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Archiv "US-Gesundheitswesen: Obamas Reform bleibt umkämpft" (20.01.2012)

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So kann vielleicht ein momentan allzu einfacher Missbrauch von Gentransfertechnologie, bei dem ei- ne mehr oder weniger befugte, aber nicht notwendigerweise fachkundi- ge Person einen viralen Vektor über das Internet ordert und einem Hoch- leistungssportler injiziert, verhin- dert werden. Zu groß erschiene dann die Gefahr, möglicherweise le- benslang als „Gendoping-positiv“

aufzufallen, und zu gering die Wahrscheinlichkeit, einen leis- tungssteigernden Effekt bei tolerab- len Nebenwirkungen zu erzielen.

Einem Missbrauch im Breitensport und im Body Building beugen da- gegen Testverfahren ohnehin nicht vor. Will man ein höheres Maß an biologischer Sicherheit gewähr- leisten, wird man wahrscheinlich um verschärfte gesetzliche Rege- lungen und eine entsprechend rigo- rose Kontrolle der Umsetzung nicht herumkommen.

Bestätigte sich der Verdacht, dass Gentransfertechnologie miss- bräuchlich im Sport bereits verbrei- tet zum Einsatz kommt, stünde man in der Debatte über genetisches En- hancement vor einem bemerkens- werten Dilemma. Während Hoch- leistungssportler – ein gesunder, populärer und werbewirksamer Teil der Gesellschaft – weitgehend unre- guliert und unkontrolliert geneti- sches Enhancement betreiben, er- folgt die Entwicklung der Genthe- rapie zum Wohle schwer kranker Menschen weiterhin unter hohen Auflagen. Dieser Widerspruch ist nicht haltbar. Mit der beginnenden Ära des Missbrauchs von Gentrans- fertechnologie im Sport sollte jetzt der Zeitpunkt erreicht sein, an dem vor allem medizinische Fachgesell- schaften ihre Kompetenz einbrin- gen und sportpolitische Entschei- dungen hinterfragen müssen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2012; 109(3): A 80–3

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Perikles Simon Abteilung für Sportmedizin, Johannes Gutenberg- Universität Mainz

Albert-Schweitzer Straße 22 55131 Mainz

simonpe@uni-mainz.de

@

Literatur im Internet:

www.aerzteblatt.de/lit0312

D

ie Uhr für die US-Bundes- staaten läuft. Bis zum 1. Janu- ar 2014 müssen die Landesregierun- gen regionale Gesundheitsbörsen entwickelt haben, über die Einzel- personen, Familien und kleinere Un- ternehmen Gesundheitspolicen er- werben können. Die „insurance ex- changes“ sind das Herzstück der Ge- sundheitsreform von Präsident Ba- rack Obama. Sie sind Voraussetzung dafür, dass jeder US-Bürger in gut zwei Jahren Zugang zu einer Kran- kenversicherung bekommen kann.

Vergleichsmarkt für Policen

„Die Gesundheitsbörsen geben den Bürgern mehr Möglichkeiten und machen das Kaufen und Vergleichen von Policen leicht“, betont Gesund- heitsministerin Kathleen Sebelius.

Die dort angebotenen Versicherungs- pläne werden von staatlicher Stelle zertifiziert. Sie müssen beispiels -

weise einen Mindeststandard an Leistungen beinhalten. Geringver- dienern und Kleinunternehmen steht der Staat bei Abschluss einer Police mit Steuervergünstigungen zur Sei- te. Ist eine solche Börse zum Stich- tag nicht vor Ort etabliert, wird die Zentralregierung in Washington ein- schreiten. So will sie sicherstellen, dass jeder der 50 Bundesstaaten ei- nen solchen Vergleichsmarkt hat.

Bis zu 24 Millionen Amerikaner sollen über die Gesundheitsbörsen Zugang zur Krankenversicherung bekommen, besagen unabhängige Schätzungen. Bis Ende November hatte die Obama-Regierung mehr als 500 Millionen Dollar für den Aufbau der „insurances exchanges“ an die Bundesstaaten ausgegeben.

