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Archiv "Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung: Innovatives Therapieprinzip" (21.01.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 3

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21. Januar 2011 A 117 CHRONISCH OBSTRUKTIVE LUNGENERKRANKUNG

Innovatives Therapieprinzip

Der selektive Phosphodiesterase-4-Hemmer Roflumilast wirkt additiv zu einer Standardtherapie mit bronchienerweiternden Präparaten.

M

it dem selektiven Phospho- diesterase(PDE)-4-Hemmer Roflumilast (Daxas®) ist seit mehr als zehn Jahren erstmals wieder ein neues Wirkprinzip für die Behand- lung der mittelschweren bis schwe- ren chronisch obstruktiven Lun - generkrankung (COPD) zugelassen worden. Die orale Substanz wirkt antiinflammatorisch und verbessert in Kombination sowohl den Effekt des lang wirksamen Betamimetikums Salmeterol als auch die Wirkung des lang wirkenden Anticholinergi- kums Tiotropium.

Aktivitätsabnahme der Entzündungszellen

Nach Angaben von Prof. Dr. med.

Helgo Magnussen (Großhansdorf) ist für die gängige Therapie der COPD – Betamimetika, Anticholin - ergika und gegebenenfalls Korti - koide – kein lebensverlängernder Effekt nachgewiesen. Einzig der Nikotinverzicht und eine Langzeit- sauerstoffgabe verbessern das Über- leben. Noch prospektiv zu bestätigen seien Daten, wonach Betablocker, Statine und 25-OH-Vitamin-D

3 le- bensverlängernd wirken dürften, er- klärte Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Ro- bert Bals (Homburg).

Wie sein Kollege Magnussen weiter ausführte, ist der neue Wirk- stoff als echte Innovation einzustu- fen, da er selektiv die PDE-4 inhi- biert, die bei den Entzündungsme- chanismen der COPD eine wichti- ge Rolle spielt. Die PDE-4 ist in allen für die COPD relevanten Entzündungszellen vorhanden und baut dort den intrazellulären Bo- tenstoff cAMP (zyklisches Adeno- sinmonophosphat) zu inaktivem AMP ab. Dadurch dominieren die Entzündungszellen und ihre Me- diatoren. Die Hemmung der PDE-4 durch Roflumilast verschiebt das Gleichgewicht in Richtung antient-

zündlicher Prozesse und führt zu einer Abnahme der Aktivität der in- flammatorischen Zellen.

Die verbesserte Atemmechanik ist in vier Studien mit circa 4 600 Patienten überprüft worden. In zwei placebokontrollierten 12-Monats-Stu- dien mit insgesamt 3 000 Patienten (FEV1 [Einsekundenkapazität] nach Bronchodilatator unter 50 Prozent des Sollwerts) führte die Gabe von 500 µg Roflumilast täglich zu einer signifikanten Verbesserung beider Endpunkte: Die Rate moderater bis schwerer Exazerbationen sank um 17 Prozent, die FEV1 stieg um knapp 50 ml bei einem mittleren Ausgangsvolumen von 1,0 Liter.

Zusätzlich wurde eine Verlänge- rung der exazerbationsfreien Inter- valle (71 versus 81 Tage) gezeigt.

Die Wirkung war unabhängig vom gleichzeitigen Gebrauch eines Be- ta-2-Agonisten.

In zwei weiteren Studien mit ins- gesamt 1 600 Patienten wurde die additive Wirkung zu einem typi- schen Bronchodilatator über sechs Monate überprüft. Der FEV1 ver- besserte sich bei gleichzeitiger Ga- be von Salmeterol um 49 ml, in Ver- bindung mit Tiotropium um 80 ml.

Die bei etwa fünf Prozent der Patienten beobachteten Nebenwir- kungen umfassten Diarrhö, Übel- keit, Kopfschmerz und Gewichts- verlust. Sie waren Magnussen zu- folge meist mild bis moderat aus- geprägt und vorübergehend. Bei Patienten mit depressiver Verstim- mung oder Depressionen besteht ein besonderer Aufklärungsbedarf, da im Rahmen der Studien drei Suizide und zwei versuchte Suizi- de dokumentiert wurden.

Vorteilhaft bei der Therapie der vorwiegend älteren und komorbi- den COPD-Patienten ist das gut un- tersuchte Interaktionspotenzial: Nach Angaben der Experten bestehen kei-

ne Hinweise auf substanzielle Wech- selwirkungen mit typischen Begleit- medikationen wie MgOH/AlOH- haltige Antazida, Albuterol, Bude- sonid, Diazepam, Erythromycin, For- moterol, Ketoconazol, Midozilam, Montelukast, Salbutamol, Theophyl- lin oder Warfarin.

Die Substanz muss sich im klinischen Alltag beweisen

Magnussen sieht Roflumilast als

„Add-on“-Therapie zu den verfüg- baren Bronchodilatatoren. Da die Mehrzahl der COPD-Patienten in der Praxis bereits zusätzlich zu lang wirkenden Anticholinergika auch Betamimetika und oft noch Ste - roide einnehme, müsse sich die Substanz im Alltag noch bewei - sen. Er gab sich jedoch überzeugt vom Potenzial des Wirkstoffs und spekulierte sogar auf eine künftige erweiterte Indikation für das Asth- ma bronchiale und die Lungenfi- brose.

Eine kritischere Einschätzung des neuen Wirkstoffs veröffentlich- te die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in einer Mel- dung vom 3. Dezember 2010. Da- nach führte Roflumilast gegenüber Placebo bei schwerer COPD zwar zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der FEV1 und des Exazerbationsrisikos, „die Effekte waren jedoch nicht groß genug, um sie als klinisch relevant zu be - zeichnen. Sie wurden an Patienten, die überwiegend keine regelmäßi- ge (LABA-)Basistherapie erhielten, erhoben. Die Wirksamkeit wurde nicht gegenüber der Standardthera- pie (LABA/ICS) nachgewiesen. Da- her sind Vorteile gegenüber der Standardtherapie nicht belegt“. ■

Dr. rer. nat. Renate Leinmüller

Fachpressegespräch „Möglicher Paradigmen- wechsel in der COPD-Therapie“ in Bühl/Baden- Baden, Veranstalter: Nycomed

P H A R M A

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