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Nachhaltig gärtnern - Schritt für Schritt zum eigenen Kräutergarten

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Academic year: 2022

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Fachberatung II

Nachhaltig gärtnern –

Schritt für Schritt zum eigenen Kräutergarten

Fachberatung Management

Öffentlichkeitsarbeit Recht

Umwelt

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Impressum

Schriftenreihe des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e. V., Berlin (BDG) Heft 5/2017 – 39. Jahrgang

Seminar: Fachberatung II

vom 22. bis 24. September 2017 in Castrop-Rauxel Herausgeber: Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V.,

Platanenallee 37, 14050 Berlin

Telefon (030) 30 20 71-40/-41, Telefax (030) 30 20 71-39 Präsident: Peter Paschke

Seminarleiter: Jürgen Sheldon Bundesfachberater BDG Layout&Satz: Uta Hartleb

Nachdruck und Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des

Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde (BDG)

ISSN 0936-6083

Dieses Projekt wurde finanziell vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert.

Der Förderer übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen des Förderers übereinstimmen.

Dieses Projekt wird finanziell vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Der Förderer übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen des Förderers übereinstimmen.

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Seminar Fachberatung II

vom 22. bis 24. September 2017 in Castrop-Rauxel

Nachhaltig gärtnern – Schritt für Schritt zum eigenen Kräutergarten

Schriftenreihe des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.V., Berlin (BDG) Heft Nr. 5/2017 – 39. Jahrgang

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INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung 5

Vom Kloster- zum Bio-Kräutergarten – die Geschichte des Kräuteranbaus Cornelia Merkamp (Kräuterlandfrau, Kräuterpädagogin und Gärtnerin,

Kräutergarten Kloster Kamp) 9

Verwendung, Konservierung und Verarbeitung von Kräutern

Christine Pommerer (Kräuterzentrum Wasenhof, Großerlach) 14

Anlegen eines Kräutergartens mit mehrjährigen Arten und nachhaltigen Materialien

Dipl. Geoökologe Michael Selinger (Leiter a.D. des Klostergartens Waldsassen,Tunsel) 27 Der richtige Boden im Kräutergarten

Anita Leukert (Vorsitzende KV für Gartenbau und Landespflege Mühldorf ) 34 Neue und unbekannte Küchenkräuter für den Bio-Kräutergarten

Ursula Stratmann (Kräuterführungen NRW Sprockhövel) 41

Die ökologische Bedeutung der Arznei- und Gewürzpflanzen im Kleingarten

Rudi Beiser (La Luna Kräutermanufaktur Friesenheim-Schuttern) 46

Anhang

Impressionen 51

Die Grüne Schriftenreihe seit 1997 53

Seminar Fachberatung II

vom 22. bis 24. September 2017 in Castrop-Rauxel

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Heilkräuter wurden seit Menschengedenken zu therapeutischen und würzenden Zwecken der Natur entnommen. Dadurch wurden einerseits na- türlich vorkommende Pflanzenbestände teilweise stark reduziert, andererseits kam es immer wieder zu gefährlichen Verwechslungen mit giftigen Pflanzen. Die Erfahrungen im Umgang mit ihnen wurden von Generation zu Generation weiterge- geben. Aufgrund umwälzender Entdeckungen in der pharmazeutischen Industrie des 20. Jahrhun- derts nahm der Bedarf an Arzneipflanzen stetig ab. Werte, einhergehend mit der Rückbesinnung auf alte Traditionen, der „Wellness“ als Lebensstil sowie der zunehmenden Bedeutung ganzheitlicher Medizin interessieren sich viele Menschen heute wieder verstärkt für Heil- und Küchenkräuter. Im Gegensatz zu vergangenen Zeiten werden Heilkräuter und Gewürzpflanzen heute größtenteils in Gärten oder im kommerziellen Anbau kultiviert. Die Nachfrage nach besonderen Arten und Sorten nimmt zu – viele Gärtnereien nehmen deshalb Kräuter in ihre Sortimente auf.

Gewürz- und Heilkräuter sind ideale Kulturen eines ökologisch bewirtschafteten Kleingartens. Für die Anlage eines Kräutergartens reichen schon kleine Flächen aus. Blumenrabatten oder Gemüsebeete können in Kräutergärten umgewandelt werden. Auch Hochbeete und Kräuterspiralen sind ein idealer Standort für viele Gartenkräuter. Was genau dabei zu beachten ist, erfahren die Fachberaterinnen und Fachberater in Castrop-Rauxel.

• Vom Kloster- zum Bio-Kräutergarten – die Geschichte des Kräuteranbaus

• Verwendung, Konservierung und Verarbeitung von Kräutern

• Anlegen eines Kräutergartens mit mehrjährigen Arten und nachhaltigen Materialien

• Der richtige Boden im Kräutergarten

• Neue und unbekannte Küchenkräuter für den Bio-Kräutergarten

Liebe Gartenfreundinnen, liebe Gartenfreunde,

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1 Vom Klostergarten zum Bio-Kräutergarten

• die Geschichte des Kräuteranbaus

Kräuterlandfrau (Kräuterpädagogin) und Gärtnerin Cornelia Merkamp, Ehrenamtliche des Kräutergar- tens Zentrum Kloster Kamp

2 Gärtnern ist eine kulturelle Tätigkeit

Ernst Pagels

• Kaum ein Garten zeigt den Jahreslauf des Wach- sens und Werdens so deutlich wie ein Kräuter- garten.

• Die Faszination von eher einfachen Mustern und Pflanzen verbindet uns mit allen Zeiten der Gartenkultur.

• Der Klostergarten im historischen Umfeld der ehemaligen Zisterzienserabtei auf dem Kamper Berg vermittelt einen Eindruck von Naturerleb- nis – verbunden mit den Prinzipien historischer Gartenkultur.

3 Probier mal!

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• Die pflückende Kinderhand weist uns auf die Wurzeln unserer Pflanzenverwen- dung hin. Nur durch die Wissensübermittlung von Generation zu Generation entwickelte sich Kenntnis

und Gebrauch von essentiellen Nahrungs- und Heilpflanzen.

• Auch heute vermitteln wir so durch das Teilen unserer Gartenfreude die Grundlage der Pflan- zennutzung im Kräutergarten.

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Mit dem schriftlichen Erbe der Antike fanden die Kräuter als fester Bestandteil der Ernährung und als Heilpflanzen im Klostergarten Wertschätzung und sind seitdem fester Bestandteil der sich entwickeln- den Gartenkultur.

NACHHALTIG GäRTNERN – SCHRITT FüR SCHRITT ZUM EIGENEN KRäUTERGARTEN

Vom Kloster- zum Bio-Kräutergarten – die Geschichte des Kräuteranbaus

CorNELIA MErKAMP

Kräuterlandfrau, Kräuterpädagogin und Gärtnerin, Kräutergarten Kloster Kamp

Kloster Kamp

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In den schriftlichen Aufzeichnungen der Antike finden sich bereits 700 Rezepturen mit Pflanzen im Papyrus Ebers. Die Papyrusrolle aus dem 16. Jh. vor Christus wird heute in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrt und befindet sich durch den Ankauf von Georg Ebers 1873 im oberägyptischen Theben im Besitz der Universitätsbibliothek.

Dem griechischen Arzt Hippokrates von Kos, (370 v.

Chr.) dem „Vater der Heilkunde“ wird der Satz: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ zuge- schrieben und auch Hildegard von Bingen, ebenso moderne Erkenntnisse verweisen auf die Gesund- heitswirksamkeit unserer Ernährung.

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Der mittelalterliche

St. Gallener Kloster- plan ist die Ideal- vorstellung einer Klosteranlage. Die Regula Benedikti, kurz, ora et labora, beten und arbeiten, und auch die Wirt- schaftsregeln der Landgüterverordnung Karls des Großen finden hier ihre Anwendung. Das Capitulare de Villis war maßgeblich für die Entwicklung über die Klösteranlagen hinaus zu einer gleichmäßigen Gesundheitsversorgung und Entwicklung des allge- meinen Gartenbaus verantwortlich.

Gartengruppen sind:

• Obstgarten und Friedhof

• Kreuzgarten

• Gemüsegarten

Angrenzend zum Kranken-Ärztehaus ein Arznei garten.

So finden wir also im frühen Mittelalter den ersten speziellen Kräutergarten.

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Vom Kopf zu

den Füßen, nach Befindlichkeiten geordnet, nach der Nützlichkeit der Nahrungs- oder Heilpflanzen finden sich die Kräuter- Heilpflanzen im ka- rolinischem Garten angeordnet. Dazu gehören nun nicht nur die 23 Kräuter des St. Gallenener Planes, es werden nun 73 Kräuter und 16 Obst-Fruchtbäume genannt.

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Kräuter sind die Pflanzen mit der engsten Bindung zum Wohlergehen. Ob durch ihre Anwendung als

Gewürz, Heilmittel, Nahrungsmittel oder zur Freude derer die durch Duft, den Anblick von Grün neue Kraft und Erholung finden. In der Entwicklung un- ser Möglichkeiten, aus einer weltweiten Artenvielfalt zu schöpfen, kann man nach wie vor alle nutzbaren Pflanzen – heute auch wissenschaftlich belegt, auf Grund ihrer gesundheitsrelevanten, oft heilkräftigen Inhaltsstoffe als Wertbegriff der Kräuter zusammen- fassen.

Das Lehrgedicht des mittelalterlichen Mönches der Insel Reichenau, Wahlafried Strabo kündet bereits voller Freude von 24 Kräuterpflanzen, auch von Arbeitsweisen und Arbeitsmühen. Sein umfassendes Wissen ist heute noch ein beeindruckendes Zeugnis.

Die gepriesenen Kräuterpflanzen finden sich ganz selbstverständlich in unserem häuslichen Kräuter- gärten.

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Die Kräuter des gärtnernden Mönches:

Andorn, Eberraute, Frauenminze( Minzen), Fenchel, Flaschenkürbis, Heilziest (Betonie), Katzenminze, Kerbel, Lilie, Liebstöckel (Honig), Melone, Muska- tellersalbei, Meerrettich, Odermenning, Poleiminze, Rainfarn, Rose, Salbei, Schwertlilie, Schlafmohn, Sellerie, Weinraute, Wermut.

Bis auf den Andorn ist uns der mittelalterliche Kräu- terbestand geläufig, uns doch wenigstens bekannt.

