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Grasland- und weidebasierte Milchproduktion

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Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau Band 16

Grasland- und weidebasierte Milchproduktion

Internationale Weidetagung vom 21. bis 22. August 2014 in Zollikofen, Schweiz

B. Reidy, B. Gregis, P. Thomet (Hrsg.)

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Grasland- und weidebasierte Milchproduktion

Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau Band 16

Referate und Poster der internationalen Weidetagung 2014 in Zollikofen, Schweiz

Herausgeber: B. Reidy, B. Gregis, P. Thomet Bild: M. Sutter

Druck: Jordi AG, Belp ISBN: 978-3-033-04690-0

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Förderung der graslandbasierten Milchproduktion als Alternative zu den maisbasierten Systemen und Beitrag zur Nachhaltigkeit (Ökobilanzierung) Vorträge

Förderung der graslandbasierten Milchproduktion in der Schweiz 5 B. Reidy, S. Ineichen

Ökobilanz der graslandbasierten Milchproduktion: Stärken, Schwächen und

Verbesserungspotentiale 11

T. Nemecek, M. Alig, M. Sutter

Wirtschaftlichkeit von Weidehaltung und Stallhaltung im Vergleich 17 Ch. Gazzarin, M. Höltschi

Posterbeiträge

Die Vorzüglichkeit der Weidemilchproduktion – Erfolgsfaktoren für eine wirtschaft-

liche Weidenutzung 23 L. Kiefer, F. Menzel, R. Over, E. Bahrs

Optimierung von Milchproduktionssystemen mit Eingrasen – Systemvergleich

Hohenrain II 27

P. Hofstetter, F. Akert, L. Kneubühler, P. Kunz, H.-J. Freiy, J. Estermann, W. Gut, M. Höltschi, H. Menzi, R. Petermann, H. Schmid, B. Reidy

Mehrwerte der grasland- und weidebasierten Milchproduktion Vorträge

Einfluss der Fütterung auf die Zusammensetzung der Milchinhaltsstoffe 32 W. Bisig, C. Bär, M. Sutter, B. Reidy, C, Egger, R. Portmann

Imagewirkung von weidenden Kühen 43 D. Weiß

Posterbeiträge

Fettsäurenmuster der Milch bei Vollweide oder TMR-Fütterung 49 U. Wyss, J. Mauer, H. Frey, P. Hofstetter

Effects of season and breed on milk fatty acid composition 53 T. Baars, M. Liberacka, C. Rohrer, G. Jahreis

Dairy farmers’ attitudes towards grazing – Results from a preliminary survey in

Germany 55

T. Becker, M. Kayser, B. Tonn, J. Isselstein

Vergleich der Effekte von Weidefutter und konserviertem Futter auf die Gesund-

heit, die ruminale Fermentation und die Leistung bei Milchkühen 58 M. Schären, U. Meyer, D. Albers, G. Breves, J. Isselstein, S. Dänicke

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Kuhtyp für die grasland- und weidebasierte Milchproduktion Vorträge

Züchten von Kühen für eine effiziente graslandbasierte Milchproduktion 61 P. Thomet, S. Ineichen, H. Jörg

Vergleiche österreichischer Kuhtypen in einem alpinen Low-Input-Weidesystem 71 M. Horn, A. Steinwidder, R. Pfister, W. Zollitsch

Die Auswirkung von Kraftfutter bei weidenden neuseeländischen und schweizer- ischen Holsteinkühen auf die Milchleistung, Futteraufnahme, Aktivität und das

Verzehrsverhalten 77

F. Schori, C. Heublein, K.-H. Südekum, F. Dohme-Meier

Posterbeiträge

Untersuchungen zum Energiebedarf von weidenden Milchkühen 80 A. Münger, S. Thanner, F. Schori

Nachkommenvergleich von HF-Bullen unterschiedlicher Populationen in Weide-

betrieben im Zeitraum 2010 – 2021 83 E. Leisen, S. König

Professionelle Weideführung, Weidetechnik, Wahl des Weidesystems Vorträge

Langjährige Erfahrung mit dem Kurzrasenweidesystem für Milchkühe 85 P. Thomet, M. Hadorn, A. Wyss

Professionelles Umtriebsweidesystem für Milchkühe 91 S. Käch, J. Pitt, D. Eastes

Weidebasierte Milchviehhaltung in Deutschland 98 E. Leisen

Weidebasierte Milchproduktion in Bayern 102 S. Steinberger, H. Spiekers

10 Jahre Betreuung von On-farm Weideprojektken mit Milchvieh: Methodik und

Ergebnisse 107

H. Kohnen, J. Boonen, G. Conter

Posterbeiträge

SOLID-DSS – eine Online-Anwendung zur Abstimmung von Grundfutterangebot

und –bedarf auf Bio Low Input Milchviehbetrieben 114 L. Baldinger, J. Vaillant, W. Zollitsch, M. Rinne

C-Dax Pasturemeter oder Herbometer zur Schätzung der Grasmasse 117 F. Schori

Autograssmilk – EU Projekt zur Kombination automatischer Melksysteme mit

Weidehaltung 119

H. Kohnen, G. Conter, D. Kloecker, P. Steichen

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Unterschiedliche Aufwuchshöhen bei simuliertem Koppelsystem und deren

Auswikung auf Ertrag und Graszuwachs 123 W. Starz, A. Steinwidder, R. Pfister, R. Hannes

IG Weidemilch 127

S.Stohler-Rhyner

Milchproduktion mit Wiesenfutter als alleinige Futtergrundlage:

Futterbau- und Herdenmanagement eines Vollweidebetriebs 128 S. Ineichen, P.Thomet

Schaffen von vielseitigen, produktiven Pflanzenbeständen zum Weiden Vorträge

Standardmischungen für die Weidenutzung mit AGFF-Gütezeichen 132 E. Mosimann, R. Frick, D. Suter

Mischungseffekte unter unterschiedlichen Bedingungen 136 O. Huguenin-Elie, R.P. Collins, N.J. Hoekstra, D. Hofer, S. Husse, D. Suter, M. Suter,

A. Lüscher

Inhaltsstoffverläufe im Weidefutter auf vielfältigen Dauerweidebeständen im inner-

alpinen Klimaraum 142 W. Starz, A. Steinwidder, R. Pfister, R. Hannes

Posterbeiträge

Schätzung der nXP-Gehalte in Futterleguminosen und Wiesenkräutern mittels modifiziertem Hohenheimer Futterwerttest – unter besonderer Beachtung der

Gehalte an Tanninen und Gesamtphenolen 148 M. Hamacher, R. Loges, R. Blank, S. Wolffram, F. Taube

Entwicklung von weidetauglichem Rotklee 152 B. Boller, P. Tanner, B. Graf, F. Schubiger

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Förderung der graslandbasierten Milchproduktion in der Schweiz

B. Reidy, S. Ineichen

Berner Fachhochschule, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, Schweiz

beat.reidy@bfh.ch

Geographische und klimatische Rahmenbedingungen

Aufgrund der speziellen geographischen und klimatischen Lage am Alpenbogen haben Wiesen und Weiden als Landschaftselement flächenmässig in der Schweiz die grösste Bedeutung. Von den knapp 1.6 Mio Hektaren landwirtschaftlich genutzten Flächen (inklusive Alpwirtschaftsflächen) bestehen rund 80% aus Grasland. Der grösste Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche befindet sich nördlich der Alpen im Mittelland und in den Voralpen. Aufgrund der topographischen Gege- benheiten ist der Anteil an offenem Ackerland mit rund 20% der landwirtschaftlichen Nutzfläche im internationalen Vergleich relativ gering. Die ackerbaulich nutzbaren Standorte finden sich im We- sentlichen im Mittelland, der Region zwischen Jura und Alpen, die zugleich mit 426 Personen pro km2 eine sehr hohe Siedlungsdichte aufweisen (AVENIR SUISSE 2012). Während das Ackerland in zunehmendem Masse in Konkurrenz mit den Siedlungsflächen steht, sind die Alpwirtschaftsflä- chen in Folge abnehmender Nutzungsintensität durch Verwaldung bedroht. Insgesamt hat die landwirtschaftliche Nutzfläche in den letzten 24 Jahren um rund 5.4 % abgenommen (Tabelle 1).

Verschiedene agrarpolitische und gesellschaftliche Bestrebungen setzen in jüngster Zeit auf einen vermehrten Schutz der Landwirtschaftlichen Nutzfläche, insbesondere des fruchtbaren Ackerlan- des.

Tab. 1: Flächennutzung in der Schweiz (BFS 2009).

