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Archiv "Famulatur in Neuseeland" (21.09.1978)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Hinter den Bergen wohnen auch Menschen, heißt es, und unsere An- tipoden im 20 000 km entfernten Neuseeland unterscheiden sich in der Grundstruktur kaum von den In- sel-Engländern, von denen sie ja größtenteils abstammen. Es sind et- wa 3 Millionen, die dieses zauber- hafte Land zwischen Pazifik und der Tasman-Sea, die an die australische Küste spült, bevölkern und dabei ei- ne Fläche, größer als Italien — dem es auch in etwa in der Form ähnelt—

zur Verfügung haben. Es gibt einen den Alpen ähnlichen Höhenzug, Geysire und Wälder, aber zumeist ist es Flachland.

Die geringfügig defizitäre Außen- handelspolitik hindert die Neusee- länder nach meinem Eindruck durchaus nicht daran, das Vorhan- dene froh zu genießen. Das Leben und alle äußeren Umstände schei- nen in Neuseeland gegenüber dem überbevölkerten Mitteleuropa herr- lich leicht zu sein. Die Grundbedürf- nisse wie Essen, Schlafen sind für jedermann recht preiswert zu befrie- digen. Das soziale Klima ist ausge- glichen. Es besteht kein so großer Unterschied in den Einkommen. Ein Chefarzt verdient rund 20 000 Dollar im Jahr, während eine Raumpflege- rin brutto 6000 Dollar erhält, mit de- nen sich gut leben läßt.

Meine vom westdeutschen Famu- lantenaustausch (wfa) vermittelte Famulatur-Klinik lag in Auckland, der größten Stadt Neuseelands mit 800 000 Einwohnern. Die Stadt Auckland gehört zu den großflächig- sten Städten der Welt, da fast jede

Auckländer Familie einen Bungalow mit eigenem kleinen Garten besitzt.

Zumeist haben sie außerdem Meer- blick, weil das Stadtgebiet einer Halbinsel ähnelt.

Meine Klinik, das Auckland Public Hospital, wurde erst 1970 errichtet und steht mit ihren 1100 Betten allen ernsthaft kranken Patienten kosten- los zur Verfügung. Die Hausärzte (general practitioner — G.P.) über- weisen sie dorthin.

Ich famulierte wunschgemäß 8 Wo- chen an der Abteilung Endokrinolo- gie. Dort arbeitete der Chefarzt mit zwei Oberärzten und vier Assistenz- ärzten. Das Arbeitsklima zwischen Ärzten und Pflegepersonal ist opti- mal. Es wurde von den Oberärzten zweimal wöchentlich große Visite auf der 25-Betten-Station gemacht.

Täglich fanden poliklinische Vormit- tage statt (so z. B. Diabetes und Schilddrüsen-Clinics), die häufig mit einer gemeinsamen Besprechung von besonders interessanten Krank- heitszeichen endeten.

Die „School of Medicine" gestattete mir am Unterricht für die Studenten des I. klinischen „term" teilzuneh- men. Die jährlich 60 Medizinstuden- ten an der Universität Auckland wur- den in Vierergruppen auf die ver- schiedenen Stationen des Auck- land-Hospitals verteilt. Ich erlebte einen sehr intensiven Unterricht in Anamneseerhebung und auch Un- tersuchung. Hierbei wurde nicht nur alles theoretisch besprochen, was und wie man zu untersuchen habe, sondern jede Woche wurde ein neu-

Briefe an die Redaktion

6. Bleibende Informationen gäbe man am besten durch Karteikarten DIN A 6. Alles andere ist nicht in größeren Mengen aufzuheben, und deshalb schlecht wiederzufinden.

Datum der Ausstellung auf alle Infor- mationen.

7. Die mehrdeutigen und unklaren Namen der Medikamente können zu akuten Gefahren führen. Sie er- schweren aber auch die Anamnese bei Allergien und Unverträglichkei- ten.

