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Wartmann, F., Hunziker, M., & Kienast, F. (2021). Programm Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES). Methodische und inhaltliche Weiterentwicklung 2018-2020. WSL Berichte: Vol. 103. Birmensdorf: Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

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Academic year: 2022

Aktie "Wartmann, F., Hunziker, M., & Kienast, F. (2021). Programm Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES). Methodische und inhaltliche Weiterentwicklung 2018-2020. WSL Berichte: Vol. 103. Birmensdorf: Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL."

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Programm Landschafts-

beobachtung Schweiz (LABES)

Methodische und inhaltliche Weiterentwicklung 2018–2020

Flurina Wartmann Marcel Hunziker Felix Kienast

WSL Berichte

ISSN 2296-3456

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Programm Landschafts-

beobachtung Schweiz (LABES)

Methodische und inhaltliche Weiterentwicklung 2018–2020

Flurina Wartmann Marcel Hunziker Felix Kienast

WSL Berichte

ISSN 2296-3456

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Auftraggeber

Bundesamt für Umwelt (BAFU), Abteilung Biodiversität und Landschaft, CH-3003 Bern Das BAFU ist ein Amt des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)

Begleitung BAFU

Dr. Matthias Stremlow, Sektion Landschaftspolitik, BAFU Dr. Gilles Rudaz, Sektion Landschaftspolitik, BAFU Projektleitung Eidgenössische Forschungsanstalt WSL Prof. Dr. Felix Kienast

Dr. Marcel Hunziker

Projektmitarbeit Eidgenössische Forschungsanstalt WSL Dr. Flurina Wartmann

EditorInnen des vorliegenden Berichts

Flurina Wartmann, Marcel Hunziker, Felix Kienast Mit Beitrag Prof. Dr. Ross Purves

Zitiervorschlag

Wartmann, F.; Hunziker, M.; Kienast, F., 2021: Programm Landschaftsbeobachtung Schweiz.

Methodische und inhaltliche Weiterentwicklung 2018–2020. WSL Ber. 103: 215 S.

Hinweis

Dieser Bericht wurde im Auftrag des BAFU verfasst. Für den Inhalt sind allein die AutorInnen verantwortlich.

ISSN 2296-3448 (Print) ISSN 2296-3456 (Online)

Fotos Umschlag: F. Wartmann

Forschung für Mensch und Umwelt: Die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Land- schaft WSL überwacht und erforscht Wald, Landschaft, Biodiversität, Naturgefahren sowie Schnee und Eis. Sie ist ein Forschungsinstitut des Bundes und gehört zum ETH-Bereich. Das WSL-Institut für Schnee und Lawinenforschung SLF ist seit 1989 Teil der WSL.

© Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Birmensdorf, 2021

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Zusammenfassung

Das Programm Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES) erhebt in periodischen Abständen den Zu- stand und die Veränderung der Landschaften der Schweiz. Abgestützt ist LABES durch die Gesetzgebung des Natur- und Heimatschutzgesetzes (Artikel 25a) auf nationaler Ebene. International ist LABES seit Beginn mit der Definition der Landschaft, wie sie die Europäische Landschaftskonvention festhält, kom- patibel. Die Konvention definiert in Artikel 1a Landschaft als «ein Gebiet, wie es vom Menschen wahr- genommen wird, dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung und Wechselwirkung von natürlichen und/oder menschlichen Faktoren ist». Deshalb beinhaltet die Erfassung der Landschaft bei LABES so- wohl physische Indikatoren des Zustands der Landschaft wie auch soziale Indikatoren, welche die Wahr- nehmung der Landschaft durch die Bevölkerung abbilden. Diese sozialen Indikatoren werden über eine repräsentative Bevölkerungsbefragung erhoben, welche im Jahr 2011 ein erstes Mal durchgeführt wurde. Im Vorfeld der aktuellen Erhebung im Jahr 2020 wurde das Konzept der Bevölkerungsbefragung überarbeitet, Redundanzen vermindert und Platz geschaffen für neue, relevante Themenbereiche.

Für die Europäische Landschaftskonvention (ELK) wurde im Rahmen der Methodenweiterentwicklung ein Bericht verfasst, der einen Überblick über internationale Landschaftsmonitorings und Empfehlungen für die Mitgliedsländer der ELK gibt. Der Bericht wurde 2019 in Strassburg vorgestellt und von den Län- derdelegierten der ELK verabschiedet.

Im Methodenweiterentwicklungsprojekt wurden physische Indikatoren wie beispielsweise der Gebäu- debestand ausserhalb der Bauzonen oder die Erholungsnutzungsinfrastruktur neu berechnet und ihre Bestimmbarkeit für die Durchführung 2020 getestet. Zudem wurden mit Hilfe von Sentinel-2-Daten neue Indikatoren für die Grünflächen in urbanen Räumen und für die Nutzungsdiversität in der land- wirtschaftlichen Fläche evaluiert.

Für den Teil der Bevölkerungsbefragung wurden neue Themenbereiche identifiziert, beispielsweise die individuelle Wahrnehmung der Landschaftsveränderung und der kulturellen Landschaftswerte durch die Bevölkerung. Für diese neuen Themen wurden Fragen entwickelt und in einer Pilotuntersuchung in der deutschsprachigen, französischsprachigen und italienischsprachigen Schweiz getestet. Dieser Pilot- versuch beinhaltet zudem einen direkten Vergleich zwischen der bisherigen Befragungsmethode, näm- lich der schriftlichen postalischen Umfrage, mit einer Online-Panel-Umfrage, wie sie in den Sozialwis- senschaften und der Marktforschung vermehrt eingesetzt wird. Die Resultate des Vergleichs zeigen, dass die beiden Befragungsmethoden ähnliche Resultate liefern, und deshalb die Online-Befragung aus Kostengründen für die Hauptbefragung zu bevorzugen ist.

Die Pilotbefragung zeigt ausserdem, dass sich Veränderungen der Landschaft durch gezielte Fragen deutlicher erfassen lassen, als, wie bisher, lediglich mit dem Vergleich der Zustände der Landschaft zu zwei Zeitpunkten (z.B. 2011 zu 2020). Anhand der erhobenen Antworten bietet LABES nun klare Einbli- cke in das, was die Bevölkerung als Veränderung wahrnimmt oder eben nicht. Die Resultate der Pilot- befragung deuten darauf hin, dass die Bautätigkeit in unverbauter Landschaft und der Verlust von Grün- flächen in Siedlungsräumen sehr stark als negative Entwicklungen wahrgenommen werden. LABES ent- hält daher nun erste Hinweise, worauf in Politik und Planung zukünftig ein besonderes Augenmerk zu legen ist, um eine Landschaft mit hoher Lebensqualität für die Bevölkerung zu fördern und zu erhalten.

Die statistische Analyse der Befragungsdaten zeigt, dass die Wohnbevölkerung die Landschaft in ihrer Wohngemeinde grundsätzlich eher positiv beurteilt, wobei dies vor allem in Gemeinden in Berggebieten und in landwirtschaftlich geprägten Gemeinden der Fall ist, weniger hingegen in städtischen und peri-

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signifikanten Einfluss. Wohneigentum, Wohndauer und je mehr sich Menschen für ihre Erholung in die Natur begeben, haben einen positiven Einfluss auf ihr Urteil.

Ein Pilotmodul zur Überprüfung des Nutzens von Daten aus sozialen Medien für das Landschaftsmoni- toring ergänzt die Pilotbefragung. Die Daten aus sozialen Medien, beispielsweise Fotos, die von Privat- personen und kommerziellen Anbietern gemacht und mit dem Schlüsselwort «landscape» versehen wurden, zeigen, dass es Hotspots im alpinen Raum gibt, touristische Orte, die besonders oft fotografiert werden. Durch die Analyse dieser sozialen Medien wird die Sicht der Besucherinnen und Besucher ein- bezogen und ergänzt die Befragung der Bevölkerung in ihren Wohngemeinden. Allerdings wird die Ver- wendung solcher Daten in Zukunft sicher schwieriger werden, denn die kommerziellen Anbieter werden sie immer weniger kostenfrei zur Verfügung stellen. Eine wichtige Erkenntnis aus diesem Pilotmodul besteht daher darin, dass die touristische Sichtweise zwar wichtig, methodisch aber eine Vorgehens- weise angebrachter ist, welche auf die direkte Beteiligung der Bevölkerung und der Besucher setzt.

Die Erkenntnisse aus dieser methodischen und inhaltlichen Weiterentwicklung von LABES dienten dazu, das Befragungsinstrument für die bevorstehende Hauptbefragung im Jahr 2020 zu testen.

Dadurch wird sichergestellt, dass das Programm Landschaftsbeobachtung Schweiz weiterhin den in- ternational höchsten Forschungsstandards entspricht und zuverlässige Aussagen darüber zulässt, wie sich die Landschaft entwickelt und wie diese Entwicklung von der Bevölkerung wahrgenommen und beurteilt wird.

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Résumé

Le programme Observation du paysage Suisse (LABES) recense périodiquement l'état et l'évolution des paysages de la Suisse. La LABES est soutenue par la législation de la loi sur la protection de la nature et du patrimoine culturel (article 25a) au niveau national. Au niveau international, la LABES est compatible avec la définition du paysage telle que décrite dans la Convention européenne du paysage depuis sa création. La convention définit le paysage dans son article 1a comme : « un espace tel qu'il est perçu par l'homme, dont le caractère résulte de l'action et de l'interaction de facteurs naturels et/ou hu- mains ». Par conséquent, l'enquête sur le paysage de la LABES comprend à la fois des indicateurs phy- siques sur l'état du paysage et des indicateurs sociaux qui reflètent la perception du paysage par la population. Ces indicateurs sociaux sont recueillis par le biais d'une enquête auprès d'une population représentative, qui a été menée pour la première fois en 2011. Dans la perspective de la nouvelle mise en œuvre en 2020, l'instrument a été révisé afin de réduire les éventuels licenciements et de faire ainsi place aux nouveaux thèmes qui ont été ajoutés depuis la dernière enquête comme étant pertinents pour le secteur du paysage.

