Der Beitrag von A. Jürgens- Becker et al. impliziert, daß eine primäre Therapie der traumatischen Armplexusläsion durch „spezialisier- te neurochirurgische Abteilungen“
durchgeführt werden sollte. Diese Aussage ist sicher in der bestehenden Form zu eindimensional und wird dem komplexen Problem der Arm- plexusläsion nicht gerecht.
Vielfach handelt es sich bei die- sen Verletzungen nicht um chirur- gisch reparierbare oder rekonstruier- bare Nervenläsionen, und die thera- peutischen Alternativen zur Verbes- serung der Funktion und damit auch der Lebensqualität des Patienten lie- gen in sogenannten motorischen Er- satzoperationen oder auch im Aus- nahmefall in Arthroplastiken von Schulter-, Ellenbogen- und Handge- lenken.
Diese Gründe lassen eine primärchirurgische Therapie in pla- stisch-chirurgischen Abteilungen be-
ziehungsweise spezialisierten Hand- chirurgien als wesentlich sinnvoller erscheinen. In diesen Abteilungen ist nicht nur das mikrochirurgische
„Know-how“ vorhanden, um primäre Nervenrekonstruktionen und Ner- venkoaptationen durchzuführen, son- dern gleichzeitig das gesamte Spek- trum motorischer Ersatzoperationen verfügbar. Der Wert dieses Konzeptes wird um so deutlicher, wenn man die wesentlichen Pionierarbeiten zur Ple- xuschirurgie betrachtet, die aus Hand- und Plastischen Chirurgien stammen.
Literatur
1. Bunnel S: Restoring flexion paralytic el- bow. J Bone Jt Surg 1951; 33 A: 566–571.
2. Leffert RD: Brachial plexus injuries. New York: Churchill Livingstone, 1995; 193–210.
3. Millesi H: Brachial plexus injuries. Mana- gement and results. Clinics in Plastic Sur- gery 1984; II (I): 115–120.
4. Tsai TM, Kalisman M, Burns J, Kleinert HE: Restoration of elbow flexion by pecto- ralis major and pectoralis minor transfer. J Hand Surg (Am) 1983; 7: 186–190.
Prof. Dr. med. G. Germann Abteilung für
Verbrennungen, Plastische und Handchirurgie der
Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Ludwigshafen 67071 Ludwigshafen
Offensichtlich stört Herrn Kolle- gen Germann das Wort „neurochirur- gische“ Abteilung. Wenn man aber
von „spezialisierter neurochirurgi- sche Abteilung“ spricht, soll damit ge- meint sein, daß es sich um eine Abtei- lung handelt, die sich speziell mit der Nervenchirurgie des Plexus brachialis beschäftigt. Es ist nicht mehr zeit- gemäß, bestimmte Erkrankungen als die Domäne nur eines Fachgebietes zu betrachten. Vielmehr sollten alle notwendigen Fächer herangezogen werden, um eine Erkrankung so opti- mal wie möglich versorgen zu kön- nen. Aus unserer Sicht gibt es leider sehr wenige Neurochirurgen, Or- thopäden, Plastische und Handchirur- gen, die sich mit der speziellen Pro- blematik der Plexuschirurgie in größerem Umfang beschäftigen. Es wäre wünschenswert, wenn speziali- sierte Abteilungen aller drei genann- ten Fachbereiche mit ihrem Know- how zur Verfügung stehen würden, um diesen vom Schicksal sehr getrof- fenen Patienten helfen zu können.
Die interdisziplinäre Zusam- menarbeit zwischen den oben ge- nannten Fachbereichen hat uns hier in Hannover geholfen, unsere Kon- zepte deutlich zu verbessern. Daraus resultierend wissen wir heute, daß je- der Patient mit einer Plexus-brachia- lis-Schädigung innerhalb der ersten sechs Monate große Chancen hat, durch nervenchirurgische Maßnah- men gewisse Funktionen wieder zu erreichen, wobei plastisch-chirurgi- sche und orthopädische Maßnahmen dann komplementär eingesetzt wer- den können.
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Madjid Samii Dr. med. Anne Jürgens-Becker Neurochirurgische Klinik Krankenhaus Nordstadt Haltenhofstraße 41 30167 Hannover
A-1733
M E D I Z I N DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 25, 20. Juni 1997 (57)
Therapie traumatischer Armplexusläsionen
Hand- und Plastische Chirurgie gefordert
Zu dem Beitrag von
Dr. med. Anne Jürgens-Becker, Dr. med. Götz Penkert und Prof. Dr. med. Dr. h.c.
Madjid Samii in Heft 49/1996
Schlußwort
Radiotherapie der Hypophyse ist vielfach die Therapie der Wahl bei Patienten mit zentralem Morbus Cushing nach nicht erfolgreicher trans- spenoidaler Mikrochirurgie. Um die Langzeitergebnisse dieser Behandlung zu bewerten, wurden 30 Patienten durchschnittlich 42 Monate nachbeob- achtet. Bei 25 (83 Prozent) davon kam
es im Zeitraum zwischen sechs und 60 Monaten zu einer Remission, die meist innerhalb der ersten beiden Jahre auf- trat. Ein Rückfall wurde bei keinem Pa- tienten beobachtet. Bei zehn Patienten konnte man einen Mangel an Gona- dotrophinen beobachten, bei vier einen Mangel an Thyreotrophin und bei ei- nem eine Kortikotrophin-Defizienz.
Die Autoren betrachten die Radiothe- rapie der Hypophyse als eine effektive und gut verträgliche Behandlung. silk Estrada J et al.: The long-term outcome of pituitary irradiation after unsuccessful transsphenoidal surgery in cushing’s di- sease. N Engl J Med 1997; 336: 172–177.
Dr. Estrada, Servicio de Endocrinologia, Clinica Puerto de Hierro, San Martin da Porres 4, 28035 Madrid, Spanien.