B. Verpackung

1. Verpackungen sollten nicht so ähnlich sein. Selbst Firmenvertreter haben schon die Medikamente ver- wechselt, weil die Packungen sich so ähnlich sind. Das ist gefährlich für Patienten, die schlecht sehen können.

2. Packungen sollen nicht ihr Ausse- hen ändern; Verwechslungen mög- lich bei Apotheken und Patienten.

Auch Fragen bei der Anamnese sind erschwert, weil Patienten oft den Namen des Medikamentes verges- sen und nur die Packung beschrei- ben.

3. Bei Injektionspräparaten sollten deutliche Kennzeichnungen auf Packungen und Ampullen stehen, für welche Injektionsart sie sind.

4. Name des Medikamentes auf je eine Breit-, Schmal- und Längsseite.

Die Packungen sind so leichter in Schubladen, Notfailkoffern usw. zu sortieren und wiederzufinden.

5. Zäpfchen lassen sich meist sehr schlecht aus der Hülle entnehmen.

6. Mengen in den Packungen sollten gleich sein, es gibt z. B. Tabletten- packungen zu 10, 12, 15, 20 und dem Vielfachen, bei Suppositorien Pak- kungen zu 5, 6, 10, 12. Auch ohne nachzuschlagen, wüßte man dann eher, wie lange die Packung reicht.

7. Verpackungen sollen so klein wie möglich sein, dies ist vorteilhaft, für Apotheken, Medikamentenschränke der Ärzte, Hausapotheken, Notfallta- schen, Reiseapotheke.

Dr. med. E. A. Josten

Facharzt für Kinderkrankheiten Anemonenweg 6, 5300 Bonn 1

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

Famulatur in Neuseeland

John Oliver Schröder

Eine Famulatur in Neuseeland ist für einen Deutschen zwar unge- wöhnlich, aber sehr nützlich, weil das Praxis-Defizit der deutschen Ausbildung damit wenigstens etwas abgebaut werden kann — von den Erlebnissen in einem besonders menschlich reizvollen Land ganz abgesehen.

2148 Heft 38 vom 21. September 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Überleben in der Arktis

Die gesundheitliche Überwachung bei Manövern in Nordnorwegen

John Watney

Der militärische Einsatz in arktischen Gebieten, der von britischen und niederländischen Einheiten regelmäßig geübt wird, stellt beson- dere Anforderungen an das Gesundheitsbewußtsein und das gesund- heitsgerechte Verhalten der diesen Spezialtruppen angehörenden Soldaten. Die Verhaltensmaßregeln sind von den verantwortlichen Sanitätsoffizieren so durchdacht und werden auch so angewandt, daß die witterungsbedingten Ausfälle sehr gering sind. Die Erfahrungen der Militärs lassen sich auch auf die zunehmend an Bedeutung gewin- nende zivile Tätigkeit unter extremen Witterungsbedingungen anwen- den (Ölsuche!).

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

Jedes Jahr Anfang Januar verlassen tausend Mann des Britischen König- lichen Marinekommandos und eine Kompanie der Königlich-Niederlän- dischen Marine das relativ gemäßig- te Klima ihrer Basis in Arbroath in Schottland für ein dreimonatiges Training in der Gebirgs- und Arktis- kriegsführung im Norden Norwe- gens. Während dieser Zeit leben sie in Biwaks, Schneelöchern und unter Zeltplanen bei Temperaturen, die zwischen 0 Grad und minus 20 Grad Celsius schwanken und zeitweilig bis zu minus 40 Grad Celsius absin- ken.

