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Archiv "Famulatur in Malaysia" (16.02.1978)

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Dorfbewohner

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Allgemeinärzte zur Fortbildung

che Praxisausübung in irgendeiner Form angaben.

10. Gespräche mit Ärztebesuchern der Pharmaindustrie

Für die Vermittlung neuer Therapie- kenntnisse (hier als gewähltes Bei- spiel: Einstellen auf orale Antidiabe- tika) wurden von den nordrheini- schen Allgemeinärzten, die uns ant- worteten, die Ärztebesucher der pharmazeutischen Industrie an zweiter Stelle hinter den Fachzeit- schriften genannt. Als Zeitaufwand für diese Informationsgespräche wurden von 42,4 Prozent der Ant- wortenden zwischen 1,0 und 1,9 Stunden pro Woche angegeben.

Alter

Die Hauptgruppe der Befragten, die zwischen 46- und 60jährigen, mach- ten die positivsten Angaben über den Nutzungswert von Gesprächen mit Ärztebesuchern der Industrie.

Die jüngeren und älteren Ärzte da- gegen äußerten sich weniger positiv.

Praxislage, Praxisgemeinschaft Inhaber von Kleinstadt-, Land- und Randlagenpraxen gaben erwar- tungsgemäß größere Informations- gewinne für die Praxis aus den Ge- sprächen mit Ärztebesuchern an als die Inhaber von Allgemeinpraxen in zentralen Lagen. Dieses Ergebnis erbrachten auch andere Untersu- chungen (15). Höheren Informa- tionsgewinn aus den Gesprächen mit Ärztebesuchern gaben — im Ver- gleich zu allen Antwortenden — die- jenigen an, die in gemeinschaftli- cher Berufsausübung tätig waren.

Zugleich nannten sie im Durch- schnitt einen geringeren Zeitauf- wand für diese Informationsge- spräche.

• Wird fortgesetzt Für die Verfasser:

Professor Dr. med. Rudolf Gross Medizinische Universitätsklinik Josef-Stelzmann-Straße 5000 Köln 41

BLICK

ÜBER

DIE GRENZEN

Famulatur in Malaysia

Axel Poser und Roland Laszig

Krankenversorgung mitten im Dschungel von Malaysia bedeutet für Europäer eine Fülle von fast unlösbaren Problemen. Wer hierher kommt, sieht auf den ersten Blick nur Unzureichendes: Die techni- sche und labormedizinische Ausstattung der Krankenhäuser und ih- rer im fast unzugänglichen Urwald liegenden Außenstellen; die strapazenreichen Reisen zu den Stationen und die Verständigungs-

möglichkeiten mit den Kranken. Zwei angehende Ärzte schildern ihre Erlebnisse während einer Ferienfamulatur in Südostasien.

In den Sommersemesterferien des vergangenen Jahres erhielten wir die Gelegenheit, in Malaysia zu fa- mulieren. Unser Flug führte uns nach Kuala Lumpur, der Haupt- stadt Malaysias, wo wir von der Medical Society ins General Hospi- tal nach Johore Bahru weiterge- schickt wurden. Nach mehrstündi- ger Bahnfahrt erreichten wir unser Ziel unweit von Singapore. Unter- kunft erhielten wir in einem dem Krankenhaus angeschlossenen Ärztewohnkomplex. Er umfaßt drei zweigeschossige Steinhäuser so-

wie ein Kasino und liegt 200 bis 300 m vom Hospital entfernt. Die Wohnungen bestehen aus einem 30 qm großen Zimmer, Dusche und WC. Sie werden von zwei Personen bewohnt, wobei sich die Monats- miete auf etwa 100 DM beläuft.

In der diesem Wohnkomplex ange- schlossenen Kantine kann man für 120 DM im Monat vier Mahlzeiten

— auch an den Feiertagen bekom- men. Für 12 DM pro Monat reinigt das Küchenpersonal die Zimmer und wäscht die Wäsche.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 7 vom 16. Februar 1978 393

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Oberschwester und Hilfsschwester während der Arbeit auf der Außenstation Spektrum der Woche

Aufsätze • Notizen Famulatur in Malaysia

Ein Medizinalassistent erhält mo- natlich 600 DM. Die MA-Zeit dauert hier ein Jahr. Anschließend werden die Ärzte für zwei Jahre von der Regierung in bestimmte Regionen des Landes verpflichtet, bevor sie sich eine Arbeitsstelle frei wählen können. Ein Arbeitstag im Hospital beginnt gegen 8 Uhr. Von 12.30 bis 14 Uhr, in der Zeit der größten Hit- ze, ist Mittagspause. Danach wird bis 16 Uhr weitergearbeitet. Wegen der islamischen Staatsreligion ist der Freitag arbeitsfrei (entspre- chend unserem Sonntag), während am Donnerstag nur bis 12.30 Uhr gearbeitet wird. Nach dem Dienst finden fast täglich 60- bis 90minüti- ge Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte statt. Zu ihnen werden die in- teressanten Fälle aller Abteilungen des Hauses vorgestellt und disku- tiert, wobei für die Medizinalassi- stenten Anwesenheitspflicht be- steht.