Kategorie 2004/2009 Veränderung seit

1990

Siedlungsfläche 307’897 +23.4%

Landwirtschaftsflächen 1’481’669 -5.4%

Obst, Reb- und Gartenbauflächen 50’973

Ackerland 407’069

Davon Kunstwiesen1 133’208

Davon Silomais1 47’643

Naturwiesen, Heimweiden 509’767

Alpwirtschaftsflächen 513’860

Bestockte Flächen (Wald und Gehölze) +3.1%

Unproduktive Flächen (Gewässer, Vegetationslose Flächen) -1.1%

1Stand 2011, Schweizerischer Bauernverband

Dank hohen Niederschlagsmengen und einer günstigen Niederschlagsverteilung (Schweizer Mit- telland rund 1’000 – 1’500 mm pro Jahr; langjähriges gesamtschweizerisches Mittel 1’458 mm;

Sommerniederschlagsmenge etwa doppelt so hoch wie im Winter) sind in günstigen Futterbaula- gen sehr hohe Trockenmasseerträge an Wiesenfutter möglich. Bei einer fünf- bis sechsmaligen Nutzung sind qualitativ hochwertige Trockensubstanzerträge von 120-140 dt pro ha üblich. Durch die gezielte Förderung von Leguminosen auf Naturwiesen und einer breiten Palette an qualitativ hochstehenden Klee-Gras-Mischungen für Ansaatwiesen ist der Einsatz von Stickstoff für die oben erwähnten Ertragspotenziale mit 120 – 180 kg pro Hektare und Jahr im internationalen Vergleich sehr moderat. Der Einsatz von Leguminosen wirkt sich zudem positiv auf die Versorgung der Wie- derkäuer mit betriebseigenem Futtereiweiss aus. Durch Fortschritte in der des Wiesenfutters sind heute Milchleistungsanteile durch das Wiesenfutter von über 6‘000 kg Milch pro Kuh und Laktation bzw. Flächenleistungen von über 10‘000 kg ECM/ha möglich (THOMET et al., 2008).

Strukturelle Entwicklungen der Schweizer Milchproduktion

Die Anzahl der Landwirtschaftsbetriebe belief sich im Jahr 2012 auf 56‘600 und hat sich damit in- nerhalb von zwölf Jahren um knapp 20 % reduziert. Rund 60 % der Betriebe sind dabei speziali- sierte Weideviehbetriebe und weitere 20 % mit Ackerbau kombinierte Betriebe (BFS, 2014). Vom

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strukturellen Wandel sind Betriebe mit weniger als 20 ha Nutzfläche am meisten betroffen. Hin- gegen nehmen mit Betriebe mit mehr als 50 ha Nutzfläche sehr stark zu (BFS, 2014). Die durch- schnittliche landwirtschaftliche Nutzfläche pro Betrieb beläuft sich im Jahr 2012 auf 18.6 ha, was einer Flächenausdehnung von über 30 % seit 1996 entspricht (BFS, 2014). Durch die Liberalisie- rung des Käsemarktes im Jahr 2007 und dem definitiven Ausstieg aus der Milchkontingentierung im Jahr 2009, ist der Strukturwandel in der Milchproduktion zur Folge noch stärker ausgeprägt (ERDIN, 2012). Ein Vergleich der Produzentenpreise aus dem Jahre 2000 und dem Jahr 2011 zeigt, dass der Wert der vermarkteten Milch von 64 Eurocent auf 51 Eurocent abgenommen hat, was einer Reduktion von 21 % gleichkommt (BFS, 2013). Wird die landwirtschaftliche Gesamt- rechnung betrachtet, so ist für das Jahr 2013 ein Gesamtproduktionswert von 8.2 Milliarden Euro, bei einer Nettowertschöpfung von 1.5 Milliarden Euro und einer gleichzeitigen Subventionshöhe von über 2.4 Milliarden Euro (BFS, 2014) festzuhalten. Das landwirtschaftliche Einkommen pro Betrieb lag somit bei 45‘900 Euro, pro Arbeitskraft jedoch nur bei 35‘834 Euro, wobei ein Drittel des Einkommens als ausserlandwirtschaftliches Einkommen anzusehen ist (BFS, 2013). Im Jahr 2012 produzierten 27‘140 Betriebe insgesamt 4.08 Mio t Milch. Der grösste Teil dieser Milch wurde für die Käseproduktion (42.7%) verwendet. Weitere grosse Verarbeitungskanäle sind Butter (17.0%) und Konsummilch (11.9%) (SCHWEIZER MILCHPRODUZENTEN et al., 2013). Rund ein Drittel der gesammelten Milch stammt aus silofreier Produktion. 13‘444 Betriebe liegen im Tal- und Hügelge- biet. Diese produzierten rund 2.3 Mio t der vermarkteten Milch. Mehr als die Hälfte der Milch wird durch Betriebe mit einer jährlichen Milchproduktion von 200‘000 kg und mehr produziert. Insge- samt wurden im Jahr 2012 591‘212 Kühe gemolken. Rund 70 % der Kühe werden mittlerweile in Laufställen gehalten, knapp 30 % in Melkständen gemolken (BFS, 2013).

Trotz der zunehmenden Spezialisierung und dem Trend hin zu grösseren Herden betreibt der grösste Teil der Schweizerischen Milchproduktionsbetriebe immer noch eine Mischform zwischen der Hochleistungs- bzw. der Vollweidestrategie. Meist werden die Kühe während der Vegetations- zeit auf hofnahen Flächen geweidet. Je nach Futterangebot wird die Ration im Stall mit frischem Wiesenfutter von hoffernen Natur- oder Kunstwiesen bzw. Gras- oder Maissilage und Kraftfutter ergänzt.

Bedeutung des Wiesenfutters in der aktuellen Fütterungspraxis

Ein Blick auf die Futtermittelbilanz der Schweiz zeigt, dass im 2010 rund 92 % der Trockenmasse, 90 % der Energie- und 89 % der Proteinversorgung der Raufutterverzehrer durch inländische Fut- termittel zur Verfügung gestellt wird (SBV, 2012). Die entsprechenden Werte beliefen sich in 1990 noch auf 98 % der Trockenmasse, 97% der Energie und 96% des Proteins. In Anbetracht der ge- sellschaftlichen Diskussionen um Futtermittel- bzw. Proteinimporte könnte dem Futterbau in Zu- kunft deshalb wieder eine grössere Bedeutung zukommen. Im Jahre 2012 wurden gesamthaft rund 433‘000 t Eiweissträger importiert, davon 268‘460 t Soja, bei einem Eigenversorgungsanteil an Eiweissträgern der gesamten Tierproduktion von lediglich 17.5 % (SBV, 2014). Seit den neunziger Jahren hat sich der Import von Sojaschrot von 25‘000 auf 250‘000 t mehr als verzehnfacht (BAUR, 2011), was nicht zuletzt auf die Restriktion der Verfütterung von Tiermehlen zurückzuführen ist.

Zugleich hat im Zeitraum vom 1990 bis 2009 die Milchmenge pro Kuh von knapp 5‘000 auf 6‘792 kg zugenommen, was unter anderem mit einer Steigerung der Kraftfuttermenge von 381 kg auf 824 kg pro Kuh und Jahr erreicht wurde (ERDIN und GIULIANI 2011). Der höhere Kraftfuttereinsatz und der in den letzten 30 Jahren stark gesteigerte Silomaisanbau dürfte den Anteil Wiesenfutter in der Ration somit deutlich unter die Werte aus den 80er Jahren, welche mit ca. 75 % angegeben wurden, gebracht haben (MENZI und THOMET, 1985, MENZI und GANTNER, 1987). Die Annahme, dass Betriebe mit hohen Einzeltierleistungen zugleich einen hohen Anteil an Kraftfutter verfüttern wurde jedoch gleich von zwei Schweizer Studien widerlegt (CUTULLIC et al., 2012; SCHERRER, 2009). Die Leistung aus dem Wiesenfutter bzw. der Wiesenfutteranteil in der Ration kann somit auch bei Betrieben mit hohen Milchleistungen sehr hohe Werte annehmen. An einem laufenden Projekt werden die Zusammenhänge (Leistung aus dem Wiesenfutter × Milchleistung der Tiere und Kraftfuttereinsatz × Milchleistung der Tiere) auf rund 150 Betrieben aller Höhenstufen und Ausrichtung der Fütterung (mit bzw. ohne Silagefütterung) untersucht (REIDY, 2012). Analysen der Rationszusammensetzung in der Milchviehhaltung sind zurzeit fast nur aus buchhalterischen Daten bekannt. SCHMID und LANZ (2013) haben aufgezeigt, dass in der Talzone rund 50 % der Betriebe einen Wiesenfutteranteil von rund 70 – 80 % aufweisen. Dieser steigt in der Hügelzone auf knapp 80 % und in der Bergzone auf über 90 %. Spezialisierte Milchviehbetriebe haben allge- mein einen höheren Anteil an Wiesenfutter in der Ration (ca. 80 %) als mit Ackerbau kombinierte

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Milchbetriebe (ca. 60 %). Die letztgenannten Betriebe zeichnen sich durch einen deutlich höheren Anteil an Silomais und Kraftfutter aus.

