DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT LESERBRIEFE
HILFERUFE
Zu der in Heft 27/1992 veröf- fentlichten Bitte der Bundesärzte- kammer um größeres Engagement der deutschen Ärzteschaft:
Anlaufstellen fehlen
Zu Ihrer Aufforderung teile ich Ihnen folgendes mit:
Nach bereits erfolgten ärztlichen Einsätzen auf den Philippinen und in Bangla- desch hatte ich mich im letz- ten Jahr zu drei humanitären Einsätzen gemeldet:
Flutkatastrophe Bangla- desch (Ärzte für die Dritte Welt)
Einsatz im Irak (Bundes- wehr)
Einsatz in Kurdistan (Bayerisches Rotes Kreuz).
Diese drei Einsätze sind aus politischen und anderen Gründen abgesagt worden.
Mir ist bekannt, daß viele Ärzte sich für humanitäre Hilfen bei Katastrophen en- gagieren würden. Leider ist in Ihrer Aufforderung nicht ent- halten, welche Anlaufstellen es für diese Einsätze gibt. Es wäre sinnvoll, engagierte Ärz- te namentlich zu erfassen, um kurzfristig diese Katastro- phenhilfe wirksam werden zu lassen.
Dr. med. Lambert Weber, Krankenhaus Rosenheim, Pet- tenkofer Straße 10, W-8200 Rosenheim
TABAKWERBUNG Zu dem Leserbrief „Priorität:
Gesundheit" von Dr. med. Bern- hard Humburger in Heft 30/1992:
Keine Zensur
Ja, das Rauchen in der Öf- fentlichkeit und die Werbung sollten eingeschränkt werden.
Aktuelles Beispiel: - Das Open-Air-Konzert des Schleswig-Holsteinischen Musikfestivals in Hamburg wird mitgesponsert von einer Zigarettenmarke, für viele of- fenbar Anlaß, zu den Klän- gen von Mozart, Rossini und Orff zu qualmen.
Ja, auch zum Schutz der Gesundheit — natürlich. Nein jedoch, wenn Dr. Humburger
fordert, der Schutz vor Ta- bakwerbung müsse Priorität vor allen anderen Gesichts- punkten haben. Das ist zu starker Tobak, fundamentali- stisch und intolerant.
Ich hoffe, daß auch in Zu- kunft Zensur nicht stattfindet
— auch nicht „wg. Gesund- heit".
Tendenzen in Richtung auf Zensur sind schon zu be- obachten, wenn etwa Ludwig Erhard ohne Zigarre darge- stellt wird. Der Glaube an die Wirksamkeit solcher Darstel- lungen grenzt an Aberglau- ben.
Eine Bitte an den Ärztli- chen Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit: Behandeln Sie mich als mündigen Men- schen, lassen sie mich Tabak- werbung sehen (unwirksam, aber manchmal ganz amü- sant), lassen Sie mir die Frei- heit auch zur Unvernunft.
Georg Fischer, Hegeberg- straße 90, W-2054 Geesthacht KATHOLIKENTAG
Zu dem „sehe eins"-Beitrag
„Ansätze zu Dialogen" in Heft 27/1992:
Trefflicher Kommentar
Mit Recht fragen Sie:
„Wenn es nicht die Kirchen gäbe, wer dann würde in un- serer Gesellschaft noch ein Unrechtbewußtsein schaf- fen?" In diesem Zusammen- hang erwähnen Sie, daß laut einer jüngsten Umfrage der Gottesdienstbesuch weiter zurückgeht und daß nur noch etwa jeder zweite Bundesbür- ger an Gott glaubt. Gewiß können auch Atheisten ein hohes Ethos vertreten. Doch läßt sich nicht leugnen, daß mit dem "Abschied von Gott"
auch ein alarmierender Ver- fall der Ordnung und Sitte einhergeht. Die Statistik läßt keinen Zweifel, daß Verbre- chen aller Art, nicht zuletzt Sexualvergehen, stetig zuneh- men. Wie gut, daß es die Kir- chen gibt, die trotz Stimmein- buße gegensteuern, um be- währte Werte zu retten.
