wird ein ehemals gutes und welt- weit geschätztes System unter ge- sundheitsökonomischen Kriterien zum Kollaps gebracht, indem den Leistungsträgern vor Ort immer un- realistischere Vorgaben gemacht werden und letztendlich jegliche Motivation und die so notwendige Empathie erstickt werden.
Auch die geplante Evaluation des von Frankfurt und Heidelberg ent- scheidend mitgeprägten HzV-Blau- pausenmodells in Baden-Württem- berg wirft Fragen auf. Wie steht es um die Objektivität der Evaluie- renden? Wie erfolgt die Auswahl der befragten und beurteilten Pa- tienten und Praxen? Ist die alleini- ge Versorgung mit Rabattmedika- menten ein wirklicher Fortschritt?
Oder was ist eine vermeidbare Krankenhauseinweisung in Zeiten DRG-bedingter Drehtür-Mechanis- men? Unter den genannten Krite- rien dürfte es übrigens schwierig sein, die von den „Experten“ gefor- derten „bestmöglich qualifizierten und motivierten Hausärzte“ über- haupt in ausreichender Zahl zu ge- winnen!
Dr. med. Susanne Blessing, 72074 Tübingen
Treffende Analyse
Gerlach und Szecsenyi bedauern in ihrem Artikel den Mangel an Haus- arztverträgen. Sie treffen bei ihrer Analyse der Ursachen den Nagel auf den Kopf. Die hierzulande vor- herrschende „organisierte Verant- wortungslosigkeit“ hat zur Folge, dass die Patienten weder bei den Playern noch bei den Payern im Mittelpunkt der Bemühungen ste- hen (können). Ergänzend sei hinzu- gefügt, dass die Marketingstrate- gien der Pharmaindustrie ein Übri- ges dazu beitragen.
Abhilfe schaffen kann in der Tat nur noch eine „qualitativ hochwer- tige Primärversorgung“ mit folgen- dem Dreiklang:
– Hausärzte beurteilen und kommu- nizieren Nutzen und Schaden medi- zinischer Maßnahmen nach wissen- schaftlichen Regeln
– Spezialisten und Kliniken werden nachrangig für indizierte Leistun- gen herangezogen
– Eine wissenschaftliche Beglei-
tung und Unterstützung erfolgt durch die universitären Abteilungen für Allgemeinmedizin.
Dr. med. Armin Mainz, 34497 Korbach
„BEHA NDLER “
Auf Ärzte bezogen hat der Begriff diffa- mierenden Charak- ter (DÄ 18/2011:
„,Behandler‘: Der Begriff gehört ad acta“ von Johannes Vesper).
Der „Arzt“ wird neutralisiert
Vielen Dank für diesen Kommen- tar, der einmal mehr aufzeigt, wie wichtig es auch für unsere Standes- vertreter wäre, sich der kassengän- gigen Wortwahl für unsere Berufs-
„
A h m t
„ B a V
bezeichnung kritisch anzunehmen.
Dass die Krankenkassen bei offi- zieller Kommunikation die Berufs- bezeichnung „Arzt“ scheuen wie der Teufel das Weihwasser, ist nicht neu, denn mit der Wortwahl „Be- handler, Leistungserbringer“ und
„Leistungsanbieter“ wird der
„Arzt“ schon seit geraumer Zeit im großen Topf der Heilberufe neutra- lisiert. Das gehört zum Instrumen- tarium von Kassen, unser immer noch hohes Ansehen in der Bevöl- kerung zu untergraben und den Wert unserer Arbeit zu relativieren, nicht zuletzt auch, um die leistungs- feindliche Honorierung zu rechtfer- tigen. Geht es aber um negativ be- setzte Diskussionen; wie etwa über Behandlungsfehler oder Raffgier, dann plötzlich ist die verallgemei- nernde Bezeichnung „die Ärzte“
wieder hochwillkommen.
Dr. med. Michael Borowsky, 79539 Lörrach
Deutsches Ärzteblatt