Der „Gart“, ein von Zäunen oder Mauern geschützter Raum wird zum Hortus conclusus.

Bis auf die Lilie, eher zur religiösen Betrachtung und Erbauung im Klostergaten zu finden, dient sie heute nicht mehr als reguläre Heilpflanze. Der frühmittelalterliche Garten „Gart“, der umzäun- te oder mit Mauern geschützte Raum, wird zum Paradiesgärtlein. Der Hortus conclusus, geschützter, geschlossener Garten findet sich mit vielen Pflanzen geschmückt auf den mittelalterlichen Darstellungen Marias im Garten. Die Gartenpflanzen dienen als Sinnbilder christlichen Glaubens.

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Albertus Magnus entwickelte im 13. Jahrhundert sein Werk „De Vegetabilius“ zur Pflanzennutzung und Landwirtschaft. Darin entwickelt er den eigenstän- digen Kräutergarten hin zu einem Garten sinnlicher Erbauung, Gartenfreude, Gartenlust. Erholung, Meditation ruhender Aufenthalt im Garten. Der Versorgergarten dient nicht mehr nur für den Ertrag, sondern auch als Anschauungsort und Erholungsort.

Mit der Einrichtung von einem zierenden und erfri- schendem Wasserbecken, Rasenbänken zum sitzen erzielt er eine Wahrnehmung des Kräutergartens im Sinne unserer heutigen Gartenkultur.

Mit den gesellschaftlichen Veränderungen wird auch der klösterliche Kräutergarten mehr zum Ort der Meditation. Apothekergärten entwickeln sich auch

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außerhalb der Klöster.

Der idyllische Kräutergarten, weltfern und ruhig findet auch über den deutschen Gartentheoretiker Hirschfeld als Element Klostergarten Beachtung in der Gestaltung von englischen Landschaftsgärten.

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Es ist faszinierend festzustellen wie die kleinen, doch oft eher unspektakulären Kräuterpflanzen doch immer in die Gestaltung und Entwicklung unserer Gartennutzung hineingewachsen sind.

Meist über den Zugang der praktischen Nutzung entdeckt man mache Pflanzenschönheit oder einen Duftgenuss, leckere Gerichte, die sich damit zaubern lassen. Mit den heutigen Möglichkeiten Pflanzen zu sammeln oder anzubauen entsteht schnell der Wunsch einen Garten ganz dem Thema zu widmen.

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Meist handelt es sich ja um einjäh- rige, zweijährige Stauden, Gehölze, nicht winterfeste Ar- ten, also die ganze Breite der Pflanzen- auswahl. Oft auch Wildpflanzen, die auch so wachsen.

Um zu dem Gartenstil und Gartenanspruch unserer Zeit zu gelangen bieten sich viele Gestaltungsmög- lichkeiten.

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Kräuter sind Lebensmit- tel – Mittel zum Leben – ob aus dem Bauern- garten oder als für uns gewagte Zutaten von Unkraut oder aus fernen Ländern.

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Gärtnern: Natur und Schaffenskraft in der Verbin- dung von Pflanzen und Raum.

Da man ja auch die gesundheitsfördernden Eigen- schaften nutzen möchte, stellt man schnell fest: eine nachhaltige und biologische Wirtschaftsweise ist im Kräutergarten notwendig und bereichert auch un- sere Gartenkultur.

Unabhängig von der Gartenarchitek- tur verbindet die kulturelle Tätigkeit des Gärtners Natur und Schaffenskraft in der Verbindung von Pflanzen und Raum.

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Am Beispiel des Kräutergartens Kloster Kamp finden diese Prinzipien Anwendung in einem öffentlichen Anschauungsgarten, der von nunmehr 3–10 Ehren- amtlichen des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp betreut wird.

Das Kamper Gartenreich ist heute das einzigarti- ge Beispiel einer Umnutzung einer klösterlichen Parkanlage, die nicht museal bewirtschaftet wird, sondern das historische Vorbild erfahrbar macht. So sollen auch im Kräutergarten Menschen angespro- chen werden, die sich nicht bewusst mit Botanik, Gartenkultur, Gartenarbeit oder der Naturheilkunde befassen. Der offensichtlich historisch geprägte Ort der ehemaligen Zisterzienserabtei bietet einen nach- haltigen Eindruck. Das sinnliche Erfahren wird erst durch die Pflanzungen und Gärten mit Leben erfüllt.

(Abbildungen von links nach rechts)

• Apothekergarten botanischer Garten Münster

• Buddhistischer Tempelberg im Landschaftsgarten Schloss Dennenlohe

• Der Garten des Nazareners in Twist Emsland

• Vor der mittelalterlichen Stadtmauer

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Kräutergärten vermitteln durch ihre Struktur und Formensprache von Pflanzen und Mate- rielaien erfahrbare Eindrücke vergan- gener Zeiten und menschlichen Han- delns mit heutigem Tun und Wissen.

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Horutus sanitatis, historische Gärten haben eine neue Aufgabe.

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Unser Kräutergarten ist eine na- türliche Momentaufnahme grü- nender Kräfte, der Kräuter und Heilpflanzen, von stets wechseln- der Wuchskraft und Farbkombi-

nationen. Der Kräutergarten Kloster Kamp lädt ein, Achtsamkeit zu üben, das Alltägliche loszulassen.

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Blickt man zusam- mengefasst auf die Geschichte von Klostergärten zu- rück entdeckt man durch die Zeiten hindurch die Viel-

falt der Nutzung und Bedeutung der klösterlichen Gartenkultur. Paradiessymbol, theologisch bedachte Pflanzung, Apotheke, Schaugarten und Labor, Wirt- schaftsgarten für existenzielle Lebensmittel, Kunst- objekt, meditativer Raum. Gartenkultur mit vielen Entwicklungsbereichen in denen sich Menschen in jedem Alter wiederfinden können.

Das Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp wird auch durch ehrenamtliche Arbeit getragen. Die Gemeinschaft der ehrenamtlichen Kräutergärtner arbeitet dafür, die Wertschätzung der historischen Gartenkultur und die traditio- nelle Kräuterverwendung dem Besucher nahe zu bringen. Dies spiegelt sich dem Besucher in der getroffenen Kräuterauswahl von der Antike bis hin zu einer weltweiten Pflanzenvielfalt wieder. Zudem engagieren wir und im Netzwerk der Kräutergärten am Niederrheinzusammen mit weiteren 3 Kräuter- sammlungen.

Umgeben von der alten Klostermauer, zu den Türmen der ehemaligen Abteikirche, beschirmt von sechs ca. 70 Jahre alten Bergahorn-Bäumen, ist der Kräutergarten in verschiedene Beet- und Sinnes- Räume gegliedert.

Die grundlegende Einteilung nimmt die Elemente des historischen Gartens auf: vier Beeträume werden durch eine kreuzförmige Wegführung eingeteilt, wobei dieser Kernbereich auch als Rundweg zu begehen ist und den Lebensweg symbolisiert.

Im Mittelpunkt des „Kreuzwegs“ befindet sich der eiserne Tisch, dessen Linien den Gartenplan erklären. Der Brunnen im Ruhebereich lädt ein zum Innehalten und Schauen.

Die vier Hauptbeete, rund um die Mitte angelegt, sind in Anlehnung an die vier Elemente, die die Grundlagen der Wissenschaft in der Antike bildeten, benannt:

Wasser = Beet Leben: mit Bibelpflanzen und wär- meliebenden Kräutern bepflanzt, Heilpflanzen der Klosterheilkunde

Luft = Beet Himmel: Küchenkräuter und aufstreben- de Bienenweiden, Kräuter mit Bezug zum Himmels- fahrtsfenster der Liebfrauenkirche im Hintergrund.

Feuer = Beet Feuer: historische Heilpflanzen, gelbe Blütenfarben, heute oftmals als Zierpflanzen genutzt Erde = Beet Erde: heimische Wildkräuter, Heilpflan- zen der Hildegard von Bingen.

Im hinteren Bereich des Gartens entdecken Sie einen Kräutersumpf, und unsere „Kleine Garten- apotheke“ mit Kräutern für den Hausgebrauch. Die Kernbereiche werden von Duft- und Aromakräutern, essbaren Wildkräutern und essbaren Rosen um- geben. Alle Blütenpflanzen gehen auf Heilkräuter zurück oder werden in den Naturheilkunden der Welt genannt.

Die Besucher des Gartens sind eingeladen, unter dem Hinweis auf die Wirkung von Kräutern die Ge- legenheit wahrzunehmen und unsere „Probier-Run- de“ zu genießen. Nur die erste Reihe Kräuter rund um den Lava-Rundweg sind als Probier-mal-Kräuter angelegt und ausgeschildert.

Bei Führungen reichen wir Proben zur sinnlichen Betrachtung, auch eine Garten-Mediation selbstän- dig oder mit einer Führung verbunden erschließen den natürlichen Charakter der Anlage.

La Bio Kräuter der Familie Rankers aus Straelen bilden die Grundlage für unsere ca. 290 Sorten um- fassende Kräutersammlung.

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Kaum eine Pflanzengrup- pe zeigt den Jahreslauf so eindrucks- voll wie im Kräutergarten erfahrbar.

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Einige Be- sucher sind aber keines- wegs gewillt Vergänglich- keit oder eine Winterruhe zu akzeptie- ren.

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Daher ist auch der be- trachtende Aspekt eines biologisch bewirtschaf- teten und mit Pflanzen gestaltenden Gartens erst einmal nahezubringen.

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Durch den Wettbewerb zu den Gärten des Jahres sind wir 2016 mit genannt worden und haben durch die Anerkennung in der Fachwelt auch die Möglichkeit fachliches Gärtner-Wissen neben dem Wissen der Kräu- terkunde gleichwertig zu vermitteln.

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(Im Kräutergarten findet man seinen Bezug zum Himmel und zur Erde.

Ob auf dem Teller, Fens- terbank oder im eigenen Garten. Kräutergärten kann es nie genug ge- ben.)

Von Hildegard von Bin- gen stammt das Zitat:„Du hast den Himmel und die Erde in dir.“

Kräutergärtner im Kräutergarten Kloster Kamp würden es so formulieren: Im Kräutergarten findet man seinen Bezug zum Himmel und zur Erde. Ob auf dem Teller, Fensterbank oder im eigenen Garten.

Kräutergärten kann es nie genug geben.

