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Archiv "ERLANGEN: Das Primat hat das Leben" (13.11.1992)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

ERLANGEN

Zu dem Kommentar „Ärzte wollen Kind einer hirntoten Frau retten: ,Würdelos"` von Gisela Klinkhammer (Kli) in Heft 44/1992:

Anonym

Als seit neun Jahren eme- ritierter Direktor der Univer- sitäts-Frauenklinik in Erlan- gen müßte Sie meine Stel- lungnahme interessieren:

Als die Kollegen auf der Intensivstation der Chirurgi- schen Klinik eine schwerwie- gende Entscheidung treffen mußten, hat der Vertreter der Frauenklinik vergeblich versucht, mich zu erreichen.

Ich war in der entscheiden- den Zeit nicht in Erlangen.

Stellungnahmen sind inzwi- schen in großer Zahl in der lokalen, vor allem aber auch in der überregionalen Presse erfolgt. In einem ganz ent- scheidenden Punkte unter- scheiden sie sich alle von der Mitteilung im Organ der deutschen Ärzteschaft. Der Autor beziehungsweise die Autorin bleibt anonym. Das Zeichen Kli dürfte nur für die Schriftleitung eine Aussage bedeuten.

(Der Name läßt sich an- hand des Impressums leicht idenhfizieren. Die Red.)

Dieses Verhalten der re- präsentativen deutschen Zei- tung der Ärzte ist nun wirk- lich würdelos.

Prof. Dr. med. Karl Gün- ther Ober, Am Meilwald 26, W-8520 Erlangen

Stimmungspopulismus

Den veröffentlichten Arti- kel finde ich der Bedeutung des Ärzteblattes nicht ange- messen.

Den Artikel mit „würde- los" zu überzeichnen, wenn versucht wird, das höchste Recht — nämlich das Recht auf Leben — für einen Föten zu verwirklichen! In diesem Artikel wird in herablassen- der Weise angedeutet, daß das Leben ohne Eltern wohl minderwertig sei. Es wird zu- dem so getan, als ob Mei- nungsumfragen hier etwas zu

sagen hätten, das ist billigster Stimmungspopulismus.

Es wird durch diesen Arti- kel auf dem psychologischen Sektor viel Unheil angerich- tet.

Was mich angeht, sind Sie durch diesen würdelosen Ar- tikel nicht Sprachrohr der Ärzteschaft!

Dr. med. Helmut Franck, Kapuzinerstraße 17, W-8880 Dillingen/D onau

Ignoranz und Blindheit

Ich habe nur zweimal in meinem Leben die Bildzei- tung gekauft. Einmal als Ju- gendlicher im Urlaub in Süd- frankreich, als es schlichtweg keine andere deutsche Zei- tung gab, und einmal vor we- nigen Tagen, als mir die Überschrift „Ihr Ärzte seid pervers" am Kiosk ins Auge stach.

Im Grunde ist dieser Aus- sage nichts mehr hinzuzufü- gen.

Oder lassen Sie es mich noch ehrlicher ausdrücken:

da wollen wieder einmal kar- rieresüchtige und veröffentli- chungsgeile Kollegen ein Ex- periment machen, wobei sie das Versuchsobjekt, in die- sem Falle ein ungeborenes Kind in der 16. Schwanger- schaftswoche, wahrscheinlich überhaupt nicht interessiert.

Als ein in der Psychiatrie und Psychotherapie tätiger Arzt glaube ich zu ahnen, welcher Weg dem Kind, falls das Experiment gelingen soll- te, bevorsteht. Ich will gar nicht weiter differenzieren.

Im Grunde macht mich die Ignoranz und Blindheit dieser Kollegen im Moment fas- sungslos.

Dr. med. Alexander Zim- mer, Munzachstraße 14, CH-4410 Liestal

Einzig richtiger Weg

Der Kommentar war ja wohl die verbrauchten drei Spalten nicht wert. Wir wol- len zu Ihren Gunsten anneh- men, daß die/der Verfasser/in wohl nicht vom ärztlichen Fach ist; dann wäre es doch

für den Leser wichtig zu er- fahren, welche spezielle Qua- lifikation sich hinter der Schreiberin so perfekt verber- gen kann.

