Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Heft 42, 2016
WSL Berichte
ISSN 2296-3456
Raumplanung in
den Schweizer Gemeinden:
Ergebnisse einer Umfrage
Natalie Kaiser, Sophie Rudolf, Jan Berli,
Anna Hersperger, Felix Kienast und Tobias Schulz
Herausgeberin
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Heft 42, 2016
WSL Berichte
ISSN 2296-3456
Raumplanung in
den Schweizer Gemeinden:
Ergebnisse einer Umfrage
Natalie Kaiser, Sophie Rudolf, Jan Berli,
Anna Hersperger, Felix Kienast und Tobias Schulz
Verantwortlich für die Herausgabe der Schriftenreihe Prof. Dr. Konrad Steffen, Direktor WSL
Verantwortlich für dieses Heft
PD Dr. Matthias Bürgi, Leiter Forschungseinheit Landschaftsdynamik Dr. Anna Hersperger, Leiterin Forschungsgruppe Landschaftsökologie
Zitiervorschlag
Kaiser, N.; Rudolf, S.; Berli, J.; Hersperger, A.; Kienast, F.; Schulz, T., 2016: Raumplanung in den Schweizer Gemeinden: Ergebnisse einer Umfrage. WSL Ber. 42: 110 S.
PDF Download: www.wsl.ch/publikationen/pdf/15446.pdf
ISSN 2296-3448 (Print) ISSN 2296-3456 (Online)
NFP68 406840_142996 SNF 143440
Layout Natalie Kaiser
Kontakt
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf.
E-Mail: anna.hersperger@wsl.ch
Fotos Umschlag (von oben nach unten):
Spreitenbach Fläsch
Appenzellerland La Chaux de Fonds Tessin
© Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf, 2016
Dank
Die Erhebung, auf der dieser Bericht basiert, wurde von Oktober 2013 bis Januar 2014 konzipiert. Ihre Durchführung fand zwischen Januar 2014 und Mai 2014 sowohl online als auch schriftlich statt. Zunächst möchten wir ganz herzlich all jenen Personen in den Gemeinden danken, die sich die Mühe genommen haben, unseren Fragebogen auszufüllen und an uns zurückzusenden. Der grosse Aufwand wäre ohne die wertvolle Unterstützung Dritter nicht zu bewältigen gewe-‐
sen. Besonderer Dank geht an die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle des Vereins für Landesplanung (VLP) in Bern, namentlich Lukas Bühlmann, für wertvolle Gespräche zur Klärung der Begrifflichkeiten in der kommunalen Raumpla-‐
nung und für die Durchsicht eines Entwurfs des Fragebogens. Sowohl dem VLP als auch dem Schweizerischen Gemein-‐
deverband danken wir dafür, dass wir die Befragung in der Zeitschrift «Schweizer Gemeinde» und über die E-‐Mail-‐
Verteiler der beiden Organisationen bei ihren Mitgliedern ankündigen durften. Den Verantwortlichen der kantonalen Planungsbehörden gebührt unser Dank für die Unterstützung beim Zusammentragen der Adressen von Ansprechpart-‐
nern in den Gemeinden. Des Weiteren möchten wir uns bei den Mitarbeiterinnen der Druckzentrale der WSL für die tatkräftige logistische Unterstützung beim Druck und Versenden der Fragebögen bedanken. Wir danken überdies Silvia Tobias und Marco Pütz für die Durchsicht des Manuskripts und Maria Mondini für ihre Unterstützung bei der Überset-‐
zung des Fragebogens ins Italienische.
Die Autoren und Autorinnen
4 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
Zusammenfassung
Die Siedlungsflächen in der Schweiz dehnen sich stark und dispers aus. Zwischen 1985 und 2009 haben sie um mehr als die Fläche des Genfersees zugenommen (BFS, 2015). Fortwährend werden dabei die Grenzen zwi-‐
schen der offenen Landschaft und dem urbanen Raum verwischt. Fruchtbares Agrarland geht verloren, der Energieverbrauch und die Infrastrukturkosten steigen.
Politik und Wissenschaft sind sich einig: Die Siedlungs-‐
entwicklung muss durch geeignete Planung stärker gesteuert werden. Gemäss der Bundesverfassung ist es die gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen und Gemeinden, eine zweckmässige und haushälterische Bodennutzung zu gewährleisten. Die Planungskompe-‐
tenz liegt bei den Kantonen, während die Bundesebene lediglich Grundsätze definiert. In den Gemeinden wer-‐
den die kantonalen Richtpläne mit kommunalen Nut-‐
zungsplänen umgesetzt. Hier treffen die Ansprüche von Planern, Eigentümern, dem Baugewerbe sowie den Natur-‐ und Heimatschützern aufeinander. Als Reaktion auf die unerwünschten räumlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte wird das Raumplanungsgesetz revi-‐
diert (1. Etappe in Kraft seit Mai 2014, 2. Etappe in Bearbeitung). Empirische Daten zur Raumplanung auf Gemeindeebene wurden bisher vor allem im Rahmen von Fallstudien erhoben. Es fehlt hingegen eine Ge-‐
samtschau die zeigt, (1) welche Massnahmen in den letzten Jahrzehnten von den Gemeinden eingesetzt wurden, um die Siedlungsentwicklung zu steuern und (2) wie die Gemeinden ihre Raumplanung organsieren.
Um diese Lücke zu schliessen wurde im Jahr 2014 im Rahmen zweier Nationalfondsprojekte1 eine Umfrage unter allen Schweizer Gemeinden durchgeführt (Rück-‐
lauf: 69%). Die Gemeinden wurden zu ihren administ-‐
rativen Strukturen und zum Einsatz und Einsetzungs-‐
zeitpunkt von 20 Instrumenten zur Steuerung der Sied-‐
lungsentwicklung befragt. Der vorliegende Bericht beschreibt die durch die Gemeindeumfrage 2014 ge-‐
wonnen Informationen im Sinne einer Dokumentation der Umfrageergebnisse.
Nach einem kurzen Beschrieb der Erhebungs-‐ und Analysemethoden (Kapitel 2 und 3) stellen die Kapitel 4 bis 9 des vorliegenden Berichts die Antworten zu allen Fragen dar, jeweils ausgewertet nach Kanton, Einwoh-‐
1 SPROIL «Siedlungsentwicklung steuern – Bodenverbrauch verrin-‐
gern» (NFP68, 406840_142996) und «Determinanten raumplaneri-‐
scher Massnahmen und ihrer Verbreitung sowie deren Wirkung auf die Zersiedelung» (SNF, 143440)
nerzahl und Urbanisierungsgrad der Gemeinde. Kapitel 10 fasst die Hauptergebnisse summarisch zusammen.
