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Edward Jenner soll zurück auf den Trafalgar Square

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Academic year: 2022

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Der Londoner Trafalgar Square ist berühmt für seine Tauben und die Bildnisse briti- scher Militärhelden. In vier Ecken stehen Podeste, von denen drei auch Statuen tra- gen, eines ist leer. Eine Petition an die briti- sche Regierung verlangt nun, dass eine Sta- tue des «Erfinders» der Pockenimpfung hierhin soll. Anlass des Ansinnens ist das 30-Jahr-Jubiläum der Ausrottung der Po- cken. Schon einmal hatte Eduard Jenners Statue auf dem Trafalgar Square gestanden.

Sie war dort 1858 unter viel Pomp und im Beisein von Prince Albert aufgestellt wor- den, aber nur vier Jahre später in aller Stille an einen eher verborgenen Ort in den Kensington Gardens verbracht worden. Ed- ward Jenner (1749–1823), der kleine Land- arzt, hatte mächtige Feinde, Zeit seines Le- bens und wie die Geschichte seiner Statue zeigt noch weit darüber hinaus. Er publi- zierte seine Beobachtung einer Schutzwir- kung gegen Pocken nach Inokulation mit

dem Kuhpockenvirus (vaccination von lat.

vacca=Kuh) 1798 im Eigenverlag. Den Be- weis für die Schutzwirkung führte er durch Einbringen von Pockenviren in die Haut (variolation) bei Geimpften, die dann nicht erkrankten. Die Pockenvakzination wurde schnell als grosser medizinischer Fort- schritt erkannt, und ihre Anwendung brei- tete sich weltweit aus. Doch dies verlief nicht ohne Nebengeräusche. Führende Ärzte versuchten die Vakzination schlecht- zumachen, sei es aus Herablassung, sei es aus Neid gegenüber dem Provinzarzt. An- geblich hätten geimpfte Kinder kuhähnli- che Züge angenommen, hiess es. Und Got- tesmänner wetterten gegen die Infektion Gläubiger mit «bestialischem» Eiter und de- nunzierten die Impfung unter Beizug zu- rechtgebogener Bibeltexte als eine Erfin- dung des Teufels. Posthum erwuchs Jenner mächtiger Widerstand durch die Anti-Vak- zinationisten, die sich gegen die zwangs-

weise Pockenimpfung von Kindern und gegen Impfungen überhaupt wandten. Die Geschichte hat entschieden. Oder wieder- holt sie sich in anderem Gewand (Masern

etc.) heute? ■

H.B.

Quelle: BMJ 2010; 340:c1582

Wiedergutmachung an einem Wohltäter:

Edward Jenner soll zurück auf den Trafalgar Square

M E D I E N

M O D E N

M E D I Z I N

Angesichts überaus zahlreicher Menschen und der Aussicht auf noch mehr hungrige Mäuler bei ungebremstem Bevölkerungs- wachstum erhob die Regierung der Volks- republik China 1979 die «Ein-Kind-Familie»

zum Prinzip für die meisten Bürgerinnen und Bürger des Landes. Nur Minderheiten blieben ausgenommen, in ländlichen Ge- genden durfte nach fünf Jahren ein weite- res Kind kommen, wenn das erste «nur» ein Mädchen gewesen war. Diese Massnahme zur Hebung des Lebensstandards war von viel Propaganda, aber auch von Bussen, von Kindsaussetzungen, Kindstötungen und geschlechtsselektiven Aborten beglei- tet. Die Politik war ein Erfolg, die Fertili- tätsrate sank von 2,9 auf 1,6 Kinder pro Frau. So wurden etwa 400 Millionen Ge- burten verhindert, und 200 Millionen Men-

schen sollen so aus der Armut befreit wor- den sein. Der Preis aber war hoch, insbe- sondere herrrscht ein eklatanter Frauen- mangel, da wegen der selektiven Aborte heute auf 100 weibliche 119 männliche Säuglinge geboren werden. Brauthandel ist in vielen Gegenden an der Tagesordnung.

Dennoch ist die Geburtenpolitik den Chine- sinnen und Chinesen offenbar ins Blut übergegangen und trifft kaum mehr auf er- bitterten Widerstand. In einer Befragung von 40 000 Frauen gaben 45 Prozent als ideale Familiengrösse zwei Kinder an (einen Buben und ein Mädchen), aber 37 Prozent würden ein Einzelkind, gleich wel- chen Geschlechts, wählen. Die Ein-Kind- Option war unter jüngeren, besser gebilde- ten und in Städten lebenden Chinesinnen populärer. Wie Professor Therese Hesketh

vom Zentrum für Gesundheit und Entwick- lung des University College in London kürzlich an einer dem Thema gewidmeten Fachtagung ausführte, halten die meisten Chinesen die Geburtenkontrolle wegen der Übervölkerungsgefahr für notwendig und verspüren eine starke kollektive Verant- wortlichkeit. Daher, so glaubt die Expertin, würde eine Aufweichung der Ein-Kind-Po- litik kaum zu einer grossen demografischen Veränderung führen. Schon heute dürfen in städtischen Regionen Chinas Paare, die beide aus Ein-Kind-Familien stammen, zwei Kinder haben. Aber viele verzichten auf

das zweite. ■

H.B.

Quelle: BMJ 2010; 340:c1212

Geburtenkontrolle in der Volksrepublik China:

Aus Gewohnheit wenig Kinder?

292

ARS MEDICI 8 2010

Referenzen

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