Wegen der doch für westeuropäi- sche Verhältnisse unzureichenden technischen und labormedizini- schen Ausstattung des Kranken- hauses ist man gezwungen, sich fast ausschließlich in der Diagno- stik an den klinischen Befunden zu orientieren. Angiographien und an- dere aufwendigere Untersuchun- gen können nur in der Universitäts-

klinik in Kuala Lumpur durchge- führt werden. Wir famulierten in ei- ner der beiden Inneren Abteilun- gen, die zusammen aus zwei Kran- kensälen mit je 150 Betten (3. Klas- se) bestehen. Hier müssen die Pa- tienten für die Medikamente und die Behandlung pro Tag etwa 50 Pfennig bezahlen. Jedoch wird in den meisten Fällen darauf verzich- tet, da das Einkommen nur gering ist. Für Patienten der 1. und 2.

Klasse sind die Gebühren örtlich verschieden. In unserer Abteilung mit 75 Frauen- und 75 Männerbet- ten waren zwei Assistenten und sechs MA beschäftigt. Der Chef, Datuk Dr. Lim, machte täglich bei einer Hälfte der Patienten mit allen Ärzten der Station eine gründliche Visite. Hierbei wurde er außerdem von mindestens fünf bis sieben Schwestern begleitet. Sie mußten hauptsächlich darauf achten, rechtzeitig das Krankenbett des zu Untersuchenden mit „Spanischen Wänden" gegen die neugierigen Blicke der Besucher und der an- deren Kranken abzuschirmen.

An Schwestern herrschte im Hos- pital, im Gegensatz zu anderen Gebieten Malaysias, kein Mangel, konnten wir doch manchmal 25 und mehr pro Schicht in einem Saal zählen.

Beim morgendlichen Blutabneh- men wird jeder Arzt von einer Schwester begleitet, die mit ihren Händen die Aufgabe eines „Stau- schlauches" übernimmt.

Jede Glasspritze wird 10 Minuten ausgekocht und in einer verschlos- senen Aluminiumhülse aufbewahrt.

Auch Lumbal- und Knochenmark- punktionsbestecke werden kurz vor Gebrauch nur ausgekocht. Eine kleine intensivmedizinische Einheit mit sechs Betten läßt für die Akut- medizin einen bescheidenen Spiel- raum zu.

Die Umgangssprache unter dem Personal und den Ärzten ist Eng- lisch. Ebenso ist auch das Ausbil- dungssystem für Ärzte und Schwe- stern nach englischem Vorbild ge- staltet.

Auf Grund der verschiedenen in Malaysia lebenden Nationali- täten wie Malayen,— Chinesen und Inder kommt man ohne Dol- metscher oft nicht aus, da nur we- nige Patienten englisch sprechen und auch nicht alle Malayisch, die offizielle Amtssprache, verstehen.

Uns blieben auch durch verschie- dene Vorurteile geschürte Span- nungen zwischen den Rassen nicht verborgen, die am Krankenbett je- doch nicht zutage traten.

In Dungun, einer kleinen Stadt an der malerischen Ostküste Malay- sias gelegen, dort wo alljährlich die größten Riesenschildkröten der Erde von Juni bis September ihre Eier im Sand ablegen, waren wir zu Gast bei Dr. Wee. Er war, zusam- men mit fünf weiteren Ärzten und einem Zahnarzt, hierher von der Regierung für zwei Jahre verpflich- tet worden und nun mitverantwort- lich für die medizinische Betreuung der etwa 50 000 Bewohner des Di- striktes Dungun, der größtenteils von dichtestem tropischen Regen- wald bewachsen ist.

Das District-Hospital hat vier grö- ßere Außenstellen, in denen wö- chentlich einmal Sprechstunde von einem Arzt abgehalten wird. Wir begleiteten Dr. Wee auf einer der

394 Heft 7 vom 16. Februar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Schulkinder werden geimpft

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Sprechstunden. Im Landrover fuh- ren wir auf schmalen Wegen durch den dichten Dschungel, bis wir nach 45 km diese Außenstation er- reichten. Sie wird während der Ab- wesenheit des Arztes von einer Oberschwester und einigen Hilfs- schwestern versorgt. Etwa 70 Ein- geborene, vorwiegend Kinder, war- teten bereits. Pilz- und andere Hautkrankheiten, Tuberkulose, He- patitis und Malaria sind die häufig- sten Krankheiten. Zu den wichtig- sten Aufgaben der Stationen ge- hört neben der Schwangerschafts- betreuung die Immunisierung ge- gen Pocken, Polio und Tetanus. Oft genug müssen Ärzte und Schwe- stern wegen der uneinsichtigen

Einheimischen verzweifeln.