Es ist wichtig, zu betonen, dass es sich bei den Daten um Selbstdeklarationen der Gemeinden handelt, und dass diese Angaben nicht auf ihre Übereinstimmung mit kantonalen Vorgaben geprüft wurden.
Heute wendet eine Gemeinde im Schnitt 5.7 der 20 in der Umfrage aufgelisteten Instrumente an, wobei es grosse Unterschiede gibt: Während 18.2% der Ge-‐
meinden zehn und mehr Instrumente vorsehen, haben 8.5% keines angegeben. Dabei fallen die Raumpla-‐
nungsregionen der Innerschweiz, der Ostschweiz und wenige Zentren der Westschweiz mit vielen Instrumen-‐
ten auf. Wenige Instrumente setzen Gemeinden in den Raumplanungsregionen entlang des Jurakamms, im Berner Oberland und der italienischen Schweiz ein.
Die vier heute am weitesten verbreiteten Instrumente sind der kommunale Richtplan, das kommunale Leit-‐
bild, die Definition von Freihaltezonen und die Herauf-‐
setzung der Nutzungsziffer. Zusätzlich beliebt unter grossen Gemeinden (Einwohnerzahl ≥10‘000) sind die Festlegung höherer Nutzungsziffern mittels Sondernut-‐
zungsplan, die Verbesserung der städteplanerischen Qualität und die Umzonung in Zonen mit höherer Nut-‐
zungsziffer. Im Allgemeinen setzen grosse Gemeinden häufiger eine Vielzahl von Instrumenten ein. Zwei In-‐
strumente sind unter den kleineren Gemeinden (Ein-‐
wohnerzahl <10‘000) sehr verbreitet, nämlich die mi-‐
nimale Nutzungsziffer und Massnahmen gegen die Baulandhortung.
Viele kommunale Raumplanungsinstrumente sind noch jung: 69% der heute in den Gemeinden vorgesehenen Massnahmen wurden erst nach der Jahrtausendwende eingeführt. Vor dem Inkrafttreten des RPG im Jahr 1980 verfügten bloss einzelne Gemeinden (15.2%) über erste Instrumente.
Die Erhebung erlaubt auch viele interessante Einsich-‐
ten zur Organsation der Raumplanung in den Gemein-‐
den. Sie zeigt z.B., dass zwei Drittel (68.9%) der Ge-‐
meinden erwarten, durch die Revision des Raumpla-‐
nungsgesetzes an Planungsautonomie einzubüssen, und dass die kommunale Raumplanung recht stark professionalisiert ist. So gibt es in 39.3% der Gemein-‐
den eine Verwaltungseinheit mit raumplanerischen Pflichten und beinahe alle Gemeinden (88.6%) arbeiten mit externen Planungsbüros zusammen.
Der Bericht bietet einen Überblick über die Verbreitung der raumplanerischen Instrumente auf Gemeindeebe-‐
ne wie er bisher nicht existierte. Die erhobenen Daten können unter anderem als Grundlage für Evaluationen
von Instrumenten und Organisationsformen dienen und helfen, Vollzugshindernisse und Kapazitätsproble-‐
me zu erkennen.
Synthèse
En Suisse, les zones urbaines croissent fortement et de manière dispersée. Entre 1985 et 2009, elles ont augmenté d’une surface supérieure à celle du lac Léman (BFS, 2015). Ce faisant, la frontière entre paysages ouverts et surfaces construites devient floue.
Des terres agricoles fertiles disparaissent, tandis que la consommation d’énergie et les frais d’infrastructure augmentent. Face à ces constats, politiques et scientifiques sont unanimes: le développement urbain doit être guidé par une planification adéquate. Selon la Constitution fédérale, la responsabilité d’un aménagement du territoire mesuré et adapté incombe conjointement à la Confédération, aux cantons et aux communes. Concrètement, les cantons possèdent la plus grande compétence en matière d’aménagement, tandis que les principes directeurs sont définis au niveau fédéral. Finalement, les communes mettent en œuvre les plans directeurs cantonaux par l’intermédiaire de leurs plans d’affectation. C’est ainsi au niveau communal que s'opposent les attentes des urbanistes, des propriétaires, de l’industrie du bâtiment et des protecteurs de la nature et du patrimoine. En réaction aux développements indésirables apparus au cours des dernières décennies, la Loi sur l’aménagement du territoire est actuellement en révision (1ère étape en vigueur depuis mai 2014, 2ème étape en cours). Jusqu’à présent, l’aménagement local a cependant été étudié principalement au moyen d’études de cas. Il manque une vue d’ensemble qui montre d’une part quelles mesures ont été mises en place par les communes suisses afin de guider leur développement urbain depuis les années 1970, et qui indique d’autre part comment l'aménagement du territoire est organisé au niveau communal.
Afin de combler cette lacune, une enquête a été conduite en 2014 dans le cadre de deux projets du Fonds nationa2 (taux de réponse : 69%). Les communes suisses ont été interrogées sur leurs structures
2 Projet SPROIL « Contrôler le mitage du territoire – Réduire l’utilisation du sol » (PNR68, 406840_142 996) et projet « Facteurs déteminant les mesures d'aménagement du territoire, leur diffusion et leur impact sur l'étalement urbain» (FNS, 143 440)
administratives et sur l’utilisation de 20 mesures qui visent à orienter leur développement urbain vers l'intérieur. En outre, elles ont été invitées à préciser depuis quand elles appliquent ces mesures. Le présent rapport décrit les informations gagnées au cours de cette enquête et documente les résultats obtenus.
Après une courte description du déroulement de l'enquête et des méthodes d'analyse (chapitres 2 et 3), ce rapport liste les réponses à toutes les questions par canton, classe de population et classe de caractère urbain (chapitres 4 à 9). Il est important de souligner qu’il s’agit de déclarations relevant de la responsabilité des communes, et que la cohérence de ces informations avec les prescriptions cantonales n’a pas été vérifiée.
Aujourd’hui, une commune utilise en moyenne 5.7 des 20 mesures listées dans l’enquête. Le nombre total de mesures appliquées varie cependant fortement d'une commune à l'autre. Alors que 18.2% d'entre elles prévoient dix mesures ou plus, 8.5% n’en emploient aucune. Les régions d’aménagement de Suisse centrale, de Suisse orientale et de quelques centres de Suisse romande se distinguent par un grand nombre de mesures. Le long de la chaîne du Jura, dans l’Oberland bernois et en Suisse italienne, leur distribution est plus faible.
