zavda, zd. bahdayeiti = np. bandad deuthch zeigen,
dass iran. nd erhalten bleibt. Also sollte zd. scindayeiti im Neup.
wenigstens durch iikandad vertreten sein , es lautet aber hier
Sikanad. Dies setzt voraus, dass die Wurzel iran. skand, scand
im Altpersischen nach der sogenannten 9. Classe flectirt wurde:
skanämiy (aus skadnämi) , skanähy (aus skadnähi) , skanätiy
(aus skadnäti) u. s. w. Vgl. skr. badhnämi von bandh neben
zd. bandayeiti. Das Particip müsste im Altpersischen etwa skasta,
der Infiiütiv skastanaiy lauten, woraus im Np. Sikast, sikastan
geworden ist. Vgl. np. bost, bastan von band. So erhalten wir-
durch Zend und Neupersisch eine iranische von skr. chid zu trennende
Wurzel skand , scand schlagen , brechen , zu der ossetisch sädtin
schlagen, brechen ebenso gehört wie ossetisch bäi^t^ya binden zu
zd. band. Dazu auch gr. a^a^o).
7) Zd. siS = skr. chid.
Bartholomae hat richtig erkannt, dass in den Fällen, wo
skr. ch iranischem s und griech. ax entspricht (vgl. skr. gacchati,
zd. jasaiti, gr. ßdaxt), die Reflexe eines indogermanischen sk^h
vorliegen. Nehmen wir nun eine idg. Wui-zel sk^hid an, so müssen
wir erwarten, dieselbe im Sanskrit als chid, im Griechischen als
axiS oder ff;^<^, also als die Wurzel, welche Curtius, Grund-
züge*, p. 247, § 295 bespricht, wiederzufinden. Im Zend aber
müsste dieselbe siö lauten. Die 3 p. opt. perf. von dieser Wurzel
müsste im Zend den Lautgesetzen nach hisiSyät (aus ursp. si¬
sk ^hid-ye-t) = skr. ciochidyät „hätte zerrissen , vemichtet" sein
und diese Form hegt yt. 8, 54 wirkhch vor. Leider ist die Stelle ^)
schwierig und auch Geld ner hat K. Z. 25, 483, vgl. 27, 243
die Schwierigkeiten noch nicht gehoben. Das von ihm herbei¬
gezogene sadayeiti von Vd. 18, 19^) wüsste ich nur nach der
Abänderang in saedayeiti = skr. chedayati mit unserm hisiSyät
— wenn dieses so richtig überhefert ist — zu vereinigen. Geht
1) Bartholomae, Handbuch p. 52, § 134.
2) Ao pairika yä duzyäirya | vlspahe afJieuS aslvatö \ (paröit ) pairi-
&nem (aiihväm) avahisilSyät.
3) paröit pairi&nem aiihvam \ ava-derenan sadayeiti . Mit ava¬
derena würde ich slcr. avadlrna „gespalten , zersprengt" zusammenstellen und wegen pairid'na, das nicht „Schlinge" heissen kann, dio Stelle Vd. 19, 28:
pairi&nem kerenente daeva nicht unberücksichtigt lassen. Mir scheint poiVt^raa ein Synonymum von aiihva zu sein und so etwas wie ,,Lebenskraft, Bedingungen der körperlichen Existenz" zu bedeuten. Dieses pairid'na suchen die Dämonen (yt. 8, 54: „die Dämonin Misswachs", vd. 18, 19 „der teuf lische A z i ", vd. 19, 28 „die schlechten bösen Dämonen") zu vernichten (yt. 8, 54: siS == skr.
chid, vd. 18, 19 saä s. o., vd. 19, 28: kar schneiden, zerschneiden).
28*
426 Hübschmann, Iranica.
das nicht , so würde ich saÖayei'ti von hisidyät trennen uud ihm
die Bedeutung: „wirft zu Boden (K. Z. 27, 243), vernichtet,' zu¬
schreiben.
8) Zd. du Y Sar.