Doch die Opposition gegen die Reform bleibt landesweit stark. Eini- ge der Bundesstaaten – vornehmlich republikanisch geführte Länder – US-GESUNDHEITSWESEN

Obamas Reform bleibt umkämpft

Noch immer sorgt die Gesundheitsreform von Präsi- dent Barack Obama für Kontroversen. Zurzeit sollen die Bundesstaaten die Grundlagen für die Pflicht zur Versicherung schaffen. Nicht alle sind dazu bereit.

Streiter für die Gesundheitsre- form: Gegen mas- siven Widerstand hat Präsident Oba-

ma eine Versiche- rungspflicht durch- gesetzt.

Foto: dapd

Deutsches Ärzteblatt

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verlangsamen den Implementie- rungsprozess und verweigern Wa- shington die Zusammenarbeit. Kan- sas wies im Spätsommer gut 30 Mil- lionen Dollar der Obama-Regierung zurück. Das Geld sollte dabei helfen, die Strukturen für die regionale Bör- se zu schaffen. Der Staat im Mittle- ren Westen der USA war als Modell auserwählt worden, an dem sich die anderen Bundesstaaten orientieren sollten. Das ebenfalls republikanisch regierte Florida geht einen Sonder- weg – losgelöst von Obamas Re- form. Bereits im kommenden Jahr will der Ostküstenstaat, der mit 3,8 Millionen unversicherten Bewoh- nern die dritthöchste Rate von Nicht- versicherten hat, eine eigene, ausge- dünnte Variante der Gesundheitsbör- se starten. Ein Online-Angebot soll es Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern ermöglichen, nach Poli- cen für ihre Angestellten zu suchen.

Im Unterschied zu Obamas Plänen steht diese Börse Einzelpersonen nicht offen, auch bietet Florida we- der Unterstützung für finanzschwa- che Kleinunternehmer, noch verlangt der Staat Standards für die Policen.

Die Teilnahme ist freiwillig und kos- tenpflichtig. Anstrengungen, die Börse entsprechend den Vorgaben aus Washington anzupassen, gibt es nicht. Für eine Überraschung sorgte unlängst Arizona. Der Südstaat, des-

sen Regierung die Reform ebenfalls strikt ablehnt, nahm Millionen aus Washington an, um eine Börse zu entwickeln. Die Gründe dafür sind jedoch rein pragmatisch: „Arizona ist der Ansicht, dass es richtiger ist, eine eigene Börse aufzubauen, als es der föderalen Regierung zu erlauben, uns ihr Modell überzustülpen“, heißt es in einer Regierungserklärung.

Reform vor Gericht

Die Republikaner lehnen die Ge- sundheitsreform inhaltlich strikt ab.

Sie setzen außerdem darauf, dass das Oberste Gericht der USA, der Supreme Court, Obamas Jahrhun- dertgesetz im kommenden Jahr für verfassungswidrig erklärt. 26 Bun- desstaaten, darunter Kansas, Florida und Arizona, sind juristisch gegen die Reform vorgegangen. Sie glau- ben, dass der staatlich verordnete Zwang zur Krankenversicherung nicht mit der amerikanischen Ver - fassung vereinbar ist. Nachdem sich der Rechtsstreit monatelang durch die Instanzen des US-Rechtssystems gezogen hatte, hatte die Regierung Obama selbst auf eine schnelle Ent- scheidung gedrängt, um für recht - liche Klarheit zu sorgen.

Sollten die Richter das Gesetz durchwinken, drängt für die konser- vativen Landesregierungen die Zeit, um die Strukturen für die Gesund-

heitsbörsen zu schaffen. Bereits im Januar 2013 müssen die Bundes- staaten Washington konkrete Pläne vorlegen, wie sie die „exchanges“

vor Ort verwirklichen wollen. Der Supreme Court will sein Urteil im Juni 2012 fällen.

Die Idee der Gesundheitsbörsen ist nicht neu. Mit Massachusetts und Utah bieten zwei US-Bundesstaaten ihren Bewohnern diese Möglichkeit bereits seit mehreren Jahren an.