Les quatre mesures les plus répandues aujourd’hui sont le plan directeur communal, la conception directrice communale, la définition de zones à maintenir libres de toute construction et le rehaussement des indices d’utilisation du sol. En outre, les grandes communes (nombre d’habitants ≥10 000) fixent souvent des indices d’utilisation du sol plus importants par l’intermédiaire de plans d’affectation spéciaux, améliorent la qualité de l’aménagement urbain et opèrent des changements d'affectation afin d'augmenter la densité de construction. De manière générale, les grandes communes utilisent une plus grande diversité de mesures. Au sein des petites communes (nombre d’habitants <10 000), deux d'entre elles sont particulièrement fréquentes : l’indice
6 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
minimal d’utilisation du sol et la lutte contre la thésaurisation des terrains à bâtir.
De nombreuses mesures communales d’aménagement du territoire sont encore récentes : 69% d'entre elles n’ont été introduites qu’après le début du siècle. Avant l’entrée en vigueur de la LAT en 1980, seules quelques communes (15.2%) disposaient de premières mesures.
L'enquête permet également d'obtenir un aperçu des préoccupations et de l'organisation des communes en matière d'aménagement du territoire. Par exemple, deux tiers des communes (68.9%) ont indiqué s'attendre à subir une perte d'autonomie suite à la révision de la Loi sur l’aménagement du territoire.
Aussi, les résultats démontrent que l’aménagement du
territoire est fortement professionnalisé dans les communes suisses. Dans 39.3% des cas, l'administration communale compte une unité avec des responsabilités d’aménagement, tandis que pratiquement toutes les communes (88.6%) ont recours à des bureaux d’étude externes.
Les résultats présentés dans ce rapport donnent pour la première fois une vue d’ensemble de la répartition des mesures d’aménagement du territoire au niveau des communes. Les données collectées peuvent servir de base pour l'analyse des instruments et de l'organisation de l'aménagement du territoire à l'échelon communal et aident à mieux cerner les problèmes de capacité et d'exécution existants.
Sintesi
In Svizzera le aree urbanizzate si stanno espandendo sempre di più in modo molto veloce e diffuso. Tra il 1985 e il 2009, le superfici urbanizzate sono aumentate di un’area superiore a quella del Lago Lemano (BFS, 2015). Al contempo, i confini tra paesaggio aperto e spazio urbano sono diventati sempre più labili. Le su-‐
perfici agricole fertili diminuiscono, mentre il consumo di energia e i costi per le infrastrutture aumentano considerevolmente. Il mondo politico e quello econo-‐
mico sono concordi sul fatto che lo sviluppo urbano debba essere regolato attraverso un’idonea pianifica-‐
zione. Secondo la Costituzione federale, il compito condiviso tra la Confederazione, i Cantoni e i Comuni è quello di garantire un appropriato e parsimonioso uso del suolo. La competenza più alta in materia di pianifi-‐
cazione territoriale spetta ai Cantoni, mentre la Confe-‐
derazione ne stabilisce solo i principi. A livello comuna-‐
le, dove i piani direttori cantonali vengono messi in pratica con i piani urbanistici, si incrociano le priorità individuali di progettisti, proprietari, industria delle costruzioni, così come di ambientalisti e cittadini In risposta al più generale riconoscimento della diffusa insostenibilità dello sviluppo urbano più recente, in Svizzera si sta attualmente riformando la Legge Federa-‐
le per la Pianificazione Territoriale, di cui la prima parte è stata promulgata nel Maggio 2014, mentre la secon-‐
da parte è in discussione. Le analisi empiriche condotte sulle pratiche di pianificazione comunale si sono con-‐
centrate prevalentemente su casi studio, mentre man-‐
cano ancora dati riguardanti la situazione generale in cui versa la pianificazione urbana svizzera a livello co-‐
munale, sia (1) rispetto a quali strumenti di pianicazio-‐
ne urbana i Comuni abbiano implementato negli ultimo decenni, sia (2) rispetto a come i Comuni abbiano mes-‐
so in pratica localmente le attività di pianificazione.
Per colmare questa lacuna, nel 2014, nell’ambito di due progetti del Fondo nazionale svizzero per la ricerca scientifica3, è stata svolta un’indagine su tutti i Comuni svizzeri (tasso di partecipazione: 69%). I Comuni sono stati consultati in merito alle loro strutture amministra-‐
tive e agli strumenti da essi previsti riguardo alla piani-‐
ficazione del territorio. Gli intervistati hanno inoltre fornito informazioni – anche in forma retrospettiva (sino al 1970) – sulla data di introduzione degli stru-‐
menti stessi. La presente relazione riassume i principali risultati dell’indagine.
Dopo una breve descrizione dei metodi utilizzati per la raccolta dei dati e delle analisi effetuate (capitoli 2 e 3), i dati della ricerca vengono presentati, fornendo anche i valori medi ottenuti per cantone, dimensione del Comune e tipo di urbanizzazione (capitolo 4 a 9). Il capitolo 10 propone una sintesi delle principali conclu-‐
sioni della ricerca. È importante sottolineare che i dati derivano da autodichiarazioni dei Comuni e che non è stato possibile verificare la loro conformità con le pre-‐
scrizioni cantonali.
Oggi un Comune impiega in media 5.7 dei 20 strumenti elencati nell’indagine. I set di misure adottati si diffe-‐
renziano però notevolmente da un Comune all’altro.
Mentre il 18.2% dei Comuni prevede dieci o più stru-‐
menti, l’8.5% non ne usa nessuno. Dal punto di vista
3 Progetto SPROIL »Controllare lo sviluppo dell’urbanizzazione – Ridurre il consumo di suolo” (NFP68, 406840_142996) e progetto
»Misure determinanti nella pianificazione del territorio: diffusione ed effetti sulla dispersione degli insediamenti” (SNF, 143440).
regionale, i Comuni che utilizzano più misure si trovano in Svizzera centrale, Svizzera orientale e in misura mi-‐
nore in Svizzera occidentale. Quelli che utilizzano inve-‐
ce meno misure si trovano nelle regioni lungo il Giura, dell’Oberland bernese e della Svizzera italiana.