Gegenüber den meisten ErklUrungen der Lautverhältnisse des
idg. Wortes für Tochter hat Kluge (Paul und Braune's Btr. 9,
p. 153) rait Recht angenommen, dass als idg. Stammformen dhiigater-,
dhuktr- anzunehmen sind. Daraus erklären sich alle europäischen
Formen ohne Weiteres. Als iranische Urformen sind dugitar, duat-r
anzusetzen , von letzterer stammt np. du^r.tar und duu:t , kurd. düt.
(Rhea)'). In der Sprache des Avesta schwand das i der Form
duyttar wie das / von pitar Vater in den Formen j><ä , ptarem,
pterebyü , förö geschwunden ist und das so entstehende dugtar
wurde sogleich zu dugdar , gd. duydar , zd. duyÖur. Hier trafen
y und t erst innerhalb der Avestasprache und in einem vereinzelten
Falle zusammen , ihre Verbindung hatte sich also niclit nach ira¬
nischen oder indogennanischen Gesetzen zu richten.
Bei den Verwandtscbaftsnamen ist es interessant zu sehen, dass
bis ins Neupersische der Unterschied zwischeu dem Nominativ und
den obhquen Casus in nun gleichwertbigen Formen erhalten ist:
wie wir im Zend nebeneinander haben nom. pita, acc. pitarmi,
nom. mäta , acc. mätareiii. , nom. hruta, acc. brätarem u. s. w., so
zeigt sich pz. und np. pid {— zd. //i'<a) nebeu pz. und nj). pidar
(zd. püarem), pz. imd np. 7näd (zd. mäta) neben pz. und np. mädar
(zd. mätarem) , pz. bräd (zd. bräta) neben np. birädar (zd. brä-
tarem) u. s. w. Das Baluci hat nur die Noniinativformen bewahrt :
phiit^ Vater, niä& Mutter, biräd' Bruder ") (neben entlehntem baräÖar),
das Afghanische die obliquen Formen : plär Vater , mör Mutter,
lerör Bruder, lür Tochter, xirr Schwester u. s. w. Die Nomina actoris
wie zd. däta Schöpfer , acc. dätärem erscheinen im Np. in der
obliquen Form: dädür, vgl. Vullers, Grammatik p. 227, Darme¬
steter, Et. ir. I, 283, aber altp. duwitar Freund, das im Nom.
davJitä vorliegt und im Acc. dauitärairi lauten müsste , erscheint
im Np. sowohl als dönt = altp. dauitä wie als dvstär (= altp.
*dau.stäram).
9) Zd. patis a Aussatz.
Die Wurzel pik^, von der gr. noixilog bunt, lat. piiujo, got.
faiha in ßlu-faihs mannigfach , sl. pisaii schreiben kommt , liegt
im Skr. vor in ptgati schmücken , gestalten ; das Fleisch aushauen
und zurechtschneiden, piq Schmuck, pega, pegas Gestalt, Form,
Schmuck, im Iranischen in np. pea, pesi lepra, pest leprosus, pesa
nigro alboque colore variegatus, pesayl leprositas, niviUtan (^r.niviisam)
1) Zu waxT Su/il (Shaw 207), Sagd (27S) neben ininj. lojirlrj Tochter vergleiche waxi n^ytl (20.') I, nfiyd (27.")) Nacht. — Und afgh. liir Tochter?
2) tt aus t wie in jatta = zd. jata geschlagen u. s. w.
fTübschmann, Iranica. 427
schreiben = altp. nijiiifanaii/, südosset. nifista Schrift, difr. ßnssun schreiben, kurd. pis, pisa = sale, tache, Ifipre, 2>ifi mauvais, pisi
salete, afgh. pes leprosy, also a leper; piisi leprous, arm. pes Art
und Weise, pisak variegato, sprizzato, screziato, 2) Fleck, Maal,
Aussatz (aus dem Pers. entlehnt), altpers. niaäyae ö ktn(j6s (de
Lagarde, G. A. 7.') und 217). Dazu gehört im Ave.sta:
1) pis in zaranyö-pis goldgeschmückt, vergoldet (K. Z. 25, 516,
Anm. 17),
2) paesa = paesanh m Comp. Schmuck, Zier, im Pehl. durch
ptc. peslt geschmückt, eingefasst übersetzt.
