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Archiv "Mitarbeiterführung: Win-win-Situationen herstellen" (01.09.2014)

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ie Notwendigkeit, eine Win- win-Situation herbeizufüh- ren, besteht meistens dann, wenn der Arzt und ein Mitarbeiter gegen- teilige Ansichten haben. Würde je- der versuchen, seine Ansicht und seine Position durchzuboxen, wür- de es einen Verlierer geben – und einen Gewinner. Sicherlich gibt es Situationen, in denen genau dieser Ausgang unumgänglich ist. Viel- leicht aber lässt sich ein Kompro- miss oder gar ein Konsens finden.

Es ist zumindest eine Überlegung wert, ob es zur Eskalation nicht auch eine Alternative gibt. Aber Achtung: Ein Kompromiss birgt die Gefahr, sich zu einem „faulen Kom- promiss“ zu entwickeln, bei dem ei- ner der Beteiligten oder gar beide Nachteile in Kauf nehmen müssen.

Verlierer-Verlierer-Situationen sind die unausweichliche Folge.

Hier hilft das Harvard-Konzept des sachgerechten Verhandelns und des Interessenausgleichs weiter. Es setzt bei den Beteiligten die Bereit- schaft voraus, in der konfliktgela- denen Situation den anderen als

Partner zu sehen, der lediglich an- dere Interessen vertritt, die jedoch ebenso legitim sein können wie die eigenen. Diese Denkweise ermög- licht es dem Arzt, die Interessen der anderen Seite verstehend nachzu- vollziehen und bei der Entschei- dungsfindung zu berücksichtigen.

Jedoch: Er verliert dabei nie die ei- genen Interessen aus den Augen.

Das Motto des sachgerechten Inte- ressenausgleichs lautet: hart und bestimmt in der Sache, weich mit dem Gegenüber.

Konstruktiv auf den Gegenüber eingehen

Zielsetzung ist, sich bei dem Kon- flikt von dem üblichen Sieger-Ver- lierer-Schema zu befreien und mög- lichst zu einer Gewinner-Gewinner- Situation zu gelangen. Um dies zu erreichen, geht der Arzt auf den Verhandlungspartner konstruktiv ein: Er möchte die Interessen des Mitarbeiters und die eigenen Inte- ressen gleichrangig behandeln. Der Arzt sollte über die Bedeutung des Begriffs „Interessen“ reflektieren

und sich verdeutlichen, dass es dem Mitarbeiter nicht darum geht, ihm zu schaden. Er möchte lediglich ein Interesse durchsetzen, das ihm am Herzen liegt.

Positionen sind Standpunkte, die wir einnehmen, also Forderungen, Meinungen und Vorschläge. Inter - essen hingegen sind die Dinge, die wir eigentlich und in Wirklichkeit durchsetzen wollen. Win-win-Lö- sungen setzen voraus, dass der Arzt die hinter den Positionen verborge- nen Interessen entdeckt. Erst dann ist ein Interessenausgleich möglich.

Dazu ein vereinfachtes Beispiel:

Ein Mitarbeiter kommt des Öfteren zu spät und ist auf der Arbeit müde und unkonzentriert. Der Arzt könn- te ihn zurechtweisen; er will aber eine Lösung finden, die für alle Be- teiligten von Vorteil ist.

Er macht sich klar: Es liegt im Interesse der Klinik und des Patien- ten, wenn der Mitarbeiter voll kon- zentriert arbeitet. Er beschließt da- her, den Mitarbeiter nicht zurecht- zuweisen, sondern das konstruktive Gespräch mit ihm zu suchen. So er- Foto: Fotolia/Ivelin Radkov

MITARBEITERFÜHRUNG

Win-win-Situationen herstellen

Es ist der Beziehung zum Mitarbeiter förderlich, wenn es dem Arzt gelingt,

mit ihm partnerschaftliche Win-win-Situationen zu kreieren, bei denen beide Seiten das Gefühl haben, ihre Interessen größtenteils durchgesetzt zu haben.

2 Deutsches Ärzteblatt I Heft 35 I 1. September 2014

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fährt er, dass sich der Mitarbeiter seit einigen Wochen um seine pfle- gebedürftige Mutter kümmert – da- rum die Müdigkeit und die Unkon- zentriertheiten. Das Interesse des Mitarbeiters besteht darin, gute Ar- beit zu leisten – und der Mutter zu helfen. Nun liegen die Interessen aller Beteiligten auf dem Klinik- tisch – und aufgrund der Kenntnis dieser Interessen ist es dem Arzt vielleicht eher möglich, eine Lö- sung zu entwickeln, die die Interes- sen der Klinik, des Arztes und des Mitarbeiters und seiner Mutter glei- chermaßen berücksichtigt. Zumin- dest ist es wahrscheinlicher, zu ei- ner Win-win-Lösung zu gelangen – allein deswegen, weil dem Arzt durch die genaue Kenntnis der Si- tuation und ihrer Hintergründe mehrere Handlungsoptionen offen- stehen, nicht nur die Zurechtwei- sung des Mitarbeiters.

Das Konzept stößt an seine Grenzen, wenn der Mitarbeiter den Willen des Arztes zum Interessen- ausgleich auszunutzen versucht.

Der Arzt muss dann überlegen, ob er die Strategie der Härte oder des

Nachgebens verfolgen will. Ent- scheidend ist das Interesse des Arz- tes am Sachergebnis und an der Be- ziehungsqualität. Was heißt das?