Attualmente, i quattro strumenti più diffusi sono il piano direttore comunale, le linee guida comunali, la definizione di zone non edificabili e l’aumento del coef-‐
ficiente di utilizzazione del suolo. Molto popolari nei Comuni più grandi (numero di abitanti ≥10’000) sono inoltre la definizione di coefficienti di utilizzazione più alti tramite un piano regolatore speciale, il migliora-‐
mento della qualità di progettazione della città e la riqualifica delle aree in zone con coefficiente di utilizza-‐
zione più alto. Invece, i due strumenti più diffusi so-‐
prattutto tra i Comuni più piccoli (numero di abitanti
<10’000) sono il coefficiente di utilizzazione minimo del suolo e le misure per contrastare la speculazione urba-‐
na.
Molti degli strumenti di pianificazione territoriale a livello comunale sono di recente introduzione: il 69%
delle misure oggi previste nei Comuni è stato imple-‐
mentato solo a partire dal nuovo millennio. Prima dell’entrata in vigore della Legge Federale per la Piani-‐
ficazione Territoriale nel 1980, erano pochi i Comuni
(15.2%) che applicavano alcuni degli strumenti previsti.
L’indagine aiuta anche a comprendere l’organizzazione amministrativa interna al sistema di pianificazione urbana a livello comunale, e mostra come, ad esempio, i due terzi (68.9%) dei Comuni prevedono di perdere parte della loro autonomia decisionale rispetto alla pianificazione urbana come conseguenza dell’attuale riforma della Legge di Pianificazione Territoriale. Inol-‐
tre, dall’indagine risulta che le pratiche di pianificazio-‐
ne urbana comunale sono altamente professionalizza-‐
te, dato che il 39.3% dei Comuni include al loro interno un’unità amministrativa dedicata alle sole attivitià di pianificazione, considerando anche che la quasi totalità dei Comuni analizzati (88.6%) impiega consulenti esterni.
I risultati illustrati nella presente relazione forniscono una panoramica sulla diffusione delle misure di pianifi-‐
cazione territoriale a livello comunale, costituendo il principale carattere di originalità della ricerca. I dati raccolti possono costituire inoltre la base, tra l’altro, per successive analisi di valutazione degli strumenti e delle strutture organizzative di pianificazione urbana e territoriale, nonché di identificazione di possibili pro-‐
blematicità legate alle capacità attuative dei Comuni rispetto agli strumenti di pianificazione considerati.
Summary
The already extensive built-‐up areas in Switzerland increased even further between 1985 and 2009 by more than the area of Lake Geneva (BFS, 2015). The borders between rural and urban areas are becoming increasingly blurred. Much fertile agricultural land is being lost, and energy consumption and infrastructure costs are rising. Most politicians and scientists now agree that it is essential for future developments to be better guided by planning. According to the Federal Constitution, the federal government, cantons and municipalities are jointly responsible for ensuring that land use is sustainable. The cantons have the planning competence, while the federal government merely defines basic principles. The municipalities are required to implement the content of the cantonal comprehen-‐
sive plans in their local land-‐use plans. On this level, however, implementation is influenced by stakehold-‐
ers, including land owners, political parties, construc-‐
tion firms, planners, and environmental and cultural conservationists, which all have different priorities.
As a reaction to a broad recognition that recent spatial development has been largely unsustainable, the Swiss Federal Planning Act is currently under revision (first part enacted in Mai 2014, second part in progress).
Empirical data on municipal spatial planning has to date been developed mainly in case studies whereas data more systematically describing the state of spatial planning at the municipal level has been missing, par-‐
ticularly regarding (1) which planning instruments mu-‐
nicipalities have been implementing in the past dec-‐
ades and (2) how municipalities have been organizing spatial planning.
In 2014 all Swiss municipalities were surveyed as part of two National Science Foundation projects4. The return rate was 69%. The municipalities were asked
4 Project SPROIL «Controlling urban sprawl – limiting soil consump-‐
tion» (NFP68, 406840_142996) and Project «What are the determi-‐
nants of local growth management regulations at the municipal level and how do they affect urban sprawl? A spatial econometric analy-‐
sis» (SNF, 143440)
8 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
about their administrative structures, the instruments they provide in the field of spatial planning and when, since 1970, these instruments were introduced. This report summarizes the results of the survey.
A short description of methods regarding data collec-‐
tion and analysis (chapter 2 and 3) is followed by a presentation of the data, providing average values for the cantons, municipal size and urbanization classes (chapter 4 to 9). Chapter 10 synthesizes the main con-‐
clusions. The findings are, it should be noted, based on the municipalities’ self-‐declarations and have not been tested for conformity with cantonal regulations.
Today the average municipality applies 5.7 of the 20 instruments listed in the survey, but the municipalities differ greatly, with 18.2% implementing ten or more instruments, and 8.5% none. In the planning regions of Central Switzerland, Eastern Switzerland and some centers in Western Switzerland many instruments are used, whereas few are used along the Jura ridge, in the Bernese Oberland and the Italian part of Switzerland.
The most widely used instruments are comprehensive plans, spatial planning guidelines, the designation of conservation zones to limit urban expansion, and the raise of maximum utilization densities. In municipalities with populations ≥10,000 the following instruments appear to be popular: density bonuses implemented
with special-‐district plans, programs for improving urban quality and rezoning of areas that allow higher utilization densities. In general, large municipalities often implement many of the listed instruments. Two instruments widely used in smaller communities with populations <10,000 are the specification of minimum utilization densities and measures to prevent land hoarding.
Many instruments have only been introduced recently, e.g. 69% of those used today since the millennium.
Before the Spatial Planning Act became effective in 1980, few municipalities (15.2%) applied any instru-‐
ment. The survey also provides many interesting in-‐
sights regarding the administrative organization of municipal spatial planning. It shows, for example, that two-‐thirds (68.9%) of the municipalities expect to lose some of their planning autonomy due the revision of the Spatial Planning Act and that municipal spatial planning is highly professionalized with 39.3% of the municipalities having an administrative unit with spa-‐
tial planning tasks and nearly all (88.6%) employing external consultants.
The report provides a novel overview of the dissemina-‐
tion of planning measures at the municipal level. The data is suited to build the base for, amongst other things, the evaluation of instruments and organizations and the identification of capacity problems.
