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Archiv "Obstruktive Lungenerkrankung: Zum Stellenwert der Anticholinergika" (16.11.2001)

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A3068 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 46½½½½16. November 2001

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ie chronisch obstrukti- ven Lungenerkrankun- gen (COPD) – vor al- lem die chronisch obstruktive Bronchitis mit oder ohne Em- physem – stehen weltweit an fünfter Stelle der Todesursa- chen. In vielen Fällen führt die chronische Bronchitis zur Invalidität und Frühberen- tung, sodass die Kosten für die COPD doppelt so hoch sind wie für das Asthma bron- chiale. Rauchen ist bei 90 Prozent dieser Patienten der entscheidende Faktor. Die bisherigen Maßnahmen zur Primärprävention haben nicht gegriffen: Immer mehr und im- mer jüngere Menschen wer- den Raucher. Alle fatalen Konsequenzen des Zigaret- tenkonsums – wie chronische Bronchitis und Bronchialkar- zinom – nehmen zu, insbeson- dere bei den Frauen.

Die chronische Bronchitis führt wegen des schleichen- den Verlaufes zu massiven Verdrängungen. Die Patien- ten suchen den Hausarzt am ehesten auf, wenn sie eine akute Atemwegsinfektion ha- ben oder durch die fortge- schrittene Einschränkung der Atemleistung in ihrer körper- lichen Leistungsfähigkeit er- heblich eingeschränkt sind.

Die Chancen der Früher- kennung steigen, wenn die Patienten systematisch nach Husten, Auswurf und Rauch- gewohnheiten befragt wer- den und neben einer sorgfäl- tigen Anamnese Basis-Atem- Parameter bestimmt werden.

Zur weiteren Abklärung soll- te gegebenenfalls ein Pneu- mologe zugezogen werden.

Die Bemühungen der Haus- ärzte um ein spirometrisches Screening der Patienten schei- tern allerdings häufig daran, wie Dr. Henning Peiseler (Remscheid) feststellte, dass die Krankenkassen die Ko- sten hierfür im Rahmen eines Gesundheits-Checkup nicht übernehmen.

Prof. Helgo Magnussen (Großhansdorf) berichtete über eine Studie zur Prävalenz von Atembeschwerden in der Allgemeinpraxis. 4 380 Perso- nen wurden in Sachsen-An- halt und Schleswig-Holstein

nach Atembeschwerden und Rauchgewohnheiten befragt.

Über chronischen Husten be- richteten 25 Prozent der Rau- cher und 15 Prozent der Nicht- raucher, über Auswurf 20 Pro- zent der Raucher und zehn Prozent der Nichtraucher.

Großes Interesse fand die 1997 gestartete Initiative von Boehringer Ingelheim, pneu- mologische Arbeitskreise aus jeweils zehn bis 15 Allge- meinärzten und einem Pneu- mologen mit vierteljährlichen Arbeitstreffen zu bilden und

die Wachsamkeit für COPD bei den Ärzten, den Patienten und in der Allgemeinbevöl- kerung zu fördern. Die Ko- operation zwischen Allge- meinmedizinern und nieder- gelassenen Pneumologen hat sich bundesweit bereits auf 120 Arbeitskreise erweitert.

Die COPD könne und müs- se, betonte Dr. Tilman Genz (Essen), vom Asthma bron- chiale abgegrenzt werden.

Diese Forderung wird vor dem Hintergrund der unterschiedli- chen Prognosen und therapeu- tischen Konsequenzen erho-

ben. Die beiden Entitäten sind mit einem unterschiedlichen Entzündungsmuster assoziiert, das beim Asthma bronchiale von eosinophilen Granulozy- ten bestimmt wird. Bei der COPD weist die Bronchoal- veolarflüssigkeit vor allem neutrophile Granulozyten und Makrophagen auf.

In der akuten Exazerba- tion finden sich auch bei COPD vermehrt eosinophile Granulozyten. Das regelhafte Ansprechen der Entzündung auf inhalative Corticoide beim

Asthma bronchiale lässt sich bei COPD nicht beobachten.

Nur bei einem Teil der COPD- Patienten hat die Dauer- anwendung der inhalativen Corticoide einen günstigen Effekt. Einen festen Stellen- wert hat die hoch dosierte orale Corticoidtherapie über eine begrenzte Zeit bei der schweren akuten Exazerbati- on der COPD.

Um den Grad der Atem- funktionseinschränkung bei COPD zu bestimmen, sollte nicht nur der FEV1-Wert ge- messen werden. Magnussen

verwies auf die bessere Korre- lation von subjektiv empfun- dener Atemnot und dem in- spiratorischen Einsekunden- wert FIV1 bei den Patienten mit dynamischer Lungen- überblähung. Die Lungen- überblähung stellt zugleich ei- ne Indikation für intensive physikalische Therapie dar.

In der medikamentösen Therapie der COPD stehen Anticholinergika wie Ipratro- piumbromid (Atrovent®) und Oxitropiumbromid (Ventilat®) nach internationalem Konsens an erster Stelle. Prof. Gerhard Schultze-Werninghaus (Bo- chum) berichtete, dass die American Thoracic Society und die European Respiratory Society einen Konsens gefun- den haben, die hochwirksa- men und wenig durch Ne- benwirkungen belasteten An- ticholinergika als Basisthera- pie bei allen Stufen der COPD zu empfehlen. Die Empfeh- lungen der deutschen Fachge- sellschaften werden zurzeit überarbeitet und werden sich dem internationalen Konsens anschließen.

Anticholinergika verhin- dern die vagusinduzierte Re- flex-Bronchokonstriktion auf Reize wie Tabakrauch, ande- re inhalative Noxen oder Kaltluft und führen bei Dau- eranwendung (drei bis vier Einzeldosen täglich) zu einer anhaltenden Bronchodilatati- on. Sie haben gegenüber an- deren Bronchodilatatoren den Vorteil, langfristig die Lun- genfunktion und Atemnot zu verbessern, die Belastbarkeit zu erhöhen und die Schlaf- qualität zu verbessern.

In einer Studie von van Noord et al. wurde über drei Monate die Kombination des langwirksamen Beta-2-Sym- pathikomimetikums Salmete- rol mit Ipratropiumbromid gegenüber einer Therapie mit Salmeterol allein verglichen.

Die Häufigkeit der Exazer- bationen war bei der Grup- pe mit Kombinationstherapie signifikant geringer als in der mit Salmeterol-Mono- therapie. Für die Zukunft er- wartet man Anticholinergika mit Langzeiteffekt.

Dr. med. E. Gabler-Sandberger

Obstruktive Lungenerkrankung

Zum Stellenwert der Anticholinergika

Unternehmen

Grafik: Pneumologische Notizen

Referenzen

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