3) paesa der Aussatz (oder aussätzig), vd. 2, 85 (Sp.), yt. 5,
92, phi. jiesak (Z. P. Gl. 24). Vgl. Geiger, Handbuch p. 274,
Darmesteter, Zend Avesta I, p. 19.
10) Zd. ana-, osset. änä-.
Neben der Negationspartikel idg. an, a findet sich in einigen
Sprachen eine erweiterte Form: gr. äva-, keit. un aus ana, ahd.
una, prakr. ana, zd. ana, über welche K. Z. 23, 271—275, 24,
426 und 532 gehandelt ist. Zd. ana findet sich in : anaxware&a
ohne Speise, vd. 10, 18; anuzud-a noch nicht geboren, vd. 21, 1;
anawarezdika erbarmungslos yt. 13, 136; anaiita unbewohnt
yt. 10, 38. Dagegen ist anaxwaretärn yt. 5, 50 in ana .noaretdm
zu theilen oder in ana caretäm zu ändern , es bedeutet : auf der
Rennbahn, anamarezdika findet sich auch im Aogemadaeca , ed.
Geiger, p. 27, § 77—81, (zur Metrik vgl. Geldner, Studien
zum Avesta I, 167), und wird hier durch anämurzlö übersetzt,
was den Gedanken nahe legt, dass zd. anamarezdika aus anä-
'inurezdika entstanden sein könnte. Wie dem auch sei, die Negation
ana- findet sich im Zend nur in 4 Beispielen und ist schwerhch
sehr alt. Darum wird ein iranisches ana nicht anzunehmen sein,
obwohl noch eine zweite iranische Sprache eine entsprechende Ne¬
gationspartikel hat. Im Ossetischen ist nämlich die Negation a (ä)
fast ganz aufgegeben imd durch änä verdrängt worden: änädon
wasserlos, änädvur thürlos, iinäsiydiüj unrein u. s. w. Uebrigens
wird änä hier auch als selbständige Praeposition in der Bedeutung
„ohne" gebraucht und könnte als solche allenfalls zu d. ohne, got.
inu, gr. ävev gestellt werden.
11) Ossetisch ax sinak.
Zd. oMsaena, Beiwort der Kuh vd. 22, 12 (Sp.) wird von der
Pehleviübersetzung durch ein Wort wiedergegeben, das etwa xaAinin
zu lesen ist. Im Aogemadaeca p. 27, § 79 ist es Beiwort des
Bären und wird im l'ärsi durch aviiyun (?) wiedergegeben , das
dort durch skr. <lkü<;avarna übersetzt wird. Dasselbe Pehleviwort
verzeichuet Jamaspji in seinem Pahlavi-Dictionary II, p. 421—422
in den Formen : xa-sin ink , black colour ; a rich cerulean colour,
p. .^^Äi»; aiyun sky-colour, a-svn blue, like the sky. Die Ideutität
428 HMschmann, Iranica.
dieses phi. xa^SSn = np. xaiin ') („subater , in caeruleum vergens"
Vullers) mit zd. axiaena hat Darmesteter, Etudes iraniennes
II, p. 53 erkannt und Tomaschek hat B. B. 7, 204 dieses zd.
ascSaena mit yidghah axsin (Biddulph ClVHI: ,äksMn') blau,
sariqoli xoin blau , kurd. iin „bleu , vert", hesln „vert , gris , bleu"
(vgl. Justi-Jaba, Diet.), afgh. sin „green, verdant, fresh, bluish-
green" zusammengestellt. Nun glaube ich das Wort auch im Osse¬
tischen zu finden. Hier sollte es axsin lauten , es findet sich ein
axsinak bei Klaproth, Reise in den Kaukasus II, Anhang
p. 209, Asia Polygl. 96, aber in der Bedeutung Taube. Dieses
oss. axsinak Taube verhält sich zu zd. acsaena blauschwarz wie
skr. kapöta, np. kabütar Taube zu np. Icabüd blau.