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hier nochmal einige Eindrücke (Abbildungen rechts)

• Herbstzeitlose und Mutterkraut

• Alant

• Beinwell und Brennessel

• Fenchel und amerikanische Baumhortensie

• Fenchel vor dem Durchtrieb

• Knoblauchsrauke und Ringelblume

• Winterheckenzwiebel

• Madonnenlilie

• Frühsommer

• Frauenmantel

• Süßdolde

• Sommer

• Frühling gefüllt blühendes Scharbockskraut

• Rosen

Frauenmantelblüte

Alle Fotos: Tim Merkamp

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Im Frühling beginnen wir mit den ersten zarten Sprossen. Giersch und Brennessel, Löwenzahn, kleinblütiges Weiden- röschen, Brunnenkres- se, Bärlauch und viele andere (Un-)Kräuter schenken uns schon im zeitigen Frühjahr eine Vielzahl an Mineralstoffen und Vitaminen, die gerade nach einem „langen, dunklen“ Winter unse- ren gesamten Stoffwechsel wieder in Schwung bringen.

Jetzt ist die Zeit der Salate, Suppen und Wildgemüse – Schwerpunkt: Kräuterküche.

Der Sommer hält eine Fülle heilender Blüten und Blätter für uns bereit. Johanniskraut, Dost, Quendel und Thymi- an, Schafgarben, Schachtelhalm, Wurmfarn... – die Zeit, in der wir Teekräuter sammeln und trocknen – die Zeit in der wir viele Öle, Essenzen und Tinkturen ansetzen können – Zeit Sirup zu kochen und andere Köstlichkei- ten anzusetzen und die Zeit, in der man sich auch mal einfach der Sonne, dem Duft der Kräuter, der Freude am Wachsen und Gedeihen unserer Schätze hingeben sollte – Genießen Sie diese Gaben Gottes!

Im Spätsommer ernten wir vor allem Früchte (Beeren, Samen..), Wurzeln und Rinden (Wurzeln und Rinden auch gut im Vorfrühling).

Mit Hagebutten, Schlehen und Holunder, Brombeeren ...

genießen wir ein wahres Wunderwerk an vielen Vitami- nen, Mineralstoffen und bioaktiven Substanzen. Aus den Beeren lassen sich viele Köstlichkeiten herstellen.

Frisch in Salaten und Suppen, Kuchen, Küchla und Quiche, aber auch noch weit in den Winter hinein, so- wohl eingekocht als Saft, Sirup, Marmelade oder Gelee,

als auch in Alkohol eingelegt, eventuell zu Likör weiter- verarbeitet, oder einfach getrocknet (z. B. Hagebuttentee).

So können uns die wunderbaren Heilkräfte unserer Wildfrüchte noch im Winter nützen. Wurzeln haben jetzt Hochkonjunktur.

Aber auch die eine oder andere späte Blüte (z. B. Goldru- te, Thymian oder Schafgarbe) oder frisch nachgewach- sene, zarte Blättchen von Brennesseln oder Wegerich...

sind noch zu ernten. Es ist die letzte Gelegenheit einen guten Hustensirup anzusetzten. Das Einlegen in Honig hat ja schon eine alte Tradition und ist für „Hustenkräu- ter“ geradezu prädestiniert.

Im Winter sollte dann Zeit sein die Schätze von Zeit zu Zeit zu überprüfen, die Kräuterkissen zu nähen..., und vielleicht das eine oder andere über unsere Kräuter zu lesen – vielleicht bei einer guten Tasse Kräutertee.

Für die Weiterverarbeitung zu Salben und Cremes, Li- kören oder Kräuterbädern, zu Heukissen oder Entspan- nungssäckchen ist jetzt Zeit.

Und nicht nur die Kräuter, sondern auch einfache Le- bensmittel... können wir als Heilmittel nutzen, so z. B.

Quark, Öle, Wasser, Lehm (Heilerde)... Sie können unse- re Kräuter in ihrer Arbeit und Wirkung gut unterstützen – z. B. Quark-Kräuterauflage bei Entzündungen.

Beobachten wir die Pflanzen im Jahreslauf, so können wir einen immer wiederkehrenden Kreislauf entdecken. Jede Zeit hat ihren „Sammelschwerpunkt“.

Im Frühjahr kommen die ersten Blättchen und Blüten.

Zu dieser Zeit steckt die Pflanze ihre ganze Kraft in diese ersten Triebe.

Jetzt können wir Blüten und Blätter ernten – frisch – mit einem Bollwerk an Vitaminen, Mineralstoffen…

Da hat die Frühjahrsmüdigkeit keine Chance. Aber auch NACHHALTIG GäRTNERN – SCHRITT FüR SCHRITT ZUM EIGENEN KRäUTERGARTEN

Neue und unbekannte Küchenkräuter für den Biokräutergarten

VErWENDUNG, KoNSErVIErUNG UND VErArBEITUNG VoN KräUTErN Christine Pommerer (Kräuterzentrum Wasenhof, Großerlach)

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Rinden lassen sich zu dieser Zeit ernten – meist schält man die zweijährigen Äste ab, z. B: Weide (Salix purpu- rea), das natürliche Aspirin. Oft legen die Winter-/Früh- lingsstürme uns die Zweige direkt vor die Füße.

Im Sommer ist Teekräuterzeit und Haupterntezeit für alle Verarbeitungsarten. Viele Pflanzen schützen sich vor dem Austrocknen in der prallen Sonne mit ätherischen Ölen. Dieses nützen wir aus, indem wir die Blüten und Blätter bei warmem Wetter ernten und zwar kurz vor der Hauptduftzeit. Es ist die Zeit der Blütendüfte – die Seelen der Pflanzen.

Im Spätsommer haben wir dann den Schwerpunkt bei den Früchten. Die Pflanze benötigt all ihre Kraft um die Samen und Beeren... auszubilden. Also ran an die Früchtchen! In dieser Zeit macht es wenig Sinn die (alten) Blätter zu sammeln. Manchmal reichern sie ab der Blühzeit sogar „Giftstoffe“ an, wie z. B. beim Schar- bockskraut.

Im Herbst nun zieht sich die Pflanze wieder zurück. Die ganze Kraft speichert sich in der Wurzel – Zeit für Meer- rettich, Klettenwurzel, Engelwurz, Blutwurzel... Meerret- tich z. B. können wir – wenn es das Wetter zuläßt – den ganzen Winter über frisch ernten, er schmeckt vorzüg- lich und enthält ein natürliches Antibiotika...

Ist es nicht herrlich, was uns der liebe Gott auch im Herbst noch alles schenkt!?!

Mit den wilden Früchten des Spätsommers können wir uns die letzten warmen Sonnenstrahlen konservieren – einen Hauch von Sommer – für die lange dunkle Jah- reszeit.

VErGLEICH DEr INHALTSSToFFE VoN WILD- UND KULTUrGEMüSE

Ein Vergleich der Inhaltstoffe von Wild- und Kulturge- müse zeigt eine deutlich höhere Nährstoffdichte. Dies erklärt auch, warum von Wildpflanzen meist ganz kleine Mengen für eine große Wirkung reichen. Und – warum man nie viel von Ihnen braucht und auch nehmen sollte.

In manchen Büchern finden wir 1 kg Brennesselspinat für 4 Personen – wer das schon mal probiert hat, weiß, daß man unmöglich so viel davon essen kann – das wie- dersteht einem – und zu recht. Trauen Sie Ihrem Gespür und passen Sie die Verzehrsmenge Ihrem individuellen Haushalt an.

Bewährt haben sich bei uns Mischungen von Wild- und Kulturgemüse, z. B. Spinat/Mangold mit Brennesseln und/oder gutem Heinrich...

Kulturgemüse Wasser K P Mg Ca Fe Chinakohl 95,4 202 – 11 40 0,6 Kopfsalat 95,0 224 33 11 37 1,1 Chicorée 94,4 192 26 13 26 0,7 Endiviensalat 94,3 346 54 10 54 1,4 Feldsalat 93,4 421 49 13 35 2,0 Mangold 92,2 376 39 – 103 2,2 Weißkohl 92,1 227 27,5 23 46 0,5 Rotkohl 91,8 266 30 18 35 0,5 Blumenkohl 91,6 328 54 17 20 0,6 Spinat 91,6 633 55 58 126 4,1 Grünkohl 86,3 490 87 31 212 1,9 Rosenkohl 85,0 411 83 22 31 1,1 Mittelwert 91,9 343 48,9 20,6 63,7 1,4 Wildgemüse Wasser K P Mg Ca Fe Vogelmiere 91,5 680 54 39 80 8,4 Löwenzahn 89,9 590 68 23 50 1,2 Franzosenkraut 87,8 390 56 56 410 14,0 Gänseblümchen 87,5 600 88 33 190 2,7 Weißer Gänsefuß 86,9 920 80 93 310 3,0 Huflattich 84,8 670 51 58 320 3,8 Brennessel 84,8 410 105 71 630 7,8 Schlangenknöterich 84,0 580 74 69 100 3,9 Wilde Malve 82,0 450 95 58 200 5,1 Guter Heinrich 81,7 730 95 66 110 3,5 Bärenklau 79,8 540 125 75 320 3,2 Schmalbl. 75,0 450 94 81 150 2,7 Weidenröschen

Mittelwert 84,6 584 82 60 238 4,1*

Provitamin-A-(Carotin-)Gehalt in μg Retinoläquivalenten pro 100 g essbaren Anteils

Kulturgemüse Wildgemüse

Rotkohl 5 Gänseblümchen 160 Blumenkohl 5,5 Sauerampfer 215 Wirsing 6,5 Huflattich 250 Weißkohl 7 Bärenklau 360 Chinakohl 13 Vogelmiere 383 Lauch/Porree 58 Scharbockskraut 390 Rosenkohl 67 Schmalbl. Weidenröschen 490 Kopfsalat 130 Weiße Taubnessel 539 Endiviensalat 190 Franzosenkraut 595 Chicorée 215 Wegmalve 606

Broccoli 370 Giersch 684

Gartenkresse 360 Wiesenkerbel 720 Mangold 590 Brennnessel 740 Feldsalat 650 Großer Wiesenknop 830 Grünkohl 680 Wilde Malve 940 Spinat 700 Guter Heinrich 948 Karotten 2000 Roter Wiesenklee 1156 Mittelwert 253* Mittelwert 588 Wassergehalt in % und Mineralstoffgehalt in mg pro 100 g essbaren Anteils (Mittelwerte)