Inhaltsverzeichnis
Dank ... 3
Zusammenfassung ... 4
Synthèse ... 5
Sintesi ... 6
Summary ... 7
1 Einleitung ... 11
2 Daten und Methodik ... 13
2.1 Erhebungsmethode Gemeindeumfrage ... 13
2.2 Weitere verwendete Daten ... 14
2.3 Analysemethoden ... 14
2.4 Grenzen der Daten und der Analyse ... 14
3 Beschreibung der Stichprobe ... 16
4 Fragen zur aktuellen RPG-‐Revision ... 19
Frage 1a: Sind sie einverstanden mit der Aussage: «Ihre Gemeinde wird durch die Revision des nationalen Raumplanungsgesetzes in ihrer Planungsautonomie eingeschränkt werden»? ... 19
Frage 1b: Sind Sie einverstanden mit der Aussage: «Die RPG-‐Revision wird zu einem höheren Bedarf an Mitteln für die Raumplanung in ihrer Gemeinde führen»? ... 19
5 Organisation und Mitwirkung der Bevölkerung ... 21
Frage 2a: Gibt es – abgesehen vom Gemeindeschreiber/der Gemeindeschreiberin – in Ihrer Gemeindeverwaltung eine Verwaltungseinheit, deren Pflichtenheft raumplanerische Aufgaben beinhaltet? ... 21
Frage 2d: Ist in Ihrer Gemeinde ein externes Planungsbüro (oder auch mehrere) in die Raumplanung involviert? ... 22
Frage 2e: Welche Funktion(en) übernimmt dieses externe Planungsbüro (oder diese Planungsbüros) für die Raumplanung in Ihrer Gemeinde? ... 23
Frage 2f: Welche Mitwirkungsverfahren sind in Ihrer Gemeinde für die Gesamtrevision des Nutzungsplans und Baureglements vorgesehen? ... 24
Frage 2g: Wer beschliesst die Gesamtrevision des kommunalen Nutzungsplans und Baureglements in Ihrer Gemeinde? ... 24
Frage 2h: Wer prüft die Zonenkonformität von Baugesuchen für Bauten innerhalb der Bauzone und deren Vereinbarkeit mit dem Baureglement bevor diese bewilligt werden? ... 26
6 Organisation und Mitwirkung über die Zeit ... 28
Frage 3a: Gab es abgesehen vom/von der Gemeindeschreiber/in in Ihrer Gemeindeverwaltung eine Verwaltungseinheit, deren Pflichtenheft raumplanerische Aufgaben beinhaltete? ... 28
Frage 3b: Welche Mitwirkungsverfahren waren in Ihrer Gemeinde wann für die Gesamtrevisionen des Nutzungsplans und Baureglements vorgesehen? ... 30
7 Grundlegende Instrumente der kommunalen Raumplanung ... 33
Frage 4a1: Kommunales Leitbild ... 33
Frage 4a2: Kommunaler Richtplan ... 35
Frage 4b: Einbezug der breiten Bevölkerung ... 37
Frage 4c1: Minimale Nutzungsziffer ... 38
Frage 4c2: Heraufsetzung der maximalen Nutzungsziffer ... 38
Frage 4c3: Rückzonung zugunsten einer kompakten Siedlungsentwicklung ... 40
Frage 4c4: Umzonung mit dem Ziel der Erhöhung der baulichen Dichte (Aufzonung) ... 43
Frage 4c5: Beschränkung einer weiteren Ausdehnung von Wohnzonen mit geringer Dichte ... 43
Frage 4c6: Einschränkung der Einzonung von neuem Bauland ... 46
10 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
8 Ergänzende Massnahmen der kommunalen Raumplanung ... 48
Frage 5a1: Festlegung einer höheren Nutzungsziffer für ein bestimmtes Gebiet mittels Sondernutzungsplan ... 48
Frage 5a2: Etappierung der Bebauung ... 50
Frage 5b1: Anpassung der Nutzungsziffer für Bauzonen, die gut an den ÖV angeschlossen sind ... 51
Frage 5b2: Landumlegungen ... 53
Frage 5b3: Massnahmen gegen die Baulandhortung ... 53
Frage 5c1: Vertragliche Vereinbarungen gegen die Baulandhortung ... 56
Frage 5b4: Mehrwertausgleich ... 57
Frage 5c2: Vertragliche Vereinbarungen zur Abschöpfung planerischer Mehrwerte ... 58
Frage 5b5: Rückkauf von privatem Bauland ... 60
Frage 5b6: Anreize zur Renovation und strukturellen Verbesserung bestehender Bausubstanz ... 62
Frage 5b7: Verbesserung der städteplanerischen Qualität neuer Bauprojekte in Bauzonen mit hoher Dichte ... 62
Frage 5b8: Definition von Freihaltezonen mit dem Ziel die Siedlungsfläche zu begrenzen ... 65
Frage 5b9: Evaluation von Verdichtungspotenzialen ... 65
Frage 5b10: Erarbeitung eines Masterplans ... 68
9 Interkommunale Zusammenarbeit ... 70
Frage 6a: Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden in der Raumplanung ... 70
Frage 6b: Zusammenarbeit auf technischer Ebene ... 71
Frage 6c: Zusammenarbeit in der regionalen Planung im Rahmen einer interkommunalen Plattform ... 71
Frage 6d: Zusammenarbeit im Rahmen eines regionalen Sach-‐ oder Richtplans ... 74
Frage 6e: Involvierung in ein Agglomerationsprogramm des Bundes ... 76
10 Die kommunalen Raumplanungsinstrumente im Überblick ... 78
10.1 Zeitliche Entwicklung der Einführung von Raumplanungsinstrumenten ... 78
10.2 Anzahl Instrumente in den Raumplanungsregionen ... 80
10.3 Die Anwendung der einzelnen Raumplanungsinstrumente im Vergleich ... 81
11 Literatur ... 85
Anhang ... 87
1 Einleitung
1 Einleitung
In der Schweiz haben sich die Siedlungsflächen in den letzten Jahrzehnten weiter stark ausgedehnt. Alleine zwischen 1985 und 2009 entspricht der Zuwachs von 24% mehr als der Fläche des Genfersees (BFS, 2015).
Die zunehmende Siedlungsfläche weist vielerorts eine tiefe Ausnützungsdichte auf und ihre disperse Ausdeh-‐
nung verwischt die Grenzen zwischen der offenen Landschaft und dem urbanen Raum (Schwick, Jaeger, Bertiller und Kienast, 2010). Dieses Phänomen wird gemeinhin Zersiedelung genannt (Jaeger und Schwick, 2014).
