wurden im Jahr 836 auf Ver- anlassung Ludwigs des From- men bei Köln über den Rhein getragen, um der Diözese Pa- derborn im nicht christlichen Norden einen geistigen Mit- telpunkt zu geben.“
Auch für die älteste urolo- gische Operation, die Zir- kumzision, lassen sich nach Angaben des Kölner Urolo- gen bereits im Mittelalter Hinweise auf das Rheinland finden: „Der frommen Le- gende zufolge soll die ,hoch- heilige Vorhaut Christi‘
durch Engel auf Karl den Großen in Aachen gekom- men sein.“ Dieser vermachte sie anläßlich seiner Krönung dem Lateran als bedeutend- ste Reliquie der Christenheit.
Auch fehlt es nicht an Hinweisen darauf, daß Uro- logie im Rheinland in der Folgezeit intensiv praktiziert wurde: So finden sich in den Kölner Ratsprotokollen
mehrfach Hinweise auf Bruch-, Stein- und Hoden- schneider, die ihre Stände in der Stadt, auf dem Heu- und Neumarkt, aufschlugen.
„Es liegt in der Natur der Quellen, daß wir über die alltägliche Arbeit wenig er- fahren, viel dagegen über Mißstände und Komplikatio- nen“, sagte Moll. 1574 erhiel- ten die Steinschneider in Köln nach seinen Ausführungen die Auflage, vor jeder Ope- ration an gebrechlichen Per- sonen den Bürgermeister zu informieren!
Zwei Urologen hob Moll in seinem Vortrag besonders hervor: Es ist dies einerseits Frère Jacques Beaulieu (1651 bis 1714), der den Katalog der operativen Zugangswege um den Seitensteinschnitt erwei- tert. 1689 operierte er in Mönchskutte im Hause des Schöffen de Witte in Aachen rund 200 Patienten in einem
Monat, und das bei einer Le- talität von etwa zwei Prozent.
Fortschritte in der Urologie brachte auch Bernhard Bar- denheuer (1839 bis 1913), ein Schüler Simons und von Langenbecks: Sein „Türflü- gelschnitt“ verbesserte bei Nephrektomien die präope- rative Funktionsdiagnostik der „gesunden Gegenseite“
zu einer Zeit, als eine präope- rative Funktionsdiagnostik
ansonsten technisch noch nicht möglich war. Im Jahr 1887 führte er zudem die er- ste totale Zystektomie durch, eine Operation, die sogar noch 1910 eine Letalität von mehr als 50 Prozent aufwies.
Dennoch fand das uro-chirur- gische Wirken Bardenheuers in der deutschen Literatur – ganz im Gegensatz zu derje- nigen in den USA – kaum Widerhall. Christine Vetter
A-3046 (82) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 46, 15. November 1996
V A R I A MEDIZINGESCHICHTE
V
or 200 Jahren, am 14.Mai 1796, führte Dr.
Edward Jenner die er- ste Pockenschutzimpfung mit dem Impfstoff Rinderpocken- lymphe durch. Ein Museum in Berkeley (Mittelengland) er- innert an den britischen Arzt.
Edward Jenner wurde 1749 geboren, er war der jüngste Sohn des Vikars von Berkeley. Bereits als 14jähri- ger erlernte er die Chirurgie bei einem Wundarzt und Apotheker in Sudbury bei Bristol. Später studierte er am St. Georges Hospital in Lon- don. Mit 23 Jahren kehrte er nach Berkeley zurück, wo er fortan als Landarzt tätig war.
Während der nächsten 25 Jah- re führte er verschiedene wis- senschaftliche Experimente durch und schrieb mehrere medizinische Abhandlungen.
Der Gedanke, die „Blat- tern“ auszurotten, hatte schon seit langer Zeit die Ärzte be- schäftigt. Jenner erkannte, daß die – auf den Menschen übertragbaren, aber für ihn ungefährlichen – Rinder- pocken gegen die „richtigen“
Pocken immunisieren. Der Arzt begann seine Untersu- chungen schon im Jahr 1775, im Jahr 1796 unternahm er die erste Impfung. Er übertrug die Vakzine einer Melkerin auf den achtjährigen James Phi- lipps. Am 1. Juli 1796 übertrug er auf den geimpften Jungen
frischen „echten“ Pocken- stoff, und das Kind blieb ge- sund. Nach der Erstveröffent- lichung der Ergebnisse seiner Untersuchung („An inquiry
into the causes and effects of the variolae vaccinae, a Disease discovered in some of the western counties of Eng- land, particularly Gloucester- shire and known by the name of the Cow-Pox“) im Jahr 1798 setzte sich die zunächst kritisch aufgenommene Inno- vation weltweit durch.
An Jenner erinnert nicht nur das Museum in Berkeley, sondern auch ein Denk- mal in der Kathedrale von
Gloucester. Kli
Edward Jenner
200 Jahre
Pockenschutz
Die Kathedrale von Gloucester
Foto: Jochem Rudersdorf