Meines Wissens handelt es sich bei dem zur Debatte ste- henden Nasciturus nicht um einen Embryo, wie mehrfach behauptet, sondern um einen Fötus. Sollte das für Sie wirk- lich keinen Unterschied ma- chen? Solches in einem „Ärz- te"-Blatt zu lesen, stimmt mich doch sehr nachdenklich.

Es ist ein grundfalscher rechtsphilosophischer An- satz, die „Menschenwürde"

prinzipiell dem (Recht auf) Leben überzuordnen, denn Menschenwürde ist dem Be- griff nach an menschliches Leben gebunden. Die (von mir nicht bestrittene) Würde einer (Hirn-)Toten ist davon grundsätzlich zu unterschei- den und nicht durch das Grundgesetz geschützt. Sie ist deshalb dem Recht auf Leben des Fötus untergeordnet.

Was von dem Rang der Wür- de von Oma und Opa zu hal- ten ist, wenn es um ein Men- schenleben geht, liegt ja wohl auf der Hand.

Es wird ferner die

„schreckliche"(?) Vorstellung aufgezeigt, das noch zu gebä- rende Kind müsse mit der bit- teren Realität des Presserum- mels und dem Wissen um die Umstände seiner Geburt le- ben. Offensichtlich hält die Kommentatorin das Leben unter diesen „schrecklichen"

Umständen für schlimmer als einen frühen Tod im Mutter- leib. Nota bene: es geht hier nicht um Pietät, nicht um widrige Lebensumstände und nicht um „wahrscheinliche"

(?) bleibende Schäden. Es geht hier um das Leben eines gesunden Fötus, der alle Ent- wicklungsmöglichkeiten eines durchschnittlichen Neugebo- renen haben wird. Mit wel- chem Recht will man (frau) das zunichte machen?

Sollte Ihnen die rechtsphi- losophische Erörterung zu trocken sein oder zu theore- tisch, dann stellen Sie sich folgende Frage:

Wer soll den Schalter um- legen? Wer soll die Verant-

wortung dafür tragen, daß ein gesundes Leben, dem nichts entgegensteht außer „Pietät", das heißt, der Würde einer Leiche, ausgelöscht wird?

Sollten Sie aber der Meinung sein, daß der Fötus besser in Würde sterben solle als „wür- delos" leben, so melden Sie sich freiwillig. Haben Sie mal auf einer Intensivstation ge- arbeitet?

Damit das klar ist: Natür- lich sträubt sich das Empfin- den des Menschen zunächst dagegen, ein Kind in einer Leiche heranwachsen zu las- sen. Natürlich fallen einem dazu zunächst alle Sünden von Gesetzgebung, Recht- sprechung und technisierter (Intensiv-)Medizin der letz- ten Jahrzehnte ein, dazu noch die schlimmen Aussichten der Gentechnik und der In- Vitro-Fertilisation.

Aber man darf sich von diesen Assoziationen nicht den Blick verstellen lassen darauf, daß es sich hier um völlig andere Gegebenheiten handelt. Der Weg, der jetzt in Erlangen beschritten wird, ist der einzig richtige. Aus Grün- den der Menschlichkeit.

Dr. med. Michael L. Mei- ser, Engelbertstraße 38, W-5790 Brilon

Die Kosten...

Juristische und ethische Argumente für die ärztlichen Maßnahmen sind umstritten.

Die Solidargemeinschaft der Krankenkassen ist verpflich- tet zur Prophylaxe und Hei- lung von Krankheiten.

Der Embryo ist angeblich (noch) gesund. Die Mutter ist tot. Kommen die Ärzte, Dr.

Scheele und sein Chefarzt, für die Kosten aus eigener Tasche auf?

