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Archiv "KARRIERE: Lösung: Quotierung" (15.05.1992)

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KARRIERE

Zu dem Beitrag „Ärztinnen und Karriere: Etliche Hinweise auf freiwilligen Verzicht" von Dr. phil.

Monika Sieverding in Heft 4/1992 noch ein weiterer Leserbrief:

Lösung: Quotierung

Verzichten Ärztinnen wirklich freiwillig auf ihre Karriere? Ich glaube dies nicht! Der Medizinbetrieb ist hierarchisch, stark männlich dominiert und alles andere als frauenfreundlich. Diese Aussage ist nicht neu und leicht belegbar, zum Beispiel mit den Vergleichszahlen bei der Ärztearbeitslosigkeit. Der Anteil der Ärztinnen beträgt zur Zeit zirka 55 Prozent, ihr Anteil an der Gesamtärzte- schaft aber nur zirka 30 Pro- zent. Vor allem in den opera- tiven Fächern wie Chirurgie oder Orthopädie werden Ärz- tinnen bei der Einstellung be- nachteiligt. Die Diskriminie- rung ist hier die Regel und nicht die Ausnahme, und sie ist so alltäglich, daß sie als normal angesehen wird. Der Chefarzt, der seit Jahren kei- ne Ärztin beschäftigt hat, wird auf die Frage, ob er Frauen diskriminiere, dies voll Empörung bestreiten.

Wegen dieser Benachteili- gung gelingt es Ärztinnen deutlich seltener als ihren Kollegen, einen Facharzttitel zu erwerben. Dies zeigt sich am Beispiel der Orthopädie besonders deutlich. Es gibt 157 operativ tätige orthopä- dische Kliniken in den alten Bundesländern mit zirka 1500 Assistenzarztstellen, nicht einmal 10 Prozent sind mit Ärztinnen besetzt, dieser An- teil sinkt ständig. In mehr als der Hälfte wurde in den letz- ten fünf Jahren keine Assi- stenzärztin beschäftigt. Insge- samt sind nur zirka 150 Stel- len für Frauen offen. Bei ei- ner Weiterbildungszeit von vier Jahren sind im Jahr zwi- schen 30 und 50 für Frauen offene Stellen neu zu beset- zen. Etwa die Hälfte werden von übernommenen ÄiP, ei- nige Stellen über Beziehun- gen, die Tochter eines Kolle- gen usw., besetzt. Für den

Rest der Bewerberinnen blei- ben vielleicht zehn neu zu be- setzende Stellen übrig. Wenn Ärztinnen bei der Einstellung mit ihren Kollegen gleich be- handelt würden, wären es et- wa 200 Stellen.

Meistens schreibt man Le- serbriefe, weil man selbst be- troffen ist, dies gilt auch für mich. In den letzten drei Jah- ren habe ich bundesweit (alte Bundesländer) mehr als 500 Bewerbungen geschrieben, Ergebnis zirka zehn Vorstel- lungen, zwei versprochene Stellen, zwischenzeitlich wur- den sie anderweitig besetzt, jeweils mit einem Kollegen.

Als Mann hätte ich keinerlei Probleme, angestellt zu wer- den. Es ist oft genug gesche- hen, daß ein objektiv schlech- ter qualifizierter Kollege, wenn wir uns gleichzeitig um eine Stelle bewarben, sie be- kam und ich nicht einmal ei- nen Vorstellungstermin, aber dafür mit wendender Post die Bewerbungsunterlagen zu- rück.

Frauen dürfen auf Grund ihres Geschlechts nicht be- nachteiligt werden, so sagt das Grundgesetz, und so ver- langen es unsere Standesre- geln. Papier ist geduldig, in der täglichen Praxis kümmert es wenige. Quotierungen für die Einstellung sind sicher keine glückliche Lösung die- ses Problems, aber wenn sich die Einstellung der Klinik- chefs gegenüber den Ärztin- nen nicht ändert, wird nichts anderes übrig bleiben.

Man(n) bedenke, daß viele Klinikchefs schon eine Quo- tenregelung eingeführt ha- ben, nämlich eine 100-Pro- zent-Quote für unsere männ- lichen Kollegen.