12) Zd. apäxtara.
Zd. apäxtara nördlich wird in Justi's Handbuch durch apa-
axtara = ohne Gestime erldärt und ähnhch deutet de Lagarde,
Btr. p. 6 phi. apüxtarän durch „gegen-axtar". Beide Deutungen
befiriedigen nicht, ich halte zd. apäxtara für den Comparativ eines
*apäk — skr. ajiäk, apäni- rückwärts gelegen, hinten hegend,
westlich, mit Rücksicht auf usastara östlich, daosatara westhch,
rapißwitara südlich. Anders Geiger, Ostiranische Kultur p. 305.
13) Zd. aäa gemahlen.
Zd. aia, negirt anasa findet sich Vd. 5, 153 und 7, 93
(Sp.) als Bezeichnung von yava Getreide. Geldner erklärt es
falsch durch skr. akSata (K. Z. 25, 210), Darmesteter über¬
setzt es richtig durch „ground", ohne eine Erklänmg zu geben.
Das Wort scheint, nach seiner Umgebimg an beiden Stellen zu
urtheilen, ein ptc. pass, zu sein und also auf ein ursp. arta zurück¬
zuführen. Die Pehleviübersetzung zu Vd. 5, 153 gibt es durch
ein Wort vfieder, das sich artak lesen lässt und = zd. asa ist,
wie altp. arta- = zd. aSa = skr. rta ist. Ich leite also beide
von einer Wurzel ar mahlen ab, zu der np. ärd, balu£i ärf , kurd.
ar, är Mehl (vgl. jetzt auch ZDMG. 38, 48 und 93), arm. ai.a-m
mahle gehören. So kommt wieder eia ä = rt zu den K. Z. 24, 352
Anm., 26, 605 verzeichneten') hinzu.
14) Zd. s = k^s und ky.
a) Ueber die Vertretung Von idg. ks und k^s im Arischen ist
K. Z. 23, 398—400, 25, 121, Anm., Bartholomae, Gäthäs 87,
Arische Forschungen 22, Handbuch 56, § 147 gehandelt worden
und das Gesetz hat sich bestätigt, dass idg. ks = skr. kä , zd.
altp. aiä, idg. k^s = skr. kä, zd. altp. ä ist.
1) Vgl. axSin „nom d'un fleuve dans la provinee de Fars dont l'eau teint en vert les v6toments", Istakhri (Justi-Jaba, Diet. p. 446).
2) Vgl jetzt auoh K. Z. 27, 228: frasa, frasi.
Hilbschtnann, Iranica. 429
In diesen Gleichungen kann aber für zd. altp. ruhig iranisch
gesetzt werden , da auch das alterthümhche Ossetische den Unter¬
schied wahrt, indem es seinen Lautgesetzen gemäss xa für ka -
zd. xs imd s für k^a = zd. * bietet, vgl.
1) zu ks:
oss. äxsäw Nacht, zd. xSap, altp. xSap, skr. kSap ; oss. rüxs Licht,
zd. raoxSna, vgl. skr. rukäa ; oss. äxsäz sechs, zd. xSvai ; axsinak
Taube, zd. axaaena ; äaiair Milch, zd. xsira, skr. /cSira u. s. w.
2) zu k'a:
ayd Hunger, zd. Suda, skr. ksudh; ars Bär, zd. areSa, skr. rkSa;
bälas Baum , zd. varesa , skr. vrhw ; äxsäz (mit z für a) sechs,
zd. xsvai ').