Ursachen der Zersiedelung sind heute insbesondere ein veränderter Lebensstil mit höheren Ansprüchen an Wohnraum und Mobilität sowie wachsendes Einkom-‐
men und tiefere Reisekosten (Jaeger, Bertiller, Schwick und Kienast, 2010; Brueckner, 2000). Zersiedelte Wohngebiete sind zwar gerade wegen ihres grosszügig bemessenen Gebäudeumschwungs und der Nähe zur
«Natur» gesucht, doch ist diese Entwicklung aus plane-‐
rischer Sicht problematisch. Folgen der Zersiedelung sind der Verlust von begrenztem, fruchtbarem Agrar-‐
land und landschaftlicher Werte, ein steigender Ener-‐
gieverbrauch, wachsende Infrastrukturkosten, längere Pendelwege sowie Beeinträchtigungen der Biodiversi-‐
tät (Haber, 2007; Nechyba und Walsh, 2004; Gagné und Fahrig, 2010). Die dadurch verursachten gesell-‐
schaftlichen Kosten sind schwer zu beziffern und wer-‐
den im Immobilienmarkt und beim Mobilitätsverhalten nicht berücksichtigt (Brueckner, 2000).
Politik und Wissenschaft sind sich einig, dass die aktu-‐
elle Siedlungsentwicklung durch geeignete Planung noch besser gesteuert werden muss (Leuthard und Casanova, 2009, Jaeger et al. 2015). Die Schweizerische Bundesverfassung (Art. 75 BV) spricht die Aufgabe, eine zweckmässige und haushälterische Bodennutzung zu gewährleisten und für eine geordnete Entwicklung der Siedlungsflächen zu sorgen, der Raumplanung zu.
Die Aufgabe wird von Bund, Kantonen und Gemeinden gemeinsam getragen (VLP, 2012). Gemäss Raumpla-‐
nungsgesetz (RPG) von 1979 setzt der Bund auf natio-‐
naler Ebene Grundsätze und Ziele fest zur Koordination der verschiedenen räumlichen Nutzungsansprüche. Die eigentliche Ausführung der Raumplanung obliegt je-‐
doch den Kantonen (Art. 75 BV). Sie erlassen kantonale Raumplanungs-‐ und Baugesetze und erarbeiten kanto-‐
nale Richtpläne. Die kantonalen Richtpläne zeigen die angestrebte räumliche Entwicklung der Kantone auf und dienen als Koordinationsinstrumente zwischen den Nachbarkantonen sowie gegenüber dem Bund und den Gemeinden. Die Einflussmöglichkeiten und Verantwor-‐
tung der Gemeinden selbst sind dennoch gross, da die meisten Kantone einen ausgeprägten Gemeindeföde-‐
ralismus leben. So ist beispielsweise die Erarbeitung eines Zonenplans, welcher die zulässige Nutzung des Bodens beschreibt, vielerorts Sache der Gemeinden.
Zurzeit wird das nationale Raumplanungsgesetz über-‐
arbeitet. Von der Revision des Raumplanungsrechts verspricht man sich eine bessere Durchsetzung schon bestehender Regelungen und neue griffige Massnah-‐
men gegen die Zersiedelung. Das Schweizer Stimmvolk hat im März 2013 die Revision des Raumplanungsge-‐
setzes angenommen. Die erste Teilrevision ist seit Mai 2014 in Kraft (ARE, 2015). Sie gibt der nationalen und kantonalen Planungsebene mehr Kompetenzen, z.B.
um auf Gemeindeebene Rückzonungen durchzusetzen.
Zugleich schafft sie auch Chancen für die Gemeinden, indem sie neue Instrumente zur Verfügung stellt. Die zweite Teilrevision ist noch im Gange.
Als Folge des grossen kommunalen raumplanerischen Spielraums sind Organisationsformen und Instrumen-‐
tarium sehr vielfältig. Gute Übersichten über die Grundlagen, Anforderungen und generelle Systematik der kommunalen Raumplanung bieten unter anderem die Publikationen von Gilgen (2006, 2012), Lendi und Elsasser (1991) und der Raumentwicklungsbericht 2005 des ARE (ARE, 2005). Spezialthemen sind zudem in verschiedensten Publikationen des VLP abgehandelt.
Empirische Daten zur Raumplanung auf Gemeindeebe-‐
ne wurden bisher vor allem im Rahmen von Fallstudien erhoben, was allgemeine Aussagen zur kommunalen Praxis schwierig macht. Es fehlt eine Gesamtschau die zeigt, welche Massnahmen in den letzten Jahrzehnten von den Gemeinden eingesetzt wurden um die Sied-‐
lungsentwicklung zu steuern, und wie die Gemeinden ihre Raumplanung organsierten. Ein solcher Überblick kann unter anderem als Grundlage zur Evaluation von Instrumenten und Organisation dienen, Vollzugshin-‐
dernisse und Kapazitätsengpässe erkennen helfen und die Entwicklung neuer Instrumente unterstützen.
1 Einleitung
12 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
Im Jahr 2014 wurde eine schweizweite Umfrage bei den Gemeinden durchgeführt, um diese Wissenslücke zu schliessen. Ziel der Umfrage war, systematisch In-‐
formationen zum Stand der Praxis der kommunalen Raumplanung und ihrer Entwicklung über die letzten Jahrzehnte zu erheben. Insbesondere interessierten die administrativen Strukturen zur Raumplanung und die implementierten Instrumente. Die Umfrage wurde im Rahmen der Nationalfondsprojekte SPROIL «Siedlungs-‐
entwicklung steuern – Bodenverbrauch verringern»
(NFP68, 406840_142996) und «Determinanten raum-‐
planerischer Massnahmen und ihrer Verbreitung sowie deren Wirkung auf die Zersiedelung» (SNF, 143440) durchgeführt. Die erhobenen Daten werden helfen, die Forschungsfragen dieser Projekte zu untersuchen, und Grundlage für weitere Analysen bilden.
Der vorliegende Bericht beschreibt die durch die Ge-‐
meindeumfrage 2014 gewonnen Informationen im Sinne einer Dokumentation der Umfrageergebnisse.
Der Bericht informiert damit die befragten Gemeinden über die Ergebnisse und dient interessierten Forschen-‐
den zur Inspiration und als Grundlage für weitere Ar-‐
beiten und Argumentationen.
