Aus Bund und Ländern
Rehakliniken: Keine kombinierten Budgets
BONN. Erhebliche Be- denken gegen sogenannte kombinierte Klinikbudgets für die Akutversorgung und die Rehabilitation hat Karl Jung, Vorsitzender des Bun- desausschusses der Ärzte und Krankenkassen. Anläßlich einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation bezeichnete der ehemalige beamtete Staatssekretär des Bundesministeriums für Ar- beit und Sozialordnung die- sen Schritt als falsch. Akut- Krankenhäuser und Reha- bilitationskliniken hätten grundverschiedene Aufgaben und wendeten dabei unter- schiedliche Behandlungsver- fahren und Therapien an.
Karl Jung: „Rehabilitation geht weit über ärztliche Be- handlung und Krankenpflege hinaus.“ Die bestehenden Differenzierungen dürften deshalb auch unter dem Druck knapper finanzieller Ressourcen nicht verwischt
werden. EB
Arzneimittel: Ärzte im Osten verordnen nicht unwirtschaftlicher
BERLIN. Die ostdeut- schen Ärzte verhalten sich bei der Verordnung von Arz- neimitteln nicht unwirtschaft- licher als ihre Kollegen im Westen. Das geht aus zwei Studien des Berliner Institu- tes für Gesundheits- und So- zialforschung und des Frank- furter Institutes für Medizini- sche Statistik hervor.
Bei vielen Erkrankungen verordneten die ostdeutschen Ärzte sogar weniger als die westdeutschen. Für Herz- Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes lägen die Aufwen- dungen dagegen um bis zur Hälfte höher. Grund dafür sei, daß diese Erkrankungen in den neuen Ländern weiter verbreitet seien. Dort stürben rund 25 Prozent mehr Men- schen daran als im Westen.
Viele Arzneimittelgruppen würden im Osten deutlich sel- tener verordnet als im We- sten, darunter Laxantien, Mi- neralstoffpräparate, Schild- drüsentherapeutika, Husten- und Erkältungspräparate so- wie Homöopathika. Eine Tendenz zu neuen und teure- ren Präparaten sei nicht fest- stellbar. Für Andreas Lau-
kant, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik der No- vartis Pharma GmbH, die die Studien in Auftrag gegeben hatte, müssen diese Unter- schiede im Gesundheitszu- stand der Bevölkerung in Ost und West künftig auch bei der Festlegung von Arzneimittel- budgets und Richtgrößen berücksichtigt werden. HK
A-1890 (18) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 31–32, 3. August 1998
P O L I T I K NACHRICHTEN
Koordinationsstellen Psychotherapie
MÜNCHEN. In den ver- gangenen sechs Monaten ha- ben die acht Koordinations- stellen Psychotherapie der Kassenärztlichen Vereini- gung Bayerns (KVB) in rund 6 300 Fällen freie Therapie- plätze vermittelt. Sie haben sich nach Auffassung der KVB als nützliche Serviceein- richtungen bewährt und fin- den hohe Akzeptanz bei Ärz- ten und Patienten.
Die KVB hatte die Koor- dinationsstellen vor einem Jahr etabliert. Patienten kön- nen dort die niedergelassenen ärztlichen oder berechtig- ten nichtärztlichen Psycho- therapeuten in ihrer Region erfragen und sich über Thera- pieverfahren und freie Plätze informieren. Der Service ist kostenlos, der Datenschutz wird gewahrt. Ziel ist es, für alle behandlungsbedürftigen Patienten schnellstmöglich einen anerkannten Therapie- platz zu finden.
Eine solche Serviceein- richtung hat auch die
Kassenärztliche Vereinigung Nord-Württemberg einge- richtet. Im ersten Halbjahr 1998 vermittelte sie mehr als 300 Patienten einen Thera-
pieplatz. SG
Arbeitsvertragsmuster für Arzthelferinnen
KÖLN. Die Bundesärzte- kammer empfiehlt den nie- dergelassenen Ärzten, ihr Arbeitsvertragsmuster beim Vertragsabschluß mit Arzt- helferinnen zu verwenden.
Die Manteltarifverträge für Arzthelferinnen seien nicht für allgemeinverbindlich er- klärt worden, so daß die ta- riflichen Bestimmungen nur kraft Vereinbarung zwischen Arzt und Arzthelferin gel- ten.
Das Arbeitsvertragsmu- ster orientiert sich an den Mindestinhalten des Mantel- tarifvertrages, ohne jede Be- stimmung ausdrücklich zu übernehmen. Es kann über den Deutschen Ärzte-Verlag GmbH, Köln, bezogen wer- den (Tel 0 22 34/70 11-1). EB
g g g ( )
200——————————————————————————————————
150——————————————————————————————————
100——————————————————————————————————
50——————————————————————————————————
0——————————————————————————————————R R R R R R R R R R R R R R R R R R R R 1970 1975 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997
Leistungsausgaben insgesamt Ausgaben für Vertragsärzte
Leistungsausgaben der GKV insgesamt und Ausgaben für die Vertragsärzte (in Mrd. DM)
1970 betrugen die Leistungsausgaben in der Gesetzlichen Krankenversicherung noch rund 30 Milliarden DM, 1980 rund 80 Milliarden DM und 1997 rund 190 Mil- liarden DM. Die Ausgaben für die ambulante ärztliche Tätigkeit (untere Linie in der Grafik) hat dagegen einen wesentlich gemäßigteren, fast linearen Verlauf.
Quelle: Grunddaten zur vertragsärztlichen Versorgung, Hrsg. KBV, Köln 1997
Passivrauchen als krebserzeugend eingestuft
BONN. In einer Empfeh- lung an Bundesarbeitsmini- ster Norbert Blüm (CDU) zur Verbesserung des Arbeits- schutzes hat die Deut- sche Forschungsgemeinschaft (DFG) Passivrauchen als
„krebserzeugend für den Menschen“ eingestuft. Mehr als 30 epidemiologische Stu- dien zeigten, daß Passivrau- cher ein höheres Lungen- krebsrisiko haben als Nicht- exponierte. Zugleich hat die DFG die gesundheitlichen Risiken einer berufsbeding- ten Exposition gegenüber Ethanol neu bewertet. Etha- nol wurde als krebserzeugen- der Arbeitsstoff eingestuft, bei dem unterhalb des neu festgesetzten MAK-Wertes von 500 ml/m³ „kein nennens- werter Beitrag zum Krebsrisi- ko für den Menschen zu er-
warten ist“. SG
Deutsch-Chinesische Gesellschaft
tagt in Kanton
KÖLN. Die 13. Ärzteta- gung der Deutsch-Chinesi- schen Gesellschaft für Medi- zin und ihrer chinesischen Partnergesellschaft findet vom 22. bis 25. September in Kanton statt. Auf Wunsch des Gesundheitsministers der Volksrepublik China, Zhang Wen Kang, ist das Schwer- punktthema des diesjährigen Kongresses „HIV-Infektion und AIDS-Krankheit – Prä- vention und Therapie“. Dazu soll den chinesischen Ärzten und Wissenschaftlern das deutsche Konzept nahege- bracht werden. Die Situation in der Volksrepublik China mit nahezu exponentiell an- steigenden Neuinfektionsra- ten an AIDS erfordere schnelles Handeln.
Interessenten können sich wenden an: Deutsch-Chine- sische Gesellschaft für Me- dizin, Herbert-Lewin-Straße 1–3, 50531 Köln, Telefon 02 21/40 04-4 41. EB