A 360 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 9|
1. März 2013„Alle Studien registrieren, alle Ergebnisse veröffentli- chen“ – mit dieser Forde- rung haben britische Wissen- schaftsorganisationen, dar - unter das Centre for Evi- dence Based Medicine der Universität Oxford und das
„British Medical Journal“, eine Online-Petition gestar- tet. In der Vergangenheit seien die Resultate von Tau- senden klinischen Studien nicht veröffentlicht worden.
Manche Studien seien nicht einmal registriert worden, schreiben die Initiatoren. Die Folgen für Forschung und Patienten: Erkenntnisse gin- gen verloren, Arbeit werde doppelt gemacht, aus Unkenntnis würden schlechte Therapieentschei- dungen getroffen und die Chancen für eine bessere Medizin vertan.
Deshalb, so die Forderung, müssten alle klinischen Studien – alte wie neue – registriert und deren Metho- den und Resultate vollständig ver- öffentlicht werden.
Zu den Unterstützern der Petition gehört auch das Institut für Qualität KLINISCHE STUDIEN
Petition für Veröffentlichung aller Ergebnisse
und Wirtschaftlichkeit im Gesund- heitswesen. „Die Petition soll eine breitere Öffentlichkeit nicht nur auf das Problem, sondern auch auf Lösungsmöglichkeiten aufmerksam machen – und damit alle maßgeb - lichen Akteure, also Gesetzgeber, Behörden, Forschungseinrichtungen und Wissenschaftler, in die Pflicht
Transparenz in der Forschung:
Die Registrierung und Veröffentli- chung aller Studien
trägt dazu bei.
Foto: Fotolia/Pixelmacher Mehr Möglichkeiten der berufli- chen Weiterbildung sollen den Fachkräftemangel in der Altenpfle- ge mindern. Der Bundestag hat des- halb am 21. Februar ein Gesetz zur Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung einstimmig verab- schiedet.
Damit kann die Ausbildungszeit von Bewerbern mit entsprechenden Vorkenntnissen um ein Drittel auf zwei Jahre verkürzt werden. Außer- dem ist eine Vollfinanzierung von nicht verkürzbaren Weiterbildun- gen zum Altenpfleger durch die Bundesagentur für Arbeit möglich.
BUNDESTAG
Ausbildung in der Altenpflege neu geregelt
Der Bundesrat muss dem Gesetzes- vorhaben noch zustimmen.
Mit dem Gesetz wird die von Bund, Ländern und Verbänden 2012 beschlossene „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Alten- pflege“ umgesetzt. Ziel ist es, in den nächsten drei Jahren die Zahl von Auszubildenden in der Alten- pflege um jährlich zehn Prozent zu steigern. Zudem sollen 4 000 Pfle- gehelfer für eine Weiterbildung zur Altenpflegekraft gewonnen wer- den. Derzeit können 14 000 Stellen für Altenpflegefachkräfte nicht be-
setzt werden. dapd
nehmen, sich für diese Lösungen starkzumachen und sie umzuset- zen“, heißt es dort. Mit der Unter- schrift wolle man auch deutlich ma- chen, wie breit die Unterstützung sei, die die Forderungen der Peti - tion inzwischen fänden. Zeichnen kann man die Petition unter www.
alltrials.net. HK
Eine einfache Anwendung und die Erwartung höherer Sicherheit machen die direkten oralen Antikoagulanzien für die langfristige Sekundär- prophylaxe nach tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien interessant. Mit zwei neuen Publikationen liegen jetzt zu allen drei Wirk- stoffen Daten aus größeren randomisierten Studien vor.
Apixaban und Rivaroxaban hemmen den Faktor Xa, Dabigatran hemmt Thrombin. Die Wirksamkeit von Rivaroxaban für die Sekun- därprophylaxe nach tiefen Venenthrombosen hatten schon die Daten der EINSTEIN-PE-Stu- die belegt (NEJM 2010; 363: 2499–510): Die Rate von erneuten Thromboembolien wurde von 7,1 auf 1,3 Prozent (Verum versus Place- bo) gesenkt, mit einem vertretbaren Risiko für schwere Blutungen (0,7 Prozent). Rivaroxaban ist in Europa in dieser Indikation zugelassen,
Apixaban und Dabigatran dürfen in dieser Indi- kation derzeit noch nicht angewandt werden.
Doch die Ergebnisse der aktuell publizierten RE-MEDY- und RE-SONATE-Studien zu Dabi- gatran (NEJM 2013; 368: 709–18) und der AMPLIFY-EXT-Studie zu Apixaban (NEJM 2013; 368: 699–708) könnten zu einer Erwei- terung der Indikation führen (die Zulassungs- behörden haben sich aber noch nicht geäu- ßert). Dabigatran und Apixaban senkten das Risiko eines erneuten thromboembolischen Er- eignisses gegenüber Placebo deutlich, wobei die Rate von schweren Blutungen jeweils bei unter einem Prozent lag.
In der RE-MEDY-Studie erzielte Dabigatran im direkten Vergleich mit Warfarin eine ver- gleichbar gute Wirkung. Mit 1,8 versus 1,3 Prozent kam es unter Dabigatran zwar etwas häufiger zu erneuten thromboembolischen Er-
eignissen als unter Warfarin (Hazard Ratio [HR]
1,44; 0,78–2,64), dafür aber seltener zu schweren Blutungen (1,8 versus 0,9 Prozent;
HR 0,52; 0,27–1,02). Das Ziel, der Nachweis der Nichtunterlegenheit, wurde erreicht.
Apixaban wurde in der AMPLIFY-EXT-Studie in zwei unterschiedlichen Dosierungen (2,5 oder 5,0 mg zweimal am Tag) angewandt. Bei- de Dosierungen waren vergleichbar effektiv:
Die Rate von thromboembolischen Ereignissen wurde von 8,8 Prozent im Placeboarm auf je- weils 1,7 Prozent unter Verum gesenkt.
Schwere Blutungskomplikationen waren sehr selten. Ein Problem der neuen Antikoagulan- zien bleibe, dass für die klinischen Studien häufig jüngere Patienten mit weniger Begleit- erkrankungen und einem niedrigen Blutungsri- siko ausgewählt würden, als im Praxisalltag üblich, heißt es im Editorial. Rüdiger Meyer