Wenn das Interesse am Sacher- gebnis und an der Qualität der Be- ziehung zum Mitarbeiter schwach ausgeprägt ist, kann der Arzt anders vorgehen, als wenn es umgekehrt ist, er mithin ein hohes Interesse an einem guten Ergebnis und einer stabilen Mitarbeiterbeziehung hat.

Wenn es zum Beispiel im Sinne der Patientenorientierung richtig ist, gegenüber dem Mitarbeiter nicht nachzugeben und hart zu bleiben, ist die Beziehung zum Mitarbeiter für den Arzt zweitrangig.

Immer auf der Sachebene bleiben

Ist das Interesse an der guten Mitar- beiterbeziehung und dem Sacher- gebnis sehr ausgeprägt, sollte der Arzt die Strategie des vorsichtigen Nachgebens in Erwägung ziehen.

Wie gesagt: Diese Vorgehensweise ist nur dann notwendig, wenn die Win-win-Ausrichtung am Verhalten des Mitarbeiters scheitert. Win-

win-Situationen lassen sich kreie- ren, wenn das Verhältnis zum Mit- arbeiter durch Wertschätzung und Respekt geprägt ist. Das Problem:

Wenn dem so ist, sind Strategien, Win-win-Situationen herbeizufüh- ren, unnötig. Sie entstehen durch das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Mitarbeiter und Arzt. Pro- blematisch wird es, wenn persön - liche Animositäten in den Fokus rücken – es ist dann so gut wie unmöglich, eine Win-win-Konstel- lation herzustellen. Der Arzt sollte mit dem Mitarbeiter nur auf der Sachebene kommunizieren. Doch dies ist leichter gesagt als getan.

Zielführend ist in solch einem Fall die Einschaltung einer dritten Person, die als Unbeteiligte eine Konfliktlösung auf den Weg bringt, bei der die Interessen aller gewahrt bleiben. Dieser unbeteiligten Per- son fällt es meistens leichter, die hinter den Positionen verborgenen Interessen offenzulegen und auf diese Weise wiederum einen Inte- ressenausgleich im Gespräch mit den Beteiligten anzustoßen.

Dr. Michael Madel

In Deutschland sind fünf bis zehn Prozent der Neugeborenen gefährdet, bis zum Alter von sechs Jahren Gewalt zu erleiden. Häufig ist schon vor der Geburt erkennbar, wo das Kindeswohl besonders gefährdet ist.

Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um Babys und Kleinkinder besser vor Gewalt zu schützen?

Fischbach: Die beste Voraussetzung für ein sicheres und gewaltfreies Aufwachsen von Kindern ist eine gut funktionierende Familienstruktur, innerhalb derer alle Familienmitglieder Sicherheit, Geborgenheit und da- mit Schutz finden. Will man also den Kinderschutz primärpräventiv ver- stehen, so muss die Gesellschaft Familien unterstützen und psychoso- ziale Risiken zu minimieren suchen. Ein hoher Risikofaktor stellt die wirt- schaftliche aber auch die Bildungsarmut dar, da sie ursächlich für einen ganzen Strauß weiterer das Kindeswohl gefährdender Risikofaktoren wie beispielsweise familiäre Gewalt, Sucht, Vernachlässigung und psy- chische Erkrankungen ist. Daher sind alle Bemühungen, die auf die Sta- bilisierung der kleinsten gesellschaftlichen Zelle Familie ausgerichtet sind, zu unterstützen. Projekte wie „KinderzukunftNRW“ (Näheres unter www.forum-kinderzukunft.de) gehen von diesen genannten Überlegun- gen aus und haben einen familiären Unterstützungspakt aller für das Kindeswohl wichtigen Professionen geschlossen, der bereits vorgeburt-

lich zum Einsatz kommt. Ganz wichtig ist hierbei, dass sich ergänzende Miteinander von Gesundheitswesen und Jugendhilfe, das zwar viel beschworen, aber in praxi lei- der noch recht wenig gelebt wird. Kinder- und Jugendärzte, Frauenärzte, Kinderkran- kenschwestern und Hebammen haben ei-

nen niederschwelligeren Zugang zu jungen Eltern und dies schon vorge- burtlich. Unter dem Schutz der Schweigepflicht öffnen sich psychosozial belastete Eltern wesentlich häufiger, so dass frühzeitig Unterstützungs- und Hilfsangebote für die Betroffenen in die Wege geleitet werden kön- nen. Die Evaluation des Projektes KinderzukunftNRW bestätigt die Effi- zienz eines solchen kooperierenden Vorgehens im Kinderschutz. Vieler- orts sind aber Kooperationen zwischen den Professionen der Jugendhil- fe und des Gesundheitswesens noch unzureichend implementiert, so dass es immer wieder zu tragischen Informationsdefiziten kommt. Mein Fazit: Ein vertrauensvolles kooperatives Miteinander von Jugendhilfe und Gesundheitswesen ist am besten geeignet, um auch sensible Zeichen familiärer Not frühzeitig zu erkennen und durch eine rechtzeitige Stabili- sierung der Familie Kindern einen erforderlichen Schutz ihrer physischen wie psychischen Integrität zu gewährleisten. Ol

FRAGE DER WOCHE AN . . .

Dr. med. Thomas Fischbach, Kinderarzt aus Solingen und Mitbegründer des Projektes „KinderzukunftNRW“

4 Deutsches Ärzteblatt I Heft 35 I 1. September 2014

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