Dans le cadre de ce projet, un rapport a été rédigé pour la Convention européenne du paysage (CEL) qui donne un aperçu du suivi international des paysages et formule des recommandations pour les pays membres de la CEL. Le rapport a été présenté à Strasbourg en 2019 et adopté par les délégués des pays du CEL.

De nouveaux indicateurs physiques tels que le parc immobilier en dehors des zones de construction ou les infrastructures de loisirs ont été recalculés et leur faisabilité pour une mise en œuvre en 2020 a été testée. En outre, de nouveaux indicateurs pour les espaces verts dans les zones urbaines et pour la diversité d'utilisation des terres agricoles ont été calculés à l'aide des données de Sentinel2.

De nouveaux sujets pour la partie LABES de l'enquête ont également été identifiés, tels que la percep- tion du changement de paysage et les valeurs du paysage culturel que la population associe au paysage dans sa communauté de résidence. Des questions ont été élaborées pour ces nouveaux sujets et testées dans le cadre de l'étude pilote dans les trois langues nationales, l'allemand, le français et l'italien. Cet essai pilote comprend également une comparaison directe entre la méthode d'enquête précédente, à savoir l'enquête postale écrite, et une enquête par panel en ligne, car elle est de plus en plus utilisée dans les sciences sociales et les études de marché. Les résultats de la comparaison montrent que les deux méthodes d'enquête donnent des résultats comparables et que les enquêtes en ligne sont donc préférables à l'enquête principale pour des raisons de coût.

L'enquête pilote montre également que les changements dans le paysage peuvent aussi être enregistrés directement en posant des questions spécifiques. Jusqu'à présent, cet enregistrement a été réalisé en comparant une situation réelle à deux moments (par exemple, de 2011 à 2020). En posant directement des questions sur les changements, la LABES offre désormais des aperçus encore plus précis de ce que la population perçoit comme changement - ou non. Les résultats de l'enquête pilote indiquent que l'ac- tivité de construction dans les paysages non aménagés est très fortement perçue comme une évolution négative. En outre, la perte d'espaces verts dans les zones d'habitation est clairement perçue, ce qui est également perçu de manière négative. De telles questions peuvent donner de premières indications sur les domaines auxquels il conviendrait d'accorder une attention particulière dans la politique et la plani- fication à l'avenir afin de promouvoir et de maintenir un paysage de grande qualité et une qualité de vie élevée pour la population.

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entre ces types de communautés est également perçue dans une certaine mesure par la population résidente. Cependant, des différences ont été constatées non seulement entre les municipalités, mais aussi au sein des municipalités. Ces différences au sein des communautés s'expliquent dans une large mesure par des caractéristiques individuelles. Par exemple, le fait qu'une personne possède ou loue une maison, la durée de son séjour dans la région et la fréquence à laquelle les répondants restent à l'exté- rieur ont une influence significative sur la qualité du paysage évalué. Le fait de posséder une propriété résidentielle, la durée de vie et le fait que plus de personnes passent de temps à l'extérieur de la com- munauté pour se détendre ont une influence positive sur la qualité du paysage évaluée.

Un module pilote destiné à tester l'utilité des données provenant des médias sociaux pour le suivi du paysage complète l'enquête pilote. Les données des médias sociaux, où les gens ont pris des photos et les ont étiquetées avec le mot-clé « paysage », montrent qu'il existe dans la région alpine des points chauds évidents de lieux touristiques qui sont particulièrement souvent photographiés. En incluant l'opi- nion des visiteurs par le biais des médias sociaux, cette analyse complète l'enquête menée par la LABES auprès de la population de leurs communautés. Toutefois, l'examen de la convivialité des médias so- ciaux révèle des défis pour l'utilisation future de ces données par les fournisseurs commerciaux, qui les rendent de moins en moins disponibles gratuitement. C'est pourquoi l'une des principales conclusions de ce module pilote est que s'il est important d'inclure les visiteurs et la perspective du tourisme, une approche méthodologique basée sur la participation directe de la population et des visiteurs est plus appropriée.

Les résultats de ce développement méthodologique et lié au contenu de la LABES servent à tester l'ins- trument d'enquête pour la prochaine enquête principale en 2020. Ainsi, le programme Observation du paysage Suisse continue de répondre aux normes de recherche internationales les plus élevées et per- met de faire des déclarations fiables sur l'évolution du paysage et sur la manière dont cette évolution est perçue et évaluée par la population.

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Sommario

Il programma LABES (Landschaftsbeobachtung Schweiz) rileva periodicamente lo stato e l'evoluzione dei paesaggi della Svizzera. LABES è sostenuto dalla legislazione della legge sulla protezione della natura e del patrimonio culturale (articolo 25a) a livello nazionale. A livello internazionale, LABES è compatibile con la definizione di paesaggio come descritta nella Convenzione europea del paesaggio sin dalla sua istituzione. La convenzione definisce il paesaggio nell'articolo 1a come: « un'area percepita dall'uomo, il cui carattere è il risultato dell'azione e dell'interazione di fattori naturali e/o umani »; pertanto, l'inda- gine paesaggistica di LABES comprende sia indicatori fisici sullo stato del paesaggio che indicatori sociali che riflettono la percezione del paesaggio da parte della popolazione. Questi indicatori sociali sono rac- colti attraverso un'indagine rappresentativa della popolazione, condotta per la prima volta nel 2011. In vista della nuova attuazione nel 2020, lo strumento è stato ora rivisto per ridurre i possibili licenziamenti e dare così spazio a nuovi argomenti che sono stati aggiunti dopo l'ultima indagine come rilevanti per il settore del paesaggio.

Nell'ambito del progetto è stato redatto un rapporto per la Convenzione europea del paesaggio (ELC) che fornisce una panoramica del monitoraggio internazionale del paesaggio e formula raccomandazioni per i paesi membri dell'ELC. Il rapporto è stato presentato a Strasburgo nel 2019 e adottato dai delegati dei Paesi dell'ELC.

Sono stati ricalcolati nuovi indicatori fisici, come il parco immobiliare al di fuori delle zone edificabili o le infrastrutture ricreative, e ne è stata testata la fattibilità per l'implementazione nel 2020. Inoltre, sono stati calcolati nuovi indicatori per gli spazi verdi nelle aree urbane e per la diversità di utilizzo dei terreni agricoli utilizzando i dati di Sentinel2.

Sono stati inoltre individuati nuovi temi per la parte LABES dell'indagine, come la percezione del cam- biamento del paesaggio e i valori del paesaggio culturale che la popolazione associa al paesaggio nella propria comunità di residenza. Le domande sono state sviluppate per questi nuovi argomenti e testate nello studio pilota nelle tre lingue nazionali tedesco, francese e italiano. Questo test pilota comprende anche un confronto diretto tra il precedente metodo di sondaggio del sondaggio postale scritto e un sondaggio panel online, in quanto viene sempre più utilizzato nelle scienze sociali e nelle ricerche di mercato. I risultati del confronto mostrano che i due metodi di sondaggio forniscono risultati compara- bili e che i sondaggi online sono quindi preferibili per il sondaggio principale per motivi di costi.

l sondaggio pilota mostra anche che i cambiamenti nel paesaggio possono essere registrati direttamente ponendo domande specifiche. Finora questa registrazione è stata effettuata confrontando uno stato reale in due momenti (ad es. dal 2011 al 2020). Chiedendo direttamente ai cambiamenti, LABES offre ora una visione ancora più specifica di ciò che la popolazione percepisce come cambiamento - o meno.

I risultati dell'indagine pilota indicano che l'attività edilizia nei paesaggi non sviluppati è fortemente per- cepita come uno sviluppo negativo. Inoltre, vi è una chiara percezione della perdita di spazi verdi nelle aree di insediamento, che viene valutata anche in modo negativo. Tali questioni possono dare le prime indicazioni su dove si debba prestare particolare attenzione nella politica e nella pianificazione del fu- turo, al fine di promuovere e mantenere un paesaggio di alta qualità della vita per la popolazione.

L'analisi statistica dei dati dell'indagine ha mostrato che, in linea di principio, la popolazione residente tende a valutare il paesaggio della propria comunità di residenza in modo positivo, con le comunità delle zone montane e agricole che ottengono i migliori risultati e le comunità urbane e periurbane che otten- gono risultati meno buoni. Ciò suggerisce che la qualità fisica del paesaggio che differisce tra questi tipi

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regione e la frequenza con cui gli intervistati si trattengono all'esterno hanno un'influenza significativa sulla qualità del paesaggio valutato. La proprietà della proprietà di un'abitazione, la durata della vita e il maggior numero di persone che trascorrono del tempo all'aperto nella comunità a scopo ricreativo hanno un'influenza positiva sulla qualità del paesaggio valutata.

Un modulo pilota per testare l'uso dei dati dei social media per il monitoraggio del paesaggio completa l'indagine pilota. I dati dei social media, dove la gente ha scattato foto e le ha etichettate con la parola chiave « paesaggio », mostrano che nella regione alpina ci sono chiari punti caldi di luoghi turistici che vengono fotografati particolarmente spesso. Includendo il punto di vista dei visitatori attraverso i social media, questa analisi completa l'indagine della popolazione nelle loro comunità da parte di LABES. Tut- tavia, l'esame dell'usabilità dei social media rivela le sfide per l'utilizzo futuro di tali dati da parte dei fornitori commerciali, che rendono i dati disponibili sempre meno gratuitamente. Per questo motivo, uno dei principali risultati di questo modulo pilota è che, se da un lato è importante includere i visitatori e la prospettiva turistica, dall'altro è più appropriato un approccio metodologico basato sulla partecipa- zione diretta della popolazione e dei visitatori.

I risultati di questo ulteriore sviluppo metodologico e contenutistico delle LABES servono a testare lo strumento di rilevazione per la prossima indagine principale del 2020. In questo modo, il programma Osservazione del paesaggio in Svizzera continuerà a soddisfare i più elevati standard di ricerca interna- zionali e consentirà di formulare dichiarazioni affidabili sull'evoluzione del paesaggio e su come tale evoluzione viene percepita e valutata dalla popolazione.

