Es ist uns überliefert ..
... über Dr. Philipp Theophra- stus von Hohenheim, genannt Aureolus Bombastus Paracel- sus: „1526 erhielt er durch Empfehlung von Oekolampadi- us die gut besoldete Stadtarzt- stelle von Basel. Hier überrasch- te er die Hörer dadurch, daß er seine Vorlesungen in deutscher Sprache hielt und die Werke der Araber öffentlich als Zeichen seiner Mißachtung verbrannte.
Obwohl Paracelsus in Basel gro- ßen Zulauf hatte und eine weit ausgedehnte Praxis betrieb, setzte er sich bald durch um- stürzlerische Handlungen in dem Maße den Feindseligkeiten der anderen Ärzte und Apothe- ker aus, daß er schon nach zwei Jahren seine Stellung aufgeben mußte."
„Am meisten aber charakteri- siert den stolzen Hochmut des selbstbewußten Mannes eine Anekdote, die sein Schüler Opo- rin von ihm berichtet und die wie ein Blitzlicht die Natur des Mannes beleuchtet. Paracelsus war zu einem Kranken gerufen, nach einer von ihm durchzech- ten Nacht. Er tritt in das Kran- kenzimmer und fragt die Um-
herstehenden: ,Hat der Kranke heute schon etwas zu sich ge- nommen?' — ,Nichts als den Leib des Herrn.' — ,Da ihr euch schon nach einem anderen Arzt umgesehen habt, erscheine ich mir hier überflüssig.' Sprach's und ging seiner Wege."
... über Dr. Sutherland aus Bath als Anekdotenerzähler:
„Während seines Aufenthaltes in Paris praktizierte er im Höpi- tal de la Charite. Er befand sich eines Tages in Begleitung des Chefarztes, der die Krankensäle zur Visite durchbrauste, und ein Mönch trabte neben ihm her mit
einem Buch, in das die Rezeptu- ren aufgeschrieben werden soll- ten. An einem Bett hält der Arzt und schreit in höchster Unge- duld den Patient an: Toussez- vous? Suez-vous? Allez vous ä
la seile? Dann wendet er sich zu dem Mönch mit der Aufforde- rung: Purigieren! Mein Herr, antwortete der Mönch, er ist tot.
— Zum Deibel! Vorwärts! stieß der Arzt hervor und galoppierte in größter Hast weiter." (nach William Cuming, 1714-88) ... über Sir Samuel Garth aus London: „Kaum hatte er eines Spätnachmittags den Kit-Kat- Club aufgesucht, ließ er verneh- men, daß er bald aufbrechen müsse, um eine Anzahl seiner Patienten zu besuchen. Sir Ri- chard Steele gehörte zur Club- Gesellschaft, und er erinnerte seinen Kollegen an die Kran- kenbesuche, worauf jener so- fort eine Liste mit fünfzehn Na- men hervorzog und erklärte:
„Es ist eigentlich ganz egal, ob ich die heute abend noch sehe oder nicht. Neun von ihnen ha- ben eine solche schlechte Kon- stitution, daß alle Ärzte der Welt sie nicht retten können, und die Konstitution der anderen ist der- art gut, daß alle Ärzte der Welt sie nicht umbringen können."
(nach John Timbs, 1801-75) AR
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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
POST SCRIPTUM
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782 (126) Heft 11 vom 13. März 1985 82. Jahrgang Ausgabe A