Ein großes Problem stellt die Fehl- ernährung (Eiweißmangel) — trotz Fischreichtums, vorhandenen Flei- sches und idealer Wachstumsbe- dingungen für eiweißhaltige Früch- te und Pflanzen — dar. So gehört es auch zu den dringlichsten Aufga- ben des medizinischen Personals, den Eingeborenen die richtigen Nahrungszusammensetzungen und -zubereitungen zu demonstrieren.

Jedem dieser vier Stützpunkte sind wiederum vier noch weiter im Ur- wald gelegene Außenstellen zuge- ordnet. Hier arbeitet nur eine Hilfs- schwester, die etwa 2000 Eingebo- rene zu betreuen hat. Nur einmal im Monat bis einmal vierteljährlich kam hierher in einer mehrtägigen Bootsfahrt ein Arzt oder eine Ober- schwester, um neue Medikamente zu bringen, zu impfen und nach dem Rechten zu sehen. Auf diese Weise werden rund 80 Prozent der Eingeborenen betreut.

Wir begleiteten eine Ober- und zwei Hilfsschwestern auf einer zweitägigen Bootsfahrt zu einigen Außenstellen. Zunächst fuhren wir eine Dreiviertelstunde mit dem Jeep bis Jerangau, am Dungun-Ri- ver, wo uns zwei kleine Boote er- warteten. Schnell wurden die Medi- kamente, welche die Regierung ko- stenlos zur Verfügung stellt, Essen und Getränke eingeladen. Der Dun- gun-River schlängelt sich durch undurchdringlichen Urwald. Riesi- ge Bäume zu beiden Ufern, von de- nen ein Gewirr von Lianen bis in den Fluß herabhing — um uns die eigentümliche, zum Teil unheimli- che Geräuschkulisse des Dschun- gels.

Auf unserer Fahrt entdeckten wir große Nashornvögel, Leguane, Af- fen und in allen Farben schillernde tropische Insekten und Vögel — ein beeindruckendes Erlebnis.

Nach mehreren Stunden Boots- fahrt, wobei die Sonne, bereits im Zenit stehend, erbarmungslos auf uns niederbrannte, legten wir an.

Ein langer Marsch auf einem schmalen Dschungelpfad — uns lief der Schweiß in Strömen am Körper herab — führte uns zu ei- ner kleinen Schule mitten im Ur- wald. Hier mußten laut einer genau geführten Kartei neun Kinder ge- impft werden. Nach einer kleinen Mahlzeit übergaben wir dem Leh- rer einige Vorräte an Medikamen- ten, da der nächste Arzt erst in frü- hestens einem Monat kommen würde. Weiter ging es flußaufwärts.

Überrascht wurden wir unterwegs von mehreren gewaltigen, tropi- schen Regengüssen. Völlig durch-

Famulatur in Malaysia

näßt mußten wir einige Male unser Boot über Untiefen hinwegschie- ben. Es war bereits dunkel, als wir die nächste Außenstation erreichten.

Beim Licht der Petroleumlampe sammelten wir zunächst die Blut- egel ab, die sich an unseren Füßen offenbar wohl fühlten. Wir konnten in der auf Pfählen stehenden Kran- kenstation des Dorfes auf dem Bretterboden schlafen.

Nach dem Reis-Frühstück kam fast das halbe Dorf zur Behand- lung, wobei wir als Weiße teilweise bestaunt, teilweise aber auch prü- fend von den Eingeborenen an- gesehen wurden. Leider war eine direkte Verständigung mit ihnen wegen unserer geringen ma- layischen Sprachkenntnisse nicht möglich. Die Menschen leben in sehr einfachen, auf Pfählen (zum Schutz vor den Tieren des Dschun- gels und vor Überschwemmungen) stehenden und mit Bananenblät- tern gedeckten Hütten. Sie bauen Reis und Gummibäume an. Wieder mußten Schwangere untersucht, Kinder geimpft, Verbände angelegt, Medikamente verteilt und Ratschlä- ge gegeben werden, so daß an eine Pause gar nicht zu denken war. Erschöpft begaben wir uns am Nachmittag auf die Rückfahrt.

Während der Monsunzeit, von No- vember bis Januar, regnet es an der Ostküste Malaysias ununter- brochen drei Monate lang. Dann sind die Straßen an der Küste überschwemmt und unpassierbar

— die Flüsse, so auch der Dungun- River — werden zu reißenden Strö- men, wobei sich der Wasserspiegel um 7 m und mehr anhebt. In dieser Zeit sind die Eingeborenen, die von den Außenstationen betreut wer- den, nicht zu erreichen. Während dieser Zeit herrscht eine absolute Urlaubssperre für das gesamte me- dizinische Personal, das dann alle Hände voll mit der Seuchenabwehr zu tun hat.

Anschrift der Verfasser:

cand. med. Axel Poser cand. med. Roland Laszig Johnsallee 47

2000 Hamburg 13

396 Heft 7 vom 16. Februar 1978

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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