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Inhalt

Zusammenfassung ... 3

Résumé ... 5

Sommario ... 7

Teil 1 Konzeptioneller und theoretischer Rahmen für das Programm Landschaftsbeobachtung Schweiz LABES ... 15

1 Landschaftsverständnis ... 16

1.1 Enger und weiter Landschaftsbegriff ... 16

1.2 Nationaler Kontext und die Europäische Landschaftskonvention ... 16

1.3 Von der physischen Landschaft zur gesellschaftlich gedeuteten Landschaft – das 4-Ebenen- Modell ... 17

2 Theorien und Konzepte im Bezug zu Landschaft ... 19

2.1 Erkenntnistheoretische Einordnung des Landschaftsverständnisses der Europäischen Landschaftskonvention (ELK) ... 19

2.1.1 Landschaft und Sprache ... 20

2.2 Theorien zu Landschaftspräferenzen ... 20

2.2.1 Theorien biologischer Gesetze ... 20

2.2.2 Theorien kultureller Prägung ... 21

2.2.3 Theorien individueller Strategien ... 21

2.3 Theorien zu Landschaft und Identität ... 21

2.4 Theorien zu Landschaft und Erholung ... 22

2.5 Theorien zur Wahrnehmung von Landschaftsveränderung ... 23

3 Theoretische und konzeptionelle Einordnung von LABES ... 24

3.1 Wirkungszusammenhang LABES ... 24

3.2 Erkenntnistheoretische Einbettung von LABES ... 25

3.3 Landschaftsverständnis in LABES ... 25

3.3.1 LABES-Indikatoren im revidierten konzeptionellen Landschaftsmodell ... 26

3.4 Theoretische Bezüge der LABES-Indikatoren ... 27

3.4.1 Wahrgenommene Schönheit der Landschaft (Indikator 24) ... 27

3.4.2 Wahrgenommene Landschaftsstruktur (Indikator 27) ... 28

3.4.3 Besonderheit der Landschaft (Eigenart und Vergangenheitsbezug) (Indikator 25) ... 28

3.4.4 Faszination (Indikator 29) ... 28

(12)

4 Evaluation der bestehenden LABES-Indikatoren und -methoden ... 30

4.1 Evaluation der bestehenden LABES-Indikatoren hinsichtlich Abdeckung landschaftsrelevanter Themen und Konzepte ... 30

4.1.1 Evaluation bestehender LABES-Indikatoren im Bezug zum Landschaftsmodell ... 30

4.1.2 Evaluation bestehender LABES-Indikatoren im Bezug zur Aufgabe von LABES... 31

4.2 Evaluation LABES-Indikatoren und Politikbereiche – LABES als Brücke zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis ... 31

4.3 Kürzungspotential ... 34

4.3.1 Herkunft der Daten für Indikatoren ... 34

4.3.2 Kürzungspotential der Indikatoren ... 34

4.3.3 Kürzungen der bisherigen Fragebogenskalen für Indikatoren ... 35

5 Neue methodische und theoretische Zugänge zur Landschaftserfassung und ihr Potential für die LABES-Weiterentwicklung ... 35

5.1 Neue Themen für die LABES-Umfrage 2020 ... 36

5.1.1 Konzeptionelles, integriertes Landschaftsmodell ... 36

5.1.2 Einbezug der gesellschaftlich gedeuteten Landschaft – das «cultural values» Modell ... 37

5.1.3 Landschaftscharakter ... 38

5.2 Neue Umfragemethoden: Online-Panels ... 40

5.3 Neue Datenquellen aus sozialen Medien ... 40

5.3.1 «Citizen Science» für die Landschaftsbeobachtung ... 41

6 Aufdatierte Pilotmodule zur Weiterentwicklung der LABES-Methoden ... 42

6.1 Testmodul neue Landschaftsthemen und -theorien, reduzierter Fragenkatalog und Methodenvergleich zu Online-Panels (Anhang D) ... 42

6.2 Testmodul Daten aus sozialen Medien für die Erfassung von Landschaftswahrnehmung (Anhang D) ... 43

6.2.1 Anstoss für eine «Citizen Science» Plattform Landschaft Schweiz ... 43

6.3 Gesamtevaluation und Entwicklung eines integrierten Landschaftsmodells ... 44

Teil 2 Internationaler Vergleich LABES als Monitoringinstrument und Weiterentwicklung der physischen Indikatoren ... 45

1 Ausgewähltes Produkt zur LABES Evaluation ... 46

1.1 Empfehlungen ... 46

1.1.1 Ein für die lokale Situation geeignetes Monitoring wählen ... 46

1.1.2 Unterstützung von Regierungsorganisationen suchen ... 47

1.1.3 Die Beteiligung der Öffentlichkeit suchen und das Wissen der Bewohnerinnen und Bewohner nutzen... 47

1.1.4 Die Stakeholder und die Öffentlichkeit involvieren ... 47

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1.1.6 Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten suchen ... 48

1.1.7 Förderung der raschen Verfügbarkeit von Daten ... 48

1.1.8 Mit international anerkannten Landschaftstheorien und -konzepten konsistent sein ... 48

1.1.9 Verwendung von neuartigen Möglichkeiten zur Datengenerierung in den Sozialwissenschaften ... 48

1.2 Zukünftige Herausforderungen im Auge behalten... 49

2 Produkte zu Modul M2 (Erprobung der Indikatoren) ... 49

2.1 Gebäudebestand ausserhalb der Bauzonen (Indikator 8, Anhang A) ... 49

2.2 Windanlagen (Indikator NEU-9, Anhang A) ... 52

2.3 Übertragungsleitungen (Indikator NEU-7, Anhang A) ... 52

2.4 Infrastrukturanlagen der Grosswasserkraftnutzung (Indikator NEU-5, Anhang A) ... 52

2.5 Landschaftsmosaik (Shannon Diversity mit 8 AREA Klassen) (Indikator NEU-3, Anhang A) ... 53

2.6 Lärm von Strasse und Eisenbahn (Indikator NEU-15, Anhang A) ... 53

2.7 Verschiedene Indikatoren von SchweizMobil zu Erholungsangebot (Indikator NEU-13, Annex A) ... 54

2.8 Nutzungsdiversität in der landwirtschaftlichen Fläche (Indikator NEU-12, Anhang A) ... 54

2.9 Indikator für eine zeitlich hochauflösende Erfassung des städtischen Grün (Indikator NEU-14, Anhang A) ... 57

2.10 Vegetationsstrukturen in der (Fluss)Landschaft (Indikator NEU-11, Anhang A) ... 63

2.11 Abgeschiedenheit (path distance) von bewohnten Orten sowie Wildnisqualität (Indikator NEU- 2 und NEU-10, Anhang A) ... 64

Teil 3 Konzeptionelle Weiterentwicklung und Überprüfung des Befragungsinstruments ... 65

1 Einstieg in die Befragung ... 66

2 Angaben zur Wohnsituation – Anpassungen (Abschnitt A) ... 66

3 Beurteilung der Landschaft in der Wohngemeinde (Fragebogen Abschnitt B) ... 68

3.1 Itemreduktionen von Skalen für bestehende Indikatoren ... 69

3.1.1 Indikator 21a: Wahrgenommene Landschaftsqualität im Wohnumfeld ... 69

3.1.2 Indikator 23: Ortsbindung ... 71

3.1.3 Indikator 24: Wahrgenommene Landschaftsschönheit ... 71

3.1.4 Indikator 25: Besonderheit der Landschaft (Eigenart und Vergangenheitsbezug)... 72

3.1.5 Indikator 27: Wahrgenommene Landschaftsstruktur (Informationsgehalt) ... 72

3.1.6 Indikator 29: Faszination ... 74

3.1.7 Indikator 30: Authentizität ... 74

(14)

6 Bedeutung von Landschaft (Fragebogen Abschnitt E) ... 79

7 Störungen (Fragebogen Abschnitt F) ... 80

8 Veränderungen der Landschaft in der Wohngemeinde (Fragebogen Abschnitt G) ... 81

9 Angaben zur Person (Fragebogen Abschnitt H) ... 81

Teil 4 Pilotstudie und Entwicklung eines integrierten Modells zu Landschaftsqualität ... 83

Zusammenfassung Teil 4 ... 84

1 Methodik: Befragungsformen und Auswahl der Gemeinden ... 84

2 Bestehende Indikatoren mit gekürzten Fragebogenskalen ... 86

2.1 Indikator Nr. 23 Ortsbindung ... 86

2.2 Indikator Nr. 24 wahrgenommene Schönheit der Landschaft ... 87

2.3 Indikator 25 Besonderheit der Landschaft (Eigenart und Vergangenheitsbezug)... 88

2.3.1 Eigenart ... 88

2.3.2 Vergangenheitsbezug ... 88

2.4 Indikator 27 Wahrgenommene Landschaftsstruktur ... 89

2.4.1 Komplexität ... 89

2.4.2 Kohärenz ... 89

2.4.3 Entdeckungspotential (Mysteriosität) ... 89

2.4.4 Lesbarkeit ... 90

2.5 Indikator 29 Faszination ... 90

2.6 Indikator 30 Authentizität ... 90

2.7 Schlussfolgerung zu gekürzten Indikatorenskalen ... 90

2.8 Analyse der Landschaftswahrnehmung ... 91

2.8.1 Analyse der Indikatoren zur gedeuteten Landschaft ... 91

3 Resultate zu neu befragten Landschaftsthemen ... 91

3.1 Integrale Beurteilung der Landschaft in der Wohngemeinde ... 92

3.2 Wahrgenommene Qualität der Agrarlandschaft... 94

3.3 Einordnung der Wohngemeinde ... 95

3.4 Wahrgenommene charakteristische Landschaftselemente ... 96

3.4.1 Auswertung offene Frage zu weiteren typischen Landschaftselementen in der Gemeinde . 98 3.5 Wahrgenommene Nachtdunkelheit ... 98

3.6 Wahrgenommene Störungen ... 101

3.6.1 Strassenlärm ... 101

3.6.2 Bahnlärm ... 101

3.6.3 Fluglärm ... 101

(15)

