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Archiv "RANDNOTIZ: Unmoralisches Angebot" (08.12.2006)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 49⏐⏐8. Dezember 2006 A3297

A K T U E L L

Die Vivantes – Netzwerk für Ge- sundheit GmbH versorgt rund 30 Prozent aller Krankenhauspatienten in Berlin. An 58 Standorten betreibt das nach eigenen Angaben größte deutsche Krankenhaus-Unterneh- men mehr als 5 000 Krankenhaus- betten und 15 Pflegeeinrichtungen.

Trotz unbestritten guter Medizin und Pflege sterben jedes Jahr rund 5 000 Menschen in den Einrichtun- gen von Vivantes.

Ein toter Patient ist kein guter Pa- tient. Dies gilt nicht nur aus ärztlicher und aus menschlicher Sicht, sondern auch aus ökonomischer: Keine neue Diagnose gleich keine neue DRG gleich keine weiteren Erlöse, lautet gemeinhin die Abrechnungslogik.

Doch dies muss nicht sein:

Holger Strehlau-Schwoll, Vorsit- zender der Vivantes-Geschäfts- führung, berichtete jüngst beim Krankenhaustag in Düsseldorf von einem unmoralischen Angebot eines großen Berliner Bestattungsunter- nehmens. Dabei geht es um Koope- ration, sektorenübergreifend, wenn man so will: Für jeden verstorbenen Patienten, den Vivantes zur Bestat- tung an das Unternehmen vermittelt, soll Geld fließen.

Mal angenommen, Vivantes er- hielte je „überwiesenen“ Verstorbe- nen 100 Euro von besagtem Bestat- tungsunternehmen. Bei 5 000 To- desfällen könnten jährlich bis zu 500 000 Euro zusätzlich eingenom- men werden – ein lukratives Ge- schäft außerhalb der viel zu knappen Krankenhausbudgets.

Zu befürchten ist allerdings, dass sich diese Form der integrierten Ver- oder besser Entsorgung negativ auf die Belegungszahlen bei Vivantes auswirkt – dürfte doch so mancher Patient seine Krankenhauswahl überdenken: aus Angst vor Interes- senkonflikten . . . Jens Flintrop

RANDNOTIZ

Jens Flintrop

Unmoralisches Angebot

Die gesetzlichen Kran- kenkassen werden bis zum Jahresende mehr als eine Milliarde Euro Überschuss erwirtschaf- ten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums

verbuchten die Kassen in den ersten drei Quartalen zwar ein Minus von 300 Millionen Euro. Allerdings werde sich das Ergebnis durch den am 1. November gezahlten Bundes- zuschuss von 2,1 Milliarden Euro sowie die zusätzlichen Einnahmen aus dem Weihnachtsgeld deutlich verbessern.

Die verbesserte Finanzlage ist den Angaben zufolge vor allem auf die rückläufigen Ausgaben für Me- dikamente zurückzuführen. Nach- dem die Arzneimittelausgaben im ersten Quartal noch um 4,8 Prozent zugelegt hätten, seien sie im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahres- wert nur noch um 1,6 Prozent ge- stiegen. In den großen Ausgabenbe-

reichen gibt es dem Bundesgesund- heitsministerium zufolge nur noch in den Krankenhäusern mit einem Plus von 4,1 Prozent einen überpro- portionalen Zuwachs. Insgesamt hätten die Krankenkassen von Janu- ar bis September 108,7 Milliarden Euro eingenommen und 109 Milli- arden Euro ausgegeben.

Dagegen verwiesen die Kranken- kassen auf einen hohen Kostendruck für 2007. Als Gründe nannten sie die Kürzung des Steuerzuschusses, die Erhöhung der Mehrwertsteuer, aber auch neue finanzielle Belastungen durch die Gesundheitsreform. Be- reits zum Start der Reform 2007 müssten die Beitragssätze flächen- deckend angehoben werden. afp

GESUNDHEITSREFORM

Kritik trotz Korrekturen

Auch nach der Ankündigung von Unionspolitikern, die geplante Ge- sundheitsreform in einigen Punkten überarbeiten zu wollen, ebbt die Kritik nicht ab. Die vorgesehenen Einschnitte für die Leistungserbrin- ger seien nicht hinnehmbar, sagte der Vorsitzende der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung, Dr. med.

Andreas Köhler, beim parlamentari- schen Abend der Ärzteschaft in Ber-

lin. Rückendeckung bekam er vom gesundheitspolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Daniel Bahr.

Der Koalition könne es nicht ver- borgen geblieben sein, dass fast alle Gruppen aus dem Gesundheitswe- sen gegen den Gesetzentwurf auf- begehrten. Zuvor hatte die CDU- Gesundheitsexpertin, Annette Wid- mann-Mauz, (siehe DÄ, Heft 48/

2006) Änderungen bei der geplan- ten Umgestaltung des Gemeinsa- men Bundesausschusses und der Neuregelung der vertragsärztlichen Honorierung in Aussicht gestellt.

Die gesundheitspolitische Spre- cherin der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen, Birgitt Bender, nannte es bestürzend, dass die Koalition trotz massiver Kritik von Experten und Betroffenen im Wesentlichen an ihren Plänen fest- halte. Die Vorsitzende des Gesund- heitsausschusses, Martina Bunge (Die Linke), forderte Union und SPD auf, den Gesetzentwurf kom- plett zu überarbeiten. SR Parlamentarischer

Abend der Ärzte- schaft:Staats- sekretär im Bundes- gesundheitsministeri- um Klaus Theo Schrö- der, Andreas Köhler, Birgitt Bender, Martina Bunge, Daniel Bahr und Jörg-Dietrich Hoppe (v. l.) KRANKENKASSEN

Mehr als eine Milliarde Euro plus

Foto:ddp

Foto:Jürgen Gebhardt

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