Dennoch bemängeln Obamas Kriti- ker, es fehle an konkreten Vorgaben aus Washington, wie ein solches Vorhaben in den einzelnen Bundes- ländern umzusetzen sei. Die Regie- rung betont dagegen ihre Flexibilität.

Die Bundesstaaten sollten das Gesetz umsetzen „auf die Art und Weise, wie es für sie funktioniert“, sagt Ministerin Sebelius. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums haben bislang 13 von 50 US-Bundesstaaten das Errichten der Gesundheitsbörsen gesetzlich verankert.

Viele Bürger profitieren Vielen US-Bürgern kommt die Re- form gut anderthalb Jahre nach ih- rer Verabschiedung zugute. Mehr als eine Million bisher unversicherte Amerikaner unter 26 Jahren sind in- zwischen über ihre Eltern mitversi- chert. Nach Regierungsangaben pro- fitierten bislang etwa 20 Millionen Senioren von kostenfreien Präven - tionsangeboten. Fast 1,8 Millionen ältere Patienten hätten durch die Re- form Vergünstigungen auf ver - schreibungspflichtige Medikamente von im Durchschnitt 530 Dollar er- halten. Versicherer dürfen Kinder mit Vorerkrankungen nicht mehr ab- lehnen. Die US-Regierung versucht zudem, die Preissteigerungen bei Gesundheitspolicen zu stoppen. Seit September müssen die Versicherer Anstiege von mehr als zehn Prozent vor einer staatlichen Expertenkom- mission rechtfertigen. Dennoch hat die Reform in der Öffentlichkeit wei- ter einen schweren Stand. Bei einer Erhebung des Meinungsforschungs- instituts Gallup votierten Mitte No- vember 47 Prozent der befragten Amerikaner dafür, die Reform zu kippen. Lediglich 42 Prozent stellten sich hinter das Gesetz.

Nora Schmitt-Sausen Anders als in Deutschland

hängt die Gesundheitsversor- gung der Amerikaner weitge- hend von der Haltung des Ar- beitgebers zum Versicherungs- schutz ab. Wie sehr amerikani- sche Arbeitnehmer ihrer Firma ausgeliefert sind, zeigt das Bei- spiel des Supermarkt-Riesen Wall Mart. Das Unternehmen, größter privater Arbeitgeber in den USA, hatte unlängst ange- kündigt, künftig keinen Versi- cherungsschutz mehr für Teil- zeitangestellte anzubieten. Ehe- partner von Vollbeschäftigten können nicht mehr unter der Police des Wall-Mart-Angestell- ten mitversichert werden. Viele

Festangestellte werden künftig mit höheren Beiträgen zu ihrer Versicherungspolice belastet – etwa Raucher, die höhere Kos- ten verursachen. Wall Mart be- gründete diesen Schritt mit den gestiegenen Kosten für die Ver- sicherungspolicen. Das Unter- nehmen ist mit diesem Vorge- hen nicht alleine. Viele Firmen verlangen etwa Rauchern höhe- re Beitragszahlungen ab. Ledig- lich 42 Prozent der großen amerikanischen Firmen versi- chern ihre Teilzeitangestellten.

Oft haben diese schlechtere Policen als Vollbeschäftigte.

Vielen Amerikanern droht bei Unterversicherung oder

Verlust der Krankenversiche- rung im Krankheitsfall der finanzielle Ruin. Die Behand- lungskosten sind aus eigener Tasche kaum zu bezahlen. Indi- viduelle Versicherungspolicen, die unabhängig von einem Ar- beitgeber abgeschlossen wer- den, sind kaum zu finanzieren.

Das staatliche Hilfsprogramm Medicaid steht bis 2014 nur sozial Schwachen offen. Ge- ring- und Durchschnittsverdie- ner sind nicht berechtigt, diese Hilfen in Anspruch zu nehmen.

Privatinsolvenzen liegen mit einem Prozentsatz von um die 60 Prozent Gesundheitsproble- me zugrunde.

DER ARBEITGEBER ENTSCHEIDET

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