3.6.5 Geräusche anderer Personen im Aussenraum ... 102

3.6.6 Aufgehellter Nachthimmel ... 103

3.6.7 Abfall ... 103

3.7 Erholung und Landschaft ... 104

3.7.1 Wirkung der Nutzung der Landschaften zur Erholung ... 104

3.7.2 Anzahl Tage im Jahr zur Nutzung der Freizeit mit einem Aufenthalt im Freien ... 104

3.7.3 Zugänglichkeit von Landschaften zur Erholung ... 107

3.7.4 Dauer und Häufigkeit der Nutzung verschiedener Erholungsräume ... 108

3.7.5 Erholungsnutzung ausserhalb der Wohngemeinde ... 113

3.8 Wahrgenommene Landschaftsveränderung... 114

3.8.1 Siedlungsentwicklung und Verkehrsinfrastruktur ... 114

3.8.2 Landwirtschaftsflächen ... 116

3.8.3 Energieanlagen ... 117

3.8.4 Fliessgewässer (Verbauung/Renaturierung) ... 118

3.8.5 Zugänglichkeit der Erholungsräume ... 120

3.8.6 Veränderung des Nachthimmels... 120

3.8.7 Generelle Tendenzen der Landschaftsveränderung ... 121

3.8.8 Weitere festgestellte Landschaftsveränderungen ... 122

3.9 Bedeutungen von Landschaft und kulturelle Landschaftswerte ... 123

3.9.1 Unterschiede in Bedeutungen von Landschaft zwischen städtischen, periurbanen und ländlichen Gemeinden ... 127

4 Vergleich postalische und Online-Panel-Befragung ... 127

4.1 Sozio-demographischer Vergleich der befragten Personen ... 127

4.2 Vergleich der Indikatoren zwischen Online-Panel und postalischer Befragung ... 131

4.3 Bereitschaft zur Verfassung von Freitext bei offenen Fragen ... 132

4.4 Schlussfolgerungen Vergleich Online-Panel und postalische Befragung ... 133

5 Integriertes Mehrebenen-Strukturgleichungsmodell zur Erklärung der durch die Bevölkerung beurteilten Landschaftsqualität anhand sozialer und physischer Variablen ... 133

5.1 Schlussfolgerungen und Empfehlungen für LABES ... 135

6 Finale Anpassungen des Fragebogens für die Hauptbefragung 2020 ... 136

6.1 Teil A. Angaben zur Wohnsitution ... 136

6.2 Teil B. Beurteilung der Landschaft in Ihrer Wohngemeinde ... 136

(16)

6.6 Teil F. Störungen ... 141

6.7 Teil G. Veränderung der Landschaft in Ihrer Wohngemeinde ... 141

Teil 5 Pilotstudie zur Verwendung sozialer Medien zur Erfassung der Landschaftsbewertung ... 143

Executive summary Teil 5 ... 144

1 Soziale Medien und ihre Eigenschaften ... 144

2 Allgemeiner Analyserahmen für Social Media und Landschaft ... 147

3 Fallstudien ... 148

3.1 Landschaftswahrnehmung in der Schweiz ... 148

3.2 Wahrnehmung von Landschaftsobjekten, die empfindlich auf Veränderungen reagieren ... 151

4 Empfehlungen für den Einsatz von Social Media in LABES ... 156

Literatur ... 157

Anhang A Übersicht Indikatoren ... 162

Anhang B In der Pilotstudie befragte Gemeinden ... 168

Anhang C Modulstruktur der Methodenweiterentwicklung aus der Offerte an den Auftraggeber (BAFU) ... 169

Anhang D Fragebogen auf Deutsch, Französisch und Italienisch für die Hauptbefragung 2020 ... 179

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Teil 1

Konzeptioneller und

theoretischer Rahmen für das Programm Landschafts- beobachtung Schweiz LABES

Flurina Wartmann, Felix Kienast, Marcel Hunziker

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Die Landschaft hat zentrale Bedeutung für die Lebens- und Wohnqualität der Bevölkerung, für die Wirt- schaft und den Tourismus. Durch die Attraktivität von Erholungsräumen hat sie Einfluss auf die Gesund- heit und das Wohlbefinden der Bevölkerung und sie ist wichtiger Standortfaktor für den nationalen und internationalen Tourismus und die Schweizer Volkswirtschaft.

Landschaften verändern sich fortwährend: ihre Bestandteile wie Wälder, Gletscher und Flüsse und ihre Nutzung und Bewertung durch den Menschen. Der Klimawandel, die Energiewende und der Umbruch sozialer Strukturen haben prägenden Einfluss auf sie. Für eine gezielte Steuerung dieser Veränderungen ist es notwendig, die Entwicklung der Landschaft zu beobachten. Dieses Ziel verfolgt das Bundesamt für Umwelt (BAFU) mit dem Programm «Landschaftsbeobachtung Schweiz» (LABES), welches in periodi- schen Abständen den Zustand der Schweizer Landschaft erfasst.

1 Landschaftsverständnis

Im Folgenden wird die Grundlage des Verständnisses von Landschaft in einem engen und einem erwei- terten Sinn erklärt und die Definition von Landschaft im nationalen Kontext sowie in der Europäischen Landschaftskonvention erläutert.

1.1 Enger und weiter Landschaftsbegriff

In der Wissenschaft existiert eine Fülle verschiedener Definitionen des Begriffs «Landschaft» (Sauer, 1925; Turner und Gardner, 2001; Brady, 2003; Johnson und Hunn, 2010; Swanwick, 2012). Auch das gesellschaftliche Verständnis von Landschaft hat eine lange Entwicklungsgeschichte mit zahlreichen Be- deutungszuweisungen hinter sich (Cosgrove, 1984; Hokema, 2009, 2012; Kühne, 2017). Die Frage, wie weit der Landschaftsbegriff gefasst werden soll, gab Anlass zu jahrelangen wissenschaftlichen Diskussi- onen. Ein enges Verständnis von Landschaft beinhaltet Naturlandschaften und Kulturlandschaften, wo- bei die Auffassung einer Kulturlandschaft sich oftmals auf eine idealisierte, vorindustrielle, bäuerliche Kulturlandschaft bezieht (Hokema, 2009). Im erweiterten Sinn wird Landschaft als «jede anthropogen veränderte Landschaft unabhängig von qualitativen Aspekten und normativen Festlegungen unter Ein- bezug aller historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Ergebnisse anthropogener Landschaftsverän- derungen (Apolinarski et al., 2004, p. 9)» verstanden.

1.2 Nationaler Kontext und die Europäische Landschaftskonvention

In der Schweiz verfügen wir unter anderem durch das Landschaftskonzept Schweiz (LKS 1998 und 2020) über ein Verständnis von Landschaft in der Schweizer Landschafts-und Umweltpolitik und Verwaltungs- praxis, welches dem erweiterten Landschaftsbegriff entspricht und auch Stadt- und Siedlungslandschaf- ten miteinschliesst. Gemäss dieser Definition setzt sich also Landschaft aus physischen, biologischen und von Menschen geprägten Elementen zusammen, wie beispielsweise Berge, Seen, Wälder, Weiden, Äcker, Strassen, Dörfer und Städte, welche in ihrer Wechselwirkung von Menschen wahrgenommen, gedeutet und erlebt werden. Gleichzeitig formen Menschen durch ihre Handlungen und Nutzung die Landschaft und fühlen sich mit ihr verbunden, weshalb Landschaft auch als «Beziehung zwischen Men- schen und Orten» verstanden werden kann (Swanwick, 2012). Das LABES-Programm geht von der Ver- wendung des Landschaftsbegriffs im nationalen Kontext aus. Es basiert auf dem Landschaftskonzept Schweiz (LKS 1998 und 2020) und richtet sich nach dem erweiterten Landschaftsbegriff. Dieses Ver- ständnis von Landschaft im Schweizer Kontext deckt sich mit dem Landschaftsverständnis in der Euro- päischen Landschaftskonvention (ELK). Es ist dieser Konvention zu verdanken, dass wir in Europa über eine allgemein akzeptierte Definition von Landschaft verfügen:

[…] ein Gebiet, wie es vom Menschen wahrgenommen wird, dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung und Wechselwirkung von natürlichen und/oder menschli- chen Faktoren ist.

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(Council of Europe, 2000, ELC, Art. 1a)

Zudem besagt die Konvention in Art. 6C (Council of Europe, 2000):

1. Zur Verbesserung der Kenntnis ihrer Landschaften verpflichtet sich jede Vertragspartei, unter aktiver Beteiligung der in Artikel 5 Buchstabe c ge- nannten Betroffenen:

a. i. die eigenen Landschaften in ihrem gesamten Hoheitsgebiet zu erfassen,

ii. die Merkmale und die sie verändernden Kräfte und Belastun- gen zu analysieren,

iii. Veränderungen zu beobachten;

b. die erfassten Landschaften unter Berücksichtigung der besonde- ren Werte, die ihnen von den direkt Betroffenen und der be- troffenen Bevölkerung beigemessen werden, zu bewerten.

Die Schweiz hat die Europäische Landschaftskonvention (ELK) im Jahr 2012 ratifiziert, worauf sie 2013 in Kraft trat. Damit verbunden ist die Durchführung des LABES-Programms auch als Erfüllung der ver- traglichen Verpflichtung gegenüber der Europäischen Landschaftskonvention zu verstehen.

Abbildung 1 «Landschaft entsteht im Schnittbereich zwischen physischen Objekten, Individuum und Gesell- schaft» (Kühne, 2017),

(Bild: F. Wartmann).

1.3 Von der physischen Landschaft zur gesellschaftlich gedeuteten Land- schaft – das 4-Ebenen-Modell

Wie die Definition der Europäischen Landschaftskonvention hervorhebt, erschliesst sich Landschaft den Menschen durch Wahrnehmung, wodurch die physischen Bestandteile der Landschaft eine kulturell ge-

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Landschaft spielen, wie etwa Geräusche und Gerüche (De Coensel und Botteldooren, 2006; Joo et al., 2011; Quercia et al., 2015; O’Meara und Majid, 2016; Pérez-Martínez et al., 2018).