Allgemeine Grundsätze und Ausrichtung der Agrarpolitik 2014 – 2017

Die Grundlage der Schweizerischen Agrarpolitik bildet seit 1996 der Landwirtschaftsartikel der Schweizerischen Bundesverfassung. Dieser verpflichtet die Landwirtschaft für eine nachhaltige und auf den Markt ausgerichteten Produktion. Mit Inkrafttreten des Artikels im Jahre 1996 wurde die Agrarpolitik reformiert, indem Marktstützungen in Direktzahlungen umgewandelt wurden. Mit dem neuen vierjährigen Planungsrahmen der Schweizerischen Agrarpolitik von 2014 – 2017 wurde das bisherige Direktzahlungssystem wesentlich weiterentwickelt. Das Kernelement der auf Beginn 2014 eingeführten Reform besteht in einer Umwandlung bestehender Beiträge mit teilweise un- spezifischer Zielausrichtung in zielgerichtete Beiträge. Das Direktzahlungssystem differenziert deshalb neu zwischen Beiträgen für Versorgungssicherheit, Kulturlandschaft, Landschaftsqualität, Biodiversität, Produktionssysteme und Ressourceneffizienz. Mit zeitlich begrenzten Übergangsbei- trägen sollen zudem die für einzelne Betriebe teilweise drastischen Einkommenseinbussen sozial- verträglich abgefedert werden (Tabelle 2). Die unter den bisherigen allgemeinen Direktzahlungen aufgeführten umstrittenen tierbezogenen Beiträge, welche in der Vergangenheit hauptverantwort- lich für eine massgebliche Steigerung der Wiederkäuerzahlen waren und somit wesentlich zur Ent- koppelung der Milchproduktion von der betriebseigenen Futtergrundlage beigetragen haben, wer- den neu als flächenbezogene Beiträge im Rahmen der Versorgungssicherheitsbeiträge ausgerich- tet.

Tab. 2: Weiterentwicklung des Direktzahlungssystems. Bisherige (links) und neue Katego- rien/Beitragstypen (rechts) im Überblick (BLW, 2013).

Bisheriges Direktzahlungssystem Weiterentwickeltes Direktzahlungssystem Allgemeine Direktzahlungen

· Flächenbeiträge (inkl. Zusatzbeitrag für offenes Ackerland und Dauerkul- turen)

· Beiträge für die Haltung Raufutter verzehrender Nutztiere

· Beiträge für die Tierhaltung unter erschwerenden Produktionsbedin- gungen

· Allgemeine Hangbeiträge

· Hangbeiträge für Rebflächen in Steil- und

· Terrassenlagen

Übergangsbeitrag

Versorgungssicherheitsbeiträge

· Basisbeitrag

· Produktionserschwernisbeitrag

· Beitrag für die offene Ackerfläche und Dauerkulturen Kulturlandschaftsbeiträge

· Alpungsbeitrag

· Offenhaltungsbeitrag

· Hangbeitrag

· Hangbeitrag für Rebflächen

· Steillagenbeitrag

· Sömmerungsbeitrag

Landschaftsqualitätsbeitrag Ökologische Direktzahlungen

· Beiträge für den ökologischen Aus- gleich

· Beiträge nach der Öko- Qualitätsverordnung

· Beiträge für den biologischen Land- bau

· Beiträge für die extensive Produk- tion von Getreide und Raps (Exten- so-Produktion)

· Etho-Beiträge

· Beiträge für Besonders Tierfreund- liche Stallhaltungssysteme (BTS) · Beiträge für Regelmässigen Aus-

lauf im Freien (RAUS)

· Sömmerungsbeiträge

· Beiträge für Ressourcenprogramme (Stickstoff, Bodenfruchtbarkeit, Bio- diversität, Energie)

· Beiträge für den Gewässerschutz

Biodiversitätsbeiträge

· Qualitätsbeitrag

· Vernetzungsbeitrag

Produktionssystembeiträge

· Beitrag für biologische Landwirtschaft

· Beitrag für extensive Produktion von Getreide, Sonnenblumen, Eiweisserbsen, Ackerbohnen und Raps

· Tierwohlbeiträge ·BTS-Beitrag ·RAUS-Beitrag

· Beitrag für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion

Ressourceneffizienzbeiträge

· Beitrag für emissionsmindernde Ausbringverfahren

· Beitrag für schonende Bodenbearbeitung

· Beitrag für den Einsatz von präziser Applikationstechnik

· Beiträge für Ressourcenprogramme

· Beiträge für den Gewässerschutz

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Förderung der graslandbasierten Milchproduktion im Rahmen der neuen Agrarpolitik Mit einem Beitrag für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion wurde im Rahmen der Neu- ausrichtung der Agrarpolitik ein Instrument geschaffen, mit dem die standortangepasste und effizi- ente Nutzung von Wiesenfutter in der Milch- und Fleischproduktion gefördert werden soll. Es han- delt sich dabei um einen Produktionssystembeitrag (vgl. Tabelle 2) welcher als Flächenbeitrag (€/ha Grasland) entrichtet wird. Damit folgt der Ansatz der allgemeinen Umwandlung tierbezogener Beitrage (s.o.) in Flächenbeitrage und verknüpft die Intensität der Tierhaltung und Milchproduktion mit der betriebseigenen Futtergrundlage. Die Förderung der graslandbasierten Milchproduktion im Rahmen der Agrarpolitik 2014-17 wiederspiegelt die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung in der Schweiz. Sie nimmt ihren Ursprung aus einer Motion aus dem Jahr 2011 wo der Bundesrat durch das Parlament beauftragt wurde im Rahmen der Weiterentwicklung der Agrarpolitik Massnahmen vorzuschlagen, um die Milchproduktion der Schweizer Landwirtschaft wieder stärker an die be- triebseigene Futterfläche zu binden (SCHWEIZERISCHER BUNDESRAT 2011).

Die Förderung der graslandbasierten Milchproduktion wird über einen Produktionssystembeitrag erwirkt, der aktuell mit rund 164 Euro pro Hektare Grasland (Natur- und Kunstwiesen) abgegolten wird, sofern die Voraussetzungen und Auflagen erfüllt werden. Anspruch auf den Beitrag kann gel- tend gemacht werden, wenn die Jahresration aller auf dem Betrieb gehaltenen raufutterverzehren- den Nutztiere zu mindestens 90 Prozent der Trockensubstanz (TS) aus Grundfutter besteht (Ta- belle 3) und sich der Wiesenfutteranteil in Form von frischem, siliertem oder getrockneten Wiesen- futter der Jahresration auf mindestens 75 Prozent der TS für Betriebe im Talgebiet bzw. 85 Pro- zent der TS für Betriebe im Berggebiet beläuft. Nebst der Kategorie Grundfutter wird die Kategorie Kraftfutter unterschieden. Unabhängig von der Höhenlage des Betriebes darf sich der Kraftfutter- anteil auf maximal 10 % TS der Jahresration belaufen.

Tab. 3: Definition der Grundfuttermittel gemäss Anforderungen an das Förderprogramm der gras- landbasierten Milch- und Fleischproduktion (VERORDNUNG ÜBER DIE DIREKTZAHLUNGEN AN DIE LANDWIRTSCHAFT, 2013).

Kategorie Grundfutter

Wiesenfutter Dauer- und Kunstwiesen/-weiden (frisch/siliert/getrocknet)

Mais Ganzpflanzenmais (frisch/siliert/getrocknet), Mischung aus Spindel und Körnern des Mais- kolbens, Maiskolbenschrot und Maiskolbensilage ohne Lieschblätter

Saftfutter Futterrüben, Zuckerrüben, Zuckerrübenschnitzel (frisch/siliert/getrocknet), Rübenblätter, Chicorée-Wurzeln, Kartoffeln, Abgang aus Obst- und Gemüseverwertung, Biertreber Weitere Getreide-Ganzpflanzensilage, Stroh

Um beitragsberechtigt zu sein, müssen die Betriebe zudem einen nach Höhenstufe abgestuften Mindesttierbesatz an Raufutterverzehrern pro Hektare Grasland aufweisen. Wird dieser unter- schritten, werden die Beiträge anteilsmässig gekürzt. Mit der Vorgabe soll sichergestellt werden, dass das anfallende Wiesenfutter mindestens teilweise durch betriebseigene Raufutterverzehrer genutzt wird. Kontrolliert wird die Einhaltung der Anforderungen auf Basis einer gesamtbetriebli- chen Raufutterbilanz, für welche auch Maximalerträge für die verschiedenen Kategorien von Gras- land vorgegeben sind.