* ohne Karotten

* ohne Franzosenkraut

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Vitamin-C-Gehalt in mg pro 100g essbaren Anteils (Mittelwert) Kulturgemüse Wildgemüse

Endiviensalat 10 Gänseblümchen 87 Chicorée 10 Huflattich 104 Kopfsalat 13 Vogelmiere 115 Bohnen, grün 20 Löwenzahn 115 Spargel 21 Sauerampfer 117 Erbsen, grün 25 Franzosenkraut 125 Lauch/Porree 30 Scharbockskraut 131 Feldsalat 35 Gartenmelden 157 Chinakohl 36 Wilde Malve 178 Mangold 39 Wiesenkerbel 179 Wirsing 45 Guter Heinrich 184 Weißkohl 46 Giersch, Geißfuß 201 Rotkohl 50 Weißer Gänsefuß 236 Spinat, frisch 52 Bärenklau 291 Gartenkresse 59 Winterkresse 314 Blumenkohl 70 Große Brennnessel 333 Grünkohl 105 Schmalbl. Weidenröschen 351 Broccoli 114 Großer Wiesenknopf 360 Rosenkohl 114 Gänsefingerkraut 402 Mittelwert 47,4 Mittelwert 209

Reineiweißgehalt in g pro 100 g essbaren Anteils Kulturgemüse Wildgemüse

Spätweißkohl 0,2 Vogelmiere 1,5 Chicorée 0,4 Gänseblümchen 2,6 Spätrotkohl 0,4 Sauerampfer 2,8 Endiviensalat 0,5 Löwenzahn 3,3 Kopfsalat 0,6 Winterkresse 4,0 Spätwirsing 0,6 Bittere Kresse 4,1 Kopfsalat 0,9 Weiße Taubnessel 4,1 Frühlauch/-porree 1,0 Weißer Gänsefuß 4,3 Chinakohl 1,3 Guter Heinrich 5,3 Feldsalat 1,8 Wilde Malve 5,6 Herbstspinat 2,1 Brennnessel 5,9 Spinat 2,5 Moschusmalve 6,3 Rosenkohl 2,8 Giersch 6,7 Grünkohl 3,0 Wegmalve 7,2 Mittelwert 1,3 Mittelwert 4,5 Diese und weitere Informationen finden Sie in der GU Nährwert- tabelle und in Steffen Fleischhauer „Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen“ (sehr empfehlenswert ISBN 3-85502-889-3 59,90€)

EIN WorT zUM SAMMELN:

• Sammeln Sie nur Pflanzen, die sie ganz genau ken- nen!!

• Schauen Sie sich „Ihr Sammelplätzle“ genau an (Pflanzenvielfalt, keine Straßennähe, Hundemeile...) Bei einer Ernte im eigenen Garten ist es sehr wichtig, dass wir keine Chemikalien spritzen – das tut uns nicht gut und auch all unseren Mitbewohnern nicht! Vielleicht könnte man auch mal die Sichtweise ändern, statt dass man sich über zerfressene Blätter ärgert, könnte man sich auch freuen, dass Käfer- oder Schmetterlingskinder in unserem Garten eine Heimat gefunden haben, man könnte sie suchen (anfangs mit der Lupe), beobachten, fotografieren oder sonst wie dokumentieren – und wenn wir im Frühling genug Geduld aufbringen, dann können wir unser Schmetterlingsparadies im Sommer genie- ßen. Bei uns haben die Vögel schon gelernt, dass die Buchsbaumzünslerraupen sehr fein schmecken!! Damit werden dann nicht nur die Meisenkinder gefüttern und unser Buchs erholt sich sehr gut – am besten man entfernt am Anfang (von Hand) die graubraune „Schutz- blatthülle“ der Raupen am Buchs…

• Sammeln Sie nur, wo es viele Pflanzen gibt – auch wenn Pflanzen nicht geschützt sind, so sollten wir, wenn es dort nur wenige Exemplare gibt, diese stehen lassen und uns an ihnen erfreuen und sie vielleicht das Jahr durch beobachten...

Wenn wir unseren Sammelplatz verlassen und zurück- schauen, sollte es so aussehen, als ob niemand geerntet hätte. Unsere tierischen Mitbewohner können nicht einfach mal in den Laden einkaufen gehen – wir schon!

Und noch eines ist mir sehr wichtig:

• Sammeln Sie nur so viel, wie Sie wirklich benötigen, bzw. verwerten können.

• Sammeln Sie möglichst an warmen, sonnigen Tagen.

• Wenn Sie Blätter... sammeln, achten Sie bitte darauf, daß die Wurzeln der Pflanzen nicht beschädigt wer- den.

Halten Sie die Pflanze unten fest, wenn Sie oben etwas abbrechen möchten, bzw. nehmen Sie immer ein scharfes Messer o. ä. mit und reißen Sie nicht einfach so Pflanzenteile ab! Wir möchten den Pflanzen ja nicht unnötig wehtun und vielleicht im nächsten Jahr wieder ernten... Auch Pflanzen sind Lebewesen, die unserem fürsorglichen Respekt bedürfen – als Gärtner kennen wir das ja genau.

Wurzeln immerwährender Pflanzen muß man – so man sie überhaupt sammelt – nicht vollständig aus- graben, sondern kann sie auch nur kappen (z. B. bei Meerrettich sehr empfehlenswert!), Teile davon aus- graben oder beim Teilen etwas abernten (Beinwell)

• Wenn Sie neue Pflanzen kennenlernen möchten, nehmen Sie sich am Besten 1 oder maximal 3 Pflan- zen pro Jahr vor.

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Vielleicht eine Pflanze, die man im Frühjahr ernten kann, eine für den Sommer und eine für den Herbst und beobachten Sie Ihre „Neuen“ über das ganze Jahr. Im Garten empfehle ich einen Stock neben die Pflanze zu stecken. Dann weiß man auch noch im Frühjahr genau welche Blätter dazugehören. Bevor ich eine „neue“ Pflan- ze sammle, beobachte ich sie mindestens ein Jahr.

Dadurch bekommt man ein bestimmtes Verhältnis zu ihr – man entdeckt ihre „Pflanzenseele“.

Das ist für mich ein schöner und wichtiger Bestand- teil im Umgang mit Wildgewächsen aller Art – und in gewisser Weise auch eine Grundvoraussetzung für die Herstellung eines Heil- oder Gesundheitspflegemittels und einer gefahrlosen Ernte – auch im Garten!

Also rüsten Sie sich aus mit Bestimmungsbuch, Korb, Messer, ev. Papiertüten o. ä. und viel Freude an unserer herrlichen Natur – und los geht’s!

(Im Zweifelsfall immer jemand Kundigen fragen!)

AUS DEr PrAxIS Für DIE PrAxIS – GrUNDrEzEPTE –

TEE – Pflanzen trocknen Teekräuter sammeln wir in der Regel an einem warmen Tag (Blüten- (Licht-) und Frucht- (Wärme-)tage bevorzugen) – meist um die Mittagszeit – und trocknen sie normalerweise schonend und schnell im Schatten. Bei feuchter Witterung empfiehlt sich das Trocknen mit niedrigen Temperaturen im Dörrapparat.

Meiner Erfahrung der letzten 30 Jahre nach ist das (An-) trocknen in der Sonne bei den meisten Pflanzen noch besser als das Trocknen im Schatten – es ist als tankten die Kräuter geradezu die Lichtenergie. (Wichtig ist dabei, daß die Pflanzen ihre Farbe behalten, bzw. noch intensi- vieren – auf keinen Fall sollten sie ausbleichen).

Aufbewahren sollte man sie möglichst in dunklen Gläsern, Dosen oder in Leinensäcken – wichtig: kühl, trocken und dunkel – die Farbe sollte erhalten bleiben.

So halten sie sich in der Regel mind. 1 Jahr.

Falls alte Tees übrig bleiben, können sie noch gut für Bäder u. ä. verwendet werden.

(Kennen Sie schon meine Sockenbäder?)

Natürlich können wir Teekräuter auch gleich frisch verar- beiten – das ist (fast) immer die beste Variante.

SIrUP

es gibt drei klassische Methoden Sirupe herzustellen:

1. Kräuter in eine Weithalsflasche füllen und mit flüssigem Honig übergießen (z. B. Hustensaft aus Tannwipfel, Badenken, Huflattich, Wegerich, Thymi- an, Rotkleeblüten) – einige Wochen ans Fenster, in

die Sonne stellen (evtl. ähnlich aufstockend wie bei einem Rumtopf).

Wichtig: den Deckel nie ganz fest verschließen, da der Honig oftmals zu Arbeiten beginnt.

Honigsirup hat praktisch kaum „freies Wasser“

und hält dadurch auch so gut 1–2 Jahre und länger.

Vorsichtshalber die Sirupdeckel nicht ganz fest schlie- ßen, falls der Honig doch zu „arbeiten“ anfängt, dann möglichst in den Kühlschrank stellen und der Reihe nach verbrauchen, er schmeckt auch einfach so im Tee sehr gut – wirkt dann im Allgemeinen prophylak- tisch – oder löffelweise bei rauhem Hals... Und – falls er doch aus irgend einem Grund zu gären beginnt, so ist er nicht kaputt, sondern wird zu Met (Honigwein).

2. Kräuter und Zucker schichtweise in eine Flasche füllen und einige Wochen ans Fenster stellen. (z. B.

Lärchen-, Tannwipfelsirup).

Die später abgeseihten „Pflanzenreste“ der beiden ersten Varianten geben noch einen wohlschmecken- den Tee!

3. Kräuter in eine angewärmte Flasche füllen und mit heißem Läuterzucker (1 kg Zucker auf 1 ltr. Wasser) übergießen.

Wichtig, daß alle Kräuter „unter Wasser“ (besser „un- ter Sirup“) sind. Meist läßt man diesen Sirup einige Stunden oder auch Tage ziehen. Man kann ihn auch nur kurz ziehen lassen und die Lösung bald abseihen und den Sirup noch heiß in Flaschen abfüllen, der Geschmack ist natürlich nicht so intensiv, ist aber gleich fertig – z. B: wenn die Nachbargärtner vorbei- kommen… (gut für Holunderblüten-, Minzsirup...) Wenn man Läuterzucker verwenden und eine größe- re Menge Sirup auf Vorrat herstellt, empfiehlt es sich diesen noch in Flaschen zu sterilisieren, bzw. heiß in kleine, vorgewärmte, blitzsaubere Fläschchen füllen und sofort verschließen.