Nach einem kurzen Beschrieb der Erhebungs-‐ und Analysemethoden (Kapitel 2 und 3) folgt in Kapitel 4 bis 9 eine Dokumentation der Ergebnisse. Insbesondere wird die Verteilung der Antworten auf die einzelnen Fragen in aussagekräftigen Diagrammen aufgezeigt.
Die Struktur folgt dem Fragebogen, so dass die Ergeb-‐
nisse nach den einzelnen Fragen gegliedert und ent-‐
sprechend nummeriert sind. Im kurzen abschliessen-‐
den Kapitel 10 werden die 20 untersuchten Raumpla-‐
nungsinstrumente zu einem Massnahmenset zusam-‐
mengeführt und im Sinne eines Ausblicks übergreifend betrachtet. Eine detaillierte inhaltliche Interpretation der Umfrageresultate ist nicht Ziel dieses Berichtes, ebenso wenig das Aufführen von möglichen For-‐
schungsfragen.
Weitergehende Auswertungen dieser und weiterer Erhebungen zum Thema werden derzeit im Rahmen der beiden oben genannten Forschungsprojekte durchgeführt. Informationen dazu können unter fol-‐
gendem Link abgerufen werden:
http://www.wsl.ch/fe/landschaftsdynamik/projekte/
NFP/index_DE
2 Daten und Methodik
2 Daten und Methodik
Dieses Kapitel gibt Aufschluss über die Erhebungsmethodik der Umfrage, zusätzlich verwendete Daten und Auswer-‐
tungsmethoden.
2.1 Erhebungsmethode Gemeindeumfrage Zur Erhebung der Raumplanung auf Gemeindeebene wurde ein Fragebogen zusammengestellt und an alle5 Schweizer Gemeinden verschickt. Der Fragebogen fokussierte auf die Organisation der Gemeinden im Bereich Raumplanung und auf eine Auswahl an regula-‐
torischen und planerischen Massnahmen. Nach zwei Fragen zur Funktion der antwortenden Person in der Gemeinde war die Umfrage in sechs Teile gegliedert:
Stellungnahme zur aktuellen RPG-‐Revision, Organisati-‐
onsstruktur der Gemeinde heute, Organisationsstruk-‐
tur über die Zeit, grundlegende Instrumente der kom-‐
munalen Raumplanung, ergänzende Instrumente der kommunalen Raumplanung und interkommunale Zu-‐
sammenarbeit. Das Original des Fragebogens in den drei Sprachenversionen Deutsch, Französisch und Itali-‐
enisch befindet sich im Anhang. Da aufgrund der föde-‐
ralistischen Struktur der Raumplanung in der Schweiz teilweise eine Vielzahl an Begriffen für dieselben In-‐
strumente verwendet wird (VLP, 2012), war der Um-‐
frage ein Glossar6 beigelegt (siehe Anhang).
Ein Grossteil der im Fragebogen aufgeführten Aspekte wurde nicht nur für die jüngste Zeitperiode (2010-‐
2014), sondern auch retrospektiv erhoben. Beispiels-‐
weise wurde bei den Massnahmen jeweils gefragt, in welcher Periode sie eingeführt wurden. Es konnten Angaben bis zurück zur Dekade 1970 bis 1979 gemacht werden. Diese Zeitspanne liegt vor dem Inkrafttreten des nationalen Raumplanungsrechts (01.01.1980). In einzelnen Kantonen gab es allerdings bereits zuvor relevante kantonale und kommunale Regulierungen (Koll-‐Schretzenmayr, 2008).
Umgesetzt wurde die Umfrage sowohl online (LimeSurvey) als auch in Papierform. Die online Daten-‐
erhebung begann am 10. Februar 2014 mit dem E-‐
Mail-‐Versand der Links zur Umfrage. Ca. 5 Wochen
5 Ausgenommen von der Befragung wurden von vornherein die Gemeinden des Kantons Genf. Sie besitzen bloss sehr beschränkte Kompetenzen hinsichtlich der Raumplanung.
6 Wir möchten dem Verein für Landesplanung (VLP) an dieser Stelle herzlich für die Unterstützung bei der Erarbeitung des Glossars danken.
später folgte eine Erinnerung per E-‐Mail an diejenigen, welche noch nicht geantwortet hatten. Per Post folgte im April eine zweite Erinnerung an die weiterhin aus-‐
stehenden Gemeinden. Mitte Juni wurde die Umfrage schliesslich geschlossen.
Die ausgefüllten Papierfragebögen wurden von einer speziellen Lesesoftware (Remark Office OMR) digitali-‐
siert und anschliessend in den elektronischen Daten-‐
satz integriert. Die Daten wurden manuell kontrolliert.
Einzelne Antwortmuster, die in den schriftlichen Versi-‐
onen gefunden wurden, waren im Online-‐
Befragungstool explizit ausgeschlossen worden. Wenn es eindeutig und ohne unzulässige Interpretation der Forscher möglich war, wurden diese Antwortmuster der Logik der Befragung angepasst (n = 233).
In den Fällen, in denen eine online Version wie auch eine Papierantwort eingegangen waren (n = 91), wurde der zu verwendende Datensatz nach Funktion und Dienstzeit der antwortenden Person sowie nach Anzahl fehlender Werte bestimmt.
Fragebögen, welche ausschliesslich Informationen zu Person und Stellungsnahmen zu der aktuellen RPG-‐
Revision beinhalteten, wurden von den Analysen aus-‐
geschlossen (n = 191).
Der finale Datensatz basiert auf 1312 online Antworten und 307 Papierfragebögen. Für diesen Bericht wurden die Daten so verwendet, wie in den Fragebögen vorge-‐
funden. Es wurde also nicht geprüft, ob die Antworten mit den jeweiligen kantonalen und kommunalen ge-‐
setzlichen Vorgaben vereinbar sind.
2 Daten und Methodik
14 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
2.2 Weitere verwendete Daten
Zusätzlich zu den Daten, welche mit der Gemeindeum-‐
frage neu erhoben wurden, baut dieser Bericht auf Datensätzen des Bundesamtes für Statistik (BFS) auf
(siehe Tabelle 1). Verwendet wurden Daten zur Raum-‐
gliederung der Schweiz und zu den direkten Bundes-‐
steuererträgen.