Erste Erfahrungen mit der Umsetzung des neuen Instrumentes zeigen, dass die Berechnung der gesamtbetrieblichen Raufutterbilanz für viele Betriebe eine grössere Herausforderung darstellt. Für Betriebe mit Milchleistungen ab 7'000 – 7’500 kg scheint die Beteiligung am Programm zudem eine enge ökonomische Gratwanderung darzustellen. Verschiedene Modellrechnungen zeigen, dass für diese Betriebe unter den aktuellen Rahmenbedingungen eine Beteiligung am Programm nicht lohnenswert erscheint, da der sinkende Erlös durch die tiefere Milchleistung kaum mit den aktuellen GMF-Beiträgen kompensiert werden kann (Rediger und Thalmann, 2013).

Möglichkeiten und Grenzen der graslandbasierten Milchproduktion in der Schweiz

Obwohl die meisten Schweizer Betriebe weder typische Hochleistungs- noch Vollweide-Betriebe sind, scheint der Wiesenfutteranteils in der Ration ein direkt kostenwirksamer Faktor zu sein. Mo- dellrechnungen von SCHMID und LIPS (2013) zeigen, dass eine Erhöhung des Wiesenfutteranteils in der Ration um ein Prozent eine ebenso grosse Erhöhung des Arbeitsverdienstes bewirkt und das bei einer gleichzeitig tieferen Milchleistung. Somit zeigt sich, dass die agrarpolitische Mass- nahme der GMF-Beiträge zugleich das Potenzial hat, das landwirtschaftliche Einkommen zu erhö-

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hen und mögliche Milchüberschüsse auf nationaler Ebene zu vermindern mag. Auf eine ähnliche Schlussfolgerung kommt HÖLTSCHI (2013), der Milchviehbetriebe in der Talzone in solche mit ho- hem bzw. tiefem Wiesenfutteranteil in der Ration klassifiziert hat.

Werden die beiden Strategien Hochleistungs- vs. Vollweide verglichen, so hat sich aus früheren Untersuchungen gezeigt, dass Betriebe mit einer hohen Einzeltierleistung und hohen Liefermen- gen einen tieferen Arbeitsverdienst erwirtschaften als Betriebe mit einer tieferen Milchleistung pro Kuh und geringeren Liefermengen (HÖLTSCHI, 2010). Dieser Sachverhalt hat sich ebenfalls in einem Grossprojekt, dem Systemvergleich Hohenrain I bestätigt (AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ, 2011). Dabei wurden die Hochleistungsstrategie und die Vollweidestrategie unter direkt vergleich- baren Bedingungen auf einem Gutsbetrieb untersucht. Über einen Bereich von 40 – 80 Rappen (d.h. 23.9 bis 65.8 Eurocent) pro kg Milch, schnitt die Vollweide-Herde bezogen auf das Landwirt- schaftliche Einkommen signifikant besser ab und produzierte unter den gegeben Praxisbedingun- gen einen Mehrgewinn von rund 9’876 Euro pro Jahr. Als wirtschaftliche Erklärung wurde dabei die zu geringe Milchleistungsdifferenz der beiden Herden von nur 2’000 kg Milch angegeben. Aufgrund des hohen Kostenumfeldes der Schweiz können dadurch keine genügend hohen Skaleneffekte erzeugt werden. Dieser Sachverhalt ist jedoch bereits mehrfach beobachtet worden. Im Projekt

„Opti-Milch“ (BLÄTTLER et al., 2004), welches diese beiden Strategien bezüglich ihrer Wirtschaft- lichkeit auf je neun Betrieben untersuchte, zeigte sich, dass die Hochleistungsbetriebe die Grös- seneffekte wegen hoher Wachstumskosten und tendenziell sinkenden Milcherlösen nur geringfügig ausnutzen können.

Auch aus ökologischer Sicht erscheint die graslandbasierte Milchproduktion einer durch Stallhal- tung basierten intensiven Milchproduktion in der Schweiz wichtige Vorteile aufzuweisen. In Rah- men einer Ökobilanzierung haben SUTTER et al. (2011) gezeigt, dass die Milchproduktion im Voll- weidebetrieb gegenüber einer TMR-basierten Stallfütterung in sieben von dreizehn untersuchten Wirkungskategorien (z.B. Klima- und Umweltschutz, Verbrauch knapper Ressourcen) besser ab- schneidet. Dies wurde vor allem auf den hohen Anteil von Mais und den damit verbunden Ver- brauch von Sojaschrot zurückgeführt. Die Abhängigkeit von externen Proteinquellen maisbetonter Betriebe wurde in einem Vergleich von Milchbetrieben der Tal- und Bergzone in der Westschweiz festgestellt (INEICHEN et al., 2014). Dabei wiesen die Talbetriebe mit rund 30 % einen knapp dop- pelt so hohen Maisanteil in der Ration auf, als flächenmässig vergleichbare Bergbetriebe. Die Eigenversorgung an Protein fiel folglich bei den Talbetrieben mit 80 % rund 10 % tiefer aus als bei den Bergbetrieben. In Anbetracht der gesellschaftlichen Diskussion um den Ersatz von Proteinträ- gern wie Soja in der Milchviehhaltung kommt der graslandbasierten Milchproduktion deshalb eine weitere wichtige Funktion bei der verbesserten Nutzung von heimischen Proteinträgern zu.

Auf Grund der Entwicklungen der Produktionskosten in der Milchviehhaltung und den tendenziell sinkenden Milcherlösen, deuten zahlreiche wissenschaftlich fundierte Studien auf eine zunehmen- de Bedeutung der graslandbasierte Milchproduktion für die Schweiz hin. Die Erforschung und lau- fende Optimierung von graslandbasierten Milchproduktionssystemen muss deshalb auch zukünftig ein Kernelement der praxisorientierten landwirtschaftlichen Forschung in der Schweiz darstellen.

Literatur 

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HÖLTSCHI, M. (2010): Kostenmanagement in der Milchproduktion – Denksport für Zukunftsbetriebe!, CH- Braunvieh Nr. 10.

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INEICHEN, S., PICCAND, V., CHEVALLEY, S., REIDY, B. et CUTULLIC. E. (2014): Autunomie alimentaire des ex- ploitations laitières dans les zones de plaine et de montagne dans l’ouest de la Suisse. Rencontre – Re- cherche – Ruminants, Paris 2014, in press.

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VERORDNUNG ÜBER DIE DIREKTZAHLUNGEN AN DIE LANDWIRTSCHAFT, Direktzahlungsverordnung, DZV (2013):

Anhang 5, Ziffer 1, Spezifische Anforderungen des Programms zur graslandbasierten Milch- und Fleisch- produktion (GMF). 1 Definition der Futtermittel und der Ration, vom 23. Oktober 2013 (Stand am 1. Januar 2014).

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Ökobilanz der graslandbasierten Milchproduktion: Stärken, Schwächen und Verbesserungspotenziale

T. Nemecek

1

, M. Alig

1

, M. Sutter

2

1

Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, Zürich, Schweiz

2

Berner Fachhochschule, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, Schweiz

thomas.nemecek@agroscope.admin.ch

Einleitung

Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche in der Schweiz besteht grösstenteils aus Grasland. Für des- sen Nutzung sind wir auf die Tierhaltung hauptsächlich durch Wiederkäuer angewiesen. Die Frage stellt sich, welche dieser Nutzungsstrategien aus Umweltsicht am besten geeignet ist. In diesem Beitrag werden zwei Strategien der Milchproduktion verglichen: eine Produktion mit einem hohen Einsatz von Kraftfutter und Futter, das auf Ackerflächen produziert wurde und eine auf Grasland fokussierte Produktion mit einem unterschiedlich hohen Weideanteil.

In der Literatur finden sich teilweise widersprüchliche Ergebnisse. Die spezifischen Methanemis- sionen pro kg Milch aus der Verdauung sinken in der Regel mit zunehmender Milchleistung und mit hoher Verdaulichkeit und Energiedichte des Futters (GERBER et al., 2010; KIRCHGESSNER, 2004), wie sie meist bei Hochleistungskühen zu finden sind. O'BRIEN et al. (2012) fand tiefere Um- weltwirkungen der graslandbasierten Milchproduktion in einer Ökobilanz-Fallstudie auf zwei expe- rimentellen Betrieben. THI TUYET HANH et al. (2013) ermittelte einen erhöhten Flächenbedarf und eine Steigerung der Treibhausgasemissionen in einer konsequentiellen Ökobilanzstudie bei der Umstellung von einer Maissilage-Ration auf ein graslandbasiertes System. ARSENAULT et al.