SäFTE

Säfte lassen sich mit den üblichen Methoden auch aus Wildbeeren, bzw. in Mischung mit Ihnen herstellen.

Pressen, Dampfentsaften...

– auch Kombinationen bei denen Kräuter zur Würze mit bedampft werden sind denkbar und interessant (z. B. Ho- lunder mit Zimt oder Süßdolde (anisartiger Geschmack)) Heiß in vorgewärmte Flaschen gefüllt, halten sie gut ein Jahr und länger.

Holundersaft/sirup mit Secco/Sekt ist ein wunderbarer Aperitiv oder in heißem Wasser bei Erkältungen.

FrUCHTMUS, MArMELADEN UND GELEES

Marmeladen und Gelees aus Wildbeeren können genau gleich wie die aus Zuchtobst hergestellt werden.

Schlehen (prunus spinosa, mit Pflaumen und Kirschen

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verwandt) werden nach dem ersten Frost geerntet (oder ersatzweise kurz eingefroren), dann mit Wasser aufge- kocht – das ergibt einen relativ festen Brei, da die Schle- hen recht viel Wasser binden können. Den Brei passiert man durch ein Sieb. Ihn kann man nun auf vielfältige Art weiterverarbeiten, z. B. einfach – in kleinen Portionen – einfrieren oder daraus auch Saft, Wein... machen. Und man kann nach bewährtem Rezept Marmelade kochen – pur oder in Mischung.

Mut zum Experiment! Über Rückmeldungen, „heiße Tipps“ und Rezepte freue ich mich immer!! (christine.

pommerer@gmx.de)

Holunderbeeren sind in rohem Zustand leicht giftig.

Das Gift zerfällt aber beim Erhitzen. Wir lieben Holun- dermarmelade mit ganzen Beeren, die dazu abgezupft werden müssen (etwas aufwendig) – schneller und ohne

„Kernla“ kann man den Holder im Dampfentsafter entsaften und entweder gleich heiß als Sirup/Saft in vorgewärmte Flaschen abfüllen, oder zu Gelee weiterver- arbeiten.

Aus Hagebutten Marmelade – oder besser Hägenmark – herzustellen ist eine recht aufwendige Angelegenheit.

Man kann daraus aber auch vieles herstellen: Suppe, Marmelade, Fruchtsoße... Ich bevorzuge dafür die fleischigen Hagebutten der Apfelrose und schneide das Fruchtfleisch mit dem Messer rundherum ab (man kann sie auch einfach „abnagen“ – das schmeckt prima!!).

Die „Reste“ kann man für Tee trocknen lassen, aber sie haben keinen besonders umwerfenden Geschmack.

Die Kerne der Hundsrose hingegen schmecken herrlich nach Vanille! (Dazu schneide ich die ganzen Rosenfrüch- te auf und trockne sie).

Diese Hagebutten schmecken weich (meist erst nach dem ersten Frost) besonders gut und süß – man kann sie durch das kleine Loch des Stielansatzes „aussupfen“

(auslutschen).

Lavendelmarmelade entsteht, wenn wir einen Büschel Lavendel in Apfelsaft ausziehen lassen – je nach Ge- schmacksvorlieben länger oder kürzer. Wichtig: den Saft nicht zu sehr erhitzen (nicht kochen!!) sonst verändert sich der Geschmack (schmeckt dann irgendwie künst- lich). Danach abseihen und mit Gelierzucker entspre- chend der Vorschrift weiterverarbeiten.

So lassen sich viele Kräuter, die selbst keinen so fruch- tigen Grundgeschmack haben zu feinen Gelees oder Marmeladen verarbeiten.

Z. B: Mädesüß (bittermandelig), Impatiensblüten (tolle rosa/rote Farbe), Zitronen-Thymian...

KräUTErPULVEr – KräUTErSALz

Kräuter zu pulverisieren und meist Messerspitzenwei- se zu verabreichen hat eine alte Tradition und ist der

Vorläufer der heutigen Tabletten. Die Ernte „geht klein zusammen“ (lichtgeschützt aufzubewahren) und kann leicht weiterverarbeitet werden, z. B. zu Kräutersalzen.

Der geringste Inhaltstoffverlust ist in der Regel dann, wenn die Pflanzen so wenig wie möglich zerkleinert wer- den. Bestes Beispiel ist der Lavendel: auch nach vielen Jahren riechen ganze Lavendelblütenstände (Lavendelstä- be) noch gut, wenn man sie andrückt, dadurch Gewebe zerstört und somit das ätherische Öl entweichen läßt.

Lavendelpulver hält sich da nicht so lange.

Mineralstoffe bleiben auch im Pulver erhalten. Somit sind Pflanzen, bei denen es uns vor allem auf die Mine- ralstoffe ankommt, geradezu prädestiniert um als Pulver auch auf kleinem Raum in großer Menge aufbewahrt zu werden. So können sie schnell und geschickt zum Einsatz kommen. Für Kräutersalz mischt man das Pulver mit gutem Meersalz (z. B. von Lima oder Danival).

Bei eingerissenen Nagelhäutchen hat sich in unserer Familie das Brennnesselsalz als normale Würze (ge- schmacksverstärkend!) bewährt.

ANSETzEN IN ESSIG (ähnlich wie Alkohol – für mich am besten in Dinkelkorn-Essig. Eignet sich auch für Menschen, die keinen Alkohol vertragen).

Wir sprechen in der Regel von Obstessigansätzen.

Optimal wäre ein Mitvergären der Heilpflanzen. Dazu gibt man die frischen, zerkleinerten Pflanzenteile in den Most, läßt es einige Zeit ziehen und gibt dann die Essigmutter* dazu.

Eine sehr alte Heilmethode, im Mittelalter auch gegen Pest (z. B. „Essig der 4 Diebe“** mit Angelika, Rosmarin, Salbei, Minze...) und bei Pfarrer Kneipp (Essig-Leib- wickel und Wacholderdämpfe bei Cholera) und vielen anderen Anwendung fand, auch als Desinfektionsmittel.

* Die Essigmutter ist eine hautbildende Masse aus Essigsäurebak- terien, die sich bilden kann, wenn Wein, zucker- oder alkoholhaltige Flüssigkeiten mit der sogenannten „Essigmutter“ geimpft werden oder manchmal auch schon wenn sie einige Zeit offen stehen.

(Anmerkung: das geht nur, wenn kein Vitamin C/Ascorbinsäure als Konservierungsstoff oder anderen Chemikalien den Essigsäurebak- terien ein Leben ermöglichen und dazu noch eben solche im Raum vorhanden sind und „einziehen“ können – das hört sich in der The- orie oft so einfach an, kann in der Praxis aber auch schief gehen..., dann fault oder schimmelt der Saft nur, anstatt zu gären)

** Auch Räuberessig genannt. Der Legende nach raubten in Frank- reich zur Zeit der Pest vier Räuber die Pesttoten aus, ohne sich dabei anzustecken. Eines Tages wurden sie geschnappt und man versprach ihnen eine Freilassung, wenn sie dem Gericht das Geheimnis verra- ten, warum sie nicht krank wurden. Da gaben sie den Richtern die Rezeptur des Räuberessigs.

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ÖLE

Öle für die Küche enthal- ten nur wenige Kräuter – Kräuter-Heil-Öle viele!

Bei Ölen mit vielen mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist es wichtig, daß sie zwar in der Sonne reifen, hernach aber sofort kühl (aber nicht im Kühlschrank) und dunkel lagern.

Wobei Öle wie Weizenkeimöl, Nachtkerzen- oder Hage- buttenkernöl viel zu empfindlich für einen Ansatz sind.

Ich mische sie erst später unter das fertige Öl, sie wer- den in der Sonne viel zu schnell ranzig – auch Mandelöl mit zu wenig antioxidativen Pflanzenteilen – für mich am besten mit Olivenöl, Distelöl oder gereiftem Sesamöl.

Beim Ansetzten von Ölen müssen die Kräuter immer absolut trocken sein!!! (auf keinen Fall waschen!!) Manchmal ist es von Vorteil, sie kurz anwelken zu lassen. Dann haben Sie anfangs weniger Auftrieb und die Gefahr des Schimmelns ist geringer (vor allem in kühleren und feuchteren Jahren/Sommern).

In jedem Fall sollten die Kräuter „unter Öl“ stehen ->

Gläser deshalb immer wieder schütteln, bzw. umrühren und oben nur abdecken und nicht dicht verschließen, sonst bildet sich Kondenswasser, das Schimmelbildung und Verderb fördert. (Man kann Glück haben und die Sonne „dünstet“ das Öl ein, in diesem Fall gehen auch verschlossene Gläser. Für mich sind die Ergebnisse der

„offenen“ intensiver)

Wenn man viele Kräuter im Öl hat und einen ganz bestimmten Geschmack möchte, seiht man die Kräuter im richtigen Moment ab und füllt sie dann in schöne Flaschen ab.

Bei wenigen „schönen“ Kräutern kann man sie einfach drin lassen, das sieht schön und dekorativ aus.

(Kräuter-Ansätze in Öl sind häufig für den äußeren Ge- brauch gedacht – eine klassische Angelegenheit.

Als Grundlage dienen gute Hautöle wie Olivenöl, Se- sam-, Distel-, Mandelöl oder Sonnenblumenöl.

z. B. Johanniskraut (Rotöl), Ringelblumen (Hautpflege, Wundheilung), Arnika (stumpfe Verletzungen), krauser Ampfer und Alpenampfer (sollen besonders bei Son- nenbrand sehr gut sein), Klettenwurzel (zur Haarpflege, gegen gespaltene Haarspitzen...)

SALBEN Verarbeitung und Rezeptgestaltung: diese Grundregeln geben ein gewisses Maß an Sicherheit, einen Rahmen, innerhalb diesem man frei experimen- tieren kann – als Grundsatz für kreatives Arbeiten – alle Werte sind „Circa-Angaben“ und können beliebig variiert werden. Die Prozent-Angaben entsprechen den Prozen- ten der Gesamt-Millilitermenge – in Gramm, so kann man auch ohne große Rechenleistung gut und schnell Rezepte gestalten. Als Beispiel: in ein 50ml-Salbenglas kommt bei einer Salbe 5–7,5 g Bienenwachs und das

Kräuteröl – im Wasserbad erwärmen – kurz vor dem Erkalten gegebenenfalls das ätherische Öl zugeben.