Selbst für Spezialeinheiten, deren Leistungsfähigkeit weit über dem normalen Standard liegt, ist dies ei- ne sehr lebensfeindliche Umge- bung, in der sie sowohl geistiges als auch körperliches Überlebenstrai- ning brauchen. Das erfordert auch eine stetige medizinische Überwa- chung, die beim einfachen Marine- soldaten beginnt; man nennt es das

„Buddy System" (Kumpel-System):

Jeder Mann muß einen Gefährten haben, von denen jeder den anderen ständig im Auge behalten muß, um ihn auf Zeichen von Ermüdung, Aus-

trocknung, Erfrierung oder der un- geschützten Exposition von Körper- teilen hin zu beobachten.

Während des Manövers gibt es na- türlich keine „Kriegsverletzungen", Skiverletzungen kommen jedoch häufig vor, und in dem Moment, wo der Verletzte unfähig ist, sich zu be- wegen, verliert er schnell an Körper- wärme und gerät in sehr schlechte Verfassung. Auf einem Terrain, wo es unmöglich ist, sich ohne Ski oder Schneeschuhe zu bewegen, hängt ein Verletzter völlig von seinen Ka- meraden ab, die ihn gewöhnlich warmhalten, indem sie ihn in seinen eigenen Schlafsack stecken und ihn dann zum nächsten befahrbaren Weg bringen, wo er mit einem Wa- gen abgeholt werden kann.

In verhältnismäßig flachem Gebiet kann ihn ein Scnneefahrzeug auf- nehmen, aber in einer Gebirgsge- gend muß er auf einer Tragbahre festgeschnallt werden, die dann an seinen eigenen Skiern befestigt wird, um so einen Schlitten herzu- stellen, der dann mühselig von zwei oder drei Männern in Kampfausrü- stung abgeschleppt wird. Die Ret- tung durch Hubschrauber ist eine es Organsystem behandelt und die-

ses unter Anleitung und Kontrolle von den Studenten selbst unter- sucht. Jeder Student bekam pro Wo- che einen Patienten zugewiesen, über den er nach Anamneseerhe- bung und Untersuchung einen „re- port" zu schreiben hatte. Hier han- delte es sich tatsächlich um echtes

„bed-side-teaching". Meine an ver- schiedenen deutschen Universitäten erworbenen theoretischen Kennt- nisse und mein relativ geringes Praktikawissen konnte ich hier, ins- besondere auf dem Gebiet der Inne- ren Medizin, erfreulich vertiefen. Der Kontakt sowohl zu den jüngeren Ärzten als auch den Studenten war sehr herzlich und aufschlußreich.

Jeder wurde — so mein Eindruck — trotz seines „niedrigen Status" re- spektiert und freundlich geachtet.

Meine Unterbringung im Schwe- sternwohnhaus und die Aufnahme in der Klinik waren vorbildlich orga- nisiert.

Die rund 300 000 Ureinwohner Neu- seelands, die Maoris, leben recht gut integriert. Die aggressionslose Freundlichkeit und Sachlichkeit der Einwohner ermöglicht ein gutes Zu- sammenarbeiten der verschieden- sten Rassen (an der Klinik arbeiteten auch verschiedene junge Ärzte aus Singapur, Malaysia, Australien und den Pazifikinseln). Kontakte wurden problemlos geschlossen. Ziemlich schnell lernte ich eine Menge netter Leute kennen, zu denen ich heute noch teilweise regen Briefkontakt habe, ist doch Neuseeland von Krie- gen unberührt und sind Not und Hunger unbekannt geblieben.

Diese Famulatur erlaubte mir— mehr als bei meinen Famulaturen in Deutschland —, praktisch klinisch ar- beiten zu lernen und eine ganz an- dere Arbeitsatmosphäre zu erleben.

Der Patient ist dort tatsächlich mehr Mittelpunkt des Geschehens. Aus- geglichene Menschen in einer phan- tastisch reizvollen Landschaft zu treffen ist eine wirkliche Freude.

Anschrift des Verfassers:

cand. med. John Oliver Schröder Elbchaussee 201

2000 Hamburg 52

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 38 vorn 21. September 1978 2149

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