Die physische Landschaft stellt die Grundlage für unsere Wahrnehmung dar. Über das Individuum und dessen Wahrnehmung entsteht die soziale Konstruktion von Landschaft. Personen nehmen Landschaft wahr und deuten diese aufgrund individueller Erfahrungen und Erlebnisse wie auch gesellschaftlicher Konventionen und Normen. Auch die Medien haben Einfluss darauf, wie die Öffentlichkeit Landschaft wahrnimmt. Damit kann sich die Bedeutung, aber auch die Nutzung von Landschaften verändern, etwa wenn entlegene Gebiete aufgrund medialer Berichterstattung ins Zentrum des Interesses gerückt wer- den. Ein Beispiel ist die stark gestiegene Popularität des Verzasca-Tals für ausländische Besuchende, nachdem diese Region von einem Blogger auf YouTube als «Malediven der Schweiz» angepriesen wor- den war (SRF, 2017).

Individuen haben mit ihrem Verhalten, zum Beispiel mit einem Besuch im Verzascatal und ihrer Nutzung der touristischen Infrastruktur, Einfluss auf die physischen Grundlagen von Landschaften. Landschafts- wandel und eine veränderte Landschaftswahrnehmung und Bewertung können durch Verhaltensände- rungen also ihrerseits zu Rückwirkungen auf die physische Landschaft führen.

Um die unterschiedlichen Aspekte von Landschaft gezielt untersuchen zu können, kann eine Aufgliede- rung in verschiedene Ebenen sinnvoll sein (hier erweitert nach Kühne 2017):

1) Die pphhyyssiisscchhee LLaannddsscchhaafftt ((bbeeiinnhhaalltteett ggeennuuttzzttee LLaannddsscchhaafftt)) besteht, unabhängig von unserer Be- trachtung aus belebten und unbelebten Objekten, welche entweder stärker oder weniger stark von menschlichen Einflüssen geprägt sind. Wobei hier anzumerken ist, dass der Übergang zwi- schen Landschaften, welche stark von menschlichen Einflüssen geprägt sind (genutzte Land- schaft), zu solchen, welche eher von natürlichen Einflüssen dominiert sind (physische Land- schaft), fliessend verläuft. Die physische Landschaft lässt sich in Bezug setzen zum Konzept Bo- denbedeckung (land cover), die genutzte Landschaft zum Konzept Landnutzung (land use). Die physische und die genutzte Landschaft lassen sich dem space-Aspekt (Raum) zuordnen.

2) Die physische Landschaft erschliesst sich den Menschen durch Wahrnehmung. Dadurch ent- steht die betrachterabhängige, wwaahhrrggeennoommmmeennee LLaannddsscchhaafftt, über die wir mit anderen Men- schen kommunizieren können. Welche Objekte identifiziert, wie Objekte voneinander abge- grenzt und als Begriffe verwendet werden, ist durch Kultur, Sprache, gesellschaftliche Normen und Konventionen beeinflusst (Smith und Mark, 2003; Burenhult, 2008; Johnson und Hunn, 2010; Holton, 2011). Beispielsweise benennen wir im deutschsprachigen Raum in der Land- schaft Objekte wie Wälder, Berge, Wiesen, Seen, Städte, Brücken, Strassen, Seilbahnen, Men- schen, Kühe, Steinböcke oder Schwäne identifizieren und mit Begriffen (Wartmann et al., 2015).

Die wahrgenommene Landschaft steht am Übergang zwischen space und place, als wahrge- nommener und gedeuteter Raum. Über die reine Benennung von Landschaftsobjekten hinaus verwendet Kühne (Kühne, 2017) den Begriff «angeeignete physische Landschaft» für die Aus- wahl an Objekten des physischen Raums, die aufgrund gesellschaftlicher Deutungen und Defi- nitionen als Teile der Landschaft und zusammen als Landschaft verstanden werden. Ob bei- spielsweise Autobahnen und Städte als Teile der Landschaft angesehen werden, hängt davon ab, welchen Konventionen der Vorrang erteilt wird. Lange wurden beispielsweise Städte und Siedlungen nicht als Teile der Landschaft gesehen, sondern Stadt und Land als Dualismus be- trachtet, was einem «engen Landschaftsverständnis» entspricht, wie Kühne (2017) betont. Ob- wohl sich diese Auffassung nach wie vor weitgehend erhalten hat, richtet sich das Verständnis von Landschaft heute im Schweizer Kontext durch das Natur-und Heimatschutzgesetz in der Praxis, in der wissenschaftlichen Debatte und der rechtlichen Verankerung nach dem «erwei- terten Landschaftsbegriff», der die Siedlungen explizit miteinbezieht.

3) Die ggeeddeeuutteettee LLaannddsscchhaafftt lässt sich konzeptionell aufteilen in eine individuell gedeutete Land- schaft und eine gesellschaftlich gedeutete Landschaft. Die iinnddiivviidduueellll ggeeddeeuutteettee LLaannddsscchhaafftt ist die Konstruktion einer Landschaft durch eine Person, welche wiederum eingebettet ist in einen

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Landschaft»). In diesem gesellschaftlichen Kontext bringt ein Individuum die wahrgenommene Landschaft in Verbindung mit dem eigenen Wissen, den eigenen Erfahrungen, Einstellungen und Typisierungen. So bedeutet ein See für eine Ruderin etwas anderes als für eine Fischerin, und gleichzeitig werden sie vermutlich ein gesellschaftliches Verständnis von Seen als schöne und erholsame Landschaftselemente teilen; dies ist die ggeesseellllsscchhaaffttlliicchh ggeeddeeuutteettee LLaannddsscchhaafftt (analog dazu in Kühne (2017) die «gesellschaftliche Landschaft»). Fragen, welche diese betref- fen sind beispielsweise: Was versteht die Gesellschaft oder bestimmte Gruppen in der Gesell- schaft unter Landschaft? Welche Einstellungen gibt es in der Gesellschaft gegenüber bestimm- ten Landschaften und welche Faktoren beeinflussen diese Einstellungen? Als Beispiel hierfür wären die übergeordneten (teil-) gesellschaftlichen Bedeutungen der Alpenlandschaft (Hunziker et al., 2008) zu nennen.

2 Theorien und Konzepte im Bezug zu Landschaft

Für die Landschaftsbeobachtung Schweiz sind verschiedene Theorien relevant. Dieser theoretische Hin- tergrund wird in den folgenden Abschnitten erläutert. Zunächst wird die Europäische Landschaftskon- vention erkenntnistheoretisch eingeordnet. Dann folgt ein Überblick zu Theorien über Landschaftsprä- ferenzen, sowie Landschaft und Identität.

2.1 Erkenntnistheoretische Einordnung des Landschaftsverständnisses der Europäischen Landschaftskonvention (ELK)

Durch die Integration des physischen Raums und der kulturellen Wahrnehmung bezieht sich die Defini- tion der Europäischen Landschaftskonvention, wie bereits erwähnt, auf die Konzepte «space» und

«place». Diese zwei Komponenten werden als zentral in der Beziehung zwischen Menschen und Land- schaften erachtet (Tuan, 1977; Hirsch und O’Hanlon, 1995; Low, 2009; Massey, 2013). Die Komponente

«space» (abstrakter, physischer Raum) bezieht sich auf die natürlichen und vom Menschen verursach- ten Landschaftselemente. Erkenntnistheoretisch lässt sich die Komponente von «space» am ehesten mit dem Positivismus verbinden, bei dem Landschaft als betrachtungsunabhängiger, materiell fassbarer und messbarer physischer Gegenstand untersucht wird (Kühne, 2017). Eine solche Sichtweise auf die Landschaft ist beispielsweise vorherrschend in den Naturwissenschaften, z.B. in der Geomorphologie, Glaziologe, Biogeographie oder Ökologie. Die Komponente «place» (wahrgenommener, angeeigneter Raum, Ortsverbundenheit, Identität) umfasst verschiedene Bedeutungen1 und wird anhand verschiede- ner theoretischer Zugänge untersucht (Tuan, 1975, 1977; Relph, 1976; Hirsch und O’Hanlon, 1995;

Basso, 1996; Cresswell, 2006, 2014). Eine Konzeptualisierung von «place» ist das tripartite Konzept von Agnew (Agnew, 1987) mit den Aspekten der Lokalität («location»), also wo ein Objekt sich im Raum befindet, dem Schauplatz oder der Örtlichkeit von sozialem Handeln («locale») und der Identifikation mit einem Ort und dem Gefühl der Ortsverbundenheit («sense of place»). Das Konzept «place» ist je nach Verständnis über (gemässigte) sozialkonstruktivistische Zugänge zu erschliessen und wird in der empirischen Sozialforschung erfasst. Eine (gemässigte) sozialkonstruktivistische Perspektive negiert die Existenz physischer Gegenstände nicht, befasst sich jedoch nicht mit deren Bedeutung für die Gesell- schaft. Sie berücksichtigt vielmehr deren Entstehung und die Art, wie sie kommuniziert werden (Kühne, 2017). Ein sozialkonstruktivistisches Verständnis von Landschaft im Sinne von «place» findet sich bei- spielsweise in der kulturgeographischen Literatur bei Cosgrove: «Landscape is not merely the world we see, it is a construction, a composition of that world. Landscape is a way of seeing the world (1998, p.

13).» In einer sozialkonstruktivistischen Perspektive wird Landschaft nicht als ein Objekt oder eindeutig messbarer Teil der physischen und materiellen Welt verstanden, sondern als ein sozial und kulturell

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2.1.1 Landschaft und Sprache

Ein sozialkonstruktivistischer Zugang zu Landschaft beinhaltet ein verstärktes Interesse für Sprache (Burr, 2003). Durch den Fokus auf Landschaftsbegriffe und Sprache wird dem Umstand Rechnung ge- tragen, dass Wahrnehmung und Sprache zusammenhängen, und Begrifflichkeiten unsere Bewertung von Landschaft beeinflussen können (Wartmann und Purves, 2017a; Caviola et al., 2018). Sprache ist dabei kein blosses Instrument zur Abbildung von Wirklichkeit, sondern wirkt performativ, denn sie «pro- duziert Wirklichkeiten» (Kühne, 2017), bzw. konstruiert diese.