Salbe: Öle/Fette + 10 –15% gutes Bienenwachs + mög- lichst 10% Sheabutter/gutes Wollfett + wenig Zusätze Lippenstifte/-pflege: Öle/Fette + ca. 25% gutes Bienen- wachs

Ölemischungen: Öle/Fette, meist mit ätherischen Ölen Lotion: Öl + Wässriges (vor Gebrauch schütteln, geht auch gut mit dickem Tee/Kräutersud).

MIT PrAxISTIPPS DUrCHS GArTENJAHr

DEr VorFrüHLING

Der Schnee ist geschmolzen und das erste Grün schaut wieder heraus.

Dies ist die Zeit der Wurzelernte, der ersten Blättchen – manchmal noch winterbraun oft schon frühlingsgrün, zart und voll Vitamine, Mineralstoffe und vieler bioakti- ver Substanzen, die noch lange nicht alle erforscht sind.

Vorfrühlings-Ernte – Frühlingsküche:

• Löwenzahn(winter)wur- zeln für Kaffee oder als Gemüse

• Blättchen und erste zarte Triebe von Brennesseln, Löwenzahn, Vogelmiere, Lindenknospen (auch

schon im Winter – lange gekaut/gut eingespeichelt eine feine Salbe für die „innere“ Haut)

• Blüten: Huflattich, Gänseblümchen...

Verarbeitung:

Wichtig ist wie immer, daß man die Wildkräuter genau kennt, an „sauberen“ Plätzen sammelt und natürlich möglichst frisch verarbeitet.

Man kann Wildkräuter eigentlich überall feingewiegt beigeben, als würzende Vitalstoffsonderzugabe – als na- türliche Nahrungsergänzung – zum normalen Essen – je nach Geschmack.

Bei mild schmeckenden Wildkräutern oder Wildgemü- sen ist ein Zerkleinern nicht unbedingt nötig, bei Kräu- tern mit intensivem Eigengeschmack schon. Da reicht oft auch ein einziges Blättchen, das fein gewiegt (mit einem Wiege- oder anderem großen Messer) als Gewürz zugegeben werden kann und so neue Geschmacksvielfalt in althergebrachte Speisen bringt.

In einer bunten Wildkräutermischung, wie z. B. bei der sog. „grünen Soße“, ergänzen sich die verschiedenen Ge- schmacksrichtungen meist sehr gut – die „Würzkräuter“

runden den Geschmack der mild schmeckenden ab.

Die Grundrezepte sind als Anhaltspunkt gedacht für

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einen kreativen und freien Umgang mit den essbaren Wildpflanzen.

Es ist oft erstaunlich was ein paar Kräuter aus unseren gewohnten Mahlzeiten machen können – also: Mut zum Experiment!

Hier nun zwei klassische Grundrezepte – Salat und Sup- pe – sie passen zu allen Jahreszeiten, getreu dem Motto meiner Oma und der Kochbücher meiner Jugend: „Man snehme so man hat...“ – oder bei uns im Garten: „man nehme was gerade wächst“.

Wildkräutersalat

Salatkräuter: Löwenzahn, Brennessel, Huflattich, Sauer- ampfer, Lindenblätter, Vogelmiere, Giersch, Wegerich, Bärlauch

Würzkräuter: (geringe Mengen) Knoblauchsrauke, Günsel, Gundermann, Wiesenschaumkraut, Ehrenpreis, Scharbockskraut, Schafgarbe, Brunnenkresse, Birken-, Brombeer-, Himbeer-, Erdbeerblätter, Dost, Gänseblüm- chen, Hirtentäschel, Lungenkraut, weiße Taubnessel, Rotklee, Wegwarte, weiße Melde...

Wenn wir der Salatsauce einen geriebenen Apfel und ein bißchen Süße (z. B. etwas Ahornsirup, Honig, oder

„Geleeglasauspülung“) zugeben, mildert dies den zum Teil bitteren Geschmack. z. B: 5 EL Sahne, 1 Apfel hinein- reiben, Saft einer (Bio) Zitrone, etwas Salz und 1 Zehe Knoblauch gepresst zuge-

ben, alles gut vermischen.

Salatkräuter waschen und in feine Streifen schneiden, Würzkräuter waschen und fein wie- gen, alles unter die Sauce heben.

Natürlich können Sie auch einfach ein paar Kräuter unter den „nor- malen“ Salat mischen.

Das empfiehlt sich vor allem am Anfang, wenn der Körper Gottes Pow- ernahrung noch nicht so gewohnt ist. Hier ist es wichtig langsam zu essen, gut zu kauen – ohne Hektik!

Wildkräuterrahmsuppe – Wilde Wiesensuppe Die Kräuter (z. B. Brennes- sel, Giersch, Wegerich, Huflattich, Löwenzahn, Sauerampfer, Bärlauch...)

in olivenöl mit einem Stich Butter kurz und leicht anrös- ten, dann dünsten. Dabei ist es wichtig, dass die Kräu- ter ganz trocken sind, am besten ungewaschen, sonst spritzt das Öl und es bilden sich keine feinen Röststoffe (Pilzgeschmack bei Brennessel und Wegerich). Über die gerösteten Kräuter Dinkelvollkornmehl stäuben und mit Brennesselsalz oder Gemüsebrühwürfel gut verrühren.

Mit Milch und Wasser ablöschen.

Der Trick der Cremigkeit der Suppe liegt im ganz langsa- men Ablöschen mit Wasser und Milch und den mehrma- ligen Brei-Phasen.

DEr FrüHLING

Jetzt ist die Hochzeit der Kräuterküche.

Nie mehr im Jahr schmecken die jungen zarten Blätt- chen und Blüten so gut wie im Frühling – grün, zart und voll Vitamine, Mineralstoffe und all den wichtigen Stoffen, die wir noch nicht kennen, aber sehr wohl brauchen um gesund zu bleiben – denn auch heute noch gilt: Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile.

Frühlingsernte – Frühlingsküche:

Blättchen und Blüten von allen essbaren (ungiftigen) Pflanzen kann man testen, am besten mit der „Kau- Lutsch-Technik“.

Verarbeitung:

Wichtig ist wie immer, dass wir die Pflanzen wirklich gut kennen und erkennen oder bei der Ernte jemanden dabei haben/um Hilfe bitten, der sich gut auskennt. Am besten jedes Jahr eine „Jahrespflanze“ aussuchen, die man dann ein Jahr lang beobachtet, sie immer wieder besucht, probiert wie sie schmeckt und wirkt, darüber liest, ausprobiert, was man alles daraus machen kann.

So lernt man sie innig kennen und erkennt sie auch im nächsten Jahr wieder, wenngleich man da vielleicht nur ein paar Blättchen sieht – man hat sie dann im Herzen, erkennt ihr Wesen, ist mit ihr verbunden.

Löwenzahnblüten-Sirup

Aufgeblühte Löwenzahnblüten pflücken, zusammen mit einer zerkleinerten Bio-Zitrone mit Wasser bedecken, kurz und sanft köcheln lassen, ausschalten und über Nacht stehen lassen – abseihen, süßen und weiterverar- beiten (zu Sirup, Gelee...)

Tannwipfelsirup: Man sammelt die jungen, hellgrünen Triebe und/oder die männlichen Blütenstände.

Wer auch die Pollen „einfangen“ möchte, muss den Zeit- punkt – durch regelmäßiges Abklopfen – genau abpas- sen („Blütenstaub“).

Diesen Sirup machen wir am liebsten mit Honig. Triebe mit flüssigem Honig übergießen und 2–3 Wochen in die

Gänseblümchen Giersch (am besten die jungen Triebspitzen zum essen ernten)

Brennnessel

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Sonne stellen. (Wichtig: Deckel nicht fest zumachen) – super Hustensaft!!

Auch gut: wie beim Rumtopf immer wieder weitere Hustenkräuter zugeben und mit Honig übergießen, z. B.

Huflattich, Spitzwegerich, Thymian, Rotkleeblüten und andere „Husten“-Kräuter.

Kräuteröl und einfaches Harzbalsam: Harz von Fichten und/oder Tannen, Kiefern aller Art, Douglasie (zitronig), Lärchen in Olivenöl auflösen (Topf ins Wasserbad!), dann abgießen. Für 100 g Harzbalsam, das Öl mit 10–15 g Bienenwachs zusammen langsam erhitzen bis das Wachs geschmolzen ist. Dieses Balsam ist sehr wär- mend, wundheilend und lindert Schmerzen bei Rheu- ma, Hexenschuß und Gliederschmerzen. Wir verwenden es hauptsächlich als Hustenbalsam. Dazu kommen kurz vor dem Erkalten noch einige Tropfen ätherischen Öls von Fichte, Tanne, Thymian, Cajeput („breitband“

antibiotisch), Melissa officinalis (antiviral), Lemongras (antibakteriell) o. ä. (5 bis max. 30 Tropfen). Auch eine Kombination mit einem Kräuteröl-Siedeauszug ist sehr bewährt (Kräuter kleinschneiden, mit Öl übergießen und einige Stunden im Wasserbad ausköcheln). Dazu eignen sich Kräuter

wie Wegerich, Engel- wurz, Thymian, Melisse (unsere Zitronenme- lisse), Huflattich, auch Rosen, Ringelblumen und Mädesüß – getreu dem Motto meiner Oma:

man nehme so man hat.

Gehen Sie durch Ihren

Garten oder über die Wiesen und schauen Sie, was es gerade gibt und wofür es sich eignet.

Haarwasser-Kräuteressig

Wegerich, Birkenblätter und Brennessel klein schnei- den und mit gutem Obstessig ansetzen – eventuell mit Linden- oder auch Rosenblüten – einige Wochen auf die sonnige Fensterbank stellen – gern noch länger im Keller nachreifen lassen. Als Haarkur vor dem Waschen einmassieren, einwirken lassen und anschließend aus- spülen – gut auch mit Eigelb vermischt (trockenes Haar) und/oder mit Zitrone (fettiges Haar).