(2009) fand teilweise reduzierte Umweltwirkungen in einem kanadischen Weidesystem, hingegen einen höheren Flächenbedarf. Die Frage kann daher aufgrund der Literatur nicht abschliessend beantwortet werden.

Die Umweltwirkungen der graslandbasierten bzw. ackerbasierten Milchproduktion werden durch die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Ackerland und Grasland bestimmt. Deshalb wird in diesem Beitrag zuerst ein Augenmerk auf diese Unterschiede geworfen. Anschliessend werden die Ökobilanzergebnisse aus der Fallstudie Hohenrain dargestellt, gefolgt von den Ergebnissen einer Modellstudie für das Schweizer Talgebiet.

Unterschiede zwischen Ackerland und Grasland

Auf dem Ackerland ist sowohl die direkte Produktion von Nahrungsmitteln wie Kartoffeln oder Brotweizen als auch jene von Futtermitteln wie Silomais oder Kleegras möglich. Auf Flächen, wo aus klimatischen Gründen, aufgrund der Topographie oder der Bodenbeschaffenheiten eine ackerbauliche Nutzung ausgeschlossen ist, kann nur Futter für Raufutterverwerter erzeugt werden.

Allenfalls wäre eine energetische Nutzung (z.B. Biogas) oder eine stoffliche Verwertung möglich.

Die Vielfalt an möglichen Produkten ist daher im Ackerbau viel grösser. Die Hauptnutzung von Grasland erfolgt durch Wiederkäuer, wobei die Milchproduktion pro produzierte Proteineinheit deutlich effizienter und mit weniger Umweltbelastung verbunden ist als die Fleischproduktion (DE

VRIES und DE BOER, 2010). Die Intensitätsunterschiede sind im Grasland wesentlich grösser als im Ackerland. Dies schlägt sich auch in den Umweltwirkungen entsprechend nieder (NEMECEK et al., 2005; NEMECEK et al., 2011). Im Grasland werden – abgesehen von wenigen meist gezielten Her- bizidbehandlungen – wenig Pestizide eingesetzt. Im Ackerbau hingegen ist regelmässiger Pestizid- einsatz ausserhalb des Biolandbaus üblich. Die Eingriffe in den Boden sind im Ackerbau grösser;

durch reduzierte Bodenbearbeitung und Direktsaat lassen sie sich allerdings minimieren. Die Folge der Bodenbearbeitung und teilweise fehlenden Bodenbedeckung im Rahmen der Fruchtfolge ist ein höheres Risiko für Erosion und Nitratauswaschung. Die Lachgasemissionen sind stark varia- bel, aber scheinen im Ackerbau höher zu sein als im Grasland (BOUWMAN et al., 2002; REES et al., 2013). Im Rahmen einer Fruchtfolge hat eine Kunstwiese grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Bodenqualität (NEMECEK et al., 2005; OBERHOLZER et al., 2012). Das Biodiversitätspoten- zial ist auf Grasland grundsätzlich höher als auf Ackerland (JEANNERET et al., 2008; NEMECEK et

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al., 2005; NEMECEK et al., 2011). Dies gilt jedoch in erster Linie für die extensiven Flächen. Bei intensiv bewirtschaftetem Grasland ist das Biodiversitätspotenzial nicht unbedingt höher als im Ackerland. Zu beachten ist zudem, dass Ackerland für einige Organismen ein günstigeres Habitat darstellt als das Grasland. Die möglichen Biomasseerträge sind im Ackerbau höher, wobei in in- tensiv genutztem Grasland in günstigen Lagen ebenfalls sehr hohe Erträge erwirtschaftet werden können. Im Ackerbau können Futtermittel mit höherer Nährstoffkonzentration („Kraftfutter“) produ- ziert werden, was höhere Leistungen in der Milchproduktion und Mast ermöglicht. Im Grasland sind je nach Intensitätsstufe mehrere Ernten pro Jahr möglich bzw. erforderlich, was mit einem entspre- chend hohen Maschinenaufwand verbunden ist. Durch Beweidung lässt sich dieser Aufwand aller- dings minimieren. Im Ackerbau gibt es in der Regel nur eine Ernte pro Jahr. Schliesslich ist der Anteil der Leguminosen im Grasland meist höher. Im europäischen Ackerbau belegen Körner- Leguminosen nur einen sehr geringen Anteil der Fläche, wodurch ihr Potenzial für die symbionti- sche Stickstoff-Fixierung wenig genutzt wird.

Tab. 1: Grundsätzliche Unterschiede zwischen Ackerland und Grasland mit Relevanz für die Um- weltwirkungen.

Ackerland Grasland

Intensitätsunterschiede geringer hoch

Pestizid-Einsatz, Ökotoxizität mittel-hoch gering

Bodenbearbeitung ja nein

Risiko für Nitratauswaschung, Erosion mittel-hoch niedrig

Lachgasemissionen höher tiefer

Wirkung auf Bodenqualität eher negativ eher positiv

Biodiversitätspotenzial gering-mittel gering-hoch

Vielfalt an Produkten gross klein

Ertragspotenzial höher niedriger

Nährstoffkonzentration von Futtermitteln mittel-hoch gering-mittel

Ernten eine viele

Leguminosen geringer Anteil wichtig

Fallstudie Hohenrain

Auf dem Betrieb Hohenrain im Kanton Luzern wurden während den Jahren 2008 bis 2010 zwei Milchproduktionssysteme verglichen: eine stallbasierte Produktion mit einem für schweizerische Verhältnise hohen Kraftfuttereinsatz und eine weidebasierte Produktion mit einem sehr tiefen Kraft- futteriensatz. Die Charakteristiken der beiden Systeme sind in HOFSTETTER et al. (2011) sowie in Tab. 1 dargestellt. Im Versuch wurde Milch mit Silage in der Stallherde und silofreie Milch in der Weideherde erzeugt. Da die Dürrfutterzubereitung mit höheren Umweltwirkungen als die Silage verbunden ist (NEMECEK et al., 2005, wurde noch zusätzlich eine Variante „Weideherde mit Silo“

berechnet. Dabei wurde anstelle von Belüftungsheu Silage angenommen, um eine bessere Ver- gleichbarkeit mit der Stallherde zu erreichen. Die Details der Ökobilanzstudie sind in SUTTER et al.

(2013) beschrieben.

Die Unterschiede zwischen den beiden Systemen werden durch die unterschiedliche Fütterung sowie durch den Weidegang bestimmt (Abb. 1). Der grössere Kraftfuttereinsatz in der Stallherde geht mit einer höheren Ökotoxizität (aufgrund des höheren Pestizideinsatzes), einer markant höhe- ren Abholzung wegen des Einsatzes von Soja sowie wesentlich höherem Bedarf an mineralischen P- und K-Ressourcen (hier nicht dargestellt, vgl. SUTTER et al., 2013) einher. Die Weidehaltung führt zu deutlich tieferen Ammoniak-Emissionen im Vergleich zur Stallhaltung mit anschliessender Hofdüngerausbringung. Dies wirkt sich günstig für die Weideherde bei der Versauerung und der terrestrischen Ökotoxizität aus. Beim Energiebedarf und der aquatischen Eutrophierung lagen die beiden Systeme gleichauf. Der tiefere Energiebedarf für die Futterbereitstellung bei der Weideher- de wird durch den höheren Futterbedarf und den grösseren Bedarf an Stallfläche kompensiert. Die tieferen Ammoniakemissionen der Weideherde werden durch höhere Nitratverluste – hauptsäch- lich durch die grössere bewirtschaftete Fläche pro kg energiekorrigierte Milch (ECM) und die Ni- tratverluste auf der Weide – ausgeglichen. Deutlich höher fallen bei der Weideherde die Methan- emissionen sowie der Flächenbedarf aus. Die ersteren sind durch die schlechtere Futterverwer-

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tung bei der Weideherde bedingt (Tab. 2), was zu höheren spezifischen Methanemissionen pro kg ECM führt. Zudem ist auch der Remontierungsbedarf pro kg Milch höher. Der höhere Flächenbe- darf ist auf die tieferen Flächenerträge auf Weideflächen und die geringere Milchleistung zurückzu- führen. Zu beachten ist allerdings, dass bei der Weideherde vor allem Grasland genutzt wird, bei der Stallherde hingegen deutlich mehr Ackerland benötigt wird, wo Nahrungskonkurrenz zum Menschen besteht.