Dr. Kurt Weidner, W-8110 Riegsee-Aidling

Das Primat hat das Leben

Mit Ihrem Kommentar bin ich absolut nicht einverstan- den. Wenn man die Proble- matik unter Ärzten — und nicht unter Laien — disku- A,-3838 (6) Dt. Ärztebl. 89, Heft 46, 13. November 1992

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tiert, so sollte man das Schlagwort „Hirntod" ver- meiden, wenn man die gewiß wohl irreversible Funktions- losigkeit des Gehirns meint (auch hier dürften aber auch Restfunktionen zur vegetati- ven Steuerung erhalten sein!). Der Begriff „Hirntod"

wurde eingeführt, um Trans- plantationen lebender Orga- ne auf andere Menschen juri- stisch zu ermöglichen — also zu einem für einen anderen Menschen lebensrettenden Eingriff. Das Primat hat hier das Leben, das wir ärztlich so gut wie möglich schützen wol- len. Wenn das Gehirn tat- sächlich vollständig „tot" wä- re, würden die vegetativen Funktionen sich nicht mona- telang erhalten lassen! Ich möchte mich damit nicht zur Frage der Organtransplanta- tion äußern, die hier nicht an- steht.

Es geht aber vor allem auch um das Leben des Kin-

Schauriges Experiment

Den Kommentar finde ich sehr begrüßenswert. Endlich von ärztlicher Seite ein kri- tischer Kommentar, so daß deutlich wird, nicht „die Ärz- te", sondern einige wagemuti- ge (oder ehrgeizige?) Ärzte stehen hinter dem schaurigen Experiment eines Embryos in toter Mutter.

Ehrfurcht vor dem Leben und Ehrfurcht vor dem Tod gehören zusammen — wie gut, das auch mal von ärztli- cher Seite zu hören!

Ich stelle mir die Gefühle der Eltern der toten 18jähri- gen vor. Sie wurden in einer Situation von Schock und Un- sicherheit zu einer Entschei- dung gedrängt, und die Öf- fentlichkeit war immer dabei.

Können sie jetzt ihre Tochter wirklich betrauern? Sie beka- men ja keine tröstende Trau- erfeier, keine Beerdigung, kein Grab... Müssen sie sich statt dessen jetzt auf das En- kelkind freuen?

Und mischen sich nicht ungewollt Gefühle von Stolz und besonderer Bedeutung angesichts einer medizini-

des, das mit voller genetischer Ausstattung heranwächst.

Hier würde, wenn man das durch technische Hilfe mögli- che Leben der Frau, die den Tod ja nicht gesucht hat, ab- bricht, zumindest ein Akt der Tötung vollzogen. Wir kön- nen natürlich nicht den Wunsch der Frau kennen, die vielleicht gerade dadurch, al- so durch das Weiterleben nach ihrem persönlichen Tod, eine letzte Erfüllung er- fährt.

Aber: In meiner Kieler Zeit haben wir selbstver- ständlich eine durch Hirnve- nenthrombose zerebral funk- tionslose Schwangere über Monate hin am Leben erhal- ten, bis das gesunde Kind ge- boren war...

Ist Ihr Kommentar unse- res Berufes und des Ärzte- blattes würdig?

Prof. Dr. med. Richard M.

A. Suchenwirth, Kienbach- straße 4, W-8036 Herrsching

schen Großtat mit ein, bei der sie eng beteiligt sind? Ich möchte wissen, ob die Ärzte, die die Entscheidung zur künstlichen Aufrechterhal- tung der Schwangerschaft tra- fen, sich klar machten, in wel- ches Chaos von einander wi- derstreitenden Gefühlen sie die Eltern der Verstorbenen gebracht haben.

Taalke Walter, Cornelius- straße 46, 4000 Düsseldorf 1

Gleichberechtigtes Mitglied

Berichterstattung und Kommentar unter der meines Erachtens paradoxen bezie- hungsweise wirklich zutref- fenden Überschrift „Würde- los" haben mich empört, zor- nig gemacht und letztlich er- schüttert.

Wenn schon die Allge- meinpresse von „Leiche",

„menschlichem Brutkasten", von „hirntoter Frau" usw.

spricht, wäre von unserer Zei- tung Auseinandersetzung auf einem anderen Niveau zu er- warten gewesen, als sich die- ser taktlosen und oberflächli- A,-3840 (8) Dt. Ärztebl. 89, Heft 46, 13. November 1992

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