Spitzwegerich-Obstessig hat sich bei Schuppen sehr be- währt! Wenn man Haarseife verwendet, neutralisiert der Kräuteressig und pflegt die Kopfhaut. Ein Kräuteressig für die Küche enthält nur wenige Kräuter, ein Heilansatz möglichst viele.

Zum Nachtisch noch etwas ganz Leckeres: Knabber- Knöspchen und Brennnessel-Chips

Geröstete Blätter und Knöspchen: dazu Löwenzahn-, Pipau- oder auch andere Knospen in Olivenöl und/oder

Butter kurz anrösten, mit einem Hauch Brennesselsalz abschmecken – superlecker als Knabberwerk (auch zu- sammen mit gekeimten Kichererbsen geröstet).

Genauso mit Brennesselblättern oder auch Löwenzahn- blätter oder Wegerich (gebratene Lanzen) – mit oder ohne Teigmantel. Dieses Gericht ist auch für die wilde Feuerküche im Schrebergarten sehr geeignet – anschlie- ßend kann man die Reste und noch weitere Kräuter im Topf anrösten, mit Mehl bestäuben, würzen, ablöschen…

weiter wie bei der Wildkräutersuppe.

DEr SoMMEr

Im Sommer kommt zuerst um Johanni (24. Juni) die Hochzeit des Lichts – eine klassische Erntezeit für Heil- pflanzen aller Art.

Im August folgt die Hochzeit der Wärme. Auch eine ganz klassische Erntzeit, die früher Frauen-dreisger hieß und um den 15. August (Maria Himmelfahrt) liegt.

Beide Zeiten eignen sich hervorragend für die Ernte von Blüten und Kräutern für die Küche, für Tees, alkoholi- sche Ansätze und vor allem für die Ansätze in Öl.

Es ist unsere Haupterntezeit der Kräuter im Hausgarten.

Sommerernte – Öle/Alkohol/Trocknen

Blütenfülle zur Ernte – am besten an Blüten- oder Fruchttagen (Thun, Aussaattage)

Ölansätze: Siedeauszüge oder Sonnenauszüge (bei op- timalem Wetter... auch als Langansätze – das gibt die bes- ten Öle), Sonnenreifung; Ölansätze sind die hohe Schule der Kräuterei – vor allem die Langansätze.

Siedeauszüge gelingen leicht und auch bei feuchter Witterung noch gut. Z.B: Johanniskraut, Ringelblumen, Rosen, Lavendel, Wegerich, Kamillen, Gundermann…

• Alkoholische Auszüge

• Heu – die wilde Wiesenmischung Verarbeitung:

Wichtig ist wie immer, dass man die Pflanzen gut kennt und die nun schon bekannten Grundregeln der Ernte beachtet. Bis auf wenige Ausnahmen kann man unse- re heimischen (ungiftigen!) Heilpflanzen und Kräuter immer am besten frisch verwenden.

Eine Konservierung macht nur dann Sinn, wenn die Ern- te so üppig ist, dass man nicht alles frisch verbrauchen kann und so für andere Zeiten (Winter...) oder andere Anwendungen aufarbeitet. Eine ganz klassische Aufbe- wahrung von Kräutern ist das Tocknen.

Kräuteröl zur Handpflege

Salbei, Wegerich, Ringelblumen, Rosenblüten, Gänse- blümchen, Lavendel... mit einem Keramikmesser zer- kleinern und mit Olivenöl im Wasserbad einige Stunden ausziehen, abseihen und mit 15% Sheabutter und 10%

Melisse

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Bienenwachs zu einer Salbe kochen – kurz vor dem Erkalten eventuell etwas ätherisches Lavendelöl zugeben, (geht auch mit Mandelöl gut).

Massageöl für empfindliche, gereizte Haut (und bei müden Füßen)

Lindenblüten klein schneiden, mit gutem Öl bedecken und die Blüten vorsichtig köcheln lassen (ca. 1 Hand voll Blüten auf 1/4 l Öl), dann noch einige Zeit (einige Tage) ziehen lassen, abfiltern – ich finde Mandelöl dafür besonders schön.

Als Lotion: mit dickem, rotem Lindenblütentee mischen

=> vor Gebrauch immer gut schütteln!

Als Salbe: mit 10 % gutem, zer- kleinertem Bienenwachs mischen und so lange erwärmen, bis dieses geschmolzen ist.

Salz-Öl-Peeling (reinigend, statt Seife)

Grobes Salz in ein Glas füllen, Lavendelölauszug oder Lindenblü- tenöl (siehe Massageöl) zugeben, evtl. noch ätherische Öle wie Rose, Rosengeranie oder auch Lavendel sparsam! zugeben (max. 1–2Tr. je 10ml) – Wenn es noch stärker entgiften soll, kann man Oliven und Sesamöl und ätherisches Berglavendelöl dazu verwenden.

Anwendung: Warm duschen, Wasser aus, mit dem Salz- Öl-Gemisch sparsam! abreiben und danach wieder warm duschen (ohne Seife) – gibt eine wunderbar weiche Haut.

Für eine Handwäsche reicht, was an einem Zahnstocher hängenbleibt, für eine Dusche 1 Teelöffel.

Heu – die wilde Wiesenmischung – Von Heu spricht man, wenn man die Kräuter einer ganzen Wiese gemein- sam getrocknet hat.

Heublumen sind die Blüten dieser Mischung und all das, was beim losen Heu unten auf dem Heuboden liegen bleibt, die feinen und kurzen Gräser, die Blüten und Samen. Heu hat im Allgemeinen eine geringe Pol- lenbelastung, da diese bei der Herstellung auf der Wiese zum allergrößten Teil vom Wind davongetragen werden oder auf dem Boden landen. Aus diesem Heu, bzw. den Heublumen kann einen Sud kochen, zum Kochen in der Küche, als Tee, für Auflagen, Wickel und Waschungen.

Bei der Verwendung zu Tee darauf achten, daß es ein- wandfreies, frisches Heu ist. Auch Kissenbezüge kann man damit füllen und als Schlafkissen oder für feucht- warme Auflagen verwenden. Zur Entspannung, Durch- wärmung und in Fluß bringen unter anderem durch die feinen Cumarine der Süßgräser.

DEr HErBST

Die Zeit der wilden und gezähmten Früchte und Früchtchen, der vielen Samen und der letzten Blättchen und Blüten.

Nach einer kalten Sommerzeit kom- men bei uns oft schon wieder einzelne Frühlingsblüten, die wohl hofften, das dies schon der Winter gewesen sei. Sie sind bei uns eine beliebte Salatbeigabe.

Herbsternte – Beerenfülle/Einkochzeit

• Hagebuttenvielfalt

• die letzten Goldruten für Kräuterschnaps und Tee und gegen die Piepser im Ohr

• Wildbeerenallerlei: Aronia, Mispeln, Kornellkirschen, Schlehen…

Verarbeitung:

Beeren/Früchte-Mus, Gelee dörren und in Alkohol ansetzen.

Bei Ansätzen in Alkohol werden sowohl die fettlöslichen, als auch die öllöslichen Inhaltstoffe ausgezogen, also das Wesen der Pflanzen am besten erhalten. Man spricht auch von wesenhaften Urtinkturen. Roger Kalbermatten hat dazu zwei schöne Bücher geschrieben.

Weißdornwein oder Urtinktur – Crataegus ist immer herzstärkend.

Frische Beeren des eingriffeligen oder zweigriffeligen Weißdorns fördern und verstärken die Koronar- und Myokarddurchblutung, fördern die Kraft, die Über- leitungszeit und die Frequenz am Herzmuskel. Bei Herzschwäche (Altersherz), Beklemmungszuständen, Schmerzen der Herzgegend, Herzrhythmusstörungen, Extrasystolen, Angina pektoris, während oder nach Infektionskrankheiten zur Stützung des Kreislaufs, bei Asthma (Herr Kalbermatten empfiehlt 1–3x täglich 4–8 Tropfen), Langzeiteinnahme ist möglich.

Weißdornwein – Herzwein

Das war vor über 40 Jahren der erste alkoholische An- satz, den ich damals als Geschenk für meine Oma Sofie und meinen Opa Rudi gemacht hatte. Seit dieser Zeit ist bei uns im Haus der „Herzwein“ niemals ausgegangen.

Er ist besonders gut zur Stärkung des Herzen, vor allem des Altersherzen, damit das Herz gut durchblutet wird, ein allgemein anerkanntes Herz- und Gefäßpflegemittel, nach Infektionskrankheiten. Die reifen (Mehl-)Beeren von Crataegus monogyna werden kurz angemörsert und in eine weithalsige Flasche gefüllt (am Besten das ganze Glas mit Beeren füllen), mit Portwein aufgießen. Damit der Wein haltbar ist, muß man darauf achten, daß der Ansatz noch ca. 20% Alkohol hat (zur Not mit gutem

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Korn aufspritten). Ich lasse die Beeren so lange wie möglich drin.

Die ersten Wochen stelle ich das Glas ans Fenster (in die Sonne), dann ins Dunkle. Vor Gebrauch kann man dann eine kleine Menge wieder mit Wein verdünnen und auf- brauchen, so bleibt der Rest haltbar und der Weißdorn- wein ist trotzdem nicht zu scharf. Bei Bedarf nehmen wir 1x täglich ein kleines Gläschen (wenn unverdünnt 1 TL).

Gewürzwein zum Genuß und zur Stärkung des Immun- systems, wärmend;

Etwas Zimt, einige Kardamomsamen, kleingeschnittene frische Nelkenwurz oder wenige Gewürznelken, Wurzel und Samen der Engelwurz (Angelika sylvestris) alles frisch gemörsert in eine weithalsige Flasche geben – dazu einige Scheiben frischen Ingwer. Alles mit Weiß- wein übergießen und in der Wärme stehen lassen – bei gut vermörserten Gewürzen kann man schon nach weni- gen Tagen den Ansatz probieren. Ich lasse die Gewürze einfach in der Flasche, so wird der Geschmack mit der Zeit stärker, schärfer.

Wenn die Wunschschärfe erreicht ist, abseihen und in kleine dunkle Flaschen füllen.

