70 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
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Der sechste und letzte Abschnitt des Fragebogens thematisierte, inwiefern die Gemeinden in den Bereichen der Raum-‐
planung miteinander zusammenarbeiten. Dabei wurde erhoben, (1) ob der Fokus der Zusammenarbeit eher auf techni-‐
scher oder planerischer Ebene liegt und (2) seit wann solche interkommunalen Kooperationen stattfinden.
Frage 6a: Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden in der Raumplanung Gut die Hälfte der Gemeinden (53.7%) arbeitet im
Bereich Raumplanung mit anderen Gemeinden zu-‐
sammen, während 44.8% ihre raumplanerischen Auf-‐
gaben ohne Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden erfüllen (siehe Abbildung 66). Kantonal gesehen gibt es klare Unterschiede bezüglich der interkommunalen Zusammenarbeit. In den Kantonen Zürich, Bern, Lu-‐
zern, Zug, Basel-‐Stadt, Appenzell Innerrhoden, St. Gal-‐
len, Aargau, Thurgau und Neuenburg arbeitet die Mehrheit der Gemeinden (>58.0%) mit anderen Ge-‐
meinden zusammen. In den Kantonen Solothurn und Waadt halten sich die Gemeinden, die kooperieren, und diejenigen, welche ihre kommunale Raumplanung alleine ausführen, die Waage (SOja = 46.5%, VDja = 50.3%). In den restlichen Kantonen arbeiten lediglich zwischen 10.0% (Appenzell Ausserrhoden) und 41.7%
(Graubünden) der Gemeinden mit anderen zusammen.
Die Darstellung der interkommunalen Zusammenarbeit nach Gemeindegrössenklassen (siehe Abbildung 66) zeigt einen Trend zu weniger interkommunaler Zu-‐
sammenarbeit in kleineren Gemeinden. Während von den Gemeinden mit mehr als 20‘000 Einwohnern 96.7% mit anderen zusammenarbeiten sind es von den Gemeinden mit weniger als 1000 Einwohnern bloss 39.7%.
Betrachten wir die drei Kategorien des RsC stechen die Kerngemeinden heraus. Diese kooperieren deutlich häufiger (74.9%) als die Gemeinden der anderen Raumkategorien. Von den Gürtel-‐ und mehrfach orien-‐
tierten Gemeinden (48.5%) sowie den ländlichen Ge-‐
meinden (46.2%) arbeitet knapp die Hälfte mit anderen Gemeinden zusammen.
Abbildung 66: Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden in Bereichen der Raumplanung.
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Frage 6b: Zusammenarbeit auf technischer Ebene Die technische Ebene (z.B. interkommunales Amt für Baubewilligungen) scheint über die ganze Stichprobe gesehen eher ein Nebenfokus der interkommunalen Zusammenarbeit zu sein. Lediglich 19.6% der Gemein-‐
den arbeiten auf technischer Ebene zusammen (siehe (66.7%) der Gemeinden auf technischer Ebene zusam-‐
men (siehe Abbildung 67). Verhältnismässig eher hohe Anteile an technischer Kooperation (zwischen 26.7% im Tessin und 50.0% in Obwalden) weisen die Kantone Obwalden, Nidwalden, Basel-‐Landschaft, Tessin, Waadt, Wallis und Neuenburg auf. In Bezug auf die die mittelgrossen Gemeinden (5000–19‘999 Einwohne-‐
rinnen). Die wenigen Gemeinden, welche bereits vor 1990 auf technischer Ebene miteinander zusammenar-‐
beiteten, gehören alle zu den Gemeinden mit weniger Zusammenarbeiten auf technischer Ebene in der Deka-‐
de 2000 bis 2010. Von den Gürtel-‐ und mehrfach orien-‐
tierten Gemeinden (47.4%) sowie den ländlichen Ge-‐
meinden (55.7%) begannen die meisten erst 2010 bis 2014 eine technische Zusammenarbeit.
Frage 6c: Zusammenarbeit in der regionalen Planung im Rahmen einer interkommunalen Plattform Interkommunale Plattformen zur Koordination der
regionalen Planung können zum Beispiel als Regional-‐
konferenzen, Agglomerationsprogramme, Städtenetz-‐
werke oder Gemeindeverbände organisiert sein. Zu-‐
sammenarbeit zur Koordination der regionalen Planung scheint klar im Vordergrund zu stehen: 80.8% der Ge-‐
meinden, welche mit anderen Gemeinden zusammen-‐
arbeiten, machen dies in dieser Form (siehe Abbildung 69).
Auffallend ist zudem, dass zwei Drittel (67.3%) der Gemeinden, welche auf technischer Ebene zusammen-‐
arbeiten, auch in der regionalen Planung kooperieren.