So ist also im Zend zwischen aresa {im Aogemadaeca, osset.
ars, np. xirs , gr. ägxTog — idg. rk'sa) Bär und dem Eigen¬
namen ere.cSa yt. 8, 6 (der im Skr. freilich auch rkSa lauten, aber
auf idg. rksa zurückgehen würde) wohl zu unterscheiden , was
Bartholomae noch im Handbuch p. 17, § 15 unterlässt. Ebenso
zwischen den Wurzeln iranisch xsi herrschen und si wohnen. Im
Avesta hegt xii herrschen (= idg. ksi) häufig genug, besonders
in Verbalformen (vgl. ptc. xsayamna) vor, im Altpers. in xääya&iya,
xiayäriä, patiyaäciaiy. Dazu skr. 2 Aw/beherrschen und wohl auch
zd. xia&ra = altp. xiadra = skr. kiatra Heirschaft. Dagegen
Hegt ii wohnen (= idg. k'^si) vor in söi&ra Wohnsitz, Land (sehr
häufiges Wort , aber nie *) mit od) , -iayana , iiti, Wohnung,
Sitz (nie mit xs), afiaiita unbewohnt, aiwiiayamna wohnend
yt. 10, 77, aiwisayana ebenda (Geldner corrigirt aiwiiayäma dass
wir wohnen), iaeti er wohnt ys. 33, 5; 43, 3 (W), saeite er
wohnt ys. 46, 16 (W), upasaeti ys. 23, 3, upaiaeta weilet behag¬
lich! yt. 13, 147, altp. haiitiya aufrührerisch?, arm. (aus dem
Pers. entlehnt) 5«i bewohnter Ort , Dorf (— zd. iayana) , wovon
das denom. Sin-el u. s. w. Dazu skr. 1 Jcii weilen, wohnen, ruhen,
Jeitti Wohnsitz, JeSaya Wohnsitz '), Icietra Feld, Land, IcSema wohn¬
lich, behaglich; Rast, Ruhe, Frieden, Sicherheit; gr. xrt in xriffig,
äfitpiXT ioveg u. s. w. Ebenso ist im Iranischen tai zimmem,
schaffen := idg. tak' a (K. Z. 25, 121 Anm.) von toxi scharf zu
1) Idg. kgvek^s (K. Z. 25, 121 Anm., 27, 106), das im Sitr. kSvakS oder nach Wegfall des v (K. Z. 27, 107) kiak» lauten sollte. Im Sansltrit (üher PrSkrit nnd Pkli vgl. K. Z. 25, 122 Anm.) ging unregelmässig das anlautende ki in i Uher, so dass hier das Thema iaJci lautet, Whitney, Orammatik
§ 146, 221.
2) xiöi&ra yt. 24 (!), 35 ist nichte.
3) Zd. „a^^ava Wohnung" (bei Justi) existirt nicht mehr, xiaf/öy.31,iO und xiayae-ca y. 70, 75 (Sp., 71, 17 W>, Genitiv, bedeutet nach der Tradition (iivan) ,, Wehklagen". Darmesteter, Memoires de la soci^t^ de ling. V, 70flg.
Kotb Ubersetzt „Verkommenheit", Geldner „Elend". Vgl. aucb Z. P. Gl.
p. 19: zd. xäiim = phi. Sevan „lamentation".
3 2
430 Hübschmann, Iranica.
trennen, tas liegt vor im Avesta als Verb = zimmem, schaffen,
hauen, in vlspatas allerschaffend, tasan Schöpfer, tasa Beil, tasta
Schaale, -taiti Text, -tästa geschaffen, — häufig genug und
nie mit asi-, altp. itsataiana Bau, arm. (aus dem pers. entlehnt)
tai-el raschiare , tagliare , lavorare a martello , tait coppa , tazza, taitak vaso da ofl'erire le libagioni ; pz. täiiS geschaffen , np. tai ascia fabri lignarii, skr. taki behauen, verfertigen, schaffen, takian
Zimmermann, gr. rixTwv, lat. texo, ahd. dehsa, lit. tassi/ti, ksl.
tesati, tesla Axt (Curtius, Grundz.^ 219). Dagegen heisst zd.
taxi laufen lassen und gehört zu skr. tak, zd. tac laufen, fliessen,
und altp. ham-taxi „arbeiten , bewirken , helfen" ist mit Joh.