Unterschiedliche Begrifflichkeiten für Landschaftsobjekte und -prozesse sind nicht allein eine Kuriosität, sondern können Auswirkungen darauf haben, wie verschiedene Akteure mit Landschaft umgehen und sie nutzen (Robbins, 2003; Johnson, 2010; Wartmann und Purves, 2017b; Caviola et al., 2018). Selbst wenn der gleiche Begriff verwendet wird, können doch sehr unterschiedliche Assoziationen und Defini- tionen damit verbunden sein, wie das Beispiel Wildnis zeigt (Bauer, 2005). Begriffe für bestimmte Orte oder Landschaftselemente sind mit kultureller Bedeutung aufgeladen und ein verstärktes Augenmerk auf Sprache ermöglicht es, solche kulturellen Betrachtungsweisen zu erforschen (Basso, 1996).

2.2 Theorien zu Landschaftspräferenzen

Das Forschungsfeld der Landschaftspräferenzen befasst sich mit Konzepten und Theorien ästhetischer Landschaftsaneignung. Die Frage nach dem, was Landschaftspräferenz ausmacht, können wir in einer gemässigten, sozialkonstruktivistischen Betrachtungsweise beispielsweise anhand folgender Fragestel- lungen untersuchen: Welche Landschaften werden als schön wahrgenommen / konstruiert? Worin un- terscheiden sich physische Landschaften, die als hässlich oder als schön bewertet werden? Welche kul- turellen Werte und sozialen Normen, bzw. kulturspezifischen, gesellschaftlichen und individuellen Be- deutungszuweisungen führen zu positiver oder negativer Beurteilung von Landschaften?

Die wissenschaftliche Befassung mit Landschaftsbeurteilung hat mittlerweile eine grosse Zahl an Stu- dien aus unterschiedlichen wissenschaftstheoretischen Perspektiven und mit unterschiedlichen Metho- den hervorgebracht. Bourassa (1991) publizierte eine Klassifikation landschaftsbezogener Theorien, die er in drei Gebiete einteilt: Theorien biologischer Gesetze (Phylogenese), kultureller Geschichte (Sozio- genese) und individueller Strategien (Ontogenese).

2.2.1 Theorien biologischer Gesetze

Theorien biologischer Gesetze gehen von einer weitgehend biologischen Determiniertheit der Men- schen in Bezug auf ihre Landschaftspräferenzen aus. Sie beziehen sich zumeist auf das «Habitat» von Menschen und werden deshalb auch Habitattheorien genannt. Infolge evolutionärer Prozesse zeige der Mensch universell (ohne kulturelle oder soziale Prägung) eine Präferenz für bestimmte, «angeeignete physische Landschaften», während er andere Landschaften ablehne. Das Präferieren bestimmter Land- schaften sei eine Folge der Umweltbedingungen in vorgeschichtlicher Zeit, die den Menschen das Über- leben erleichtert hätten. Phylogenetische Theorien sind letztlich darauf ausgerichtet, «Gesetzmässig- keiten zwischen objekthaften Konstellationen und menschlichen Präferenzen zu finden» (Kühne, 2017).

Unterschiedliche Theorienansätze fanden Eingang in die wissenschaftliche Literatur, darunter die «Pros- pect-Refuge Theorie» von Appleton (Appleton, 1975, 1984). Sie stellt ein sehr vereinfachtes Modell dar, das auf dem Prinzip von «sehen-und-nicht-gesehen-werden» basiert. Die «Savannen Theorie» von Ori- ans (1986) geht von der Savanne als Habitattyp der sich entwickelnden Menschheit aus. Neben dem Bedürfnis nach Schutz und Überblick, welches auch in der «Prospect-Refuge Theorie» zu finden ist, wa- ren gemäss Orians für das Überleben der frühen Menschen Ressourcen wie Wasser, Nahrung, Materia- lien, Lagerplätze und Fluchtmöglichkeiten wichtig. Menschen, welche solche Ressourcen in der Umwelt erkennen konnten, hätten grössere Überlebenschancen gehabt, was wiederum zu einer genetischen Selektion für eine solche Landschaftspräferenz geführt habe. In diesem Sinne sind gemäss der «Savan- nen Theorie» offene Landschaften mit Grasflächen, Gehölzen und Wasserflächen vom Menschen aus evolutionsbiologischer Sicht zu präferieren. Allerdings zeigen neueste Untersuchungen in interkulturel- len experimentellen Anordnungen, dass die Präferenz für eine solche Landschaft vor allem eine kultu-

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Gruppen, welche im Tropenwald leben, eine Präferenz für stark bewaldete Gebiete zeigten. Diese Re- sultate sprechen daher eher für stärker kulturell dominierte Landschaftspräferenzen, welche eine allen- falls vorhandene, biologische Präferenz überprägen.

Auch die «Information-Processing Theorie» basiert auf Überlegungen zu den Menschen in vorgeschicht- licher Zeit und geht davon aus, dass von ihnen Landschaften präferiert werden, welche die Beschaffung von Information erleichtern und das Bedürfnis nach Verständnis befriedigen (Kaplan und Kaplan, 1989).

Vier Kriterien werden unterschieden: Komplexität (als Vielzahl von unterschiedlichen Objekten und de- ren Zusammenhängen), Mysteriosität (wie versteckt die Informationen in einer Landschaft sind und das Potential bieten, erkundet zu werden), Kohärenz (einfache Strukturen und Zusammenhänge) und Les- barkeit (Möglichkeit, sich in der Landschaft zu orientieren). Physischen Strukturen mit sehr hoher (z.B.

urbane Räume) oder sehr niedriger Komplexität (z.B. grosse, flache und homogene Flächen als Mono- kultur in der Landwirtschaft) wird weniger Präferenz entgegengebracht (Kaplan und Kaplan, 1989). Al- lerdings sind diese Kriterien in der Praxis miteinander verbunden, denn eine komplexe Landschaft ist weniger lesbar und hat dafür das Potential, Neues darin zu entdecken (Mysteriosität). Weitere empiri- sche Untersuchungen zeigten, dass die Möglichkeit, Neues in der Landschaft zu entdecken, wie auch die Lesbarkeit, grundsätzlich positiv bewertet werden (Hunziker, 2012). Die Kriterien der «Information Processing Theorie» sind dabei nicht als unmittelbar wahrgenommene Kriterien im Gibson’schen Sinne der «affordances» zu verstehen (Gibson, 1979), sondern als bereits interpretierte Wahrnehmung.

2.2.2 Theorien kultureller Prägung

Während biologische Theorien davon ausgehen, dass landschaftliche Präferenzen biologisch codiert sind und genetisch weitergegeben werden, gehen Theorien kultureller Geschichte davon aus, dass land- schaftliche Präferenzen gesellschaftlich definiert und sozial tradiert werden. Was wir in einer Landschaft als ästhetisch erachten, ist somit nicht in die physischen Objekte eingeschrieben, sondern beruht da- rauf, wie wir diese aufgrund unserer individuellen und gesellschaftlichen Prägungen, Werte und Bedürf- nisse beurteilen und mit einer symbolischen Bedeutung versehen (Kühne, 2017). Ein Berg ist somit nicht inhärent schön, erhaben oder furchteinflössend, sondern es wird eine topographische Erhebung aus Gesteinsmassen wahrgenommen und als Berg bezeichnet, wodurch die physische Landschaft zur wahr- genommenen Landschaft wird, welche das Individuum in einem gesellschaftlichen Kontext interpretiert, womit individuelle und gesellschaftliche Bedeutungen verbunden sind. Die symbolische Aufladung phy- sischer Objekte macht diese zu einer Projektionsfläche für persönliche und gesellschaftliche Bedeutun- gen (Kühne, 2017). Landschaftsschutz und -planung wird dadurch auch interpretierbar als Instrument der Stabilisierung und Sicherung von gesellschaftlicher Identität (Hunziker, 2012).

2.2.3 Theorien individueller Strategien

Im Gegensatz zu den biologischen und sozialen Theorien zu Landschaftsbeurteilung sind Theorien zu individueller Landschaftsbeurteilung weniger stark ausgebildet. In empirischen Studien zeigt sich zwar oft, dass die Varianz der Landschaftsbeurteilung aufgrund sozio-demographischer Kriterien nur wenig erklärt werden kann und daher die individuellen Einflüsse relativ gross sind. Allerdings sind diese Ein- flüsse innerhalb der Versuchsanordnung oft nicht wirklich kontrollierbar und werden deshalb oft ver- nachlässigt. Empirische Studien zeigten, dass individuelle Faktoren wie beispielsweise die Präferenz von Outdoor-Sportarten oder die individuellen Einstellungen und Erwartungen von Erholungssuchenden ei- nen Einfluss auf die Landschaftswahrnehmung haben können (Kianicka et al., 2006; Jacobsen und Tømmervik, 2016; Komossa et al., 2018). Auf die Verbindung zwischen Individuum und Landschaft (im Sinne von «place») geht der folgende Abschnitt ein.

2.3 Theorien zu Landschaft und Identität

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am ehesten mit «Ortsverbundenheit» umschrieben werden kann, wird als übergeordnetes Konzept an- gesehen, mit dem sich diese Mensch-Ortsverbindungen konzeptualisieren lassen. «sense of place» hat sich in den vergangenen Jahren, ausgehend von der Verwendung in einem engeren Feld der Tourismus- und Erholungsforschung, in weitere Forschungsfelder verbreitet. Je nach Forschungsfeld unterscheiden sich die verwendeten Zugänge. Jorgensen und Stedman beispielsweise sehen «sense of place» als ein übergeordnetes «Metakonzept», welches die untergeordneten Konzepte «place identity», «place de- pendence» und «place attachment» beinhaltet (Jorgensen und Stedman, 2001).

«Place attachment» beschreibt die emotionale Bindung zwischen Personen oder Gruppen von Personen und einem Ort oder einer Landschaft (Altman und Low, 1992; Jorgensen und Stedman, 2001). Altman und Low (1992) konzeptionalisieren «place attachment» anhand von drei Komponenten: emotional (Af- fekte, Gefühle, Emotionen), kognitive Elemente (Gedanken, Wissen, Vorstellungen und Überzeugun- gen) und Praktiken (Handlungen und Verhalten). Dabei beschreiben sie «place attachment» als einen psychischen Prozess, der der Entwicklung der Verbindung zwischen einem Kleinkind und seinen Eltern ähnelt.

