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SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU 6/16
K U R Z - I N F O
Rebbau
Agrovina-Weinbautag:
Antworten auf zukünftige Herausforderungen
Am 27. Januar 2016 organisierte Agroscope an der Agrovina den Schweizer Weinbau- tag. Mehr als 500 Fachleute nahmen an den zweisprachigen (d/f), von Olivier Viret moderierten Vorträgen teil. Infor- mationen auch unter www.agroscope.ch.
Drosophila suzukii: Sortenanfälligkeit Christian Linder von Agroscope bestä- tigte, dass die Rebsorten auf Befall durch Drosophila suzukii unterschiedlich anfäl- Drosophila suzukii unterschiedlich anfäl- Drosophila suzukii
lig sind. Von den mehr als 90’000 unter- suchten Traubenbeeren aus 526 Parzellen waren weniger als 0.6% infi ziert. Die Sor- ten Dunkelfelder, Dornfelder, Humagne rouge, Mara, Gamay und Garanoir waren meist stärker betroffen als Pinot noir, Gamaret, Merlot und Divico. Penetrome- ter-Messungen zeigten eine (negative) Korrelation zwischen Befallsrate und Dicke der Haut. Das geringe Aufkommen von D. suzukii im Jahr 2015 erlaubte keine D. suzukii im Jahr 2015 erlaubte keine D. suzukii Validierung der Bekämpfungsversuche.
Die Forschungsarbeiten zur Wirksamkeit von Netzen, Insektiziden, Kaolin und Kalk werden weitergeführt.
Moon Privilege
Laut Schätzungen waren im letzten Jahr rund 900 Schweizer Winzer durch Ernte- verluste (rund 5%) infolge Anwendung von Fluopyram betroffen. Die Daten zeigen, dass die Verluste auf das Pfl anzen- schutzmittel «Moon Privilege» zurückzu- führen waren. Die Wirkung war deutli- cher bei gestressten Pfl anzen, bei hoher Dosierung, bei später Applikation, bei An- wendung auf der gesamten Laubwand oder wenn die Traubenzone nicht entblät- tert war. Die Schäden werden durch Pyri- dyl-Carbonsäure hervorgerufen, die von der Struktur her gewissen Herbiziden ähnlich ist und durch den Abbau von Fluo- pyram in der Pfl anze entsteht. Solange die Wirkung von Pyridyl-Carbonsäure nicht näher erforscht ist, empfi ehlt Pierre-Henri Dubuis, «Moon Experience» und «Profi - ler» mit Vorsicht einzusetzen: nicht mischen, nicht zwei Anwendungen hin- tereinander, nicht auf nasses Laub!
Gezielte Bewässerung
Hernán Ojeda, Direktor bei INRA Mont- pellier, wies darauf hin, dass die seit 2000 beobachtete Zunahme der Trockenheit für den Weinbau zur Herausforderung
wird. Er stellte eine Entscheidungshilfe für die Bewässerung mit (je nach Vegetati- onsperiode) unterschiedlichen Strategien vor, die auf Rebsorte und Produktionsziel (gewünschter Ertrag, Rotwein, Weiss- wein, Rosé, Schaumwein) abgestimmt sind. Es braucht eine kontinuierliche Überwachung der wasserabhängigen Pa- rameter, um qualitativ hochstehende Weine zu produzieren und damit wettbe- werbsfähig zu bleiben.
Vivian Zufferey von Agroscope betonte seinerseits, dass eine genaue Beobachtung der Reben Voraussetzung für einen erfolg- reichen Umgang mit Trockenperioden ist.
Für ihn ist die Rebe selbst der beste Tro- ckenstress-Indikator: Ein Wachstumsstopp der Triebspitzen und Braunfärbung sind Zeichen für moderaten Wasserstress, der die Reifung und die Synthese von An- thocyanen und Polyphenolen fördert.