Hingegen kooperieren nur 16.3% der in der regionalen Planung kooperierenden Gemeinden auch auf der technischen Ebene miteinander. Bei 10.5% der Ge-‐
meinden scheint die Zusammenarbeit weder der tech-‐
nischen Kooperation noch der Koordination der regio-‐
nalen Planung zu dienen (ohne Abbildung).
menarbeiten. Ausnahme sind die Kantone Uri, Obwal-‐
den, Glarus, Zug und Schaffhausen (ohne Abbildung).
Einen grossen Anteil an Gemeinden, welche bereits vor der Jahrtausendwende mit dem Ziel der Regionalpla-‐
nung zusammen gearbeitet haben, besitzen die Kanto-‐
ne Zürich (45.9%) und Zug (66.6%; siehe Abbildung 70).
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Abbildung 68: Beginn der Kooperation auf technischer Ebene.
Abbildung 67: Kooperation auf technischer Ebene.
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Bezogen auf die Gemeindegrössenklassen zeigt sich, dass kleinere Gemeinden tendenziell weniger in Regio-‐
nalplanungen involviert sind als grössere. Von den Gemeinden mit 20‘000 bis 49‘999 Einwohnern verfol-‐
gen 91.3% der interkommunal zusammenarbeitenden Gemeinden eine regionale Planung. Bei den Gemein-‐
den mit weniger als 1000 Einwohnern sind es 72.7%.
(Abb. 69).
Zeitlich gesehen ist es schwierig, Tendenzen zwischen den Gemeindegrössenklassen zu erkennen. Einzig in der Dekade 2000 bis 2009 sinkt der Anteil jener Ge-‐
meinden, die eine regionale Zusammenarbeit begon-‐
nen haben, kontinuierlich ab, von den Gemeinden mit 20‘000 bis 49‘999 Einwohnern (57.1%) zu Gemeinden mit 1000 bis 1999 Einwohnern (17.4%). Das heisst, dass
tendenziell mehr Kooperationen mit dem Ziel der Regi-‐
onalplanung im Rahmen einer interkommunalen Platt-‐
form der grösseren Gemeinden auf die Dekade 2000 bis 2009 zurückgehen.
Die Kategorien des RsC legen alle mehrheitlich den Fokus auf die regionale Planung, am weitesten verbrei-‐
tet jedoch ist die regionale Planung in den Kernge-‐
meinden (86.6%). Hin zu den ländlichen Gemeinden sinkt der Anteil der regionalen Planung auf 75.7%. In den Jahren 1980 bis 1999 und in der Dekade 2010 bis 2014 zeigt sich, dass ländlichen Gemeinden am häu-‐
figsten Regionalplanungen einführten, während die Kerngemeinden die tiefsten Prozentwerte aufweisen.
Abbildung 69: Zusammenarbeit mit dem Ziel der regionalen Planung im Rahmen einer interkommunalen Plattform.
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Frage 6d: Zusammenarbeit im Rahmen eines regionalen Sach- oder Richtplans 71.7% der interkommunalen Zusammenarbeiten verlie-‐
fen im Rahmen eines regionalen Sach-‐ oder Richtplan
Über die verschiedenen Gemeindegrössenklassen hin-‐
weg bewegt sich der Anteil der regionalen Sach-‐ und orientierten Gemeinden (31.0%) stammen viele dieser Zusammenarbeiten aus den Jahren 2010 bis 2014. Es
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Abbildung 71:Kooperationen im Rahmen von regionalen Sach-‐ oder Richtplänen.
Abbildung 72: Einführung der Zusammenarbeit im Rahmen der regionalen Sach-‐ oder Richtplänen.
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76 Raumplanung in den Gemeinden | WSL Berichte, Heft 42, 2016
Frage 6e: Involvierung in ein Agglomerationsprogramm des Bundes Mit dem Instrument der Agglomerationsprogramme Agglomerationsprogramme involviert sind: Schwyz, Nidwalden, Zug, Solothurn, Basel-‐Stadt, Schaffhausen, St.Gallen, Thurgau und Waadt. Die Stichproben-‐
Gemeinden der Kantonen Uri, Appenzell Innerrhoden oder Appenzell Ausserrhoden sind hingenen nicht Teil eines Agglomerationsprogrammes. Zeitlich gesehen fallen alleine die Kantone Basel-‐Landschaft und Nidwalden mit vielen Einführungen zwischen 2010 und 2014 auf (>80%).
In Bezug auf die Gemeindegrössenklassen zeigt sich eine klare Tendenz hin zu einer häufigeren Involvierung
der grösseren Gemeinden in Agglomerationsprogram-‐
me. Während von den Gemeinden mit >20‘000 Ein-‐ Agglomerationsprogramms. Die meisten Zeitangaben der Gürtel-‐ (48.4%) und der ländlichen Gemeinden
Abbildung 73: Zusammenarbeit in Form eines Agglomerationsprogramms des Bundes.
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Abbildung 74: Beginn der Zusammenarbeit in Form eines Agglomerationsprogramms des Bundes.