Als «place dependence» wird der Grad beschrieben, in dem eine Landschaft Bedürfnisse abdeckt, falls Alternativen gegeben sind (Stokols und Shumaker, 1981; Jorgensen und Stedman, 2001). Menschen können beispielsweise von einer Landschaft abhängen, weil sie es ihnen durch gewisse Landschaftsele- mente erlaubt, ihre Freizeitaktivitäten auszuüben (Moore und Graefe, 1994; Jorgensen und Stedman, 2001). «Place dependence» kann auch als funktionale Abhängigkeit dargestellt werden; sie widerspie- gelt die Übereinstimmung der physischen Charakteristika von Landschaften mit menschlichen Bedürf- nissen (z.B. Wälder zum Pilze sammeln, Flüsse zum Kayaken, Wanderwege in den Bergen). Diese funk- tionale Abhängigkeit kann sich vergrössern, je geringer die Distanz zu einer bestimmten Landschaft oder einem Ort ist. Auch von Orten mit suboptimalen Bedingungen kann es eine starke Abhängigkeit geben, wenn sie sich in der Nähe befinden und dadurch öfter aufgesucht werden können als Orte mit besseren Bedingungen, die allerdings relativ weit weg sind.

«Place identity» schliesslich stellt die Aspekte der eigenen Identität dar, welche sich auf die Landschaft beziehen oder von dieser gespiegelt werden (Proshansky, 1978). Eine weitere Konzeptualisierung von

«place identity» basiert auf Breakwells «Identity Process Theory» (Breakwell, 1986), welche von Twig- ger-Ross und Uzzell (1996) weiterentwickelt wurde zu einem dualen Konzept: «Place-referent continu- ity» stellt den Prozess dar, durch welchen Menschen die Kontinuität ihrer Identität aufrecht erhalten anhand ihrer Verbindung zu spezifischen Orte, welche eine emotionale Bedeutung für sie haben. Mit dem Begriff der «Place-congruent continuity» sind die generischen und transferierbaren Charakteristika von Orten oder Landschaften verbunden, welche helfen, eine Kontinuität herzustellen (Twigger-Ross und Uzzell, 1996). In der Literatur wird oft davon ausgegangen, dass die Ausbildung von «sense of place»

im Laufe der Zeit geschieht, und sich daher mit zunehmender Wohndauer verstärkt (Lewicka, 2011).

Dagegen argumentieren Raymond et al. (2017), dass bisher in der Forschung einer besonderen, unmit- telbaren Komponente von «sense of place» zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Dieser unmittelbare

«sense of place» stelle sich augenblicklich, im Sinne einer unmittelbar wahrgenommenen Affordanz (sensu Gibson, 1977) ein und lasse uns direkt ein Gefühl für einen Ort entwickeln, auch wenn wir diesen noch nicht über längere Zeiträume kennen (Raymond et al., 2017). Doreen Massey leistete einen wich- tigen Beitrag zur Debatte und stellte das Verständnis von «sense of place» als die Verbindung einer lokalen, homogenen Gemeinschaft mit einer Örtlichkeit in Frage, da ein solches, aus Masseys Sicht re- aktionäres, Verständnis Vorschub leiste für Abgrenzung und Abschottung (Massey, 1994). Stattdessen fordert Massey eine relationale Interpretation von «sense of place» als «a global sense of place», und die Berücksichtigung dessen, dass jeder Ort gleichzeitig mehrere «senses of place» für verschiedene Personen und Gruppen aufweist. Diese Sichtweise erläutert Massey unter anderem am Beispiel der Kil- burn High Road in London. Sie lässt sich aber auch auf andere Situationen und Lokalitäten übertragen (Gielis, 2009; Baldwin, 2012).

2.4 Theorien zu Landschaft und Erholung

Die «Attention restoration theory» (Kaplan und Kaplan, 1989) besagt, dass natürliche Umgebungen Er-

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durch vier Faktoren: Weite/Ausdehnung («extent»), Kompatibilität, ein Gefühl des Wegseins und Faszi- nation. Ein Gefühl der Weite entsteht durch das Eintauchen in eine kohärente Umgebung (dieser Faktor wiederspiegelt das Konzept der Kohärenz aus der «information processing theory» von Kaplan und Ka- plan). Kompatibilität beschreibt die Übereinstimmung zwischen einer Landschaft und den Interessen und Zielen einer Person, oder ob eine Landschaft das geplante Verhalten einer Person unterstützt. Das Gefühl des Wegseins beschreibt die gefühlte Distanz vom Alltag. Faszination entsteht, wenn Objekte und Prozesse in der Landschaft unsere ungerichtete Aufmerksamkeit («involuntary attention») auf sich ziehen, beispielsweise ein rauschender Bach, vorbeiziehende Wolken oder sich bewegende Blätter (Berman et al., 2008). Im Gegensatz dazu verlangen städtische Umgebungen stets unsere volle Konzent- ration und Aufmerksamkeit («directed attention»), indem wir unnötige Stimuli, die für eine gewisse Auf- gabe nicht relevant sind, ausblenden müssen. Wenn wir beispielsweise eine Strasse überqueren, erfor- dert dies unsere gerichtete Aufmerksamkeit auf den Verkehr und lässt keine Ablenkung zu, beispiels- weise die Betrachtung der Architektur eines gegenüberliegenden Gebäudes (Berman et al., 2008). Na- türliche Umgebungen gestatten eine Erholung von dieser Anstrengung («attentional capacity»), was Ka- plan und Kaplan als «soft fascination» bezeichnen, eine Kombination aus ungerichteter Aufmerksamkeit und ästhetischer Wahrnehmung (Kaplan und Kaplan, 1989).

2.5 Theorien zur Wahrnehmung von Landschaftsveränderung

Die Erforschung der Landschaftsveränderung ist für die physische Landschaft sehr weit fortgeschritten in Forschungsgebieten wie beispielsweise der «Land Change Science», die sich mit der Messung von Veränderungen in der Landnutzung (land use) und Bodenbedeckung (land cover) beschäftigen (Meyer und BL Turner, 1994; Schulp et al., 2019). Die Untersuchung der Wahrnehmung von Landschaftsverän- derungen durch die Bevölkerung ist weit weniger entwickelt. Hervorzuheben sind dabei die Arbeiten von Felber (Felber Rufer, 2006; Hunziker et al., 2008), welche wahrgenommene Landschaftsverände- rungen in der Schweiz untersuchten. Dabei stand die Beziehung von emotionaler Ortsbezogenheit («sense of place») und Landschaftsveränderung im Vordergrund. Als theoretischen Bezug verwendete Felber dabei umweltpsychologische Ansätze von Hay (Hay, 1998), welche besagen, dass sich die emoti- onale Ortsbezogenheit einerseits auf die Verwurzelung in einem Ort bezieht und andererseits auf die Intensität der sozialen Interaktion. Beispielsweise führen intensivere nachbarschaftliche Beziehung und Hausbesitz zu einer verstärkten emotionalen Ortsbezogenheit (Brown et al., 2003). Neuere Forschung argumentiert allerdings, dass zusätzlich zu dieser langsamen Entwicklung der Ortsbindung auch eine unmittelbare Ortsbindung denkbar ist, beispielsweise wenn sich Besucherinnen und Besucher das erste Mal an einem ikonischen Ort aufhalten und sofort eine emotionale Reaktion zeigen (Raymond et al., 2017). Eine weitere umweltpsychologische Theorie, welche von Relevanz ist für die Wahrnehmung von Landschaftsveränderungen, ist die «Identity Process Theory» (Twigger-Ross und Uzzell, 1996), wie be- reits in Kapitel 2.3. erwähnt. Die ortsbezogene, kontinuierliche Bindung ist dabei ein Teil der Identitäts- bildung, da frühere Handlungen und Erinnerungen mit diesen Orten verbunden sind (Twigger-Ross und Uzzell, 1996). Es wäre aber falsch, daraus zu schliessen, dass nur sich gleichbleibende Orte identitätsbil- dend wirken, denn Twigger-Ross und Uzzell betonen, dass auch der Wandel eines Ortes zur Identität beitragen kann.

Die qualitativen Untersuchungen von Felber Rufer (2006) in den Orten Gonten, Gossau, Wildhaus und Kriens ergaben eine Reihe ortsspezifischer Landschaftselemente, deren Veränderung der Bevölkerung aufgefallen war. Dazu gehören beispielsweise in Gonten eine in den 1970er Jahren erbaute Sägerei, ein neu entstandenes Einfamilienhausquartier und neue landwirtschaftliche Betriebsgebäude. Die Verän- derung des Siedlungsraums wurde durch die Befragten mehrheitlich positiv bewertet (Felber Rufer, 2006): Die Siedlungsausdehnung wurde mit hoher Wohnqualität gleichgesetzt, der Zuzug neuer Ein- wohnerinnen und Einwohner und der durch sie generierte Mittelzufluss für die Gemeinde begrüsst.

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für den Unterhalt von Kiesstrassen verantwortlich sind, und den Ausbau zu Asphaltstrassen als Fort- schritt sehen (Felber Rufer, 2006). Als Grund für die Verminderung offener Grünflächen gaben die Be- fragten die quantitative Abnahme von Landwirtschaftsflächen wegen der Siedlungsausdehnung an.

Qualitativ wurde die Veränderung extensiv genutzter Magerwiesen zu intensiv genutzten Fettwiesen erwähnt. Diese zunehmend intensive Bewirtschaftung wird von einigen Personen als störend empfun- den. Die Umnutzung offener Grünflächen zu einem Golfplatz in Gonten wurde, trotz anfänglicher Ab- lehnung, mittlerweile als positiv bewertet, da der Golfplatz «so grün» sei wie die ursprünlichen Weiden.

Dies zeigt, dass besonders qualitative Veränderungen an Grünflächen von der Bevölkerung und von Ex- pertInnen sehr unterschiedlich aufgefasst werden können. Innerhalb des Siedlungsraums wurde die Ab- nahme von Grünflächen wie Gärten, Schrebergärten und Hosteten (Hausgärten mit Obstbäumen) be- mängelt, wobei die Kompensation durch Sportanlagen (Schwimmbad, Fussballplatz) wie in Gossau als positiv beurteilt wurde. Auch hier zeigt sich die Wahrnehmung der Kompensation für die Erholungs- funktion von offenen Grünflächen durch Sportanlagen in der Bevölkerung, die sich durch die Wahrneh- mung von ExpertInnen unterscheiden wird (ökologische Funktionen von Landwirtschaftsland, welche nicht durch Sportplätze kompensiert werden).