Wenn sich aber die Triebspitzen bei Was- serknappheit nach unten drehen, ist dies ein Signal für ausgeprägten Stress, der zu einem Verlust der Typizität des Bouquets und bei Weissweinen zu Bitterkeit führt.
Verhalten der Rebsorte Cornalin in den Walliser Weinbergen
Weiter wurden 24 Cornalin-Parzellen sechs Jahre lang beobachtet. Thibaut Ver- denal zeigte, dass diese Sorte sehr emp- fi ndlich auf Wasser- und Magnesium- mangel reagiert. Damit sind die Wahl des Standorts, die Unterlage sowie die Anbau- techniken entscheidend für die Produk- tion von qualitativ hochstehendem Wein.
Biodiversität von Petite Arvine Die Arbeiten des Weinbauamts des Kan- tons Wallis und des Walliser Rebschulis- ten-Verbands ermöglichten in Zusam- menarbeit mit Agroscope seit 1992 die Er- haltung von rund 100 Biotypen von alten Rebsorten. Nach der detaillierten Unter- suchung von ungefähr 20 Klonen von Pe- tite Arvine konnten fünf davon aufgrund
ihrer Eigenschaften zertifi ziert werden.
Sie wurden Anfang 2016 zur Vorvermeh- rung gegeben, um zertifi zierte Pfl anzen zu erhalten. «80 Klone werden derzeit noch untersucht, um weitere besonders interessante Kandidaten sowie polyklo- nale Selektionen zu erhalten», präzisierte Jean-Laurent Spring von Agroscope.
Simone de Montmollin, Agroscope ■
Branchenverband Thurgau Weine
«Gute Säurewerte und eine optimale Reife machen die roten 2015er-Weine zu einem besonderen Jahrgang, während unter- durchschnittliche Erträge dafür sorgen, dass weisse Spezialitäten rar werden». So leitete Othmar Lampert, der Präsident des
«Branchenverbands Thurgau Weine», die ordentliche Hauptversammlung 2016 des BTW in Hüttwilen ein. Insgesamt wurden im letzten Herbst im Thurgau 1’680’000 kg Trauben (7% < 2014) geerntet.
Dann sprach Lampert das Thema Raumplanung an, das in der Landwirt- schaft immer wieder für rote Köpfe sorgt, da auch Erdbewegungen bewilligungs- pfl ichtig sind. Es wird nun geprüft, ob eine fachliche Beratung der Bauern vor Ein- gabe der Baugesuche möglich wäre. Der KEF-Bekämpfungsversuch mit Netzen in Weinfelden wird 2016 fortgeführt. Die neuen Kriterien für Landschaftsqualitäts- beiträge im Rebbau lösten in der Ver- sammlung wenig Begeisterung aus.
Trittbrettfahrer
Finanziell schloss der Verband bei einem Aufwand von 140’200 Franken mit einem Verlust von etwas mehr als 8000 Franken ab. 108’000 Franken bringen die Mitglie- derbeiträge ein. Insbesondere die Anlässe und Absatzförderungsprojekte kosteten mit 30’300 Franken aber mehr als budge- tiert. 51’660 Franken (37%) entrichtet der BTW an übergeordnete Organisationen.
Diese Beiträge werden unabhängig vom Zahlungseingang auf die ganze Rebfl äche erhoben, womit die Mitglieder auch für die sogenannten Trittbrettfahrer aufkom- men. Zurzeit sind dem BTW 148 Weinbau- ern mit einer Rebfl äche von 229 ha (88.6%) angeschlossen. Wenn die restlichen 33 Reb- leute mit ihren knapp 30 ha noch ins Boot geholt werden könnten, stünden dem Ver- band 14’000 Franken mehr zur Verfügung.
Neue AOC-Weisungen
Rebbaukommissär Markus Leumann legte dann der Versammlung die überar- beiteten AOC-Weisungen vor, die diejeni- gen aus dem Jahr 2008 ersetzen. Eine we- sentliche Änderung ist, dass nicht mehr