Tabelle 1: Verwendete externe Datensätze
Quelle Datensätze
Bundesamt für Statistik (BFS), GEOSTAT
Generalisierte Gemeindegrenzen der Schweiz (2014), Raumgliederungen der Schweiz (2014),
Kopfquote Ertrag aus direkter Bundessteuer (2011)
2.3 Analysemethoden
Um die Repräsentativität der Stichprobe zu prüfen, wurde die Verteilung der Gemeinden, welche die Um-‐
frage beantworteten, mit der Gesamtschweiz vergli-‐
chen. Der Vergleich bezieht sich auf die Variablen Kan-‐
ton, Gemeindegrösse, Raum mit städtischem Charakter und Ertrag der direkten Bundessteuer.
Für den ersten Teil des Berichtes (Kapitel 4 bis 9) wur-‐
den die einzelnen Fragen des Fragebogens anhand von Häufigkeitstabellen und Balkendiagrammen deskriptiv ausgewertet. Neben der Gesamtauswertung wurden für alle Fragen drei Tabellen erstellt, welche die Ant-‐
worten in Bezug auf die Variablen Kanton, Gemeinde-‐
grösse und Raum mit städtischem Charakter differen-‐
zieren. Die Beschreibungen basieren auf qualitativen Vergleichen der Resultate. Visualisiert werden die Er-‐
gebnisse anhand von Balkendiagrammen, welche an einer Mittelachse auseinanderlaufen (siehe S. 20).
Für den zweiten, übergreifenden Teil des Berichtes (Kapitel 10) wurden die 20 in der Umfrage genannten Raumplanungsinstrumente (Kapitel 7 bis 8 des Be-‐
richts) zu einem Massnahmenset zusammengefasst.
Die drei weiterführenden Analysen beschreiben (1) die zeitliche Entwicklung der Einführung von Raumpla-‐
nungsinstrumenten, (2) die regionalen Unterschiede in der Grösse der Massnahmensets der Raumplanungsre-‐
gionen und (3) einen Vergleich der Anwendung über alle 20 Instrumente. Eine kurze, detailliertere Beschrei-‐
bung der Analysemethodik wird jeweils zu Beginn der Unterkapitel gegeben.
2.4 Grenzen der Daten und der Analyse Die Gemeindeumfrage 2014 war ein erster Ansatz, um auf nationaler Ebene eine Datenbasis zur Organisation der Raumplanung in den Schweizer Gemeinden zu generieren. Angesichts der aktuellen Raumplanungsre-‐
vision kann sie hilfreich sein, um Verständnis für beste-‐
hende Kapazitäts-‐ oder Vollzugsprobleme zu schaffen.
Wie jedoch jede Befragung mit Schwächen einhergeht, wollen wir hier die Grenzen der Daten und Analysen aufzeigen:
• Die Daten wurden mit einer Umfrage erho-‐
ben. Sie entsprechen der Selbstdeklaration der Gemeinden und wurden nicht auf ihren Wahrheitsgehalt, ihre Plausibilität oder die Übereinstimmung mit kantonalen oder natio-‐
nalen gesetzlichen Regelungen geprüft.
• In der Umfrage gaben die Gemeinden an, welche Instrumente und Massnahmen zur Anwendung kommen. Wie die verschiedenen Instrumente in den Gemeinden konkret um-‐
gesetzt werden, wie oft sie tatsächlich zum Zuge kommen und ob sie ihre angestrebte Wirkung erreichen, ist für die Steuerung der Siedlungsentwicklung essentiell, lässt sich aber aus den Umfragedaten nicht ableiten.
• Die Gemeindeumfrage untersucht eine Aus-‐
wahl an bekannten kommunalen raumplane-‐
rischen Strukturen und Instrumenten. Diese Palette erhebt keinen Anspruch auf Vollstän-‐
digkeit. Bei dem in der Schweiz gelebten Fö-‐
deralismus gibt es weitere, oft recht spezifi-‐
2 Daten und Methodik
sche Raumplanungsmassnahmen, die in einer über die Schweiz standardisierten Befragung unmöglich im Detail erhoben werden können.
Es würde sich sicherlich lohnen, solche regio-‐
nal spezifischen Massnahmen gesondert zu erheben oder mit qualitativen Methoden zu untersuchen.
Der Bericht zur Raumplanung in den Gemeinden ist rein beschreibender Natur. Weiterführende Analysen werden im Laufe der beiden Nationalfondsprojekte7 erscheinen.
7 SPROIL «Siedlungsentwicklung steuern – Bodenverbrauch verrin-‐
gern» (NFP68, 406840_142996) und «Determinanten raumplaneri-‐
scher Massnahmen und ihrer Verbreitung sowie deren Wirkung auf die Zersiedelung» (SNF, 143440)
3 Beschreibung der Stichprobe
16 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
3 Beschreibung der Stichprobe
Der Datensatz der Gemeindeumfrage basiert auf den Antworten von 68.8% (n = 1619) der 2352 Schweizer Gemeinden Anfangs 2014. Diese Stichprobe repräsen-‐
tiert die Schweizer Gemeinden gut hinsichtlich der folgenden vier Gemeinde-‐Charakteristika: Kantonale Zugehörigkeit, Anzahl Einwohner, Raum mit städti-‐
schem Charakter und Ertrag aus der direkten Bundes-‐
steuer.
Die kantonalen Zugehörigkeiten der Stichprobenge-‐
meinden entsprechen mit Ausnahme des Kantons Genfs, der in der Umfrage fehlt, ungefähr der Vertei-‐
lung aller Gemeinden auf die Kantone (siehe Abbildung 1). Die Genfer Gemeinden wurden von der Umfrage ausgeschlossen, da ihnen der Kanton nur sehr wenige Kompetenzen im Bereich der Raumplanung zuspricht.
Beispielsweise gibt es im Kanton Genf keine kommuna-‐
len Zonenpläne (Leutenegger, 2014). Minimal unter-‐
vertreten sind die Kantone Tessin und Graubünden.
Hingegen leicht stärker vertreten als in der gesamt-‐
schweizerischen Verteilung ist z.B. der Kanton Zürich (siehe Abbildung 1). Die kantonalen Anteile der Ge-‐
meinden, aus welchen die Stichprobe besteht, sind in Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung 1: Kantonale Zugehörigkeiten aller Gemeinden
der Schweiz (Linienbalken) und der Gemeinden in der Stich-‐
probe der Umfrage (grau).
Abbildung 2: Anteil der Gemeinden pro Kanton, welche in der Stichprobe enthalten sind. Glarus besteht aus drei Gemeinden.
0% 5% 10% 15%
AG AI AR BE BL BS FR GE GL GR JU LU NE NW OW SG SH SO SZ TG TI UR VD VS ZG ZH
Gemeinden
Umfrage Schweiz