Schmidt nach K. Z. 25, 121 Anm. zu beurtheilen. Also gehört
auch np. taxS: Pfeil ') nicht , wie ich früher glaubte , zu zd. tai,
ist aber vielleicht zu gr. to'Iov Bogen zu stellen, wenn dieses
von rixTMV zu trennen ist.
Unter den Wörtern, welche im Zend i — skr. ks zeigen
(vgl. noch vli Haus, Nom. von vis, yt. 13, 3, ursp. vik^s; kaia
Achselhöhle, skr. kakia, np. kai; rai verletzen, raSanh Beschädigung, skr. 3 raki beschädigen, verletzen, rakias, Beschädigung, Beschädiger :
Unhold) verdienen zwei besondere Beachtung, caiman Auge, np.
casm, oss. cäst Auge, skr. cakius Auge, calci sehen, wenn die
Wurzel skr. küQ, zd. kas (Icah^) ist, und sls lehren = skr. gilci
lernen, Desid. von gak^), dessen * = skr. fof also aus k'ks ent¬
standen wäre.
In vereinzelten Fällen ') mag wohl im Zend xs in .v über¬
gehen , aber diejenigen Zendphilologen irren und machen Pehler,
welche sich über den ünterschied von zd. xi und i von vornherein
hinwegsetzen.
b) Im Zend geht bekanntlich arisches cy in iy = i über:
taiyä Comp, zu tahciita Sup. , meräiyät Opt. zu merencahuha
Ipt. , aiyä Comp, zu aiiita Sup. , iu = altp. iiyu gehen , skr.
cyu, iyaoü'na = skr. cyäutna, hai- aus *hacy- von haxay
Freund (K. Z. 24, 353), frasa, skr. jrräcya K. Z. 27, 228 Anm.
1) Firdusi (ed. Vullors) I, 466, letzte Zeile:
fi
ui*-:S^j' ») >JL'*tS> lX^Ä^ ^Ji^j U^'-rVrf »vXiJ
2) Zd. saxS lernen ist die durch s erweiterte Wurzel sak = skr. gak.
Davon zu trennen ist sai ys. 30, 11, das nicht ,, lernen" bedeutet, vgl. mein Zoroastr. Lied p. 74.
3) Bartholomae, Handbuch § 100, Anm. 2 nimmt don Uebergang
o
von xS in * an in fräs und vasante. Aber an eine Wurzel vas aus vaxs
glaube ich nicht; wo vaxs entstand, ist es auch geblieben und liegt oft genug vor. vas heisst yt. 14, 39 gar nicht sprechen oder „preisen" (Justi), Geldner übersetzt es durch „inne haben", und vaXyeite y. 44, 11 kann Passiv von vac (mit üy aus cy wie immer) sein. So wird auch vaS in vasaiihe du sprichst, vaSata er sprach nicht aus vaxs entstanden sein.
3 2
Hübschmann, Iranica. 431
Dazu das eben erwilhnte vasyeite y. 44, 11, Passiv von vaie und
die Wurzel syä = iä.
Ueber letztere handelt Gel dner. Drei JaSt p. 24 und stellt
zu ihr : aiäta „unruhig", säitya Ruhe , Ausruhen bringend , säiti
Behagen, Behaglichkeit, sä behaglich, säistem am behaglichsten,
visyäta (ys. 80, 3) angenehm (V). Dazu kommt: asäiti Unbehagen.
aiäiitein am unbehaglichsten, haoSäta Behagen, vaseMiti y. 13, 9
(12, 3 W.) Behagen nach Wunsch ')• Letzteres Wort gehört dem
Gathadialect an, der sonst nur die Form syä kennt, welcher
Syämä, syeiti- , syäs , syäta, syeinti (Vsp. 9, 4 W.) = syafitl
(ys. 12, 3 W.) entstammen. Das yt. 14, 48 vorkommende syeiti
beseitigt jetzt Geldner, .syeinti yt. 10, 38 (die Handschr. syeiti
bei W.) „sie wohnen" steht an bedenklicher Stelle neben anasita
unbewohnt. Was also bei Justi unter den Wurzeln shä, shä,
1 khshi verzeichnet ist, gehört, nach Ausscheidung des unrichtigen,
unter die Wurzel zd. sä = gd. syä weilen, nihen, behagen. Zu
dieser Wurzel gehört altp. siyäti Behagen , Freude , np. säd froh
und lat. quies, quietus, quiesco. Die indogermanische Form der
Wurzel ist kye, Brug man, M. U. I, 9 — 10. Und wie nun idg.