Dr. med. Karin Honecker- Köddermann, Friedrich- Ebert-Straße 44, W-7410 Reutlingen

Die Redaktion veröf- fentlicht keine anonymen Zuschriften. In besonde- ren Fällen werden Briefe ohne Namensnennung publiziert — aber nur dann, wenn der Absender bekannt ist. DÄ

RECHNUNGEN

Gedanken zur gegenseitigen Rechnungsstellung unter Kollegen:

Ein degenerierter Berufsstand?

Mit Schreiben vom März 1992 teilt die Vereinte Kran- kenversicherung-AG ihren Mitgliedern mit, daß auch die Kosten bei der Ärzte-Grup- pen-Krankenversicherung da- voneilen.

Fazit: Beitragserhöhung bis zum Teil fast 50 Prozent.

„Gestiegene Behandlungs- häufigkeit und -intensität ne- ben Pflegesätzen, Hilfsmit- teln und Medikamenten"

werden als Gründe für die Kostensteigerung auf diesem Nebenmarkt des Gesund- heitswesens angeschuldigt.

Leider ist es wahr, daß die Unsitte, sich gegenseitig Rechnungen zu stellen, land- auf, landab eingerissen ist, ja, sogar vor einigen Jahren an gleicher Stelle von Kollegen propagiert wurde. Jetzt haben wir also damit den Versiche- rungen das Alibi der Bei- tragserhöhungen . geliefert und sind damit in unserem Anspruchsdenken in nichts besser als unsere Bevölke- rung, der wir mit Recht die Selbstbeteiligung an den Krankheitskosten anraten und selbst aber nicht vorle- ben.

Trotz Mehr- und Umver- teilung der Arbeit (AiP-Sy- stem und „Ärzteberg" und hohe Ärzte-Arbeitslosenzahl) bei gleichbleibender, ja sin- kender Bevölkerungszahl sind wir und unsere Familien also kränker (erhöhte Be- handlungshäufigkeit und -in- tensität) und besonders auf dem ambulanten und medika- mentösen Sektor bedürftiger geworden.

Die ganze Laborflöte, ein- mal Röntgen ganzer Mensch, Koloskopie und weitere Spe- zialuntersuchungen, mög- lichst mit Kontrolle bei bana- lem grippalem Infekt, CT und Frischzellenkur bei Husten der Ehefrau, muß das sein, Herr Kollege?, Frau Profes- sor?, sind wir wirklich fach- lich und körperlich schon so

degeneriert, daß einer dem anderen nicht helfen kann, sondern nur fähig ist, die Hand aufzuhalten? „Die Kas- se zahlt es ja!" Klar, sie ge- winnt sogar mit daran.

Also zurück marsch, marsch zur ehrenvollen und honorarfreien Kollegenbe- handlung und runter mit den Versicherungsbeiträgen!

Dr. med. Wolfgang Carl6, Alte Pressecker Straße 11, W-8652 Stadtsteinach

SPRACHLICHES

Zu dem Leserbrief „Ergän- zung" von Prof. Dr. W. Geinitz in Heft 12/1992, in dem er die Schreibweise von I. H. Schultz kor- rigiert:

Beide Schreibweisen richtig

Professor W. Geinitz be- mängelt die Schreibweise „I.

H. Schultz" von Professor R.

Suchenwirth für den Begrün- der des autogenen Trainings, es müsse „J. H. Schultz" hei- ßen.

Mir scheint, daß beide recht haben! Zwar lautet der volle Name Johannes Hein- rich Schultz, aber auf Wunsch von Schultz selber hat sich die Abkürzung „I. H. Schultz"

eingebürgert.

Schultz lebte und wirkte in Berlin und wurde von seinen Schülern scherzhaft als der

„Gott des autogenen Trai- nings" bezeichnet. Das soll er sich gern gefallen lassen ha- ben, nur wollte er es nicht in der Berliner Version „Jott"

hören und war allergisch da- gegen, „J. H. Schultz" tituliert zu werden.

Dies erfuhr ich aus erster Hand von der gerade verstor- benen Präsidentin der Deut- schen Gesellschaft für Ge- sundheitsvorsorge, Frau Dr.

Gisela Eberlein, die langjäh- rigen Kontakt zu Schultz hatte.

Frau Dr. Eberlein nahm den Wunsch von Schultz so ernst, daß sie nie anders als per „I. H. Schultz" von ihm sprach.

Taalke Walter, Cornelius- straße 46, W-4000 Düsseldorf A1 -1810 (10) Dt. Ärztebl. 89, Heft 20, 15. Mai 1992

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