Bei der Veränderungsgeschwindigkeit können langsame, schleichende und schnelle oder sprunghafte Veränderungen in der Landschaft unterschieden werde. Die Veränderung eines Stadtkerns spielt sich beispielsweise typischerweise eher langsam ab durch Renovationen oder Veränderungen an Einzelhäu- sern, während Neubauten von ganzen Quartieren in einer bestimmten, eingeschränkten Fläche oft als sprunghaft wahrgenommen werden. Felber Rufer erwähnt in diesem Zusammenhang einen Schwellen- wert schleichender Veränderungen in der Landschaft, ab welchem diese überhaupt wahrgenommen werden – «plötzlich» war etwas in der Landschaft aufgefallen. Die Beurteilung der Veränderungsge- schwindigkeit hängt dabei nicht mit der Beurteilung der Veränderung zusammen, denn es können so- wohl als schleichend wahrgenommene Veränderungen wie der Verlust der Blumenwiesen als auch als plötzlich wahrgenommene Veränderungen wie Neubauquartiere als negativ wahrgenommen werden.

Bei der Wahrnehmung der Geschwindigkeit von Veränderungen stellte Felber Rufer empirisch wenige Unterschiede zwischen Gemeinden und zwischen den verschiedenen Befragten fest, während sich die Beurteilung der Veränderung (positiv/negativ) stark unterschied, da hier unterschiedliche Bewertungen (ökonomisch, emotional, ästhetisch etc.) aufeinanderprallen.

3 Theoretische und konzeptionelle Einordnung von LABES

Aufbauend auf dem theoretischen und konzeptionellen Hintergrund zur Europäischen Landschaftskon- vention und relevanter wissenschaftlicher Literatur wird nun spezifisch das LABES-Programm im Folgen- den in seinem Wirkungszusammenhang erklärt, erkenntnistheoretisch eingeordnet, sowie das Land- schaftsverständnis und die wissenschaftliche Einbettung der einzelnen Indikatoren erläutert. Grundle- gende, für den LABES relevante Forschungsfragen sind: Wie ist der Zustand der Schweizer Landschaften und wie werden diese von der Bevölkerung wahrgenommen? Wie verändern sich die Landschaften in der Schweiz und wie wird diese Veränderung von der Bevölkerung wahrgenommen? Um diese For- schungsfragen zu beantworten, existieren verschiedene theoretische Zugänge, die ihrerseits wiederum anhand spezifischer methodischer Herangehensweisen umgesetzt werden.

3.1 Wirkungszusammenhang LABES

Die Staaten, welche die Europäische Landschaftskonvention unterzeichnet haben, verpflichten sich, den Zustand und die Veränderung der Landschaften in ihrem Territorium zu erfassen und Qualitätsziele für die Landschaftsentwicklung festzulegen. Diese Erfassung erfolgt in LABES in einem Wirkungszusammen- hang, welcher gemäss dem DPSIR Modell (Driving Forces – Pressures – State – Impact – Response) kon- zeptualisiert ist. Das DPSIR Modell ist international gebräuchlich und liegt auch anderen Zustandsbe- richten der Umweltbeobachtung zugrunde. Zur Erfassung im DPSIR Modell können quantitative und qualitative Indikatoren eingesetzt werden. Indikatoren sind dabei Parameter, welche sich auf die

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Charakteristiken eines Umweltphänomens beziehen und Auskunft über dieses Phänomen in seiner Ge- samtheit geben.

3.2 Erkenntnistheoretische Einbettung von LABES

LABES beinhaltet verschiedene erkenntnistheoretische Grundsätze mit dem Ziel, ein ganzheitliches Bild vom Zustand der Landschaften der Schweiz und von deren Entwicklung über längere Zeit zu geben. Die Erfassung der physischen Landschaft (z.B. durch Indikatoren wie «Waldfläche») lässt sich einem positi- vistischen Verständnis zuordnen, wobei das Bewusstsein vorhanden ist, dass bereits das Objekt «Wald»

eine Konstruktion ist, die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Definitionen unterliegt (Burenhult et al., 2017; Côte et al., 2018). Die Erfassung der Landschaftswahrnehmung in LABES ist einer gemässig- ten sozialkonstruktivistischen Perspektive zuzuordnen, welche die Wahrnehmung der Landschaft als so- ziale Konstruktion untersucht, wobei der Einfluss der physischen Landschaft auf die Wahrnehmung an- erkannt wird.

Erkenntnistheoretisch lässt sich das Verständnis von Landschaft in LABES daher am ehesten dem ge- mässigten Sozialkonstruktivismus zuschreiben, wie dies bereits zuvor für das Landschaftsverständnis der ELK möglich war. In LABES wird die Landschaft sowohl als physisches, reales Objekt verstanden, wie auch die wahrgenommene Landschaft als soziale Konstruktion. Obwohl Kühne (2017) dies als theore- tisch «unreine» Grundposition» erachtet, ermöglicht diese Position die Anschlussfähigkeit an praktische Fragestellungen (z.B. Wojtkiewicz und Heiland, 2012) und bietet so für LABES ein multiperspektivisches theoretisches Gerüst.

3.3 Landschaftsverständnis in LABES

Für die soziale Bedeutung von Landschaft sind physische Objekte von Bedeutung («space»), die vom Individuum wahrgenommen werden. Auf den Wahrnehmungsprozess folgt der Deutungsprozess der Landschaft («place»). Jedes Individuum bringt dabei sowohl persönliche Erfahrungen als auch gesell- schaftliche Interpretationen mit; dadurch entsteht die gedeutete Landschaft. Individuen und Gruppen von Personen wirken wiederum durch ihre Handlungen und ihr Verhalten prägend auf die Landschaft (genutzte Landschaft). Die Aufgliederung im LABES-Rad bietet daher Anknüpfungspunkte zu einer space-place-Betrachtungsweise von Landschaft (Hunziker et al., 2007) wie auch zu einer wissenschaft- lichen Konzeptualisierung von Landschaft gemäss Kühnes (Kühne, 2017)2 vier Dimensionen.

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Abbildung 2 Das LABES-Rad verdeutlicht die verschiedenen Ebenen von Landschaft und deren Zusammenhänge.

3.3.1 LABES-Indikatoren im revidierten konzeptionellen Landschaftsmodell

Aufgrund des revidierten, konzeptionellen Landschaftsmodells von LABES, in welchem aufbauend auf Kühne (2017) die gedeutete Landschaft neu differenziert wird nach den Aspekten individuell gedeutet / gesellschaftlich gedeutet, werden nun die Indikatoren hinsichtlich ihrer Abdeckung der verschiedenen Aspekte / Ebenen versuchsweise zugeordnet:

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Tabelle 1 Übersicht Labes-Indikatoren und Ebenen im konzeptionellen Landschaftsmodell physische Landschaft,

genutzte Landschaft 1 Waldfläche, 1a Waldrandlänge

2 Landwirtschaftsfläche, 2a Nutzungsvielfalt in der Landwirtschaftsfläche 3 Flächenverbrauch für Siedlungen

4 Längen und Flächenverbrauch der Verkehrsinfrastrukturen 5 Nutzungsintensität der landwirtschaftlichen Fläche

7 Bodenversiegelung

8 Gebäudebestand ausserhalb der Bauzonen 9 und 9a Landschaftszerschneidung

11a Länge der Fliessgewässer, 11b Flächen der stehenden Gewässer und Feuchtgebiete

14 Lichtemissionen

15 Fläche der naturüberlassenen Gebiete 16 Biodiversitätsförderflächen

17a Sömmerungsweiden, 17b Extensiv genutzte Waldflächen 31a Gewässerabschnitte frei begehbar

32 Anlagefreie Gebiete, 32b Anlagearme Gebiete für Erholung 35 Erschliessung mit Fuss-und Wanderwegen

36 Landschaftszersiedelung angeeignete physische

Landschaft 27 Wahrgenommene Landschaftsstruktur (Sub-Konzepte Komplexität, Kohärenz)

individuelle gedeutete

Landschaft 21a Wahrgenommene Landschaftsqualität im Wohnumfeld 23 Ortsbindung

24 Wahrgenommene Schönheit der Landschaft

25 Besonderheit der Landschaft (Eigenart und Vergangenheitsbezug) 27 Wahrgenommene Landschaftsstruktur (Sub-Konzepte Lesbarkeit, Mysteriosität)

30 Authentizität gesellschaftlich gedeu-

tete Landschaft 6 Landschafts-und Naturschutzgebiete des Bundes, 6a Pärke nationaler Bedeutung

33 Öffentliche Gelder für Natur-und Landschaftsschutz 34 Öffentliche Gelder mit ökologischem Leistungsauftrag

3.4 Theoretische Bezüge der LABES-Indikatoren

Die Indikatoren, welche sich im konzeptionellen Landschaftsmodell auf der Ebene der «physischen Landschaft» befinden, beziehen sich auf ein landschaftsökologisches Verständnis von Landschaft (Turner und Gardner, 2001), welches darauf basiert, dass solche Beobachtungen und Messungen auf- grund einer objektiv, d.h. von der Betrachterperson unabhängig, erfassbaren Realität erfolgen. Diese LABES-Indikatoren beschreiben hauptsächlich Veränderungen der Landnutzung und Bodenbedeckung (land cover und land use) in Raum und Zeit. Im Folgenden erläutern wir vertieft die Bezüge der Indika- toren zu wahrgenommener und gedeuteter Landschaft zu wissenschaftlichen Theorien und Konzepten, wie sie in Kapitel 2 eingeführt wurden.

3.4.1 Wahrgenommene Schönheit der Landschaft (Indikator 24)

Der Parameter «Schönheit der Landschaft» stellt ein übergeordnetes Konzept der Landschaftsästhetik dar. Landschaftsästhetik wird theoretisch durch biologisch determinierte, kulturell geprägte, und indi-

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