kyu gehen = skr. cyu, zd. .su, altp. .siyu im Ossetischen durch
cäun gehen vertreten ist, so finden wir idg. kycti Ruhe = zd.
säiti, altp. siyäti, lat. quies im Ossetischen als cäd wieder, nämhch
in ancäd Ruhe, zu dem ancon bequem, ancäyun ruhen, ausruhen
gehören. Sonach geht zd. xii herrschen auf idg. ksi,
zd. si wohnen auf idg. k^si, zd. iä = gd. iyä. ruhen
auf idg. kye zurück.
Zd. i ist auf verschiedene Weise entstanden: nach u, deren
Steigerungen und k, r
1) aus s, schon in arischer Zeit;
sonst aber 2) aus rt
3) . k's
4) , ky
vor t (in arischer Zeit) und n (im Zend öfter)
5) aus k\ g\ (g'h).
15) Zd. xiusta.
Dass xiusta (besonders in ayöxiusta) „flüssig" bedeute , ist
längst vermuthet, aber nie recht begründet worden. Erst jetzt
weist Geldner, Drei JaSt p. 42 für .rJiudra (Same) die Grund¬
bedeutung „Flüssigkeit" nach und erliält somit die Wurzel xind
„flüssig sein", die er auch im skr. kiödas „Strom, fluctus" wieder¬
findet. Ich war inzwischen auf anderm Wege zu demselben Ergeb¬
nisse gekommen, nämlich durch ys. 42, 6 (W.): apätnda frariaostretu
yazamaide = phi. zak i äpän fräz tajisnlh yazam das Vorwärts -
1) Dnzu wolil auch säyahte ys. IG, 7 (\\j.
432 HUbschmann, Iranica.
fliessen des Wassers verehren wir, dessen fra-xiaoatra Vorwftrts-
fliessen, nur von einer Wurzel xsvd fliessen, zu der auch zd.
xSaodahh Wasserschwall yt. 10, 14 = skr. IcSödas (Justi) gehört,
herkommen kann. Also heisst in der That ooinata (von der Erde
-zem - und dem Metall - ayanh - gesagt) flüssig. kSvd fliessen
ist natürlich von skr. kmd stampfen zu trennen, vielleicht aber
mit neupersisch sustan waschen zusammenzustellen.
16) Osset. vart'.
Zd. vere&ra wird yt. 9, 30 = yt. 17, 50 neben xaoda Helm,
yt. 13, 45 neben xaoSa Helm und zaya Waffe, mithin als ein
Theil der Büstung genannt. Es wird daher gestattet sein, es
durch Schild (oder Panzer?) zu übersetzen und mit tag. vart
Schild (Miller, Osset. Stud. I, 20, 2 v.u.) zu identificiren. VgL
skr. vartra wehrend , Deich , Schutzdamm, arm. vahan Schild (d e
Lagarde, Beiträge zur altb. Lex. p. 74).
17) Arm. katapan.
Das von mir ZDMG. 35, p. 664 erwähnte arm. katapan ist
nicht aus dem Persischen zu deuten , sondern , worauf mich
Dr. Mordtmann zuerst hingewiesen hat, aus dem Mittellatei¬
nischen: catapanus , idem quod capitaneus (du Cange), ital. capi¬
tano. Die Umstellung von t und p ist dieselbe , wie in altruss.
altserb. kotopanü, mgr. xartnavu, vgl. Miklosicb, Fremd¬
wörter in den slav. Sprachen p. 101.