Wir lieben ihn vor allem im Winter, auch warm (wobei eigenartiger Weise wir zum erwärmten Genuß lieber Rotwein nehmen, warum weiß ich nicht. (Falls Sie eine Erklärung haben – bitte „mailden“ – christine.pomme- rer@gmx.de)

Bärenfang (aus ostpreußen)

Einer Legende nach mischten findige Bauern in Ostpreu- ßen dieses Getränk zum ersten Mal zum Fangen einiger, großen Schaden anrichtender Bären – später fanden sie selbst Gefallen an dem Getränk. 500ml Honig vorsichtig im Wasserbad verflüssigen und dann mit 500ml Korn (oder Obstler) vermischen – ich nehme nie so viel!! Man kann auch etwas frischen Ingwer oder feingeschnittene (Bio-)Zitronenschale zugeben. Auch eine Variante mit Zimt und Nelken und evtl. Kardamom schmeckt sehr gut – vor allem im Winter. Ein schönes, schnell herzu- stellendes Mitbringsel.

Nettes Buch zum Thema: Nenna von Merhart und Paul Ehrenreich, Heilschnäpse zum Selbermachen (ISBN 3-89604-728-0)

DEr WINTEr

Der Schnee kommt zurück, Eis, Wind, Eiszapfen... es ist gut, wenn man abends am warmen Ofen sitzen kann.

Dies ist die Zeit der Knospen- und Wurzelernte – eigent- lich eine Zeit der Ruhe.

Winterernte – Genusszeit/räuchern

• Harze und Nadeln von Tannen/Fichten

• Knospen zum Knabbern z. B. von Linden

• Duften und Räuchern der gesammelten Kräuter- und Blütenschätze

Verarbeitung:

Vorräte durchschauen, pflegen und weiterverarbeiten, z. B. zu Harz-Husten-Balsam.

Tannen-/Fichten-/Kieferngeist – Urtinktur –

Grüne Zapfen und Zweigspitzen zerkleinern und in Doppelkorn ansetzten, einige Wochen in die Sonne stel- len. Äußerliche Einreibungen bei Muskelkater, Verspan- nungen, Kreislaufschwäche... (mit Lavendel/Wacholder) räuchern und Duften – Pflanzendüfte für Körper, Geist und Seele;

Geschichtliches: Botschaft an den Himmel – zwischen Kult und Medizin. In allen Kulturen und Völkern wurde geräuchert – weltweit – vermutlich entstanden aus dem Gebrauch des Feuers und der „zufälligen“ Beobachtung, daß bestimmte Brennmaterialien bestimmte Düfte erzeugten und auch besondere Wirkungen hervorrie- fen. So war Räuchern seit alters ein beliebtes und viel gebrauchtes Ritual bei unterschiedlichsten Anlässen – einteilbar in 3 Hauptbereiche: für religiöse Zwecke (Gottesopfer, Gebet, Meditation...), für medizinische Zwecke (Reinigung, Desinfektion, Heilung...) und für ganz menschliche Zwecke (Vergnügen (stimmungsauf- hellend...), Parfümierung von Haut und Kleidung (per fumum-Parfum), Schutz und Segen...)

Wie heute die Aromatherapie, als Teil der Phytotherapie, das Heilen mit Düften wieder aufgegriffen hat, und nun vieles wissenschaftlich untersucht und bestätigt wird, so hat man seit alters die Düfte, die Seelen der Pflanzen durch Wärme, bzw. Feuer entlockt und nutzbar gemacht.

Der Geruchssinn ist entwicklungsgeschichtlich einer unserer ältesten Sinne.

Aus dem Riechhirn hat sich später die Großhirnrin- de, das Denkhirn, entwickelt. Die Riechzellen sind die einzigen Sinneszellen, die regelmäßig erneuert werden – schon daran kann man die Wichtigkeit des Geruchsinnes ablesen. Die Duftmoleküle gelangen sofort in das limbi- sche System, ohne Umweg und ohne Einflußmöglich- keit des Verstandes. Dort beeinflussen sie (unbewußt) unsere Gefühle, wirken auf das vegetative Nervensystem und die Regulation der Hormone... Wir verbinden Gerü- che mit Begegnungen, Situationen, Gefühlen: es riecht zum Beispiel nach „zuhause“, nach dem ersten Schul- ranzen, wie bei der Oma, nach dem ersten Date...

Darüber erklärt sich auch die starke Wirkung des duften- den Rauches auf unsere Psyche, unser Befinden, unsere Stimmungen und Gefühle.

Ich hab ein Räucherstövchen entwickelt, das Kräuter

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Harze und Blüten ao sanft erwärmt, dass Blüten ihre Süfte – ihre Seelchen – uns schenken. Man gibt die frischen oder getrockneten Kräuter n kleiner Menge auf das Räuchersieb. Es ist wichtig das der Geruch ange- nehm ist. Auch Harze dürfen auf das Edelstahlsieb, am besten nur ein Stäubchen davon – das reicht für den Duft und verklebt nicht das Sieb. Die Wirkung ist meist von der normalen Verwendung ableitbar, und dennoch erweitert.

Tanne – Fichte – Kiefer – Lärche – Douglasie – Von den Piniaceen kann praktisch alles geräuchert werden, Nadeln, Rinde, Holz, Knospen, Zapfen und alte trocke- ne Harze (riechen viel feiner). Kräftigend, heilend bei Atemswegserkrankungen, desinfizierend, reinigend, tröstend, innerlich wärmend, besänftigend, ernerge- tischer Schutz vor negativen Energien. Hildegard von Bingen schreibt in ihrer Naturkunde: „Die Tanne ist mehr warm als kalt und enthält viele Kräfte. Sie ist ein Sinnbild der Stärke. Geister hassen Tannenholz und vermeiden Orte an denen sich solches befindet.“

Beifuß – Artemisia vulgaris hüllend und wärmend, gibt Energie, stärkt die Lebenskraft und wirkt energetisch reinigend, hilft sich zu öffnen.

Eisenkraut – Verbena officinalis das blühende Kraut wirkt versönend, ausgleichend, stärkend und Frieden bringend (Diplomatenkraut)

Engelwurz – Angelica Wurzeln und Samen wirken reini- gend und desinfizierend (zu Pestzeiten), lichtbringend, hüllend und schützend

Schöne Bücher zum Thema: von Marlies Bader „Räuchern mit heimischen Kräutern“ oder von Susanne Fische-Rizzi „Botschaft an den Himmel“

KLEINE PFLANzENKUNDE AUS DEr VoLKSMEDIzIN

„Im Allgemeinen gilt...“ rand-Bemerkung:

Unsere Erfahrungen decken sich in der Regel mit den volksmedizinischen Überlieferungen und dienen in erster Linie der Vorbeugung und Gesunderhaltung.

Wir stellen rein rechtlich gesehen also keine Heilmittel, sondern Gesundheitspflege- und Lebensmittel her. Es ist eine Bereicherung unseres Speisezettels zur gesund- heitlichen Vorbeugung und Stärkung der Selbstheilungs- und Abwehkräfte unseres Körpers.

Die Herstellung von Heilmitteln unterliegt dem Arz- neimittelgesetz. Bei Erkrankungen bitte zum Arzt Ihres Vertrauens gehen!

„Alte Weisheit“ unserer Sprichworte führt uns oft zu Zusammenhängen, die wir heute wieder über die asia- tische Medizinrichtungen (TCM/Ayurveda..) einführen.

Sie sind heute so aktuell wie eh und je – nur wurden sie

bei uns vergessen. Nicht umsonst gab es früher „Zip- perleinkräuter“ für alle Gelenkerkrankungen. Nicht weil die Menschen damals zu dumm waren zwischen Gicht, Rheuma, Arthrose etc. zu unterscheiden, sondern, weil sie noch um die Zusammenhänge wußten. Diese Organ- systemik findet sich noch in unseren alten Sprichworten.

Beispiel: „läuft die Galle über“ oder „…die Laus über die Leber“ „man kann es nicht mehr sehen“. Zum System Leber/Galle gehören Muskeln/Sehnen/Gelenke, auch die Augen und Ärger, Wut, Zorn, alles was uns nervt/ärgert, da helfen die „Zipperleinkräuter“, Pflanzen für Gelenke und zur Ausleitung/Entgiftung. Zum Beispiel:

Schafgarbe – Achillea millefolium – Junge Blättchen für Frischpflanzensäfte, Blüten zu Tee, als Gewürz, für Sal- ben/Öle, Bäder, starker Tee/Heukissen als Leberwickel, in Heusäckchen. Enthält viele Mineralstoffe (besonders Kalium), Azulenogene, Bitterstoffe, einige Phenolcar- bonsäuren (Kaffesäure und Salicylsäure), Gerbstoffe, Cu- marine und Flavonoide. Sie wirken sekretionsanregend, entkrampfend, blähungs- und entzündungshemmend und wundheilend. Eine Besonderheit: durch die Destilla- tion wird das echte ätherische Schafgarbenöl blau – wie die echte Kamille.

Löwenzahn – Taraxacum officinalis – ganze, frische, blühende Pflanze, als Gemüse, Tee, Limo, „Kaffee“...

– Bitterstoffe, Vitamine und viele Mineralstoffe (z. B. Kalium). Zur Anregung der Leberfunktion, besonders, wenn die mangelnde Funktion zu Erstarrungs-, Ermü-

dungs- und Stauungsprozessen führt, Ausleitung und Entgiftung über die Leber („Aufbrechen der Erstarrung“

– grad so wie der kleine Keimling den Asphalt durch- bricht), bei Störungen des Gallenflusses, mangelnder Fettverdauung, Verstopfung, bei Schwäche und chroni- scher Müdigkeit, verdauungsbedingtem Kopfschmerz, Kältegefühl in den Extremitäten, aufbrechen und lösen seelischer Stauungen und Erstarrung verbunden mit Ärger, Wut, Zorn – und 3-Uhr-Erwachen.

Giersch – Aegopodium podagraria – ganze oberirdische Pflanze, am besten schmecken die kleinen, noch ledri- gen Blättchen als Wildgemüse (Neunerleikräuter), Tee, Frischpflanzensaft, Ur-/Tinktur, Umschläge/Auflagen. In alter Zeit war der Giersch eine hochgeschätzte Heilpflan- ze, eines der wichtigen „Zipperleinkräuter“ bei allen Erkrankungen der Gelenke („77 Gichte“) – Gicht, Rheu- ma, Arthritis, Arthrose – wie schon der Name podagraria zeigt. Podagra war die (Großzehen)Gicht. Dort beginnt auch der Lebermeridian. Ein klassisches Zeichen für eine Blockade des Systems (noch keine Erkrankung!) ist der Tinitus-Brummer und ein Erwachen morgens um 3

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