Tab. 2: Charakterisierung der beiden Versuchsherden. FS = Frischsubstanz (nach SUTTER et al., 2013), Futterverwertung nach HOFSTETTER et al. (2011).

Stallherde Weideherde

24 Kühe 28 Kühe

Brown Swiss / Holstein (1:1) Brown Swiss / Swiss Fleckvieh (1:1) Milchleistung 8 900 kg / Standardlaktation Milchleistung 6 074 kg / Standardlaktation Teilmischration mit Mais-/Grassilage und Proteinaus-

gleichsfutter

(Milchproduktions-Potenzial= 27kg)

Vollweide auf Kurzrasenweide Keine Silage

Kraftfutter nach Bedarf

ca. 1 100kg FS / Kuh & Laktation Kraftfutter nur zu Laktationsbeginn ca. 300 kg FS / Kuh & Laktation 0.78 kg Futter-TS/kg ECM 0.93 kg Futter-TS/kg ECM

„Siestaweide“ während

Vegetationsperiode (ca. 3 h pro Tag) Vollweide Abkalbung ganzjährig mit Häufung

von Juni bis September

Abkalbung von Februar bis April

Abb. 1: Ausgewählte Umweltwirkungen für die Milchproduktionssysteme in der Fallstudie Hohen- rain pro kg energiekorrigierte Milch (ECM). Die Balken sind jeweils auf den höchsten Wert (=100%) normiert (nach SUTTER et al., 2013).

Schliesslich erzielte die Weideherde einen Vorteil bei der Biodiversität, wo 6.7 Biodiversitätspunkte mit der Methode SALCA-Biodiversität (JEANNERET et al., 2006) erzielt wurden gegenüber 5.5 Punk- ten für die Stallherde. Durch die Beweidung wird die Heterogenität des Graslandes gefördert, was sich günstig auf die Artenvielfalt auswirkt.

Zu erwähnen ist auch, dass sich die Umweltwirkungen der Weideherde von Jahr zu Jahr verringert haben, während jene der Stallherde etwa gleich geblieben sind (SUTTER et al., 2013). Dies zeigt, dass das System der Weideherde noch ein Entwicklungspotenzial hatte.

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Stallherde Weideherde Weideherde mit Silo

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Modellstudie für eine durchschnittliche Produktion im Talgebiet

Im Rahmen des Projektes „Ökologische Bewertung ausgewählter Schweizer Landwirtschafts- produkte im Vergleich zum Import“ (ÖB-CHInt) wurde eine Modellstudie für das Schweizer Talge- biet durchgeführt (BYSTRICKY et al., 2014). Ausgehend von einem Modellbetrieb für den Betriebs- typ Verkehrsmilch / Tal / ÖLN wurden Varianten für eine ackerbasierte, eine graslandbasierte und eine weidebasierte Variante erstellt (Tab. 3). Die erstere ist der Stallherde in der Fallstudie Hohen- rain ähnlich, die letztere der Weideherde. Die Produktionsdaten beruhen zum Teil auf Modellan- nahmen und zum Teil auf in der Praxis erhobenen Kennzahlen (BYSTRICKY et al., 2014). Die Cha- rakteristiken der verschiedenen Systeme wurden mit Experten verifiziert.

Tab. 3: Charakteristiken der untersuchten Fütterungsvarianten.

Fütterungs- variante

Milch- leistung

Futter von Grünland- flächen

Futter von Ackerflächen Gras-

silage

Dürr- futter

Weide- gras

Mais- silage

Kraft- futter Ackerbasiert

(Mais-/ Kraftfut- ter- betont)

9 000 kg je Kuh

40 % 5 % 5 % 30% 20 % der aufgenom- menen Energie 42 % 6 % 5 % 30 % 17 % der TS-Aufnahme1) Grasland-basiert 6 000 kg je

Kuh mindestens 90 % max. 10 % der TS-Aufnahme Weidebasiert 6 000 kg je

Kuh min. 50 % max. 10 % der TS-Aufnahme

1) Annahme: Grassilage 6.0, Weidegras 6.2, Heu 5.4 Maissilage 6.3, Kraftfutter 7.6 MJ NEL/kg TS

Grundsätzlich zeigt sich ein ähnlicher Trend wie bei der Fallstudie Hohenrain; bei den Kategorien Treibhauspotenzial, Flächenbedarf, Abholzung, aquatische Eutrophierung P und der terrestrischen Ökotoxizität fällt der Vergleich ähnlich aus, wie in der Studie Hohenrain (Abb. 2). Bei einigen ande- ren Umweltkategorien fällt der Vergleich hingegen für die ackerbasierte Variante günstiger aus, als bei der Fallstudie Hohenrain. Beispielsweise bei den Kategorien Energiebedarf, Versauerung, ter- restrische und aquatische Eutrophierung N sowie der aquatischen Ökotoxizität schneidet die ackerbasierte Variante günstiger ab. Die Futterverwertung liegt mit 0.81 kg TS/kg Milch bei der ackerbasierten Variante ähnlich wie bei der Stallherde in Hohenrain; ist bei den grasland- und wei- debasierten Varianten hingegen mit 1.01 kg TS/kg Milch schlechter als bei der Weideherde in Ho- henrain.

Diskussion

Die Ökobilanz-Ergebnisse der Fallstudie Hohenrain fielen in der Tendenz günstiger für die Weide- variante aus. Dies deutet darauf hin, dass die Verhältnisse beim Betrieb Hohenrain für die Weide- herde besonders günstig lagen. Der Standort Hohenrain ist für Graswachstum optimal und weist hohe Erträge im Futterbau auf. Zudem ist der Betrieb arrondiert und eignet sich gut für die Weide- führung. Diese Ergebnisse lassen sich nicht ohne weiteres auf den schweizerischen Durchschnitt übertragen.

Die zwei Hauptschwachpunkte des Vollweidesystems aus Umweltsicht sind seine höheren Me- thanemissionen sowie sein höherer Flächenbedarf. Beim Flächenbedarf ist zu beachten, dass es sich zum grössten Teil um Grasland handelt und die benötigte Ackerfläche deutlich geringer ist.

Die Nutzung von Grasland kann durchaus erwünscht sein, da kaum alternative Nutzungen inner- halb der Landwirtschaft bestehen. Bezüglich der Methanemissionen besteht noch Forschungsbe- darf. Die Methodik gemäss IPCC (2006) geht von einer konstanten Verlustrate von 6.5% der Brut- to-Energie in Form von Methan aus. Eine breit angelegte statistische Analyse von RAMIN undHUH- TANEN (2013) bestätigte, dass der Methanausstoss aus der Verdauung der Wiederkäuer stets eine hohe Korrelation mit der aufgenommenen Futtermenge aufwies, durch Einbezug weiterer Parame- ter lässt sich die Schätzung allerdings verbessern. O'NEILL et al. (2011) ermittelte tiefere Methan- emissionen pro kg aufgenommenes Futter und sogar pro kg ECM in einem Raigras-Weidesystem im Vergleich mit einer Total-Mischration. In jener Studie war allerdings die Futterverwertung in bei-

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den Systemen gleich hoch. Dies zeigt die Bedeutung der Futterverwertung für das Treibhaus- potenzial.

Um die Milchproduktion in Vollweidesystemen in Zukunft zu verbessern, muss der Produktivität und Effizienz besondere Beachtung geschenkt werden. Die Tatsache, dass sich die Ergebnisse der Weideherde in Hohenrain von Jahr zu Jahr verbessert haben weist darauf hin, dass ein be- trächtliches Optimierungspotenzial besteht. Weitere Anstrengungen sind notwendig, um die Um- weltwirkungen dieses Systems zu vermindern.

Die hier präsentierten Ergebnisse stammen aus einer einzelnen Fallstudie, die nur eine begrenzte Repräsentatitivität hat sowie aus einer Modellstudie, welche nicht alle Aspekte berücksichtigen kann. Für einen abschliessenden Vergleich braucht es Ökobilanzstudien auf einer repräsentativen Stichprobe von Praxisbetrieben.

Abb. 2: Ausgewählte Umweltwirkungen für die ackerbasierte, graslandbasierte und weidebasierte Milchproduktion in der Schweiz pro kg Milch. Die Balken sind jeweils auf den höchsten Wert (=100%) normiert.