18) Zd. inf auf ve.
Die Fonnen des Gäthädialectes : dävöi zu geben, zu machen
ys. 28, 3; 44, 14; 51, 9, vlduye (metrisch 2silbig: vidve) zu
wissen ys. 29, 3; 31, 5; 44, 3 und wohl auch des Zend: buye,
suye (Bartholomae, Verbum p. 152) sind Infinitive, die aus
der Wurzel mittels des Suffixes vöi = ve gebildet sind. Dieses
SufBx müsste im Griechischen als fai, nach Verlust des Digammas
als «t erscheinen. Nun lautet im Griechischen der Infinitiv des
sigmatischen Aorists auf ai {kva-ai., dei^-ai) aus, das auf/at
= zd. vöi, ve zurückgeführt werden kann.
19) Zur Geschichte der Forschung.
Zu Geldners Bemerkungen:
1) über die instr. pl. auf ls im Zend, K. Z. 27, p. 225—226,
2) über zd. süra morgendlich, K. Z. 27, 253, 25, 531,
3) über zd. ueraocayäi und zajcsa&ra, Drei JaSt p. 35 und 128,
4) tiber zd. avaM, Drei JaSt 136 ist zu vergleichen
1) Hübschmann, Casuslehre p. 267,
2) ebenda p. 196, Anmerkung,
3) ZDMG. 28, p. 81,
4) Ascoli, Vorlesungen p. 54.
4S3
Zur Geschichte des Awestäkalenders.
Von F. Spiegel.
In meinen Bemerkungen über das Vaterland und das Zeitalter
des Awestä (cf. diese Zeitschr. 35, 629 flg.) habe ich (p. 642) mit
einigen Worten auch den Awestäkalender erwähnt. Es war mir
damals entgangen, dass Hi-. H. R. Cama bereits im Jahre 1867
(Zertoshti Abhyäs nr. 7) eine eingehende Abhandlung über diesen
Gegenstand in Guzerati veröifenthcht hat und ich komrae hier um
so heber auf die Sache zurück als dieselbe inzwischen auch von
Geiger (Ostiränische Kultur p. 314 flg.) weiter gefördert wurde
aber ohne dass auch er die genannte Abhandlung zu kennen scheint.
Das unabhängige Zusammentreffen beider Forscher in mehreren
Punkten dürfte nicht ohne Bedeutung sein.
Sehr richtig zeigt Cama, dass das Awestä die Tage in doppelter
Art zu zählen pflegt : einmal indem es don Tag vor die Nacht setzt,
dann aber auch, indem es mit der Nacht beginnt und den Tag
dann folgen lässt. Die letztere Art der Zählung fängt den Tag
mit der Abenddämmerung an imd ist namenthch im Vendidäd so
häufig, dass man sie für die gewöhnliche halten muss ; man begegnet
derselben Sitte auch bei den Hindus, den Muhammedanern, den
Juden und auch bei den Germanen. Dass sie darum eine indo-
gennanische sei, wie Geiger vermuthet, möchte ich nicht behaupten,
noch weniger aber mit Cama annehmen , dass es die religiöse Art
der Zählung gewesen sei. Es scheint vielmehr die Sitte den Uchten
Tag der Finsterniss der Nacht vorausgehn zu lassen durchaus in
der Anschauungsweise Zarathustras begründet, darum sehen wir auch
bei dem tägUchen Opfer den Beginn desselben mit Ushahina, der
Zeit der Morgendämmerung, zusammenfaUen , so dass der Tag mit
der Mittemacht aufhört. Mir scheint soviel gewiss, dass diejenigen,
welche mit dem Tage zu zählen anfangen ihre Aufmerksamkeit mehr
dem Laufe der Sonne , diejenigen aber , welche mit der Nacht be¬
ginnen, dem Laufe des Mondes zuwenden müssen. Dass uziragh
den Untergang der Sonne bedeuten soUe (statt des Aufganges der
Gestirne), wie Cama annimmt, will mir nicht in den Sum. Dass
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