Dr. Carl Vossen, Rheinal- lee 167, W-4000 Düsseldorf 11
Selbst Hand anlegen
. . . Tatsächlich liegt die Kirche mit ihren „unpopulä- ren" Ansichten sicherlich nicht „voll im Trend", wie im Artikel zutreffend bemerkt wird, doch beabsichtigt sie das wohl auch gar nicht. Es geht ihr nicht in erster Linie um „Mitgliedszahlen", son- dern um die Wahrheit und den Glauben.
Und die Wahrheit ist zur Zeit nun einmal „unpopulär", da sie sich nicht mit der allge- meinen Meinung ändert: es wird auch morgen noch zwei plus zwei gleich vier bleiben und nicht fünf herauskom- men, nur weil die Zweidrittel- mehrheit es sympathischer findet.
Wenn man einmal ein we- nig darüber nachdenkt, was denn eigentlich Aufgabe der Kirche ist, so wird man dann vielleicht doch verstehen, daß es der Kirche wirklich nicht darauf ankommt, ein „Un- rechtsbewußtsein" zu schaf- fen, noch durch attraktive Gespräche oder Ansichten die Kirchen zu füllen, son- dern vielmehr jedem zu hel- fen, sein Leben entsprechend der Wahrheit zu führen.
Wenn das Unbehagen an der Art und Weise der Durchführung der Lösungen und Hilfen liegt, kann ich nur empfehlen, selbst Hand anzu- legen. Es ist Aufgabe eines je- den, Lösungen und Hilfen zu verwirklichen, mögen sie auch unbequem sein und Ein- satz fordern . . .
Dr. med. Birgitta Stübben, Palmatiusstraße 3a, W-5500 Trier
Kirchenwohlwollend
Der kirchenwohlwollende Bericht über den Katholiken- tag in einem Ärzteblatt ist un- gewöhnlich. Man glaubt, eine Art katholisch-kirchliches Sonntagsblatt vor sich zu ha- ben.
Noch mehr Kopfschütteln ruft die naive Feststellung hervor: „Doch gäbe es nicht die Kirchen, wer dann würde in unserer Gesellschaft noch
ein Unrechtsbewußtsein schaffen?"
. . . Auch wenn sich die ka- tholische Kirche gegen einen Schwangerschaftsabbruch ausspricht: eine tödliche Fol- ge des linken Extremliberalis- mus der gesichts- und ge- schichtslosen Gesellschaft, nicht des deutschen Volkes (!), so hat sie doch eine 2000jährige, nicht eben un- blutige Geschichte mit vielen Hypotheken hinter sich, in der mit dem fünften Gebot des Dekalogs nicht eben zim- perlich umgegangen worden ist. Das jüngste, noch tabu- isierte Kapitel eben dieser Geschichte in unserem Jahr- hundert legt offen, daß die römisch-katholische Kirche weder ein Rechts- noch ein Unrechtsbewußtsein zu schaf- fen in der Lage ist.
Erinnert wird an die Usur- pation meiner ostdeutschen Heimat mit ihren maßlosen Greueln durch Polen mit der im Hintergrund stehenden polnischen Kirche, der lieb- sten Tochter der Kurie in Rom . . .
. . . Meiner Meinung nach hat die römisch-katholische Kirche ihren Heiligen- schein . . . für alle Zeit abge- geben.
Dr. med. Franz Josef An- ders, Heinrich-Hoffmann-Str.
27, W-8650 Kulmbach KREBSHILFE
Zu unserer Meldung in Heft 30/1992 „Deutsche Krebshilfe:
Spendenbereitschpft ist 1991 ange- stiegen":
Freund Fiskus...
Ich bitte, einmal zur Kenntnis zu nehmen, daß die deutsche Krebshilfe zwar ei- nen wunderbaren Spenden- betrag von 65,9 Millionen DM eingenommen hat, daß allerdings dagegen zu sehen ist, daß Freund Fiskus mehr als diesen Betrag pro Tag al- lein an Tabaksteuern ein- nimmt.
Zitat: Rauchen gefährdet die Gesundheit. Der Bundes- minister.
Hans 0. Gäbel, Sedan- platz 14 a, W-3160 Lehrte D A1 -2822 (6) Dt. Ärztebl. 89, Heft 36, 4. September 1992