Schlussfolgerungen

Milchproduktion in einem Vollweidesystem weist tiefere Ökotoxizität, Bedarf an mineralischen Res- sourcen P und K, Abholzung sowie Bedarf an Ackerfläche auf. Der gesamte Flächenbedarf liegt höher und die Treibhausgasemissionen ebenfalls. Bei den übrigen Umweltkategorien gibt es teil- weise widersprüchliche Ergebnisse. Um die Umweltwirkungen des Vollweidesystems noch weiter zu senken, muss insbesondere der Effizienz (Erträge, Verlustminimierung, Futterverwertung) be- sondere Beachtung geschenkt werden.

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Ackerbasiert Graslandbasiert Weidebasiert

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Wirtschaftlichkeit von Weidehaltung und Stallhaltung im Vergleich*

C. Gazzarin

1

, M. Höltschi

2

1

Agroscope, INH Tänikon, Ettenhausen, Schweiz

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Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung BBZN, Hohenrain, Schweiz christian.gazzarin@agroscope.admin.ch

*Auszug aus Agrarforschung Schweiz 2 (9): 418-423, 2011

Problemstellung

Um im zukünftigen Milchmarkt mit voraussichtlich weniger Grenzschutz bestehen zu können, müs- sen Milchproduktionsbetriebe ihre Kosten senken und in allen Bereichen effizienter werden. In der Schweiz zeichnen sich seit einigen Jahren zwei Strategien zur Kostensenkung und Effizienzsteige- rung in der Milchproduktion ab: Die Stallhaltung mit überdurchschnittlichen Leistungen pro Kuh und intensiver Fütterung im Stall und die Vollweidehaltung mit einer hohen Milchleistung pro Hektare Weidefläche durch Vollweidesystem und saisonaler Abkalbung im Frühling.

Um das wirtschaftliche Potential der beiden Produktionssysteme zu vergleichen, ist eine betriebli- che Betrachtung notwendig, damit Schlussfolgerungen für die Praxis abgeleitet werden können.

Versuchsanlage und Vorgehen

Im Projekt „Systemvergleich Milchproduktion Hohenrain“ konnten unter weitgehend homogenen Bedingungen beide Systeme, Stallhaltung und Vollweide, verglichen werden. Dazu wurden die Milchkühe des Gutsbetriebs des Bildungszentrums Natur und Ernährung in Hohenrain in zwei Gruppen unterteilt. Hinsichtlich Fläche und Betriebsmanagement hat die Versuchsanalage optima- le Vergleichsbedingungen ermöglicht. Detaillierte Angaben zum Projekt sind in HOFSTETTER et al.

(2011) enthalten.

Während der dreijährigen Versuchsdauer (2008–2010) erfolgte eine getrennte Buchhaltung für die beiden Herden, die alle Leistungen, Direktkosten und Strukturkosten im elektronischen Kassabuch Agro-Twin Cash (Version 1.70) erfasste. Innerhalb der Buchhaltung wurden die einzelnen Positio- nen der Betriebszweige so weit als möglich nach dem Verursacherprinzip den zwei Produktions- systemen zugeteilt. Schliesslich wurde für beide Herden eine vollständige Kostenrechnung erstellt.

Der Abschluss der Buchhaltung wurde durch die AGRO-Treuhand Sursee (LU) vorgenommen.

Vollkostenrechnung

Die Vollkostenrechnung basiert auf der Methode wie sie von IFCN (International Farm Comparison Network), EDF (European Dairy Farmers) und bisher auch von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART angewandt wird. Hierbei wird das System Milchproduktion mit allen Koppelprodukten (Schlachtvieh- und Zuchterlöse) bzw. -leistungen (Direktzahlungen) gesamthaft mit den entsprechenden Kosten- und Leistungspositionen erfasst. Die Ergebnisse werden dann mit der gesamten Milchproduktion ins Verhältnis gesetzt. Für die Simulation wird das IFCN- Simulationsmodell TIPICAL verwendet (HEMME, 2000). Damit lassen sich die Kosten und Leistun- gen eines Milchproduktionssystems detailliert mit Hilfe eines Preis-Mengen-Gerüstes erfassen. Die damit erreichte transparente Darstellung ermöglicht so auch diverse Szenarien- und Varianten- rechnungen.

Zuteilung der Kosten und Leistungen

Für die Berechnungen wurden die Versuchsergebnisse der Stall- und Weideherde je einem fiktiven Betrieb (Modellbetrieb) zugeordnet, was eine betriebliche Betrachtung ermöglicht. Die Betriebe – fortan mit dem Kürzel SH-24 (Stallherde mit rund 24 Kühen) und WH-28 (Weideherde mit rund 28 Kühen) bezeichnet – verfügen über eine Nutzfläche von je rund 12 Hektaren (exkl. Ökoflächen), wobei die Stallherde darauf auch ein Teil des Kraftfutters (Energieausgleichsfutter) produziert.

Die eigentliche Zuteilung erfolgte bereits weitgehend in der Buchhaltung. Für einzelne Kostenposi- tionen, insbesondere für Strukturkosten, musste der Aufteilungsschlüssel mittels diverser Kalkula- tionsprogramme über Standardwerte hergeleitet werden: Beim Gebäude errechneten sich die In- vestitionen auf Basis von korrigierten Preisen des ART-Preisbaukastens (HILTY et al., 2007). Die Berechnung erfolgte zweistufig über ein stalltypen-basiertes Kalkulationsprogramm (GAZZARIN und

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HILTY, 2002) und über das Simulationsmodell für Milchproduktionssysteme „PARK“ (GAZZARIN et al., 2004), in dem Futterlagerung, Sommerfütterung, Kuhtyp und Melksystem entsprechend be- rücksichtigt werden. Die Abschreibedauer wurde auf 35 Jahre festgelegt. Während für die Ab- schreibung und den Gebäudeunterhalt die berechnete Investition zugrundegelegt wird, errechnen sich die Kapitalkosten basierend auf einer fixen Verbindlichkeit von CHF 500 000.–, die gemäss den Investitionsunterschieden zugeteilt wurden (Stallherde 43 %, Weideherde 57 %).

Die Quantifizierung der Arbeitszeit erfolgte einerseits über Messungen, sowohl aus dem Versuch als auch auf vergleichbaren Betrieben aus Arbeitskreisen, die dann in ein Kalkulationsprogramm integriert wurden. Andererseits liess sich die Arbeitszeit aufgrund der entsprechend vorhandenen technischen Ausstattung manuell mit Hilfe des Arbeitsvoranschlages (STARK et al., 2009) berech- nen. Die unterschiedlichen Berechnungsansätze kamen zu einem identischen Arbeitszeitverhältnis von 53 % für die Stallherde und 47 % für die Weideherde.

Die Maschinenkosten basieren auf dem bestehenden Maschinenpark, sowohl bei den fixen als auch bei den variablen Kosten. Die Abschreibungen sind gemessen an der Grösse des Gutsbe- triebs eher unterdurchschnittlich, sodass er für die rund halb so grossen Modellbetriebe zu 100 % übernommen wurde. Für den Weidebetrieb wurden hingegen keine Ackerbaumaschinen zugeteilt.

Die Allokation der variablen Maschinenkosten wie Unterhalt, Reparaturen und Treibstoffverbrauch ermittelte sich aufgrund der erhobenen Traktorstunden (Verhältnis 76 % für Stallherde und 24 % für Weideherde).

Bei den Stromkosten erfolgte aufgrund der Heubelüftung eine Allokation von 30 % (Stallherde) und 70 % (Weideherde).

Für die Berechnung der Landkosten (Pachtzinsen) gilt für beide Herden die Annahme von 50 % Pachtland à CHF 800.– je Hektare. Die übrige Hälfte wird zudem mit dem gleichen Betrag als Op- portunitätskosten in die eigenen Strukturkosten eingerechnet.

Die Zuteilung der Kontingentskosten basiert auf der effektiven Milchproduktion, während für Was- ser und Aufzuchtkosten (Kälber) die Kuhzahl massgebend war. Die übrigen fixen allgemeinen Be- triebskosten (Telefon, Weiterbildung, Versicherung etc.) wurden auf beiden Herden zu je 80 % zugeteilt.

Bei den variablen Kosten sind die Kosten für das Ergänzungsfutter in der Ausgangsvariante bei der Stallherde so berechnet, dass mit den Verkaufserlösen der Ackerprodukte (Futterweizen und Körnermais) die Kosten für den Kraftfutterzukauf verbilligt wurden. Dafür sind die variablen Kosten dieser Ackerkulturen der Stallherde entsprechend belastet worden.

Simulationen

Als jährliche Erfolgsgrössen für den Vergleich dienen primär das Einkommen aus der Milch (Leis- tungen abzüglich Fremdkosten) sowie die effektive Arbeitsverwertung je Stunde (Leistungen ab- züglich Selbstkosten ohne kalkulierte Arbeitskosten dividiert durch die Anzahl benötigte Arbeits- stunden). Mit Hilfe des Simulationsmodells TIPICAL werden basierend auf der Ausgangsvariante verschiedene Szenarien und Verfahren simuliert.

Als wichtigste Einflussgrösse für das Einkommen gilt der Milchpreis. Dieser soll über einen Bereich von 40 bis 80 Rappen variiert und die Einkommensentwicklung entsprechend abgebildet werden.

Die Kosten werden dabei der Einfachheit halber konstant gehalten.

Im Weiteren werden der Ausgangsvariante zwei neue Verfahrensvarianten gegenübergestellt:

- Stallherde mit voller Auslastung der Nutzfläche (100 % Kraftfutterimport) - Weideherde mit Silagefütterung

Ergebnisse

Ausgangsvarianten (SH-24 / WH-28)

Tab. 1 zeigt die Ergebnisse. Die ersten beiden Spalten (SH-24; WH-28) betreffen die Ausgangsva- riante, auf die zuerst eingegangen wird. Die beiden Spalten rechts werden in den Folgekapiteln

„Variante 1“ und „Variante 2“ besprochen.

Bei den Leistungen erwirtschaftet die Stallherde insgesamt höhere Produkterlöse, was in erster Linie durch die höhere Milchproduktion bedingt ist. Mit fast vier Kühen weniger werden auf der gleichen Fläche 18 % mehr Milch produziert. Die Weideherde macht den tieferen Milcherlös aber durch höhere Nebenerlöse (Schlachtkühe, Kälber) und höheren Direktzahlungen (mehr Kühe) wie- der mehr als wett und erreicht so eine um fast 2 Rappen höhere Gesamtleistung je Kilogramm Milch.

(20)

19 Tab. 1: Ergebnisse

Ausgangsvarianten Variante 1 Variante 2

SH-24 WH-28 SH-28 WH-28s

Produzierte Milchmenge (Tonnen /

Jahr) 194.11 165.21 223.41 165.21

Anzahl Kühe 24.3 27.9 27.9 27.9

Erlöse (CHF / 100 kg Milch)

Summe Produkterlöse inkl.

Kälber / Schlachtvieh 74.0 72.8 74.5 72.8

Direktzahlungen 15.5 18.6 14.3 18.6

Total Erlöse 89.5 91.4 88.9 91.4

Direktkosten (CHF / 100 kg Milch) SH-24 WH-28 SH-28 WH-28s zugekauftes Futter Milchprod. 10.0 5.7 12.7 5.0

Tierarzt und Medikamente 5.8 5.2 5.8 5.2

Besamung 1.4 1.4 1.4 1.4

Tierarzt Aufzucht 0.5 0.7 0.5 0.7

Einstreu 0.7 0.6 0.7 0.6

Diverse Direktkosten / Sömmerungs-

gelder / Lieferrechte 5.2 5.6 5.4 5.6

Tierzukauf 10.4 11.1 10.4 11.1

Total Direktkosten Tiere 34.0 30.5 37.1 29.8

Direktkosten Futterproduktion 3.9 3.8 2.3 3.8

Strukturkosten fremd (CHF/100 kg

Milch) SH-24 WH-28 SH-28 WH-28s

Unterhalt Maschinen 2.4 0.9 2.4 0.9

Unterhalt Gebäude 1.2 2.0 1.2 1.5

Lohnunternehmer 11.8 0.9 11.7 3.0

Machinenmiete 2.1 0.4 2.1 0.4

Diesel 1.7 0.6 1.6 0.6

Strom, Wasser 2.7 6.3 2.4 3.3

Diverse Kosten (Telefon,

Steuern, Buchhaltung etc.) 1.8 2.0 1.5 2.0

Total fremde Sachkosten 23.6 13.1 23.0 11.8

Arbeitskosten (fremd) 0 0 0 0

Pachtzins 2.4 2.9 2.1 2.9

Schuldzinsen 4.2 6.6 4.0 5.4

Total Faktorkosten (fremd) 6.6 9.5 6.1 8.3

Abschreibung Maschinen 6.7 7.1 5.8 7.1

Abschreibung Gebäude 5.9 9.4 5.5 7.2

Total Abschreibungen 12.6 16.5 11.3 14.3

Total Fremdkosten 80.7 73.4 79.9 67.9

(21)

20 Strukturkosten eigen (CHF/100 kg

Milch)

Land 2.4 2.9 2.1 2.9

Arbeit 36.8 38.4 33.5 39.0

Kapital 0.8 0.8 0.6 0.7

Total 40 42 36 43

Unternehmergewinn -31 -24 -27 -19

Einkommen Milch

(CHF/Jahr) 16'974 29'710 19'991 38'750

Arbeitszeitaufwand

(Akh/Jahr) 2'553 2'268 2'670 2'300

Arbeitsproduktivität (kg Milch/Akh) 76 73 84 72

Arbeitsverwertung (CHF/h) 5.3 10.5 6.3 14.4

Hinsichtlich der Direktkosten weist die Stallherde insbesondere beim Futterzukauf deutlich höhere Kosten auf, während sich die übrigen Kostenpositionen weniger stark unterscheiden. Diese liegen bei der Stallherde absolut betrachtet zwar oft höher, können aber durch die grössere Milchproduk- tion weitgehend wieder „verdünnt“, das heisst auf die Menge verteilt werden.

Grössere Differenzen sind bei den Strukturkosten auszumachen, vor allem was den Maschinenbe- reich betrifft (inkl. Lohnarbeiten). Hierbei stechen insbesondere die hohen Kosten für Lohnunter- nehmen ins Auge. Diese resultieren aus dem allgemein deutlich höheren Konservierungsaufwand, dem Silomais-Anbau und der Siloballenproduktion, deren Kosten alle einen hohen Anteil für Lohn- unternehmen aufweisen. Dagegen hat die Weideherde aufgrund der silofreien Fütterung klar höhe- re Gebäudekosten und, daraus folgend, auch höhere Kapitalkosten – primär infolge des Dürrfutter- lagers.

Die Kostennachteile der Stallherde bei den Maschinen wiegt jedoch schwerer als der höhere Ge- bäudeaufwand für die Weideherde, sodass diese bei den fremden Strukturkosten mit gut 39 Rap- pen fast vier Rappen günstiger liegt als die Stallherde (rund 43 Rappen). Insgesamt resultiert bei den Fremdkosten ein Kostenvorteil für die Weideherde von knapp 8 Rappen je Kilogramm Milch (69.6 Rappen zu 77.2 Rappen).

Bei den eigenen Strukturkosten, insbesondere bei den Arbeitskosten produziert die Stallherde trotz der umfangreichen Konservierung und Stallfütterung leicht günstiger als die Weideherde, nämlich um 1.6 Rappen. Auch hier spielt wieder der Vedünnungseffekt eine Rolle, muss doch für die Stall- herde knapp 300 Stunden mehr Arbeit aufgewendet werden. Im Weiteren ist der Kostenvorteil auch auf die maschinelle Rationalisierung mit dem Futtermischwagen zurückzuführen, die sich entsprechend bei den Maschinenkosten bemerkbar macht. Die Arbeitsproduktivität (kg Milch pro AKh) ist für beide Herden nahezu gleich hoch.

Mit leicht höheren Leistungen und deutlich tieferen Fremdkosten lässt sich mit der Weideherde schliesslich ein höheres Einkommen erzielen als mit der Stallherde. Das Mehreinkommen liegt bei rund CHF 12 000.–. Aufgrund des geringeren Arbeitszeitaufwandes wird mit der Weideherde zu- dem eine fast doppelt so hohe Arbeitsverwertung erzielt.

Mehr Risiko mit der Stallherde

Da der Milchpreis für das Ergebnis eine entscheidende Rolle spielt, soll dieser über einen Bereich von 40 bis 80 Rappen simuliert werden. Abb. 1 zeigt das Einkommen in Abhängigkeit des Milch- preises. Je steiler die Kurve, desto eher ist das Ergebnis vom Milchpreis abhängig. Dabei ist er- sichtlich, dass die Stallherde eine steilere Kurve aufweist und somit auch einem höheren Milch- preis-Risiko ausgesetzt ist. Milchpreise unter 60 Rappen können mit der Stallherde kaum noch verkraftet werden (das Einkommen sinkt unter null). Dagegen hat die Weideherde einen höheren Erlösanteil der Nebenprodukte (Kälber) und der Direktzahlungen und hat im Falle tiefer Milchpreise auch einen Diversifizierungsvorteil.

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